Hallo, liebe Freunde (m,w,d),
von Menschen verehrt wird ja vieles, nicht nur Gottheiten, Heilige, "besondere" Menschen, sondern auch Tiere, Natur"wunder" (z.B. imposante Berge, Flüsse, etc.), Symbole, Gegenstände, uvm. .
- Gibt es womöglich ein "Verehrungsbedürfnis" der Menschen ( und wenn ja, warum?)?
Selbst Buddha Shakyamuni hatte - nach seinem Erwachen! - erwogen, dass es "übel" sei, niemanden zu verehren...:
(Samyutta Nikaya 6.2. Garava Sutta)
ZitatEinstmals weilte der Erhabene in Uruvela, am Ufer des Flusses Nerañjarā, am Fuße des Feigenbaumes des Ziegenhirten, eben erst zur vollkommenen Erleuchtung gelangt [13].
2. Da nun entstand dem Erhabenen, der ganz in der Stille einsamer Meditation sich hingab, der folgende erwägende Gedanke:
"Übel ist es niemand zu haben, den man verehrt und hoch hält [14]. An welchen Samana oder Brāhmana könnte ich mich nun anschließen [15], ihm dienend und ihn verehrend?
Letztendlich gelangt der Buddha zu der Erkenntnis, dass niemand über ihm und dem Dhamma (der Wahrheit) steht und beschließt dementsprechend:
ZitatAber ich sehe in der Welt mit ihren Göttern, mit ihren Māras und mit ihren Brahmans, im Volke mit seinen Samanas und Brāhmanas, mit seinen Göttern und Menschen keinen Samana oder Brāhmana, der mehr als ich selber mit wissendem Schauen der Erlösung ausgestattet wäre, daß ich an ihn mich anschließen könnte, ihm dienend und ihn verehrend [16].
8. Wie wäre es, wenn ich jetzt an die Wahrheit, die von mir durch Erleuchtung erkannt worden ist, mich anschlösse, ihr dienend und sie verehrend [17]?"
Auch Brahma Sahampati (jene Gottheit, die den Buddha überzeugte, aus Mitgefühl seine Lehre zu verbreiten) tritt wieder auf und spricht u.a. folgende Verse:
ZitatAlles anzeigenDie Vollkommen Erleuchteten der Vergangenheit und die Buddhas der Zukunft,
Wie auch der Vollkommen Erleuchtete der Gegenwart,
der den Kummer von vielen vernichtet,
Sie alle waren immer Verehrer der guten Wahrheit und sind es immer
Und werden es immer sein. Das ist Gesetzmäßigkeit für die Buddhas.
Darum soll, wer nach seinem Heil Verlangen trägt, wer nach Größe strebt,
Die gute Wahrheit verehren, der Lehre der Buddhas gedenkend."
Einige Gedanken/Fragen zum Thema "Verehrung":
- Führt Verehrung (besonders von Menschen) zu Idealisierung?
- Hat Verehrung Grenzen (quasi ein "Ablaufdatum" im Wandel der Zeiten)?
- Erhöht Verehrung von (etwas) "Verehrungswürdigem" letztlich den Verehrenden?
("Wer sich selbst erniedrigt, soll erhöht werden..."/Lukas 18,14)
ZitatDie Verehrung des Weisen ist ein großes Gut für seinen Verehrer. (Epikur v. Samos)
- Fungieren Verehrte als Vorbild, Orientierung oder/und bleiben sie immer unerreicht?
- Risiken der Verehrungspraxis?
("Entzauberung" oder gar Abwertung, Verhöhnung, von Verehrten durch Andere, könnte schlimmstenfalls Hass auf diese hervorrufen - siehe z.B. die Folgen der "Mohammed-Karikaturen"...)
Der Sinn und Nutzen von Verehrung ("Puja") - z.B. der Drei Juwelen - im Buddhismus:
1. Zeigen von Ehrerbietung und Dankbarkeit
2. Verdienstübertragung für andere Wesen
3. Inspiration und Motivation für die eigene Praxis
4. Stärkung der Gemeinschaft (Sangha)
Andererseits:
Zitat(Shantideva im Bodhisattvacharyavatara:)
„Der bloße Wunsch nach dem Heil [aller
Wesen] ist verdienstvoller als die Verehrung der Buddhas, um wie viel mehr dann das
Bestreben nach dem vollkommenen Glück aller Wesen?
- Sind Verehrungspraktiken heute noch zeitgemäß und sinnvoll?
- Sollten - statt Menschen/Personen - vorzugsweise Werte/Ideale verehrt werden (z.B. Wahrheit, Mitgefühl, Liebe,.. statt der Menschen, die diese Ideale (vor-) leb(t)en) ?
In meinem Leben habe ich viele Menschen bewundert und/oder verehrt, wobei sich bei manchen dann irgendwann später (oder/und bei näherem Kennenlernen) - enttäuschenderweise - herausstellte, dass sie doch nicht so klug, weise oder ethisch/moralisch hochstehend etc. ...waren, wie angenommen....
ZitatDie Verehrung verträgt nämlich nicht die Nähe; sondern hält sich fast immer in der Ferne auf; weil sie, bei persönlicher Gegenwart des Verehrten, wie Butter an der Sonne schmilzt.
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860), deutscher Philosoph
Quelle: Schopenhauer, Parerga und Paralipomena, 2 Bde., 1851. Zweiter Band. Kapitel 20. Über Urteil, Kritik, Beifall und Ruhm
Und wie haltet IHR es mit der "Verehrung"?
Ist sie Teil eurer buddhist. Praxis?
Verehrt ihr eher die Lehre oder ihren Urheber? ....
Liebe Grüße, Anna
P.S. Falls es jemanden interessiert, hier noch ein Link zu einer Abhandlung, die sich u.a. mit dem Unterschied zwischen Bewunderung und Verehrung befasst: