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  1. Buddhaland Forum
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LehrmeisterInnen aus dem Alltag

  • Anandasa
  • 12. Januar 2022 um 16:28
  • Zum letzten Beitrag
  • Anandasa
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    • 12. Januar 2022 um 16:28
    • #1

    Hallo,

    in verschiedenen buddhistischen Richtungen gibt es das Vorgehen sich einen Lehrmeister zu suchen, von dem man möglichst viel lernt. Ich bin da eher etwas zurückhaltend. Höre mir gerne Vorträge an oder lese was und mache mir dann meine eigenen Gedanken. Wie dem auch sei, jetzt las ich in einer Online-Zeitung einen Artikel über eine Frau, die einen Motorrad-Unfall erlitt. Was sie nach dem Unfall sagte, war wie eine buddhistische Lehrrede für mich. Ich war ganz baff.

    Als sie kurz vor dem Zusammenprall auf dem Motorrad sitzend wie vor Schreck gelähmt auf das plötzlich auftauchende Auto zufuhr, dachte sie an 3 Dingen:

    1. Jetzt sterbe ich

    2. Sie dachte an ihre Eltern

    3. Kurz vor dem Aufprall dachte sie: Ich hatte ein schönes Leben gehabt. Ich bin zufrieden.

    Im Artikel steht: "Und dann, kurz vor dem Aufprall, dachte sie "Ich bin zufrieden." Rückblickend sagt sie: "Das hat mich so erleichtert, ich hatte keine Angst mehr vor dem Sterben.".

    Tja, dieses "Ich hatte ein schönes Leben gehabt. Ich bin zufrieden" gab mir zu denken. Ich hatte auch ein schönes Leben, aber ich bin nicht zufrieden. Dann habe ich das ein wenig auf mich wirken lassen und dachte mir dann: "Du hast überhaupt keinen Grund nicht zufrieden zu sein.". Ich war wieder völlig baff, weil es stimmte. Vielleicht hatte ich auch schon ein wenig das Denken dieser Motorrad-Fahrerin aufgenommen. Ich muss gar nicht noch das und das werden. Ich kann zufrieden sein und einfach mein schönes Leben weiterführen. Plötzlich war ich erleichtert wie ich es eigentlich noch nicht gekannt hatte.

    "Ich hatte keine Angst mehr vor dem Sterben.". Ich kann das sogar nachvollziehen. Und das, obwohl ich mich die letzten Jahre immer wieder mit dem Sterben beschäftigt hatte und keine Lösung hatte für das Problem, dass die Zeit dann plötzlich vorbei ist. Aber das hier ist es wirklich: "Ich bin zufrieden. Das hat mich so erleichtert, ich hatte keine Angst mehr vor dem Sterben.". Irgendwelche Dinge lassen sich nicht mehr erreichen und dafür fandt ich keine Lösung. Gemäß Artikel hat die Motorrad-Fahrerin keine eigene Familie und lebt von ihrem langjährigem Freund getrennt. Tja, da habe ich sogar sozusagen "besser" als sie. Aber ich bin immer unzufrieden gewesen.

    Vielen Dank an die verunfallte Motorrad-Fahrerin, dass sie sich interviewen ließ. Ich hätte das vermutlich nicht gemacht, weil die Sache mir zu peinlich gewesen wäre. Aber für sie war es kein Problem. Hier wieder was gelernt von meiner "buddhistischen" Lehrerin aus dem Alltag ;-).


    P.S.: Ich habe nichts gegen das Gendern. Ich finde nur die Lösung mit * sprachlich nicht gut.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

    2 Mal editiert, zuletzt von Anandasa (12. Januar 2022 um 16:46)

  • Anandasa 12. Januar 2022 um 16:29

    Hat den Titel des Themas von „LermeisterInnen aus dem Alltag“ zu „LehrmeisterInnen aus dem Alltag“ geändert.
  • Noreply
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    • 12. Januar 2022 um 18:39
    • #2

    Gendern: Es war doch eine Motorradfahrerin, oder nicht?

    Mein Bearbeiten des Todes meines Mannes lief ähnlich ab. Ich erkannte plötzlich, dass wir ein gutes Leben zusammen gehabt haben und das meine Trauer genau dieses gute Leben in den Dreck zog, in dem ich, glaubte das, unser Leben war.

    Alles ist gut, heißt selbst das nicht so tolle war irgendwie gut, es brachte uns näher zusammen, nicht trennend, verbindend war alles Gute und nicht so gute. Ein gutes Leben heißt es gelebt zu haben: Wir haben unsere Träume laut lebt: Ausgesprochen.

  • mukti
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    • 12. Januar 2022 um 19:04
    • #3

    Wieso ist es so einfach ein schönes Leben aufzugeben mit dem man zufrieden ist, gibt man nicht lieber ein unangenehmes Leben auf mit dem man eh nicht zufrieden ist?

    Mit Metta, mukti.


  • Igor07
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    • 12. Januar 2022 um 19:39
    • #4

    Anandasa ... Wow, meine Katze wolllte deine kennelernen, wenn du nichst dagegen hast, narürlich....

    Aber erlaube mir so wie die Gegenfrage... Das Phänomen war schon vor mehr als 50 Jahren genug durchgekaut. Warum es dich einfach wundert? In Ansgesichts des eigenen Todes es passiert echt sehr oft...genau das.

    Das Buch:

    Wenn die Zeit stehen bleibt | Wittmann, Marc | Broschur

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Mar tin
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    • 12. Januar 2022 um 19:51
    • #5
    mukti:

    Wieso ist es so einfach ein schönes Leben aufzugeben mit dem man zufrieden ist, gibt man nicht lieber ein unangenehmes Leben auf mit dem man eh nicht zufrieden ist?

    Bei deinem Beitrag musste ich an folgendes denken :

    Im Sommer und Herbst habe ich immer ausgedehnte Bergtouren gemacht. Ich war sehr langsam und achtsam unterwegs. Ich habe gut gegessen, und die Landschaft bestaunt. Am Abend nach meiner Rückkehr, habe ich ein Bad genommen und bin teilweise schon um 20.30 Uhr ins Bett gegangen, obwohl im Garten noch ein paar Freunde und Nachbarn gegrillt haben.

    Da war keine Traurigkeit weil ich das leckere Essen und die interessanten Unterhaltungen verpasse, oder eine interessante Dokumentation im Fernsehen.

    Neben der Müdigkeit war da immer eine tiefe Dankbarkeit für den wunderschönen Tag.

    Es kann nicht besser werden, und es kann nicht ewig bleiben.

    Der Kopf berührte das Kissen und schon war ich weg.

    LG Martin

  • mukti
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    • 12. Januar 2022 um 20:12
    • #6

    Martinistleise:

    Hm, vielleicht ist es ja auch so wie beim Einschlafen wenn man den Tod vor Augen hat, ich war noch nie in so einer extremen Situation. Aber ich war schon manchmal in Situationen wo ich Todesangst hatte. Vielleicht ist ja so dass man kurz vor dem Tod loslässt wenn klar ist dass es sich nicht mehr ändern lässt, das hört man ja öfters von Leuten die sicher waren dass sie sterben müssen aber dann doch noch knapp überlebt haben. Da werden die Sekunden vor der Bewusstlosigkeit öfter als angenehm beschrieben.

    Mit Metta, mukti.


  • Noreply
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    • 12. Januar 2022 um 21:33
    • #7
    mukti:

    Wieso ist es so einfach ein schönes Leben aufzugeben mit dem man zufrieden ist, gibt man nicht lieber ein unangenehmes Leben auf mit dem man eh nicht zufrieden ist?

    Wer erkennt schon sein gutes Leben, wenn irgendjemand einem erzählt, dass das andere Ufer viel besser ist?

  • mukti
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    • 13. Januar 2022 um 00:53
    • #8
    Ellviral:
    mukti:

    Wieso ist es so einfach ein schönes Leben aufzugeben mit dem man zufrieden ist, gibt man nicht lieber ein unangenehmes Leben auf mit dem man eh nicht zufrieden ist?

    Wer erkennt schon sein gutes Leben, wenn irgendjemand einem erzählt, dass das andere Ufer viel besser ist?

    Ein Glaube an ein besseres anderes Ufer hat ja hier offenbar keine Rolle gespielt. Die Motorradfahrerin war zufrieden mit einem schönen Leben und das hat ihr das vermeintlich bevorstehende Sterben erleichtert. Sie hing also gerade deshalb nicht am Leben weil es schön war. Rein theoretisch kann ich das nicht so recht nachvollziehen.

    Mit Metta, mukti.


  • mukti
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    • 13. Januar 2022 um 01:07
    • #9

    Da fällt mir gerade ein Satz ein den ich vor vielen Jahren einmal gelesen habe. Ich glaube ein Künstler hat das gesagt, ein Maler:

    "Ich bin ein Mensch, ich liebe das Leben und ich liebe den Tod".

    Das konnte ich auch nicht ganz verstehen, aber es hat mich sehr berührt.

    Mit Metta, mukti.


  • Sunu
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    • 13. Januar 2022 um 02:08
    • #10
    mukti:
    Ellviral:
    mukti:

    Wieso ist es so einfach ein schönes Leben aufzugeben mit dem man zufrieden ist, gibt man nicht lieber ein unangenehmes Leben auf mit dem man eh nicht zufrieden ist?

    Wer erkennt schon sein gutes Leben, wenn irgendjemand einem erzählt, dass das andere Ufer viel besser ist?

    Ein Glaube an ein besseres anderes Ufer hat ja hier offenbar keine Rolle gespielt. Die Motorradfahrerin war zufrieden mit einem schönen Leben und das hat ihr das vermeintlich bevorstehende Sterben erleichtert. Sie hing also gerade deshalb nicht am Leben weil es schön war. Rein theoretisch kann ich das nicht so recht nachvollziehen.

    Naja... Du gehst irgendwo gut essen... Du bist satt und zufrieden und in dem Moment räumt jemand den Teller ab.... Alles gut. Zieht allerdings jemand den Teller weg während du noch mitten beim Essen und hungrig bist, dann wird das eher unangenehm sein.

  • CCC
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    • 13. Januar 2022 um 03:33
    • #11

    Ich stelle mir das so vor, wenn kurz vorm Tod das Gefühl hochkommt, dass alles gut war, wie es war, dann bereut man auch nichts.

    Wenn aber das Gegenteil hochkommt, denkt man vielleicht an die verpassten Chancen im Leben und es wird einem klar, dass es nun zu spät ist, und man bereut...

  • Monikamarie
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    • 13. Januar 2022 um 08:38
    • #12
    mukti:

    Wieso ist es so einfach ein schönes Leben aufzugeben mit dem man zufrieden ist, gibt man nicht lieber ein unangenehmes Leben auf mit dem man eh nicht zufrieden ist?

    Guten Morgen Mukti,

    wenn man jung ist, sicher.

    Ich habe angefangen zu denken "jetzt kann es auch enden", nachdem ich genug erlebt und erfahren hatte, obwohl es oder gerade weil es mir gut ging, weil ich alles erreicht hatte, was ich mir je gewünscht habe. Ich habe sozusagen "mein Ziel erreicht".

    Ich kenne diese Gedanken sogar inmitten höchsten Glücks: "jetzt könnte ich auch sterben".

    _()_

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    • 13. Januar 2022 um 08:40
    • #13
    Ellviral:
    mukti:

    Wieso ist es so einfach ein schönes Leben aufzugeben mit dem man zufrieden ist, gibt man nicht lieber ein unangenehmes Leben auf mit dem man eh nicht zufrieden ist?

    Wer erkennt schon sein gutes Leben, wenn irgendjemand einem erzählt, dass das andere Ufer viel besser ist?

    Na, das müsstest Du aber schon kennen, Ellviral :?

  • Monikamarie
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    • 13. Januar 2022 um 08:48
    • #14
    Lilli:

    Ich stelle mir das so vor, wenn kurz vorm Tod das Gefühl hochkommt, dass alles gut war, wie es war, dann bereut man auch nichts.

    Wenn aber das Gegenteil hochkommt, denkt man vielleicht an die verpassten Chancen im Leben und es wird einem klar, dass es nun zu spät ist, und man bereut...

    Das ist genau der Punkt. Deshalb zitiere ich gern die Sterbeforscherin Dr. Elisabeth Kübler-Ross, die nämlich herausgefunden hat, dass ein Mensch, selbst wenn er Schmerzen hat und unheilbar krank ist, Schwierigkeiten hat "zu gehen", weil seine "Geschäfte noch nicht erledigt sind".

    Ich habe daher schon damals, Ende der 80er Jahre damit angefangen, alles zu erledigen inkl. Schritt für Schritt - sobald das möglich ist - sich versöhnen mit allem und jedem. Und immer wieder ... so dass es nicht möglich ist, dass ich in meiner Sterbestunde, wenn ich denn noch Gelegenheit dazu habe, etwas zu bereuen, weil ich zu feige oder noch zu verletzt war ...

    Ellviral:
    mukti:

    Wieso ist es so einfach ein schönes Leben aufzugeben mit dem man zufrieden ist, gibt man nicht lieber ein unangenehmes Leben auf mit dem man eh nicht zufrieden ist?

    Wer erkennt schon sein gutes Leben, wenn irgendjemand einem erzählt, dass das andere Ufer viel besser ist?

    Und das, Ellviral, ist für mich ein gutes Leben.

    _()_

  • mukti
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    • 13. Januar 2022 um 09:03
    • #15
    Sunu:
    mukti:

    Die Motorradfahrerin war zufrieden mit einem schönen Leben und das hat ihr das vermeintlich bevorstehende Sterben erleichtert. Sie hing also gerade deshalb nicht am Leben weil es schön war. Rein theoretisch kann ich das nicht so recht nachvollziehen.

    Naja... Du gehst irgendwo gut essen... Du bist satt und zufrieden und in dem Moment räumt jemand den Teller ab.... Alles gut. Zieht allerdings jemand den Teller weg während du noch mitten beim Essen und hungrig bist, dann wird das eher unangenehm sein.

    Ja ich verstehe das allmählich. Auch in dem Zusammenhang was Lilli und Monikadie4. sagen, es ist wohl das Gefühl dass man nichts mehr zu erledigen hat, dass da nichts ist was man unbedingt noch hätte machen wollen.

    Mit Metta, mukti.


  • Noreply
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    • 13. Januar 2022 um 09:32
    • #16
    mukti:
    Ellviral:
    mukti:

    Wieso ist es so einfach ein schönes Leben aufzugeben mit dem man zufrieden ist, gibt man nicht lieber ein unangenehmes Leben auf mit dem man eh nicht zufrieden ist?

    Wer erkennt schon sein gutes Leben, wenn irgendjemand einem erzählt, dass das andere Ufer viel besser ist?

    Ein Glaube an ein besseres anderes Ufer hat ja hier offenbar keine Rolle gespielt. Die Motorradfahrerin war zufrieden mit einem schönen Leben und das hat ihr das vermeintlich bevorstehende Sterben erleichtert. Sie hing also gerade deshalb nicht am Leben weil es schön war. Rein theoretisch kann ich das nicht so recht nachvollziehen.

    Ich habe auf eine allgemein gestellte Frage geantwortet: Wieso ist es...

    In dem Fall erkennt sie genau im Augenblick der höchstenGefahr wie gut ihr Leben ist und war. Damit hat sie genau das Eigentliche erkennt, wir brauchen keine Angst vor dem Tod zu haben, beim sterben ist das was anderes.

  • Noreply
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    • 13. Januar 2022 um 09:34
    • #17
    Monikadie4.:
    Lilli:

    Ich stelle mir das so vor, wenn kurz vorm Tod das Gefühl hochkommt, dass alles gut war, wie es war, dann bereut man auch nichts.

    Wenn aber das Gegenteil hochkommt, denkt man vielleicht an die verpassten Chancen im Leben und es wird einem klar, dass es nun zu spät ist, und man bereut...

    Das ist genau der Punkt. Deshalb zitiere ich gern die Sterbeforscherin Dr. Elisabeth Kübler-Ross, die nämlich herausgefunden hat, dass ein Mensch, selbst wenn er Schmerzen hat und unheilbar krank ist, Schwierigkeiten hat "zu gehen", weil seine "Geschäfte noch nicht erledigt sind".

    Ich habe daher schon damals, Ende der 80er Jahre damit angefangen, alles zu erledigen inkl. Schritt für Schritt - sobald das möglich ist - sich versöhnen mit allem und jedem. Und immer wieder ... so dass es nicht möglich ist, dass ich in meiner Sterbestunde, wenn ich denn noch Gelegenheit dazu habe, etwas zu bereuen, weil ich zu feige oder noch zu verletzt war ...

    Ellviral:
    mukti:

    Wieso ist es so einfach ein schönes Leben aufzugeben mit dem man zufrieden ist, gibt man nicht lieber ein unangenehmes Leben auf mit dem man eh nicht zufrieden ist?

    Wer erkennt schon sein gutes Leben, wenn irgendjemand einem erzählt, dass das andere Ufer viel besser ist?

    Und das, Ellviral, ist für mich ein gutes Leben.

    _()_

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    :clown: Wie könnte ich sowas aussprechen, wenn ich es nicht immer wieder Erlebe, Achtsamkeit üben, üben üben.:hug:

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    • 13. Januar 2022 um 09:35
    • #18
    mukti:

    Es ist wohl das Gefühl dass man nichts mehr zu erledigen hat, dass da nichts ist was man unbedingt noch hätte machen wollen.

    Allerdings kann sich Zufriedenheit auch einstellen wenn man etwas unheilsames zustandegebracht hat. Ein ganz krasses Beispiel wäre Hitler, der kurz vor seinem Tod gesagt hat, das Einzige was er bereut ist dass er nicht alle Juden hat umbringen können. Oder weniger krass: Eine Zufriedenheit mit einem schönen Leben weil man sehr reich war, ein paar schöne Häuser hatte usw. ungeachtet rücksichtsloser Ausbeutung die damit verbunden war.

    Mit Metta, mukti.


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    • 13. Januar 2022 um 09:43
    • #19
    Ellviral:

    In dem Fall erkennt sie genau im Augenblick der höchstenGefahr wie gut ihr Leben ist und war. Damit hat sie genau das Eigentliche erkennt, wir brauchen keine Angst vor dem Tod zu haben, beim sterben ist das was anderes.

    Kommt es da nicht auch darauf an was man unter einem guten Leben versteht? Es ist ja nicht alles gut was man als gut bzw. angenehm empfindet.

    Mit Metta, mukti.


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    • 13. Januar 2022 um 09:56
    • #20
    Sunu:
    mukti:
    Ellviral:

    Wer erkennt schon sein gutes Leben, wenn irgendjemand einem erzählt, dass das andere Ufer viel besser ist?

    Ein Glaube an ein besseres anderes Ufer hat ja hier offenbar keine Rolle gespielt. Die Motorradfahrerin war zufrieden mit einem schönen Leben und das hat ihr das vermeintlich bevorstehende Sterben erleichtert. Sie hing also gerade deshalb nicht am Leben weil es schön war. Rein theoretisch kann ich das nicht so recht nachvollziehen.

    Naja... Du gehst irgendwo gut essen... Du bist satt und zufrieden und in dem Moment räumt jemand den Teller ab.... Alles gut. Zieht allerdings jemand den Teller weg während du noch mitten beim Essen und hungrig bist, dann wird das eher unangenehm sein.

    Das ist aber nicht ein Grund, die Erfahrung hier als ein schönes Erlebnis darzustellen.

    :()_

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    • 13. Januar 2022 um 09:59
    • #21
    mukti:
    mukti:

    Es ist wohl das Gefühl dass man nichts mehr zu erledigen hat, dass da nichts ist was man unbedingt noch hätte machen wollen.

    Allerdings kann sich Zufriedenheit auch einstellen wenn man etwas unheilsames zustandegebracht hat. Ein ganz krasses Beispiel wäre Hitler, der kurz vor seinem Tod gesagt hat, das Einzige was er bereut ist dass er nicht alle Juden hat umbringen können. Oder weniger krass: Eine Zufriedenheit mit einem schönen Leben weil man sehr reich war, ein paar schöne Häuser hatte usw. ungeachtet rücksichtsloser Ausbeutung die damit verbunden war.

    Aber wir gehen ja hier von Menschen aus, die sich mit dem Weg aus dem Leiden beschäftigen und sich für die Lehre Buddhas interessieren.

    ;)

  • mukti
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    • 13. Januar 2022 um 10:34
    • #22
    Monikadie4.:
    mukti:

    Allerdings kann sich Zufriedenheit auch einstellen wenn man etwas unheilsames zustandegebracht hat. Ein ganz krasses Beispiel wäre Hitler, der kurz vor seinem Tod gesagt hat, das Einzige was er bereut ist dass er nicht alle Juden hat umbringen können. Oder weniger krass: Eine Zufriedenheit mit einem schönen Leben weil man sehr reich war, ein paar schöne Häuser hatte usw. ungeachtet rücksichtsloser Ausbeutung die damit verbunden war.

    Aber wir gehen ja hier von Menschen aus, die sich mit dem Weg aus dem Leiden beschäftigen und sich für die Lehre Buddhas interessieren.

    ;)

    Ursprünglich ging es um die Aussage dieser Motorradfahrerin die Anandasa in einer Online-Zeitung gelesen hat, ob sie sich mit Buddhas Weg aus dem Leiden befasst hat, wurde nicht erwähnt. Aber es dürfte eine wesentliche Rolle spielen ob und wie weit man sich damit befasst hat, wenn es ans Sterben geht. Dass die Augenblicke vor dem Tod automatisch bei allen Menschen eine Erleuchtung bewirken glaube ich eher nicht.

    Mit Metta, mukti.


  • Kaffeebohne
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    • 13. Januar 2022 um 10:46
    • #23
    mukti:

    Martinistleise:

    Hm, vielleicht ist es ja auch so wie beim Einschlafen wenn man den Tod vor Augen hat, ich war noch nie in so einer extremen Situation. Aber ich war schon manchmal in Situationen wo ich Todesangst hatte. Vielleicht ist ja so dass man kurz vor dem Tod loslässt wenn klar ist dass es sich nicht mehr ändern lässt, das hört man ja öfters von Leuten die sicher waren dass sie sterben müssen aber dann doch noch knapp überlebt haben. Da werden die Sekunden vor der Bewusstlosigkeit öfter als angenehm beschrieben.

    Von Krankenhauspersonal und Büchern übers Thema nimmt man schon mit, dass jene Menschen ein leichtes Sterben haben, die mit der Welt im Reinen sind. Auch der Buddha sagt ja, ein Vorteil des tugendhaften Lebens sei die Reuelosigkeit. Und ja, nach einem guten Tag schläft man leichter ein, als nach einem Sch... Tag voller Streit.

  • Monikamarie
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    • 13. Januar 2022 um 11:18
    • #24
    mukti:

    Dass die Augenblicke vor dem Tod automatisch bei allen Menschen eine Erleuchtung bewirken glaube ich eher nicht.

    Das glaube ich auch nicht, Mukti. Und außerdem hat mir die Erfahrung gezeigt, dass selbst das, was wir alles glauben oder für möglich halten, noch nicht ausreicht, um zu wissen, was wir wirklich denken, tun oder erleben, wenn es denn soweit ist.

    mkha':

    Mein Gehirn war scheinbar lahmgelegt, denn ich sah die Autos wie in der Zeitlupe auf mich zufahren ... Ich saß viel zu gelassen in meinem Schrotthaufen, hatte absolut keine Angst, und dachte leider nicht so etwas Schönes, sondern lediglich: "Gleich bist'e kaputt." - und das war mir "so was von egal" ... Dieses Gefühl habe ich nie vergesseṇ. LG mkha'

    Solche Erfahrungen habe ich auch schon gemacht, allerdings nicht durch ein so krasses Erlebnis, sondern als spirituelle Erfahrung. Diese hat mir dann gezeigt, dass es Phänomene gibt, die Reaktionen möglich machen wie sie z.B. Tierarten haben (eine Fliege ist nur deshalb schneller, weil sie alles in Zeitlupe erlebt), um selbst schnellste Reaktionen hervorzurufen. Aber das ist natürlich ein anderes Thema. Ich konnte in dem Moment eine Tasse während ihres Falles vor dem Aufprall aufhalten, weil mein Modus auf Zeitlupe eingestellt war. Eine wunderbare Erfahrung.

    mkha':

    hörte nur alles wie durch Watte, und dieser sonderbare "Slow-mo-Modus" hielt noch an. Er löste sich erst einige Zeit später auf - verbunden mit Kältegefühl, Zähneklappern und Zittern der Hände und Beine.)

    Au diese Erfahrung ist möglich durch jahrelange intensive Meditation und entsprechende auftretende Phänomene.

    Was Du erlebt hast, ist aus meiner Erkenntnis ein Schutzmechanismus, dessen Ende dann solche körperlichen Reaktionen hervorruft - Schockzustand.

    Ich habe mich bereits in jungen Jahren oft gefragt, wieso die Angst vor Angst schlimmer ist als das Erlebnis selbst - genauso wie der Schmerz erst einsetzt, wenn wieder das Denken beginnt.

    Aus meiner Sicht, hat es mit diesen Mechanismen zu tun. Während der Erfahrung entsteht sozusagen ein Modus, auf den wir üblicherweise keinen Zugriff haben. Aber je nachdem wie unser Geist geschult ist, laufen Reaktionen ab, die uns helfen oder sogar aus einer Situation befreien.

    Dabei denke ich an japanische Kampfkunst. Da wird auch nicht gedacht, sondern nur der Körper funktioniert in perfekter Form (der Geist und der Körper sind eins).

    Als ich noch jung war und im Turnverein, da stellte ich plötzlich fest, dass ich nicht mehr über den Längskasten springen kann. Ich wusste, es liegt daran, dass ich während des Anlaufs denke und mich fürchte. Das bremste meinen Schwung ab und es klappte nicht mehr. Das habe ich in anderen Bereichen mein ganzes Leben lang beobachten können, so dass es immer mein Ziel war, diesen hinderlichen Denkprozess "aufzuheben".

    Alle Befreiung hat mit Hingabe zu tun.

    _()_

  • Noreply
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    • 13. Januar 2022 um 12:54
    • #25

    Mir geht es um meine ganz persönliche Erfahrung in Leidenszeiten, ganz ohne Buddha, dass mir diese Zeit beendet hat.

    Ich habe ein gutes Leben und ein schlechtes und ein hinterhältiges gehabt usw.

    Immer Leben und mehr nicht. Ja ich bin bereit zu sterben, wann immer es auch sein mag. Bis zu meinem Tod, zerfallen, werde ich leben, mehr nicht.

Ausgabe №. 133: „Rausch"

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