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Welche Rolle spielt Glaube(n) im Buddhismus?

  • Anna Panna-Sati
  • 21. Oktober 2025 um 00:25
  • Zum letzten Beitrag
  • Anna Panna-Sati
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    27. August 2022
    • 21. Oktober 2025 um 00:25
    • #1

    Hallo, ihr Lieben, :)


    die Frage, welchen Stellenwert Glaube(n) im Buddhismus hat, treibt mich schon länger um, denn obwohl der Buddhismus allgemein als "Erfahrungsreligion" und/oder verifizierbare "Weisheitslehre"/Philosophie gilt und bezeichnet wird, scheint es dementgegen doch ziemlich viele unüberprüfbare Dinge zu geben, an die der Übende letzen Endes "nur" glauben kann.


    1. Quasi die Grundvoraussetzung:

    Der Glaube, dass vor 2500 Jahren im alten Indien ein (besonderer) Mensch lebte, der -aus eigener Kraft- Befreiung von allem geistigen Leid erlangte und damit "erwachte". Vor allem aber, dass diese "Erleuchtung" zu verwirklichen, auch uns möglich ist...


    2. Der Karma-Glaube:

    Z.B. die Annahme, dass aktuelle Krankheiten oder Unglücke (zumindest größtenteils) aus, im "vorherigen Leben" begangenen, schlechten Taten resultieren, ebenso wie Wohlstand und Gesundheit dementsprechend auf frühere gute Handlungen zurückzuführen seien.

    (Das "Gesetz von Ursache und Wirkung" im gegenwärtigen Dasein, muss dagegen nicht geglaubt, sondern kann real erfahren und nachvollzogen werden.)


    3. Der Wiedergeburts-Glaube:

    Die Auffassung, dass nach dem physischen Tod eines Wesens "etwas" ("Bewusstseinskontinuum" im Theravada), zusammen mit dem zu Lebzeiten erzeugten Karma, in eine neue Existenz hinein "weiterwandert" und in einem anderen Körper neu (wieder-) geboren wird.

    (Natürlich heftig umstritten in der heutigen, aufgeklärten Zeit, nicht zuletzt aber, weil es im Widerspruch mit der "Anatta"-Lehre des Buddhas zu stehen scheint...)


    ......


    Die Frage, ob Glaube etwas grundsätzlich Heilsames oder eher unheilsam sei, kann auch heutzutage nicht pauschal beantwortet werden, weil sich der Glaube, je nach Kontext, als fatal (wenn an Falsches, Schädliches geglaubt wird) oder hilfreich erweist.

    "Blinder Glaube" führt oft zu kindlicher Abhängigkeit und birgt u.a. die Gefahr, von bestimmten Menschen oder Institutionen ausgenutzt oder gar missbraucht zu werden...


    Eine (von manchen vielleicht als elitär empfundene) Abgrenzung des Buddhismus von sogenannten Glaubensreligionen, als "Erfahrungsreligion", übersieht, dass Gottesgläubige auch Erfahrungen machen, die sie nur anders interpretieren, z.B. als "Gottes"-Erfahrung".


    Offensichtlich wird der Glaube im Buddhismus (sofern man ihn überhaupt akzeptiert) wohl eher nachrangig, hinter Vertrauen und Erfahrung, betrachtet, jedoch dürfte sich, ohne den Glauben, dass die Buddha-Lehre hilfreich und heilsam ist, das nötige Vertrauen und Zuversicht für die buddhist. Praxis nicht ausreichend entwickeln...:?


    Zitat

    S.1.75. In Furcht - 5. Bhītā Sutta

    ....2. (Der Erhabene:).

    "Wenn man, Wort und Gedanken recht beherrschend,
    Und mit körperlichem Tun keine Sünde begehend,
    Als Bewohner eines an Speise und Trank reichen Hauses [173]
    Gläubig ist, milde, mitteilsam, barmherzig:
    Auf diesen vier Eigenschaften fußend [174]
    Wird man die andre Welt nicht fürchten."


    https://www.palikanon.com/samyutta/sam01_81.html#s1_75

    Alles anzeigen


    Ich habe mich schon früher nicht selten gewundert, dass wissenschaftlich denkende Menschen (z.B. mein Biologielehrer) gleichzeitig gläubige Christen sein konnten...


    Hartmut von Sass* , der eine Konkurrenz von Glaube und Wissenschaft negiert, äußerte sich folgendermaßen:

    ..."Der Glaube bezieht sich demnach nicht auf eine Wirklichkeit neben, über oder nach dem Leben, er ist vielmehr eine andere Art, das Leben selbst zu verstehen."


    *https://de.wikipedia.org/wiki/Hartmut_von_Sass


    Es gibt im Buddhadharma viele Fakten, die nachprüfbar sind und hat man diese abgearbeitet, erübrigt sich diesbezüglich

    das Glauben und wandelt sich in Wissen - aus welchem anschließend wiederum Vertrauen in den Wahrheitsgehalt auch der alten Schriften entstehen könnte, deren Aussagen sich (noch?) nicht nachkontrollieren lassen?!


    Da wären noch ein paar Fragen an euch....;)


    - Glaubt ihr den Erfahrungsberichten eurer (oder auch fremder) Dharmalehrer?

    - Habt ihr das Gefühl, an bestimmte Vorgaben glauben zu "müssen", um euch als "Buddhist" zu fühlen?

    - Glaubt ihr wortwörtlich an die Inhalte wichtiger Suttas oder interpretiert ihr euch vieles "zeitgemäß" um, bzw. ignoriert manches Unglaubwürdige (z.B. Siddhis/übernatürliche Kräfte...)?


    Liebe Grüße, Anna :)_()_:heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)

    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Kianga
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    • 21. Oktober 2025 um 02:14
    • #2
    Anna Panna-Sati:

    jedoch dürfte sich, ohne den Glauben, dass die Buddha-Lehre hilfreich und heilsam ist, das nötige Vertrauen und Zuversicht für die buddhist. Praxis nicht ausreichend entwickeln... :?

    Ich habe das nicht geglaubt, auch am Anfang nicht. Ich habe einiges über Buddhismus gelesen, fand es interessant und habe es dann in meinem normalen Alltag ganz einfach ausprobiert und erfahren. Und aus dieser Erfahrung (nicht aus dem Glauben) ist das Vertrauen und die Zuversicht gewachsen, dass der Buddhismus für mich hilfreich ist.

  • Qualia
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    • 21. Oktober 2025 um 11:50
    • #3
    Anna Panna-Sati:

    1. Quasi die Grundvoraussetzung:

    Der Glaube, dass vor 2500 Jahren im alten Indien ein (besonderer) Mensch lebte, der -aus eigener Kraft- Befreiung von allem geistigen Leid erlangte und damit "erwachte". Vor allem aber, dass diese "Erleuchtung" zu verwirklichen, auch uns möglich ist...


    2. Der Karma-Glaube:

    Z.B. die Annahme, dass aktuelle Krankheiten oder Unglücke (zumindest größtenteils) aus, im "vorherigen Leben" begangenen, schlechten Taten resultieren, ebenso wie Wohlstand und Gesundheit dementsprechend auf frühere gute Handlungen zurückzuführen seien.

    (Das "Gesetz von Ursache und Wirkung" im gegenwärtigen Dasein, muss dagegen nicht geglaubt, sondern kann real erfahren und nachvollzogen werden.)


    3. Der Wiedergeburts-Glaube:

    Die Auffassung, dass nach dem physischen Tod eines Wesens "etwas" ("Bewusstseinskontinuum" im Theravada), zusammen mit dem zu Lebzeiten erzeugten Karma, in eine neue Existenz hinein "weiterwandert" und in einem anderen Körper neu (wieder-) geboren wird.

    (Natürlich heftig umstritten in der heutigen, aufgeklärten Zeit, nicht zuletzt aber, weil es im Widerspruch mit der "Anatta"-Lehre des Buddhas zu stehen scheint...)

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    1) Den Glauben kann man an der Realität prüfen: Ist da ein Mensch oder eine Schrift?

    Ist da eine Schrift, kann ich glauben, dass da auch ein Mensch war.

    Ist da ein Mensch, kann ich glauben, dass da eine Schrift wird.

    Sowohl der gewesene Mensch als auch die werdende Schrift sind Glauben. Meinen Glauben muss ich akzeptieren, doch ihn nicht mit dem realen Menschen oder der realen Schrift vertauschen oder verbinden. Der Schreiber, den ich treffe, ist schon von seinem Buch getrennt.


    2) Karma verliert jeden möglichen Glauben, wenn Karma ausschließlich als Aktion, Handeln, das gerade geschieht, erkannt wird. Ursache und Wirkung werden dann zu Gedanken‑Gebäuden ohne Karma, Handlung. Wohl die nächste beeinflussend, aber nicht handelnd ist. Dhammapada 1 und 2.


    3) Dieser Glaube ist wirklich ein Glaube, denn die Biologie, Chemie und Physik geben keinen auch nur winzigen Halt, um dem Glauben eine Wirklichkeit zuzusprechen.

  • Kaiman
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    • 21. Oktober 2025 um 13:28
    • #4
    Qualia:

    3) Dieser Glaube ist wirklich ein Glaube, denn die Biologie, Chemie und Physik geben keinen auch nur winzigen Halt, um dem Glauben eine Wirklichkeit zuzusprechen.

    Deswegen heißt es auch ja Glaube und nicht Wissen

  • ykxjbk1
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    • 21. Oktober 2025 um 14:19
    • #5

    Gar keinen.

  • mukti
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    • 21. Oktober 2025 um 14:26
    • #6
    Anna Panna-Sati:

    Da wären noch ein paar Fragen an euch....;)


    - Glaubt ihr den Erfahrungsberichten eurer (oder auch fremder) Dharmalehrer?

    - Habt ihr das Gefühl, an bestimmte Vorgaben glauben zu "müssen", um euch als "Buddhist" zu fühlen?

    - Glaubt ihr wortwörtlich an die Inhalte wichtiger Suttas oder interpretiert ihr euch vieles "zeitgemäß" um, bzw. ignoriert manches Unglaubwürdige (z.B. Siddhis/übernatürliche Kräfte...)?

    Ich glaube schon an den Buddha, an Karma und Wiedergeburt, also die drei Punkte die du angeführt hast, sowie an Erfahrungsberichte bestimmter Lehrer, an Inhalte wichtiger Suttas und an Siddhis.


    Allerdings glaube ich nicht bedingungslos, wenn sich etwas eindeutig als falsch herausstellt, glaube ich daran nicht mehr. Ich halte nicht unter allen Umständen am Glauben fest, es ist eher ein Vertrauen, das sich nach Überlegungen und Erfahrungen gebildet hat.


    Buddhist zu sein, bedeutet für mich vor allem die Wahrheit zu suchen, bzw. allmählich alles so wahrzunehmen, wie es in Wirklichkeit ist. Die endgültige Befreiung von Dukkha hängt damit zusammen. Dukkha entsteht aufgrund von Verblendung und mein Vertrauen hat ein Ende, wenn es nicht zu Unverblendung führt. Bislang gibt es keine Anzeichen, dass dies der Fall wäre.

    Mit Metta, mukti.


  • Leonie
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    • 21. Oktober 2025 um 16:07
    • #7

    Wenn man nicht weiß, z.B. ob etwas falsch oder richtig ist, dann glaubt man im allgemeinen. Da Wissen einen sehr kleinen Bereich umfasst, auch wenn durch die Wissenschaften dieser Bereich vergrößert erscheint und vllt. auch ist, bleibt das allermeiste dem Glauben überlassen. Anders gesagt, jeder beginnt mit Glauben und entwickelt später mehr oder weniger fundiertes Wissen durch Erfahrung und kann dann auch so was wie Evidenz erfahren.

    Glaube ist dabei nichts anderes als einer Ansicht anhängen und es sind eben Ansichten von anderen, die wir übernehmen. Im Dharma gibt es über Ansichten (Glaube) eine ganzen Menge an hilfreichen Hinweisen. Und die Praxis des Weges ist eine Anleitung, wie man aus dem Ansichtengestrüpp heraus findet.

    In der Rede an die Kalamer wird dem Glauben an z.B. Lehrer und deren Ansichten, die Erfahrung entgegen gesetzt, die man selbst gemacht hat. UND die man dann mit anderen, den Verständigen, vergleichen kann. Dieser Vergleich bezieht sich dabei nicht auf die Erlebnisse oder Berichte, sondern er meint die Verhaltensweisen, die Handlungen, die durch die Erfahrung hervor gebracht werden. Mit einer solchen Erfahrung werden bestimmte Handlungen, Taten nicht mehr möglich.


    Der Glaube von Wissenschaftlern kann sich auf einen begründeten Glauben beziehen, der allgemein als Hypothese oder Vermutung (Mathematik) bezeichnet wird. Oder er bedeutet eine Trennung von Glaube und Wissen durch die Person, wie das von Sass oder auch Harald Lesch praktizieren.


    Anna Panna-Sati

    Vielleicht überdenkst du deine drei Punkte am Anfang deines Beitrags nochmals. Da scheinen mir einfach zu viele Ungenauigkeiten bezüglich der Begriffe vor zu liegen. Ansonsten sind die Fragen - wer ist Buddha, was ist Karma, was ist Wiedergeburt das Material, das im Zen ständig als Fragen aufkommt und dort unzweifelhaft beantwortet wird.

    :zen:

  • Helmut
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    • 21. Oktober 2025 um 16:16
    • #8
    Anna Panna-Sati:

    - Glaubt ihr wortwörtlich an die Inhalte wichtiger Suttas oder interpretiert ihr euch vieles "zeitgemäß" um,

    Es geht meines Erachtens nicht darum, die Inhalte der Suttas umzuinterpretieren, damit sie in unsere heutiges "zeitgemäßes" Verständnis passen. Das durchaus Verstörende an den Suttas ist ja vielfach, dass in ihnen eine Sichtweise dargelegt wird, die unseren Gewohnheiten widerspricht.


    Deshalb geht es meines Erachtens erst einmal darum, den Inhalt einer Sutta zu verstehen. Wenn man erstmals eine Sutta liest, mögen ja Zweifel in einem aufkommen. Das ist erstmal kein großes Problem. Es ist natürlich gut, wenn die Zweifel dazu führen, sich intensiver mit der Sutta zu befassen. Dadurch können sich Zweifel schon mal lösen. Und wenn noch Zweifel bestehen bleiben, kann man die beiseite stellen und beschäftigt sich später mit ihnen, nachdem man sich mit weiteren Lehrreden beschäftigt hat.


    Es geht nicht darum, alles einfach wortwörtlich zu nehmen, sondern sich zu fragen, was ist die inhaltliche Bedeutung der Sutta. Die Bedeutung liegt nicht in den Worten selbst. Sie ergibt sich aus dem Kontext in dem die Sutta gelehrt wurde.


    Deshalb finde ich es wichtig, sich zu verdeutlichen, an wen Buddhas Lehrrede gerichtet ist: Haushälter, Laien, Ordinierte, Arhats usw. Als zweiten Schritt finde ich es hilfreich, sich den Aufbau, die Struktur der Lehrrede zu verdeutlichen, insbesondere bei längeren Lehrreden. Ich finde, dass dies eine gute Grundlage dafür ist, sich dann konkret mit den inhaltlichen Aussagen zu beschäftigen. Im besten Fall kann man dann irgendwann den Inhalt der Sutta auch mit eigenen Worten erklären. Das wäre aber keine Uminterpretation der Sutta, denn eine solche will ja den Inhalt der Sutta verändern.

    Gruß Helmut

    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Michael Haardt
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    Buddh. Richtung
    • 21. Oktober 2025 um 18:25
    • #9

    Als ich begann, mich mit Buddha zu beschäftigen, war ich erstaunt, dass es nichts zu glauben gibt. Gibt es aber doch, wie Du korrekt feststellst: Man muss glauben, dass er erwacht war, und dass er den Weg dahin beschreibt. Und die Sache mit der Wiedergeburt.


    Muss man? Im Grunde nicht. Es ändert sich nämlich ansonsten nichts, wenn man es nicht glaubt. Fast alles sonst beschäftigt sich mit dem Leben, nicht mit seinem Erwachen, nicht mit der Wiedergeburt. Man ist dann halt nur kein Buddhist mehr, wenn man das nicht glaubt. :)


    Ich weiß nicht, ob Buddha erwacht war. Ich bin zu spät dran, ihn zu fragen. Ich weiß, dass er bewundernswert klug war. So sehr, dass der Grat mächtig dünn wird, es zu bezweifeln. Darum sage ich, kann schon sein. Ich weiß es halt nicht mit Sicherheit. Ich beschäftige mich mit seiner Lehre, weil er viele hilfreiche Einsichten zum Leben vermittelt, nicht wegen dem, was er von sich sagt.


    Führt sein Weg zum Erwachen? Vielleicht. Es ist mir ehrlich gesagt egal, weil der Weg nachprüfbar gut ist. Rein statistisch betrachtet werde ich sehr sicher nicht erwachen. Eher gewinne ich ein paar Mal im Lotto. Das mindert nichts.


    Ob es Wiedergeburt gibt, ist mir auch egal. So, wie die Welt aussieht, verschwindet die Persönlichkeit, auch wenn Buddha sagte, dass er sich an seine Leben erinnerte, was bedeutet, dass die mentalen Modelle der Persönlichkeiten offenbar nicht verschwanden. Er kam nur bis zum Erwachen nicht mehr dran. Wenn man hier versucht, etwas zu begründen, unterstellt man ein lineares Zeitmodell. Eben das kann man wissenschaftlich durchaus in Frage stellen. Das ist sehr interessant, aber für mein Leben bisher nicht relevant, weil ich bisher an einen linearen Zeitverlauf gebunden bin.


    Bleibt die Sache mit dem Karma. Jede Handlung verändert die Welt, keine Frage. Die Wirkung meiner Handlungen wird mich überdauern. Glaube ich, dass gutes Handeln mir in der Zukunft tendenziell hilft? Ja, das kann ich oft beobachten. Das Gegenteil ebenso. Es ist statistisch, weil alle anderen Menschen die Welt auch verändern.


    Ganz offensichtlich kann ich mich damit insgesamt nicht als Buddhisten bezeichnen. Zum Glück ist das hier das Buddhaland, nicht das Buddhistenland. :)

  • mooncake
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    • 21. Oktober 2025 um 19:04
    • #10
    Leonie:

    Glaube ist dabei nichts anderes als einer Ansicht anhängen und es sind eben Ansichten von anderen, die wir übernehmen. Im Dharma gibt es über Ansichten (Glaube) eine ganzen Menge an hilfreichen Hinweisen. Und die Praxis des Weges ist eine Anleitung, wie man aus dem Ansichtengestrüpp heraus findet.

    Man glaubt doch immer irgendwas, wissenschaftlich oder religiös, oder an die Deutsche Bank. :)

    Selbst im Zen setzt man sich nicht jahrelang unbewegt auf das Kissen oder beschäftigt sich mit Koans, wenn man nicht daran glauben würde, dass sich etwas ändert.

    Für mich ist Glaube erstmal eine Motivation die Dinge selbst zu erfahren und zu prüfen.

    Dafür halte ich ihn für wichtig.

  • Qualia
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    • 21. Oktober 2025 um 19:05
    • #11

    Wenn ich dem Weg des Buddha immer nur folge, werde ich nie von dem Weg des Buddha zu meinem Weg kommen. Dem Weg ohne Fußspuren. Den Weg ohne Spuren zu gehen, lässt schlagartig die grundlegende Unwissenheit erkennen.

  • ykxjbk1
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    • 21. Oktober 2025 um 19:11
    • #12

    Im Zen setzt man sich nicht hin und sitzt beweglos rum. Ein berühmter Ausspruch ist, dass man sich nicht im Fuchsgeist hinsetzen braucht und glauben braucht man würde so, etwas bewirken. Huineng hat in seiner Hütte gearbeitet.

  • mooncake
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    • 21. Oktober 2025 um 19:38
    • #13
    HennaSoryo:

    Im Zen setzt man sich nicht hin und sitzt beweglos rum. Ein berühmter Ausspruch ist, dass man sich nicht im Fuchsgeist hinsetzen braucht und glauben braucht man würde so, etwas bewirken. Huineng hat in seiner Hütte gearbeitet.

    Genau so sehe ich das auch. Und an was und warum hat er gearbeitet?

  • ykxjbk1
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    • 21. Oktober 2025 um 20:07
    • #14

    Reisschälen und Brennholzsammeln.

    Einmal editiert, zuletzt von ykxjbk1 (21. Oktober 2025 um 20:19)

  • Kianga
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    20. Mai 2025
    Buddh. Richtung
    Offen für alles Gute
    • 21. Oktober 2025 um 20:36
    • #15
    Michael Haardt:

    Man muss glauben, dass er erwacht war, und dass er den Weg dahin beschreibt. Und die Sache mit der Wiedergeburt.


    Muss man? Im Grunde nicht. Es ändert sich nämlich ansonsten nichts, wenn man es nicht glaubt. Fast alles sonst beschäftigt sich mit dem Leben, nicht mit seinem Erwachen, nicht mit der Wiedergeburt. Man ist dann halt nur kein Buddhist mehr, wenn man das nicht glaubt

    Machst du das Buddhist-sein an einem Palikanonglauben fest? Der Zen Buddhismus ist ja ziemlich anders als der theravadische Buddhismus. Wer ist denn dann für dich der "richtige" Buddhist?


    Buddha war für mich ein sehr kluger Mensch mit ausgesprochen großem Durchblick. Ich möchte von seinen Ideen all das übernehmen, was ich selber in meinem Leben als hilfreich erfahren habe und bin offen für den Rest. Auch was nach dem Tod kommt, kann ich offen lassen. Dazu kommt, dass ich in diesem Leben schon mehrfach ein "Wiederwerden" erlebt habe, was mir große Kraft geschenkt hat.


    Und natürlich fühle ich mich durch und durch als Buddhist. Warum denn nicht? Weil ich den Palikanon nicht wörtlich nehme, sondern mit meinen Erfahrungen abgleiche? Der Dharma bzw. die kanonischen Schriften sind für mich wie ein weiser Nordstern, an dem ich mich ausrichten kann. Dafür brauche ich persönlich keinen Glauben an nicht erfahrbare Dinge, für andere hingegen hat ein Glauben ein hohen Stellenwert und auch das kann ich akzeptieren.


    All diejenigen, für die die buddistische Ethik die wichtigste Ausrichtung in ihrem Leben ist, sind für mich natürlich Buddhisten! Das Schöne am Buddhismus ist ja, dass er sehr unterschiedliche Weggabelungen enthält, die alle ihre Berechtigungen haben. Wir sollten nur noch etwas daran arbeiten, uns gegenseitig anzuerkennen, beziehungsweise wertzuschätzen, egal welchen buddhistischen Weg wir gehen.

  • TinyNight13076
    Gast
    • 21. Oktober 2025 um 21:28
    • #16
    Anna Panna-Sati:

    Da wären noch ein paar Fragen an euch....;)


    - Glaubt ihr den Erfahrungsberichten eurer (oder auch fremder) Dharmalehrer?

    - Habt ihr das Gefühl, an bestimmte Vorgaben glauben zu "müssen", um euch als "Buddhist" zu fühlen?

    - Glaubt ihr wortwörtlich an die Inhalte wichtiger Suttas oder interpretiert ihr euch vieles "zeitgemäß" um, bzw. ignoriert manches Unglaubwürdige (z.B. Siddhis/übernatürliche Kräfte...)?


    Liebe Grüße, Anna :)_()_:heart:

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    Im Nachhinein gesehen war es ein großes Glück, dass ich kaum Zugang zu buddhistischen Büchern, Texte, Dhammatalks hatte, zumindest am Anfang meiner buddhistischen “Karriere“.
    In einer katholischen Kleinstadt und mit wenig Geld, hatte ich nicht die Möglichkeit , die Lehre zu studieren.

    Meine Lehrer in Thailand wollten nicht, dass ich zu viel lese . Es gab ein oder zwei dünne Heftchen mit ein paar Anweisungen und Erklärungen, aber das war’s dann auch schon.

    Wir mussten meditieren und darüber wurde in Interviews dann gesprochen .
    Als ich zum Buddhismus kam , war das sprichwörtlich in der letzten Minute.

    Ich war wie ein Mann der kurz vor dem Ertrinken war. Es interessierte mich nicht, was danach passieren würde, oder wie es sich anfühlen würde.

    Nibbana, Samsara , Devas und der Rest, war mir völlig egal. In diesem Moment brauchte ich Hilfe. Bevor ich in Thailand landete, lebte ich eine Zeit lang in China und traf dort auf buddhistische Mönche .


    Aufgrund der sprachlichen Barrieren konnte ich mich nicht großartig mit ihnen unterhalten, aber in ihrer Gegenwart fühlte ich einen Frieden oder ein Glück , dass mir Hoffnung gab.


    Diese Mönche , die anscheinend keinen materiellen Besitz hatten , haben irgendwas gefunden. Und ich dachte mir, dass ich das auch finden könnte.


    Zurück nach Thailand: Irgendwann merkte ich bei den Interviews, dass meine Lehrer genau wussten wovon ich spreche.
    Sie haben mir gesagt dass ich dieses oder jenes machen sollte.

    Ich habe es dann einfach gemacht.

    Ich habe damals jahrelang in Retreats verbracht und dazwischen habe halt Geld für das nächste Retreat gespart. Dann habe ich mir ein paar Bücher gekauft. Aber alles was ich da gelesen hatte, fand ich irgendwann auch in meinem Herzen . Ich musste nichts glauben, weil ich etwas in mir fand, dass im Grunde alles wusste.


    Für mich war die buddhistische Lehre irgendwie, wie eine Art von Medizin, und der Buddha und seine Nachfolger , wie eine Art von Ärzten .
    Irgendwann kam ich durch die Meditation an einen Punkt an, wo mir mein weltliches Wissen nicht mehr weiterhelfen konnte.

    Ich erkannte, dass mein ganzes Leben/Wissen mehr oder weniger nur eine Illusion war.
    Durch meine Erziehung,Bildung, Umfeld hatte ich ein Bild von der Welt kreiert, und diese Täuschung hat mich immer wieder enttäuscht.

    Erst als ich das Ende der Täuschung in Bezug auf (m)ein Selbst erlebt hatte, konnte ich die Dinge sehen wie sie waren, und ich konnte Dinge sehen, die mein weltliches Wissen weder verstehen konnte noch akzeptieren konnte.


    Eines Tages nach einer furchtbaren Schlacht auf dem Kissen, beschloss ich aufzugeben.

    Vermutlich war das der erste echte Akt der Liebe in meinem Leben. Und durch dieses Aufgeben erfuhr dieses verwundete Herz , Heilung durch Mitgefühl und Liebe .
    Das ganze Universum zerbrach und ich fand nicht mich, sondern den Buddha .

    Im Nachhinein würde ich mich weder als Gläubig noch als Ungläubig bezeichnen, sondern als jemand der Hilfe brauchte und seinen Lehrern vertraut hatte .


    Und im Nachhinein sah ich die buddhistischen Texte auch in einem anderen Licht.


    Als ich dieses verletzte und vernarbte Herz heilte, wurde dessen grenzenloses Potential entfesselt. Das waren dann zwar nur ein paar Spielereien, aber ich konnte danach zum Beispiel stundenlang sitzen.

    Erst als ich beschloss wieder rauszukommen , war ich wieder den Bedingungen dieser Welt ausgesetzt.
    Dieses Herz kann Milliarden von Galaxien in einer Sekunde erreichen. Es kann eine Welle der Liebe freisetzen, die 1000 mal stärker ist, als alles was wir bis jetzt in diesem Universum entdeckt haben.

    Man kann Wesen erkennen, fühlen die jenseits unserer Vorstellungskraft liegen.
    Das menschliche Gehirn versucht diese Dinge zu verstehen und ihnen eine Form zu geben, aber in Wirklichkeit ist dieses Universum nur eine Anhäufung von Elementen die auf einen grenzenlosen Geist treffen.

    Ohne der Praxis und deren Früchte, fürchtete ich mich zum Beispiel vor einem Gewitter am Himmel, und nach der Praxis erkannte ich, dass diese Gewitterwolken weder den blauen Himmel, noch das Universum darüber berühren.


    Vor der Praxis und deren Frucht, glaubt man vielleicht, dass die Welt böse und unfair wäre, aber nach der Praxis erkennt man, dass das böse und unfaire nur bedingt ist, durch die Abwesenheit des Herzenslicht (Frieden)


    Dieses Herz ist begraben unter Wunden, Narben, und einer Kruste des Leidens, und dadurch kann das grenzen- und todlose stille Licht des Friedens nicht leuchten. Und dadurch entsteht die Idee von der Dunkelheit.


    Man muss nichts glauben.

    Was mir persönlich sehr geholfen hat, war das Eingeständnis, dass ich niemals alles wissen werde und wissen muss.


    Vor vielen Jahren musste ich mal einen Dhammatalk geben, mit dem Thema, wie und warum ich vom christlichen Glauben zum Buddhismus kam .

    Wie auch hier im Forum, konnte ich mich nicht kurz fassen und immer beim Thema bleiben und Ich sprach über die Jhanas, Anatta usw .


    Die kleine Halle war voll von westlichen Buddhisten ( und teilweise ehemaligen Christen) .
    Sie waren ziemlich zufrieden mit meinem Vortrag , der sie in ihrem Glauben bestätigte .


    Zum Schluss sagte ich ihnen folgendes : “Aber vielleicht ist alles was ich euch heute über Jhana/Nibbana erzählt habe völlig unwichtig, und unser gesamtes Universum ist eine Glaskugel (die mit dem Schnee) auf dem Schreibtisch von Gott “ .

    Das verstörte wohl ein paar Leute .😂


    Vor einer halben Ewigkeit hörte ich mal einen Vortrag von einem Mönch über seinen Lehrer.

    Dieser Lehrer antwortete wohl relativ häufig auf die Fragen von ihm mit den Worten : Only don’t know .
    Damals verstand ich das nicht, aber heute schon .


    Vielleicht ist der Wunsch (und Eingeständnis) nach Hilfe und Heilung, und das Vertrauen in die buddhistische Lehre viel wichtiger als der Glaube oder der Unglaube an Wiedergeburt, Nibbana, Arahats, Devas .


    Schritt für Schritt.


    Mögen wir alle Frieden finden

  • Michael Haardt
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    • 21. Oktober 2025 um 22:31
    • #17
    Kianga:
    Michael Haardt:

    Man muss glauben, dass er erwacht war, und dass er den Weg dahin beschreibt. Und die Sache mit der Wiedergeburt.


    Muss man? Im Grunde nicht. Es ändert sich nämlich ansonsten nichts, wenn man es nicht glaubt. Fast alles sonst beschäftigt sich mit dem Leben, nicht mit seinem Erwachen, nicht mit der Wiedergeburt. Man ist dann halt nur kein Buddhist mehr, wenn man das nicht glaubt

    Machst du das Buddhist-sein an einem Palikanonglauben fest? Der Zen Buddhismus ist ja ziemlich anders als der theravadische Buddhismus. Wer ist denn dann für dich der "richtige" Buddhist?

    Ich denke alle Schulen sind sich in den vier Wahrheiten einig, die vom achtfachen Pfad auch referenziert werden, und umgekehrt. Und dazu gehört unverrückbar, dass Buddha erwachte und dass seine Lehre der Weg dahin ist. Ich las auch noch nicht, dass eine Schule seine Aussagen zur Wiedergeburt bezweifelt.


    Dieser Glaube gehört also in jeder Schule zum Buddhismus. Ich hielte es für unpassend, sich diese Grundlagen zu verbiegen und das noch buddhistisch zu nennen, also mache ich das nicht. Andere sehen das vielleicht anders.


    Das Erstaunliche ist, dass es an Buddhas Lehre eigentlich kaum etwas ändert. Es ändert etwas daran, wie man ihn sieht, und es ändert die dritte und vierte Wahrheit, indem man das Leiden nicht mehr überwindet, sondern verringert. Es bleibt ein guter Weg. Irgendwann stirbt man. Das bedeutet für mich, die Welt so zu sehen, wie sie ist.


    Was natürlich wie alles konstruierte mentale Modelle sind. Wir kennen die Wahrheit nicht. Buddha nennt mentale Modelle eine Illusion, was strikt gesehen stimmt, aber ich finde die Bezeichnung zu stark. Gute Modelle basieren auf nicht-widerlegten Beobachtungen und widerspruchsfreien Schlussfolgerungen, weil das brauchbare Vorhersagen ergibt. Das nennen wir Wissen und diese Vorgehensweise Wissenschaft. Wenn wir etwas einen Namen geben und so tun, als ob so ein Modell dahinterstünde, ist das Glauben. Tatsächlich glaubt jeder Einzelne viel mehr, als er weiß. Ist oft nicht zu vermeiden - womit wir wieder bei Annas Frage sind. :)

  • Samadhi1876
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    • 21. Oktober 2025 um 22:51
    • #18
    Michael Haardt:

    Buddha nennt mentale Modelle eine Illusion, was strikt gesehen stimmt, aber ich finde die Bezeichnung zu stark

    Solange man nicht zu Lebzeiten erwacht aus diesem Traum (Illusion) mag das stimmen (zu stark), weil immer noch zuviel in übliche Gedanken und Unterscheidungen verfangen…

  • JoJu91
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    • 22. Oktober 2025 um 07:48
    • #19

    Ich stelle mir die Frage, wieso sollte ausgerechnet im Buddhismus der Glaube keinen Stellenwert haben, wo er doch in nahezu allen Lebensbereichen eine überragende Rolle spielt ?


    Wissen ist das Bekannte, die Vergangenheit.
    Buddhismus, der achtfache Pfad, ist - vor allem für den Neuling - das Unbekannte, die Zukunft.
    Die Zukunft, das Unbekannte, lässt sich nicht wissen.


    Die Illusion zu wissen, ist die Ursache für die kleinen und grossen individuellen Tragödien und die Ursache für die grossen gesellschaftlichen Katastrophen.
    Im Grunde weiss ich so gut wie gar nichts.


    Bleibt nur noch der Glaube ?


    Am Buddhismus hat mich die die Meditationspraxis angesprochen.
    Zazen hat bei mir relativ schnell "funktioniert", also habe ich es intensiviert.
    Versuch und Irrtum.


    :?

  • JoJu91
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    • 22. Oktober 2025 um 07:54
    • #20
    Anna Panna-Sati:

    Da wären noch ein paar Fragen an euch.... ;)


    - Glaubt ihr den Erfahrungsberichten eurer (oder auch fremder) Dharmalehrer?

    - Habt ihr das Gefühl, an bestimmte Vorgaben glauben zu "müssen", um euch als "Buddhist" zu fühlen?

    - Glaubt ihr wortwörtlich an die Inhalte wichtiger Suttas oder interpretiert ihr euch vieles "zeitgemäß" um, bzw. ignoriert manches Unglaubwürdige (z.B. Siddhis/übernatürliche Kräfte...)?

    Ich habe den Erfahrungsberichten mancher Mit-Übender geglaubt.

    Den edlen Freunden sozusagen.

    Wenn ich mir nicht sicher war, habe ich sie mit Fragen gelöchert.


    Ich war mir nie sicher, welche Vorgaben es konkret sind, die der Buddhist glauben soll.


    Bei den Sutras versuche ich den Sinn zu verstehen.


    Die Siddhis gibt es in gewisser Weise schon auch wirklich.

    Durch regelmässige Zazen-Übung lässt sich etwa das Joriki - eine "spirituelle Kraft" - ganz konkret spüren und erleben, auch wenn ich damit leider nicht die Aktienkurse vorhersagen kann.


    :?

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    • 22. Oktober 2025 um 09:45
    • #21
    JoJu91:

    Am Buddhismus hat mich die die Meditationspraxis angesprochen.
    Zazen hat bei mir relativ schnell "funktioniert", also habe ich es intensiviert.
    Versuch und Irrtum.

    Am Zen hat mich Koan interessiert, denn Zazen hatte ich schon allein integriert. Es ist nichts Besonderes, seinem Körper die Möglichkeit zu geben, sich im hellwachen Zustand Zeit einzuräumen, in der er sich reparieren kann. Zazen ist hellwach, den Körper nicht zu stören. Vor allem nicht mit Sitzdiktatur.


    Koan zerstörte Gedankenmachen, das Selbstquälen mit Wissenwollen, bevor ich handelte. Die Unwissenheit ist mein mächtigster Trumpf, denn ich weiß nur das Jetzt. Koanarbeit war eigentlich das wirklich Mächtige für mein Ichsein. Zazen ist das Mächtigste für meinen Körper.

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    • 22. Oktober 2025 um 11:57
    • #22

    "Glauben" ist ein theologisch sehr aufgeladener Begriff mit vielen Nuancen - dem Fürwahrhalten, der Zuflucht und dem Bekenntnis. Weil er so schillert, es nicht so gut ihn zu verwenden.


    Es ist viel einfacher wenn man das "Vertrauen" diskutiert. Am Anfang fremdelt man noch mit etwas, aber je mehr man damit Erfahrung sammelt und nicht enttäuscht wird, desto mehr fasst man Vertrauen. Und vertraut dann vielleicht auch anderen Elementen der Lehre mit der man keine Erfahrung aus erster Hand hat.


    Viel ist wie der Nordstern - man muß ihn nicht erreichen um sich daran orientieren zu können. Wenn ich merke, dass Buddhismus hilft Anhaftungen zu vermindern und dass dadurch eine Verminderung von Leid passiert, dann kann das schon reichen und die Frage ob Buddha dass zu 100% oder nur zu 83% verwirklicht hat, ist nicht so wichtig. Und wenn ich aus dem Gedanken der Wiedergeburt heraus ein Eichhörnchen als meinesgleichen anschauen, dann ist das ja vielleicht eine gute Sache - egal ob ich wirklich als Eichhörnchen geboren werden kann oder nicht.

  • Anna Panna-Sati
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    • 22. Oktober 2025 um 15:24
    • #23

    Herzlichen Dank, ihr Lieben, für eure inspirierenden und hilfreichen Beiträge, bin etwas überrascht von der Resonanz, hatte nicht daran geglaubt...;)_()_:heart:


    Zu einigen Aussagen möchte ich mich noch äußern (und werde mich um Kürze bemühen...:erleichtert:):

    mukti:

    Allerdings glaube ich nicht bedingungslos, wenn sich etwas eindeutig als falsch herausstellt, glaube ich daran nicht mehr.

    Es ist also ein begründeter Glaube (auf Zeit?), kein blinder Glaube - klingt nach vernünftigem Durchdenken, was ich gut nachvollziehen kann...:)


    Leonie:

    Glaube ist dabei nichts anderes als einer Ansicht anhängen und es sind eben Ansichten von anderen, die wir übernehmen.

    Geht Glaube - gerade im philosophischen oder religiösen Bereich - nicht doch etwas tiefer, weil er z.B. elementare Werte betrifft und große Kräfte freisetzen kann

    ("Berge versetzen"), während Ansichten eher gleichrangig mit Meinungen zu sein scheinen, allgemein oberflächlicher, leichter abzulegen?

    Leonie:

    In der Rede an die Kalamer wird dem Glauben an z.B. Lehrer und deren Ansichten, die Erfahrung entgegen gesetzt, die man selbst gemacht hat. UND die man dann mit anderen, den Verständigen, vergleichen kann.

    _()_ Ja, diese Lehrrede wird -traditionsübergreifend- sehr oft zitiert und scheint schon fast ein "Aushängeschild" des Buddhismus zu sein, der sich damit als "Erfahrungsreligion" von den Glaubensreligionen ein Stück weit abgrenzt.

    Leonie:

    Der Glaube von Wissenschaftlern kann sich auf einen begründeten Glauben beziehen, der allgemein als Hypothese oder Vermutung (Mathematik) bezeichnet wird. Oder er bedeutet eine Trennung von Glaube und Wissen durch die Person, wie das von Sass oder auch Harald Lesch praktizieren.

    Danke, wobei sich mir die Frage stellt, ob ein "begründeter" Glaube in der Wissenschaft sich auch auf reine (individuell bewertete) Plausibilität gründet oder/und auf vorher gewonnene Erkenntnisse aus bereits (z.B. experimentell) bewiesenen Fakten.

    Leonie:

    Vielleicht überdenkst du deine drei Punkte am Anfang deines Beitrags nochmals. Da scheinen mir einfach zu viele Ungenauigkeiten bezüglich der Begriffe vor zu liegen.

    Könntest du jene, von dir wahrgenommenen, "Ungenauigkeiten bzgl. der Begriffe" konkretisieren? Bin unsicher und verstehe nicht, was du genau meinst....:?:shrug:


    Helmut:

    Im besten Fall kann man dann irgendwann den Inhalt der Sutta auch mit eigenen Worten erklären. Das wäre aber keine Uminterpretation der Sutta, denn eine solche will ja den Inhalt der Sutta verändern.

    _()_Vielen Dank für den Hinweis, lieber Helmut , ja, der Begriff "Uminterpretation" ist falsch gewählt, vielleicht würde "Neuinterpretation" (unter Wahrung des Sinnes, der Essenz) eher passen?

    Helmut:

    Es geht nicht darum, alles einfach wortwörtlich zu nehmen, sondern sich zu fragen, was ist die inhaltliche Bedeutung der Sutta. Die Bedeutung liegt nicht in den Worten selbst. Sie ergibt sich aus dem Kontext in dem die Sutta gelehrt wurde.

    Dennoch gibt es - zumindest im Palikanon - Suttas, deren Sichtweise nicht nur "unseren Gewohnheiten widerspricht", sondern über längere Zeiträume mühsam erarbeitete/erkämpfte, elementare Menschenrechte konterkariert, z.B. die Gleichberechtigung der Frau(en).

    Würde ein blind-Glaubender/Glaubenwollender diese veralteten Ansichten 1:1 kritiklos übernehmen, hätte dies sicherlich negative Auswirkungen...:?


    Michael Haardt:

    Glaube ich, dass gutes Handeln mir in der Zukunft tendenziell hilft? Ja, das kann ich oft beobachten.

    Die Beobachtung stützt also den Glauben - ab wann wäre es dann (Erfahrungs-) Wissen?

    Michael Haardt:

    Das Gegenteil ebenso. Es ist statistisch, weil alle anderen Menschen die Welt auch verändern.

    Genau, die anderen Menschen und deren Glaube beeinflussen die Zukunft gleichermaßen, was vielleicht auch den Effekt des eigenen -glaubensbasierten- Handelns einschränken und damit u.U. den Glauben erschüttern könnte?

    Michael Haardt:

    Ganz offensichtlich kann ich mich damit insgesamt nicht als Buddhisten bezeichnen. Zum Glück ist das hier das Buddhaland, nicht das Buddhistenland.:)

    :erleichtert:Wäre ja, wenn es sich so verhielte, nicht weiter tragisch...;):hug:, es sei denn, es wäre dir persönlich wichtig, zu dieser bestimmten Gemeinschaft dazuzugehören...


    mooncake:

    Für mich ist Glaube erstmal eine Motivation die Dinge selbst zu erfahren und zu prüfen.

    Dafür halte ich ihn für wichtig.

    Diese Einstellung gefällt mir...:)


    JoJu91:

    Die Siddhis gibt es in gewisser Weise schon auch wirklich.

    Durch regelmässige Zazen-Übung lässt sich etwa das Joriki - eine "spirituelle Kraft" - ganz konkret spüren und erleben,

    Aha, danke für die Info! :o_()_:)

    Besteht da nicht die Gefahr der Fokussierung auf solche - faszinierenden - "Effekte" (Anhaftung)?


    void:

    Glauben" ist ein theologisch sehr aufgeladener Begriff mit vielen Nuancen - dem Fürwahrhalten, der Zuflucht und dem Bekenntnis. Weil er so schillert, es nicht so gut ihn zu verwenden.

    Gerade weil Glaube(n) so "aufgeladen" ("schillernd", wie du es nennst) auftritt und erlebt wird, ist es doch interessant, zu untersuchen, welche Rolle er im Buddhismus innehat, der sich ja durchaus - zumindest im Theravada - recht nüchtern darstellt.


    (In Abgrenzung zu reinen Glaubenslehren/-religionen quasi mit einem "wissenschaftlichen Anstrich" in vorwissenschaftlichen Zeiten...?)

    void:

    Es ist viel einfacher wenn man das "Vertrauen" diskutiert.

    Und wenn man dann einmal Vertrauen gefasst hat, neigt man anschließend womöglich dazu, alles "Weitere" blind zu glauben?


    ----


    Ist Glaube nun eher eine Art bedingter "Automatismus" oder eine bewusste Entscheidung, in dem Sinne, dass man sich (bewusst) entschließt, etwas - trotz fehlender Beweise und (noch) nicht vorhandenem Wissen - als "wahr" anzunehmen, mithin zu glauben?


    Problematisch kann es wohl immer dann werden, wenn man (nur) glaubt, zu wissen...:?


    Glauben, was man will, ist okay, solange man nicht die Absicht hegt, den eigenen Glauben Anderen als "letztgültige Wahrheit" zu oktroyieren, oder?!


    Liebe Grüße, Anna :)_()_:heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)

    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Aravind
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    • 22. Oktober 2025 um 15:29
    • #24

    Huhu Anna,


    hatte keine Zeit, die anderen Beiträge bisher zu lesen.


    Anna Panna-Sati:

    an die der Übende letzen Endes "nur" glauben kann.


    1. Quasi die Grundvoraussetzung:

    Der Glaube, dass vor 2500 Jahren im alten Indien ein (besonderer) Mensch lebte, der -aus eigener Kraft- Befreiung von allem geistigen Leid erlangte und damit "erwachte". Vor allem aber, dass diese "Erleuchtung" zu verwirklichen, auch uns möglich ist...

    Nö, nicht mal das muss man. Ob Buddha gelebt hat, spielt für die Praxis keine Rolle. Das einzige, das man braucht, ist vorübergehend ein wenig Vertrauen in die Erfahrung anderer, dass es sich lohnt, diese Praxis zu testen.

    Anna Panna-Sati:

    2. Der Karma-Glaube:

    Anna Panna-Sati:

    3. Der Wiedergeburts-Glaube:

    Immer wieder meine Standardfrage: Welchen Unterschied macht es für die Praxis, ob man an beides glaubt, oder nicht. Ganz konkret.

    Mal davon abgesehen, dass man an beide Ideen anhaften kann, und dann noch mehr Anhaftungen hat, die man überwinden muss.


    Ich setze mich in jedem Fall aufs Kissen, egal, ob es Wiedergeburt gibt, oder nicht.

    Anna Panna-Sati:

    Die Frage, ob Glaube etwas grundsätzlich Heilsames oder eher unheilsam sei, kann auch heutzutage nicht pauschal beantwortet werden,

    Pauschal nicht. Aber siehe oben. Wenn er zu Anhaftungen führt, ist er per Definition unheilsam.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Anna Panna-Sati
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    • 22. Oktober 2025 um 16:02
    • #25

    Huhu, lieber Aravind , :D


    danke für deinen Beitrag._()_:heart:

    Aravind:

    Ob Buddha gelebt hat, spielt für die Praxis keine Rolle. Das einzige, das man braucht, ist vorübergehend ein wenig Vertrauen in die Erfahrung anderer, dass es sich lohnt, diese Praxis zu testen.

    Interessant, deine Sichtweise... _()_

    Bei mir lautet die Reihenfolge folgendermaßen: Glaube, Vertrauen, Erfahrung, Nachdenken/Reflektieren, Wissen...

    (Und glauben kann ich nur, wenn mir etwas einigermaßen plausibel erscheint.)

    Aravind:

    Ich setze mich in jedem Fall aufs Kissen, egal, ob es Wiedergeburt gibt, oder nicht.

    Ja, tu das, wenn es dir doch (in irgendeiner Weise) gut tut. :)

    Ich tue es auch - trotz all meiner ("Glaubens")- Zweifel...


    Liebe Grüße, Anna :)_()_:heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)

    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

Ausgabe №. 133: „Rausch"

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    • Igor07
    • 2. August 2025 um 10:18
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