Ist Mitgefühl manchmal nur ein schönes Wort dafür, dass wir keine klaren Grenzen setzen? Wo endet echtes Mitgefühl im buddhistischen Sinne und wo beginnt der Selbstbetrug?
Mitgefühl als Selbstbetrug
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Was du mit Selbstbetrug in diesem Zusammenhang meinst solltest du etwas ausführen.
Zum Beispiel Vermeidungs-Mitgefühl: Man sagt sich: „Ich will niemanden verletzen“, meint aber oft: „Ich halte Konflikte nicht aus.“
Das Mitgefühl dient dann dazu, die eigene Angst vor Ablehnung, Schuld oder Unruhe zu verdecken.
Oder Helfer-Identität: Man fühlt sich als „der Mitfühlende“, „der Spirituelle“. dukkha des anderen wird – unbewusst – gebraucht, um das eigene Selbstbild aufrechtzuerhalten. Das ist kein echtes Mitgefühl, sondern Bindung an ein Ich-Ideal.
Oder Verwechslung von Mitgefühl und Zustimmung: Echtes Mitgefühl bedeutet nicht, destruktives Verhalten zu dulden oder zu bestätigen. Manchmal ist eine klare Grenze, ein Nein oder sogar Rückzug die mitfühlendste Handlung für beide Seiten.Wo endet echtes Mitgefühl? Wo es dukkha vermehrt.
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Mit buddhistischem Mitgefühl ist meiner Meinung die Fähigkeit gemeint, von seinem eigenen Ego abzusehen und zu erkennen, wie stark derjenige, der Mitgefühl verdient, in seinem eigenen Ego verfangen ist. Dazu braucht es nicht mehr, als einen kleinen Schritt von sich selbst zur Seite zu treten. Und den anderen zu betrachten.
Beim Mitleid leiden wir mit und verstricken uns selbst.
So habe ich es immer verstanden.
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Wenn jemand anders leidet, leidet man ein bisschen mit. Umgekehrt, wenn jemand sich freut, freut man sich auch. Das ist Mitgefühl, und das wächst mit der Praxis.
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Ich habe darüber nachgedacht wie ich etwas formulieren könnte:
Finde aber das was die KI kurz und knapp dazu sagt ganz erhellend:
Der Hauptunterschied ist, dassMitleid bedeutet, mit jemandem zu leiden und sich emotional so stark zu verbinden, dass man sich hilflos fühlen kann, oft mit einem passiven, bedauernden Gefühl. Mitgefühlhingegen ist das Nachempfinden des Leids anderer, aber mit emotionalem Abstand, der eine objektive Perspektive bewahrt und die Fähigkeit gibt, konstruktiv und unterstützend zu handeln, anstatt nur mitzufühlen
Alles Weitere zeigt die Praxis:Da gibt es auch große Unterschiede und Schwierigkeiten.
Wie nah steht mir der andere, bringe ich mein eigenes Leben mit ins Spiel, sagt der andere die Wahrheit, wie stark bin ich gerade selbst hilfsbedürftig, hilft mein Mitgefühl, inwiefern handele ich auf Grund noch nicht von mir selbst erkannten falschen Verhaltensmustern aus der Kindheit.
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Mitgefühlhingegen ist das Nachempfinden des Leids anderer, aber mit emotionalem Abstand, der eine objektive Perspektive bewahrt und die Fähigkeit gibt, konstruktiv und unterstützend zu handeln, anstatt nur mitzufühlen
So definiert (und ich finde die Definition recht gut), kann es eigentlich kein unheilsames Mitgefühl geben.
Dabei ahne ich, was KarmaHausmeister meint. Diese ungute Form der Anteilnahme würde ich aber nie mit (buddhistisch verstandenem) Mitgefühl gleichsetzen. Für letzteres gibt es - ähnlich wie z. B. für Metta - keine Grenzen. -
Die Praxis ist eigentlich die wahre Übung. Es kann allerdings sein, das man je nach Situation leicht die eigene Balance dabei verliert, seine eigene innere Mitte. Und meiner Erfahrung nach hilft Meditation dabei länger konzentriert zu bleiben und Gefühls-Schwankungen einfacher umzugehen. Ist also auch eine Vorübung.
(Stilles] Mitgefühl an sich kann man immer haben. Aber was darf darüber hinaus noch gehen, mit Worten oder Taten…
Was ist wann hilfreich, wo enden Worte und Taten. -
Was ist wann hilfreich, wo enden Worte und Taten.
Das verdeutlicht die Unwissenheit. Ich weiß erst, ob Worte oder Taten hilfreich sind, wenn ich sie anwende. Ich erfahre durch Sagen und Tun das Ende von Worten oder Taten. Dann ist die Hilfe oder der Schaden schon angerichtet.
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Es Bedarf auch innerer Klarheit, über sich selbst, den anderen bis hin wie die Dinge im Allgemeinen (das Univerusm) sind
Liebe ich mich selbst, habe ich Mitgefühl zu mir selbst.Verliere ich das oder mich selbst ( wieder) zu schnell in bestimmten Situationen.
Oder handele ich in Wahrheit (doch) aus ganz anderen Gründen.Erwarte ich etwas.
Kann ich bedingungslos schenken.Handele ich zu viel oder zu wenig.
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Es Bedarf auch innerer Klarheit, über sich selbst, den anderen bis hin wie die Dinge im Allgemeinen (das Univerusm) sind
Es bedarf der inneren Klarheit, dass man sich über sich selbst noch über andere, die Dinge der Allgemeinheit, das Universum nicht im Klaren sein kann.
Die einzige Klarheit, die gerade da ist, ist die, dass man da ist.
Alles andere ist bedingtes Entstehen der abhängigen Bedingungen, über das man sich nicht sicher sein kann.
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Ist Mitgefühl manchmal nur ein schönes Wort dafür, dass wir keine klaren Grenzen setzen?
Mitgefühl (speziell "buddhistisches") steht immer in Verbindung mit den anderen Brahmavihara/Unermesslichen (Lieb. Güte/Metta, Mitfreude/Mudita und Gleichmut/Upekkha), es ist eine Haltung des Herzens und - als solche - grenzenlos/unendlich.
Dieses Mitgefühl dann in heilsamen Handlungen praktisch umzusetzen erfordert
Empathie,
Bewusstheit (Warum werde ich tätig? Welche Motive treiben mich an? Will ich ev. nur mein Ego/Selbstbild als "guter, hilfreicher Mensch" stärken? usw....),
Weisheit (alternativ"gesunderMenschenverstand"
) und - natürlich - Ethik (Sonst könnte man z.B. dem "Robin Hood-Syndrom" erliegen...).
Wo endet echtes Mitgefühl im buddhistischen Sinne und wo beginnt der Selbstbetrug?
Selbstbetrug beginnt dann, wenn Geistesgifte
(z.B. Gier nach Anerkennung/Ego-Bestätigung, Angst vor Ablehnung, usw.) ins Spiel kommen - eintretender "Burnout" zeigt Überforderung und repräsentiert somit ein wichtiges Zeichen, dass unheilsamer Selbstbetrug vorliegen könnte.
Zum Beispiel Vermeidungs-Mitgefühl: Man sagt sich: „Ich will niemanden verletzen“, meint aber oft: „Ich halte Konflikte nicht aus.“
Das Mitgefühl dient dann dazu, die eigene Angst vor Ablehnung, Schuld oder Unruhe zu verdecken.
Ja, danke, das ist ein gutes Beispiel, wobei in diesem Fall meist ein "Sowohl als auch" zutrifft.
Abhilfe schafft Bewusstheit/Achtsamkeit, Ehrlichkeit mit sich selbst.
Oder Helfer-Identität: Man fühlt sich als „der Mitfühlende“, „der Spirituelle“. dukkha des anderen wird – unbewusst – gebraucht, um das eigene Selbstbild aufrechtzuerhalten.
Das Schlüsselwort hier ist "unbewusst", viele mitfühlende Helfer handeln aus -scheinbar- edlen Motiven, dahinter kann sich das Helfer-Syndrom verbergen, ABER, Helfen aus (teilweisem) Eigennutz ist immer noch besser, als gleichgültig Hilfe zu verweigern.
(Im Gesundheitswesen käme man derzeit - mangels Menschen, die "echtes" Mitgefühl in sich tragen - ohne die von anderen Antrieben Geleiteten, beispielsweise hochmotivierte Leute mit "Mutter Theresa-Komplex", leider nicht mehr aus...
)Oder Verwechslung von Mitgefühl und Zustimmung: Echtes Mitgefühl bedeutet nicht, destruktives Verhalten zu dulden oder zu bestätigen
Absolut richtig, aber man sollte sich immer über die (eigenen) Beweggründe im Klaren sein und über die Auswirkungen eines etwaigen Eingreifens.
Manchmal ist Nicht-Handeln/Nicht-Eingreifen die bessere Option...
Manchmal ist eine klare Grenze, ein Nein oder sogar Rückzug die mitfühlendste Handlung für beide Seiten.
Ja, das sehe ich auch so.
(Blinder) Aktivismus kann u.U. sehr schaden, besonders unter dem Einfluss des Egos (personifiz. Selbstbild, Selbstanspruch)...
Mitgefühl als Handlung, stellt oft eine schwierige Gratwanderung dar, weil häufig vielerei Interessen (gegeneinander) abgewogen werden müssen (z.B. Selbstmitgefühl vs. Mitgefühl mit Anderen...).
Liebe Grüße, Anna
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Ist Mitgefühl manchmal nur ein schönes Wort dafür, dass wir keine klaren Grenzen setzen?
Ein ganz klares Ja.
Das für mich klarste Beispiel habe ich immer wieder hautnah erlebt:
Papa ist Alkoholiker.
Alle wissen es, ausser er selbst und seine Familie.
Obwohl die Familie schon den Bach runter geht, wird die Situation relativiert ("der Nachbar säuft ja noch mehr"), entschuldigt ("die schlechte Welt"), beschönigt.
Freunde und Bekannte dürfen die Familie nicht mehr besuchen, warum wohl ?
Die Mama ruft wieder mal beim Arbeitgeber an, um ihn zu entschuldigen.
Das geht ein Jahr so, zwei jahre, fünf jahre, zehn Jahre.
Dann sind alle Kräfte erschöpft.
Mama verlässt den Papa, für immer, und nimmt die Kinder mit.
Drei Monate später trinkt Papa seinen letzten Schluck.
Das war das positive Szenario.
Im Negativ-Szenario hat der Papa nach zwanzig Jahren seinem Leben mit der Dienstwaffe ein Ende gemacht.
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Mitgefühl ist so unanständig, weil es keine Emotionen enthält, die Sentimentalität und Mitleid begründen und unterstützen. Ich vermeide, offen das Mitgefühl zu zeigen, das in meinem Inneren ist.
Es geht mir oft so, dass ich Mitleid zeige und weiß, dass es dem anderen nicht helfen wird, die Dinge, die ihn betreffen, so zu sehen, wie sie sind. Der andere will kein Mitgefühl, er will Mitleid.
Er will, dass ich seine Not verstehe, nicht meine Lösungen, denn die hat er schon seit einiger Zeit aus sich selbst herausgefunden. Ein Süchtiger weiß, wie er die Sucht loswird: Er muss das nächste erste Mal nicht machen.
Er will nicht, das ich seine erkannten Lösungen bestätige, sondern das ich ihm erlaube, weiter mit allen Sinnen an seinen Vorstellungen anzuhaften.
Er will sich einreden, das er alles richtig macht, und sicher nicht von mir hören, das er sich gegen sein Wissen entscheidet. Er will mein Mitleid mit dem Kranken, Verletzten, unter anderen Leidenden.
Mein Mitleid zeigen ist meine mir bewusste Fessel an Gemeinschaften.
Mitgefühl leben trennt mich von Gemeinschaft.
Es war in der Woche „Zuhause“ eine echte Belastung, wieder mal nichts bewirken zu können und zu erkennen, nichts bewirkt zu haben. Befreiungen, die ich bewirkt habe, vergehen genauso schnell wie die Zeit, die es gebraucht hat, sie zu bewirken.
Befreiung bewirkt Mitgefühl:
Mitgefühl ist so unanständig, weil es keine Emotionen enthält, die Sentimentalität und Mitleid begründen und unterstützen.
Ein Befreiter erscheint immer Gefühllos. Er hat nur noch die Möglichkeit, mitleidend zu erscheinen.
Keiner meiner Kurzbefreiten will Gefühle der Verbundenheit nur zeigen und in sich Mitgefühl haben, Mitgefühl mit allen Menschen. Nur Mitgefühl ist für Emotionale, also alle Menschen, abweisend und gefühlskalt. Mitleid ist hormonpushend, und da ist es ganz egal, welche Hormone gepusht werden. Hauptsache, man ist in Aktion. Auch Lethargie und Verzweiflung sind Aktion, aus der Sicht der Hormone. Denen ist es egal, ob man sich high oder down fühlt.
Nachtrag: Ein Mensch, der im Grunde mitfühlt, fällt nicht mehr auf. Er wird fast unsichtbar, schnell vergessen. Welcher „Befreite“ will das denn???
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Ein ganz klares Ja.
Das für mich klarste Beispiel habe ich immer wieder hautnah erlebt:
Papa ist Alkoholiker.
Alle wissen es, ausser er selbst und seine Familie.
Obwohl die Familie schon den Bach runter geht, wird die Situation relativiert ("der Nachbar säuft ja noch mehr"), entschuldigt ("die schlechte Welt"), beschönigt.
Freunde und Bekannte dürfen die Familie nicht mehr besuchen, warum wohl ?
Die Mama ruft wieder mal beim Arbeitgeber an, um ihn zu entschuldigen.
Das geht ein Jahr so, zwei jahre, fünf jahre, zehn Jahre.
Dann sind alle Kräfte erschöpft.
Mama verlässt den Papa, für immer, und nimmt die Kinder mit.
Drei Monate später trinkt Papa seinen letzten Schluck.
Das war das positive Szenario.
Im Negativ-Szenario hat der Papa nach zwanzig Jahren seinem Leben mit der Dienstwaffe ein Ende gemacht.
Schwierig damit umzugehen.
Habe ich selbst mit meinen Eltern ähnlich erlebt,
Ohne Entzug und Therapie und eigenen Willen kommt man oft sehr schlecht da wieder raus.Sowohl der der trinkt als auch die unmittelbar Betroffenen.
Die Betroffenen haben Entzug durch Wegzug gemacht.
Der geblieben ist auf andere Art.
Mitgefühl und Reden und Flaschen verstecken hilft da mancnmal auch nicht mehr. Oder „Zwangseinweisung“.
Es gibt auch viele prominente Beispiele für Trinksucht, oä. und Folgen.Und die Gründe sind manchmal auch ganz unterschiedlich.
Aber vieles hat oft mit Kindheit zu tun, oder erlebten Krieg, oder Armut.Mit fehlender erfahrener Liebe und Mitgefühl anderer.
Dh wenn man anfängt zu trinken, oä, sich irgendwie davon zu betäuben.Dann ist das auch oft ein Zeichen dafür, das man sich selbst nicht mehr anders zu helfen weiß. Das man mit etwas ganz oder Zuviel allein ist. Das eine innere Leere in einem entstanden ist.
Ganz allein kommt man da uU schlecht raus.Es braucht Hilfe, Mitgefühl von außen.
Und eigenen Willen diese anzunehmen und sich auch für sein eigenes Mitgefühl wieder zu öffnen.
Anfangs kein einfacher Weg. Je nach Situation. Und was die tiefere Ursache ist. -
Nachtrag: Ein Mensch, der im Grunde mitfühlt, fällt nicht mehr auf. Er wird fast unsichtbar, schnell vergessen. Welcher „Befreite“ will das denn???
Danke Qualia,
man kann über alles diskutieren und "ach so mitfühlend, liebend ..." argumentieren.
Allein das Empfinden in mir selbst zeigt, ob ich mitfühle, liebe, dankbar bin etc. Und dann folgt auch Handeln - aber unauffällig, nicht gewollt, sondern als Ergebnis der Einsicht - oder auch nicht.
Im übrigen halte ich es für ziemlich herzlos/unbarmherzig, erstmal darüber nachzudenken und womöglich durch Diskussionen mit anderen, sich Bestätigung zu holen, wann, wo und wie Mit-Gefühl angemessen ist oder ob es falsch war.
Wer Buddha richtig BEGRIFFEN hat, erfährt die Ursachen und wie schwer es ist, ihm zu folgen, anstatt oberlehrerhaft auf Regeln zu pochen.
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Mitgefühl heißt: Ich kann mir vorstellen und mitempfinden, wie es einem anderen Wesen unter bestimmten Bedingungen geht. Wenn ich diese Fähigkeit bewusst begrenze, nicht ausübe oder gar nicht entwickelt habe, kann ich mir leichter etwas vormachen. Mitgefühl ist wie die Fähigkeit des Sehens. Scheuklappen machen das Leben oft einfacher. Der Selbstbetrug beginnt also mit der Begrenzung. Beispiel: Massentierhaltung.