Diese religionswissenschaftliche Arbeit sollte für alle, die sich dem tibetischen Buddhismus verbunden fühlen oder sich für ihn interessieren, Plichtlektüre sein. Sie kann helfen, diese buddhistische Tradition in einem weniger idealisierten Licht zu sehen:
Sexueller Missbrauch im tibetischen Buddhismus
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Da du ein Verfechter des säkularen Buddhismus bist, entsteht bei Beiträgen die über Mißtstände im tibetischen Buddhismus berichten, leicht der Eindruck es ging nicht darum Mißstände um tibetischen Buddhismus zu beheben sondern den tibetischen Buddhismus selber als Mißstand oder zumindest überholt zu sehen.
Um dies auszuräumeb ist es wichtig zu betonen dass es den Verfasser besagter Arbeit nicht um eine Fundamentalkritik am tibetischen Buddhismus geht sondern er da eben auch positive Ansätze sieht. So schrieb er in der "Ursache und Wirkung" von 2023:
Alles anzeigenDass es so mit dem tibetischen Buddhismus im Westen nicht weitergehen kann, versteht eine neue Generation tibetisch-buddhistischer Lehrerinnen und Lehrer. Jetsün Khandro Rinpoche, eine anerkannte tibetische Meisterin, rät zum Beispiel: „Wenn etwas in euren Augen keinen Sinn macht, hinterfragt es! Wenn sich ein Lama eigennützig Vorteile aufgrund seiner Position und/oder der Naivität seiner Schüler verschafft, dann ist das Missbrauch, was wir hier schmerzlich sehen. Es gibt auch keine schnelle Erleuchtung. Und jedem, der eine solche in Aussicht stellt, ist mit Misstrauen zu begegnen!“
Sie lehnt eine „charismatische Herrschaft“ der großen Gurus, die eine rasche Erleuchtung noch zu Lebzeiten des Schülers durch Anwendung eigenwilliger, nicht verständlicher Methoden versprechen, ab.
Für den Westen wurde eine Autoritätsstruktur für Lehrer-Schüler-Beziehungen geschaffen, die es in Tibet so nicht gab. Die Samaya-Gelübde, auch als Teil einer „buddhistischen Ethik“ verstanden, wurden von den Tibetern dekontextualisiert in den Westen übertragen. Es war der erste Kalu Rinpoche, der speziellfür den Westen eine Autoritätsstruktur in Lehrer-Schüler-Beziehungen schaffen wollte, die es in Tibet aber so nicht gab.
Seit den Erklärungen des Dalai Lama aus dem Jahr 1993 hat sich aber herumgesprochen, dass man nicht in einer Hölle landet, wenn man berechtigterweise Lehrer verlässt, sie kritisiert oder ihr Fehlverhalten aufzeigt. Die amerikanische Lama Willa Miller spricht von einem „Samaya-Mythos“, wenn die heiligen Regeln bloß als einseitiger Treueschwur seitens der Schüler zu verstehen wären. Lehrer seien auch verpflichtet, sich an ihren Bodhisattva- und Pratimoksa-Gelübden zu orientieren.
Diese verlangen, dass Lehrer ihren Schülern in jeder Hinsicht verantwortungsbewusst begegnen. Miller: „Die Essenz der Samayas ist nicht blindes Vertrauen, sondern vielmehr, uns in gegenseitiger Herzensgüte zu tragen, während wir gleichzeitig unsere menschliche Möglichkeit des Scheiterns begreifen.“
Der große Gelehrte Sakya Pandita (1182–1251) lehrte im 13. Jahrhundert: „Verantwortungslose Lamas, die nach Sinnesfreuden streben und verletzend sind, sollten von intelligenten Schülern genauso zurückgewiesen werden, als lehnte man die Hölle als Mittel zur vollkommenen Erleuchtung ab.“
Lama Miller legt in ihrem Dharma-Unterricht Wert auf Respekt vor Diversität und spricht von einer „Sicherheitszone“ für jeden Schüler, die es zu beachten gilt. Dem Kagyü-Lama Rod Owens, der sich als „Black Queer Tantric Teacher“ bezeichnet, geht es um eine Dekonstruktion patriarchaler Männerbilder und eine neu zu erarbeitende „heilige Maskulinität“. Diese sieht er mit Femininität verbunden.
Solche und ähnliche Impulse wird auch der Mainstream des tibetischen Buddhismus im Westen aufnehmen müssen, um gesellschaftspolitischen Forderungen zu entsprechen. Nur dann können toxische Strukturen, die Missbrauch hervorbringen, überwunden werden. Und nur dann kann der tibetische Buddhismus im Westen erfolgreich weiterbestehen.
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Diese religionswissenschaftliche Arbeit sollte für alle, die sich dem tibetischen Buddhismus verbunden fühlen oder sich für ihn interessieren, Plichtlektüre sein.
Sie kann helfen, diese buddhistische Tradition in einem weniger idealisierten Licht zu sehen:
Danke, lieber KarmaHausmeister , ich werde mal da hineinschauen, obwohl ich mir erbaulichere Lektüre vorstellen kann und auch bisher keine Neigung bestand/besteht, den tibetischen Buddhismus zu idealisieren.
U.a. dank zahlreicher aufklärender, kritischer Threads in diesem Forum, die ich durchaus für berechtigt hielt und halte...
Allerdings möchte ich in diesem Zusammenhang anmerken, dass im "Buddhaland" ein gewisses Ungleichgewicht beobachtet werden kann, bezüglich der Themen, die sich mit dem tibet. Buddhismus befassen:
Seit ich dem Forum im Jahr 2022 beitrat, las ich überwiegend nur kritische Titel und Beiträge über diese buddhist. Tradition - das sollte m.E., im Sinne der Ausgewogenheit, mal hinterfragt werden. ("Wo bleibt das POSITIVE"?)
Was ist das Wahre, Gute und Schöne am tibet. Buddhismus?
Liebe Grüße, Anna
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Liebe Anna, ich fühlte mich zuerst zum tibetischen Buddhismus hingezogen und fing auch in Hamburg-Berne an zu studieren.
War auch bei Ole Nydal.
Nachdem jedoch die erste "Verliebtheit" verflogen war, kamen die Zweifel. Und ich suchte nach den Ursachen.
(Ja, ich war von Äußerlichkeiten beeindruckt)
Genauso wie ich als Christin den Ursprung, die Essenz suchte und fand, genauso suchte ich bei den Sufis und letztlich im Buddhismus, bis ich Begriff, dass vieles "kulturell vereinnahmt" wurde.
Ich wurde pfündig und die Suche hatte ein Ende. Ich habe mich zwar immer nach einer spirituellen Gemeinschaft gesehnt, aber festgestellt, dass sie immer begrenzt ist.
Meine Erfahrung hat keine Grenzen, mir ist wichtig, was der Buddha gemeint hat und nicht, welchen Zirkus andere daraus machen, egal ob schwarz gekleidet und total streng oder bunt und lustig wie im bayrischen Fasching.
Monika
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Seit ich dem Forum im Jahr 2022 beitrat, las ich überwiegend nur kritische Titel und Beiträge über diese buddhist. Tradition - das sollte m.E., im Sinne der Ausgewogenheit, mal hinterfragt werden. ("Wo bleibt das POSITIVE"?)
Tja...
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Schöne Masterarbeit, man muss aber genau lesen und aufpassen, welche Schlussfolgerungen man über den Autor hinaus selber noch ableitet.
Die Arbeit zur Pflichtlektüre für Buddhismus-Interessierte zu erklären erscheint mir ähnlich abwegig, als würde jemand Christentum-Interessierten vorschreiben, sie sollten vorher die Geschichten aus dem katholischen Knabenstift lesen, wo der Bischof abends zum Gute-Nacht-Kuss persönlich vorbeikommt.
Wenisch begrenzt die Reichweite seiner Masterarbeit korrekt auf qualitative Erörterung, weil für quantitative Aussagen keine Statistik vorhanden sei. D.h. ja, solche Fälle gab es, doch dass sex. Missbrauch typisch für tib. Buddhismus sei, folgt aus der Datenlage nicht.
Der Autor gibt zudem an, dass Missbrauchsfälle auch in anderen Traditionen bekannt sind (S.29) und schlussfolgert: "Der sexuelle Missbrauch an sich kann daher nicht als ein besonderes Charakteristikum einer bestimmten religiösen Tradition zugeordnet werden."
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Allerdings möchte ich in diesem Zusammenhang anmerken, dass im "Buddhaland" ein gewisses Ungleichgewicht beobachtet werden kann, bezüglich der Themen, die sich mit dem tibet. Buddhismus befassen:
Seit ich dem Forum im Jahr 2022 beitrat, las ich überwiegend nur kritische Titel und Beiträge über diese buddhist. Tradition - das sollte m.E., im Sinne der Ausgewogenheit, mal hinterfragt werden. ("Wo bleibt das POSITIVE"?)
Du glaubst gar nicht, wie sehr ich diesen Umstand bedaure!
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Die Arbeit zur Pflichtlektüre für Buddhismus-Interessierte zu erklären erscheint mir ähnlich abwegig, als würde jemand Christentum-Interessierten vorschreiben, sie sollten vorher die Geschichten aus dem katholischen Knabenstift lesen, wo der Bischof abends zum Gute-Nacht-Kuss persönlich vorbeikommt.
Ich verstehe das Lesen dieser Arbeit mehr als Warnung besser aufzupassen. Sie „verteufelt“ den tibetischen Buddhismus ja nicht grundsätzlich, oder behauptet, das wäre überall so.
Ich empfand die Details „hinter den Kulissen“ für mich selbst sehr hilfreich. Auch bezüglich Chögyam Trungpa. Oder wie „der Belgier“ agierte. Oder wie missbrauchte Kinder damit versucht haben umzugehen. Und das Spätfolgen geblieben sind.
Es ist in der heutigen Zeit wichtig Tatbestände und Vergehen aufzuklären.Sowohl im spirituellen Bereich als auch anderswo.
Und auch zu warnen immer achtsam zu sein.
Wie sonst auch kann man andere Menschen besser vor etwas schützen, als sie vorsichtig und achtsam werden zu lassen, als „blind ins offene Messer laufen zu lassen“.
Das betrifft eigentlich auch jeden Bereich des Lebens. -
Ich verstehe das Lesen dieser Arbeit mehr als Warnung besser aufzupassen. Sie „verteufelt“ den tibetischen Buddhismus ja nicht grundsätzlich, oder behauptet, das wäre überall so.
So verstehe ich sie auch.
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Ich finde diese "meta-"Sichtweise schon ein bisschen merkwürdig. Entweder ist was dran an dem Artikel oder nicht. Und dabei ist es doch völlig Wurscht, ob der Autor persönlich den tibetanischen Buddhismus haßt, oder ob hier auch mehr positives darüber gepostet werden sollte, um irgendetwas auszugleichen.
Wenn man selbst mit seiner Praxis wirklich im reinen ist, dann ist Kritik an dieser Praxis von wem auch immer ziemlich uninteressant. Die anderen sollen doch glauben, was sie wollen, sei es gerechtfertigt oder nicht. Ich würde sogar behaupten, dass nur Anfänger sich noch über Buddhismuskritik echauffieren bzw. sich bemühen, demonstrativ auch die positiven Seiten zu betonen.
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Ich finde diese "meta-"Sichtweise schon ein bisschen merkwürdig. Entweder ist was dran an dem Artikel oder nicht. Und dabei ist es doch völlig Wurscht, ob der Autor persönlich den tibetanischen Buddhismus haßt, oder ob hier auch mehr positives darüber gepostet werden sollte, um irgendetwas auszugleichen.
Wenn man selbst mit seiner Praxis wirklich im reinen ist, dann ist Kritik an dieser Praxis von wem auch immer ziemlich uninteressant. Die anderen sollen doch glauben, was sie wollen, sei es gerechtfertigt oder nicht. Ich würde sogar behaupten, dass nur Anfänger sich noch über Buddhismuskritik echauffieren bzw. sich bemühen, demonstrativ auch die positiven Seiten zu betonen.
Viele Menschen suchen in Spiritualität oder Religion ihr Heil und finden es dort auch unbeschadet. Aber manche eben auch nicht, wie in dieser Arbeit auch bewusst detailliert beschrieben. Was, wann, warum schief gelaufen ist.
Und gerade für Neueinsteiger oder „zu Gutgläubige“ ist das denke ich auch wichtig, immer achtsam zu sein, zu bleiben. Und auf bestimmte „Signale“ zu achten. Bzw. zu wissen was noch „normal“ ist und was nicht.
Die Menschen sind auch nicht alle gleich. Manche fallen eher auf etwas herein als andere. Besonders die, die zuvor schon ihr „Glück“ woanders gesucht haben, oder schon traumatisiert dort hin kommen.
Und andere die nicht so schnell auf etwas herein fallen sagen dann: das ist doch gar nicht notwendig darauf hinzuweisen. „Versteht sich doch von selbst“.
Wenn ich zu einem Arzt oder Therapeuten gehe, denke ich auch nicht, der missbraucht mich oder „verarscht“ mich. Er ist ja ein „Heiler“. Habe ich persönlich aber auch schon erlebt:
Der äußere Anschein, es handelt sich um einen „Heiler“ oder „Heilinstitut“ besagt noch nichts über den Heiler oder das Institut. Erst wenn man selbst Erfahrungen macht, oder von anderen darüber erfährt.
Und das ist leider (immer noch) unterschiedlich.
Es gibt sozusagen „solche“ und „solche“.
Und heute über Inet erreicht man auch erst eine breitere Masse dafür.Früher hat man eher nichts erfahren, zufällig, oder durch Mundpropaganda.
Oder man hatte als Opfer Angst darüber zu sprechen. Viele Opfer reden nicht darüber. Oder erst Jahre später.
Sa. der Artikel über OSho Kommune in der Schweiz an anderer Stelle im Forum. -
Diese religionswissenschaftliche Arbeit sollte für alle, die sich dem tibetischen Buddhismus verbunden fühlen oder sich für ihn interessieren, Plichtlektüre sein. Sie kann helfen, diese buddhistische Tradition in einem weniger idealisierten Licht zu sehen:
Großartige Arbeit, danke fürs Posten KarmaHausmeister
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Großartige Arbeit, danke fürs Posten KarmaHausmeister
Von mir auch vielen Dank „Hausmeister des Karmas“
Und Allen eine stille besinnliche friedliche (Aus) Zeit