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  1. Buddhaland Forum
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Genügsamkeit

  • Geronimo
  • 30. Dezember 2012 um 11:43
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  • Geronimo
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    • 30. Dezember 2012 um 11:43
    • #1

    Ich habe mir letztens die Frage gestellt, was ich mir kaufen könnte von dem Geld was ich gerade über habe. Und zu meiner Überraschung musste ich dieses mal wirklich lange überlegen ob ich mit diesem und jenen auch wirklich etwas anfangen könnte, ob ich es wirklich bräuchte. Das ist ein bisschen ungewohnt, da ich früher viele Bedürfnisse hatte.

    Ich besaß 100e Musik CDs, heute reicht mir ein Album. Ich wollte jeden Tag etwas anderes essen, heute gebe ich mit den einfachsten Speisen zufrieden. Ich wollte die ganze Welt sehen, heute bin ich glücklich wenn ich in den Zoo gehe oder selbst wenn ich nur die Blaumeisen auf meinem Balkon beobachte.

    Heute könnte ich mir das alles leisten, und nun habe ich kein besonderes Bedürfnis mehr danach. Das ist eine sehr glückliche Entwicklung die da entstanden ist, die mir sogar schon das Kompliment eingebracht hat, das ich "früher aufregender gewesen sei." Haha, und diese Aussage hat mich wirklich aufrichtig gefreut, da sie den Kern der Sache tatsächlich trifft. Ich bin langsam angekommen, ich bin langsam zufrieden mit meinem Leben, mit den Dingen wie sie laufen und sehe große Erleichterung in der Einfachheit und der Ruhe die sie mit sich bringt. All die unterschiedlichen Aktivitäten denen ich früher nachgegangen bin, all die Dinge und Menschen denen ich früher nachgejagt bin, egal wie gut es lief, es war nie so befriedigend und befreiend wie die Erkenntnis auf solche Dinge nicht mehr angewiesen zu sein. Heute bin ich in vielerlei Hinsicht leicht zufrieden zu stellen, und das mögen einige besonders hungrige Menschen als bedenklich ansehen, aber es ist wirklich äußerst ereichternd.

    Und nun träume ich höchstens noch von einem kleinen Gartenhäuschen und dann hätte ich wohl meinen weltlichen Frieden auch erst einmal gefunden. Aus Gründen weltlicher Verpflichtungen passt das auch zeitlich ganz gut.

    Sind diese erfüllt kann es nur noch das Kloster sein... :D

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Maybe Buddha
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    • 30. Dezember 2012 um 17:41
    • #2

    Das freut mich für dich Geronimo :) .

    Das mit dem "früher warst du aber...." kenne ich.

    Wenn ich zb auf einer Geburtstagfeier (Familie) nix trinke, kommt dann mal so ein "du bist ja langweilig" :D
    Dabei ist es doch so spannend, nüchtern und achtsam die ganzen betrunkenen Menschen zu beobachten und zu reflektieren.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Geronimo
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    • 30. Dezember 2012 um 18:05
    • #3
    Maybe Buddha:

    Das freut mich für dich Geronimo :) .

    Das mit dem "früher warst du aber...." kenne ich.

    Wenn ich zb auf einer Geburtstagfeier (Familie) nix trinke, kommt dann mal so ein "du bist ja langweilig" :D
    Dabei ist es doch so spannend, nüchtern und achtsam die ganzen betrunkenen Menschen zu beobachten und zu reflektieren.

    Haha, zum Beispiel. :D

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  • MartinS1978
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    30. Dezember 2012
    • 30. Dezember 2012 um 20:50
    • #4

    Wenn man alle Lebensbereiche als Wettbewerb definiert, dann ist Zufriedenheit unmöglich. Mit dem schicken neuen Auto fühlt es sich die ersten Kilometer toll an, aber nach kurzer Zeit: hat man sich daran gewöhnt. Das Stehen im Stau ist dann genauso lange, wie in einem alten kleinen Wagen. Zwangsentschleunigung. :D

    Man gewöhnt sich schnell an neue Umstände und das Vergleichen geht von neuem Los. "Wer hat mehr?" Ohne Ende.

    "Die Lösung des Problems, das Du im Leben siehst, ist eine Art zu leben, die das Problemhafte zum Verschwinden bringt."
    Ludwig Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen, 1937

  • Mirco
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    • 30. Dezember 2012 um 21:00
    • #5

    In einige Bereichen meines Daseins hat die Genügsamkeit auch bereits Einzug gehalten. In Anderen hingegen erlebe ich mich immer noch als eher maßlos. Ineressant wird es, wenn ich schaue, welche Funktion mein Verhalten auf emotionaler Ebene erfüllt.


    Herrliche Grütze :)

  • Noreply
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    • 30. Dezember 2012 um 22:19
    • #6

    Mein Kloster ist die Welt in der ich lebe.
    Ich bin nicht mehr Teil des Ganzen ich bin Teil im Ganzen.

    Ps: Beobachte genau, es könnte zu Verzweiflung führen keine Wünsche mehr zu haben. Nimm mit wirklicher/bewusster Freude Geschenke an, denn Menschen möchten Wünsche erfüllen, auch wenn keine geäußert wurden.
    Bei mir war die Zeit des Friedens erst unumkehrbar als ich erkannt habe das Menschen zeigen wollen das sie mich gern haben.
    lebe Grüsse
    Helmut

  • Geronimo
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    • 30. Dezember 2012 um 22:24
    • #7
    Ellviral:

    Mein Kloster ist die Welt in der ich lebe.
    Ich bin nicht mehr Teil des Ganzen ich bin Teil im Ganzen.

    Ps: Beobachte genau, es könnte zu Verzweiflung führen keine Wünsche mehr zu haben. Nimm mit wirklicher/bewusster Freude Geschenke an, denn Menschen möchten Wünsche erfüllen, auch wenn keine geäußert wurden.
    Bei mir war die Zeit des Friedens erst unumkehrbar als ich erkannt habe das Menschen zeigen wollen das sie mich gern haben.
    lebe Grüsse
    Helmut

    Paar Wünsche sind ja schon noch da, und sie machen das Leben ja auch angenehmer. Gänzlich wunschlos in der Stadt zu leben könnte sogar zu Problemen führen, könnte ich mir vorstellen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • Noreply
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    • 31. Dezember 2012 um 00:34
    • #8
    Geronimo:

    Paar Wünsche sind ja schon noch da, und sie machen das Leben ja auch angenehmer. Gänzlich wunschlos in der Stadt zu leben könnte sogar zu Problemen führen, könnte ich mir vorstellen.

    Die Wünsche werden aber schnell relativiert und verschwinden nicht unbedingt wegen der Vergänglichkeit der Objekte sondern eher weil ich schon weiss das sie bald irgendwo rumliegen und sich ansammeln. Ballast.
    Ich habe mich lange Zeit selber vergessen, Selbstvergessen kommt automatisch, meine Bedürfnisse wurden immer geringer und dieses unverständlicher für meine Umwelt. Heute ist das so das ich mit meinem Partner und ohne weitere Freunde und Verwandte zufrieden sein kann und nicht genervt werde von Menschen die immer wissen was für mich gut zu sein hat. Es gibt nichts schlimmeres als Menschen die vor lauter Mitgefühl vergessen mal den Mund zu halten und einfach mal zuhören. Das Wunschlossein geht den Angstlossein voraus und das wird dann wirklich überraschend. Dann folgt das Befreitsein, nur in der Anfangszeit was besonderes.
    liebe Grüsse
    Helmut

  • MonikaMarie1
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    • 31. Dezember 2012 um 09:34
    • #9

    Das hast Du schön beschrieben, Helmut.

    Wenn mich jemand fragt, was ich mir wünsche, muss ich - wenn ich das dann für wichtig halte - mich richtig anstrengen, um mir Wünsche, die ich mal hatte, wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ansonsten empfinde ich das meiste als Ballast. Der Keller steht voll, vor allem dann, wenn zwei Familien zusammengewürfelt wurden und schon für ein Enkelkind Spielzeug dort aufbewahrt wird. So nach und nach wird das an Menschen, die das gerne haben möchten und brauchen, abgegeben.

    Es ist wie es ist. Eins folgt dem anderen. Die Übung der Wunschlosigkeit führt eben auch dazu, sich weniger zu fürchten, weil ja nicht mehr so viel zu verlieren ist z. B. und das wiederum führt zu einem Gefühl des Reich-Seins, weil eben genug vorhanden ist, selbst wenn das, was da ist, auch noch gehen darf. So ist es beim Essen und bei der Befriedigung sonstigen Hungers generell. Es kommt auf ein Maß, das notwendig ist, mehr nicht. Das alles führt wiederum zu noch mehr Freiheit ...

    So jedenfalls meine Erfahrung - und da gibt's dennoch genug des Los-Lassens. ;)

    _()_ Monika

  • Noreply
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    • 31. Dezember 2012 um 13:49
    • #10
    MonikaMarie1:

    Das hast Du schön beschrieben, Helmut.

    Wenn mich jemand fragt, was ich mir wünsche, muss ich - wenn ich das dann für wichtig halte - mich richtig anstrengen, um mir Wünsche, die ich mal hatte, wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ansonsten empfinde ich das meiste als Ballast. Der Keller steht voll, vor allem dann, wenn zwei Familien zusammengewürfelt wurden und schon für ein Enkelkind Spielzeug dort aufbewahrt wird. So nach und nach wird das an Menschen, die das gerne haben möchten und brauchen, abgegeben.

    Es ist wie es ist. Eins folgt dem anderen. Die Übung der Wunschlosigkeit führt eben auch dazu, sich weniger zu fürchten, weil ja nicht mehr so viel zu verlieren ist z. B. und das wiederum führt zu einem Gefühl des Reich-Seins, weil eben genug vorhanden ist, selbst wenn das, was da ist, auch noch gehen darf. So ist es beim Essen und bei der Befriedigung sonstigen Hungers generell. Es kommt auf ein Maß, das notwendig ist, mehr nicht. Das alles führt wiederum zu noch mehr Freiheit ...

    So jedenfalls meine Erfahrung - und da gibt's dennoch genug des Los-Lassens. ;)

    _()_ Monika

    Hallo MonikaMarie!
    Ich wünsch Dir einen guten Rutsch in ein gutes neues Jahr! :D
    Helmut

  • MonikaMarie1
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    • 31. Dezember 2012 um 15:26
    • #11

    Dir auch, Helmut, Danke. :D
    _()_ Monika (wegen der 28 Zeichen blabla :lol:

  • Geronimo
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    • 6. Januar 2013 um 14:26
    • #12
    Zitat

    Genügsam mit Untadligem
    unscheinbar, leicht Erlangbarem,
    der macht um seiner Wohnstatt will'n,
    um Essen, Trinken und Gewand
    im Herzen keine Sorgen sich:
    er findet auszusetzen nichts.

    Was ihm an Dingen ward gelehrt,
    die für Asketen ziemen sich:
    dem Mönche, der genügsam ist,
    der ernsten Sinns, dem eignen sie.

    Alles anzeigen

    http://www.palikanon.com/khuddaka/it/it100t109.html

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • Noreply
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    • 6. Januar 2013 um 15:04
    • #13

    Was willst Du mehr: Stadtmönch? Vielleicht einen Abt?
    Vergiss es Du bist der Abt, der Mönch, der Laie und das Kloster.

  • Geronimo
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    • 6. Januar 2013 um 15:09
    • #14
    Ellviral:

    Was willst Du mehr: Stadtmönch? Vielleicht einen Abt?
    Vergiss es Du bist der Abt, der Mönch, der Laie und das Kloster.

    Die Bezeichnung ist egal, aber die Lebensumstände sind es nicht.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo
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    • 7. Januar 2013 um 19:11
    • #15
    Zitat

    I.3. Das Nashorn


    35

    Abstehend von Gewalt bei allen Lebewesen,
    Nicht eins von ihnen irgendwie verletzend,
    Nicht Sohn sich wünschend, noch Gefährten,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich. [1]
    36

    Dem, der sich zugesellt, Anhänglichkeit erwächst ihm.
    Anhänglichkeit hat im Gefolg dies Leiden.
    Anhänglichkeits-entstammtes Leiden sehend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    37

    Für Freunde und Vertraute Mitleid fühlend [2],
    Sein Heil verliert man, wenn das Herz gefesselt [3].
    Solch Fährnis in vertrautem Umgang sehend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    38

    Wie breit gewachsener Bambus sich verwickelt,
    So ist die Neigung auch zu Weib und Kind.
    Wie Bambus-Sproß, der unverwickelt,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    (Siehe Theragāthā - Lieder der Mönche v. 72)

    39

    So ungebunden wie das Wild im Walde,
    Das, wie es ihm beliebt, um seine Nahrung geht,
    Als weiser Mensch, bedacht auf seine Freiheit,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    40

    Angegangen (āmantanā) wird man im Gefährten-Kreise,
    In seiner Wohnstatt, wenn man steht und geht und wandert.
    Bedacht auf seine Freiheit, die für andere reizlos [4],
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    41

    Spiel und Vergnügen gibt's im Kreise von Gefährten,
    Und zu den Kindern hegt man innige Liebe.
    Doch Abscheu fühlend, ob der Trennung von Geliebtem.
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    42

    In Himmelsrichtung vierfach wenn man heimisch [5],
    Abneigungsfrei [6], mit allem stets zufrieden,
    Und unverzagt ertragend jede Widrigkeit [7],
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    43

    Schwer zu befriedigen sind auch manche der Asketen
    Und gar noch Hausner, die im Hause leben.
    Nicht sich bekümmernd um die Kinder anderer,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    44

    Der Kennmale des Weltlings sich entäußernd,
    Wie blattentblößter Kovilāra-Baum [8],
    Weltliche Bande heldenhaft durchbrechend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    45

    Wenn einen weisen Freund man findet,
    Als Weg-Gefährten, edel lebend, kraftvoll,
    Jedwede Widrigkeiten überwindend,
    Mag wandern man mit ihm, beglückt und achtsam. [9]
    46

    Wenn keinen weisen Freund man findet,
    Als Weg-Gefährten, edel lebend, kraftvoll,
    Gleich einem König, der besiegtes Land verläßt [10],
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.

    47

    Ja wahrlich, preisen wollen wir das Glück der Freundschaft
    Die besser oder gleich, solch Freunde soll man wählen.
    Kann solche man nicht finden, tadelfrei dann lebend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    48

    Hat man gesehn, wie leuchtend goldene Spangen,
    Die fein gefertigt von des Goldschmieds Hand,
    Am Arme, paarweis, aneinanderschlagen,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    49

    Wenn so mit einem zweiten ich zusammen wäre,
    Geschwätz und Übellaune hätt' ich zu erdulden!
    Im Voraus sehend diese künftige Gefahr,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    50

    Gar süß und bunt sind diese Lüste, herz-entzückend,
    Den Geist betören sie in mannigfachen Formen.
    In Sinnen-Dingen so das Elend sehend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    51

    Von Unheil ist es, ein Geschwür und Plage,
    Es bringt mir Siechtum, Pein und Not!
    Dies als Gefahr in Sinnen-Dingen sehend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    52

    Die Kälte und die Hitze, Hunger und auch Durst,
    Den Sturm und Sonnenbrand und auch Insekten, Schlangen,
    All dies verwindend im Erdulden [11] erdulden,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    53

    Wie ein gefleckter Elefant von starkem Wuchs,
    Ein edler seiner Art, die Herden meidet
    Und ganz nach seinem Wunsch im Walde weilt,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    54

    Unmöglich ist es für den gern Gesellten,
    Befreiung auch nur zeitweis [12] zu erfahren.
    Hat man das Wort des Sonnen-Sohnes in sich aufgenommen,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.

    55

    Ansichten-Wirrsal, ist man ihr entgangen, [13]
    Ward Sicherheit gewonnen,[14] Heiliger Pfad erreicht,
    Selber erkennend, ohne fremde Führung,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.

    56

    Nicht lüstern und nicht listig, nichts erdürstend,
    Nicht schroff, von Leidenschaft geläutert und vom Wahn [15],
    Sehnsucht nach irgend etwas in der Welt nicht hegend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.

    57

    Man meide gänzlich unedlen Gefährten,
    Der, Unheilsames sinnend [16[, schlechtem Weg ergeben.
    Den Vielgelüstig-Leichtgesinnten meidend [17],
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    58

    Doch wissensreichem Freunde schließe man sich an,
    Der gut die Lehre kennt, der edel, scharf an Einsicht,
    Hat man den Sinn [18] erfaßt, den Zweifel überwunden,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    59

    Spiel und Vergnügen, weltlich Glück der Sinne,
    Als unbefriedigend sehend, nicht mehr danach trachtend,
    Den Prunk vermeidend und die Wahrheit sprechend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    60

    Hat Weib und Kind und Vater, Mutter,
    Geld und Besitz, Verwandtschaft man gelassen,
    Sind Teil für Teil die Sinnenlüste aufgegeben,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    61

    "Fesselung ist's, gering ist dabei Wohlsein!
    Karg der Genuß, das Leid dabei ist größer!
    Ein Köder ist es!", weiß man davon weise.
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    62

    Die Fesseln alle auseinander sprengend,
    Wie Fisch im Wasser durch das Netzwerk bricht,
    Wie zu dem Ausgebrannten Feuer nicht zurückkehrt,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    63

    Der Blick gesenkt, sein Schritt schweift nicht umher,
    Die Sinne sind gezügelt und der Geist bewacht,
    Verschlossen allem Schlechten [19], ohne Fieberbrennen,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    64

    Des Weltlings Kennmal von sich werfend,
    Wie blattberaubter Paricchatta-Baum
    Und fahl gewandet aus dem Hause ziehend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich [20].
    65

    Nach Geschmäcken Gier nicht hegend, ungelüstig,
    Ernährer nicht von andern, gehend Haus für Haus [21],
    An keine der Familien seine Neigung bindend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    66

    Fünffache Geistes-Hemmung überwindend,
    Völlig verbannend alles, was befleckt,
    Anhänglichkeit als Makel tilgend, unabhängig,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    67

    Der Lust den Rücken kehrend und dem Schmerz
    Und auch dem Frohsinn, Trübsinn, welcher früher war
    Gleichmut besitzend, lautern Geistesfrieden [22],
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    68

    Bereit die Tatkraft zur Gewinnung höchsten Ziels,
    Der Geist von Schlaffheit frei und ohne Trägheit,
    Ausdauernd stark, voll Festigkeit und Kraft,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    69

    Die Abgeschiedenheit und Schauung (jhāna) nicht versäumend.
    Beständig bei den Dingen treu der Lehre lebend [23],
    Das Elend aller Daseinsformen klar begreifend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    70

    Nach des Begehrens Ende unermüdlich strebend,
    Mit wachem Geiste, wohl erfahren, achtsam,
    Ein Lehr-Ergründer [24], der gesichert, strebsam,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    71

    Dem Löwen gleich, den Lärmen nicht erschrickt.
    Dem Winde gleich, der nicht am Netze haftet,
    Dem Lotus gleich, der unbefleckt vom Wasser,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    72

    Gleichwie der Löwe, sieghaft durch die Kraft der Zähne,
    Der Fürst der Tiere, als ein Herrscher lebend,
    Entlegene Lagerstätten sich erwählt,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    73

    Der Güte Freiung, Gleichmut und Erbarmen,
    Mitfreude [25] auch zu Zeiten in sich weckend,
    Zur ganzen Welt nicht irgend Feindschaft fühlend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.
    74

    Das Gieren, Hassen lassend und den Wahn,
    Die Fesseln alle auseinander sprengend,
    Kein Fürchten kennend, wenn das Leben endet,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.

    75

    Bedacht auf ihre Zwecke schließen sie sich an und dienen.
    Die nicht bedacht auf Zwecke, solch Freunde sind heut selten.
    Unreine Menschen, - gut verstehn sie eigenen Vorteil!
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.

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    Zitat

    Anmerkungen

    [1] Das Nashorn (khagga-visāna, wtl.: Schwerthorn) ist hier auf Grund seiner Lebensgewohnheiten das Sinnbild des einsamen Wandermönchs und Waldasketen.

    Diese Verse gehören zweifellos zu den großen Kostbarkeiten der Welt-Dichtung und tragen deutlich das Zeichen des Großen, der sie geschaffen, mag dies nun der Buddha selbst oder einer der frühen, des Meisters würdigen Jünger gewesen sein. Die Verse zeichnen das Bild des Muni (ohne freilich dieses Wort zu gebrauchen), d.h. des Heiligen Schweigers, der als solcher vor allem deshalb gilt, weil in ihm aller innerer Widerstreit zum Schweigen gebracht ist.

    Das Ideal des Muni ist eines der Hauptmotive des Sutta-Nipāta. Seine Lebensweise und Lebensregel wird wiederholt dargestellt, z.B. in den Sutten: Der Muni; Nālaka; Gewalt; Sāriputta, usw. - siehe ferner Anhang A.1

    K nimmt für die Verse der Nashorn-Sutte Einzel-Entstehung an und schreibt sie Einzel-Erwachten (Pacceka-Buddhas) einer grauen Vorzeit zu, von denen jeder einen dieser Verse gesprochen haben soll. Diese Anschauung wird schon in dem alten, als kanonisch geltenden Cūla-Niddesa vertreten.

    In Ceylon findet sich eine Überlieferung, daß mit khaggavisāna nicht das Nashorn gemeint ist, sondern ein pferdeartiges Tier mit einem Horn an der Stirn (siehe "The Buddhist", Colombo, May 1943). Der singhalesische Name hierfür ist kangavena oder kagavenena (s. Carter's Sinhalese-English Dictinary). Es würde sich also um ein dem mythischen Einhorn ähnliches Tier handeln. Die Legende vom Einhorn soll sich allerdings ihrerseits eben aus den ersten und entstellten Berichten über das Nashorn gebildet haben. Im Sanskrit heißt das Nashorn lediglich khadgi (Schwertbesitzend), während khadga-visāna nur dem späten buddhistischen Sanskrit eigen sein soll, also vom Pali abgeleitet ist. K nimmt khaggavisāna nicht als die Bezeichnung des Tieres selbst, sondern faßt es als 'Horn des Rhinozeros' auf. K zufolge ist der Vergleichspunkt nicht die Lebensweise des Nashorns, sondern sein einziges Horn, zum Unterschied vom doppelten Gehörn anderer Tiere.

    [2] Mitleid fühlend. K: "Man wünscht ihr Glück zu fördern und Unglück von ihnen fern zu halten."

    [3] Wenn das Herz gefesselt. K: "Das Herz kann gefesselt sein, in dem man sich selbst auf die niedere Stufe stellt: 'Ich kann ohne diesen Menschen nicht leben, er ist für mich eine Notwendigkeit, er ist meine Zuflucht!'; oder man stellt sich auf die höhere Stufe: 'Diese Menschen können ohne mich nicht leben! Ich bin für sie eine Notwendigkeit, ihre Zuflucht!'" Vgl. Laotse, Kap. 44: "Wer sein Herz an andres hängt, verbraucht notwendig Großes." (R.Wilhelm)

    [4] Vgl. Laotse, Tao Te King, Kap. 64: "Daher wünscht der Weise das Ungewünschte . . . Er wendet sich zu dem zurück, an dem die Menge vorübergeht.

    [5] In Himmelsrichtung vierfach, wenn man heimisch (catuddiso ... hoti). K: "Das heißt, wenn man in allen vier Himmelsrichtungen glücklich leben kann oder sie in der Meditation der vier Erhabenen Weilungen (brahma-vihāra-bhāvanā) mit Güte, Mitleid usw. durchdringt, entsprechend der Textstelle: 'Mit einem Herzen von Güte erfüllt, durchdringt er die eine Richtung, dann die zweite . .'."

    [6] Abneigungsfrei (appatigho). K: "In diesen Himmelsrichtungen empfindet und erfährt er keinen furchtgeborenen Widerstand (bhayena na patihaññati), bei Menschen oder Dingen.'' Vgl. Itivutt. 101.

    [7] Widrigkeit. K: "äußere Gefahr durch wilde Tiere usw., sowie innere Bedrängnis durch Leidenschaften usw."

    [8] Der Kovilāra ist eine Art Ebenholzbaum. Die Entstehungs-Geschichte in K erzählt von einem König, der durch den Anblick eines herbstlich-blätterlosen Kovilāra-Baumes, den er früher in seiner Blätterpracht gesehen hatte, zur Einsicht in die Vergänglichkeit und zum Verlassen des Weltlebens geführt wurde. - Siehe Sn v. 64.

    [9] Diese Strophe als einzige hat nicht den Kehrvers der anderen Strophen. Hält man dies gegen den Hintergrund dieses gewaltigen Lobgesangs auf die Einsamkeit, so läßt sich schwerlich ein höherer Lobpreis und eine höhere Bewertung edler Freundschaft denken, als es hier durch diese eindrucksvolle Abweichung von den anderen Versen geschieht.

    [10] K und Cūla-Niddesa erklären: Wie ein König, der nach siegreichem Krieg das besiegte Land und auch sein Königtum aufgibt und Mönch wird.

    [11] Verwindend im Erdulden. Diese Übersetzung bringt beide Nuancen des Wortes abhisambhavitvā zum Ausdruck, nämlich: überwinden und ertragen.

    [12] Befreiung auch nur zeitweise . . . (samāyikam vimuttim). K: "lokiya-samāpatti, d.h. die meditativen Erreichungszustände eines Weltlings, d.i. eines, der noch nicht die Hohen Pfade des Stromeintritts usw. erreicht hat. Erst die 'Pfade' bringen nicht nur zeitweise Lockerung, sondern endgültige Lösung der 'Fesseln' (samyojana). Auch die während der Versenkungen abwesenden fünf 'Hemmungen' (nīvarana) sind im Falle des Weltlings nur zeitweise 'durch Zurückdrängung aufgehoben' (vikkhambhanapahāna) und erst auf den Pfaden werden sie stufenweise 'durch Tilgung aufgehoben' (samuccheda-pahāna). -

    Unser Vers entspricht genau folgender Stelle aus der Großen Sutte von der Leerheit (Majjh. 122): "Daß aber, Ananda, ein Mönch, der sich an Geselligkeit erfreut . . ., im Besitz der zeitweiligen Geistesbefreiung, der beglückenden (samāyikam kantam cetovimuttim), weilen kann oder im Besitz der nicht zeitweiligen, unerschütterlichen, diese Möglichkeit besteht nicht."

    [13] Ansichten-Wirrsal, ist man ihr entgangen. K: "nämlich durch den 'Pfad der Einsicht'" (dassana-magga), d.i. auf dem Pfad des Strom-Eintritts, auf dem die, solche Ansichten-Wirrsal erzeugenden drei ersten Fesseln gänzlich geschwunden sind.

    [14] Ward Sicherheit gewonnen (patto niyāmam): gleichfalls durch den Strom-Eintritt; der Strom-Ergriffene (sotāpanna) wird als niyata bezeichnet, d.h. 'gesichert' gegen Rückfall in niedere Wiedergeburt oder auf die Stufe des Weltlings. Die vier Hohen Pfade, d.i. des Stromeintritts usw., gelten als 'Gute (oder Rechte) Dinge mit gesichertem Ergebnis' (sammatta-niyāma); dieses Ergebnis besteht in den entsprechenden 'Früchten des Stromeintritts' usw.

    [15] Von Leidenschaft geläutert und von Wahn (niddhanta-kasāva-moho). Kasāva, auch kasāya, bedeutet unter anderem 'trübe Farbe (vgl. v.64: kāsāya-vattho, 'fahl gekleidet'); figürlich ist es eine Bezeichnung für die Grund-Trübungen des Geistes: Gier, Haß und Wahn; hier jedoch nur für die ersten beiden, da Wahn besonders genannt wird.

    [16] Unheilsames sinnend (anatthadassi). Hierfür werden zwei verschiedene Erklärungen gegeben: K: "auf den Schaden anderer sinnend"; CNidd: "unheilsame, d.h. falsche, Ansichten hegend."

    [17] . . meidend, wtl.: "von sich aus pflege man keinen Umgang mit Vielgelüstigen und Leichtgesinnten".

    [18] Sinn; kann auch als Heil oder Ziel aufgefaßt werden. Im Text steht der Plural (atthāni), der von K erklärt wird als 1) gegenwärtiges Heil, künftiges Heil (in künftigen Wiedergeburten) und höchstes Heil (Nibbāna); 2) eigenes, fremdes und beiderseitiges Heil.

    [19] Verschlossen allem Schlechten (anavassuto); wtl.: 'ohne Leck', d.h. den Einflüssen oder Trieben (āsava) keinen Einlaß bietend.

    [20] Die kommentarielle Entstehungsgeschichte zu diesem Vers erzählt von einem Paricchatta-Baum, der von den Vorübergehenden seiner schönen Blüten und schließlich auch seiner Blätter beraubt wurde. Ein nahe stehender blütenloser Baum aber behielt seine Blätterfülle. -

    Man wird hier auch an den mythischen Paricchatta (Korallen)-Baum in Indras Himmel zu denken haben, der erst Blüten trägt, nachdem er die welken Blätter abgeworfen hat. In Anguttara-Nik. VII, 65 wird er, wie folgt, als Gleichnis verwandt: "Ebenso auch, ihr Mönche: zu einer Zeit, wo der edle Jünger daran denkt, vom Hause in die Hauslosigkeit zu ziehen, zu einer solchen Zeit ist der edle Jünger mit welken Blättern bedeckt, gleichwie der himmlische Korallenbaum bei den Göttern der Dreiunddreißig. Zu einer Zeit, wo der edle Jünger mit geschorenem Haar und Bart, mit dem gelben Gewand bekleidet, von Hause in die Hauslosigkeit zieht, zu einer solchen Zeit hat der edle Jünger die Blätter abgeschüttelt . . . Zu einer Zeit, wo der edle Jünger, durch Versiegung der Leidenschaften, die leidenschaftslose Gemüts-Erlösung, Wissens-Erlösung noch bei Lebzeiten selber erkennt, verwirklicht und sich zu eigen macht, zu einer solchen Zeit steht der edle Jünger in voller Blüte, gleichwie der himmlische Korallen-Baum bei den Göttern der Dreiunddreißig." (Übersetzt v. Nyanatiloka)

    [21] Gehend Haus für Haus (sapadāna-cārī). Dies bezieht sich auf den Almosengang nach der Reihenfolge der Häuser, ohne eines zu übergehen. Dies ist, als sapadānacārik'anga, eine der strengen 'Läuterungs-Übungen' (dhutanga).

    [22] Vgl. die Formel für die vierte Vertiefung (jhāna 4).

    [23] Beständig bei den Dingen treu der Lehre lebend (dhammesu niccam anudhammacārī); dhammesu wurde hier aufgefaßt als 'in allen Lebenslagen'. Die Verszeile kann jedoch auch als eine Variante des häufigen Ausdrucks dhammānudhammacāri genommen werden: wtl.: bei den Lehren, ihnen gemäß lebend", d.h. beständig treu den Lehren folgend.

    [24] Lehr-Ergründer (sankhāta-dhammo); eine Bezeichnung des Heiligen. Siehe v. 1038.

    Die drei Begriffe der dritten Verszeile sind, laut K, sinngemäß in umgekehrter Reihenfolge zu lesen: Der Strebende wird zu einem durch den Pfad-Eintritt 'Gesicherten' (niyato; s.v. 55 Anm.) und schließlich zum Heiligen oder Lehr-Ergründer (sankhātadhammo).

    [25] Dies sind die vier 'Erhabenen Weilungen' (brahmavihāra).

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    http://www.palikanon.com/khuddaka/sn/sn_i03_75.html#sn_42

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

Ausgabe №. 133: „Rausch"

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