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Achtsamkeitskritik Hartmut Rosa

  • Cassiopeia
  • 7. Juni 2018 um 13:28
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1. offizieller Beitrag
  • Cassiopeia
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    • 7. Juni 2018 um 13:28
    • #1

    Hallo liebes Forum,

    ich habe mich in einem Beitrag, den ich hier schrieb, an Hartmut Rosa erinnert. Der gute Mann ist Soziologe und hat mich mit seiner Beschleunigungsthese sehr beeindruckt. Auf diese Weise erkläre ich mir viele Phänomene der Gegenwart. Ich habe gegooglet und bin auf diese Achtsamkeitskritik gestoßen: „Achtsamkeit löst die Probleme nicht" - Netzwerk Ethik Heute

    Ich finde den Ansatz interessant, wobei ich glaube, dass Herr Rosa sich zu wenig mit dem Buddhismus beschäftigt hat.

    Was meint ihr?

    Liebe Grüße

  • Cassiopeia 7. Juni 2018 um 13:34

    Hat den Titel des Themas von „Achtsamkeitskritik Hartmut Rose“ zu „Achtsamkeitskritik Hartmut Rosa“ geändert.
  • Aravind
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    • 7. Juni 2018 um 13:56
    • #2

    [lz]

    Als Soziologe stecke ich im Dilemma: Wenn ich mich der Achtsamkeitsbewegung annähere, werde ich in der Soziologie nicht mehr ernst genommen: „Der Rosa macht jetzt Achtsamkeit“, so disqualifiziert man sich vom wissenschaftlichen Diskurs.[/lz]

    Tolle Wissenschaft!:cry:

    Aber insgesamt hat er ja recht, ist aber nicht so revolutionär: Achtsamkeit ist Achtsamkeit, kein Wertesystem. Erst durch den Achtfachen Pfad und Liebende Güte (...) wird der Pfad des Buddhas draus.

    Liebe Grüße, Aravind.

  • Schneelöwin
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    • 7. Juni 2018 um 13:57
    • #3

    Ich stelle hier nur mal ein Zitat aus diesem Interview ein:


    [lz]

    Rosa: Der Achtsamkeit haftet etwas Esoterisches an. Sie gilt als individualistischer Wohlfühl-Trend, den sich in der Regel Mittel- und Oberschichten leisten. Bürgerliche Eliten, die schon privilegiert sind, wollen aus der Hetze des Alltags aussteigen und gönnen sich ihr eigenes individuelles Wohlbefinden. Was mich daran stört, ist die unpolitische Haltung dahinter. Es geht um Wellness, und diese Attitüde wird den aktuellen gesellschaftlichen Problemen nicht gerecht.[/lz]

    8)Mir reicht da eigentlich schon der erste Satz und die Bewertung der Mittel- und Oberschichten. . . :roll:

    aber o.k. Jedem seine Meinung

    Beste Grüße von Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin

    "All is always now"


  • accinca
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    • 7. Juni 2018 um 15:00
    • #4

    Als Soziologe dem politische Aktivitäten das wichtigste sind

    sind seine Ansichten für die Buddhalehre völlig bedeutungslos.

    Tatsächlich ging es dem Buddha als Asket nicht um politischen Wirbel

    sondern eher schon um Weltüberwindung, Abgeschiedenheit und innerer Ruhe.

    Lehrte der doch: Abgeschiedenheit am Tage und Zurückgezogenheit

    in der Nacht.

    Der Erhabene fordert die Bhikkhus auf, seine "Erben im Dhamma", nicht in materiellen äußeren Dingen zu sein, und ermahnt sie zur Genügsamkeit.

    Der ehrwürdige Sāriputta führt weiter aus, wie dem Erhabenen beim Leben in Abgeschiedenheit nachzueifern sei. Er führt eine Reihe von unheilsamen Charakterzügen auf, die durch den Edlen Achtfachen Pfad zu überwinden sind.

    Zitat

    Seitwärts sitzend, wandte sich der Sakyer Nandiyo an den Erhabenen:

    "Wenn da, o Herr, ein edler Jünger von den vier Gliedern des Stromeintritts überhaupt nichts, ganz und gar nichts besitzt, nennt man ihn dann, o Herr, einen edlen Jünger, der lässig verweilt?"

    "Wer da, Nandiyo, von den vier Gliedern des Stromeintritts überhaupt nichts, ganz und gar nichts besitzt, den nenne ich einen Außenstehenden, einen, der auf der Seite der gewöhnlichen Menschen stehen geblieben ist.

    Was aber ein edler Jünger ist, der lässig verweilt, und einer, der ernsthaft, verweilt, das höre und merke wohl auf meine Worte".

    "Gewiß, o Herr", erwiderte da Nandiyo, der Sakyer, dem Erhabenen.

    Und der Erhabene sprach:

    "Was ist ein edler Jünger, der lässig verweilt?

    Da ist, Nandiyo, ein edler Jünger mit unbeirrbarer Klarheit dem Erwachten, der Lehre, der Jüngerschaft nachgefolgt und den Tugenden nachgefolgt, die den Edlen lieb sind.

    Damit aber ist er zufrieden, er bemüht sich nicht weiter, weder um Abgeschiedenheit bei Tage noch um Zurückgezogenheit bei Nacht.

    Weil er so lässig verweilt, gewinnt er keine Freude.

    Ist keine Freude, so hat er kein Entzücken.

    Ist kein Entzücken da, so hat er keine Gestilltheit.

    Ist keine Gestilltheit da, so weilt er im Wehe.

    Wem wehe ist, dem einigt sich nicht das Herz.

    Bei nicht geeinigtem Herzen werden die Dinge nicht offenbar.

    Sind die Dinge nicht offenbar, so ist man ein lässig Verweilender, wie es heißt.

    Und was ist ein edler Jünger, der ernsthaft verweilt?

    Da ist, Nandiyo, ein edler Jünger jener Klarheit und jenen Tugenden nachgefolgt.

    Damit aber ist er nicht zufrieden, sondern er bemüht sich weiter, um Abgeschiedenheit bei Tage, um Zurückgezogenheit bei Nacht.

    Weil er so ernsthaft verweilt, wird Freude geboren.

    Dem Freudigen wird Entzücken geboren.

    Bei Entzücken im Geiste wird der Körper gestillt.

    Gestillten Körpers fühlt er sich wohl.

    Wem wohl ist, dem einigt sich das Herz.

    Bei geeinigtem Herzen werden die Dinge offenbar.

    Werden die Dinge offenbar, so ist man ein ernsthaft Verweilender, wie es heißt". S 55. 40

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  • Cassiopeia
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    • 7. Juni 2018 um 15:03
    • #5
    Schneelöwin:

    Mir reicht da eigentlich schon der erste Satz und die Bewertung der Mittel- und Oberschichten. . . :roll:


    aber o.k. Jedem seine Meinung

    Ich denke, dass er das so formuliert hat, weil er vor allem die Freizeit-Achtsamkeit kritisiert. Es ist ja ein Phänomen, dass durchaus vor allem in der Mittel- und Oberschicht angekommen ist, um sich vom Alltag zu erholen. Seine These ist ja, dass viele ins Kloster gehen und meditieren, um anschließend noch besser in der beschleunigten Welt zu funktionieren. Also Entschleunigen, um anschließend noch mehr zu beschleunigen. Er möchte keine Buddhisten verunglimpfen, denke ich.

    Zur Wissenschaft: Verwundert mich auch, dass ein Soziologe denkt, dass er an Glaubwürdigkeit verliert wenn er sich mit Achtsamkeit beschäftigt. Es ist ja schließlich ein gegenwärtig sehr häufig anzutreffendes gesellschaftliches Phänomen. Aber er muss sich da distanzieren, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass er den objektiven Blick verloren hat. Religion - für die der Buddhismus ja häufig gehalten wird - und Wissenschaft vertragen sich selten gut.

    Trotzdem: Ist der Weg der Achtsamkeit ein egoistischer? Er bezieht es ja sogar auf den gesamten Weg Buddhas, wenn ich es richtig verstanden habe. Das ist vor allem das Zitat um das es mir geht:

    Die Achtsamkeitsbewegung ist viel zu fixiert auf das Subjekt: „Wenn du nur innere Ruhe findest, Anhaftung überwindest, allem achtsam begegnest, wird alles gut.“ Das Ziel ist ein leidenschaftsloses, rein beobachtendes Bewusstsein, das sich nicht involviert, wo alles gleichmäßig betrachtet wird.

    Resonanz steht dem entgegen: Resonanz kann ich nicht allein durch mich schaffen – mit der richtigen Einstellung, sondern die Beziehung ist das Entscheidende.

    Ich habe es bisweilen immer so verstanden als solle man seinen Egoismus zurücknehmen. Ich bin Anfänger und habe Urlaub... sorry

  • Cassiopeia
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    • 7. Juni 2018 um 15:18
    • #6
    accinca:

    Als Soziologe dem politische Aktivitäten das wichtigste sind

    sind seine Ansichten für die Buddhalehre völlig bedeutungslos.

    Tatsächlich ging es dem Buddha als Asket nicht um politischen Wirbel

    sondern eher schon um Weltüberwindung, Abgeschiedenheit und innerer Ruhe.

    Lehrte der doch: Abgeschiedenheit am Tage und Zurückgezogenheit

    in der Nacht.

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    Danke für deinen Beitrag. Politische Aktivität ist mir jetzt an diesem Punkt nicht so wichtig. Mir geht es um Dualität, wenn man etwas überwinden möchte, steht man auch in Kontakt dazu. Ich hoffe ihr versteht mich.

  • mukti
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    • 7. Juni 2018 um 17:06
    • #7
    Cassiopeia:

    Ich denke, dass er das so formuliert hat, weil er vor allem die Freizeit-Achtsamkeit kritisiert. Es ist ja ein Phänomen, dass durchaus vor allem in der Mittel- und Oberschicht angekommen ist, um sich vom Alltag zu erholen. Seine These ist ja, dass viele ins Kloster gehen und meditieren, um anschließend noch besser in der beschleunigten Welt zu funktionieren. Also Entschleunigen, um anschließend noch mehr zu beschleunigen. Er möchte keine Buddhisten verunglimpfen, denke ich.

    Kritik an solcher Achtsamkeit scheint mir nicht unberechtigt. Achtsamkeit alleine ist nicht genug, z.B. auch ein Einbrecher muss sehr achtsam sein. Es geht bei der Buddhalehre aber um rechte Achtsamkeit, (sammā-sati).

    Zitat

    Trotzdem: Ist der Weg der Achtsamkeit ein egoistischer? Er bezieht es ja sogar auf den gesamten Weg Buddhas, wenn ich es richtig verstanden habe. Das ist vor allem das Zitat um das es mir geht:

    Die Achtsamkeitsbewegung ist viel zu fixiert auf das Subjekt: „Wenn du nur innere Ruhe findest, Anhaftung überwindest, allem achtsam begegnest, wird alles gut.“ Das Ziel ist ein leidenschaftsloses, rein beobachtendes Bewusstsein, das sich nicht involviert, wo alles gleichmäßig betrachtet wird.

    Resonanz steht dem entgegen: Resonanz kann ich nicht allein durch mich schaffen – mit der richtigen Einstellung, sondern die Beziehung ist das Entscheidende.

    Ich habe es bisweilen immer so verstanden als solle man seinen Egoismus zurücknehmen.

    Rechte Achtsamkeit hat nach meinem Dafürhalten den Zweck, den Egoismus aufzulösen, der aufgrund von Verblendung alles in Bezug zu "Ich und Mein" sieht. Sie fördert eben auch den achtsamen Umgang mit allen Lebewesen und mit der Umwelt. Gleichmut ist vor allem ohne Gier und Hass, Würde das Gleichgültigkeit und Abwesenheit von Mitgefühl bedeuten, hätte der Buddha, der Meister der rechten Achtsamkeit, nicht 45 Jahre gelehrt um das Leid der Wesen zu mindern oder zu beenden.

    Mit Metta, mukti.


  • Monikamarie
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    • 7. Juni 2018 um 19:35
    • #8

    Hallo Cassiopeia,

    im Grunde hat er Recht, wenn es sich nur um Wellness handelt oder ein Personalchef keine Skrupel mehr hat, Leute zu entlassen. Wobei das aus dem Zusammenhang gerissen zitiert ist, denn wer weiß, was der Personalchef sonst noch dazu geäußert hat.

    Auch ein Manager hat das Recht, sich zu entspannen. Ist er dazu noch achtsam, hat das vielleicht irgendwann eine andere Wirkung als er zuvor dachte.

    _()_

  • jianwang
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    • 7. Juni 2018 um 19:47
    • #9

    Ersetzt mal "Achtsamkeit" durch "Gewahrsein" ( im Sinne des Damma )

    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.

    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • cinnamon
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    • 7. Juni 2018 um 20:28
    • #10

    Achtsamkeit scheint ein sehr vielfältiger Begriff zu sein. Finde man erkennt eher seine Projektionen und kann besser situationsbezogen (unbefangener) handeln. Projektionen in dem SInne, dass das eigene Verhalten dementsprechend sein wird. Dabei geht es oft nur um Bruchteile von einer Sekunde. Das bewirkt auch, dass alle anderen in der SItuation anders reagieren (projizieren).

    Man erkennt wie Zuneigung und Abneigung entstehen und lässt sich dadurch nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Man macht irgendwie das, was nötig ist.

  • User19823
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    • 8. Juni 2018 um 06:11
    • #11

    Ich habe mit dem, was er sagt, keine großen Probleme, denn Achtsamkeitsübungen kann man so und so verwenden. Er wendet sich dagegen, aus purem Egotrip noch achtsamer werden zu wollen, Achtsamkeitsübungen als Effizientssteigerung. Ich glaube, dass diese Richtung das ist, was er bisher vorwiegend kennengelernt hat und aus dieser Erfahrungen heraus argumentiert er. Aus dieser Perspektive muss ich ihm Recht geben.

    Aus buddhistischer Sicht haben Achtsamkeitsübungen auch den Aspekt des tiefen annehmenden Hineinschauens in sich selbst, was nach und nach auch zu mehr Mitgefühl für andere führt. Und genau dadurch werden wir in die Lage versetzt, in eine bessere Resonanz zu anderen zu treten, spüren besser, was jetzt angesagt ist, können tatkräftiger handeln.

    Ich wünsche ihm, dass er diesen Aspekt der Achtsamkeitspraxis auch noch kennen lernen wird. Diese Art der Meditation hat nichts damit zu tun, sich in eine inaktive Schlaftablette zu verwandeln ...

  • Monikamarie
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    • 8. Juni 2018 um 08:27
    • #12

    Ich denke, wer sich nach Buddhas Lehre richten will, muss zunächst einmal sehr egoistisch werden, denn es geht erstmal um das eigene Nicht-Leiden-Wollen. Und das empfinden auch die so, die nicht mit ihm gehen, denn vielleicht ist diese/r nicht mehr so umgänglich, geht nicht mehr mit in die Kneipe, vögelt nicht mehr rum, hört auf zu lästern und andere Kollegen/innen zu moppen usw. - es macht einfach keinen Spaß mehr mit ihm/ihr.

    Erst wenn das alles verstanden wurde und schon gut umgesetzt, kann sich das "Ego zurückziehen" und der nun wacher Gewordene sich auch um andere kümmern. Insofern ist der buddhistische Weg ein egoistischer.

    Und das kann durchaus auch aus den Gründen geschehen, die Hartmut Rosa nennt. Irgendwo fängt das ja an.

    _()_

  • jianwang
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    • 8. Juni 2018 um 09:10
    • #13

    @Monikadie4.:?:roll::doubt:

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.

    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • void
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    • 8. Juni 2018 um 09:45
    • Offizieller Beitrag
    • #14
    Cassiopeia:

    ich habe mich in einem Beitrag, den ich hier schrieb, an Hartmut Rosa erinnert. Der gute Mann ist Soziologe und hat mich mit seiner Beschleunigungsthese sehr beeindruckt. Auf diese Weise erkläre ich mir viele Phänomene der Gegenwart. Ich habe gegooglet und bin auf diese Achtsamkeitskritik gestoßen: „Achtsamkeit löst die Probleme nicht" - Netzwerk Ethik Heute

    Ich finde den Ansatz interessant, wobei ich glaube, dass Herr Rosa sich zu wenig mit dem Buddhismus beschäftigt hat.

    Sein "Resonanzbegriff" ist etwas was Hartmut Rosa sehr am Herzen liegt. Resonanz bedeutet für ihn, statt als isoliertes (entfremdetes) Indivduum zu existieren, in die Welt eingebettet zu sein und mit ihr in einem ständigen Beziehung zu stehen. "Resonanz" ist für ihn die Antwort auf die zunehmende Entfremdung.

    Wegen dieser Resonanztheorie ist Hartmut Rosa ganz stark der Kritik seiner Kollegen ausgesetzt. Sie sehen in ihm jemand, der gar keine richtige Soziologie mehr betreibt sondern einen religiösen Fimmel bekommen hat und sich zu den Eso und Buddhisten gesellt hat.

    Armin Nassehi:

    Und wer heute gute Gründe und vernunftgeleiteten Willen durch die Figur des "postautonomen Subjekts" und dessen Fähigkeit zur Anpassung und zum muddling through ersetzt, der schärft seine Mangeldiagnose doch am vernünftigen Subjekt, dem die Moderne stets so etwas wie einen Heldenstatus zugeschrieben hatte. Vielleicht ist eines der beredtesten Symptome solcher Begriffsumstellungen, dass das, was einmal kritische Theorie sein wollte, heute eher im Jammern über den Verlust von "Weltresonanz" kulminiert, wie Hartmut Rosa in kritischer Absicht, aber mit dem kleinbürgerlichen Wunsch nach einer Welt formuliert, in der die Differenzen zwischen Ich und Welt nicht gar so wehtun.

    Es ist also Rosa selbst, dem vorgeworfen wird sich von gesellschaftlchen Themen auf das Subjekt selbst zurückgezogen zu haben, sich in kleinbürgerlichen Befindlichkeiten zu ergehen.

    Erst aus diesen Vorwürfen heraus wird das Interview verständlich. Rosa gibt die gegen in erhobenen Vorwürfe an die Achtsamkeits-Leute weiter , denen der Ursprung der Agression mit der Rosa seine "akedemische Haut" verteigt, nicht bewusst ist. Um seinen Resonanzbegriff aufzuwerten, wertet er den Achtsamkeitsbegriff ab und geht sogar so weit den Achtsamkeitsbegriff falsch zu verwenden um eine Distanz zu seinem Resonanzbegriff zu schaffen, die so nicht gegeben ist. So als wäre Achtsamkeit keine Öffnung hin auf die Welt enthalten, sondern es wäre ein Rückzug ins Subjekt, wo man satt in Beziehung zu stehen sich aus Beziehung zurückzieht.

    Wenn man sich genügend von Esos und Buddhisten abgrenzt, dann lassen einen villeicht die Soziologen wieder in ihrem Sandkasten mitspielen statt einem die empirische Schaufel (muddling through) überzuziehen und einem absprechen kritische Theorie zu sein. Weil man ja gegenüber den Buddhisten sowas von kritisch und sowas von theoretisch war.

  • kilaya
    Gast
    • 8. Juni 2018 um 11:48
    • #15

    Selbst innerhalb der Wissenschaft gibt es anerkannte Achtsamkeitsforschung. Auch säkular kann man Achtsamkeit für Wellness oder z.B. als Verstärker für Heilungsprozesse verwenden. Achtsamkeit für Schmerzpatienten z.B. usw. Achtsamkeit ist schlicht ein Werkzeug. Mit einem Messer kann man ein Brot schmieren, Menschen umbringen, ein Spielzeug aus einem Stück Holz schnitzen oder einen chirurgischen Eingriff machen, der Leben rettet. Niemand würde deswegen auf die Idee kommen, eine wissenschaftliche Streitschrift "Kritik am Messer" zu veröffentlichen. ;)

  • Hendrik 3. Juni 2022 um 13:55

    Hat das Thema aus dem Forum Kontroversen nach Buddhismus kontrovers verschoben.

Ausgabe №. 133: „Rausch"

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