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Was Psychotherapie und Buddhismus verbindet

  • Hendrik
  • 13. August 2022 um 12:32
  • Zum letzten Beitrag
1. offizieller Beitrag
  • Hendrik
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    • 13. August 2022 um 12:32
    • #1
    Zitat
    In unserer Gesellschaft gibt es einen Hang zum Perfektionismus, wobei ein gesunder Perfektionismus nicht schlecht sein muss. Problematisch ist ein übertriebenes Streben nach Vollkommenheit. Wer alles zu hundert Prozent richtig machen möchte, steht unter permanentem Stress und verliert die Lebensfreude. Solche Menschen halten sich erst für liebenswert, wenn sie keine Fehler machen. Ein übertriebener Perfektionismus kann sich auch negativ auf das spirituelle Leben auswirken, wie folgende Geschichte zeigt.
    Zitat

    Zitat
    Ein geschützter Raum - ursachewirkung.com

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬 – 焉知非福

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    • 13. August 2022 um 13:18
    • #2

    Der Artikel handelt von einer sehr perfektionistischen Frau, die sich dadurch extrem unter Druck setzt. Etwas was sie aus ihrem protestantischen Elternhaus kennt und dann aber auch auf Therapie und Buddhismus anwendet.


    [lz]

    Demnach soll Buddha zunächst auch eine strenge Askese praktiziert haben. Doch er begriff, dass dies nicht viel bringt. Er kam zur Einsicht, dass zwischen extremer Askese und übertriebenem Genuss der mittlere Weg der bessere sei.[/lz]

    Solche Formulierungen in denen der "mittlere Weg" als eine Art Kompromißvorschlag aufscheint gibt es häufiger. Aber ich denke, dass die Idee dass da Buddha im Bezug auf seine Ansprüche "einen Gang zurückgeschlagen" hat ist zwar sympathisch wird aber der Situation nicht gerecht.

    Buddha ist kein "mittlerer Typ" sondern ein radikaler und was er entdeckte, war dass die Asketen bei dem Versuch ihre weltlichen Begierden auszureißen und auszumerzen vom Regen in die Traufe gerieten und dabei einen Asketenstolz näheren. Und Buddha sah darin eine Anhaftung der man ebenfalls entgegentreten muß. Seine Mitte ist also kein Kompromiss sondern eine extremistische Haltung bei der selbst der Asketenstolz überwunden wird.

  • Igor07
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    • 13. August 2022 um 13:23
    • #3

    Man kann doch die Entspannung nichts per Befehl erzwingen. Und egal welche ( innere) Absolutisierung der Methoden könnte eher den Gegenteil berwirken.

    Lol... Die Frau sollte den

    Mittleren weg gehen...

    Ohne in die Extreme ( "Scharz-Weiss", alles oder nichts...usw) zu verfallen.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Himmelsbaum
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    • 13. August 2022 um 14:09
    • #4
    void:

    Buddha ist kein "mittlerer Typ" sondern ein radikaler ...

    Sehr schön. Buddhas Weg der Vermeidung der beiden Extreme ist das Leben im Wald, manchmal in einem Haus/Hütte, mit einmal Essen am Tag. Das ist die Mitte. Nicht der Typ mit Arbeit, Haus, Frau und Kind.

  • Igor07
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    • 13. August 2022 um 14:31
    • #5
    He Who Remains:

    Sehr schön. Buddhas Weg der Vermeidung der beiden Extreme ist das Leben im Wald, manchmal in einem Haus/Hütte, mit einmal Essen am Tag. Das ist die Mitte. Nicht der Typ mit Arbeit, Haus, Frau und Kind.

    Ich sehe es aber genau um-ge-kehrt.

    Die Mehrheit der Menschen in unseren modernen westlichen Zivilisation

    sollten das Kind erziehen, das Geld zu vedienen, um wenigstend für den eigenen Nachwuchs die Zukunft zu sichern.

    Sie können es nichts in den Wald ( die Höhle, usw..) zurückziehen.

    Denn genau das! wäre der Extrem, aber keine Mitte.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hendrik
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    säk. Buddhismus
    • 13. August 2022 um 14:35
    • #6
    void:

    Der Artikel handelt von einer sehr perfektionistischen Frau, die sich dadurch extrem unter Druck setzt. Etwas was sie aus ihrem protestantischen Elternhaus kennt und dann aber auch auf Therapie und Buddhismus anwendet.

    [lz]

    Demnach soll Buddha zunächst auch eine strenge Askese praktiziert haben. Doch er begriff, dass dies nicht viel bringt. Er kam zur Einsicht, dass zwischen extremer Askese und übertriebenem Genuss der mittlere Weg der bessere sei.

    [/lz]

    Solche Formulierungen in denen der "mittlere Weg" als eine Art Kompromißvorschlag aufscheint gibt es häufiger. Aber ich denke, dass die Idee dass da Buddha im Bezug auf seine Ansprüche "einen Gang zurückgeschlagen" hat ist zwar sympathisch wird aber der Situation nicht gerecht.

    Buddha ist kein "mittlerer Typ" sondern ein radikaler und was er entdeckte, war dass die Asketen bei dem Versuch ihre weltlichen Begierden auszureißen und auszumerzen vom Regen in die Traufe gerieten und dabei einen Asketenstolz näheren. Und Buddha sah darin eine Anhaftung der man ebenfalls entgegentreten muß. Seine Mitte ist also kein Kompromiss sondern eine extremistische Haltung bei der selbst der Asketenstolz überwunden wird.

    Das ist eine interessante Deutung. im Allgemeinen wird der „Mittlere Weg“ schon als Vermeidung von Extremen verstanden. Wie das die akademische Forschung sieht, schau ich mal nach.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

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  • Himmelsbaum
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    • 13. August 2022 um 14:49
    • #7
    Igor07:

    Die Mehrheit der Menschen in unseren modernen westlichen Zivilisation ...

    ... hat einen falschen Standpunkt und daher eine falsche Ansicht. Natürlich kann man es sich in der Welt halbwegs gemütlich einrichten, versuchen ja alle hier (?), aber das ist dann nicht Buddhas Weg zum Überweltlichen. In seiner ersten Lehrrede heißt es vom Buddha, diese beiden Extremen sollten nicht kultiviert werden von jemanden, der aus dem Haus gezogen ist. Der Hausauszug ist Vorbedingung für die Mitte.

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    • 13. August 2022 um 15:15
    • #8
    Hendrik:

    Das ist eine interessante Deutung. im Allgemeinen wird der „Mittlere Weg“ schon als Vermeidung von Extremen verstanden. Wie das die akademische Forschung sieht, schau ich mal nach.

    DIe extreme Askese wird aber nicht deswegen verworfen weil sie so extreme ist, sondern wegen des Asketenstolzes - als einer weiteren Form der Anhaftung - die sich draus ergibt.

    Aber vielleicht ist der Stolz nicht so das wichtige sondernes ist so, dass der Wille - die Anspannung die die Askese erfordert - selbst zum Hindernis wird. Es ist ja eine richtigehende Gewalt gegen den eigenen Körper:

    Majjhima Nikāya 36:

    Ich dachte: 'Angenommen, ich werfe den Geist mit dem Herzen nieder, zwinge ihn zu Boden und überwältige ihn mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge.' Also warf ich den Geist mit dem Herzen nieder, zwang ihn zu Boden und überwältigte ihn mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge. Während ich das tat, rann Schweiß aus meinen Achselhöhlen. So wie ein starker Mann einen schwächeren Mann am Kopf oder an den Schultern packen und ihn niederwerfen, zu Boden zwingen und ihn überwältigen könnte, so warf auch ich den Geist mit dem Herzen nieder, zwang ihn zu Boden und überwältigte ihn mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge, und Schweiß rann aus meinen Achselhöhlen. Aber obwohl unerschöpfliche Energie in mir hervorgebracht wurde und unablässige Achtsamkeit in mir verankert war, war mein Körper überreizt und unruhig, weil ich von dem schmerzhaften Bemühen erschöpft war

    ....

    Ich dachte: 'Welche Mönche oder Brahmanen in der Vergangenheit auch immer schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle aufgrund ihres Strebens gefühlt haben, dies hier ist das äußerste, nichts übertrifft dies. Und welche Mönche oder Brahmanen in der Zukunft auch immer schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle aufgrund ihres Strebens fühlen werden, dies hier ist das äußerste, nichts übertrifft dies. Und welche Mönche oder Brahmanen in der Gegenwart auch immer schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle aufgrund ihres Strebens fühlen, dies hier ist das äußerste, nichts übertrifft dies. Aber durch diese quälende Praxis der Askese habe ich keinerlei übermenschliche Geisteszustände erlangt, keinerlei Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist. Könnte es einen anderen Pfad zur Erleuchtung geben?'"

    Das Hauptproblem ist also, dass all die Askese, all die Willenskraft, all die extreme Selbstüberwindung nicht zum Ziel führt.

    Aber dann erinnert sich Shakyamuni an einen Moment in deinem Leben wo nicht gewollt und erzwingen würde sondern sich tiefe Freude spontan selbst entfaltete:

    Majjhima Nikāya 36:

    Ich überlegte: 'Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als mein Vater, der Sakyer beschäftigt war, während ich im kühlen Schatten eines Rosenapfelbaums saß; ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, trat ich in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilte darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Könnte das der Pfad zur Erleuchtung sein?' Dann, auf diese Erinnerung folgend, kam das Bewußtsein: 'Das ist der Pfad zur Erleuchtung.'"

    32. "Ich dachte: 'Warum habe ich Angst vor jener Glückseligkeit, die nichts mit Sinnesvergnügen und unheilsamen Geisteszuständen zu tun hat?' Ich dachte: 'Ich habe keine Angst vor jener Glückseligkeit, die nichts mit Sinnesvergnügen und unheilsamen Geisteszuständen zu tun hat.'"

    Dies ist eine sehr bemerkenswerte Stelle. Entsagung und Askese Shakyamuni bis kurz vor das Ziel geführt aber dann bleibt er kurz davor stecken und kann aus eigener Kraft nicht weiter.

    Und es ist eine Erinnerung an den unbeschwerten Geisteszustand eines Kindes die ihm weiter hilft. Und das Hindernis war eine " Angst vor der Freude jenseits von Verblendung".

    Es ist nicht einfach ein mittlerer Weg als Kompromiss zwischen zwei Extremen sondern eher so eine Dialektik wo nach der Entsagung auch der Entsagung entsagt wird. Also eine doppelte Entsagung statt einer halbherzigen.

  • Igor07
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    • 13. August 2022 um 15:21
    • #9

    Hm, @He Who Remains ,

    ich denke, es geht nichts, um "in der Welt gemütlich einzurichten", denn das es wäre wieder keine (goldene Mitte), findest du es nichts?

    Was sollte aber real, ich meine Konkret die Frau aus dem Artikel tun?

    Die Familie zu verlassen, die eigene Kinder, und das eigene Haus dazu?

    Aber es wäre doch verantwortungslos, sogar gemein, wenn die so macht.

    Der Buddha könnte es sich leisten, klar. Denn er wusste , mit eigenen Kindern es sei alles in Ordnung.

    Und der Reich, welchen er verlassen hatte, auch würde weiter gut regieren (vom Vater.)

    Aber was sollte der Mesnch machen, der in 2022 Lebt, das ist die Frage.

    Apropo, Buddha stellte schon diese Fragen, schaue mal:


    Zitat

    ,Alles existiert’, das, Kaccāyana, ist das eine Extrem. ,Alles existiert

    nicht’, das ist das andere Extrem. Diese beiden Enden vermeidend,

    verkündet der Tathāgata den Dhamma als den Mittleren Weg...."

    Nidanasaṃyutta des Saṃyutta Nikāya

    Die Frage über "Über-Welt-liches", ich nehme an, diese reale Frau beschäftigt sehr wenig.

    Sie wollte einfach normal leben. Um die eigene Leben , wie es ist , normal zu meistern.

    Und nichts darunter zu leiden. Das ist sehr leicht zu verstehen.


    Zitat

    In der Therapie ging es darum, sich langsam von den rigorosen Glaubenssätzen ihrer Herkunftsfamilie zu lösen und ihren eigenen Weg zu gehen.


    Für diese Frau , also , zählt den eigenen Weg zu gehen. Nimm es mir , bitte, nichts übel, aber ich vermute, sie hätte nichts so viel nachgedacht, was würde dann weltlich oder über-welt-lich.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

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    • 13. August 2022 um 15:34
    • #10
    He Who Remains:

    ... hat einen falschen Standpunkt und daher eine falsche Ansicht. Natürlich kann man es sich in der Welt halbwegs gemütlich einrichten, versuchen ja alle hier (?), aber das ist dann nicht Buddhas Weg zum Überweltlichen. In seiner ersten Lehrrede heißt es vom Buddha, diese beiden Extremen sollten nicht kultiviert werden von jemanden, der aus dem Haus gezogen ist. Der Hausauszug ist Vorbedingung für die Mitte.

    Was bedeutet, dass wir selbst als sehr buddhistische Weltlinge nicht in dieser Mitte sind sondern sozusagen "falsch" leben. "Falsch" natürlich nicht als Vorwurf oder als Anklage sondern im Sinne einer Tatsachenbeschreibung. Wenn man gegen den Wind pisst muß man damit rechnen nass zu werden und wenn man eine Fallhöhe zur Realität hat fällt man genau diese Fallhöhe auf die Schnautze. Und insofern es da auch riesige Unterschiede gibt, macht man ja schon alles "gut" wenn man die Fallhöhe minimiert. Aber wenn man denkt man befände sich schon auf der Nullinie, macht man sich sehr wahrscheinlich was vor.

    Mich erinnert das an Adornos berühmten Spruch "Es gibt kein richtiges Leben im falschen".

  • Aravind
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    • 13. August 2022 um 15:36
    • #11
    void:

    DIe extreme Askese wird aber nicht deswegen verworfen weil sie so extreme ist, sondern wegen des Asketenstolzes - als einer weiteren Form der Anhaftung - die sich draus ergibt.

    Das halte ich für richtig, aber nicht nur deshalb. IMHO hat der Buddha auch erkannt, dass es gar keine taugliche Methode ist, den Körper und das Ich durch extreme Askese abzutöten.

    Liebe Grüße,

    Aravind.

    PS: Das Thema ist aber eventuell einen eigenen Faden wert und in Bezug auf den Threadtitel eher off-topic.

  • Himmelsbaum
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    • 13. August 2022 um 16:44
    • #12

    Der Verfasser Christian Höller stellt in seinem Artikel eine Verbindung von Psychotherapie und Buddhismus anhand des mittleren Weges zwischen extremer Askese und übertriebenem Genuss her. Da gilt es dann zu fragen, ob der Verfasser die "buddhistische Haltung des mittleren Wegs" auch richtig versteht. Da er dieses Thema gar nicht bespricht, kann nur spekuliert werden. Deswegen taugt der Artikel meiner Meinung nach auch nur beschränkt als Diskussionsgrundlage. Man muss direkt abstrahieren.

    Meiner Meinung nach wäre der Bezug auf das Soṇa-sutta mit dem Gleichnis von der Laute sowieso passender gewesen.

  • Hendrik
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    • 13. August 2022 um 17:07
    • #13
    void:
    Hendrik:

    Das ist eine interessante Deutung. im Allgemeinen wird der „Mittlere Weg“ schon als Vermeidung von Extremen verstanden. Wie das die akademische Forschung sieht, schau ich mal nach.

    DIe extreme Askese wird aber nicht deswegen verworfen weil sie so extreme ist, sondern wegen des Asketenstolzes - als einer weiteren Form der Anhaftung - die sich draus ergibt.

    Aber vielleicht ist der Stolz nicht so das wichtige sondernes ist so, dass der Wille - die Anspannung die die Askese erfordert - selbst zum Hindernis wird. Es ist ja eine richtigehende Gewalt gegen den eigenen Körper:

    Majjhima Nikāya 36:

    Ich dachte: 'Angenommen, ich werfe den Geist mit dem Herzen nieder, zwinge ihn zu Boden und überwältige ihn mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge.' Also warf ich den Geist mit dem Herzen nieder, zwang ihn zu Boden und überwältigte ihn mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge. Während ich das tat, rann Schweiß aus meinen Achselhöhlen. So wie ein starker Mann einen schwächeren Mann am Kopf oder an den Schultern packen und ihn niederwerfen, zu Boden zwingen und ihn überwältigen könnte, so warf auch ich den Geist mit dem Herzen nieder, zwang ihn zu Boden und überwältigte ihn mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge, und Schweiß rann aus meinen Achselhöhlen. Aber obwohl unerschöpfliche Energie in mir hervorgebracht wurde und unablässige Achtsamkeit in mir verankert war, war mein Körper überreizt und unruhig, weil ich von dem schmerzhaften Bemühen erschöpft war

    ....

    Ich dachte: 'Welche Mönche oder Brahmanen in der Vergangenheit auch immer schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle aufgrund ihres Strebens gefühlt haben, dies hier ist das äußerste, nichts übertrifft dies. Und welche Mönche oder Brahmanen in der Zukunft auch immer schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle aufgrund ihres Strebens fühlen werden, dies hier ist das äußerste, nichts übertrifft dies. Und welche Mönche oder Brahmanen in der Gegenwart auch immer schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle aufgrund ihres Strebens fühlen, dies hier ist das äußerste, nichts übertrifft dies. Aber durch diese quälende Praxis der Askese habe ich keinerlei übermenschliche Geisteszustände erlangt, keinerlei Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist. Könnte es einen anderen Pfad zur Erleuchtung geben?'"

    Das Hauptproblem ist also, dass all die Askese, all die Willenskraft, all die extreme Selbstüberwindung nicht zum Ziel führt.

    Aber dann erinnert sich Shakyamuni an einen Moment in deinem Leben wo nicht gewollt und erzwingen würde sondern sich tiefe Freude spontan selbst entfaltete:

    Majjhima Nikāya 36:

    Ich überlegte: 'Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als mein Vater, der Sakyer beschäftigt war, während ich im kühlen Schatten eines Rosenapfelbaums saß; ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, trat ich in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilte darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Könnte das der Pfad zur Erleuchtung sein?' Dann, auf diese Erinnerung folgend, kam das Bewußtsein: 'Das ist der Pfad zur Erleuchtung.'"

    32. "Ich dachte: 'Warum habe ich Angst vor jener Glückseligkeit, die nichts mit Sinnesvergnügen und unheilsamen Geisteszuständen zu tun hat?' Ich dachte: 'Ich habe keine Angst vor jener Glückseligkeit, die nichts mit Sinnesvergnügen und unheilsamen Geisteszuständen zu tun hat.'"

    Dies ist eine sehr bemerkenswerte Stelle. Entsagung und Askese Shakyamuni bis kurz vor das Ziel geführt aber dann bleibt er kurz davor stecken und kann aus eigener Kraft nicht weiter.

    Und es ist eine Erinnerung an den unbeschwerten Geisteszustand eines Kindes die ihm weiter hilft. Und das Hindernis war eine " Angst vor der Freude jenseits von Verblendung".

    Es ist nicht einfach ein mittlerer Weg als Kompromiss zwischen zwei Extremen sondern eher so eine Dialektik wo nach der Entsagung auch der Entsagung entsagt wird. Also eine doppelte Entsagung statt einer halbherzigen.

    Alles anzeigen

    Der MW bliebe damit ein Weg zwischen Askese und Hedonismus. Deine angeführte Begründung ändert ja nichts daran.

    Die akademische Forschung meint allerdings, dass diese Vorstellung irreführend sei. Der frühe Buddhismus sei eindeutig eine asketische Bewegung gewesen. Das Postulat eines MW diente lediglich zur Abgrenzung gegenüber bestimmten asketischen Praktiken und damit zur Identitätsfindung. An einigen Stellen werden solche Praktiken klar benannt. Es geht um die Annahme, Art und Umfang von Nahrung (Nahrung nicht von Schwangeren anzunehmen, nur einmal in Woche zu essen, Fleisch grundsätzlich abzulehnen) oder um Kleiderregeln (Nackt zu gehen) und einiges mehr.

    Das Motiv des MW als Kompromiss zwischen Askese und einem genussorientierten, weltlichen Lebens wurde erst später entwickelt und habe wahrscheinlich auch entscheidend zum Erfolg des Buddhismus bei seiner Verbreitung beigetragen.

    Das Motiv wird in der Mahayana Philosophie aufgenommen um eine Zwischenposition zu der Vorstellung von einem unvergänglichen Selbst und einem „Vernichtungsglauben“ zu finden.

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    Nagarjuna / 塞翁失馬 – 焉知非福

  • Igor07
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    • 13. August 2022 um 17:48
    • #14
    Hendrik:

    Das Motiv des MW wird in der Mahayana Philosophie dann aufgenommen um eine Zwischenposition zu der Vorstellung von einem unvergänglichen Selbst und einem „Vernichtungsglauben“ zu finden.

    Hm , das war doch niemals anwesend, ich meine konkret das:

    Zitat

    Vorstellung von einem unvergänglichen Selbst

    Sogar im Früheren Buddhismus man findet das nichts.

    Ich zitiere:


    Zitat

    Um es in einer negativen Form auszudrücken: Besäßen die Dinge

    eine intrinsische Wesenhaftigkeit, würden sie eine gewisse Stabilität

    besitzen; wären sie stabil, auch nur für einen Moment, könnten sie

    nicht in einer echten Wechselbeziehung stehen; stünden sie in keiner

    Wechselbeziehung, könnten sie nicht die Form eines Kontinuums

    annehmen; gäbe es kein Kontinuum von Ursache und Wirkung,

    wäre das Wirken der Natur unmöglich; und gäbe es ein reales

    intrinsisches Selbst innerhalb dieses Kontinuums, könnte es keinen

    wahren Ursache-Wirkungs-Prozess von wechselseitiger Abhängigkeit

    geben. Das Kontinuum von Ursache und Wirkung, das allen Dingen

    ermöglicht zu existieren wie sie es tun, kann nur funktionieren, weil

    die Dinge vergänglich, flüchtig, ständig entstehend und vergehend

    sind und keine eigene intrinsische Entität besitzen.

    Die Eigenheit, vergänglich, flüchtig, ständig entstehend und

    vergehend zu sein, wird aniccatā genannt. Die Eigenheit, der Geburt

    und der Auflösung unterworfen zu sein, Stress und Konflikt in sich

    zu tragen und an sich unvollkommen zu sein, wird dukkhatā genannt.

    Die Eigenheit des Leerseins von einem wirklichen Selbst wird

    anattatā genannt. Das Prinzip der bedingten Entstehung illustriert

    diese drei, in allen Dingen zu findenden Qualitäten und zeigt die

    wechselseitige Beziehung und wechselseitige Reaktion aller Dinge, um

    die unterschiedlichen natürlichen Ereignisse hervorzurufen.

    ~ Bhikkhu Payutto, Bedingte Entstehung, S. 22-24

    Alles anzeigen

    Ich wollte aber hervorheben, was ich meine:

    Zitat

    Die Eigenheit des Leerseins von einem wirklichen Selbst wird

    anattatā genannt.

    Bei sehr grosser Mühe ich kann hier keine "Vorstellung von einem unvergänglichem Ich" ersehen.

    Man vergleiche das mit dem:

    Zitat

    Im höchsten Sinne (paramattha) nämlich, so lehrt der Buddhismus, ist das sog. Dasein ein bloßer Prozess von beständig wechselnden körperlichen und geistigen Phänomenen, und weder innerhalb noch außerhalb dieses Werdeprozesses ist irgend eine beharrende Ich-Einheit oder Persönlichkeit anzutreffen.


    Alles entsteht und vergeht, und zwar augenblicklich:

    Zitat

    Auf einer tieferen Ebene ändert sich

    alles ständig von Augenblick zu Augenblick. Dieser Prozess der

    augenblicklichen Veränderung ist nicht auf eine Nebenbedingung

    zurückzuführen, die entsteht um etwas zu zerstören. Vielmehr ist

    die eigentliche Ursache, die zur Entstehung eines Dinges geführt hat,

    auch die Ursache für seine Zerstörung. Mit anderen Worten: In der

    Ursache seiner Entstehung liegt die Ursache seines Endes.

    Augenblicklichkeit sollte daher auf zwei Arten verstanden werden.

    Erstens in Bezug auf die drei Momente der Existenz eines Dinges:

    Im ersten Augenblick entsteht es; im zweiten Augenblick bleibt es;

    im dritten Augenblick löst es sich auf. Zweitens in Bezug auf jeden

    Augenblick selbst. Ein Augenblick ist nicht statisch; sobald er auftritt,

    bewegt er sich in Richtung seines eigenen Endes.

    Dalai-Lama. ‘The Four Noble Truths’, S. 53-57

    Alles anzeigen

    Was dann sollte überhaupt "vernichtet" werden? :?:

    Wahrschenlich, unsere "verkehrte Vorstelllungen", aber mehr nichts.

    Zitat

    Unsere projizierten Vorstellungen, wie alles existieren würde, entsprechen nicht der Realität. Nichts auf Seiten der Phänomene, einschließlich unserer Probleme, macht sie aus deren eigener Kraft zu einem Problem. Konventionell mag es ein Problem geben, um das man sich kümmern muss, doch wir können es als Problem nur geltend machen im Zusammenhang mit der Vorstellung von „Problem“ und dem Begriff dafür.

    A. Berzin.



    Und genau das kann die Psychotherapie bewirken! :!:

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  • Railex
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    • 14. August 2022 um 01:31
    • #15

    Es gibt ja direkt eine anerkannte (Zusatz-)Ausbildung zum buddhistischen Psychotherapeuten (BPT).

    Ich lese gerade mit großem Gewinn, nebenbei das Buch von Matthias Ennenbach "Buddhistische Psychotherapie". Nebenbei, weil es für mich zugleich ein Arbeitsbuch ist und ich versuche die Anregungen zu verstehen und im Alltag umzusetzen, dies benötigt etwas Zeit und das Buch ist ca.500 Seiten stark und sehr gehaltvoll.

    Buddhistische Psychotherapie auf das Einhalten eines "Mittleren Weges" runterzubrechen, greift definitiv zu kurz; da hätte auch Jesus Sirach gereicht mit:" Halte Maß in allen Dingen!",aber ungesunde Extreme zu vermeiden ist ein wichtiger Punkt, neben dem Erfassen der Lehre,sowie dem Nutzen der Erkenntnisse im Hier und Jetzt, um sich und Anderen zu helfen.

    Es gibt wohl "22. Grundlagen" der buddhistischen Psychotherapie, die aufeinander aufbauen und sich ergänzen.

    Betont wurde aber, dass der Fokus und die Therapie, auf den konkreten Menschen und seine Bedürfnisse ausgerichtet sind.

    Dementsprechend muss die Lehre individuell angepasst bzw. herausgearbeitet werden.

    Es geht in der buddhistischen Psychotherapie u.a.nicht nur um das Abstellen negativer Symptomatik, sondern um die Förderung heilsamer Potentiale, wie Mitgefühl,Güte,Liebe...,auch sich selbst gegenüber, um die Befreiung möglichst nachhaltig und dauerhaft befriedigend zu gestalten.

    Achtsamkeit ist natürlich ein wichtiges Thema, um sich selbst erst einmal wahr zu nehmen und realistisch einschätzen zu können.

    Loslassen von Schuld und unheilsamen Zuständen usw.

    Also ich finde, dass buddhistische Geistesschulung und Psychotherapie als solches nicht zu trennen sind. Natürlich gibt es unterschiedliche Ansätze und Ausrichtungen, aber Psychotherapie ist Buddhismus allemal.

    Der klassische westliche Ansatz strebt eine Stärkung der Ich-Strukturen an, da sie nach deren Meinung unser inneres Gerüst bilden, aber die Auflösung dessen, kann auch befreiend sein, wie Buddhisten zu wissen glauben.

    Herauszufinden, welche "Belehrung" oder welchen Denk-Arbeitsansatz der Mensch zu welcher Zeit benötigt, musste Buddha herausfinden und gehört heute zum Geschick des Behandlers.

    2 Mal editiert, zuletzt von Railex (14. August 2022 um 01:42)

  • Keine Ahnung
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    • 14. August 2022 um 07:56
    • #16

    Ist die Suche nach Erleuchtung nicht oft auch eine Art Perfektionismusstreben? (Nicht ohne Grund gibt es ja auch so etwas wie ein spirituelles Burnout).
    Ansonsten würde ich aber auch Psychotherapie durchaus kritisch sehen. Ich kenne zumindest viele Menschen, von denen ich sagen würde, dass Psychotherapie ihnen nicht gutgetan hat.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."

    Joan Tollifson

  • Railex
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    • 14. August 2022 um 08:44
    • #17

    Keine Ahnung , man darf Psychotherapie auch kritisch sehen: die letzten Zahlen, die ich noch im Kopf habe besagten, dass ca.30 Prozent angegeben, Psychotherapie hätte nichts gebracht und 15% sogar, dass es ihnen geschadet habe.

    Aber über 50 % profitieren erheblich davon.

    Es ist auch schwer den Behandlungserfolg direkt zu messen, Erfolge oder Fehler können sich erst Jahre später klar herausstellen.

    Es ist Multifaktoriell, was über Erfolg oder Misserfolg einer Therapie entscheidet: Zeitpunkt,Methode,Behandler,Krankheitsbild und der Patient selbst sind sehr verschieden; dies macht die genaue Bestimmung über eine gelungene Behandlung in der Geistesarbeit so ungleich schwieriger, als in der Somatik, aber die Erfolge gibt es und auch wenn es nicht immer gleich das Richtige ist, ist es vielleicht besser es zu versuchen etwas zu verändern, als gar nichts zu tun.

    Übrigens finde ich nicht, dass buddhistische Arbeit gleich "Perfektionismusstreben" ist, weil es nicht (nur) um das Ziel "Erleuchtung" geht, sondern vielleicht meistens, um den Weg dahin möglichst "schmerzfrei" zu bestreiten.

    Patienten in der Psychotherapie wollen oftmals erstmal nur, dass der seelische Schmerz nachlässt,wenn dies erreicht wird, ist viel gewonnen. (auch für Buddhisten auf ihrem Weg, ohne "Nirvana".)

    Wenn sich während/nach der Psychotherapie neben dem Nachlassen des Schmerzes,noch "Glückseeligkeit" einstellt, ist schon weit mehr, als meist zu Beginn erhofft, erreicht.

    Bei Symptomkomplexen, wie dem Burnout-Syndrom jeglicher Art, liegt die Vermutung nahe, dass im Vorlauf viele Warnzeichen des Körpers und der Psyche übersehen und jeweilige Extreme verwirklicht wurden.

  • GKH
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    • 14. August 2022 um 08:48
    • #18

    Danke Railex für deine Antworten hier. Ich hatte mir vom Titel bisschen mehr erhofft, als im Text steht.

  • Sven
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    • 14. August 2022 um 09:25
    • #19
    void:

    Seine Mitte ist also kein Kompromiss sondern eine extremistische Haltung bei der selbst der Asketenstolz überwunden wird.

    Hier das weiter unten zitierte Gleichnis mit der Laute.

    Ich denke eher, er hat erkannt, dass eine allgemeine Gesetzmäßigkeit auch für die Askese gilt.

    Im Gleichnis mit der Laute gibt die Saite nur dann einen guten Klang, wenn sie optimal gespannt ist.

    Das gilt für viele andere Dinge auch:
    - Die optimale Geschwindigkeit für einen Verbrauch von Benzin und der zurückgelegten Wegstrecke.

    - Wenn ich ohne Pausen trainiere, wird der Muskel verletzt anstatt zu wachsen (dasselbe gilt für den Geist z. B. beim Lernen und Üben)

    Die optimale (also geringer Kartonverbrauch) Fläche eines stapelbaren Kartons bei einem größtmögliches Volumen.
    (Das war bei uns früher sogar ein Thema im Mathematikunterricht.)

    Jetzt zu geistigen Beispielen:
    - Wenn ich mich an einen Traum erinnern will, darf ich mich nicht zu sehr anstrengen, sonst ist er weg. Wenn ich mich zu wenig anstrenge, kann ich mich nicht erinnern.

    - Wenn man sich zum Üben aufmacht und nichts will, wird auch nicht passieren, nur mit der rechten Anstrengung erhält man ein rechtes Ergebnis.

    Deshalb sagt Buddha in der oben genannten Sutte:

    "Ebenso auch, Sona, führt allzu straffe Anspannung der Willenskraft zur Aufregung, allzu schlaffe Anspannung aber zur Trägheit. Darum, Sona, halte dich an ein Ebenmaß deiner Willenskraft, erwirb dir ein Ebenmaß deiner Fähigkeiten..."

    Deshalb balanciert man die 5 geistigen Fähigkeiten in seiner Meditation aus.

    Irgendwo in den Sutten habe ich gelesen, dass der Buddha seinem Körper durch die Hungeraskese sehr geschadet hat. Er litt deshalb unter Rückenschmerzen.

    Eine Ausmerzung von Stolz kann ich hier nicht erkennen.

    Hier auch noch ein Link, was Mittlerer Weg ist, im Dhammacakkappavattana Sutta (der 1. gehaltenen Lehrrede Buddhas):

    Samyutta Nikaya 56


    Gruß

    Sven

    2 Mal editiert, zuletzt von Sven (14. August 2022 um 09:44)

  • SteFo
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    • 14. August 2022 um 09:39
    • #20

    Bei der Psychotherapie gibt es - wie beim Buddhismus auch - unterschiedliche Schulen, weswegen das Thema nicht angemessen formuliert erscheint.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Railex
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    • 14. August 2022 um 20:40
    • #21

    Danke GKH, ich selbst freue mich auch über das interessante Thema und mMn ist Buddha einer der genialsten Psychotherapeuten.

    Die Diskussion bzgl. des Mittleren Weges und der Extreme ist ebenfalls sehr spannend als Seitenstrang und es werden sich vielleicht noch User äußern, die ebenfalls mit dem psychotherapeutischen Ansatz des Buddhismus etwas anfangen können oder eigene Erfahrungen gesammelt haben.

    Ehrlich gesagt kann ich persönlich gar nicht anders, als Buddha psychotherapeutisch zu verstehen.

    Als ich Mitte der 90er in einer Adolescentenkrise feststeckte, Antidepressiva gar nichts brachten und Psychotherapie noch nicht den heutigen (ebenfalls fragwürdigen) Stellenwert hatte und ich keine Psychotherapie erhielt, war das erste,eher zufällige Lesen der 4 edlen Wahrheiten geradezu eine Erlösung und ich erhielt eine geistige Medizin, die tatsächlich wirkte und zwar sofort.

    Leider war ich damals noch zu jung und habe den buddhistischen, praktischen Weg nicht weiter verfolgt, weil ich nach der Überwindung meines gewalttätigen Elternhauses, das Leben erstmal genießen wollte. Verständlich, vor Allem für mich selbst,und ich habe genossen und es war auch schön, aber es hatte seinen Preis. Psychisch war ich zwar stabil, aber irgendwie unglücklich und nun erlebe ich zum 2ten Mal in meinem Leben, wie hilfreich die buddhistische Anleitung für mein psychisches Befinden ist und ich hoffe, dass ich mir dies jeden Morgen bewusst mache und nicht mehr nachlasse.

    SteFo, falls du eine treffendere oder spezifischere Formulierung des Themas auf Lager hast: nur raus damit ;)

    Ich frage mich nur, was es bringen soll, die buddhistischen Richtungen und Therapieformen aufzulisten?!

    Kognitive Verhaltenstherapie für Zennies, Psychoanalyse für Mahayana und für Theravada das Psychodrama?

    Ich mach nur Spaß SteFo, aber da man ja immer vom individuellen Leidensdruck ausgehen und an der persönlichen Erfahrung des Patienten ansetzen muss, machen Diskussionen über verschiedene Schulen nur theoretisch Sinn, wenn überhaupt.

    Aber vielleicht hast du ja eine Idee, wie man noch genauer unterscheiden bzw. verbinden kann?!

    mMn ist z.b. das "einfache" bewusste Tun von heilsamen Handlungen/Gedanken und das Unterlassen von unheilsamen Handlungen/Gedanken, so simpel das klingt, eine tiefgreifende,wirksame psychotherapeutische Methode ,die der Buddhismus ins Zentrum der Praxis gebracht hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Railex (14. August 2022 um 21:31)

  • SteFo
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    • 14. August 2022 um 21:28
    • #22
    Railex:

    Ich mach nur Spaß SteFo, ...

    Gut, ich habe nichts gegen Spaß

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Himmelsbaum
    Gast
    • 14. August 2022 um 21:34
    • #23
    void:
    He Who Remains:

    ... hat einen falschen Standpunkt und daher eine falsche Ansicht. Natürlich kann man es sich in der Welt halbwegs gemütlich einrichten, versuchen ja alle hier (?), aber das ist dann nicht Buddhas Weg zum Überweltlichen. In seiner ersten Lehrrede heißt es vom Buddha, diese beiden Extremen sollten nicht kultiviert werden von jemanden, der aus dem Haus gezogen ist. Der Hausauszug ist Vorbedingung für die Mitte.

    Was bedeutet, dass wir selbst als sehr buddhistische Weltlinge nicht in dieser Mitte sind sondern sozusagen "falsch" leben. "Falsch" natürlich nicht als Vorwurf oder als Anklage sondern im Sinne einer Tatsachenbeschreibung. Wenn man gegen den Wind pisst muß man damit rechnen nass zu werden und wenn man eine Fallhöhe zur Realität hat fällt man genau diese Fallhöhe auf die Schnautze. Und insofern es da auch riesige Unterschiede gibt, macht man ja schon alles "gut" wenn man die Fallhöhe minimiert. Aber wenn man denkt man befände sich schon auf der Nullinie, macht man sich sehr wahrscheinlich was vor.

    Mich erinnert das an Adornos berühmten Spruch "Es gibt kein richtiges Leben im falschen".

    Ich habe das seit gestern im Hinterkopf laufen und mir fällt nichts gutes ein. Man sollte sich halt nicht davon entmutigen lassen. In Anlehnung an Adorno, Es gibt kein Überweltliches im weltlichen.

  • Voyager
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    • 14. August 2022 um 21:47
    • #24

    'kein richtiges im falschen Leben' - das kann aufrüttelnd aber auch bedrohlich/illusionierend wirken - letztlich ist es aber doch mehr eine Vorstellungsblase (eine ziemlich einseitige Gesamtverurteilung) die man je nachdem mit Gefühl und Erklärungen füllen möchte und sich daran hängen möchte.

    Will sagen, die richtigere und hilfreichere Handlung ist immer möglich. Unabhängig von richtigen Leben und falschen Leben und weiteren Ideen.

    Dazu steht Adornos Satz original in einem entsprechenden Kontext - ob man dem mit der Anwendung hier gerecht wird, weiß ich nicht, ich vermute aber: womöglich weniger.

  • Railex
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    • 14. August 2022 um 21:54
    • #25
    SteFo:
    Railex:

    Ich mach nur Spaß SteFo, ...

    Gut, ich habe nichts gegen Spaß

    Puhh, Glück gehabt und vielleicht fällt dir zudem etwas weiteres Ernsthaftes ein, um deinen Standpunkt auszuführen, da du ja sogar "Psychotherapie",als buddhistische Richtung angegeben hast, da steckt doch bestimmt was dahinter!?

    Übrigens als weitere heilsame, buddhistische Psychotherapiemaßnahme habe ich die Analyse des bedingten Entstehens kennengelernt: wenn ich achtsam wahrnehme und verstehe, dass auch die Dinge, Geschicke und Menschen, die mich haben leiden lassen und die ich leiden ließ, selbst, wie ich,nur "zusammengesetzt" sind und nicht aus sich selbst heraus handeln, dann mindert dies Wut, Enttäuschung und Trauer.

    Allerdings habe ich in Gesprächen festgestellt, dass die buddhistische Sicht nicht jeden Menschen gleichermaßen anspricht und deshalb ist es doch ganz gut, dass es verschiedene Wege zur Befreiung gibt.

Ausgabe №. 133: „Rausch"

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