"So habe ich gehört Einst weilte der Erhabene im
Lande der Bhagger , bei Sumsumāragiri , im
Wildpark des Bhesakalā - Waldes. Im Lande der
Māgadher , im Dorfe Kallavālaputta, war nun
gerade zu dieser Zeit der ehrwürdige Mahā-
Moggallāna beim Sitzen von Schläfrigkeit
befallen (*1 ) . Dies schaute der Erhabene mit
dem himmlischen Auge, dem geklärten ,
übermenschlichen . Dies schauend, verschwand
er aus dem Wildpark des Bhesakalā -Waldes,
und , so schnell wie ein kräftiger Mann den
gebeugten Arm ausstreckt oder den gestreckten
Arm beugt , trat er im Lande der Māgadher , im
Dorfe Kallavālaputta, vor dem ehrwürdigen
Mahā- Moggallāna wieder in Erscheinung. Und
der Erhabene setzte sich auf dem vorbereiteten
Sitze nieder und sprach zum ehrwürdigen
Mahā- Moggallāna:
" Du bist wohl schläfrig , Moggallāna ? Du bist
wohl schläfrig , Moggallāna ?"
- "Ja, o Herr ."
- "So darfst du denn , Moggallāna , jene
Vorstellung , in der verweilend dich die
Müdigkeit überkommt, nicht beachten, nicht
großziehen . Dann mag es sein, daß, wenn du
derart verweilst, deine Müdigkeit schwindet .
Sollte aber, während du so verweilst, deine
Müdigkeit nicht schwinden, so magst du über
die Lehre , so wie du sie vernommen und gelernt
hast , nachdenken und nachsinnen , sie im Geiste
erforschen. Dann mag es sein, daß, wenn du
derart verweilst, deine Müdigkeit schwindet .
Sollte aber, während du so verweilst, deine
Müdigkeit nicht schwinden, so magst du,
Mogallāna , die Lehre, so wie du sie vernommen
und gelernt hast , ausführlich hersagen. Dann
mag es sein, daß, wenn du derart verweilst,
deine Müdigkeit schwindet .
Sollte aber, während du so verweilst, deine
Müdigkeit nicht schwinden, so magst du,
Mogallāna , beide Ohren hin und her schütteln
und mit der Hand deine Glieder reiben. Dann
mag es sein, daß, wenn du derart verweilst,
deine Müdigkeit schwindet .
Sollte aber, während du so verweilst, deine
Müdigkeit nicht schwinden, so magst du,
Mogallāna , dich vom Sitze erheben , deine
Augen mit Wasser abspülen (*2 ), darauf
Himmelskörper betrachten. Dann mag es sein,
daß, wenn du derart verweilst, deine Müdigkeit
schwindet .
Sollte aber, während du so verweilst, deine
Müdigkeit nicht schwinden, so magst du,
Mogallāna , deinen Geist auf die Vorstellung des
Lichtes heften, die Tagesvorstellung festhalten :
wie bei Tage so bei Nacht , wie des Nachts so bei
Tage . So magst du mit einem wachen,
ungetrübten Geiste, einem von Helle erfüllten
Bewußtseinszustand die Vorstellung des Lichtes
entfalten. Dann mag es sein, daß, wenn du
derart verweilst, deine Müdigkeit schwindet .
Sollte aber, während du so verweilst, deine
Müdigkeit nicht schwinden, so magst du,
Mogallāna , des Vorwärts - und Zurück[gehens]
gewahr , auf und ab wandeln , mit nach innen
gerichteten Sinnen , ohne den Geist nach außen
schweifen zu lassen . Dann mag es sein, daß,
wenn du derart verweilst , deine Müdigkeit
schwindet .
Sollte aber, während du so verweilst, deine
Müdigkeit nicht schwinden, so magst du,
Moggallāna , auf der rechten Seite liegend, in
der Löwenhaltung ausruhen, ein Bein über dem
anderen , achtsam, klar bewußt, den Geist auf
die Vorstellung des Wiederaufstehens
einstellend . Beim Erwachen aber , Mogallāna ,
sollst du dich schnell erheben und daran
denken : ' Nicht will ich mich dem Genusse des
Ausruhens und des Schlafens hingeben. ' So ,
Mogallāno , sollst du dich üben .
Ferner , Mogallāno , sollst du dich darin üben :
' Nicht will ich mich aufgeblähten Geistes zu den
Familien hinbegeben!' Denn wenn sich ein
Mönch aufgeblähten Geistes zu den Familien
hinbegibt , es aber dort Geschäfte zu erledigen
gibt , derenthalben die Leute dem
ankommenden Mönche keine Beachtung
schenken , so kommt dem Mönche der Gedanke :
' Wer hat mich denn mit dieser Familie
entzweit ? Diese Menschen scheinen jetzt
Abneigung gegen mich zu haben.' Und weil er
nichts erhält, gerät er in Bestürzung ; infolge
seiner Bestürzung wird er aufgeregt ; aufgeregt
aber ist er ohne Beherrschung; ohne
Beherrschung ist sein Geist fern der Sammlung.
Ferner , Mogallāno , sollst du dich darin üben :
' Keinen heftigen Wortwechsel will ich führen !'
Denn bei heftigem Wortwechsel hat man einen
großen Schwall von Worten zu erwarten, bei
einem großen Wortschwall aber Aufgeregtheit,
bei Aufgeregtheit Mangel an Beherrschung , und
ohne Beherrschung ist der Geist fern von der
Sammlung.
Nicht lobe ich , Moggallāna, jedwede
Gemeinschaft ; und nicht tadele ich , Moggallāna,
jedwede Gemeinschaft . Gemeinschaft mit
Mönchen, die sich den Hausleuten zugesellen,
die lobe ich nicht (*3 ) . Doch was es da an
Behausungen gibt , dem Lärm und Geräusch
unzugänglich , von kühlen Winden umweht , den
Menschen entzogen , zur Loslösung geeignet :
die Gemeinschaft ( mit Mönchen) in solchen
Behausungen , die lobe ich . "
Auf diese Worte sprach der ehrwürdige Mahā -
Moggallāna zum Erhabenen also (*4 ):
" Inwiefern wohl, o Herr , ist ein Mönch , kurz
gesagt , durch Aufhebung des Begehrens erlöst,
im Besitze höchster Gewißheit, höchster
Sicherheit , höchster Reinheit , höchster
Vollendung , ist der Edelste unter Göttern und
Menschen ?"
" Da, Moggallāna , hat ein Mönch vernommen :
Kein Ding (*5 ) ist wert, daß man daran haftet.
Hat nun der Mönch dies vernommen , so lernt er
jedes Ding gründlich kennen (*6 ). Hat er es
gründlich kennen gelernt, so durchschaut er
jedes Ding (*7) . Wenn er dann so jedes Ding
durchschaut hat und er dann irgendein Gefühl
empfindet , sei es erfreulich , leidig oder weder
erfreulich noch leidig, so weilt er bei diesen
Gefühlen in der Betrachtung ihrer
Vergänglichkeit, in der Betrachtung ihrer
Aufhebung und in der Betrachtung der
Loslösung von ihnen. In solcher Betrachtung der
Gefühle verweilend, hängt er an nichts mehr in
der Welt . An nichts mehr hängend , erzittert er
nicht mehr; nicht mehr erzitternd , erreicht er
eben aus sich selber heraus das Nibbāna.
' Versiegt ist die Wiedergeburt, erfüllt der
Heilige Wandel; getan ist , was zu tun war;
nichts Weiteres mehr nach diesem hier' , so
erkennt er (*8) .
Insofern , Moggallāna, ist ein Mönch , kurz
gesagt , durch Aufhebung des Begehrens erlöst,
im Besitze höchster Gewißheit, höchster
Sicherheit , höchster Reinheit , höchster
Vollendung , ist der Edelste unter Göttern und
Menschen ."
(*1 ) Dem K zufolge hatte Mahā Moggallāna eine
Woche lang das meditierende Auf- und
Abgehen geübt.
(*2 ) ChS, PTS: anumajjitvā; andere Manuskripte
und K : apanijitvā (zu nij, 'waschen ') .
(*3 ) Der Text dieser Stelle ist unsicher . ChS,
PTS: sagahattha -pabbajitehi . .. samsaggam na
vannayāmi . Eine der in PTS angeführten
Lesarten hat : sangahattham pabbajitehi .. ., 'nicht
lobe ich die Gemeinschaft mit Hauslosen zum
Zwecke der Geselligkeit '.
(*4 ) Auch in M.37, wo Mahā- Moggallāna diese
Lehrdarlegung dem Götterkönig Sakka vorträgt.
(*5 ) K : Die 5 Daseinsgruppen, 12
Sinnengrundlagen , 18 Elemente; Subk : diese
sind nämlich das Gebiet des Hellblicks
( vipassanā) , auf den sich der hier dargestellte
Erkenntnisgang bezieht.
(*6 ) abhijānāti; K : ' das Durchschauen des
Erkannten ' (ñāta -pariññā; s. Wtb : pariññā; VisM
831 ) , d. i. das völlige Vertrautsein mit dem
Erkenntnisgegenstand , in seinen ihm jeweils
eigentümlichen Merkmalen , Funktionen usw .
(*7 ) parijānāti , K: 'die untersuchende
Durchschauung ' (tīrana- pariññā), d .i. der die drei
Merkmale ( Vergänglichkeit usw .) feststellende
Hellblick.
(*8 ) Laut K erreichte Mahā -Moggallāna nach
dem Hören dieser Lehrrede die Heiligkeit ; dies
geschah eine Woche nach seiner Ordination."
Zur Überwindung der Schläfrigkeit
-
-
Wirkt besser als Kaffee.