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Referat über das Thema Buddhismus und Behinderungen

  • Teira
  • 9. März 2011 um 07:14
  • Zum letzten Beitrag
  • Teira
    Gast
    • 9. März 2011 um 07:14
    • #1

    Hallo, ich bin Tanja....22 Jahre alt und in der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin.
    Ich halte bald ein Referat über das Thema Buddhismus und Behinderungen und wollte hier mal nachfragen ob sich jemand damit gut auskennt und mir hier weiterhelfen kann.
    Danke :)

  • accinca
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    • 9. März 2011 um 14:44
    • #2
    Teira:

    Hallo, ich bin Tanja....22 Jahre alt und in der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin.
    Ich halte bald ein Referat über das Thema Buddhismus und Behinderungen und wollte hier mal nachfragen ob sich jemand damit gut auskennt und mir hier weiterhelfen kann.
    Danke :)


    Ein großes Thema. Von der Lehre des Buddha aus gesehen
    ist jedes Wesen schwer behindert was ihn immer wieder Leiden
    erfahren läßt. Diese Behinderungen sind sowohl körperlich durch
    einen Körper, der der Krankheit und des Todes ausgeliefert ist.
    Aber auch geistig wie psychisch sind die Wesen schwer behindert.
    Durch Begehren, durch Haß und durch Verblendung und Nichtwissen
    und alle diese Dinge begleiten die Wesen seit undenklichen Zeiten
    durch die Finsternis des Samsāro.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca (14. März 2011 um 15:24)

  • Teira
    Gast
    • 14. März 2011 um 14:45
    • #3

    mmm aber wie ist das denn mit denjenigen die jetzt im Rollstuhl sitzen und auf Hilfe angewiesen sind.... weil ich hatte irgendwo mal gehört das eine Behinderung eine Bestrafung ist für den Menschen das er im vorherigen Leben irgendwas schlimmes getan hat und das die aufgrund dessen im Land dann er verachtet werden... stimmt das?? Oder werden die da als ganz normale Menschen angesehen und das denen dann mit Liebe und Zuwendung geholfen wird auf deren Lebensweg??

  • Kat
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    • 14. März 2011 um 15:29
    • #4
    Teira:

    mmm aber wie ist das denn mit denjenigen die jetzt im Rollstuhl sitzen und auf Hilfe angewiesen sind.... weil ich hatte irgendwo mal gehört das eine Behinderung eine Bestrafung ist für den Menschen das er im vorherigen Leben irgendwas schlimmes getan hat und das die aufgrund dessen im Land dann er verachtet werden... stimmt das?? Oder werden die da als ganz normale Menschen angesehen und das denen dann mit Liebe und Zuwendung geholfen wird auf deren Lebensweg??


    Ja, auf jeden Fall! Eines der Grundprizipien des Buddhisus ist metta, was mit liebevolle Güte übersetzt werden kann. Dem Leid aller Wesen ist abzuhelfen.

    Wie die lebensnahe Umsetzung des Prinzips in jeweilien asiatischen Land aussieht, ist eine andere Frage. Auch in den vermeintlich christlichen Länder sieht es mit der Nächstenliebe auch nicht unbedingt rosig aus.

    Und das mit der Bestrafung für früheres Leben: Ja, da wird auch unter den westlichen Buddhisten gestritten. Ich persönlich halte diese Vereinfachung der Lehre von Wiedergeburt und karma für allzu simpel.


    Kat

    appamadena sampadetha!

  • Sven
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    • 14. März 2011 um 15:44
    • #5
    Teira:

    mmm aber wie ist das denn mit denjenigen die jetzt im Rollstuhl sitzen und auf Hilfe angewiesen sind.... weil ich hatte irgendwo mal gehört das eine Behinderung eine Bestrafung ist für den Menschen das er im vorherigen Leben irgendwas schlimmes getan hat...


    Ja, eine körperliche Behinderung ist im Buddhismus und Hinduismus eine Wirkung von unheilsamen Taten in vorhergegangenen Leben. Das ist IMHO der großes Manko des Buddhismus' und auch nicht beweisbar. Ich persönlich lehne das ab.

    Teira:

    und das die aufgrund dessen im Land dann er verachtet werden... stimmt das?? Oder werden die da als ganz normale Menschen angesehen und das denen dann mit Liebe und Zuwendung geholfen wird auf deren Lebensweg??


    Den Menschen wird meist schon mit Liebe und Zuwendung geholfen. Es sind zwar gläubige Buddhisten, aber nebenbei auch ganz normale Menschen :)
    Aber der Karmagedanke wirkt natürlich auch immer ungünstig mit.

    Gruß
    Sven

  • accinca
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    • 14. März 2011 um 15:55
    • #6
    Teira:

    mmm aber wie ist das denn mit denjenigen die jetzt im Rollstuhl sitzen und auf Hilfe angewiesen sind....


    Alle sind immer wieder auf Hilfe angewiesen ob sie nun
    ein Rollstuhl bekommen konnten oder nicht. Mal geht es
    dem einen etwas besser mal dem anderen. So geht das
    auf und ab von Leben zu Leben. Manchmal machen die
    Wesen Fehler manchmal auch nicht. Daher ist nach der Lehre
    auf die Dauer auch keiner besser oder schlechter als ein anderer.
    Auf der Welt gibt es keine Sicherheit, Alter, Krankheit, Katastrophen,
    gibt es immer wieder. Die Christen bzw. Monotheisten glauben ein
    Gott hätte das alles geschaffen und würde das Leiden daher billigen
    oder machen und ein übriges täte der Mensch durch seinen angeblich
    freien Willen. Die Materialisten glauben an Zufälle. Durch Zufälle
    erführen die einen Freude die anderen Leiden und ein übriges täte
    der Mensch durch seinen angeblich freien Willen. Die Lehre von Saat
    und Ernte der guten und schlechten Taten lehrt, das es das entsprechende
    Wirken ist, daß die Wesen so sein läßt wie sie sind und sie dadurch
    den leidhaften oder freudigen Umständen ausgesetzt sind und diese
    daher zum Erleben kommen.

  • Dharma-chakra
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    • 14. März 2011 um 21:18
    • #7
    Teira:

    mmm aber wie ist das denn mit denjenigen die jetzt im Rollstuhl sitzen und auf Hilfe angewiesen sind.... weil ich hatte irgendwo mal gehört das eine Behinderung eine Bestrafung ist für den Menschen das er im vorherigen Leben irgendwas schlimmes getan hat und das die aufgrund dessen im Land dann er verachtet werden... stimmt das?? Oder werden die da als ganz normale Menschen angesehen und das denen dann mit Liebe und Zuwendung geholfen wird auf deren Lebensweg??

    Vorgeben, jemandem helfen zu wollen und sich dabei als etwas besseres zu fühlen, ist nur eine versteckte Form von Gewalt.

    http://www.dharma-chakra.de

  • Teira
    Gast
    • 15. März 2011 um 08:50
    • #8

    Vorgeben, jemandem helfen zu wollen und sich dabei als etwas besseres zu fühlen, ist nur eine versteckte Form von Gewalt.

    Was genau meinst du damit ??
    Mich würde ja auch mal interessieren wie bei einem Rollstuhlfahrer der Tagesablauf so aussieht (hat er die Möglichkeit eine Schule zu besuchen? oder ist er einfach ein unauffälliger Mitläufer?)
    Und wie ist das wenn jemand schwerst-mehrfach behindert ist und fast gar nichts alleine kann.
    Hat man dort sowas wie Familienentlastenen Dienst oder das der Familie mit dem Behinderten Menschenen von außen geholfen wird?
    Wie sieht das mit der Religionserziehung deren aus....

    Sorry wenn das so viele Fragen auf einmal sind...... :)

  • Kat
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    • 15. März 2011 um 11:34
    • #9
    Teira:

    Vorgeben, jemandem helfen zu wollen und sich dabei als etwas besseres zu fühlen, ist nur eine versteckte Form von Gewalt.

    Was genau meinst du damit ??
    Mich würde ja auch mal interessieren wie bei einem Rollstuhlfahrer der Tagesablauf so aussieht (hat er die Möglichkeit eine Schule zu besuchen? oder ist er einfach ein unauffälliger Mitläufer?)
    Und wie ist das wenn jemand schwerst-mehrfach behindert ist und fast gar nichts alleine kann.
    Hat man dort sowas wie Familienentlastenen Dienst oder das der Familie mit dem Behinderten Menschenen von außen geholfen wird?
    Wie sieht das mit der Religionserziehung deren aus....

    Sorry wenn das so viele Fragen auf einmal sind...... :)

    Jetzt bin ich verwirrt.. Auf welches konkrete Land beziehst du dich mit diesen Fragen??

    Auf irgendein Land, in dem Buddhisten die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen? Welches?

    verwirrt, und mit Metta

    Kat

    edit:

    So, laut WWW: "Heute gibt es weltweit schätzungsweise über 450 Millionen Buddhisten. Am stärksten ist der Buddhismus in Tibet, Thailand, Taiwan, Japan, Vietnam, der Mongolei, Bhutan, Kambodscha, China, Laos, Südkorea, Myanmar und Sri Lanka verbreitet. "

    Ich glaube nicht, dass die hiesigen Foristen eine ausführliche Darstellung des Sozialsystems dieser Länder und der dortigen Behindertenfürsorge anbieten könnten. Aber natürlich kann ich mich irren... ;)

    kat

    appamadena sampadetha!

  • Dharma-chakra
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    • 15. März 2011 um 18:42
    • #10
    Teira:

    Vorgeben, jemandem helfen zu wollen und sich dabei als etwas besseres zu fühlen, ist nur eine versteckte Form von Gewalt.

    Was genau meinst du damit ??

    Nun, im Buddhismus macht man keinen großen Wirbel darum, wenn man jemandem hilft. Man tut einfach das, was getan werden muss, ohne für sich irgendwelche Bestätigungen daraus abzuleiten - wie z.B was bin ich doch für ein toller Mensch, weil ich diesem armen Würstchen helfen konnte – so etwas wäre nur arrogant.

    http://www.dharma-chakra.de

  • pali
    Gast
    • 15. März 2011 um 21:20
    • #11
    Teira:

    mmm aber wie ist das denn mit denjenigen die jetzt im Rollstuhl sitzen und auf Hilfe angewiesen sind.... weil ich hatte irgendwo mal gehört das eine Behinderung eine Bestrafung ist für den Menschen das er im vorherigen Leben irgendwas schlimmes getan hat und das die aufgrund dessen im Land dann er verachtet werden... stimmt das??

    Hallo Teira, ja, es gibt diese Meinung, aber das ist einfach nur Quatsch ... 'Karma' (= 'Aktion', 'Wirken') ist in Buddhas Lehre untrennbar mit 'cetana', dem Willen verbunden. So kommt es z.B. deutlich in Anguttara Nikaya VI.63 zum Ausdruck:

    "Es wurde ferner gesagt, daß man das Wirken (karma) zu erkennen hat, sowie seine bedingte Entstehung, seine Verschiedenartigkeit, sein Ergebnis, seine Aufhebung und den zu seiner Aufhebung führenden Weg. Warum aber wurde dies gesagt? Den Willen, ihr Mönche, bezeichne ich als das Wirken (cetanaham bhikkave kammam vadami), denn, nachdem man es gewollt hat, vollbringt man das Wirken in Werken, Worten und Gedanken (mit Körper, Sprache und Geist, kaya, vac und manas)."

    Will heissen, nicht WAS dir passiert ist Karma, sondern WIE du damit umgehst, WAS dir passiert ...

    _( )_

  • Dorje Sema
    Gast
    • 15. März 2011 um 21:54
    • #12

    na hoppla,

    Zitat

    *
    Karma

    Pāli: kamma, wörtl. 'Wirken, Tat',

    bezeichnet, genau genommen, den die Wiedergeburt erzeugenden oder Charakter und Geschick der Wesen beeinflussenden heilsamen oder unheilsamen Willen (kusala- oder akusala-cetanā) sowie die damit verbundenen Geistesfaktoren. Dieser karmische Wille (kamma-cetanā) äußert sich

    * in körperlichen Taten (kāya-kamma),
    * in Worten (vacī-kamma) oder
    * in Gedanken (mano-kamma).

    Karma bedeutet also keineswegs das Ergebnis des Wirkens, oder gar das Schicksal von Menschen oder ganzen Völkern, wie unter dem Einflusse der Theosophie die beinahe allgemeine Auffassung im Westen ist.


    »Den Willen (cetanā), ihr Mönche, bezeichne ich als die Tat (cetanāham bhikkhave kammam vadāmi), denn mit dem Willen wirkt man die Tat in Werken, Worten und Gedanken . . .

    Es gibt Taten, ihr Mönche,

    * die in der Hölle reifen . . .
    * im Tierschoße reifen . . .
    * im Gespensterreiche reifen . . .
    * in der Menschenwelt reifen . . .
    * in der Himmelswelt reifen . . .

    Dreierlei aber ist das Ergebnis der Taten: entweder bei Lebzeiten reifend oder in der nächsten Geburt, oder bei einer späteren Gelegenheit . . .« (A.VI.63).


    Die 3 Anlässe oder Wurzeln des heilsamen Wirkens sind:

    * Gierlosigkeit,
    * Haßlosigkeit (Güte),
    * Unverblendung (Einsicht);

    die des unheilsamen Wirkens aber:

    * Gier, Anhaften (lobha),
    * Haß, Ablehnung (dosa),
    * Verblendung, Unwissenheit (moha).

    »Gier, ihr Mönche, ist ein Entstehungsgrund der Taten, Haß ist ein Entstehungsgrund der Taten, Verblendung ist ein Entstehungsgrund der Taten . . .« (A.III.112, A.III.34, A.III.147) »Die unheilsamen Taten sind von dreierlei Art bedingt durch Gier, durch Haß oder durch Verblendung . . .«


    »Töten . . . Stehlen . . . Geschlechtsvergehen . . . Lüge . . . Zwischenträgerei . . . rohe Rede . . . törichtes Plappern, ausgeübt, gepflegt und häufig betrieben, führt zur Hölle, zum Tierschoße, oder zum Gespensterreiche« (A.VIII.40).


    * Wer tötet und grausam ist, gelangt entweder zur Hölle oder wird, wenn als Mensch wiedergeboren, kurzlebig sein;
    * wer quält, wird mit Krankheit behaftet sein,
    * der Zornige wird hässlich, sein,
    * der Neidische ohne Einfluss,
    * der Geizige arm,
    * der Störrige von niedriger Abstammung,
    * der Nachlässige ohne Einsicht.

    Im umgekehrten Falle wird man im Himmel wiedergeboren; oder als Mensch wiedergeboren wird man langlebig sein, mit Gesundheit, Anmut, Einfluß, Reichtum, vornehmer Abstammung und Einsicht ausgestattet« (vgl. M. 135). -


    Über die 10fache heilsame und unheilsame Wirkensfährte siehe kammapatha;

    über die 5 höllischen 'Taten mit unmittelbarem Ausgang' siehe ānantarika-kamma.


    * »Eigner der Taten sind die Wesen, Erben der Taten,
    * die Taten sind der Schoß, der sie gebiert, sind ihre Freunde, ihre Zuflucht.
    * Was immer für Taten sie tun, gute oder böse, deren Erben werden sie sein." (M. 135).


    Mit Hinsicht auf die Zeit des Eintritts der Wirkung (vipāka) unterscheidet man, wie oben bereits angedeutet, dreierlei Karma:


    1. bei Lebzeiten reifendes Karma (ditthadhamma-vedanīya-kamma),
    2. im nächsten Leben reifendes Karma (upapajja-vedanīya-kamma),
    3. in späteren Leben reifendes Karma (aparāpariya-vedanīya-kamma).


    Die ersten zwei Taten mögen ohne Karmawirkung bleiben, falls die zum Eintritt der Wirkung erforderlichen Umstände fehlen, oder falls sie infolge zu geringer Intensität durch das Übergewicht von entgegenwirkenden Tendenzen keine Wirkung zu erzeugen imstande sind; in diesem Falle nennt man sie ahosi-kamma, wörtl. 'gewesenes Karma', d.i. wirkungsloses Karma.

    Die dritte Art aber erzeugt bei gebotener Gelegenheit stets eine Wirkung; und solange der Daseinskreislauf dauert, wird diese Art des Kamma nicht zu einer wirkungslosen.


    Nach den Kommentaren, z.B. Visuddhi XIX, gilt der erste karmische Impulsivmoment (kamma-javana; siehe javana) als das bei Lebzeiten reifende Karma, der 7. Impulsivmoment als das im nächsten Leben reifende Karma; die übrigen 5 Impulsivmomente aber gelten als das bei späterer Gelegenheit reifende Karma.

    Mit Hinsicht auf die Funktionen des Karma unterscheidet man:


    1. Wiedergeburterzeugendes Karma (janaka-kamma),
    2. unterstützendes Karma (upatthambhaka),
    3. unterdrückendes Karma (upapīlaka),
    4. zerstörendes Karma (upaghātaka oder upacchedaka). -


    (1) erzeugt bei der Wiedergeburt und während des Lebensfortganges die Daseinsgruppen.
    (2) vermag keine Karmawirkung zu erzeugen, sondern diese bloß im Gange zu erhalten.
    (3) unterdrückt die Karmawirkungen.
    (4) zerstört ein schwächeres Karma und läßt nur seine eigene Wirkung zu.


    Vgl. Vis. XVII.

    Mit Hinsicht auf die Reihenfolge der Wirkung unterscheidet der Vis.:


    1. gewichtiges (garuka) Karma
    2. häufig geübtes (ācinna u. bahula) Karma
    3. sterbensnahes (maranāsanna) Karma
    4. aufgespeichertes (katattā) Karma


    Das gewichtige und das häufig geübte (heilsame und unheilsame) Karma reift früher als das nichtgewichtige und das selten geübte. Das sterbensnahe, d.i. zur Sterbestunde in Gedächtnis tretende gute oder böse Karma, erzeugt die Wiedergeburt. In Ermangelung dieser drei erzeugt das aufgespeicherte Karma die Wiedergeburt.-


    Ein wahres Verständnis der buddhistischen Karmalehre ist nur dem möglich, der einen tiefen Einblick in die Unpersönlichkeit (siehe anattā), u. Bedingtheit (siehe paccaya, paticcasamuppāda) aller Daseinsphänomene getan hat.


    »Überall in allen den Daseinsformen zeigt sich einem solchen bloß das durch Verknüpfung von Ursachen und Wirkungen im Gange befindliche Geistige und Körperliche. Keinen Täter sieht er außerhalb der Taten, keinen die Karmawirkung Erfahrenden außerhalb der Karmawirkung. Daß aber die Weisen sich nur einer bloßen konventionellen Bezeichnung bedienen, wenn sie mit Hinsicht auf das Stattfinden einer Tat von einem 'Täter' und beim Eintritt ihrer Wirkung von einem die karmische Wirkung 'Erfahrenden' sprechen: das hat er in rechter Einsicht klar erkannt. Darum sagen eben die alten Meister:


    »Nicht findet man der Taten 'Täter',
    Kein 'Wesen', das die Wirkung trifft
    Nur leere Dinge zieh'n vorüber:
    Wer so erkennt, hat rechten Blick.
    »Und während so die Tat und Wirkung
    Im Gange sind, wurzelbedingt,
    Kann, wie beim Samen und beim Baume,
    Man keinen Anfang je erspäh'n.«

    (Vis. XIX).-


    Karma ist eine der 24 Abhängigkeitsbedingungen (siehe paccaya).

    Über Karmawirkung siehe A.III.101.

    Alles anzeigen


    Zitat

    A.III.101 Die Karmawirkung - 9. Loṇakapalla Sutta

    Sollte, ihr Mönche, die Behauptung zutreffen, daß der Mensch für jedwede Tat (kamma), die er verübt, die ihr jedesmal genau entsprechende Wirkung erfährt (*3), so ist in diesem Falle, ihr Mönche, eine heiliger Wandel ausgeschlossen und keinerlei Möglichkeit besteht für völlige Leidensvernichtung.

    Sollte aber, ihr Mönche, die Behauptung zutreffen, daß, wenn der Mensch eine Tat verübt, er je nach der unterschiedlichen Art der zu erfahrenden Auswirkung die der Tat entsprechende Wirkung erfährt (*4), so mag es in diesem Falle einen heiligen Wandel geben und es besteht die Möglichkeit für völlige Leidensvernichtung.

    Da hat einer, ihr Mönche, nur ein kleines Vergehen verübt, und dieses bringt ihn zur Hölle. Ein anderer aber hat eben dasselbe kleine Vergehen verübt, doch es reift noch bei Lebzeiten (ditthadhamma-vedanīyam), und nicht einmal die kleinste Wirkung tut sich kund [in einem künftigen Dasein], geschweige denn eine große.

    Welcherart aber, ihr Mönche, ist der Mensch, den ein kleines Vergehen, das er verübt hat, zur Hölle bringt? Da hat ein Mensch [den Einblick in] den Körper nicht entfaltet (*5), hat seine Sittlichkeit nicht entfaltet, seine [meditative] Geistigkeit und seine Weisheit nicht entfaltet; er ist beschränkt, von kleinlicher Gesinnung, und selbst infolge von Kleinigkeiten hat er zu leiden (*6). Einen solchen Menschen mag selbst ein kleines Vergehen zur Hölle bringen.

    Welcherart aber ist der Mensch, bei dem eben dasselbe kleine Vergehen noch bei Lebzeiten zur Reife gelangt und [in einem künftigen Dasein] nicht einmal eine kleine Wirkung sich kundtut, geschweige denn eine große (*7)? Da hat ein Mensch [den Einblick in] den Körper entfaltet, hat seine Sittlichkeit, seine Geistigkeit und seine Weisheit entfaltet; er ist nicht beschränkt, ein großer Charakter, der nicht begrenzt (*8) ist [durch die Leidenschaften]. Bei einem solchen Menschen gelangt eben dasselbe kleine Vergehen noch bei Lebzeiten zur Reife und [in einem künftigen Dasein] tut sich nicht einmal eine kleine Wirkung kund, geschweige denn eine große.

    Was meint ihr wohl, ihr Mönche: gesetzt, es würde ein Mann einen Klumpen Salz in eine kleine Tasse voll Wasser werfen; würde da wohl das wenige Wasser in der Tasse durch jenen Salzklumpen salzig und ungenießbar werden? -

    »Gewiß, o Herr.« - »Und warum?« - »Es befindet sich ja, o Herr, nur sehr wenig Wasser in der Tasse. Das würde durch jenen Klumpen Salz salzig werden und ungenießbar.« -

    »Wenn aber ein Mann einen Klumpen Salz in den Gangesstrom wirft, was meint ihr da, o Mönche, würde dann das Wasser des Gangesstromes durch jenen Salzklumpen salzig und ungenießbar werden?« - »Das wohl nicht, o Herr.« - »Und warum nicht?« - »Es befindet sich ja, o Herr, eine gewaltige Menge Wasser im Gangesstrom; das würde durch jenen Klumpen Salz nicht salzig und ungenießbar werden.« -

    »Ebenso, ihr Mönche, ist es mit einem, der nur ein kleines Vergehen verübt hat, und es bringt ihn zur Hölle. Und ein anderer hat eben dasselbe kleine Vergehen verübt, doch es reift noch bei Lebzeiten, und nicht einmal eine kleine Wirkung tut sich [später] kund, geschweige denn eine große.

    Da kommt, ihr Mönche, einer ins Gefängnis wegen eines halben Groschens oder wegen eines Groschens oder wegen hundert Groschen. Ein anderer aber kommt nicht ins Gefängnis, weder wegen eines halben Groschens, noch wegen eines Groschens, noch wegen hundert Groschen.

    Wer aber kommt ins Gefängnis wegen eines halben Groschens oder wegen eines Groschens oder wegen hundert Groschen? Da ist einer arm, bedürftig, mittellos: ein solcher kommt ins Gefängnis wegen eines halben Groschens oder wegen eines Groschens oder wegen hundert Groschen.

    Wer aber kommt nicht ins Gefängnis, weder wegen eines halben Groschens, noch wegen eines Groschens, noch wegen hundert Groschen? Da ist einer reich, wohlhabend, hochbegütert: ein solcher kommt nicht ins Gefängnis, weder wegen eines halben Groschens, noch wegen eines Groschens, noch wegen hundert Groschen.

    Da ist ferner, o Mönche, ein Hammelbesitzer oder ein Hammelschlächter wohl imstande, einen, der ihm einen Hammel gestohlen hat, zu prügeln, ihn in Fesseln zu legen, ihm seine Habe wegzunehmen und mit ihm nach Belieben zu verfahren. Bei einem anderen aber, der ihm einen Hammel gestohlen hat, kann er dies nicht tun.

    Wen aber ist der Hammelbesitzer oder Hammelschlächter imstande zu prügeln, in Fesseln zu legen, ihm seine Habe wegzunehmen und mit ihm nach Belieben zu verfahren? Da ist einer arm, bedürftig, mittellos: wenn ein solcher einen Hammel gestohlen hat, so ist der Hammelbesitzer oder Hammelschlächter imstande, mit ihm so zu verfahren.

    Wen aber kann der Hammelbesitzer oder Hammelschlächter nicht prügeln, in Fesseln legen, ihm seine Habe wegnehmen und nach Belieben mit ihm verfahren? Da ist einer reich, wohlhabend, hochbegütert, ein König oder eines Königs Minister: wenn ein solcher einen Hammel gestohlen hat, so kann der Hammelbesitzer oder Hammelschlächter ihn weder prügeln, noch fesseln, noch seine Habe wegnehmen, noch nach Belieben mit ihm verfahren; sondern gewißlich wird er ihn mit ehrfurchtsvoll gefalteten Händen bitten: 'O Herr, gib mir meinen Hammel oder den Preis, den er wert ist!'

    Ebenso auch, ihr Mönche, ist es mit einem, der nur ein kleines Vergehen verübt hat, und es bringt ihn zur Hölle. Und ein anderer hat eben dasselbe kleine Vergehen verübt, doch es reift noch bei Lebzeiten, und nicht einmal eine kleine Wirkung tut sich [später] kund, geschweige denn eine große.

    Welcherart aber ist der Mensch, den ein kleines Vergehen, das er verübt hat, zur Hölle bringt? Da hat ein Mensch [den Einblick in] den Körper nicht entfaltet, hat seine Sittlichkeit nicht entfaltet, seine Geistigkeit und Weisheit nicht entfaltet; er ist beschränkt, von kleinlicher Gesinnung, und selbst infolge von Kleinigkeiten hat er zu leiden. Einen solchen Menschen mag selbst ein kleines Vergehen in die Hölle bringen.

    Welcherart aber ist der Mensch, bei dem eben dasselbe kleine Vergehen noch bei Lebzeiten zur Reife gelangt und [später] nicht einmal eine kleine Wirkung sich kund tut, geschweige denn eine große? Da hat ein Mensch [den Einblick in] den Körper entfaltet, hat seine Sittlichkeit, seine Geistigkeit und seine Weisheit entfaltet; er ist nicht beschränkt, ein großer Charakter, der nicht begrenzt ist [durch die Leidenschaften]. Bei einem solchen Menschen gelangt eben dasselbe kleine Vergehen noch bei Lebzeiten zur Reife, und [später] tut sich nicht einmal eine kleine Wirkung kund, geschweige denn eine große.

    Sollte, ihr Mönche, die Behauptung zutreffen, daß der Mensch für jedwede Tat, die er verübt, die ihr jedes Mal genau entsprechende Wirkung erfährt, so ist in diesem Falle ein heiliger Wandel ausgeschlossen und keinerlei Möglichkeit besteht für völlige Leidensvernichtung. Sollte aber die Behauptung zutreffen, daß, wenn der Mensch eine Tat verübt, er je nach der unterschiedlichen Art der zu erfahrenden Auswirkung die der Tat entsprechende Wirkung erfährt, so mag es in diesem Falle einen heiligen Wandel geben und es besteht die Möglichkeit für völlige Leidensvernichtung.

    (*3) Yathā yathā'yam puriso kammam karoti tathā tathā tam patisamvediyati. Dieser Behauptung zufolge ist das Auftreten einer Karmawirkung in einem der betr. Tat genau entsprechend Ausmaß unvermeidlich. Dies ist jedoch keineswegs die buddhistische Lehre.

    (*4) Yathā yathā vedanīyam ayam puriso kammam karoti, tathā tathā vipākam patisamvediyati; wtl: Wenn ein Mensch eine Tat mit einer so oder so zu erfahrenden [Wirkung] verübt, so wird er das dementsprechende Karma-Ergebnis erfahren. -

    Der Ausdruck 'vedanīyam', 'das zu erfahrende' oder 'zu empfindende', ist ein Hinweis auf die dreifache Einteilung des Kamma hinsichtlich des Zeitpunkts seiner Auswirkung:

    1. die Tat, deren Wirkung noch bei Lebzeiten eintritt (ditthadhamma-vedanīya-kamma)
    2. die Tat mit einer Wirkung im nächsten Leben (upapajja-vedanīya-kamma)
    3. die Tat mit einer Wirkung in einem späteren Leben (aparapariyāya-vedanīya-kamma).

    Vgl. A.III.34.

    Die ersten zwei Taten mögen ohne Wirkung bleiben, falls die zum Eintritt der Wirkung erforderlichen Umstände fehlen oder wenn die Wirkung infolge zu geringer Intensität durch das Übergewicht entgegenwirkender Tendenzen aufgehoben wird (ahosi-kamma). Demnach zieht also durchaus nicht jede heilsame oder unheilsame Tat (kamma), wie oft angenommen wird, unter allen Umständen eine ihr genau entsprechende Wirkung nach sich, und aus diesem Grunde ist die erste der beiden im obigen Text genannten Lehren falsch. Nach dieser Lehre wäre es z.B. dem Angulimāla unmöglich gewesen, noch bei Lebzeiten die Heiligkeit zu erreichen, da er ja für seine Mordtaten noch nach dem Tode in der Hölle zu büßen gehabt hätte.

    Die dritte Kamma-Art aber hat stets ihre Wirkung, wenn immer eine Gelegenheit dafür besteht; und solange der Daseinskreislauf dauert, wird diese Art des Kamma nicht wirkungslos bleiben.

    (*5) abhāvita-kāyo. Lt. K bezieht sich dies auf die Übung der Körper-Betrachtung gemäß dem Satipatthāna-Sutta.

    (*6) appa-dukkha-vihārī. K: selbst durch eine geringfügige Übeltat hat er ein leidvolles Leben.

    (*7) Das folgende bezieht sich, lt. K, vor allem auf den triebversiegten Heiligen.

    (*8) appamāno. Die Begrenzungen oder Beschränkungen (pamāna) des Charakters sind Gier, Haß und Wahn.

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    oho hört, hört ???


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema

  • Klee
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    • 5. Oktober 2011 um 08:11
    • #13

    Guten Morgen,

    ich wühle mich gerade weiter durch das Forum hier und bin gerade auf dieses Thema aufmerksam geworden.
    Für mich ist das Thema ein alltägliches Thema, weil unsere Pflegetochter geistig behindert ist.

    Offen gesagt, mache ich mir herzlich wenig Gedanken, ob sie in ihrem vorherigen Leben ein ganz schrecklicher Mensch war, der nun die karmischen Folgen ausbaden muss.
    Wir haben sie mit dem Hintergrund ihrer Schwerbehinderung aufgenommen und angenommen --- und sie ist eben so wie sie ist.
    Für mich macht es keinen Sinn, würde ich mir über die möglichen Bedingungen den Kopf zerbrechen, die sie aus vorherigen Leben mit sich bringt.

    Wichtig ist uns, dass sie sich "hier und jetzt" in ihrem Körper wohl fühlt.
    Wir sehen uns auch nicht als Wohltäter oder "besonders gute Menschen", weil wir uns für sie entschieden haben. Es hat für uns nur keinen Grund gegeben, sie aufgrund dessen, was sie mit sich gebracht hat und mit sich bringt, nicht aufzunehmen.
    Bei uns hat es nie einen Wunsch nach "Garantie auf gesunde Kinder" gegeben.


    Hätten wir uns entschieden, leibliche Kinder in die Welt zu setzen, statt Kinder anzunehmen, hätte es genauso passieren können, dass ich mit einem behinderten Kind schwanger geworden wäre. Meine us-amerikanische Freundin würde sagen: "That's life..." - oder wie John Lennon mal sagte: "Leben ist das was passiert, während du dabei bist, Pläne zu schmieden."

    Uns macht es ganz viel Freude, mit ihr zu leben, auch wenn es manchmal sehr anstrengend und herausfordernd sein kann.

    Herzliche Grüße

    "Klee"


    *******Den Charakter eines Menschen erkennt man nicht so sehr daran, was andere über ihn sagen, sondern daran, was er über andere sagt.******

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  • Lillitschka
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    • 5. Oktober 2011 um 13:45
    • #14

    Also mit "Strafe" hat Karma nun gar nichts zu tun.
    Karma ist Ursache und Wirkung, nichts anderes.

    Abgesehen davon gibt es schwerstbehinderte Menschen die glücklicher/zufriedener sind als viele "Nicht-Behinderte".
    Bei allem worunter wir leiden liegt es an uns, wie wir damit umgehen.
    Meistens geht doch ein körperlich gesunder Mensch davon aus, dass ein Körperbehinderter unter seiner Behinderung leidet.
    Ist auch nur eine Vorstellung/Meinung.

    LG
    Lillitschka

    PS: es gibt z.Bspl. ambulante Pflegedienste, die solchen Menschen und deren Familien helfen (dafür gibts auch die Pflegestufen usw.);
    es gibt spezielle Kindergärten und Schulen.

  • Klee
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    • 5. Oktober 2011 um 14:32
    • #15

    Hallo Lillitschka,

    Zitat

    Also mit "Strafe" hat Karma nun gar nichts zu tun.
    Karma ist Ursache und Wirkung, nichts anderes.

    ja - das kann oft leicht mißverstanden und als "Strafe" aufgefasst werden. Wobei mich das nicht wundert - in unserem Kulturkreis sind ja die im Glauben aufgewachsen, im "Himmel" für gute Taten belohnt und in der "Hölle" für schlechte Taten bestraft zu werden.
    Wir als Buddhisten sehen es als Ursache-Wirkung-Prinzip und da halte ich es für wichtig, dass man sich nicht den Kopf darüber zerbricht, weshalb ein behinderter Mitmensch nun diese Behinderung hat.


    Zitat

    Bei allem worunter wir leiden liegt es an uns, wie wir damit umgehen.

    So empfinde ich es auch.
    Nun bin ich ja nicht nur als (Pflege)mama von dem Thema betroffen, sondern ich arbeite ja auch beruflich bei Familien, die entweder Kinder mit Behinderung haben oder bei denen ein Elternteil von Behinderung betroffen ist.
    Was ich im Laufe der vergangenen Jahre oft mitbekommen habe, sind oftmals große Schuldgefühle bei den Müttern ("Habe ich etwas in der Schwangerschaft falsch gemacht? Warum ist mein Kind behindert?....") .
    Viele Eltern stehen erst mal unter Schock und entwickeln teilweise auch unbegründete Ängste ("Was werden die anderen über uns denken?", "Falle ich jetzt auf?"....).

    Ich versuche dann -auch durch mein Erleben mit meiner Kleinen- zu ermutigen, ganz offen(siv) mit der Behinderung umzugehen. Wobei ich dazu sagen will, dass wir sehr gut darauf vorbereitet waren und auch "nein" hätten sagen können.
    Leibliche Eltern trifft das oft unvorbereitet, umso größer ist der Schock, umso intensiver die Trauerarbeit, dass das Kind nicht das gesunde Kind ist, das man sich ursprünglich gewunschen hatte.

    Wichtig empfinde ich aber, dass man die Eltern unterstützt die Trauer über die Behinderung des Kindes auch erst mal lernt zu akzeptieren ohne das "Dogmatischer-Positivismus"-Brett über den Kopf des Trauernden zu hauen.
    D.h. wenn ich in einer Familie bin, die ganz offensichtlich noch unter Schock und Trauer steht, halte ich mich zurück mit Bemerkungen, dass es an ihnen liegt wie man damit umgeht --- egal wie gut und positiv wir mit der Behinderung unserer Kleinen umgehen.

    So eine Bemerkung ("Wie Sie damit umgehen, liegt nur bei Ihnen...") kann da leicht als Zynismus aufgefasst werden oder am Ende noch mehr Schuldgefühle auslösen und auch die Vertrauensbeziehung empfindlich stören.

    Was ich aber gemerkt habe ist, dass es etlichen Eltern hilft, wenn man einfach über das eigene (Er)leben erzählt. Ich versuche durch Erzählungen und Berichte zu ermutigen, beispielsweise, dass wir mit unserer Kleinen überall hinfahren können, dass sie gerne mit dem Zug unterwegs ist, dass sie das Meer liebt, dass ich sie fast überall hin mitnehmen kann (ich hatte sie auch beim Weltfriedenstreffen mit dabei oder gelegentlich ist sie auch mit im Kloster dabei - sie freut sich immer, wenn wir vorher einkaufen gehen, um Essensspenden zu besorgen und da sucht sie gerne mit aus, welche Leckereien man mitnehmen kann. Sie war schon auf Elternsprecherabenden mit dabei, bei Vorträgen usw...und wir wurden noch nie "doof angeschaut" oder doof angemacht. Ganz im Gegenteil.).

    Ich habe den Eindruck, dass es viel mehr unterstützt, ganz authentisch über Alltäglichkeiten zu berichten. Das entdramatisiert scheinbar.

    Herzliche Grüße

    "Klee"


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    (unbekannt)

  • Alephant
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    • #16

    ...schon wieder so viele tolle Beiträge ;)

    Dank und Gruß

  • wusheng
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    • 5. Oktober 2011 um 20:10
    • #17

    Ich arbeite seit vielen Jahren mit geistig und körperlich behinderten Jugendlichen und Erwachsenen. Meine Auffassung von "LEIDEN" hat sich sehr geändert durch den direkten Kontakt mit Menschen mit Behinderungen. Die allgemeine Vorstellung verbindet die Tatsache eine Behinderungen meist auch mit Leid.
    Accinca weist gleich im ersten Antworts-Post darauf hin, dass alle Lebewesen dem Leid unterworfen sind. Dieser Annäherung an die Ausgangsfrage schließe ich mich an. Viele grad der geistig behinderten Menschén scheinen mir auf der mentalen geistigen Ebene weniger zu leiden als Menschen, die gemein hin als "gesund" gelten und versuchen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ich empfinde bei vielen geistig behinderten Menschen oft eine unglaublich kraftvolle Präsenz und Gegenwärtigkeit. Die Verblendungen von Anhaften und Ablehnen scheinen mir nicht so komplex zu sein, primäre Bedürfnisse sind die bestimmenden Mechanismen. Daher wirken sie auf mich viel vollkommener als ich mich selber sehe und oft ruhiger im Geist.
    Ich bin mit einem Jungen aufgewachsen, der als ein durch die Wirkung von Contergan behinderter Mensch durchs Leben gehen muss. Mit ca. 1 Meter Körpergröße, kurzen Beinen und den Händen direkt an den Schultern, hat er mit viel Unterstützung sein Leben selbstverantwortlich angenommen und hat heute einen Doktortitel und eine Proffessur. Neben ihm fühle ich mich eher klein. Er hat eine unglaublich starke Persönlichkeit entwickelt, wohl grade durch das "Meistern" seiner Behinderung. Aber seine einsamen Stunden kennt er wohl nur selbst.
    Ein anderer Gedanke: Die Schwester einer behinderten jungen Frau hat sich auch mit Kharma und dem früheren Leben ihrer Schwester beschäftigt. Irgendwann erzählte sie mir, dass die Behinderung keine Folge im Sinne einer Strafe sei, sondern dass ihre Schwester in einem früheren Leben ein schlimmes Schiksal erlitten hätte und dass sie durch die Behinderung in diesem Leben vor einer Widerholung solch eines Schiksals geschützt sei.
    Nun ja, hab ich keine Meinung zu. Aber es wirkt schon recht kraftvoll, wenn Betroffene ihre Überzeugung teilen.
    Grüße, Wusheng

  • Alephant
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    • 5. Oktober 2011 um 20:57
    • #18

    Gerade auch in der integrativen Arbeit (mit Menschen mit und ohne Behinderung) wird immer wieder betont, daß WIR ALLE unsere Behinderungen haben. Also wird auch hier eher die einende Perspektive vorgeschlagen, genau wie es accina tat.

    Gruß

  • kenjukate
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    • 5. Oktober 2011 um 21:18
    • #19

    Ich bin Theravada-Buddhist und selbst behindert. Finde sehr schön das du Vom Buddhismus in bezug auf Behinderungen ein Referat halten möchtest.

    Du fragst nur:"kann mir jemand weiterhelfen" stellst aber keine konkrete Frage.Wenn du eine konkrete Frage stellst kann ich dir auch weiterhelfen

  • Klee
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    • 6. Oktober 2011 um 08:12
    • #20

    Guten Morgen in die Runde,

    und noch ein paar Morgengedanken von mir:
    mein Eindruck ist auch, dass die Frage nach dem "Warum" in den Hintergrund rückt, je mehr die Behinderung angenommen, akzeptiert und ins Leben integriert wird.
    D.h. je mehr man sich auch (z.B. im Fall bei der Geburt eines behinderten Kindes) vom eigenen Konzept, wie man z.B. seine Familie gerne gehabt hätte (mit gesunden Kindern) ablöst und die "Ist"-Situation realistisch sieht und gelassen ("geschehen lassen") annehmen kann.

    In dem Moment, in dem ich etwas als unabänderlich und gegeben akzeptiere, zerbreche ich mir auch den Kopf nicht mehr, warum "es" passiert ist.
    Allerdings halte ich es auch für wichtig hinzugucken, ob es sich um eine gesunde Akzeptanz handelt oder um Resignation, die zur Lethargie / Depression führen kann.
    Ich habe auch schon erlebt, dass ein Mensch, der resigniert hat, nicht mehr nach dem "Warum" fragt und den Eindruck vermittelt, er habe alles akzeptiert und alles im Griff.
    Stattdessen befindet sich dieser Mensch hinter einer dicken Mauer, an der er festklebt.

    Aber das kann wirklich schwierig sein zu unterscheiden.

    Herzliche Grüße

    "Klee"


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    (unbekannt)

  • Bambus
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    • 6. Oktober 2011 um 10:13
    • #21
    Claudia:

    In dem Moment, in dem ich etwas als unabänderlich und gegeben akzeptiere, zerbreche ich mir auch den Kopf nicht mehr, warum "es" passiert ist.
    Allerdings halte ich es auch für wichtig hinzugucken, ob es sich um eine gesunde Akzeptanz handelt oder um Resignation, die zur Lethargie / Depression führen kann.
    Ich habe auch schon erlebt, dass ein Mensch, der resigniert hat, nicht mehr nach dem "Warum" fragt und den Eindruck vermittelt, er habe alles akzeptiert und alles im Griff.
    Stattdessen befindet sich dieser Mensch hinter einer dicken Mauer, an der er festklebt.

    Aber das kann wirklich schwierig sein zu unterscheiden.

    Wie recht Du hast.

    Als Vater von zwei behinderten Töchtern bin ich mir selber nicht sicher ob ich

    - resigniere als Zeichen der Aufgabe
    - resigniere/akzeptiere als Mittel des Selbstschutzes
    - akzeptiere in Folge von jahrelanger Auseinandersetzung mit dem Thema und Selbstreflektion

    Von außen sieht alles drei gleich aus. Aus meiner Innensicht liegt es sehr nah beieinander und wechselt sich je nach Tagesform/Stimmungslage ab.

    Von mehreren Theorien, die die gleichen Sachverhalte erklären, ist die einfachste allen anderen vorzuziehen.

    Die Leute von denen Du am meisten lernen kannst sind die mit denen Du nicht einer Meinung bist.

Ausgabe №. 133: „Rausch"

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