Die Leichenbetrachtung im Satipaṭṭhāna-Sutta soll nicht schockieren, sondern die Anhaftung an den Körper lösen, Vergänglichkeit ins Bewusstsein rufen und damit eine tiefere Gelassenheit, Ethik und Befreiung fördern. Aber, ist diese Art der Meditation noch zeitgemäß?
Leichenbetrachtung im Satipaṭṭhāna-Sutta
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Was spricht denn deiner Meinung nach dafür, dass diese Meditation heutzutage nicht mehr zeitgemäß ist?
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Was spricht denn deiner Meinung nach dafür, dass diese Meditation heutzutage nicht mehr zeitgemäß ist?
Zunächst einmal, würde ich sagen, dass das kulturelle Umfeld bei uns fehlt. Offene Verbrennsungstätten und Leichenfelder wie in der alten indischen Kultur sind bei uns nicht vorhanden. Das ist dann auch ein praktisches Problem. In der Meditationsanweisung für die Leichenbetrachtung, wird die Leiche in den verschiedenen Verwesungsstadien betrachtet. Soll ich warten, bis die Oma oder der Opa stirbt und sie dann wochenlang daheim rumliegen lassen, damit ich endlich eine Leichenbetrachtung durchführen kann?
Die Leichenbetrachtung könnte bei Menschen in der westlichen Kultur zu Überforderung, Trauma und Abwehrreaktionen führen, statt zur Einsicht in Vergänglichkeit und der Notwendigkeit des Loslassens. Man muss psychisch schon sehr stabil sein, um so eine Meditation durchführen zu können, denke ich.
Die buddhistischen Lehren sind kontextgebunden entstanden. Die Leichenbetrachtung war eine redikale Methode für Mönche und Nonnen in einem völlig anderen kulturellen Umfeld. Es gibt heute für uns sicher verträglichere Methoden, um Einsicht in Vergänglichkeit Loslassen und Nicht-Selbst zu erlangen.
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Ich sehe die Gefahr in der Leichenbetrachtung, dass wir Westler, die wir oft genug kein positives Verhältnis zu unserem Körper haben und das erst aufbauen müssen, nach so einer Leichenbetrachtung dann auch noch Ekel empfinden. Ekel vor allem Körperlichen und dadurch auch vor uns selbst. Das wird dann auch noch buddhistisch überhöht in der Meinung, dass jedes gutes Körpergefühl ja Anhaftung sei und überwunden werden müsse.
Das Gleiche machen wir mit dem Ich, dass einige Buddhisten schon abschaffen wollen, bevor sie ein gesundes Ich ausreichend entwickelt haben.
Wenn dann auch noch der Verstand als grundlegend negativ bewertet wird, sind wir auf dem Weg zu einem gefühlskalten, dissoziierenden Menschen, der sich selbst immer weniger halten kann, sich aber buddhistisch ganz oben fühlt.
Ich finde, man kann sich die Vergänglichkeit des Lebens auch auf ungefährlichere Art und Weise bewusst machen. Das liegt für mich u.a. auch in der Verantwortung eines jeden buddhistischen Lehrers.
Es geht doch darum, immer das aus dem umfangreichen Palikanon herauszusuchen und anzuwenden, was für unsere jetzige Entwicklung hilfreich ist. Und nicht nur stumpfsinnig das hinterherzubeten und wortwörtlich anzuwenden, was vor 2000 Jahren in deren völlig anderen Lebensumständen relevant war.
Ich selbst werde ganz sicher keine wurmgefüllten Leichen betrachten. Es reicht mir, die von Jahr zu Jahr stärker werdenden Veränderung meines Körpers aufmerksam wahrzunehmen und zu üben, sie immer wieder anzunehmen. Das reicht mir als anschauliches Beispiel. 😃
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Leichenbetrachtung ist, ohne das Wesen der Anhaftungen an den fünf Anhäufungen zu erkennen, nicht hilfreich.
Der Mensch, der an seinem Körper angehaftet hat, ist nun eine Leiche. Wie viel Kraft hat es ihn gekostet, diese Anhaftung aufrechtzuerhalten? Sie zu erhalten. Hat ihn das Festhalten letztlich umgebracht, weil sie ihn gefesselt hat?
Anhaftungen durch Festhalten des Zusammengesetzten sind Leiden, weil alles Zusammengesetzte zerfallen wird. Da ist nichts zu machen.
Das Zerfallen kommt für Menschen viel schneller, je mehr sie an den fünf Anhäufungen festhalten, anstatt mit ihnen zu leben, so gut es eben geht.
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Wenn man es richtig macht, dann spricht nichts dagegen.
Im Visuddhimagga heißt es, dass der Übungsbeflissene sich zu einem Meditationslehrer zu begeben hat und sich von den 40 Übungsobjekten ein seiner eigenen Natur angemessenes geistiges Übungsobjekt geben lässt. Man gibt sich also nicht selbst ein Übungsobjekt und macht dann mal. Sondern der Lehrer schaut sich den Charakter desjenigen an und teilt dann zu. Darüber hinaus führt diese Meditation zur vollen Sammlung und ist damit in höchstem Maße mit geistiger Freude (piti) verbunden.
So wie diese Übung früher nichts für jeden war, so ist sie es auch heute nicht.
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Gestorben wird auch heute noch, aber der Umgang damit hat sich verändert, denn für den Tod gilt: "Das Wahre ist nicht schön und das Schöne ist nicht wahr".
Im Mittelalter gab es noch das "Memento Mori" (Gedenke des Todes) und in der Neuzeit das "Vanitas" (Vergänglichkeit), mit den entsprechenden bildlichen und sprachlichen Darstellungen, wie z.B. dieses Gedicht, das sehr an die buddhistische Leichenbetrachtung erinnert:
[lz]Über die Gebeine der ausgegrabenen Philosetten
O häßlich' Anblick! ach! wo sind die güldnen Haar!
Wo ist der Stirnen Schnee? wo ist der Glanz der Wangen?
Der Wangen / die mit Blut und Lilien umfangen?
Der Rosen rote Mund! wo ist der Zähne Schar?
Wo sind die Sternen hin? Wo ist der Augen Paar
Mit den die Liebe spielt? Itzt flechten schwarze Schlangen
Sich um das weite Maul / die Nasen ist vergangen
Die keinem Elfenbein vorhin zu gleichen war.
Ist jemand der noch kann beherzt und sonder Grauen
Der Ohren kahlen Ort / der Augen Lucken schauen?
Ist jemand / der sich nicht vor dieser Stirn entsetzt?
Der denke / wie sich werd' alsdann sein Geist befinden
Wenn er in kurzem wird auf gleichen Schlag verschwinden?
Weil schon der Tod auf ihn die schnellen Pfeile wetzt.
Andreas Gryphius
1616-1664[/lz]
Brrrrr... muss das sein? Wir schauen lieber auf die schöne Seite des Daseins, solange sie noch erhältlich ist.
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denn für den Tod gilt: "Das Wahre ist nicht schön und das Schöne ist nicht wahr".
Ich habe schon mehrere Sterbende erlebt, die im Moment des Todes, ein sehr friedlichen Gesichtsausdruck bekamen.
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Ja, mein Mann ist sehr friedvoll und mit liebevollen Geist gestorben.
Offenbar wusste er, dass er sterben könnte, denn er bat mich, keinen Arzt zu rufen, und nicht ins Krankenhaus.
Leider wurde das nicht richtig von mir erkannt, ich rief dann doch die Ärztin und diese versuchte, ihn zu reanimieren, rief den Rettungsdienst, dieser brachte nach einer Wartezeit von 15 Minuten sein Herz wieder zum Schlagen, aber er konnte nicht mehr selbständig atmen, wurde ins künstliche Koma versetzt und noch ein paar Tage im KH am Atmen gehalten. Für mich war er vorher gestorben.
Die Patientenverfügung wurde nicht respektiert.
Unsere Ärztin meinte, er wäre ohnehin nicht mehr derselbe.
Sie haben seinen Frieden gestört. Das macht mich immer wieder traurig. Schuldgefühle und Trauer um den Verlust bleiben.
Eine schlechte "Rettungsgesellschaft".
Und ich war hilflos, sprachlos, verwirrt ...
Monika
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Auch wenn jemand aufrichtig bereit ist zu sterben, ich hätte auch die medizinische Hilfe gerufen.
Man weiß es nicht. Es könnte ersticken oder eine andere Form leidvollen Dahingehens sein ...
Auch wenn Gefühle von Schuld da sind. Du hast verantwortungsvoll gehandelt.
Gutes Wiederwerden deinem verstorbenen Mann.
Love & Peace
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dass wir Westler, die wir oft genug kein positives Verhältnis zu unserem Körper haben und das erst aufbauen müssen, nach so einer
Findest du ? Das ist mir noch nicht aufgefallen bisher an Westlern. Wenn das so sein sollte, was du beobachtet hast, woran könnte dieses nicht gute Verhältnis zum Körper liegen und wie zeigt sich das konkret ?
Das wird dann auch noch buddhistisch überhöht in der Meinung, dass jedes gutes Körpergefühl ja Anhaftung sei und überwunden werden müsse.
Wo hast du das denn gehört ? Wer sagte so etwas mal ? Sicher gibt es so eine falsche Einstellung nicht nur bei Westlern, als Wirkung von der Leichenbetrachtung oder ähnlichen Übungen.
Das Gleiche machen wir mit dem Ich, dass einige Buddhisten schon abschaffen wollen, bevor sie ein gesundes Ich ausreichend entwickelt haben.
Das allerdings kam mir auch schon öfter so vor.
Wenn dann auch noch der Verstand als grundlegend negativ bewertet wird, sind wir auf dem Weg zu einem gefühlskalten, dissoziierenden Menschen, der sich selbst immer weniger halten kann, sich aber buddhistisch ganz oben fühlt.
Gut ausgedrückt. Solche könnte es geben oder gegeben haben.
Und nicht nur stumpfsinnig das hinterherzubeten und wortwörtlich anzuwenden, was vor 2000 Jahren in deren völlig anderen Lebensumständen relevant war.
Ich finde ja nicht, dass man alles oder vieles nicht wortwörtlich auch heute noch anwenden kann. Das was darin gesagt wird und selbst erkannt werden kann ist ja zeitlos. Also viele Übungen helfen einem damals wie heute, mehr zu erkennen.
Es reicht mir, die von Jahr zu Jahr stärker werdenden Veränderung meines Körpers aufmerksam wahrzunehmen und zu üben, sie immer wieder anzunehmen. Das reicht mir als anschauliches Beispiel. 😃
Kann genug sein, das stimmt.
Leichenbetrachtung ist, ohne das Wesen der Anhaftungen an den fünf Anhäufungen zu erkennen, nicht hilfreich.
Ja, sehe ich auch so.
So wie diese Übung früher nichts für jeden war, so ist sie es auch heute nicht.
Ja, oder nicht zu jedem Zeitpunkt die richtige Übung.
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Auch wenn jemand aufrichtig bereit ist zu sterben, ich hätte auch die medizinische Hilfe gerufen.
Man weiß es nicht. Es könnte ersticken oder eine andere Form leidvollen Dahingehens sein
Wir alle werden sterben, meist wohl recht unfreiwillig. Wenn aber jemand den Tod aufgrund seiner Geistessschulung annimmt und deshalb auch sterben kann, dann ist die medizinische Hilfe meines Erachtens problematisch. Sie kann den Tod nicht verhindern, allenfalls herauszögern. Aber dient das diesem Sterbenden? Ich finde schon, dass man nicht störend in den Sterbeprozess eingreifen soll.
Das Sterben ist immer mit leidvollen Erfahrungen verbunden. Man sollte nicht von außen her diese verstärken.
Wie jemand verstirbt, hängt letztlich vom Geisteszustand des Sterbenden im Todesprozess ab. Darauf kann man positiven Einfluss nehmen und nur so sollte man auf den Sterbeprozess eines Sterbenden Einfluss nehmen.
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Dazu passt Analayo:
[lz]Wenn man mich bitten würde,
nur eine einzige Meditationspraxis zu empfehlen, würde ich mich höchstwahrscheinlich für die
Erinnerung an den Tod entscheiden. Der Grund dafür liegt in ihrer transformativen Kraft.
In der heutigen Gesellschaft vermeiden wir es normalerweise, über den Tod nachzudenken. In der klinischen Psychologie
werden verschiedene Abwehrmechanismen eingehend untersucht, die dazu dienen,
uns dazu zu bringen, nicht nur unsere eigene Sterblichkeit, sondern auch die Sterblichkeit anderer Menschen zu ignorieren. Es gibt eine ganze Reihe von
Veröffentlichungen unter dem gemeinsamen Titel „Theorie der Angstbewältigung” (TAB). Diese Theorie
erklärt, wie Menschen ihre existenzielle Angst bewältigen.
Menschen haben, ähnlich wie Tiere, denselben Selbsterhaltungstrieb. Der Grund, warum
Menschen diese besondere Abweichung aufweisen, liegt darin, dass wir uns der Tatsache bewusst sind, dass
der Tod unvermeidlich ist. Die Kombination aus dem instinktiven Streben nach Selbsterhaltung und dem Wissen um die
Unvermeidbarkeit des Todes birgt das Potenzial für lähmende Angst. Wenn der Tod in den
Fokus der Aufmerksamkeit rückt, aktivieren Menschen als Reaktion darauf verschiedene Abwehrmechanismen. Die häufigsten
bestehen darin, dass sie versuchen, uns abzulenken oder das Problem des Todes
in die ferne Zukunft zu verschieben.
Infolge des Bewusstseins ihrer Sterblichkeit versuchen Menschen, ihre Ansichten und ihr Selbstverständnis festzuhalten,
um das Gefühl der Gefahr loszuwerden. Selbst
eine flüchtige Erinnerung an den Tod veranlasst den Einzelnen, oberflächlich und
voreingenommen zu reagieren, um sich von der Erkenntnis der Unausweichlichkeit seines Todes abzuschotten.
Buddhas eigene Suche nach Befreiung begann mit der Erkenntnis der Unausweichlichkeit
seines Todes als wichtigstem Aspekt des Leidens Dukkha (zusammen mit Krankheit und Alter). In den
Überlegungen des Anguttara-Nikaya wird von seinen eigenen Gedanken berichtet, dass andere
sich beim Anblick eines toten Körpers in der Regel von ihm abwenden und die Tatsache ignorieren, dass ihnen
selbst das gleiche Schicksal bevorsteht (AN 3.38; Anālayo 2017c: 5ff). Der Buddha erkannte die Unrichtigkeit einer solchen
Reaktion. Er akzeptierte die Wahrheit, dass er selbst dem gleichen Schicksal unterworfen ist, und dachte tief darüber
nach. Infolgedessen verschwand seine ganze Begeisterung für das Leben.
Gemäß der Ariyapariyesanā-Sutta (MN 26; Anālayo 2013: 109f und
2017c: 8ff) motivierte die Tatsache des Todes zusammen mit den Manifestationen des Leidens dukkha, wie Alter und Krankheit,
der Tod den zukünftigen Buddha dazu motivierte, seine Suche nach der Erleuchtung zu beginnen. Nachdem er erfolgreich
die Erleuchtung erlangt hatte, verkündete der Buddha, dass er die Unsterblichkeit verwirklicht habe. Dies war keine Form des ewigen
Lebens, denn sein Körper blieb weiterhin dem Tod unterworfen. Er empfand lediglich keine
Unruhe mehr angesichts des Todes. Mit anderen Worten, nach dem frühen buddhistischen Denken kann die Freiheit vom
Tod noch zu Lebzeiten verwirklicht werden.
Es kann durchaus sein, dass diese Erkenntnis des zukünftigen Buddha, dass er dem gleichen Schicksal des Todes unterworfen war,
was ihn dann dazu veranlasste, nach dem zu suchen, was über den Tod hinausführt,
sich in den oben genannten Lehren widerspiegelt. Die Satipatthana-Sutta
fordert dazu auf, darüber nachzudenken, dass wir „dieselbe Natur haben” und dass wir „ebenso”
Leichen in verschiedenen Stadien der Verwesung sein werden. Im Allgemeinen werden wir „dem gleichen Schicksal nicht entkommen
“. Diese Formulierungen können für regelmäßige Überlegungen über die Unausweichlichkeit
des eigenen Todes verwendet werden, wodurch die Grundlage für die Anwendung dieses Verständnisses
während der Kontemplation selbst geschaffen wird.[/lz]
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Die Leichenbetrachtung im Satipaṭṭhāna-Sutta soll nicht schockieren, sondern die Anhaftung an den Körper lösen, Vergänglichkeit ins Bewusstsein rufen und damit eine tiefere Gelassenheit, Ethik und Befreiung fördern. Aber, ist diese Art der Meditation noch zeitgemäß?
Ich finde sie noch immer zeitgemäß, denn die Menschen sind ja nicht klüger als vor 2500 Jahren.
Die meisten leben immer noch, als gäbe es kein Ende.
Durch das Begreifen dieser Endlichkeit wurde mir durch einen buddhistischen Film bewusst, wie wertvoll unser Leben ist. Da diese Einsicht meist nicht dauerhaft wirkt, ist es gut, sich immer wieder mit der Vergänglichkeit zu beschäftigen.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich nur noch ein Skelett bin und alle anderen auch, finde ich es verwunderlich, dass wir einander soviel Leid zufügen.
Und was da sonst noch geschieht auf der Welt.
Ich wünschte, ich hätte das schon in meiner Jugend begriffen.
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This place is a dream. Only a sleeper considers it real. Then death comes like dawn, and you wake up laughing at what you thought was your grief…
- Rumi -
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Ich mich, warum genau es nicht zeitgemäß ist?
Das "Memento Mori" war ja auch lange Zeit Teil der europäischen Kultur. Früher gab es in vielen Orten Beinhäuser. Heute gibt es noch einige Orte z.B die Kapuzinergruft in Rom, wo aus den Skeletten Tausender Kapuziner Kunstwerke entstanden, das Beinhaus der Zistensienswe in Sedlec mit 40000 Skeletten oder das Beinhaus von Hallstattmit den bemalten Schädeln.
Noch im 17. und 18. Jh. entstanden verschiedenerorts neue B. oder die bestehenden wurden umgebaut. Erst die Aufklärung des 18. Jh. und die beginnende Industrialisierung des 19. Jh. haben auch in kath. Gegenden stärker mit den B. aufgeräumt und jedenfalls ihrer Weiterbenützung den Boden entzogen.
Warum genau verschwanden in der Aufklärung die Beinhäuser?
Fast scheint es mir so, als wäre "Modern" das Gegenteil von "Vermodern"? Etwas wo man den Blick optimistisch auf das richtet was vorwärts und aufwärts geht. Und das Zerfallen bewusst ausgeblendet wird.
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Fast scheint es mir so, als wäre "Modern" das Gegenteil von "Vermodern"? Etwas wo man den Blick optimistisch auf das richtet was vorwärts und aufwärts geht.
Und das Zerfallen bewusst ausgeblendet wird.*
"Moderne" "Leichenbetrachtung" könnte heutzutage in einem Besuch der "Körperwelten"- Ausstellungen des "Dr. Tod" (Gunther von Hagens) bestehen....
(Was wohl der Buddha dazu gesagt hätte??
)
Obwohl dort im Grunde - allerdings speziell präparierte ("plastinierte") - Leichen gezeigt werden, scheint es nicht wirklich um die Bewusstmachung und Erkenntnis des Todes zu gehen, * vielmehr suggeriert man, dass die Verwesung und (damit das endgültige Zerfallen und Verschwinden des Körpers) durchaus aufzuhalten ist.
Eigentlich wird da m.E. eine Art Körperkult über den Tod hinaus betrieben, unter dem Deckmantel, über die innere und äußere Anatomie des Menschen (nebst einiger Tiere) aufklären zu wollen....
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Wenn man es richtig macht, dann spricht nichts dagegen.
Bezüglich der Meditationsmethode der Leichenbetrachtung bewegt mich die Frage,
ob und wie sichergestellt werden kann, dass eine derartige Konfrontation mit Leichen nicht große Angst vor dem Tod auslöst, bzw. verstärkt, anstatt Loslösung von Anhaftung am Körper zu bewirken?
(Durch Meditation Ekelgefühle vor dem Körper zu erzeugen, um sich von der Anhaftung zu befreien, ging ja schon vor 2500 Jahren mal schrecklich schief - siehe Massen-Suizid der Bhikkhus in Abwesenheit des Buddhas:
https://www.palikanon.com/vinaya/3-bhu-v…192.htm#para162)
ZitatDie Kombination aus dem instinktiven Streben nach Selbsterhaltung und dem Wissen um die
Unvermeidbarkeit des Todes birgt das Potenzial für lähmende Angst.
Wenn der Tod in den
Fokus der Aufmerksamkeit rückt, aktivieren Menschen als Reaktion darauf verschiedene Abwehrmechanismen.
( Bhikkhu Analayo)
Es ist sicherlich sinnvoll, diese "Abwehrmechanismen" durch regelmäßige bewusste Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit zu minimieren.
Aber warum sollte es nicht reichen, sich den 5 Betrachtungen (Anguttara Nikaya V.57.: https://www.palikanon.com/angutt/a05_051-060.html#a_v57 )
zu unterziehen
und den eigenen körperlichen Verfall achtsam- bewusst wahrzunehmen?
Motto z.B. :
Ich betrachte, mit Interesse, "meine" Alterungsprozesse.
So wie diese Übung früher nichts für jeden war, so ist sie es auch heute nicht.
Das ist nur allzu wahr.
Man gibt sich also nicht selbst ein Übungsobjekt und macht dann mal. Sondern der Lehrer schaut sich den Charakter desjenigen an und teilt dann zu.
Dies setzt ja ein fast blindes Vertrauen in den Lehrer voraus, der, wenn er den Charakter, sprich die Psyche, des Schülers richtig einschätzen können soll, neben seiner Erfahrung als Dharmalehrer, mindestens über Grundkenntnisse in Psychologie verfügen sollte.
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"Moderne" "Leichenbetrachtung" könnte heutzutage in einem Besuch der "Körperwelten"- Ausstellungen des "Dr. Tod" (Gunther von Hagens) bestehen....
(Was wohl der Buddha dazu gesagt hätte??
)
Warst du mal in Körperwelten? Scheint mir nicht so, denn dann wüsstest du, was Buddha mit Leichenbetrachtung meinte.
So hatte ich das damals nicht verdrahtet, aber das war die wichtigste Ausstellung für mich, ganz bewusst erkennen: So könnte ich mich auch sehen. Das echte Skelett war das gefährlichste: Mehr hat kein Mensch. Was habe ich mir alles angefressen und der da, der doppelt so viel Umfang hat wie ich? Das Skelett trägt den ganzen Körper mit seinen Massen und macht auch noch nach den Vorstellungen.
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Warst du mal in Körperwelten?
Was den Körper betrifft, da sehen die Augen auch gewöhnlich nur das „schönere“ äussere, aber nicht das Blut, Knochen, Gewebe, Gehirn, das was darin fliesst, schlägt, sich bewegt.
Die vielen Einzelteile. Ähnlich wie ein Auto oder ein Haus, das aus vielen Einzelteilen erst zu einem schönen Auto oder Haus wird, und „schöner“ aussieht, als das Gummi oder der Beton.
Der Körper an sich ist somit auch eine Täuschung.
Was ist überhaupt „schön“?
Angeblich sind die Männchen in der Tierwelt schöner als die Weibchen. Aber bei den Menschen soll es umgekehrt sein.
Ist bunt schöner als einfarbig?
Was ist überhaupt Leben und was ist Tod?
Ein Körper der entsteht und wieder verfällt?
Womöglich mit einer ewigen Seele darin…
Oder Buddhanatur darin…
Wie sie auch in Steinen zu finden ist…
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Der Körper an sich ist somit auch eine Täuschung.
Der, der meint, dass der Körper, sein Körper, eine Täuschung ist, ist der Irre, der seinen Vorstellungen folgt und nicht der Realität. Aber genau das haben die Typen gewollt, die Über Leichebetrachtung reden, scheiben, anstatt Buddha zu folgen.
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Der Inhalt kann nicht angezeigt werden, da du keine Berechtigung hast, diesen Inhalt zu sehen. Das ist die Darstellung eines Menschen, der seinen Körper verleugnet, der fragt sich nicht mal, was sein supertolles Gewand und seine Klunkerkette trägt. Wie vermessen ignorant kann man sein?
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Leichebetrachtung
Wahrscheinlich hat man damals Leichen aus Respekt und fehlender Hilfsmittel auch noch nicht weiter seziert, und genauer untersucht, „was da eigentlich drin ist“.
Im Alltag sehen wir nur die Körperhülle, die Haare, die Augen, in die wir schauen und über die sich Seelen wortlos verstehen können: wie traurige Hundeaugen manchmal, die einen anschauen, wenn man einander in die Augen schaut, während Frauchen oder Herrschen es trotz Durst immer weiter hinter sich her ziehen, oder der allein und abgemagert erfolglos auf der Suche nach Futter und ein Herrchen oder Frauchen uns in der Einöde begegnet.
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Die Menschen waren nie so verblendet, was Leichenschau angeht, das haben erst die Tora-Religionen eingeführt. Selbst Steinzeitmenschen haben Operationen durchgeführt, auch am Schädel. Ekel haben zu müssen vor normalen Zerfallsprozessen gibt es erst durch den Glauben an den einen Gott, Jehova.
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Die Leichenbetrachtung im Satipaṭṭhāna-Sutta soll nicht schockieren, sondern die Anhaftung an den Körper lösen, Vergänglichkeit ins Bewusstsein rufen und damit eine tiefere Gelassenheit, Ethik und Befreiung fördern. Aber, ist diese Art der Meditation noch zeitgemäß?
Ich glaube das die meisten Menschen sich vor dem Tod fürchten, selbst wenn man einen anderen Leichnam gesehen hat, solange ihr ängstliches Ego in der Meditation nicht mindestens einmal „tief und lange genug gestorben“ ist. Und das „eigene grosse Ungewisse“. Und sie danach „wieder erwacht“ sind.
Selbsterhaltungstrieb ist normal. Er dient dem Überleben der Spezies. Wie der Fortpflanzungstrieb. Wird vom Menschen aber auch für andere Zwecke benutzt: Übermässiger Konsum oder viel Sex mit vielen anderen Menschen. Um sich auch vom gefühlt sonst zuviel zu leiden, abzulenken.
Leichenbetrachtung ist ja auch in der Kirche möglich. Man nimmt von dem Körper des Verstorbenen zum letzten Mal Abschied, bevor er vergraben oder verbrannt wird.
Der Leichnam meines Vaters wurde verbrannt. Ich sah zwar noch den Leichnam aber nicht meinen Vater. Denn mein Vater und das was ihn ausmachte, war viel mehr als nur sein Körper.
Danach stieg Rauch in den Himmel und mit dem Rauch gefühlt auch seine ewige Seele die den Körper nun erst wieder verlassen konnte.
Danach begann ich mich zu fragen wo seine Seele vorher war. Was das Leben und das Universum eigentlich ist. Welchen Sinn hat unser Dasein. Und ich wusste nichts anderes mehr als anfangen zu meditieren. Ich hatte das Gefühl, ich könnte nur dort Antworten finden: ganz allein, ganz in Stille, wo sonst sollte die Antwort sein, wenn es EINE Antwort auf ALLES gäbe, dann müsste sie auch immer überall ganz allein zu finden sein.
Wir reden oft über uns. Über die Menschen. Aber weniger über die Tiere. Über die Schweine, die im Stall gezüchtet werden, und bevor sie eines natürlichen Todes geschlachtet werden, und als „Schnitzel“ auf dem Teller der Menschen landen, der nicht mehr darüber nachdenkt, das das vor kurzem noch ein lebendes Tier war. In dieser modernen Welt. Wo man auch nicht mehr alles mit bekommt, was „hinter den Kulissen geschieht“, weil nun vieles nicht mehr im eigenen Hause oder Dorf geschieht.
Über Tiere, die genauso wie Menschen Gefühle haben.
Denen wir aber einen anderen „Wert“ beimessen, als Menschen. Weil die Menschen vermeintlich zeitlich nur mehr Macht und Kontrolle über etwas anderes bekommen, oder versuchen zu bekommen.
Aber das Leben und den Tod kann man nicht kontrollieren.
Leichenbeschauung allein, in Stille, mag dem ein oder anderen vielleicht helfen.
Es gibt halt verschiedene „meditative Wege“.
Das was mir oft auffällt ist, das oft zu einseitig etwas betrachtet wird. Und dadurch andere wichtige Aspekte nicht beachtet und „verloren“ gehen. Das liegt halt auch an dem Gehirn, das oft nicht alles gleichzeitig verarbeiten kann. Und das man oft nur Worte hat um sich besser zu verständigen. Worte aber immer nur begrenzt sind.
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