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  1. Buddhaland Forum
  2. Helmut

Posts by Helmut

  • was ist die vorherrschende Meinung zum Thema Wiedergeburt.

    • Helmut
    • November 6, 2025 at 1:01 PM
    Quote from Anna Panna-Sati
    Quote from Helmut

    Wiedergeburt ist keine Frage des Glaubens, sondern bei Wiedergeburt im Kontext des Dharma geht es um Logik und Erkenntnis; um die Frage: ist mit dem Tod alles vorbei oder nicht.

    Da Wiedergeburt (Punabbhava) weder für Übende nachprüfbar, noch von "Experten" bis heute bewiesen werden konnte (obwohl viele "Geschichten" dazu erzählt werden), bleibt das Thema wohl Auslegungs- und Glaubenssache.


    (Betr. "Logik": Ein Argument kann logisch gültig/ schlüssig im logischen Sinne, sein und gleichzeitig unwahr, wenn nämlich die Prämissen und daraus abgeleitete Schlussfolgerungen nicht der Realität entsprechen.)

    Natürlich kann ein Argument formal korrekt sein, obwohl die Prämisse nicht stimmt. Deshalb muss untersucht werden, ob die Prämisse inhaltlich korrekt ist. Ist sie nicht korrekt, dann sind auch die Schlussfolgerungen, die aus ihr gezogen worden nicht inhaltlich korrekt.


    Man kann jetzt die Hypothese aufstellen, dass es Wiedergeburt gibt. Eine Hypothese ist erst einmal etwas, dass man nur logisch begründen kann. Das ist dann aber noch kein Beweis. Um zu überprüfen, ob eine Hypothese sinnvoll ist, muss man die logischen Begründungen überprüfen. Man kann jetzt folgendermaßen argumentieren:

    • Wiedergeburt bezeichnet den individuellen Übergang einer Person von ihrem jetzigen Leben in ihre nächste Existenz.
    • Wenn es diese Wiedergeburt gibt, dann muss sie ein verursachte Phänomen sein, also die Wirkung einer Ursache.
    • Der Tod / das Sterben am Ende der jetzigen Existenz ist die Ursache für die Wiedergeburt in einer neuen Existenz.
    • Der Tod / das Sterben können dies bewirken, weil sie selber verursacht sind, nämlich durch die Geburt.
    • Weil eine Ursache eine Wirkung hervorbringt, die dann selber wieder neue Wirkungen hervorruft, geht es nach dem Tode weiter in einer neuen Existenz, die in Abhängigkeit von der jetzigen entstanden ist.

    Wenn man nachweisen kann, dass der eigene Tod nicht verursacht worden ist, dann hat die Hypothese keinen Bestand mehr.

  • was ist die vorherrschende Meinung zum Thema Wiedergeburt.

    • Helmut
    • November 6, 2025 at 12:09 PM
    Quote from Metta

    [...}, warum auch diese komische Theorie des Buddhas mit dem Erwachen ernst nehmen. Warum sollte man sich da anstrengen.

    Da hier im Kontext von Wiedergeburt von der komischen Theorie des Erwachens gesprochen wird:

    • Die Begriffe Erwachen und Wiedergeburt sind keine Synonyme, weil sie verschiedene Benennungsgrundlagen haben.
    • Erwachen bezieht sich nicht darauf, ob und wie es nach dem Tod weitergeht.
    • Erwachen bezieht sich auf die Verwirklichung der dritten edlen Wahrheit; die vollständige Verwirklichung der wahren Beendigungen der Leidensursachen im eigenen Geist.
    • An der Verwirklichung der dritten edlen Wahrheit ist nichts komisch. Für uns mag dies noch Theorie sein, weil wir sie noch nicht verwirklicht haben. Buddha Sakyamuni hat sie aus der eigenen Erfahrung heraus gelehrt wie man SN 56.11 entnehmen kann.
  • Indischer Spät-Buddhismus

    • Helmut
    • November 5, 2025 at 1:29 PM

    Ganz wesentlich zum Untergang des Buddhismus in Indien hat die Zerstörung der großen Klöster wie z.B. Nalanda durch islamische Invasoren Ende des 12.Jahrhunderts beigetragen. Das damalige Ceylon war hiervon nicht betroffen und so konnte sich das Theravada dort erhalten und sich nach Süd- und Südostasien ausbreiten.

  • was ist die vorherrschende Meinung zum Thema Wiedergeburt.

    • Helmut
    • November 4, 2025 at 4:14 PM

    Dieser Thread hat sich schon seltsam, aber nicht untypisch, entwickelt. Deutlich wird: Diejenigen, die denen, die Wiedergeburt vertreten, puren Glauben vorwerfen, reduzieren selbst das Thema auf diese Ebene des Glaubens. Das hat den Vorteil, man kann sagen, ich beschäftige mich nicht mit den Themen, die ich für puren Glauben halte. Und diejenigen, die nicht diesbezüglich so denken wie ich, sind eben noch nicht im rationalem Denken der Moderne angekommen. So verdrückt man sich vor dem Thema.


    Wiedergeburt ist keine Frage des Glaubens, sondern bei Wiedergeburt im Kontext des Dharma geht es um Logik und Erkenntnis; um die Frage: ist mit dem Tod alles vorbei oder nicht. Hierauf hat Buddha Sakyamuni eine Antwort mit den zwölf Gliedern des abhängigen Entstehens gegeben.


    Es gibt nicht nur schriftliche Belege für Wiedergeburt in den Lehrreden des Buddhas, sondern auch logische Begründungen für Wiedergeburt, weil alles in Abhängigkeit und Bedingtheit existiert.


    Die Geburt ist die Ursache für Altern und Tod und weil der Tod verursacht ist, kann er Wirkungen hervorrufen wie jedes andere verursachte Phänomen.

  • Mahayana Sutras / Rezeption und Verfügbarkeit

    • Helmut
    • November 3, 2025 at 2:54 PM

    In deutscher Übersetzung gibt es noch

    • das Srimala-Sutra (Angkor Verlag)
    • das Sutra vom Goldenen Licht (Diamant Verlag)
    • das Vimalakirti Sutra (Books on Demand, Norderstedt)
    • das Lankavatara-Sutra, aus dem Sanskrit übersetzt von K.H. Golzio (Barth Verlag)
    • das Samadhiraja Sutra
  • Buddhismus und Aktivismus

    • Helmut
    • October 31, 2025 at 2:26 PM

    Um die Allgemeine und die Spezielle Relativitätstheorie oder sogar die Quantenphysik zu verstehen, muss man nicht den Bodhisattva-Pfad verstehen. Einstein und die Begründer der Quantenphysik kannten den Bodhisattva-Pfad auch nicht und konnten trotzdem die Relativitätstheorie und die Quantenphysik entwickeln.

  • Buddhismus und Aktivismus

    • Helmut
    • October 29, 2025 at 3:24 PM

    Um noch einmal auf KarmaHausmeisters Ausgangspost zurück zu kommen:


    Ich bin der Ansicht, dass sich Dharmapraxis und gesellschaftspolitisches Engagement nicht gegenseitig ausschließen. Dharmapraxis ist ja nicht nur aufs Innen, auf sich selbst ausgerichtet. Letztlich ist Dharmapraxis sowohl nach innen, also auf sich selbst, und nach außen, also auf die anderen Menschen gerichtet. Im Rahmen der Praxis der vier Unermesslichkeiten schulen wir uns im Mitgefühl und Mitgefühl ist auf die anderen Menschen ausgerichtet.


    Dharmapraxis führt aufgrund der ihr zugrunde liegenden Geisteshaltung zu gesellschaftspolitischen Engagement. Wirkt also nach außen. Je nach den Fähigkeiten der einzelnen Dharmapraktizierenden wird dies unterschiedlich ausfallen.


    In diesem Zusammenhang gefällt mit der Titel eines Buches sehr gut: "Der Friede beginnt in dir - Wie innere Haltung nach außen wirkt."

  • Kamma

    • Helmut
    • October 28, 2025 at 2:32 PM
    Quote from Anna Panna-Sati
    Quote from Helmut

    Dieses Vergangensein der Handlung ist also selbst auch verursacht und deshalb kann das Vergangensein der Handlung Wirkungen hervorrufen und stellt deshalb die Verbindung zwischen vergangener Handlung und der zukünftigen karmischen Wirkung der vergangenen Handlung her, da sich das Vergangensein der Handlung als unbeständiges Phänomen von Moment zu Moment fortsetzt.

    Verstehe ich nicht:

    -Wie kann ein "Vergangen-sein" eine Verbindung "herstellen" und in der Zukunft etwas bewirken ?

    -Inwiefern setzt sich das Vergangen-sein - als unbeständiges Phänomen - von Moment zu Moment fort ?


    (Bisher ging ich davon aus, dass die Handlung/Tat (welcher natürlich auch eine Ursache zugrundeliegt) die - letztliche - Ursache für eine nachfolgende Wirkung ist...)


    Könntest du - zum besseren Verständnis (Verdeutlichung) - mal ein praktisches Beispiel geben?

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    Man führt eine Handlung des Stehlens durch und schließt sie auch ab. Die Handlung des Stehlens ist damit beendet, aber im nächsten Moment tritt ja nicht die Wirkung dieser Handlung, nämlich die Erfahrung von Leid, ein. Es dauert eine Zeitspanne bis wir die Erfahrung von Leid, die die Wirkung der Handlung ist, erleben. In der Zeitspanne in der die Handlung nicht mehr besteht und die Wirkung der Handlung noch nicht eingetreten ist, geht ja die karmische Prägung, die die Handlung des Stehlens hinterlassen hat, nicht verloren. Würde sie in dieser Zeitspanne verloren gehen, könnte die Wirkung der Handlung nicht erfahren werden. Weil wir aber die Wirkungen unserer Handlungen definitiv erleben, muss es einen Faktor geben, der die Verbindung zwischen der zu Ende gegangen Handlung und dem zukünftigen Erleben der Wirkung der Handlung herstellt.


    Dieser Faktor, der die Verbindung zwischen abgeschlossener Handlung und Erleben der Wirkung herstellt, ist natürlich nicht die eigentliche Ursache der Wirkung. Das ist die Tat selber. Der Faktor, der Handlung und Wirkung miteinander verbindet, ist aber ein notwendiger begleitender Umstand für das Erleben der Wirkung der Handlung.


    Dieser Faktor das Vergangensein der Handlung ist ein abhängiges unbeständiges Phänomen. Er ist die Wirkung einer Ursache, nämlich dem zu Ende gehen der Handlung. Wie jedes unbeständige, durch Ursachen entstandene Phänomene setzt es sich von Moment zu Moment weiter fort. Das bedeutet, dass Vergangenheit ein unbeständiges Phänomen ist, also durch Ursachen entstanden ist und deshalb Wirkungen hervorrufen kann.

  • Kamma

    • Helmut
    • October 27, 2025 at 2:18 PM
    Quote from JoJu91

    "Wie kommt es dazu, dass eine zum Abschluss gebrachte Handlung zeitlich später eine ihr entsprechende Wirkung bewirken kann. ... Was ist dieses Bindeglied, die diesen Zusammenhang ermöglicht?"


    Nach meiner Erfahrung:
    Das Bindeglied ist die Kraft des Geistes.

    Der Geistes spielt natürlich eine Rolle in diesem Prozess. Karma oder Tat ist der Geistesfaktor Wille, der die äußeren Taten prägt. Auch die karmischen Prägungen, die die Taten im Bewusstsein hinterlassen, sind mentaler Natur, und genauso auch das Vergangensein des Willens nasch Abschluss der Tat und die Erfahrung der karmischen Wirkung der abgeschlossenen Tat.


    Ich denke, die Kraft des Geistes reicht nicht aus, um den Zusammenhang zwischen dem Vergangensein der Tat und dem Erfahren der zukünftigen Wirkung der Tat zu bestimmen. Ich denke, die Kraft des Geistes spielt hierbei keine große Rolle, denn den Zusammenhang von Tat und Wirkung gibt es unabhängig von der Stärke des Geistes.


    Vielmehr geht es ja darum, den mentalen Faktor zu bestimmen, der die Verbindung zwischen dem mentalen Faktor des Vergangenseins des Willens (Tat), dem mentalen Faktor der karmischen Prägung und dem mentalen Faktor des Erlebens der karmischen Wirkung der Tat herstellt.


    Das scheint mir wirklich der Faktor des Vergangenseins zu sein:


    Abschluss der Handlung -> Vergangensein der Handlung, verbunden mit der karmischen Prägung der Handlung -> Erfahren / Erleben der karmischen Wirkung, die die Tat im Bewusstsein hinterlassen hat.

  • Kamma

    • Helmut
    • October 26, 2025 at 3:57 PM
    Quote from Helmut

    Ein wesentlicher Aspekt bei der Kamma-Lehre ist ja: wie kommt es dazu, dass eine zum Abschluss gebrachte Handlung zeitlich später eine ihr entsprechende Wirkung bewirken kann. Das kann ja nur möglich sein, wenn es ein Bindeglied zwischen der abgeschlossenen Handlung und der zeitlich später einsetzenden Wirkung gibt. Aber was ist dieses Bindeglied, die diesen Zusammenhang ermöglicht?

    Eine Antwort auf meine Fragestellung habe ich inzwischen in Candrakirtis Madhyamakavatara gefunden; und zwar im 6.Kapitel im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit den Cittamatrins.


    Er benutzt dabei das Prinzip der Kausalität: Durch Ursachen entstandene Phänomene sind nicht nur Wirkungen, sondern als verursachte Wirkungen auch selbst wieder Ursachen für weitere, zukünftige Wirkungen.


    Dies wendet er auf Handlung und Wirkung an. Das bedeutet: die durch Ursachen entstandene Handlung geht auch wieder aufgrund von Ursachen zu Ende und ist vergangen. Dieses Vergangensein der Handlung ist also selbst auch verursacht und deshalb kann das Vergangensein der Handlung Wirkungen hervorrufen und stellt deshalb die Verbindung zwischen vergangener Handlung und der zukünftigen karmischen Wirkung der vergangenen Handlung her, da sich das Vergangensein der Handlung als unbeständiges Phänomen von Moment zu Moment fortsetzt.

  • Buddhismus und andere Religionen: Exklusiv oder inklusiv?

    • Helmut
    • October 25, 2025 at 6:09 PM
    Quote from KarmaHausmeister

    Kann man Buddhist:in sein und gleichzeitig Chist:in, Muslim:in, Jüdin oder Jude etc. oder Elemente aus anderen Religionen oder Philosophien übernehmen? Oder ist der Buddhismus ein in sich geschlossener Weg, der keine Vermischung duldet? Wo seht ihr die Grenzen?

    Ob man gleichzeitig Buddhist:in und Christ:in sein will, muss jeder/jede selbst entscheiden. Ich denke, man kann dies nicht generell beantworten.


    Der Dharma ist in meinen Augen ein komplexes Geistesschulungssystem, das den verschiedenen Praktizierenden entsprechend ihrem Entwicklungsstand angemessene Praxisübungen zur Verfügung stellt. Jeder/jede muss nicht alles praktizieren was in den vielen Lehrreden dargelegt wird.


    Der Buddhismus ist ein vollständiges Geistesschulungssystem und trotzdem ein offenes System. Der Buddhismus ist in der Lage verschiedene kulturelle Traditionen zu integrieren wie wir anhand der Entwicklung des Buddhismus in Süd- und Ostasien sehen können, ohne seine Grundlagen aufzugeben.


    Bevor man Elemente aus anderen Religionen übernimmt, muss man erst einmal einen interreligiösen Dialog führen. Wenn wir als Buddhisten mit Christen debattieren, werden wir schnell feststellen können, dass es auf der Ebene der Methode, der Praxis sehr viele Übereinstimmungen gibt; egal ob es um Freigebigkeit, Ethik, Geduld usw. geht.


    Debattieren wir mit ihnen über das abhängige Entstehen, dann werden sie sagen, das abhängige Entstehen vertreten wir auch. Aber es gibt einen Punkt an dem sie sagen, dass Gott nicht abhängig existiert. Dem wird ein Buddhist nicht zustimmen. Es gibt also Grenzen in Bezug zu bestimmten Themen.


    Wenn wir uns persönlich entschieden haben, dem Dharma zu folgen, dann sollten wir aber die anderen Religionen nicht abwerten, denn sie haben für viele andere Menschen eine große Bedeutung. Deshalb sollten wir uns als Buddhist:innen um den interreligiösen Dialog bemühen; zumindest aber keine negativen Einstellungen anderen Religionen gegenüber entwickeln.

  • Kamma

    • Helmut
    • October 23, 2025 at 5:37 PM

    Ein wesentlicher Aspekt bei der Kamma-Lehre ist ja: wie kommt es dazu, dass eine zum Abschluss gebrachte Handlung zeitlich später eine ihr entsprechende Wirkung bewirken kann. Das kann ja nur möglich sein, wenn es ein Bindeglied zwischen der abgeschlossenen Handlung und der zeitlich später einsetzenden Wirkung gibt. Aber was ist dieses Bindeglied, die diesen Zusammenhang ermöglicht?


    5. "Student, da tötet irgendein Mann oder eine Frau lebende Wesen und ist mordlustig, mit Blut an den Händen, zum Kämpfen und zur Gewalt geneigt, gnadenlos gegenüber lebenden Wesen.


    Weil er solch eine Handlung begeht und auf sich nimmt, erscheint er bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, wieder, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in der Hölle.


    Der Punkt ist ja, warum gibt es diesen definitiven Zusammenhang, und warum kann die Wirkung der Handlung auch noch nach dem Tode entstehen, wenn sie in dem jetzigen Leben vor dem Tod noch nicht entstanden ist?

  • Welche Rolle spielt Glaube(n) im Buddhismus?

    • Helmut
    • October 22, 2025 at 4:23 PM
    Quote from Anna Panna-Sati
    Quote from Helmut

    Es geht nicht darum, alles einfach wortwörtlich zu nehmen, sondern sich zu fragen, was ist die inhaltliche Bedeutung der Sutta. Die Bedeutung liegt nicht in den Worten selbst. Sie ergibt sich aus dem Kontext in dem die Sutta gelehrt wurde.

    Dennoch gibt es - zumindest im Palikanon - Suttas, deren Sichtweise nicht nur "unseren Gewohnheiten widerspricht", sondern über längere Zeiträume mühsam erarbeitete/erkämpfte, elementare Menschenrechte konterkariert, z.B. die Gleichberechtigung der Frau(en).

    Würde ein blind-Glaubender/Glaubenwollender diese veralteten Ansichten 1:1 kritiklos übernehmen, hätte dies sicherlich negative Auswirkungen...:?

    Es geht nicht darum, Texte 1:1 zu übernehmen, denn dann würde man nur an den Worten kleben. Es geht darum, den Kontext, in dem die Suttas stehen, zu verstehen und von dorther muss man ihre Bedeutung erkennen.


    Ob Pali-Suttas elementare Menschenrechte wie die Gleichberechtigung der Frau konterkarieren, kann man nur anhand einer oder mehrerer konkreter Sutta besprechen. Sonst bleibt man im Allgemeinen hängen und berücksichtigt auch nicht die historische Situation.


    Die Lage der Frau war im alten Indien alles andere als toll, aber trotzdem hat Buddha Sakyamuni nicht bestritten, dass Frauen die Befreiung aus Samsara erlangen können, obwohl ihre Lage in Indien hierfür ein großes Hindernis war.

  • Welche Rolle spielt Glaube(n) im Buddhismus?

    • Helmut
    • October 21, 2025 at 4:16 PM
    Quote from Anna Panna-Sati

    - Glaubt ihr wortwörtlich an die Inhalte wichtiger Suttas oder interpretiert ihr euch vieles "zeitgemäß" um,

    Es geht meines Erachtens nicht darum, die Inhalte der Suttas umzuinterpretieren, damit sie in unsere heutiges "zeitgemäßes" Verständnis passen. Das durchaus Verstörende an den Suttas ist ja vielfach, dass in ihnen eine Sichtweise dargelegt wird, die unseren Gewohnheiten widerspricht.


    Deshalb geht es meines Erachtens erst einmal darum, den Inhalt einer Sutta zu verstehen. Wenn man erstmals eine Sutta liest, mögen ja Zweifel in einem aufkommen. Das ist erstmal kein großes Problem. Es ist natürlich gut, wenn die Zweifel dazu führen, sich intensiver mit der Sutta zu befassen. Dadurch können sich Zweifel schon mal lösen. Und wenn noch Zweifel bestehen bleiben, kann man die beiseite stellen und beschäftigt sich später mit ihnen, nachdem man sich mit weiteren Lehrreden beschäftigt hat.


    Es geht nicht darum, alles einfach wortwörtlich zu nehmen, sondern sich zu fragen, was ist die inhaltliche Bedeutung der Sutta. Die Bedeutung liegt nicht in den Worten selbst. Sie ergibt sich aus dem Kontext in dem die Sutta gelehrt wurde.


    Deshalb finde ich es wichtig, sich zu verdeutlichen, an wen Buddhas Lehrrede gerichtet ist: Haushälter, Laien, Ordinierte, Arhats usw. Als zweiten Schritt finde ich es hilfreich, sich den Aufbau, die Struktur der Lehrrede zu verdeutlichen, insbesondere bei längeren Lehrreden. Ich finde, dass dies eine gute Grundlage dafür ist, sich dann konkret mit den inhaltlichen Aussagen zu beschäftigen. Im besten Fall kann man dann irgendwann den Inhalt der Sutta auch mit eigenen Worten erklären. Das wäre aber keine Uminterpretation der Sutta, denn eine solche will ja den Inhalt der Sutta verändern.

  • Daseinsbegehren - die Begierde (da) zu SEIN....

    • Helmut
    • October 6, 2025 at 1:59 PM
    Quote from Anna Panna-Sati
    Quote from Helmut

    Deshalb ist es wichtig, unseren Körper aufrechtzuhalten, ihn gut zu pflegen, in bei Kräften zu halten, sodass wir möglichst lange in der Lage sind, den Dharma praktizieren können.

    Jetzt hast du einen "wunden Punkt" getroffen...

    Als Mensch mit christlichen Wurzeln und entsprechenden Prägungen irritiert(e) mich an der Buddha-Lehre, dass sie nur unter bestimmten Voraussetzungen - wie (relativer) psychischer und physischer Gesundheit - zu praktizieren sei...

    Der Buddha "verspricht" einen "Weg aus dem Leiden" und jener Pfad soll nun gerade von besonders stark Leidenden nicht gegangen werden können?!

    Körperliche Beeinträchtigungen sind nicht zwangsläufig ein Hindernis für die Dharmapraxis. Auch mit körperlichen Beeinträchtigungen kann man Dharma praktizieren. So lange man nicht blind ist, kann man die Lehrreden des Buddha lesen und studieren, selbst wenn man an den Rollstuhl gefesselt ist. Auch im Rollstuhl kann man den Dharma meditieren. Auch Krankheiten sind nicht zwangsläufig ein Hinderungsgrund für die Dharmapraxis. Darauf hat ja Igor07 hingewiesen.

    Die Dharmapraxis ist ja nicht voraussetzungslos. Man muss schauen, was man entsprechend den eigenen Fähigkeiten tun kann und was nicht. Das gilt auch bei relativer psychischer und physischer Gesundheit. Wenn man das praktiziert was man entsprechend seines Entwicklungsstandes und den eigenen Lebensbedingungen praktizieren kann, dann wird dies positive Auswirkungen haben.

    Weil die Dharmapraxis eine mentale Schulung ist, sind geistige Beeinträchtigungen natürlich gravierender als die körperlichen Beeinträchtigungen. Wenn man blind ist, kann man die Lehrreden nicht lesen, aber man kann immer noch die Unterweisungen einer Lehrerin / eines Lehrers hören und ein Verständnis des Dharma erlangen. Bei Demenz wird es allerdings sehr schwierig. Dazwischen liegt eine breites Spektrum mehr oder weniger starker Beeinträchtigungen für die Dharmapraxis ohne sie vollständig unmöglich zu machen.

  • Daseinsbegehren - die Begierde (da) zu SEIN....

    • Helmut
    • September 29, 2025 at 5:37 PM
    Quote from Anna Panna-Sati

    In jedem Moment, der achtsam/bewusst gelebt wird, vereinigen sich gewissermaßen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - also ist er im Grunde zeitlos..?

    Das ist ja nicht der Fall. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft existieren nicht gleichzeitig. Wenn die Gegenwart existiert, gibt es die Vergangenheit nicht mehr, aber es gibt auch noch nicht die Zukunft. Ist die Zukunft eingetreten, gibt es weder die die Vergangenheit noch die Gegenwart.

    Es gibt nichts, dass losgelöst von der Zeit existiert, weil alles in Abhängigkeit besteht. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt es nur in Abhängigkeit von der veränderlichen Zeit; Veränderung ist immer mit Zeit verbunden. Abhängigkeit, Veränderung ist nur im Zusammenhang mit der Zeit gegeben.

  • Daseinsbegehren - die Begierde (da) zu SEIN....

    • Helmut
    • September 29, 2025 at 4:24 PM

    Was den Körper angeht, gibt es in den Schriften Aussagen, die auf den ersten und vielleicht auch noch auf den zweiten oder dritten Blick als widersprüchlich erscheinen. Genau betrachtet sind sie es aber nicht, sondern es werden zwei Perspektiven auf den Körper dargestellt, die mit einander auf bestimmte Weise zusammenhängen.

    Einerseits wird der Körper negativ dargestellt, aber nicht weil er negativ ist, sondern weil wir aus Unwissenheit auf unseren Körper und den Körper anderer Qualitäten projizieren, die sie tatsächlich nicht besitzen. Deshalb entwickeln wir Begierde und Anhaftung. Damit wir diese überwinden, werden die Nachteile des Körpers dargestellt; nur aus diesem Grund.

    Andererseits ist der menschliche Körper, den wir jetzt haben, die Grundlage dafür, dass wir den achtfachen Pfad üben können. Aus dieser Perspektive ist er seht kostbar. Auf der Grundlage unseres menschlichen Körpers können wir all unsere Verblendungen, Anhaftungen, Begierden, unser Festhalten am Daseinsbegehren usw. überwinden.

    Deshalb ist es wichtig, unseren Körper aufrechtzuhalten, ihn gut zu pflegen, in bei Kräften zu halten, sodass wir möglichst lange in der Lage sind, den Dharma praktizieren können.

  • Leichenbetrachtung im Satipaṭṭhāna-Sutta

    • Helmut
    • September 26, 2025 at 5:48 PM
    Quote from chilli68

    Auch wenn jemand aufrichtig bereit ist zu sterben, ich hätte auch die medizinische Hilfe gerufen.

    Man weiß es nicht. Es könnte ersticken oder eine andere Form leidvollen Dahingehens sein

    Wir alle werden sterben, meist wohl recht unfreiwillig. Wenn aber jemand den Tod aufgrund seiner Geistessschulung annimmt und deshalb auch sterben kann, dann ist die medizinische Hilfe meines Erachtens problematisch. Sie kann den Tod nicht verhindern, allenfalls herauszögern. Aber dient das diesem Sterbenden? Ich finde schon, dass man nicht störend in den Sterbeprozess eingreifen soll.

    Das Sterben ist immer mit leidvollen Erfahrungen verbunden. Man sollte nicht von außen her diese verstärken.

    Wie jemand verstirbt, hängt letztlich vom Geisteszustand des Sterbenden im Todesprozess ab. Darauf kann man positiven Einfluss nehmen und nur so sollte man auf den Sterbeprozess eines Sterbenden Einfluss nehmen.

  • Leichenbetrachtung im Satipaṭṭhāna-Sutta

    • Helmut
    • September 25, 2025 at 5:43 PM

    Was spricht denn deiner Meinung nach dafür, dass diese Meditation heutzutage nicht mehr zeitgemäß ist?

  • Meditation: Tun oder loslassen?

    • Helmut
    • September 21, 2025 at 3:31 PM
    Quote from Hendrik

    Wenn ihr auf dem Kissen sitzt: Habt ihr das Gefühl, ihr tut etwas – oder eher, dass ihr loslasst?

    Meditation ist eine geistige Handlung, eine geistige Tat. Sowohl die analytische Meditation als auch die konzentrative Meditation sind geistige Taten, auch wenn sie sich unterscheiden.

    Bei der analytischen Meditation untersucht man ein Meditationsobjekt. Zum einen führt dies zur Vertiefung der gültigen Erkenntnis, zum anderen zum Überwinden falscher Ansichten. Diese beiden Aspekte müssen nicht immer in einer analytischen Meditation zusammen auftreten; aber im Idealfall ist es so, insbesondere wenn man die Stufe eines Ariyas verwirklicht hat.

    Auch bei der konzentrativen Meditation ist der Geist auf ein Objekt ausgerichtet, und zwar einspitzig. Man analysiert nicht, sondern richtet den Geist auf ein spezifisches Objekt; gleichzeitig sind die Geistesfaktoren wachsame Selbstprüfung und Vergegenwärtigung immer wieder aktiv, um das Abschweifen des Geistes von seinem Objekt zu bemerken und um ihn dann wieder auf sein Objekt zurückzuführen.

    Meditation ist also stets mit geistiger Aktivität verbunden und im Zusammenhang mit analytischer Meditation überwindet man falsche Ansichten, lässt falsche Ansichten los, gibt sie auf.

  • Rechtes Bemühen

    • Helmut
    • September 16, 2025 at 4:02 PM
    Quote from Hendrik

    Die klassischen Texte sprechen vom "rechten Bemühen". Wie unterscheidet ihr das von Leistungsdruck?

    Rechtes Bemühen oder rechte Anstrengung wird nur dann zum Leistungsdruck, wenn man sich selbst überfordert oder an falsche Lehrer geraten ist.

    In MN 117 gibt der Buddha eine strukturierte Darstellung des achtfachen Pfades und sagt in Bezug auf Ansicht, Absicht, Rede, Handeln und Lebensweise, dass jede von ihnen stets mit rechter Ansicht, rechter Anstrengung und rechter Achtsamkeit verbunden ist und man so die falsche Ansicht, die falsche Absicht, die falsche Rede, das falsche Handeln und die falsche Lebensweise überwindet.

    Die Praxis des achtfachen Pfades ist ein langer Prozess. Deshalb wäre es nicht richtig, sich stets zu überfordern und sich unnötigen Stress zu bereiten. Tut man dies wird man die Praxis nicht zu Ende bringen.

    Der Leistungsdruck oder der Stress ergeben sich nicht aus der Aufgabe, sich auf dem Pfad zu bemühen, sondern aus der eigen falschen Vorstellung, wie man die Dharmapraxis durchzuführen hat.

  • Sinn und Zweck unseres Daseins

    • Helmut
    • September 15, 2025 at 3:22 PM

    Meine Widerrede richtet sich gegen das Festhalten an der Vorstellung eines Egos, das es nicht gibt. Sie ist notwendig, weil das Festhalten an der Vorstellung von einem Ego etwas Gegebenes ist, nämlich ein aufzugebendes Hindernis, genauso wie das Greifen nach einem Selbst.

    Hält niemand mehr an der Vorstellung eines Ego fest, dann ist keine Widerrede mehr notwendig.

  • Sinn und Zweck unseres Daseins

    • Helmut
    • September 15, 2025 at 2:37 PM
    Quote from Monika

    Um befreit zu werden/sein bzw. Erleuchtung zu erlangen, muss man zunächst einmal ein gesundes Ego entwickelt haben.

    Ramesh Balsekar Februar 1994

    Da es kein Ego gibt, kann es auch kein gesundes oder ungesundes Ego geben. Was es gibt, ist die Vorstellung von einem Ich und die ist weit verbreitet. Für das vorgestellte Ego gibt es aber keine Benennungsgrundlage in der Realität. Man kann kein Phänomen aufzeigen auf das die Bezeichnung Ego zutreffen würde. Das ist wie beim Hasenhorn oder dem viereckigen Kreis.

    Das Festhalten an einem Ego ist somit nichts anderes als das Greifen nach dem Selbst, nur mit anderen Worten ausgedrückt. Somit ist die Auffassung von einem Ego ein grundlegendes Hindernis für die Befreiung aus Samsara.

  • Sinn und Zweck unseres Daseins

    • Helmut
    • September 14, 2025 at 12:13 PM
    Quote from mooncake

    Mir kommt es vor, als wäre der Buddhismus die einzige Religion, die die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht beantwortet, noch nicht einmal stellt. Ist das nicht verwunderlich?

    Dieser Eindruck kann natürlich entstehen, da die Fragestellung "Sinn und Zweck unseres Daseins" im Dharma in einen anderen Kontext gestellt ist.

    Im Dharma geht es darum, wie kann man das Potenzial seiner menschlichen Existenz am besten nutzen und zur Reife bringen. Das steht dann im Zusammenhang mit den vier edlen Wahrheiten. Die Antwort ist: Durch das Verwirklichen der wahren Beendigungen der Leiden und ihrer Ursprünge.

    Die menschliche Existenz ist die beste Grundlage für das Verwirklichen der wahren Beendigungen und die wahren Pfade sind die Mittel, um dies zu verwirklichen.

  • Sinn und Zweck unseres Daseins

    • Helmut
    • September 13, 2025 at 4:45 PM

    Der Sinn des Daseins ist ja eine große Debatte zwischen vielen westlichen Philosophen. Ich würde das Thema aber niedriger hängen und sagen: wie kann man die Möglichkeiten dieses menschlichen Lebens, das man jetzt hat, gut nutzen.

    Meine Lehrerinnen und Lehrer haben es meistens so formuliert: Wir haben jetzt ein menschliches Leben, das es uns ermöglicht, die vier edlen Wahrheiten zu erkennen. Auf dieser Grundlage können wir den achtfachen Pfad praktizieren.

    In Abhängigkeit von unseren Fähigkeiten können wir uns dann in den Übungen so schulen, dass

    • wir eine hohe Wiedergeburt in der nächsten Existenz erlangen können,
    • wir die Befreiung aus Samsara verwirklichen können,
    • wir durch durch den Bodhisattva-Pfad die Buddhaschaft erlangen können.

    Diese Schulungen sind zwar auf ein zukünftiges Ziel ausgerichtet, aber wenn wir sie jetzt in diesem Leben praktizieren, haben sie auch einen sehr positiven Einfluss auf unser jetziges Leben.

Ausgabe №. 133: „Rausch"

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