Ich habe in meinem Alltag einige Situationen identifiziert, in denen es mir schwer fällt, gelassen zu bleiben und nicht vorauszusetzen, dass mir jemand "Böses" will. Bei genauerer Betrachtung sind daran genau die Menschen beteiligt, mit denen ich die meisten Schwierigkeiten bei der Metta-Praxis habe. Das ist interessant, weil ich damit anhand der Schwierigkeiten bei der Metta-Meditation genau meine Trigger (in Form von Menschen, bzw. deren Verhalten) vor Augen geführt bekomme.
Folgendes Beispiel: Ein großes Auto fährt dicht auf und der Fahrer gibt mir zu verstehen, dass ich ein Hindernis für ihn darstelle (neutraler kann ich es nicht beschreiben).
Ich fühle mich bedrängt und genötigt. "Was nimmt der sich raus? Ich darf hier auch fahren."
Das sind natürlich keine hilfreichen Gedanken. Und ich habe festgestellt, dass ich nicht selten Vorhersagen mache, wie sich ein Autofahrer wohl verhalten wird. Dann "weiß" ich, dass jemand sich gleich von der Seite reindrängeln wird, dass jemand bestimmt gleicht dicht auffahren wird, etc. Mittlerweile merke ich immer öfter, dass meine Vorhersage nicht eintritt. Solche Vorhersagen stecken den Fahrer oder die Fahrerin ohne jegliches Wissen in eine Schublade. Aus einer einzelnen Handlung wird auf die gesamte Person geschlossen.
Intellektuell verstanden, aber wie in der Praxis spontan anders denken? Die Sicht auf die Situation zu re-framen, also aus einem anderen Blickwinkel zu sehen?
Vor einiger Zeit habe ich einen Fernsehbericht über einen Buddhisten gesehen, der in seinem Auto einen großen Zettel hatte. "Aha, OK" stand da drauf. Als Hinweis für all die Situationen im Straßenverkehr, in die man so kommt. "Aha": Interessant, so kann man auch fahren. Ist nicht mein Fahrstil, aber "OK", dann soll er mal.
Diese Hilfestellung fand ich super. Für mich habe ich allerdings eine andere Variante gefunden. Ich weiche dem "Kampf" aus, indem ich zur Seite fahre und dann denke "Jetzt fühlt er sich besser. Na, dann". Und schupps ist die Situation vergessen. Früher habe ich mich noch lange weiter aufgeregt. Ich empfinde auch keinen Groll mehr. Manchmal sehe ich sogar einen leidenden Menschen, der verzweifelt und gefangen in seinen Verhaltensmustern ist.
Und das gilt natürlich nicht nur im Straßenverkehr. Ich erkenne bei mir Glaubenssätze, die zu negativen Vorhersagen führen, durch die ich Menschen in Schubladen stecke.
Diese Kette gilt es zu durchbrechen.
Ich bin damit sicher nicht allein. Welche Tricks nutzt ihr, um die eigene Reaktivität auszubremsen?