Zum Thema alleine oder "unabhängig" Buddhismus praktizieren

  • Ich habe mich schon lange mit der Frage befassen müssen, da ich nicht mehr zur SGI-D gehören wollte und schließlich meine beiden Gohonzon zurück gegeben habe.
    Immer wieder hörte ich dabei von anderen, denen es ähnlich erging:"Ich chante jetzt so für mich weiter - ich brauche das alles nicht - ich brauche keine Gruppe" - etc.
    Dann kam mir der Gedanke, der hier im Folgenden (nicht von mir) sehr großartig zusammen gefaßt ist. Den möchte ich mit Euch teilen!



    Wenn wir Buddhisten werden, nehmen wir gewöhnlich Zuflucht bei den drei Schätzen Buddha, Dharma und Sangha.
    (Dies gilt nicht für die SGI by the way... EIN Grund warum viele meinen die SGI sei gar kein echter Buddhismus.
    Egal,...) Viele Eröffnungen der Zeremonien in unterschiedlichen Schulen beginnen mit der tiefen Verbeugung vor den drei Schätzen.


    Wie kann man Buddhist sein und alleine praktizieren ohne Sangha, wenn die Gemeinschaft doch eine der wichtigsten Säulen des Buddhismus ist?


    Der Artikel ist vom Priester des Londoner Tempels der Nichiren Shu Tsukamoto Shonin verfasst, für London und GB, ich finde aber, dass er allgemeine Gültigkeit hat.


    Quelle: https://www.facebook.com/flowercitysangha/">Enkyoji Buddhist Temple of Rochester
    From the writings of Tsukamoto Shonin: The Third Jewel of Buddhism - Sangha


  • Hallo,


    ehrlich gesagt wo eine solche Bindung an einen Tempel und eine bestimmte Sangha gefordert wird würde ich sofort davonlaufen. Mir kommt dieser Text vor wie von einer Sekte wo einem als "Abtrünniger" von irgendwelchen Autoritäten oder "Ministern" ein schlechtes Gewissen eingeredet wird. Wenn man ihnen nicht folgt, könne das ja nur daran liegen dass man ein großes Ego habe.
    Jeder kann kommen und gehen wohin er will, das geht ja nun niemanden was an. Wenn das nicht respektiert wird dass ich eine andere Sangha oder buddhistische Richtung aufsuche dann ist das für mich schon ein Zeichen besser eine andere aufzusuchen.
    Und dass dieses Gohozon an einen Tempel gebunden ist den man zu unterstützen hat, das ist ja wie in einer Kirche wo man an die Priester gebunden ist die alleine irgendwelche Heiligtümer weiterreichen könnten.
    In dem Theravada Zentrum wo ich hingehe wird es jedem voll und ganz selber überlassen wie weit er sich beteiligen möchte. Man macht da soviel wieweit eben das Verständnis und der gute Wille reicht, ohne dass jemand beansprucht die Führung über das Leben eines anderen zu übernehmen. Das Zentrum erhält sich durch freiwillige Spenden, die aus Dankbarkeit gegeben werden und aus dem eigenen Wunsch heraus dass es weiter bestehen möge. Und sogar wenn man ein Mönch wird gibt es keine lebenslange Bindungspflicht und keine Diskriminierung wenn man den Mönchsstand wieder verlässt.


    Das nur als meine unmaßgebliche Meinung und mein Eindruck, ich habe sonst keine Erfahrung mit dieser Richtung.

  • Hallo mukti,


    ich habe das hier mal zur Diskussion gestellt. Danke für Deine Gedanken! :idea:


    Wenn ich es richtig verstehe, gehörst Du aber auch einer Sangha an, richtig? Genau darum geht es ja! Du engagierst Dich und suchst den Austausch.
    Tsukamoto schreibt mehrfach "voluntarily" im Zusammenhang mit dem Engagement im Tempel. Hier wird niemand zu etwas gezwungen. Nun schreibt er aber eben auch aus der Perspektive dieser Buddhismus-Schule.
    Übrigens: Sekte sicherlich, aber im klassischen Sinne. Die Nichiren Shu gehört mit ca. 5000 Tempeln in Japan aber zu den größten Richtungen.


    Wenn Du schreibst,

    Zitat

    Jeder kann kommen und gehen wohin er will, das geht ja nun niemanden was an. Wenn das nicht respektiert wird dass ich eine andere Sangha oder buddhistische Richtung aufsuche dann ist das für mich schon ein Zeichen besser eine andere aufzusuchen.

    empfinde ich das als Ausdruck des Individualismus, der Freiheit, wie sie natürlich jedem zusteht.
    Wenn du es aus Sicht des Theravada meinst, würde mich interessieren welchen Weg Du gehst? Den der individuellen Erleuchtung oder ausschließlich mit Anleitung oder ganz ohne Anleitung? Oder bist Du der Meinung es gehe ganz ohne erfahrene Buddhisten, Sensei, Meister, Guru whatever???


    Wenn man es auf die grundlegenden Unterschiede zum Mahayana runterbrechen können sollte, sind wir hier schnell fertig mit der Diskussion.


    Die andere Variante ist die eines Life Style Buddhismus "nur für mich" und "mal hier - mal da" - man pickt sich immer das Beste raus und wenn es einem zu blöd wird sucht man sich etwas anderes. Steine oder Feen... ich übertreibe maßlos :D
    Aber ist das wirklich Buddhismus???


    Was Tsukamoto meint, ist glaube ich, ALLE Drei Schätze ernst zu nehmen - egal in welcher Schul-Richtung. In diesem Fall natürlich den Nichiren Buddhismus. Hier muß darauf hingewiesen werden, dass Nichiren Berge von Schriften verfasste in denen er die Lehren anderer Schulen zu Gunsten des Lotus Sutras widerlegt. Die Einstellung die richtige Schule zu praktizieren ist den Vertretern des Pali Kannon ebenfalls nicht ganz fremd, wenn ich nicht irre...
    Eine Initiation in Stufen ohne Anleitung (oder sogar Bezahlung) gibt es aber ja in den Theravada Schulen auch oft nicht - korrigiere mich wenn es nicht stimm! Nenn es Spende, however...
    Genauso wird der Gohonzon nicht einfach so unter die Menschen "geschmissen".

  • Hi Argonath,


    Argonath:

    Wenn ich es richtig verstehe, gehörst Du aber auch einer Sangha an, richtig? Genau darum geht es ja! Du engagierst Dich und suchst den Austausch.
    Tsukamoto schreibt mehrfach "voluntarily" im Zusammenhang mit dem Engagement im Tempel. Hier wird niemand zu etwas gezwungen. Nun schreibt er aber eben auch aus der Perspektive dieser Buddhismus-Schule.


    Vielleicht habe ich das etwas zu scharf geschrieben weil ich eine leichte Allergie gegen bestimmte Abhängigkeiten habe. Ich besuche wie gesagt ein bestimmtes Zentrum mit einem Lehrer aber bin keine Bindungen eingegangen, und es gibt auch in keiner Weise eine Aufforderung dazu. Es wird nur gelegentlich der Vorteil betont, einen "guten Freund" (kalyāna mitta) zu haben, was nach der Lehre ein erfahrener Mönch ist. Ich gebe immer eine Spende und bin aus administrativen Gründen Mitglied des Vereins.


    Argonath:


    Wenn Du schreibst,

    Zitat

    Jeder kann kommen und gehen wohin er will, das geht ja nun niemanden was an. Wenn das nicht respektiert wird dass ich eine andere Sangha oder buddhistische Richtung aufsuche dann ist das für mich schon ein Zeichen besser eine andere aufzusuchen.

    empfinde ich das als Ausdruck des Individualismus, der Freiheit, wie sie natürlich jedem zusteht.
    Wenn du es aus Sicht des Theravada meinst, würde mich interessieren welchen Weg Du gehst? Den der individuellen Erleuchtung oder ausschließlich mit Anleitung oder ganz ohne Anleitung? Oder bist Du der Meinung es gehe ganz ohne erfahrene Buddhisten, Sensei, Meister, Guru whatever???


    Für mich ist die Überlieferung des Palikanon der Weg und die Kommentare des Theravada, soweit sie nützlich erscheinen und die Dinge genauer erklären können. Nach dem Buddhawort: "Sei dir selber Zuflucht, die Lehre sei dir Zuflucht". Ich bilde mir nicht ein dass ich alleine auf alles draufkommen könnte, strebe aber keine emotionalen Bindungen an. Eine solche Beziehung sehe ich als ein Geben und Nehmen, der Laie trägt zum Unterhalt des Lehrers bei und der Lehrer trägt zur geistigen Entwicklung bei. Das ist alles an gegenseitiger Abhängigkeit. Natürlich hat man besonderen Respekt und Wertschätzung einem kalyāna mitta gegenüber. Aber wenn der Kontakt nicht weiterhilft gehe ich woanders hin, ja ich würde dann jederzeit auch die Schule, die Sangha, den Lehrer und den Kanon austauschen und erwarte dass es deshalb keinerlei Diskriminierung gibt. Ich fühle mich da völlig frei und meiner eigenen Bestimmung überlassen.


    Argonath:


    Die andere Variante ist die eines Life Style Buddhismus "nur für mich" und "mal hier - mal da" - man pickt sich immer das Beste raus und wenn es einem zu blöd wird sucht man sich etwas anderes. Steine oder Feen... ich übertreibe maßlos :D
    Aber ist das wirklich Buddhismus???


    Es ist schon sinnvoll eine bestimmte Richtung zu verfolgen und zu vertiefen finde ich. Wenn man Wasser will gräbt man besser an einer Stelle tief als an mehreren Stellen nur seicht. Solange man den Eindruck hat dass man da auch wirklich Wasser findet.


    Argonath:


    Was Tsukamoto meint, ist glaube ich, ALLE Drei Schätze ernst zu nehmen - egal in welcher Schul-Richtung. In diesem Fall natürlich den Nichiren Buddhismus. Hier muß darauf hingewiesen werden, dass Nichiren Berge von Schriften verfasste in denen er die Lehren anderer Schulen zu Gunsten des Lotus Sutras widerlegt. Die Einstellung die richtige Schule zu praktizieren ist den Vertretern des Pali Kannon ebenfalls nicht ganz fremd, wenn ich nicht irre...


    Wenn im Palikanon oder in alter und neuerer Sekundärliteratur andere Lehren widerlegt werden, achte ich darauf ob das für mich nachvollziehbar ist, andernfalls bilde ich mir darüber kein Urteil nur weil es dort geschrieben steht.


    Argonath:


    Eine Initiation in Stufen ohne Anleitung (oder sogar Bezahlung) gibt es aber ja in den Theravada Schulen auch oft nicht - korrigiere mich wenn es nicht stimm! Nenn es Spende, however...
    Genauso wird der Gohonzon nicht einfach so unter die Menschen "geschmissen".


    Man kann offiziell bekunden dass man sich an die Verhaltensregeln (Sila) für Laien hält. Eine Bezahlung wird nie gefordert, außer bei einem Retreat oder einer Pilgerreise wo Unterkünfte, Flüge usw. eben bezahlt werden müssen. Ansonsten läuft alles auf freiwille Spendenbasis (Dhana). Das funktioniert, weil wenn man etwas wertvolles erhält ist es natürlich dass man dafür auch etwas geben will. Es wird nur darauf aufmerksam gemacht dass die Lehrtätigkeit und ein Zentrum nur durch Spenden möglich ist.
    Ich weiß nicht wie das mit dem Gohonzon verstanden wird und möchte es nicht beurteilen. Aber nach der Überlieferung lehrte der Buddha nicht "mit einer geschlossenen Faust", also alles ist frei für jeden zugänglich.

  • Hallo Argonath,
    könntest Du uns kurz erklären, worum es in diesem Text geht und welcher Standpunkt dargestellt wird?
    Es gibt immer wieder mal Leser, deren Englisch nicht so flüssig ist, dass sie komplexe Texte lesen können.
    Danke!
    Jojo

  • Ich bin nur Hobby-Überstzer aber ich dachte, es ist einfacher es komplett zu übersetzen:


    "Ursprünglich stammt das Wort Sangha vom Sanskrit Wort "samgha" für Versammlung, eine Gruppe oder Organisation mit einem Rat-System im antiken Indien. Nachdem es in den Buddhismus übertragen wurde, wandelte sich die Bedeutung der Sangha in eine religiöse Organisation, ausschliesslich bestehend aus Praktizierenden, welche ihren irdischen Beziehungen entsagt hatten.
    Als sich im Laufe der Zeit mehr Praktizierende um den Buddha versammelten, um durch seine Lehren, das Studium und die Praxis zur Erleutung zu gelangen, organisierte man die Sangha durch Regeln und eine Doktrin.
    Heute veranstaltet die Sangha, zu der auch die Laien-Gläubigen gehören, Zeremonien und Gebete und gibt den Glauben an kommende Generationen weiter. Daher spielt die Sangha die zentrale Rolle beim Erhalt der Buddhistischen Schulen.
    Wie steht es um unser Wissen und Glauben?


    Beim Konvertieren zum Buddhismus schwören wir uns als Buddhisten den Drei Juwelen zu widmen (Anmerkung: Zuflucht nehmen). Fühlt ihr euch immer noch den Drei Juwelen verpflichtet? Leute, die sich selbst als Buddhisten betrachten, mögen keine Probleme mit den ersten beiden Schätzen, Buddha und Dharma haben, aber wie sieht es mit der Sangha/dem Tempel aus? Eigentlich ist das mit der Sangha so schwierig, weil einen die ersten beiden Schätze bei Gebet und Verständnis unterstützen. Der dritte Schatz aber ist nicht nur für Gebet und Verständnis da, sondern man muß dazu noch seinen Glauben durch sein praktisches Verhalten und das freiwillige Engagement in der/für die Sangha zeigen.
    Es gibt ein Wort im Buddhismus für das Aufbringen einer generellen Einstellung bzgl. der Erleuchtung. Es ist "gudou"(Anmerkung: jap. für Suche nach Wahrheit/Erleuchtung) den Weg suchen. Das bedeutet, dass die Person, die sich nach der Erleuchtung sehnt, mit guten Absichten handelt: den Buddha mit dem ganzen Herzen zu sehen und freien Willens den Weg der Wahrheit zu erkunden. Das zeigt, dass der Buddhismus die Lehre zur Entwicklung der eigenen Buddhaschaft ist.
    Es ist allerdings sehr schwierig ohne einen Lehrer oder Priester diesen Weg zur Erleuchtung beizubehalten. Daher braucht man die Sangha/den Tempel. Darum bedeutet sich der Sangha zu widmen, dazuzugehören und die Sangha bzgl. der Lehre und finanziell zu unterstützen, aber auch mit anderen gemeinsam zu studieren, zu praktizieren und nach der Erleuchtung zu streben.
    Wenn wir unsere Sangha/den Tempel verlieren, was passiert dann mit unserem Glauben? Einige sagen:"Ich werde allein meinen Glauben fortsetzen" oder "bei mir ist alles ok, weil ich jeden Tag alleine Gongyo mache". Dennoch ist es nicht einfach alleine ohne die Sangha den Glauben beizubehalten, denn der beste Ort um den Glauben zu entwickeln und zu praktizieren ist ein(e) Nichiren Shu Sangha/Tempel. Dieser Einfluß wird sich in Eurem Gongyo oder Gebet zeigen.
    Wenn man weiter alleine zu Hause Gongyo macht, wird man ganz natürlich angewöhnen alles auf eine eigene Weise zu tun. Dies wird sich in der Aussprache beim Chanten und dem Verhalten in der Zeremonie zeigen. Schlimmer noch, es ist kein Spezialist i.S.eines Priesters da, um Fehler zu korrigieren. Ihr werdet die Fehler nicht selbst bemerken und daher fortsetzen aber denken, es sei richtig so.
    Das kann selbst gut ausgebildeten Priestern nach langer strenger Ausbildung passieren. Die Sangha hat daher die Aufgabe, das zu bemerken, zu korrigiern und euch dabei zu helfen, besser zu werden. Nichiren Shonin selbst behandelte unrichtiges Verhalten immer sehr streng.


    Auch beeinflussen unsere falschen Angewohnheiten sogar die Lehre. Hat man keinen Priester, neigt man dazu bevorzugte Lehren auszusuchen oder die, die man versteht. Das bedeutet, dass man mit einer dürftigen Interpretation zufrieden sein wird, wodurch es schwieriger wird eine tiefer gehende Deutung nur durch Eigenstudium zu erreichen. Das nennt man "Choosy Buddhism" (Anm. etwa "selektiver" i.e. selbst "rausgepickter" Buddhismus). Früher oder später werdet ihr anfangen bestimmte Dinge zu vermissen und ehe man es sich versieht, werdet ihr sogar Theravada oder andere Lehren chanten. Bald werdet ihr den reinen Nichrien Buddhismus verlieren. Ihr gewöhnt euch daran nach anderem Buddhismus und anderen Lehren zu suchen. Ihr wandert von Schule zu Schule oder von Religion zu Religion und ähnlich einem Ballon der von Wind hin und her getrieben wird. Das ist falscher "gudou" den ihr schätzt die Sangha gering (Anm. wörtl. "macht Euch lustig"). Auch seid ihr keine Buddhisten mehr (definiert sich "Buddhist" schließlich durch die Hingabe an die Drei Juwelen). Ihr seid Privatgelehrte die Buddhismus praktizieren und studieren - ihr mögt die Debatte oder Kritik da ihr ein starkes Ego besitzt. So wird es aber nicht lange gut gehen, auch wenn ihr versucht zu einer Sangha zu gehören, aufgrund des angesammelten Irrglaubens. Dieser traurige Glaube entsteht durch die Geringschätzung der Sangha der Drei Juwelen.
    Die Sangha hat die wichtige Verantwortung als Platz für Gebet und Zeremonien wie z.B. Segnung von Babies und Kindern, Hochzeiten, Trauerfeiern oder Beerdigungen etc. Ich habe eine unglaubliche Geschichte einer Beerdigungszeremonie gehört, dass sich Leute die keinem Tempel angehörten mit Freunden im Haus des Verstorbenen versammelten und die Zeremonie selbst abhielten.Das Gebet um der Seele eines Verstorbenen Frieden zu geben ist sehr speziell und sollte feierlich ernst sein. Für dieses Gebet braucht es sprituelle Fertigkeiten. Daher sollte das Gebet von einem/r gut aufgebildeteten Priester/in durchgeführt werden.


    Die Sangha hat eine zusätzlich Rolle durch diese Zeremonien. Sie gibt den Glauben in der Familie als auch an die nächsten Generationen weiter. Wenn ihr also keinen Tempel habt, und sogar in eurem Testament hinterlasst, man solle " eine buddhistische Beerdigungszeremonie" abhalten, wird niemand diesen Glauben verstehen. Eure Familie wird die Beerdigung auf ihre eigene Art abhalten.
    Schließlich werdet ihr ohne Sangha früher oder später die Verbindung zum Buddhismus ganz verlieren. Darum ist die Sangha der heilige Schlüssel, welcher euren Glauben schützt und stärkt.
    Ich wundere mich oft, warum so viele Leute einen "Gohonzon" haben wollen aber niemand möchte zu einer Sangha oder einen Tempel. Das ist sehr seltsam.


    Sangha/Tempel sollte die höchste Priorität noch vor dem eigenen Gohonzon haben, da der Tempel der "kaidan" ist, die "Gebotsplattform" (Anm. siehe Schriften Nichirens z.B. Kajin no honzon sho), der einzige Ort, der persönliche Gohonzon anbieten kann. Daher: wenn man keinen Tempel hat, kann man auch keinen eigenen Gohonzon empfangen.
    Sangha und Tempel sind der Ort zum Studieren, Praktizieren, Beten, für Zeremonien, den Gohonzon-Empfang und Weitergabe des Glaubens. Auch wenn der Tempel ein so wichtiger Ort ist, passieren manchmal enttäuschende Dinge:
    dadurch, dass der bisherige Priester zu einem anderen Tempel versetzt wird oder weil bestimmte Leute den Tempel nicht mehr besuchen auch wenn sie das lange getan haben. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass diese Leute an diesem Priester hingen, nicht aber an der Sangha oder dem Tempel. Wie auch immer, bitte erinnert euch daran, was echter Glaube ist: wenn ihr an die Lehre Nichiren Shonin`s glaubt, egal wer der Priester sein wird, und sich weder euer Glaube verändert, noch eure Hingabe für die Nichiren Shu Gemeinde. Die Priesterschaft soll euch eng mit dem Buddha und Nichiren Shonin verbinden. Auch wenn ihr manche Priester nicht mögt, wir sind nicht eure Feinde. Euer Glaube darf nicht von Sympathieoder Antipathie beeinflusst werden. Wahrer Glaube hat genug Stärke, Fähigkeit und Geduld mit jedem Problem im Leben klar zu kommen, es zu überwinden und die Zuwendung zu den Drei Schätzen aufrecht zu erhlaten, mehr durch den Buddha und Nichiren Shonin als durch Priester. So kann man behaupten, dass diejenigen, die den Tempel seit seiner Gründung besuchen, wahren Glauben haben. Bitte denkt daran, dass die Sangha ein Trainingsort für die Entwicklung und Stärkung eures Glaubens ist.


    Wir Buddhisten wissen im Herzen was wahrer Frieden ist. Ein Priester sagte:"Wenn alle Menschen der Welt grundsätzlich zu Buddhisten würden, würde Mord und Krieg auf dieser Welt nicht vorkommen." Außerdem wissen wir vom Lotus Sutra wie mächtig und wunderbar diese Lehren für den Frieden der Welt sind. Das Lotus Sutra spricht zu uns:" Bitte teile diese Lehre mit anderen Menschen!". Als Nichiren Shu Buddhisten haben wir die Verpflichtung das Lotuts Sutra durch das Odaimoku an andere weiterzugeben: die Essenz der Lehre.
    Um das zu erreichen brauchen wir unseren Nichiren Shu Tempel als unseren spirituellen Anker in Großbritannien. Er sollte von britischen Nichiren Shu Buddhisten unterhalten und geleitet werden. Derzeit wird er zu hundert Prozent vom Nichiren Shu Hauptbüro in Japan geleitet. Die Nichiren Shu kam vor 10 Jahren nach Großbritannien, aber wir kamen nicht um einen Tempel für Japaner zu bauen. GB braucht einen britischen Nichiren Shu Tempel, der die britische Kultur widerspiegelt.
    Ich hoffe, dass alle zu dieser Erkenntnis gelangen und verstehen wie wichtig ein Nichiren Shu Tempel in Großbritannien ist.


    Gassho,
    Kanto Tsukamoto Shonin"

  • @ mukti


    vielen Dank für Deine Ausführungen! Vielleicht komme ich noch später darauf zurück. Nu bin ich erstmal platt.... ;)

  • Hallo Argonath,


    danke für die Übersetzung. Ich bin jetzt ein bisschen verwirrt. Wenn ich gut verstanden habe, kann eine Sangha einen Tempel sein, den man regelmäßig besucht. Oder einfach eine Gruppe, wo jemand mehr Erfahrung hat. Ist so? Der Text redet von Priester, aber ein Priester zu finden kann fast unmöglich sein. Hängt davon ab, wo man lebt.


    Ich würde mal zu einer Sangha mitmachen, aber die ganze Esoterik, Zeremonien u.s.w. werfen mich hinaus. Soll ich einnehmen, dass ich weder Buddhist bin noch werde?


    Grüße.


  • Persönlich beziehe ich den Begriff eher auf die Gemeinschaft der Mönche und Nonnen. Weil die am Buddhismus Interessierten kommen und gehen, manche trifft man öfter an in den Zentren, manche nur manchmal oder gar nicht mehr. Darunter gibt es dann mehr oder weniger ernsthaft Praktizierende. Da hat eine Sangha keine festen Umrisse, wer gehört da nun dazu und wer nicht. Nur wenige bekennen sich öffentlich zu den Sila (ethische Richtlinien), die könnte man auch als Laiensangha bezeichnen.

  • Hallo voxk,


    ich will nur noch einmal klarstellen: ich möchte nicht Werbung machen für die Priesterschaft oder eine bestimmte Form.


    Es ging mir um etwas anderes, sehr Nichiren-Buddhismus-spezifisches: es gibt s.g. unabhängige Nichiren Buddhisten, in meinen Augen auch eine Sangha! ( Danke mukti für die Definitionsliste!!! ) :!:


    Ich habe selber häufiger mit Nichiren Buddhisten gesprochen, die sich (in Deutschland ausschließlich, weil ohne Alternative) von der SGI abgewandt hatten und ganz für sich praktizieren wollten oder es bis heute tun. Andere schliessen sich zu alternativen Sanghas teils ausserhalb der SGI zusammen, z.B. Die Kraniche, Berlin etc. und sind offener was andere Richtungen angeht.


    Nachdem ich selber diesen Weg gegangen bin, halte ich es für einen Irrweg ganz alleine zu praktizieren. Ich plädiere nicht dafür, wie ich in die Nichiren Shu einzutreten, da muß jeder seinen Weg finden, aber:


    wieder Danke an mukti:


    Zitat

    Unabhängig von der genauen Definition gehört der Sangha in allen Traditionen zu den drei Juwelen (Vorbildern) des Buddhismus, durch deren Zufluchtnahme man den Buddhismus annimmt.


    Ich plädiere für eine Rückbesinnung auf die ureigenen Grundlagen des Buddhismus!
    Wenn man es also ernst meint und wirklich Buddhist sein will, macht man es nicht nur für sich. Auch weil Buddhismus immer Ausübung FÜR SICH UND FÜR ANDERE ist.

  • Namaste!

    mukti:

    Persönlich beziehe ich den Begriff eher auf die Gemeinschaft der Mönche und Nonnen. Weil die am Buddhismus Interessierten kommen und gehen, manche trifft man öfter an in den Zentren, manche nur manchmal oder gar nicht mehr. Darunter gibt es dann mehr oder weniger ernsthaft Praktizierende. Da hat eine Sangha keine festen Umrisse, wer gehört da nun dazu und wer nicht. Nur wenige bekennen sich öffentlich zu den Sila (ethische Richtlinien), die könnte man auch als Laiensangha bezeichnen.


    Soviel ich weiß, ist eine Annahme der Sila in den Schulen des Nichiren-Buddhismus sogar für die Priesterschaft nicht zwingend. [Eine Ausnahme bildet vielleicht die Nipponzan Myohoji-ha.] Da wird dann wohl der "gewöhnliche" Nichiren-Buddhist erst recht nicht die Fünf Silas oder die Jukai offiziell annehmen.


    Allgemein ist das Wort "Sangha", wenn man es auf eine fest-umrissene Gruppe von Leuten angewandt wissen will, recht unbestimmt und interpretationsfähig.
    Als eines der Drei Juwelen ist es hingegen aus meiner Sicht greifbarer.


    Das alleinige Praktizieren ist nach meiner Empfindung immer nur eine zeitweilige Lösung, bis man eine Sangha/Gruppe gefunden hat - in welcher Form das dann auch immer stattfindet. Denn wie bereits geschrieben wurde, alleine macht man irgendwann "sein eigenes Ding", Fehler werden nicht von anderen aufgezeigt und korrigiert.
    In dem "sein eigenes Ding machen" ist dann aus meiner Sicht nicht so das Problem, wenn man die Lehren unterschiedlicher Traditionen und Lehrer kombiniert, sondern viel mehr, wenn man nur dasjenige annimmt, was einem gerade so passt - sprich: den Dharma seinen eigenen Gewohnheiten, Denkmustern und Lebensweisen anpasst und nicht umgekehrt!


    < gassho >


    Benkei


    Namu-Myoho-Renge-Kyo

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin


  • Salüt Benkei,


    hmm hmm.... Ich verstehe glaube ich schon was du meinst, und auch welche Gefahren du siehst. Allerdings: "der Dharma" ist ja schon immer auslegungsbedürftig gewesen. Und rigide "Buchstabenfrömmigkeit" hat vermutlich auch eher selten zu echtem Fortschritt geführt.


    Ich denke das Problem ist weniger das alleine oder gemeinschaftliche Praktizieren, oder die schwierige Frage wer sich wie und vermittelt durch wen anpasst, sondern letztlich die Unmöglichkeit, echte "Verwirklichung" und daraus resultierende Effekte eindeutig zu erfassen, zu belegen etc.
    Wie es in einem anderen Thread zur Sprache kam ist es auch bei mir: eine handvoll derjenigen Menschen, von denen ich sagen würde dass sie ihr Leben wirklich engagiert leben (d.h. selbstbestimmt, verantwortungsbewusst, sozialverträglich etc.) tun dies gänzlich ohne irgendwelchen buddhistischen Background. Und mehr gibt es da eben auch nicht zu holen; außer Spezialfertigkeiten (Sutren rezitieren, historisches Wissen, spezielles Textwissen, geistige Konstrukte, Fremdsprachenkenntnisse etc.) und wilden Spekulationen (Wiedergeburt, Weitergeburt, Einsicht in die Identität von Leerheit und Erscheinung etc. etc.).

  • Ich bin der festen Überzeugung dass man heutzutage den Buddhismus Nichirens auch alleine praktizieren kann. Auch wenn man mit geringer Auflösung auskommen muss so sind Nichiren Gohonzons im Netz zu finden. Es bleibt einem selbst überlassen wessen man Schule man folgen kann ohne sich an sie zu binden. Sich nicht an Tendenzbetriebe zu binden kann durchaus auch in den Schriften Nichirens begründet werden. Die Gosho der Nichiren Shu finde ich persönlich noch am neutralsten. Nach Jahren der Auseinandersetzung finde ich, dass die SGI sich samt ihres Präsidenten im übertragenen Sinn zu einem (Go)Honzon stilisiert hat, es wurden Abhängigkeiten geschaffen gegen die sich Nichiren eigentlich wehrte. Gerade die Vehemenz mit der sich SGI-Anhänger im Internet gegen etablierte Fakten wehren ist für mich zwischenzeitlich einfach nur erstaunlich wenn nicht auch lächerlich da sie ihr Unwissen gerade zu dokumentieren.

  • catflap08:

    Ich bin der festen Überzeugung dass man heutzutage den Buddhismus Nichirens auch alleine praktizieren kann. Auch wenn man mit geringer Auflösung auskommen muss so sind Nichiren Gohonzons im Netz zu finden. Es bleibt einem selbst überlassen wessen man Schule man folgen kann ohne sich an sie zu binden. Sich nicht an Tendenzbetriebe zu binden kann durchaus auch in den Schriften Nichirens begründet werden. Die Gosho der Nichiren Shu finde ich persönlich noch am neutralsten. Nach Jahren der Auseinandersetzung finde ich, dass die SGI sich samt ihres Präsidenten im übertragenen Sinn zu einem (Go)Honzon stilisiert hat, es wurden Abhängigkeiten geschaffen gegen die sich Nichiren eigentlich wehrte. Gerade die Vehemenz mit der sich SGI-Anhänger im Internet gegen etablierte Fakten wehren ist für mich zwischenzeitlich einfach nur erstaunlich wenn nicht auch lächerlich da sie ihr Unwissen gerade zu dokumentieren.


    Ich habe an dieser Diskussion nicht mehr teilgenommen weil ich nicht diesen Weg gehe, und daher nicht kompetent bin. Aber das Obige bestätigt meinen Eindruck bezüglich Abhängigkeiten. Das ist nun auch individuell verschieden, so werden solche Bindungen eingegangen wenn da eine Hilfe dabei ist auf dem Weg voranzukommen. Gemeinschaft Gleichgesinnter ist bestimmt sehr wertvoll, und vielleicht ist sie anders gar nicht zu erlangen. Oder die alleine Praktizierenden bringen es nicht zu dem Standard an Praxis wie er in einer bestimmten Gruppe vorherrscht. Man kann auch bestimmte Autoritätsansprüche leicht nehmen und nur darauf achten was einen wirklich weiterbringt in einer Gruppe. Ich glaube man kann da keine Empfehlungen abgeben die für alle gleichermaßen gelten, solange eine Gruppe keine offensichtlich destruktive Richtung einschlägt.


    Nur ein paar Gedanken eines mehr oder weniger Außenstehenden. Ich habe da mit anderen Gruppen einige Erfahrungen hinter mir, und bin zur Zeit nicht so auf Bindungen und Abhängigkeiten erpicht. Aber das ist halt mein eigenes Ding und muss ja nicht für alle gelten. Hoffe nicht gestört zu haben.