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Buddhistische Bahn?

  • ThomZimm
  • 31. Oktober 2021 um 20:18
  • Zum letzten Beitrag
  • ThomZimm
    Gast
    • 31. Oktober 2021 um 20:18
    • #1

    Neulich ist mir auf dem Arbeitsweg mit Bahn und Faltrad wieder einmal klar geworden, wie deutlich der Unterschied zur Fahrt mit dem Auto ist. Ich konnte die buddhistische Sichtweise von Verbundenheit mit anderen Menschen und der Veränderlichkeit aller Dinge live erleben.

    Ich kenne beides, denn ich bin jahrelang mit dem Dienstwagen gefahren, dann aber auf den Zug und mein Faltrad umgestiegen.

    Anfangs habe ich nur gespürt, dass irgendetwas anders ist. Mittlerweile weiß ich, was das ist.

    Bitte jetzt nicht die üblichen Spöttereien! Ich will auch das teilweise Chaos der Bahn nicht schönreden. Ich möchte nur meine Beobachtungen darstellen. Und natürlich gibt es für jede der folgenden Aussagen auch Gegenbeispiele. Aber manchmal lohnt sich ein Perspektivwechsel.

    Mit dem Auto fahre ich los, wann ich will. Ich habe mein eigenes Reich, meine Musik und Temperatur. Regen macht mir nichts aus. Soweit so gut.

    Die Bahn fährt nur zu bestimmten Zeiten und ich muss mit dem Rad erst mal hinkommen. Dann warten, manchmal länger. Manchmal im Regen. Mit fremden Menschen zusammen. Der Zug kommt, einsteigen und Platz suchen. Jetzt oft zu zweit im Fahrrad-Abteil. Vor Corona wurde die Räder oft "gestapelt". Dann die Fahrt, bei der man nichts tun muss - nur an der richtigen Haltestelle aussteigen.

    Dann das Faltrad entfalten und die letzten Kilometer zur Firma radeln. Manchmal im Regen, oft ist das aber nicht. Soweit so anders.

    Während Corona habe ich monatelang wieder das Auto genommen und mich wirklich auf die Bahnfahrt gefreut.

    Aber warum?

    Nun, beim Autofahren bin ich getrennt von meinen Mitmenschen. Ich erlebe sie quasi nur als anderes Auto. Kommuniziert wird über Licht und Blinker und die "Körpersprache" Fahrstil. Habt ihr schon mal ein Lächeln von einem anderen Fahrer bekommen? Oder jemanden angelächelt?

    Darüber hinaus meint man alles kontrollieren zu können. Schließlich kann man ja fahren wann und wie man will (in gewissen Grenzen, die einem leider andere setzen - Wie ärgerlich! ;) )

    Meine vergleichsweise unkomfortable Bahnfahrt (15 min) lässt mich mit anderen gemeinsam auf den Zug warten. Infos über Verspätungen werden ausgetauscht.

    Und jedem ist klar, dass er hier überhaupt nichts unter Kontrolle hat ("Der Zug fällt aus. Wir bitten dies zu entschuldigen."). Es bleibt einem gar nichts anderes übrig als sich mit den Gegebenheiten im aktuellen Augenblick abzufinden.

    Auch bei der Platzsuche muss man zwangsläufig kommunizieren, sich arrangieren. Augenkontakt und Anlächeln (zumindest von Kindern) ist einfach möglich und führt zur Verbundenheit. Man sitzt ja gemeinsam in einem "Boot".

    Auch kann man sich die Mitfahrenden nicht aussuchen und kommt dadurch mit Menschen zusammen, die man als Autofahrer nie treffen würde. Dadurch erlebt man so manches Wunder. Der schmuddelig aussehende Fahrgast, den man gleich als Penner einsortiert hat, erweist sich als hilfsbereit und zuvorkommend. Die elegante Frau, die einem spontan sympathisch erschien, stellt sich als egoistische Zicke heraus. (Geschlechterrollen in diesen Beispielen könnten auch anders sein!). Das erlebt man als Teil der Zweckgemeinschaft automatisch. Und wahrscheinlich halten mich auch nicht wenige für merkwürdig. ;)

    Auf die vergleichsweise aufwändige, umständliche und einschränkende Fahrt schaue ich mittlerweile so:

    • Offen für andere Sichtweisen sein und überrascht werden.
    • Erkennen, dass man das Leben nicht unter Kontrolle hat. Ständige Veränderung erleben ("Gestern war er doch pünktlich")
    • Sich als Teil der Gemeinschaft zu fühlen.
    • Während der Fahrt eine Kurzmeditation machen zu können.
    • Statt Langeweile beim Warten, die Verspätung zur Gehmeditation nutzen.
    • Den Kontakt zur Natur zu spüren, den Wind, die Temperatur und ja, auch den Regen.

    Darauf habe ich mich gefreut.

    Könnt ihr das nachvollziehen?

  • Schmu
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    6. Oktober 2019
    • 31. Oktober 2021 um 20:29
    • #2

    Mir fällt dazu ein, dass das Leben immer anonymer und getrennter voneinander verläuft. Die Möglichkeiten des Internets verstärken das noch zusätzlich.

    Deine Geschichte, Bahn und Fahrrad statt Auto, ist ein Beispiel in die andere Richtung. Ich verstehe dich so, dass das menschlicher und verbundener ist. Das leuchtet mir unmittelbar ein.

    Schöne Geschichte. :)

  • Anandasa
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    11. April 2015
    • 31. Oktober 2021 um 23:01
    • #3

    Kann ich gut nachvollziehen, Thom. Schön erzählt :-). Ich bin mal vor Jahren an der Arbeit gesessen und habe durchs Fenster gesehen wie an einem windigen Herbsttag die Blätter von den Bäumen fielen und durch den Wind herumgeweht wurden. Das war wie im Kino sitzen und der Vergänglichkeit zuschauen. Schönes Erlebnis. Wunderbar, wenn man es bewusst erlebt so wie du auch wie du es in deinem Beitrag beschreibst. Dann hat man in dieser Zeit wirklich gelebt ;-).

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

    Einmal editiert, zuletzt von Anandasa (31. Oktober 2021 um 23:16)

  • monkeymind
    Gast
    • 1. November 2021 um 06:19
    • #4

    Dankeschön :rose:

  • Mar tin
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    • 1. November 2021 um 07:43
    • #5

    Im Kloster mit der Sangha, war mein Herz glücklich und zufrieden.

    Am Flughafen mit dem Lärm und der Hektik war dieser Frieden plötzlich weg.

    Man sollte sich ruhig mal Situationen aussetzen, wo man sich normalerweise nicht so wohl fühlt.

    Eine buddhistische Bahn, Tempel, Wohnung gibt es eigentlich nicht.

    Ebenso wie es keine "unbuddhistische" Plätze gibt.

    Mach das Herz zu einem Tempel, bewacht und genährt durch die Achtsamkeit und den Geboten.

    Egal ob ich auf dem Stuhl vom Zahnarzt, am Grab meiner Verwandten, im Tempel mit dem Lehrer bin, oder die Katze in der warmen Wohnung streichle, nehme ich diese Dinge nicht als Nahrung für meinen Frieden bzw unglücklich sein.

    Das Herz schlägt keine Wurzeln in diesen Bereichen.

    Es sind vergängliche Zustände die im Vergleich zum entfesselten Herzen nichts zu bieten haben.

    Lass dich vom Meditationsobjekt zu jenem Bereich bringen, der hinter dem Glück und Unglück liegt.

    Ich bin alleine in den Menschenmassen, aber nicht alleine wenn ich am dunklen Morgen alleine unter dem Sternenhimmel gehe.

    Mach das Herz zu deiner Verweilstätte.

    Alles gute für Dich!

    Einmal editiert, zuletzt von Mar tin (1. November 2021 um 07:50)

  • Phoenix
    Gast
    • 1. November 2021 um 09:19
    • #6

    Ob die Bahn nun buddhistisch ist oder nicht hat wohl viel mit der eigenen Sichtweise zu tun.;)

    Das Auto einmal stehen zu lassen und zu schauen wie man auch ohne die vertrauten vier Räder von A nach B kommen kann, ist aber ganz sicher eine gute Idee. :rad: ( Als Vajrajana Buddhist fährt man ja ohnehin am liebsten Dreirad (:)

    _()_

  • Himmelsbaum
    Gast
    • 1. November 2021 um 10:21
    • #7
    Anandasa:

    und der Vergänglichkeit zuschauen. Schönes Erlebnis.

    Das Leiden in der Vergänglichkeit hast du nicht gesehen?

  • mukti
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    • 1. November 2021 um 10:28
    • #8

    Zum Glück habe ich mich entschieden keinen Führerschein zu machen, die vielen Autos empfinde ich als eine Plage. Es ist eine seltsame Art Menschen zu begegnen, sekundenlang Gesichter hinter Glasscheiben, eingeschlossen in Kästen aus Metall und Kunststoff, massenhaft dahinrasend auf Asphaltstreifen die überall die Landschaft durchschneiden. In den Städten beanspruchen sie den meisten Platz für sich, zum Gehen sind schmale Streifen geblieben die man nur unter Gefahr verlassen kann, Lärm und Gestank dominieren, alle haben es sehr eilig. Die Luft ist geschwängert von Abgasen, ich kann sie überall riechen, auch im Wald und am Berg. Wir haben alles kaputtgemacht und nennen es Lebensqualität. Dabei ist es noch eine wahre Erholung wenn man etwa von Bombay oder Kalkutta in eine westliche Großstadt kommt. Wir machen hier ein bisschen was gegen Klimawandel und für Umweltschutz, aber der größte Teil der Welt macht da wenig bis gar nichts, es ist nicht mehr aufzuhalten.

    Der Mensch will sein Dasein verbessern, etwa schneller und bequemer reisen zu Land, auf dem Wasser und in der Luft, wird dabei immer monströser und ruiniert den Planeten. Sicher gibt es auch eine gute Seite, aber zu welchem Preis. Aber das hat sich so entwickelt und wir können nicht mehr darauf verzichten. Ich kann es mir immerhin leisten mit Fahrrad und Bahn zu fahren und nehme damit vielleicht ein bisschen weniger Teil an der großen Zerstörung. In der Bahn kann ich die Reden des Buddha lesen die heute noch genauso gültig sind wie damals. Obwohl sich die Lebensumstände so drastisch gewandelt haben sind die Daseinsgruppen gleich geblieben und wo man sich aus dem Druck und Stress rausnehmen kann bleibt Zeit für Besinnung auf den Weg der Befreiung.

    Mit Metta, mukti.


  • Igor07
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    • 1. November 2021 um 11:44
    • #9

    Man braucht es alles, denn das ist unseres Leben ( Samsara ). Nichts umsonst doch man früher auf den Friedhofen meditiert hatte. Oder neben den sterbenden Menschen oder sogar in mitten der vewesenden Leichen. Nur so, in der Mitte von allem man kann wirkliich den Buddhismus auf dem eigenen Leib erfahren.

    Wenn in Indien man badet , aber in unmittelbaren Nähe man verbrennt die Leichen, das hat die enorme "spirituelle" Wirkung. Denn man erkennt am dem eigenen Leib , dass es alles vergänglich und der Tod absolut sicher ist.

    Ansonsten man lernt nie....Niemals im schönen Tempel, das geht doch nichts... Wo stehen die goldene Statuen usw.... Das ist kein echtes Leben, das ist "Ersatz". Das echte Leben ist mit dem Schmutz, Leid, und mit dem Sterben verbunden. Und das ist der beste Lehrer auf dem Weg.

    Die Geschichte vom historischem Buddha ist der beste Beweis dafür.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • xiaojinlong
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    • 2. November 2021 um 21:11
    • #10

    Ich kann das gut nachvollziehen @ThomZimm. Ich selbst nutze mittlerweile primär die öffentlichen Verkehrsmittel, weil ich eigentlich kein Auto und kein Motorrad mehr besitze. Zwar rege ich mich immer wieder auf, wenn die Bahn es mal wieder schafft irgendwas so richtig schief laufen zu lassen, aber am Ende bin ich dann doch in den meisten Fällen sehr froh über die doch sehr komfortable Art zu reisen. Aktuell habe ich ein Auto meiner Eltern, um spontaner zu ihnen zu kommen, da meine Mutter gesundheitliche Probleme hat. Zuerst dachte ich, ich würde das vermehrt ausnutzen - schließlich ist man damit doch etwas mobiler - aber am Ende brauch ich das Auto halt doch nur um zu meinen Eltern und zurück zu kommen.

    Was du so schilderst finde ich nachvollziehbar, weil es mir - in Teilen - auch so geht. Allerdings denke ich, dass diese Sicht auf die Dinge auch eine Grundlage benötigt. Der Buddhismus bietet so eine Grundlage. Mein Eindruck ist, dass es vielen Menschen an einer Solchen fehlt. Die Gründe dafür sind vielfältig.

    Das Leben zum einen als Verkettung einzelner Momente zu sehen, um diese würdigen zu können, und gleichzeitig das Leben als Ganzes zu sehen, um sich sich selbst und den Moment nicht zu sehr zu gewichten ist gar nicht so einfach.

    _()_

    小金龍

Ausgabe №. 133: „Rausch"

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