Gesetzmäßigkeit der geistigen Entwicklung

  • A.X.2 Gesetzmäßigkeit der geistigen Entwicklung


    Nicht braucht, ihr Mönche /Menschen, der Sittenreine, der Sittlichkeit Besitzende eine Willensanstrengung zu machen, damit ihm Reuelosigkeit aufsteigt; ein Gesetz ist es, daß dem Sittenreinen, dem Sittlichkeit Besitzenden Reuelosigkeit aufsteigt.


    Nicht braucht, ihr Mönche /Menschen,


    der Reuelose eine Willensanstrengung zu machen, damit ihm Freude aufsteige; ein Gesetz ist es,


    daß dem Reuelosen Freude aufsteigt...
    daß dem Freudigen Verzückung aufsteigt...
    daß dem im Geiste Verzückten sein Inneres gestillt wird...
    daß der innerlich Gestillte Glück empfindet...
    daß des Glücklichen Geist sich sammelt...
    daß der geistig Gesammelte der Wirklichkeit gemäß erkennt und versteht...
    daß der wirklichkeitsgemäß Erkennende und Verstehende sich abwendet und entsüchtet wird...
    daß der Abgewandte und Entsüchtete den Erkenntnisblick der Erlösung verwirklicht.


    Somit haben Abwendung und Entsüchtung den Erkenntnisblick der Erlösung zu Segen und Lohn... haben die heilsamen Sitten die Reuelosigkeit zum Segen und Lohn.


    So also, ihr Mönche /Menschen, lassen die einen Erscheinungen die anderen Erscheinungen entstehen, bringen die einen Erscheinungen die anderen Erscheinungen zur Vollendung, so daß eben die diesseitigen Erscheinungen zum jenseitigen Ziele hingeleiten. (*)
    ________________________________________________________________________________________________________
    (*) apārā pāram gamanāyā'ti; K: Die das diesseitige Ufer bildenden Erscheinungen der drei Ebenen der Daseinsrunde (sinnliches, feinkörperliches und unkörperliches Dasein) geleiten zum jenseitigen Ufer, dem Nibbāna. -
    Übersetzung von Nyanatiloka/Nyanaponika

  • Das sind ermunternde Worte, danke liebe Kusala! :D
    _()_ Monika

  • Hallo zusammen,


    so wie ich das sehe, schwingt in dieser Lehrrede etwas mit, das man leicht übersehen kann, nämlich dass sie nicht für den Weltling (puthujjana) gilt. Dieser braucht mehr als nur Sittenreinheit, um zur Erlösung zu kommen. Eine Gesetzmäßigkeit ist diese Entwicklung nur für den, dessen Sichtweise bereits soweit von Irrtümern gereinigt ist, dass er nicht mehr unterwegs verloren gehen kann, z. B. in einem "Himmel", den er für ewig hält. Wer kein Stromeingetretener (sotapanna) ist, der kann zwar das Verhalten der "Edlen" imitieren, aber gerade darin besteht sein Irrtum, nämlich dass er glaubt, durch das Befolgen von Handlungen oder Anwenden von "Techniken" zur Erlösung kommen zu können - das ist die 3. Fessel (silabbataparamaso), die oft viel zu harmlos mit "Anhaften and Regeln und Riten" übersetzt wird. Einzig das Hören und weise Durchdringen der Lehre bringt einen auf den Weg (den edlen achtfachen Pfad) und damit zu jenem befreienden Verhalten, das schließlich "gesetzmäßig" zur Erlösung führt. Es gibt für den Weltling keine Praxis, die ihn zur Erlösung führt, aber es gibt für ihn eine Lehre, durch die er aufhören kann ein Weltling zu sein, und dann gibt es für ihn (jetzt ein "Edler") auch etwas zu praktizieren, nämlich entsprechend seiner "Rechten Anschauung" (sammaditthi) zu leben (einer Anschauung, die er vom Buddha hat und nicht von seiner eigenen vermurksten "Praxis", die ihn bestenfalls bis zum Hören/Verstehen der Lehre über Wasser, d. h. auf einem "menschlichen Niveau" gehalten hat).


    Grüße

  • Andererseits:

    nämlich dass sie nicht für den Weltling (puthujjana) gilt.


    Auch ein Weltling wird Freude empfinden, wenn er die silas übt. Er wird schnell feststellen,
    wie hoch "der Gewinn" von Geistesruhe (kein schlechtes Gewissen/Reuelosigkeit) ist.
    Und wer dann noch meditiert, wird schnellen Fortschritt machen,
    da Geistesruhe (und damit die Möglichkeit für Achtsamkeit/sati) nur förderlich sein kann.


    Liebe Grüße
    Kusala

  • Kusala:


    Auch ein Weltling wird Freude empfinden, wenn er die silas übt. Er wird schnell feststellen,
    wie hoch "der Gewinn" von Geistesruhe (kein schlechtes Gewissen/Reuelosigkeit) ist.
    Und wer dann noch meditiert, wird schnellen Fortschritt machen,
    da Geistesruhe (und damit die Möglichkeit für Achtsamkeit/sati) nur förderlich sein kann.


    Dann ist in dem Sutta wohl gemeint dass umso weniger Willensanstrengung zur Entwicklung von Sammlung und Weisheit nötig ist, je mehr die Sittlichkeit entwickelt ist. Ein sittlicher Mensch kriegt ja nicht automatisch den Erkenntnisblick der Erlösung, also eine gewisse Anstrengung wird da wohl noch nötig sein.


    Gruß,
    mukti

  • Andererseits:

    Hallo zusammen,
    so wie ich das sehe, schwingt in dieser Lehrrede etwas mit, das man leicht übersehen kann, nämlich dass sie nicht für den Weltling (puthujjana) gilt. Dieser braucht mehr als nur Sittenreinheit, um zur Erlösung zu kommen. Eine Gesetzmäßigkeit ist diese Entwicklung nur für den, dessen Sichtweise bereits soweit von Irrtümern gereinigt ist, dass er nicht mehr unterwegs verloren gehen kann, z. B. in einem "Himmel", den er für ewig hält. Wer kein Stromeingetretener (sotapanna) ist, der kann zwar das Verhalten der "Edlen" imitieren, aber gerade darin besteht sein Irrtum, nämlich dass er glaubt, durch das Befolgen von Handlungen oder Anwenden von "Techniken" zur Erlösung kommen zu können - das ist die 3. Fessel (silabbataparamaso), die oft viel zu harmlos mit "Anhaften and Regeln und Riten" übersetzt wird. Einzig das Hören und weise Durchdringen der Lehre bringt einen auf den Weg (den edlen achtfachen Pfad) und damit zu jenem befreienden Verhalten, das schließlich "gesetzmäßig" zur Erlösung führt. Es gibt für den Weltling keine Praxis, die ihn zur Erlösung führt, aber es gibt für ihn eine Lehre, durch die er aufhören kann ein Weltling zu sein, und dann gibt es für ihn (jetzt ein "Edler") auch etwas zu praktizieren, nämlich entsprechend seiner "Rechten Anschauung" (sammaditthi) zu leben (einer Anschauung, die er vom Buddha hat und nicht von seiner eigenen vermurksten "Praxis", die ihn bestenfalls bis zum Hören/Verstehen der Lehre über Wasser, d. h. auf einem "menschlichen Niveau" gehalten hat).
    Grüße


    Mehr braucht man dazu eigentlich nicht zu sagen!
    Das Beste was man dazu schreiben kann, könnte man sagen.


    Ein anderer Gedanke ist auch noch, das es gerade im Anguttara manche
    gestückelte und verkürzte Lehrreden und gesammelte Aussprüche vom
    Buddha gibt. Da ist es auch bei dieser Lehrrede nicht abwegig, daß die
    Aufzählungen der Bedingungen ursprünglich noch weiter gegangen ist.
    Nämlich bis zur sammaditthi (rechte heiltauglichen Anschauung) auf
    welcher die hohe (abbi) Lehre gründet. Dann allerdings wäre diese
    Lehrrede logisch zusammenhängend. (siehe z.B. A. 8. 81 "eins aus andere gestützt")


    Dabei ist natürlich auch klar, das man sich auch in anderer Hinsicht von
    diesem Text nicht täuschen lassen sollte.
    Z.B. ist ja schon klar, "das der Sittlichkeit Besitzende keine
    Willensanstrengung zu machen braucht damit ihm Reuelosigkeit aufsteigt.
    Das bedeutet aber keineswegs, das er keine Willensanstrengung machen
    muß z.B. Sittlichkeit überhaupt zu besitzen. - und so auch bei den anderen
    Dingen. Nur die Ergebnisse sind immer nur dann erreicht wenn eben
    die notwendigen Voraussetzungen erfüllt wurden. Bei jedem weiteren
    Bedingungszusammenhang ist Willensanstrengung notwendig.
    Anders gesagt, ohne Willensanstrengung keine Übung.


  • entschuldige, wenn ich nachfrage: welche sila genau meinst Du ?
    die 8 Sila ?


    erklärung:


    so weit ich das sehe braucht es `ein wenig` mehr als die 8 Grundsila um reuelos und gemütsruhig zu empfinden,
    was nicht heißt, daß, wenn temporär so empfunden wird, das nicht sehr belehrsam ist. eine gewissermaßen weltliche
    geistesruhe genügt ja auch erstmal, wenn man weiß, was dann damit anzufangen ist - vertiefung, ausweitung, läuterung.




    keine böse Tat in Werken,
    redet kein böses Wort,
    hegt keine böse Gesinnung,
    lebt kein böses Leben.
    mn78


    das kann natürlich nur der edle. das ist unstrittig. ein rein heilsames wirken. edel, triebfrei, überweltlich, ein Pfadfaktor. und das hat ja gründe. oder eine gewisse basis. samadhi.


    hi andererseits ! schwer beeindruckt von deinen worten. sehr umsichtig.

  • accinca:

    Z.B. ist ja schon klar, "das der Sittlichkeit Besitzende keine
    Willensanstrengung zu machen braucht damit ihm Reuelosigkeit aufsteigt.
    Das bedeutet aber keineswegs, das er keine Willensanstrengung machen
    muß z.B. Sittlichkeit überhaupt zu besitzen. - und so auch bei den anderen
    Dingen.


    Wie Du schon sagst, folgt eines aus dem Anderen


    Zitat

    A.VI.50 Eines aufs andere gestützt


    ... Ist aber, ihr Mönche, Sinnenzügelung da, so hat in ihm, der Sinnenzügelung besitzt, die Sittlichkeit eine Grundlage. Ist aber Sittlichkeit da, so hat in ihm, der Sittlichkeit besitzt, die rechte Sammlung eine Grundlage. Ist aber rechte Sammlung da, so hat in ihm, der rechte Sammlung besitzt, der wirklichkeitsgemäße Erkenntnisblick eine Grundlage. Ist aber wirklichkeitsgemäßer Erkenntnisblick da, so hat in ihm, der wirklichkeitsgemäßen Erkenntnisblick besitzt, die Abwendung und Loslösung eine Grundlage. Sind aber Abwendung und Loslösung da, so hat in ihm, der Abwendung und Loslösung besitzt, der Erkenntnisblick der Erlösung eine Grundlage.


    Gleichwie nämlich, ihr Mönche, an einem Zweige und Blätter besitzenden Baume auch Borke, Haut, Grünholz und Kernholz zur vollkommenen Entwicklung gelangen, ebenso, ihr Mönche, hat, wenn Sinnenzügelung da ist, in ihm, der Sinnenzügelung besitzt, die Sittlichkeit eine Grundlage . . .


    oder



    Mukti sagte schon richtig:

    mukti:

    Dann ist in dem Sutta wohl gemeint dass umso weniger Willensanstrengung zur Entwicklung von Sammlung und Weisheit nötig ist, je mehr die Sittlichkeit entwickelt ist.


    Natürlich braucht es Willensanstrengung um sich ethisch korrekt zu verhalten und ein Weltling wird es nicht perfektionieren können und doch wird schon recht früh Freude aufsteigen, wenn man sich in den silas übt.
    Freude ist der Motor auf dem gesamten Edlen Achtfachen Pfad.
    Eines resultiert aus dem Anderen. Und dieses Lehrrede zeigt auch wo das dann alles enden kann.


    Sila - samadhi - panna


    Der Buddha hat diese Lehrrede ja nicht vor Arahants gehalten um sie in dem zu bestätigen, was sie eh schon wissen, sondern er hielt diese Lehrrede (siehe A X. 1) an Ananda.


    Zitat

    Im Jetahain bei Sāvatthī. Der ehrwürdige Ānanda sprach zum Erhabenen:


    »Was, o Herr, ist der Segen und Lohn der heilsamen Sitten?«


    .
    Ananada war zu diesem Zeitpunkt noch kein Arahat.


    Ich sehe diese Lehrrede als so eine Art "Mutmachlehrrede" :)
    Tue dies, so geschieht das .... eines folgt aus dem Anderen.
    Und vor allem wird noch einmal aufgezeigt, wie wichtig die sila sind.


    ()

  • Jikjisa:

    entschuldige, wenn ich nachfrage: welche sila genau meinst Du ?


    Erst einmal die fünf. Übe Dich darin ..


    Kein Lebewesen töten oder verletzen.
    Nichts nehmen was nicht (freiwillig) gegeben wird.
    Keine unheilsamen sexuellen Beziehungen pflegen.
    Nicht lügen oder unheilsam reden und kein unnutzes Geschwätz führen.
    Sich nicht durch berauschende Mittel, die Unachtsamkeit verursachen das Bewusstsein trüben


    Durch Einsicht wird dann auf Dauer automatisch ein zölibateres Leben folgen und man wird sich kaum noch freiwillig geistiger Zerstreuung wie Musik, Tanz usw. aussetzten. Auch zum schmücken oder "weich lagern" des Körpers wird man keine Veranlassung mehr sehen.
    Und so wären wir bei den 8 silas von ganz alleine angelangt.


    227 bzw. 311 Regeln können hier im Westen manchmal zu mehr Geistesunruhe führen, da sie oftmals ob der Bedingungen hier gebrochen werden müssen, möchte der Ordinierte denn hier überleben.
    In Asien, wo dies möglich ist, ist das Hoch-Ordiniertenleben natürlich vorzuziehen.


    ()

  • Kusala:

    Freude ist der Motor auf dem gesamten Edlen Achtfachen Pfad.
    Eines resultiert aus dem Anderen. Und dieses Lehrrede zeigt auch wo das dann alles enden kann.


    Ja, je weniger Leiden um so mehr Freude - und "wo das dann alles
    enden kann" trifft es schon richtig und bei vielen damals auch endete.

    Kusala:


    Alle diese Dinge hängen alle sehr zusammen und das eine
    ist ohne das andere nicht nicht viel wert. Siehe M 117.

  • Kusala:

    Natürlich braucht es Willensanstrengung um sich ethisch korrekt zu verhalten und ein Weltling wird es nicht perfektionieren können und doch wird schon recht früh Freude aufsteigen, wenn man sich in den silas übt.


    Sagt schon der Volksmund: Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.

  • Servus,


    Andererseits:

    Es gibt für den Weltling keine Praxis, die ihn zur Erlösung führt


    Und was ist mit den Haushältern, die Arahants geworden sind?


    Schöne Grüße


  • Für jemand, der Weltling bleiben will, gibt es keine Erlösung. Wer nach Erlösung sucht, bleibt kein Weltling.
    _()_ Monika

  • MonikaMarie1:
    Mirco:


    Und was ist mit den Haushältern, die Arahants geworden sind?


    Für jemand, der Weltling bleiben will, gibt es keine Erlösung. Wer nach Erlösung sucht, bleibt kein Weltling.


    Sagt Monika.

  • Kusala:

    Zitat

    Durch Einsicht wird dann auf Dauer automatisch ein zölibateres Leben folgen


    Durch Einsicht worin ?
    Soweit ich das sehe wird der sexuelle Trieb durch keine Regel und kein Gelübde einfach aufgehoben.
    Dieser Trieb beinaltet beim Menschen mehr als die bloße körperliche Kopulation.
    Nicht wenige geben die Robe zurück, weil sie diesen Bedürfnissen nicht standhalten können.
    Also welche Einsicht genau führt zum dauerhaften stetigen Abklimmen dieser Bedürnisse?
    Und wie kommst Du darauf, daß die strenge Einhaltung der ersten Fünf zu umwälzender Einsicht diesebezüglich führt ?

  • Jikjisa:

    Soweit ich das sehe wird der sexuelle Trieb durch keine Regel und kein Gelübde einfach aufgehoben. Dieser Trieb beinaltet beim Menschen mehr als die bloße körperliche Kopulation.
    Nicht wenige geben die Robe zurück, weil sie diesen Bedürfnissen nicht standhalten können.
    Also welche Einsicht genau führt zum dauerhaften stetigen Abklimmen dieser Bedürnisse?


    Das kann ich dir sagen. Es ist diejenige Einsicht die durch die
    Ekelübungen und Leichenbetrachtungen des satipatthāna über
    den Körper entsteht bzw. entstehen soll.
    Wer die nicht täglich übt muß sich nicht wundern, wenn diese
    damit verbundene Einsicht nicht eintritt. Einfaches Sitzen
    ist dazu in der Regel nicht ausreichend.


  • Das ist ja mal ein wundersamer Glaube. Wo hast Du den den aufgegabelt?
    Das abklingen der sexuellen Triebe geschieht einzig und allein durch den eigenen Wunsch das diese Triebe abklingen.
    Ich bestimme darüber ob sie aktiv sind oder nicht. Ich allein.
    Satipatthana reicht vollkommen aus.

  • Zitat

    Satipatthana reicht vollkommen aus.


    seh ich auch so. allerdings per einspitzige konzentration.
    ich frag mich wo accinca seine leichen herkriegt. er wird sie doch wohl nicht im keller haben ?


    aber es stimmt schon. bezüglich unabwendbarer sinneslust wir in der lehre das aufsuchen eines kalyamitta oder ekelbetrachtung empfohlen,
    wobei die ekelbetrachtung auch nur mit hellblick funkt.


    im übrigen ist der `Erkenntnisblick der Erlösung`- bzw. die mehrzahl davon - im sutta angesprochen - eine frucht.
    kein früchtchen.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Ellviral:

    Satipatthana reicht vollkommen aus.


    Nichts anderes sagte accinca.
    Da reicht aber die "Ruhigerwerdenmedi" (samādhi/samatha) nicht aus.
    Es muss die Durchschauung/der Hellblick/Klarblick ( vipassanā ) folgen.


    Zum Satipatthāna, dem direkten Weg gehört auch die (rechte) Körperbetrachtung.
    Und darunter auch:



    Zitat

    MN 10 Nichtschönheit - Die Körperteile
    "Wiederum, ihr Bhikkhus, reflektiert ein Bhikkhu systematisch über diesen seinen Körper, von den Fußsohlen aufwärts und von den Haarspitzen abwärts, wie er, von Haut umhüllt, von vielfältigen unreinen Dingen angefüllt ist: 'In diesem Körper gibt es Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut, Muskelfleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren, Herz, Leber, Zwerchfell, Milz, Lunge, Dickdarm, Dünndarm, Mageninhalt, Kot, Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett, Tränen, Talg, Speichel, Rotz, Gelenkschmiere und Urin.' So als ob es einen Sack gäbe, mit Öffnungen an beiden Seiten, gefüllt mit vielfältigen Körnern, wie zum Beispiel Bergreis, rotem Reis, Bohnen, Erbsen, Hirse und weißem Reis, und ein Mann mit guten Augen würde ihn öffnen und so systematisch darüber reflektieren: 'Dies ist Bergreis, dies ist roter Reis, dies sind Bohnen, dies sind Erbsen, dies ist Hirse, dies ist weißer Reis;' genauso reflektiert ein Bhikkhu systematisch über diesen seinen Körper, wie er von vielfältigen unreinen Dingen angefüllt ist: 'In diesem Körper gibt es Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut, Muskelfleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren, Herz, Leber, Zwerchfell, Milz, Lunge, Dickdarm, Dünndarm, Mageninhalt, Kot, Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett, Tränen, Talg, Speichel, Rotz, Gelenkschmiere und Urin.'"


    11. "Auf diese Weise verweilt er, indem er den Körper innerlich als einen Körper betrachtet, oder er verweilt, indem er den Körper äußerlich als einen Körper betrachtet, oder er verweilt, indem er den Körper sowohl innerlich als auch äußerlich als einen Körper betrachtet. Oder er verweilt, indem er die Ursprungsfaktoren im Körper betrachtet, oder er verweilt, indem er die Auflösungsfaktoren im Körper betrachtet, oder er verweilt, indem er die Ursprungs- und Auflösungsfaktoren im Körper betrachtet. Oder die Achtsamkeit, daß da ein Körper vorhanden ist, ist einfach in dem Ausmaß in ihm verankert, das für bloße Vergegenwärtigung und Achtsamkeit nötig ist. Und er verweilt unabhängig, haftet an nichts in der Welt an. Auch auf jene Weise verweilt ein Bhikkhu, indem er den Körper als einen Körper betrachtet."


    Jikjisa:

    Also welche Einsicht genau führt zum dauerhaften stetigen Abklimmen dieser Bedürnisse?


    Durch nüchternem Erkennen wie die Dinge, auch der "Sexualtrieb" funktionieren, welch eine Fessel dies ist, wird man es sein lassen (können), bzw. keine Befriedigung mehr darin finden. Es gibt was besseres.
    Siehe auch (*)


    Dazu gehören aber auch "Die Vier Rechten Anstrengungen" (sammā-padhāna)


    Die Anstrengung zwecks Zügelung (saṃvāra-padhāna).
    Die Anstrengung zwecks Überwindung (pahāna-padhāna).
    Die Anstrengung zwecks Entfaltung (bhāvanā-padhāna).
    Die Anstrengung zwecks Erhaltung (anurakkhana-padhāna).


    Jikjisa:

    Nicht wenige geben die Robe zurück, weil sie diesen Bedürfnissen nicht standhalten können.


    Das stimmt. Es muss halt auch karmisch passen, gewisse Einsichten zu erlangen.
    Auch ist nicht jeder bereit die Dhammas mittels Satipaṭṭhāna tiefer zu ergründen.
    Sitzen bis "alles leer ist", reicht da nicht aus.
    (Die Robe ist auch nicht immer gleich zu setzen mit Weisheit)


    Jikjisa:

    Und wie kommst Du darauf, daß die strenge Einhaltung der ersten Fünf zu umwälzender Einsicht diesebezüglich führt ?


    Da kann ich nur sagen, probier es aus und sieh wie sich der Geist beruhigt.
    Geistesruhe/Gewissensruhe ist die Voraussetzung für samatha und vipassanā.
    Eines folgt aus dem Anderen.


    ()



    (*) Direkt die erste Rede in der Angereihten Sammlung:


    Mann und Weib


    So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene im Jetahaine bei Sāvattī, im Kloster Anāthapindika. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche. "Mönche!" sprach er. - "Herr!" erwiderten jene Mönche dem Erhabenen. Und der Erhabene sprach:


    "Keine andere Gestalt, ihr Mönche, kenne ich, die den Geist des Mannes so fesselt, wie die Gestalt des Weibes. Die Gestalt des Weibes, ihr Mönche, fesselt den Geist des Mannes.
    "Keine andere Stimme, ihr Mönche, kenne ich, die den Geist des Mannes so fesselt, wie die Stimme des Weibes. Die Stimme des Weibes, ihr Mönche, fesselt den Geist des Mannes.
    "Keinen anderen Duft, ihr Mönche, kenne ich, der den Geist des Mannes so fesselt, wie der Duft des Weibes. Der Duft des Weibes, ihr Mönche, fesselt den Geist des Mannes.
    "Keinen anderen Geschmack, ihr Mönche, kenne ich, der den Geist des Mannes so fesselt, wie der Geschmack des Weibes. Der Geschmack des Weibes, ihr Mönche, fesselt den Geist des Mannes.
    "Keine andere Berührung, ihr Mönche, kenne ich, die den Geist des Mannes so fesselt, wie die Berührung des Weibes. Die Berührung des Weibes, ihr Mönche, fesselt den Geist des Mannes.


    "Keine andere Gestalt, ihr Mönche, kenne ich, die den Geist des Weibes so fesselt, wie die Gestalt des Mannes. Die Gestalt des Mannes, ihr Mönche, fesselt den Geist des Weibes.
    "Keine andere Stimme, ... ....

  • Kusala:

    Zitat

    Sitzen bis "alles leer ist", reicht da nicht aus.
    (Die Robe ist auch nicht immer gleich zu setzen mit Weisheit)


    Was verstehst du darunter und nenn eine Beispiel für eine Praxis wo das so ist.
    Kein Gewand ist ein Zeichen für Weisheit - auch nicht für Geistesruhe oder Aufrichtigkeit.


    Zitat

    Da kann ich nur sagen, probier es aus und sieh wie sich der Geist beruhigt.


    Die fünf ersten sind Standard im gesammten Buddhismus. Aber danke für die Aufforderung. Hätte ich doch glatt vergessen sonst.


    Also noch mal:


    Zitat

    Und wie kommst Du darauf, daß die strenge Einhaltung der ersten Fünf zu umwälzender Einsicht diesebezüglich führt ?


    Kusala:

    Zitat

    Das stimmt. Es muss halt auch karmisch passen, gewisse Einsichten zu erlangen.
    Auch ist nicht jeder bereit die Dhammas mittels Satipaṭṭhāna tiefer zu ergründen.


    Wenn das stimmt, ist auch die "Bereitschaft" oder Fähigkeit zu dem was du unter Satipatthana verstehst karmisch bedingt.

  • Mirco:
    Zitat

    Für jemand, der Weltling bleiben will, gibt es keine Erlösung. Wer nach Erlösung sucht, bleibt kein Weltling.


    Sagt Monika.



    Sehe ich das denn falsch?
    _()_

  • Jikjisa:


    Wenn das stimmt, ist auch die "Bereitschaft" oder Fähigkeit zu dem was du unter Satipatthana verstehst karmisch bedingt.


    Ja.
    Nicht jeder kommt überhaupt mit der Lehre des Buddha in Berührung.


    Jikjisa:

    ich frag mich wo accinca seine leichen herkriegt. er wird sie doch wohl nicht im keller haben ?


    Die Sterbe-/Todes-/Laichenbetrachtung ist ein Standard im Theravada.
    Ein Standardsatz in den Sutten: "»Die Betrachtung über den Tod (maranānussati), entfaltet und häufig geübt, bringt hohen Lohn und Segen, hat die Todlosigkeit zum Ziele und Ausgange."


    In Asien ist es für Ordinierte üblich in die Pathologie zu gehen und sich Sektionen/Obduktion anzuschauen.
    Aus der Erinnerung heraus (sati), kann man sich das dann immer wieder vor Augen führen.
    Auch kann man Bilder benutzen.


    ()

  • Kusala:

    ... Keine unheilsamen sexuellen Beziehungen pflegen....


    Dieses Sila beinhaltet, dass es offensichtlich auch heilsame sexuelle Beziehungen geben muss. D.h. ein zölibatäres Leben ist nicht zwingend erforderlich. Es sei denn man begrenzt diese Vorstellungen auf Mönche und Nonnen gemäß der Vorstellungen des Theravada.


    Ohne heilsame sexuelle Beziehungen hätte es auch keinen Buddha geben und wird es auch in Zukunft keinen Buddha geben.



    Aber da gönn ich natürlich jedem seine Meinung.


    LG
    Ji'un Ken