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  1. Buddhaland Forum
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Meditierende sind wie Löwen

  • Hendrik
  • 19. November 2023 um 23:29
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  • Hendrik
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    Buddh. Richtung
    säk. Buddhismus
    • 19. November 2023 um 23:29
    • #1

    Ein Stück Text aus Metzingers neuem Buch, das mich schmunzeln lies, und eine große Wahrheit über das Meditieren beschreibt:

    "In einer aus dem elften Jahrhundert und von Jetsün Milarepa (1040–1123) stammenden Analogie ist die eigene Aufmerksamkeit für die meisten Menschen wie ein Hund, der den ganzen Tag lang fast automatisch und bis zur Erschöpfung jedem Stöckchen hinterherjagt, das ihm zugeworfen wird. Im übertragenen Sinne heißt das: Wir folgen blind jedem Gedanken, den unser Geist ausspuckt. Echte Meditierende sind nicht wie Hunde, sondern wie Löwen. Sie drehen sich um, bleiben stehen und wenden sich dem Werfer zu, auch dann noch, wenn der Stock bereits in der Luft ist. Und wie Milarepa mit einem Augenzwinkern bemerkt: ‚Nach einem Löwen wirft man den Stock nur ein einziges Mal.‘"

    Thomas Metzinger, Der Elefant und die Blinden, S. 62

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬 – 焉知非福

  • Amdap
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    • 23. November 2023 um 07:52
    • #2

    Damals hatte man nicht den Vergleich, wie man es heute mit der modernen Arbeitswelt und entsprechendem Stress zu tun hat. Die Mühle, in der man sich im Arbeitsleben teilweise befindet, scheint mir viel heftiger als früher. Ich kann mich auch erinnern, dass die Menschen sich um einen gewissen Grad gemächlicher bewegten, als ich noch ein Kind war. Den Beweis liefern alte Filme, die das Arbeitsleben zeigen. Ich habe auch ein Foto, als mein Vater (Jahrgang 1909) noch relativ jung war. Als Maschinenbauer arbeitete er im zweiten Weltkrieg in einer Munitionsfabrik (heute ein verfallenes Gelände). Er und seine Kollegen haben sich aufgebaut hinter einem im Vordergrund erkennbaren Tisch, worauf eine lange Reihe von Granaten liegen.

    Aber es geht mir jetzt nicht um die Munition, das nur nebenbei. Vielmehr erstaunlich ist, wie die Männer alle gutgelaunt beieinander stehen und fast jeder eine Pfeife in der Hand hat, auch mein Vater. Sie haben also während der Arbeit Pfeife geraucht, was darauf schließen lässt, dass sie sich während der Arbeit sehr gemütlich fühlten. Nach heutigem Ermessen fast schockierend. Sowas ist heute völlig ausgeschlossen!

    Ich selbst habe als Med.-Techn.-Assistentin im Krankenhauslabor gearbeitet, man musste uneingeschränkt die vorgeschriebenen Diensteinsätze mitmachen. Das heißt, in unregelmäßiger Reihenfolge auch Nachtdienste absolvieren, ganz anders als bei den Schichten in der Pflege auf einer Krankenstation. Das war extrem stressig, ganz extrem.

    Dazu hatte ich noch eine zunehmend demente Mutter.

    Insgesamt fühlte ich mich psychisch gefoltert und körperlich relativ angeschlagen, es war eine Tretmühle, aus der ich nicht richtig herauskam; trotzdem wollte ich meditieren, bis es gar nicht mehr ging und ich das vor sieben Jahren aufgab. Im Nachhinein gesehen, war Meditation für mich eher eine ebenso stressige Pflichtübung. Das habe ich damals aber nicht richtig erkannt.

    Heute bin ich froh, nicht mehr zu meditieren, obwohl mein gesamtes Umfeld und mein Tagesablauf dafür günstiger denn je wären.

    Nein, vielmehr wende ich mich dem Leben zu und bin viel aufmerksamer geworden. Ich kann mich viel besser konzentrieren und habe ein erstaunlich gutes Gedächtnis entwickelt, obwohl ich bald auf die 70 zugehe. Ich bin total entspannt, kann sehr gut schlafen und mich sogar an meine Träume erinnern, was ich für sehr wertvoll halte.

    Ich bin keine echte Meditierende, ganz im Gegenteil, sondern erst jetzt, nach Aufgabe der Meditation, zum Löwen geworden. Jeder hat zwar eine Schwäche, dem er/sie hinterherjagt, egal ob es nun eine Sammelleidenschaft, ein hartnäckiger Tick oder eine Schwäche für Schokolade ist. Auch ich habe das, und ich habe noch keinen Menschen gesehen, der das nicht hat, egal, ob der nun meditiert oder nicht. Also, in gewisser Weise sind wir alle Hunde, die einem Stöckchen mehr oder weniger nachjagen.

    Man sollte die Meditation nicht überbewerten. Und man sollte die Menschen nicht einteilen in Meditierende und Nicht-Meditierende. Denn wenn wir solches tun, werden wir unweigerlich - nach einer Bemerkung Albert Einsteins - zu Menschen mit einem Horizont mit Radius Null, den sie dann auch noch ihren Standpunkt nennen.

    Die Aussage Milarepas war sicherlich sehr sinnvoll zu seiner Zeit.

    Aber es waren ganz andere Zeiten.

    Nach meiner Erfahrung ist es wichtig, sich aufmerksam dem Leben zuzuwenden. Wenn man sich feste Zeiten einplant, in denen man sich auf ein Kissen setzt, um zu meditieren, kann es schnell passieren, dass man unterscheidet zwischen der Meditationszeit und dem restlichen Leben*). Aber da gibt es keinen Unterschied. So, wie man meditiert, so lebt man, und wie man lebt, so meditiert man.

    Dass es da aber keinen Unterschied gibt, das merken die Meisten nicht.

    Da muss man wohl erstmal eine lange Auszeit von der Meditation leben.

    Aber für mich ist es keine Auszeit, sondern eine Haltung für immer, für den Rest meines Lebens.


    *) Daraus (aus künstlichen Unterscheidungen und Einteilungen) können sich manchmal die schlimmsten Folgen entwickeln, wie z. B. die unfassbare Kluft zwischen Palästinensern und Israelis. Es gibt da auch Ansätze, aufeinander zuzugehen, wie etwa die Bildung eines gemeinsamen Orchesters West-Eastern Divan Orchestra – Wikipedia . Aber dazu war und ist Meditation nicht zwingend erforderlich. Für niemanden und für keine Herausforderung ist sie das. Das bilden wir uns nur ein.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Monikamarie
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    • 23. November 2023 um 08:57
    • #3

    Liebe Amdap,

    ich stimme Dir vollständig zu. Auch ich meditiere nicht im üblichen Sinne, sondern bin so achtsam wie möglich und bringe mich sofort in die Gegenwart zurück, wenn ich bemerke, dass meine Gedanken sich auf "Abwegen" befinden.

    Meditation ist eines der 8 Silas, mehr nicht, jedoch zu Beginn sehr wichtig, um überhaupt den "Weg nach Innen" zu finden. Dabei habe ich erkannt, dass ich selbst als Jugendliche schon in diesem "Zustand" war, dessen Glückseligkeit ich nie vergessen habe. Und z.B. beim puzzeln. So wusste ich, dass die Konzentration mit gleichzeitiger Achtsamkeit zu einer unglaublichen Entspannung führen kann.

    Ich bin jetzt 75 und sehr dankbar für die "geschickten Mittel". Denn ohne sie wäre ich dieses Jahr verzweifelt. Ich dachte oft ans Sterben.

    Allmählich verschwindet der Mühlstein von meiner Brust und ich finde wieder in die Haltung des "Löwen". :erleichtert:

    Alles Gute wünsche ich Dir und allen auf ihrem Weg

    :heart: _()_Monika

  • mukti
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    • 23. November 2023 um 10:07
    • #4

    Meditation ist für mich vor allem die Übung nicht an den khandha anzuhaften, nach dem Standardsatz "das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst." Körperliches und Geistiges ist ständig in Bewegung und gewöhnlich identifiziert man sich damit, erfreut sich am Angenehmen und leidet am Unangenehmen. Meditation ist das bloße Beobachten ohne zu ergreifen und sich mitzubewegen. Alles zu erfahren als vorübergehende Erscheinung, ohne Ich oder Selbst, ist das Ziel zu dem der achtfache Pfad hinführt mittels der Entwicklung von Sittlichkeit, Weisheit und Sammlung.

    Wenn das Ziel auch noch in weiter Ferne ist, so kann man sich dennoch immer wieder darauf besinnen, innehalten und loslassen und eine kleine Übung am Morgen hilft dabei tagsüber nicht völlig darauf zu vergessen. Noch lange kein Löwe, aber immerhin schon mal ein kleines Kätzchen.

    Mit Metta, mukti.


  • Thorsten Hallscheidt
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    • 23. November 2023 um 11:01
    • #5

    Ich fühle mich beim Meditieren meist eher wie ein Schaf...

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Anna Panna-Sati
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    • 23. November 2023 um 11:53
    • #6

    Also, wenn schon, dann aber SO ein Löwe ;) :

    Der Inhalt kann nicht angezeigt werden, da du keine Berechtigung hast, diesen Inhalt zu sehen.

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)

    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Leonie
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    • 23. November 2023 um 12:49
    • #7

    Hat da Milarepa sein Ressentiment gegenüber Hunden zum Ausdruck gebracht? Und Metzinger seine Vorliebe für Katzen?

    Da gibt es eine berühmte Frage nach der Buddhanatur des Hundes. Und bei Katzen gab es bezüglich der Buddhanatur wohl wenig Zweifel.

    Doch man sollte dösen nicht mit meditieren verwechseln. Bezüglich der Buddhanatur gibt es keine Unterschiede - alle Wesen sind gleich und auch gleich, ob sie meditieren oder nicht meditieren.

    Allenfalls regnet es schon mal cats and dogs.

    :zen:

  • Monikamarie
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    • 23. November 2023 um 15:13
    • #8
    Leonie:

    Doch man sollte dösen nicht mit meditieren verwechseln. Bezüglich der Buddhanatur gibt es keine Unterschiede - alle Wesen sind gleich und auch gleich, ob sie meditieren oder nicht meditieren.

    Allenfalls regnet es schon mal cats and dogs.

    Leonie :), der Text hat aber eine andere Sicht, so wie ich ihn verstehe, nämlich es geht um das nicht hinter jedem Stöckchen oder überhaupt hinterzurennen wie ein Hund, sondern innezuhalten, genauso wie ich es mit meinen Gedanken mache, wenn ich wieder im Lot bin.

    Nicht ablenken lassen, sondern weiter ganz ruhig und stressfrei das Ziel verfolgen, ohne entmutigt zu werden, wenn es dauert bzw. Rückfälle gibt.

    Eben wie ein Löwe oder Mukti als Kätzchen :erleichtert: :lol:

  • Igor07
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    • 23. November 2023 um 15:51
    • #9
    Monikadie4.:

    Nicht ablenken lassen, sondern weiter ganz ruhig und stressfrei das Ziel verfolgen, ohne entmutigt zu werden, wenn es dauert bzw. Rückfälle gibt.

    Eben wie ein Löwe oder Mukti als Kätzchen :erleichtert: :lol:

    Liebe Leute, lässt , bitte, meine Katze in Ruhe. Ich frage sie . Gut, die hatte geantwortet, es heißt, nicht getrieben zu fühlen, immer ein einziges Ziel im Hier und Jetzt zu verfolgen. Denn wie wir alle , gewöhnlicherweise, ticken? Man schaut ins Forum, dann sofort man denke, was er sollte einkaufen, was würde heute in der Firma passieren, und was , wenn ich krank würde? So der Verstand benimmt sich wir der Wilde Affe, er ist fahrig und zappelig. Wenn man darüber nachdenkt, das es ist der Pure Wahn-Sinn, wie wir leben. Sehr tolles Zitat, im Buch es gibt sie enorm viel, von vielen Richtungen. Ach, sorry, meine Katze wollte , eigentlich, nur weiter studieren. So genau, immer der Verstand ist in der Bewegung, aber wir leben doch im ewigen grünem Nu ( M. Eckhart), oder immer im JETZT!

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Amdap
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    • 23. November 2023 um 18:29
    • #10
    Thorsten Hallscheidt:

    Ich fühle mich beim Meditieren meist eher wie ein Schaf...

    Haha, das geht mir ganz genau so! Schon lange hat es keiner mehr so für mich auf den Punkt gebracht wie Du hier.

    Allerdings: ein echter Herzblut-Schäfer würde nichts auf seine Schafe kommen lassen. Es sind für ihn die klügsten Wesen der Welt.

    Bei uns gibt es viele Schafe. Deich-Schafe. Und inzwischen viele Wölfe, die haben einen reich gedeckten Tisch. Der Fall, als vor ein paar Wochen über 50 Schafe auf einmal gerissen wurden, ist mindestens in ganz Deutschland bekannt geworden.

    Jedoch kann man beim Meditieren auch leicht zum Wolf im Schafspelz werden.

    Seid achtsam!

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

Ausgabe №. 133: „Rausch"

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