1. Übersicht
  2. Forum
  3. Lexikon
  • Anmelden
  • Registrieren
  • Suche
Dieses Thema
  • Alles
  • Dieses Thema
  • Dieses Forum
  • Seiten
  • Forum
  • Lexikon
  • Termine
  • Erweiterte Suche
  1. Buddhaland Forum
  2. Buddhistische Schulen/Strömungen
  3. Theravada-Buddhismus

Reines Beobachten nach Nyanaponika

  • mukti
  • 9. Oktober 2015 um 09:19
  • Zum letzten Beitrag
  • mukti
    Themenautor
    Reaktionen
    6.565
    Punkte
    71.395
    Beiträge
    12.840
    Blog-Artikel
    16
    Mitglied seit
    16. September 2010
    • 9. Oktober 2015 um 09:19
    • #1

    Hallo,

    ich habe dieses Thema nicht in der Rubrik "Buddhistische Praxis" gepostet, weil ich nicht weiß, wie diese Übung in anderen buddhistischen Schulen gehandhabt wird. Bei unterschiedlichen Begriffen und Herangehensweisen könnte es leicht zu unnötigen Verwirrungen kommen.

    Zitat

    Reines Beobachten ist das klare, unabgelenkte Beobachten dessen, was im Augenblick der jeweils gegenwärtigen Erfahrung (einer äußeren oder inneren) wirklich vor sich geht. Es ist die unmittelbare Anschauung, der eigenen körperlichen und geistigen Daseinsvorgänge, soweit sie in den Spiegel der Aufmerksamkeit fallen. Dieses Beobachten gilt als "rein", weil sich der Beobachter dem Objekt gegenüber rein aufnehmend verhält, ohne mit dem Gefühl, dem Willen oder Denken bewertend Stellung zu nehmen. Es sind die reinen Tatsachen die hier zu Wort kommen sollen. ... Eine so gewonnene innere Freiheit dem Objekt gegenüber wird durch Einübung allmählich zu einer vertrauten Geisteshaltung, die leicht verfügbar ist, wenn sie benötigt wird. ....
    Das Reine Beobachten wird hier empfohlen als eine methodische Übung in dafür bestimmten kürzeren oder längeren Perioden der Freizeit, sowie zur Anwendung in jenen, auch im geschäftigen Alltag möglichen Momenten, in denen man für eine Weile, und sei es nur für eine Minute, vom Getriebe zurücktritt.

    (Geistestraining durch Achtsamkeit, III. Achtsamkeit und Wissensklarheit)

    http://wat-lao.org/PDFs/Bibliothe…Achtsamkeit.pdf

    Wie es scheint hat diese Übung auch einen Bezug zu dem, was oft "Hier und Jetzt" genannt wird. Es geht eben nicht darum durch Gestaltung ein Resultat zu erzielen, sondern nur das zu erkennen, was genau jetzt passiert. Damit hebt sich das Bewusstsein aus dem Fluß der Geschehnisse heraus, in den es gewöhnlich versunken ist, um klar zu sehen was da so alles vor sich geht. Ich bin in dieser Übung nicht sehr fortgeschritten, habe aber den Eindruck, dass sie ein wesentlicher Schlüssel zur Befreiung von Dukkha ist.

    Mit Metta, mukti.


  • sinn-los
    Punkte
    670
    Beiträge
    128
    Mitglied seit
    2. Juni 2014
    • 9. Oktober 2015 um 12:46
    • #2
    mukti:
    Zitat

    ................... Eine so gewonnene innere Freiheit dem Objekt gegenüber wird durch Einübung allmählich zu einer vertrauten Geisteshaltung, die leicht verfügbar ist, wenn sie benötigt wird. ....
    Das Reine Beobachten wird hier empfohlen als eine methodische Übung in dafür bestimmten kürzeren oder längeren Perioden der Freizeit, sowie zur Anwendung in jenen, auch im geschäftigen Alltag möglichen Momenten, in denen man für eine Weile, und sei es nur für eine Minute, vom Getriebe zurücktritt.

    (Geistestraining durch Achtsamkeit, III. Achtsamkeit und Wissensklarheit)

    http://wat-lao.org/PDFs/Bibliothe…Achtsamkeit.pdf

    .................Ich bin in dieser Übung nicht sehr fortgeschritten, habe aber den Eindruck, dass sie ein wesentlicher Schlüssel zur Befreiung von Dukkha ist.

    Ich halte das für die Beschreibung der Achtsamkeit.
    Die Übersetzung von Nyanaponika (von ihm selbst, glaube ich), ist noch aus den 50ern. Die Ausdrücksweise klingt mittlerweile etwas anders.

    Es ist aber sati, also die Grundlagen von satipatthana, und somit eins der Sieben Erleuchtungsgliedern, bzw. Fünf Kräfte oder Fähigkeiten.

    Ich teile Deine Meinung. In der Tat ist es der Schlüssel, die grundlegende Fähigkeit.
    Ich trage mich sogar seit eingen Tagen mit dem Gedanken, hier eine Frage zur entsprechneden Praxis zu stellen. (selbsteditiert)

    Ich versuche auch, fortlaufend, im Alltag, immerwieder zur Achtsamkeit, sati, zurückzukehren. Fest eingeübt wird bei der (möglichst täglichen....) formellen Meditiation. So wird die Achtsamkeit festverankert. Der Zugang dazu eingeübt, so dass er schnell einzleiten ist.
    (So habe ich es zumindest verstanden, und versuche, entsprechend zu praktizieren.)

  • accinca
    Reaktionen
    706
    Punkte
    57.021
    Beiträge
    11.216
    Mitglied seit
    31. Dezember 2007
    • 9. Oktober 2015 um 13:06
    • #3
    sinn-los:

    Ich halte das für die Beschreibung der Achtsamkeit.
    Die Übersetzung von Nyanaponika (von ihm selbst, glaube ich), ist noch aus den 50ern. Die Ausdrücksweise klingt mittlerweile etwas anders. Es ist aber sati, also die Grundlagen von satipatthana, und somit eins der Sieben Erleuchtungsgliedern, bzw. Fünf Kräfte oder Fähigkeiten.
    Ich teile Deine Meinung. In der Tat ist es der Schlüssel, die grundlegende Fähigkeit.
    Ich trage mich sogar seit eingen Tagen mit dem Gedanken, hier eine Frage zur entsprechneden Praxis zu stellen. (selbsteditiert)


    Natürlich ist die Achtsamkeit (insbesondere auch die rechte Achtsamkeit) relativ.
    Entscheidend ist immer ob sie zum Wachstum des zweiten Erwachungsglied, der
    Lehrergründung (dhammavicaya-sambojjhanga) taugt.

  • Thursday
    Gast
    • 9. Oktober 2015 um 13:10
    • #4
    accinca:


    Natürlich ist die Achtsamkeit (insbesondere auch die rechte Achtsamkeit) relativ.
    Entscheidend ist immer ob sie zum Wachstum des zweiten Erwachungsglied, der
    Lehrergründung (dhammavicaya-sambojjhanga) taugt.

    Genau. Deshalb heißt es ja in MN 118

    Zitat

    „Indem er auf solche Weise achtsam verweilt, ergründet und untersucht er jenen Zustand mit Weisheit und beginnt mit genauer Erforschung dessen. Wann immer ein Bhikkhu, so achtsam verweilend, jenen Zustand mit Weisheit ergründet und untersucht und mit genauer Erforschung dessen beginnt – bei jener Gelegenheit wird das Erleuchtungsglied der Wirklichkeitsergründung in ihm hervorgebracht, und er entfaltet es, und durch Entfaltung gelangt es in ihm zur Vollkommenheit.“

  • accinca
    Reaktionen
    706
    Punkte
    57.021
    Beiträge
    11.216
    Mitglied seit
    31. Dezember 2007
    • 9. Oktober 2015 um 13:20
    • #5
    Thursday:

    Genau. Deshalb heißt es ja in MN 118

    Zitat

    „Indem er auf solche Weise achtsam verweilt, ergründet und untersucht er jenen Zustand mit Weisheit und beginnt mit genauer Erforschung dessen. Wann immer ein Bhikkhu, so achtsam verweilend, jenen Zustand mit Weisheit ergründet und untersucht und mit genauer Erforschung dessen beginnt – bei jener Gelegenheit wird das Erleuchtungsglied der Wirklichkeitsergründung in ihm hervorgebracht, und er entfaltet es, und durch Entfaltung gelangt es in ihm zur Vollkommenheit.“


    Auch eine tiefe Lehrrede.

  • sinn-los
    Punkte
    670
    Beiträge
    128
    Mitglied seit
    2. Juni 2014
    • 9. Oktober 2015 um 13:47
    • #6
    Thursday:

    Genau. Deshalb heißt es ja in MN 118

    Zitat

    „Indem er auf solche Weise achtsam verweilt, ergründet und untersucht er jenen Zustand mit Weisheit und beginnt mit genauer Erforschung dessen. Wann immer ein Bhikkhu, so achtsam verweilend, jenen Zustand mit Weisheit ergründet und untersucht und mit genauer Erforschung dessen beginnt – bei jener Gelegenheit wird das Erleuchtungsglied der Wirklichkeitsergründung in ihm hervorgebracht, und er entfaltet es, und durch Entfaltung gelangt es in ihm zur Vollkommenheit.“

    Ich gehe eigentlich davon aus, dass diese die Beschreibung einer formellen, also idR sitzenden Meditation ist.

    Ich wäre zumindest nicht im Stande, diese Achtsamkei so en passant im Alltag aufzubrigen. (edit) Und wie accinca meinte, die so geübte Achtsamkeit ist als Werkzeug gedacht, den momentan gegebenen Zustand zu ergründen.

    (Und, ehrlich gesagt, fällt mich schon sitzend nicht einfach, längere Zeit so zu "verweilen" ;) )

  • Thursday
    Gast
    • 9. Oktober 2015 um 14:24
    • #7
    sinn-los:


    Ich gehe eigentlich davon aus, dass diese die Beschreibung einer formellen, also idR sitzenden Meditation ist.


    Nein. Diesen Unterschied von formell und nicht-formell kennt der Pali-Kanon nicht. Es gibt Sati und das lässt sich z.B. ganz hervorragend im Gehen praktizieren.

    Zitat


    Ich wäre zumindest nicht im Stande, diese Achtsamkei so en passant im Alltag aufzubrigen. (edit) Und wie accinca meinte, die so geübte Achtsamkeit ist als Werkzeug gedacht, den momentan gegebenen Zustand zu ergründen.


    Aufzubringen ist genau das Wort, dass deutlich macht, dass es als Anstrengung empfunden wird. Und so lange das so ist, ist es sicherlich sinnvoll, ersteinmal mit bestimmten Zeiten und Haltungen zu beginngen. Aber letztlich bringt man das eben nicht auf, sondern Sati wird eins mit dem Zustand oder der Zustand Sati ist eben genau das was man da geübt hat - deshalb heißt es ja auch entfalten. Es entfaltet sich mit der Zeit, durch die Ausübung selbst.
    Wenn sich das so entfaltet, dann kommt es auch zu den weiteren Entfaltungen - der Gesetzesergründung, denn dann sieht man diese Entfaltung und die Anfänge von subtilen Formen der Unruhe. Das ist wie mit einer Zwiebel - und ihren Schichten.

  • Monikamarie
    Globale Moderation
    Reaktionen
    6.960
    Punkte
    46.155
    Beiträge
    7.794
    Mitglied seit
    2. Oktober 2025
    Wohnort
    Hamburg
    Buddh. Richtung
    Theravada
    Geburtstag
    21. November 1948 (77)
    • 9. Oktober 2015 um 16:09
    • #8
    sinn-los:


    Ich wäre zumindest nicht im Stande, diese Achtsamkei so en passant im Alltag aufzubrigen. (edit) Und wie accinca meinte, die so geübte Achtsamkeit ist als Werkzeug gedacht, den momentan gegebenen Zustand zu ergründen.

    Hi Sinn-Los,
    wie nimmst Du denn wahr, was in Dir und um Dich herum geschieht? Es geht ja eben gerade nur darum, es zu beob-Achten - so wie ein Kleinkind beob-Achtet, ohne Begriffe zu bilden.

    Ich habe mit der Achtsamkeit begonnen u.a. während der Fahrt in der U-Bahn zur Arbeit, beim Warten im Wartezimmer der Arztpraxis. Wie oft bieten sich Gelegenheiten des Wartens.
    Wenn man sehr verwickelt ist, fällt es natürlich schwer. Aber nach einiger Praxis gelingt es, z.B. mitten in einem sich anbahnenden Wortgefecht inne zu halten, das aufkommende Gefühl zu "diagnostizieren" und mit Weisheit zu agieren, anstatt spontan gemäß der Konditionierung. Das geschieht im Bruchteil von Sekunden.
    Achtsamkeitsübung ist sehr praktikabel - gerade für den Alltag.

    Zitat

    Mukti: Ich bin in dieser Übung nicht sehr fortgeschritten, habe aber den Eindruck, dass sie ein wesentlicher Schlüssel zur Befreiung von Dukkha ist.

    Ja, dem ist so. :D
    _()_ Monika

  • Karma Pema
    Reaktionen
    1
    Punkte
    1.556
    Beiträge
    304
    Mitglied seit
    22. August 2014
    • 9. Oktober 2015 um 16:46
    • #9

    Namaste

    in einem anderen Forum wurde auch mal über das -Reine Beobachten- gesprochen und dann brachte jemand den Begriff "Bedeutungsinhalt" hinzu.
    Das schmiss ein wenig was um, weil...das reine Beobachten fällt wesentlich leichter, wenn man seine Umgebung kennt. Wenn man etwas tut und sieht das man kennt, am besten wenn man etwas tut worin man sogar eine gewisse Routine hat. Demnach ist der Bedeutungsinhalt dieser Tat oder dieser Umgebung völlig geklärt. Es tauchen keine Fragen auf, da jeder Aspekt mit einem Bedeutungsinhalt abgeklärt ist. Ein Baum ist ein Baum und wächst so vor sich hin, mit der Wurzel in der Erde. Wir können ihn betrachten ohne ihn zu bennen, da wir tief in uns die Bedeutung eines Baumes verankert haben.
    Taucht nun aber etwas neues auf, fehlt der Bedeutungsinhalt und der Geist reagiert mit Verwirrung und strebt danach diese wieder zu ordnen.

    Ich denke gern mal darüber nach welchen Sinn dieses Verhalten hat und ob es nicht dazu gehört diese Natur nicht abzuüben, sondern zu verstehen.
    Wie lange ist reines Beobachten ohne Bedeutungsinhalt möglich ? Irgendwann will der Geist wissen was er vor sich hat.
    Welchen Sinn hat dieses reine Beobachten ? Wie kann man es sinnvoll nutzen ohne Schaden anzurichten ?


    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • mukti
    Themenautor
    Reaktionen
    6.565
    Punkte
    71.395
    Beiträge
    12.840
    Blog-Artikel
    16
    Mitglied seit
    16. September 2010
    • 9. Oktober 2015 um 17:23
    • #10
    sinn-los:


    Ich halte das für die Beschreibung der Achtsamkeit.
    Die Übersetzung von Nyanaponika (von ihm selbst, glaube ich), ist noch aus den 50ern. Die Ausdrücksweise klingt mittlerweile etwas anders.

    Achtsamkeit ist als Übersetzung von Sati gerade von Nyanaponika favorisiert worden, so schreibt er im selben Buch unter "Begriffsbestimmung":

    Zitat

    "Sati" hat die Grundbedeutung "Gedächtnis". Im buddhistischen Gebrauch bedeutet das Wort mehr als die bloße Fähigkeit, sich an Vergangenes zu erinnern. Hier ist es vorwiegend die auf die Gegenwart gerichtete wache Aufmerksamkeit, die klare Bewusstheit und Besonnenheit, so dass "Achtsamkeit" die weitaus beste Übersetzung des Wortes ist. Wiedergaben in älteren deutschen Übersetzungen, wie Einsicht, Verinnerung, Gedenken, oder gar Andacht, sind unzutreffend.

    Dennoch umfasst Achtsamkeit mehr als das reine Beobachten, weil man ja auch achtsam handeln kann. Oder auch unachtsam, oder mit unrechter Achtsamkeit - etwa ein Dieb der beim Stehlen sehr achtsam ist, hat unrechte Achtsamkeit.
    Auch wird im Satipatthana Sutta beschrieben, auf welche Aspekte von Körper, Gefühl, Geist, und Geistobjekt, die Achtsamkeit jeweils zu richten ist. Reines Beobachten ist aber einfach nur das Gewahrsein dessen, was im Moment in die Wahrnehmung tritt, ohne die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Meditationsobjekt zu richten. Das kann man ja immer machen, wenn man sich gerade nicht auf etwas bestimmtes konzentrieren muss. Dann kann man die Übung ausweiten durch die zweckgerichtete "Wissensklarheit", in der Kombination "Sati-Sampajañña". Soweit ich das bis jetzt sehe.

    Mit Metta, mukti.


  • mukti
    Themenautor
    Reaktionen
    6.565
    Punkte
    71.395
    Beiträge
    12.840
    Blog-Artikel
    16
    Mitglied seit
    16. September 2010
    • 9. Oktober 2015 um 17:51
    • #11

    Namaste,

    Karma Pema:


    in einem anderen Forum wurde auch mal über das -Reine Beobachten- gesprochen und dann brachte jemand den Begriff "Bedeutungsinhalt" hinzu.
    Das schmiss ein wenig was um, weil...das reine Beobachten fällt wesentlich leichter, wenn man seine Umgebung kennt. Wenn man etwas tut und sieht das man kennt, am besten wenn man etwas tut worin man sogar eine gewisse Routine hat. Demnach ist der Bedeutungsinhalt dieser Tat oder dieser Umgebung völlig geklärt. Es tauchen keine Fragen auf, da jeder Aspekt mit einem Bedeutungsinhalt abgeklärt ist. Ein Baum ist ein Baum und wächst so vor sich hin, mit der Wurzel in der Erde. Wir können ihn betrachten ohne ihn zu bennen, da wir tief in uns die Bedeutung eines Baumes verankert haben.
    Taucht nun aber etwas neues auf, fehlt der Bedeutungsinhalt und der Geist reagiert mit Verwirrung und strebt danach diese wieder zu ordnen.

    Ich denke gern mal darüber nach welchen Sinn dieses Verhalten hat und ob es nicht dazu gehört diese Natur nicht abzuüben, sondern zu verstehen.
    Wie lange ist reines Beobachten ohne Bedeutungsinhalt möglich ? Irgendwann will der Geist wissen was er vor sich hat.
    Welchen Sinn hat dieses reine Beobachten ? Wie kann man es sinnvoll nutzen ohne Schaden anzurichten ?

    Also wenn man so ein Objekt sieht, dann taucht im Geist der erlernte Bedeutungsinhalt auf, und das wird beobachtet. Vielleicht löst der Baum noch dazu ein ästethisches Wohlgefühl aus, oder den Gedanken dass er von Motten befallen ist, oder was auch immer, das was da im Geist auftaucht wird beobachtet, ohne an irgendeinem Gedanken, Gefühl oder Wunsch hängenzubleiben. Der Sinn ist meines Erachtens, dass man sich während dieser Übung nicht verliert in den geistigen Tätigkeiten, man sieht nur wie sie entstehen und wieder vergehen. So wie in dieser Lehrrede zu Bahyia: "Lass das Gesehen nur Gesehenes, Erkanntes nur Erkanntes sein usw. dann bist du nicht dabei, und das ist das Ende von Dukkha". Es ist schon eine Freiheit, wenn es sich mal verringert oder gar aufhört, das alles sein zu müssen oder als mein zu betrachten.

    Mit Metta, mukti.


  • accinca
    Reaktionen
    706
    Punkte
    57.021
    Beiträge
    11.216
    Mitglied seit
    31. Dezember 2007
    • 9. Oktober 2015 um 23:40
    • #12
    mukti:

    So wie in dieser Lehrrede zu Bahyia: "Lass das Gesehen nur Gesehenes, Erkanntes nur Erkanntes sein usw. dann bist du nicht dabei, und das ist das Ende von Dukkha".


    Nun darf man bei dieser Lehrrede mit dem Bahyia nicht vergessen, das es sich dabei
    um einen Asketen handelte der schon die Vertiefungen errungen hatte und sinnliches
    Begehren mit Sexualität und vieles andere mit schon abgetan hatte. Bei dem war
    nur das mit dem Selbst hinsichtlich der höheren Dasein noch nicht alles klar. Deswegen
    hat im der Buddha diese spezielle Übung gegeben. Die Achtsamkeit auf diese Dinge gelenkt.
    Diese Art der Achtsamkeit gehört zwar auch zur rechten Achtsamkeit, besagt aber keineswegs
    das diese Art der Achtsamkeit die einzig wahre und richtige Achtsamkeit wäre die zu üben sei.
    Alle Übungen welche die Vergegenwärtigung des Dhamma dienen und u.a. in den Satipaṭṭhānasuttaṃs
    beschrieben werden gehören zur rechten Achtsamkeit - jede Übung.

    Dabei fällt mir gerade A1. 37 über (kāyagatā-sati) ein.
    kāyagatā-sati rund um die Uhr zu halten ist allerdings keine einfache Übung.

    Zitat

    Wer nicht den Einblick in den Körper (kāyagatā-sati) kostet,
    der kostet nicht das Todlose.
    Nur wer den Einblick in den Körper kostet,
    der kostet schon das Todlose.

    Wer nicht den Einblick in den Körper (kāyagatā-sati) hat genossen,
    nicht hat genossen er das Todlose.
    Nur wer den Einblick in den Körper hat genossen,
    der hat genossen schon das Todlose.

    Von wem der Einblick in den Körper (kāyagatā-sati) ist gewichen,
    gewichen ist für ihn das Todlose.
    In wem der Einblick in den Körper nicht gewichen,
    für ihn wich nicht das Todlose.

    Wer da den Einblick in den Körper (kāyagatā-sati) hat verfehlt,
    verfehlt hat er das Todlose.
    Doch wer gewonnen hat den Einblick in den Körper, (kāyagatā-sati)
    hat schon das Todlose gewonnen.

    Wer da den Einblick in den Körper hat versäumt,
    versäumt hat er das Todlose.
    Doch wer den Einblick in den Körper nicht versäumt,
    versäumt auch nicht das Todlose.

    Wer da vergessen hat den Einblick in den Körper,
    der hat das Todlose vergessen.
    Wer nicht vergessen hat den Einblick in den Körper,
    hat nicht das Todlose vergessen.

    Wer nicht den Einblick in den Körper hat geübt,
    hat nicht geübt fürs Todlose.
    Doch wer den Einblick in den Körper hat geübt,
    der hat geübt fürs Todlose.

    Wer nicht den Einblick in den Körper hat entfaltet,
    nicht hat entfaltet er das Todlose.
    Doch wer entfaltet hat den Einblick in den Körper,
    der hat das Todlose entfaltet.

    Wer nicht den Einblick in den Körper hat gepflegt,
    hat nicht gepflegt das Todlose.
    Doch wer den Einblick in den Körper hat gepflegt,
    der pflegte auch das Todlose.

    Wer nicht den Einblick in den Körper hat verstanden,
    hat nicht das Todlose verstanden.
    Doch wer den Einblick in den Körper hat verstanden,
    der hat verstanden auch das Todlose.

    Wer nicht den Einblick in den Körper hat durchschaut,
    hat nicht durchschaut das Todlose.
    Doch wer den Einblick in den Körper hat durchschaut,
    der hat durchschaut das Todlose.

    Wer nicht verwirklicht hat den Einblick in den Körper,
    hat nicht das Todlose verwirklicht.
    Doch wer den Einblick in den Körper hat verwirklicht,
    der hat das Todlose verwirklicht.

    Alles anzeigen
  • Jojo
    Punkte
    6.520
    Beiträge
    1.276
    Mitglied seit
    25. November 2013
    • 9. Oktober 2015 um 23:54
    • #13

    Interessanter Text.
    Was ist "Körper" in diesem Zusammenhang?
    Körper im Sinne von Leib, oder Körper im Sinne von Form, Objekt?

  • accinca
    Reaktionen
    706
    Punkte
    57.021
    Beiträge
    11.216
    Mitglied seit
    31. Dezember 2007
    • 10. Oktober 2015 um 00:02
    • #14
    Jojo:

    Interessanter Text.
    Was ist "Körper" in diesem Zusammenhang?
    Körper im Sinne von Leib, oder Körper im Sinne von Form, Objekt?

    kāya ist Körper im sinne von Struktur wie z.B. die Lehrreden in Kāyas z.B.
    Majjhima-nikaya eingeteilt sind.

  • mukti
    Themenautor
    Reaktionen
    6.565
    Punkte
    71.395
    Beiträge
    12.840
    Blog-Artikel
    16
    Mitglied seit
    16. September 2010
    • 10. Oktober 2015 um 00:29
    • #15
    accinca:


    Nun darf man bei dieser Lehrrede mit dem Bahyia nicht vergessen, das es sich dabei
    um einen Asketen handelte der schon die Vertiefungen errungen hatte und sinnliches
    Begehren mit Sexualität und vieles andere mit schon abgetan hatte. Bei dem war
    nur das mit dem Selbst hinsichtlich der höheren Dasein noch nicht alles klar. Deswegen
    hat im der Buddha diese spezielle Übung gegeben. Die Achtsamkeit auf diese Dinge gelenkt.
    Diese Art der Achtsamkeit gehört zwar auch zur rechten Achtsamkeit, besagt aber keineswegs
    das diese Art der Achtsamkeit die einzig wahre und richtige Achtsamkeit wäre die zu üben sei.
    Alle Übungen welche die Vergegenwärtigung des Dhamma dienen und u.a. in den Satipaṭṭhānasuttaṃs
    beschrieben werden gehören zur rechten Achtsamkeit - jede Übung.

    Alles anzeigen

    Schon klar, der Hinweis auf die Bayia-Lehrrede sollte nur verdeutlichen worum es bei dem "Reinen Beobachten" geht. Obwohl man damit gewöhnlich nicht so weit kommen wird, kann es doch neben anderen Übungen praktiziert werden denke ich.

    Mit Metta, mukti.


  • accinca
    Reaktionen
    706
    Punkte
    57.021
    Beiträge
    11.216
    Mitglied seit
    31. Dezember 2007
    • 10. Oktober 2015 um 00:54
    • #16
    mukti:

    Schon klar, der Hinweis auf die Bayia-Lehrrede sollte nur verdeutlichen worum es bei dem "Reinen Beobachten" geht. Obwohl man damit gewöhnlich nicht so weit kommen wird, kann es doch neben anderen Übungen praktiziert werden denke ich.


    Da hast du vollkommen recht. Geübt werden muß alles und wird auch alles.
    Die Übungen greifen ja sogar auch oft ineinander.

  • JazzOderNie
    Gast
    • 10. Oktober 2015 um 01:49
    • #17

    ich versteh den unterschied noch nicht richtig. ist es so, dass
    satipathanna quasi eine gerichtete meditation, mit und ohne rechte achtsamkeit ist,
    reines beobachten ungerichtet mit rechter aufmerksamkeit
    und zazen ungerichtet, mit oder ohne rechter aufmerksamkeit?

  • blue_aprico
    Gast
    • 10. Oktober 2015 um 01:59
    • #18

    zazen: ungerichtet/gerichtet, mit und ohne (un)rechte aufmerksamkeit. logisch.
    "reine"( klare ) werturteilslose gegenwärtigkeit ist -sozsuagen- "das ideal" des zazen-übenden.

  • accinca
    Reaktionen
    706
    Punkte
    57.021
    Beiträge
    11.216
    Mitglied seit
    31. Dezember 2007
    • 10. Oktober 2015 um 09:47
    • #19
    JazzOderNie:

    ich versteh den unterschied noch nicht richtig. ist es so, dass
    satipathanna quasi eine gerichtete meditation, mit und ohne rechte achtsamkeit ist,
    reines beobachten ungerichtet mit rechter aufmerksamkeit
    und zazen ungerichtet, mit oder ohne rechter aufmerksamkeit?


    Mit Japan hatte der Buddha nichts zu tun aber was die Übungen
    des satipathana anbelangt handelt es sich dabei um einen Begriff
    für alle in D 22 beschriebenen Übungen. Alle diese Übungen beinhalten
    rechte Achtsamkeit. Trotzdem kann es unterschiedlich sein wer und wann
    die jeweilige wie lange macht.

  • keks
    Reaktionen
    100
    Punkte
    10.260
    Beiträge
    2.015
    Mitglied seit
    18. Januar 2014
    • 10. Oktober 2015 um 09:55
    • #20
    Karma Pema:


    Wie lange ist reines Beobachten ohne Bedeutungsinhalt möglich ?

    Durchgehend vorrausgesetzt man macht alles langsam. Langsam reden, langsam gehen, langsam essen, alles verlangsamen. Dann geht es gut. Ob sich das irgendwann auch bei schnelleren Tätigkeiten "einschleicht" - keine Ahnung aber die Möglichkeit könnte gegeben sein.

    Bubu :clown::oops:

  • accinca
    Reaktionen
    706
    Punkte
    57.021
    Beiträge
    11.216
    Mitglied seit
    31. Dezember 2007
    • 10. Oktober 2015 um 10:04
    • #21
    keks:
    Karma Pema:


    Wie lange ist reines Beobachten ohne Bedeutungsinhalt möglich ?


    Durchgehend vorrausgesetzt man macht alles langsam. Langsam reden, langsam gehen, langsam essen, alles verlangsamen. Dann geht es gut. Ob sich das irgendwann auch bei schnelleren Tätigkeiten "einschleicht" - keine Ahnung aber die Möglichkeit könnte gegeben sein.


    Wobei allerdings offen ist was der Begriff "reines" beim Beobachten im
    jeweiligen Fall da bedeuten soll denn der Begriff suggeriert ja, das angeblich
    nichts anderes getan wird als "beobachtet" was zu bezweifeln ist, sei es nun
    schnell oder langsam.

  • Monikamarie
    Globale Moderation
    Reaktionen
    6.960
    Punkte
    46.155
    Beiträge
    7.794
    Mitglied seit
    2. Oktober 2025
    Wohnort
    Hamburg
    Buddh. Richtung
    Theravada
    Geburtstag
    21. November 1948 (77)
    • 10. Oktober 2015 um 11:41
    • #22
    Karma Pema:


    Wie lange ist reines Beobachten ohne Bedeutungsinhalt möglich ? Irgendwann will der Geist wissen was er vor sich hat.
    Welchen Sinn hat dieses reine Beobachten ? Wie kann man es sinnvoll nutzen ohne Schaden anzurichten ?

    Diese Fragen verstehe ich nicht, Karma Pema. In stillem Gewahr-Sein kommen Informationen, die die Bemerkung "irgendwann will der Geist wissen ..." überflüssig machen. Der Sinn besteht darin, die Dinge zu durchschauen und nicht wie auf Autopilot geschaltet zu agieren. Außerdem bekomme ich Einsichten in die Hintergründe meiner Gedanken- und Gefühlswelt und damit auch der Gefühlswelt anderer, so dass ich eine ganz andere Perspektive erhalte. Und welchen Schaden sollte das anrichten?
    Die Achtsamkeit gemäß Nyanaponika bedeutet nicht, dass das Beob-Achten sozusagen leer ist. Sie ist lediglich weitgehend vorurteilsfrei. Sie schämt sich nicht und verdrängt nicht. Sie bedeutet vielmehr, aus dem Beob-Achteten Schlüsse und Konsequenzen zu ziehen. Wie ich bereits weiter oben schrieb als Beispiel

    Monikadie4.:

    ... Aber nach einiger Praxis gelingt es, z.B. mitten in einem sich anbahnenden Wortgefecht inne zu halten, das aufkommende Gefühl zu "diagnostizieren" und mit Weisheit zu agieren, anstatt spontan gemäß der Konditionierung. Das geschieht im Bruchteil von Sekunden.
    Achtsamkeitsübung ist sehr praktikabel - gerade für den Alltag.

    _()_ Monika

  • mukti
    Themenautor
    Reaktionen
    6.565
    Punkte
    71.395
    Beiträge
    12.840
    Blog-Artikel
    16
    Mitglied seit
    16. September 2010
    • 10. Oktober 2015 um 11:43
    • #23
    accinca:

    Wobei allerdings offen ist was der Begriff "reines" beim Beobachten im
    jeweiligen Fall da bedeuten soll denn der Begriff suggeriert ja, das angeblich
    nichts anderes getan wird als "beobachtet" was zu bezweifeln ist, sei es nun
    schnell oder langsam.

    Rein bedeutet hier dass die Tätigkeiten des Geistes und des Körpers beobachtet werden, ohne Identifikation, Ergreifen und Zurückweisen. Das wird zwar gewöhnlich nicht vollkommen gelingen, aber es bewirkt mehr Klarheit und Gelassenheit, ermöglicht einen praktischen Ausblick auf Ziel und Zweck der Lehre und motiviert zu weiterer Praxis.

    Z.B. lernt man die Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung, Geistestätigkeit und Handlung zu sehen. Eine Wahrnehmung löst ein unangenehmes Gefühl aus, das Gedanken hervorruft und zu Handeln führt, das wiederum unheilsame Folgen hat. Durch das Beobachten dieses Vorganges werden die gewohnheitsmäßigen Muster in denen man sich da befinden mag bewusst und es wird deutlich, dass im Grunde keine Notwendigkeit dazu besteht sondern dass es an der Unwissenheit liegt, dass man darin gefangen ist. Weil Unwissenheit bedeutet über etwas nicht bewusst zu sein, trägt die Übung des reinen Beobachtens dazu bei, sie allmählich aufzulösen.

    Mit Metta, mukti.


  • mukti
    Themenautor
    Reaktionen
    6.565
    Punkte
    71.395
    Beiträge
    12.840
    Blog-Artikel
    16
    Mitglied seit
    16. September 2010
    • 10. Oktober 2015 um 12:40
    • #24
    keks:
    Karma Pema:


    Wie lange ist reines Beobachten ohne Bedeutungsinhalt möglich ?

    Durchgehend vorrausgesetzt man macht alles langsam. Langsam reden, langsam gehen, langsam essen, alles verlangsamen. Dann geht es gut. Ob sich das irgendwann auch bei schnelleren Tätigkeiten "einschleicht" - keine Ahnung aber die Möglichkeit könnte gegeben sein.

    Wie soll man die Dinge ohne ihre Bedeutung wahrnehmen? Wenn ein Objekt in die Wahrnehmung tritt, dann ist da vermutlich zuerst ein winziger, kaum bewusster Moment wo sie keine Bedeutung haben. So wie es vorkommen kann dass man aus einer Ohnmacht erwacht und in den ersten Augenblicken keine Ahnung hat was man da sieht. Kommt mir vor wie ein ziemlich geistloses Beobachten. Das reine Beobachten hat jedenfalls nicht den Zweck den Geist zugunsten der Wahrnehmung auszuschalten, sondern ihn zu durchschauen, zu entwickeln und zu befreien.

    Mit Metta, mukti.


  • Noreply
    Reaktionen
    5.400
    Punkte
    81.758
    Beiträge
    15.201
    Mitglied seit
    24. Juni 2011
    • 10. Oktober 2015 um 13:16
    • #25
    keks:
    Karma Pema:


    Wie lange ist reines Beobachten ohne Bedeutungsinhalt möglich ?

    Durchgehend vorrausgesetzt man macht alles langsam. Langsam reden, langsam gehen, langsam essen, alles verlangsamen. Dann geht es gut. Ob sich das irgendwann auch bei schnelleren Tätigkeiten "einschleicht" - keine Ahnung aber die Möglichkeit könnte gegeben sein.

    Wenn dieser Anfang gemacht ist bleibt nur Schneller. :)

Ausgabe №. 134: „Keine Angst vor der Angst"

  1. Impressum
  2. Datenschutzerklärung
  3. Nutzungsbedingungen
Community-Software: WoltLab Suite™ 6.1.15
Buddhaland Forum in der WSC-Connect App bei Google Play
Buddhaland Forum in der WSC-Connect App im App Store
Download