Kakubans "Amida Hishaku"

  • Namaste!


    Ich habe mir mal die Mühe gemacht, das "Amida Hishaku" von Kôgyô-Daishi Kakuban zu übersetzen.
    Quelle: http://www12.canvas.ne.jp/horai/eso-amida.htm


    Die Sichtweise, die Kakuban gegenüber Buddha Amitabha und dem Äußern des Namens ("Nembutsu" oder "Nenbutsu") einnimmt, ist wahrscheinlich noch heute bei manchem Tendai-Gelehrten und in einigen Zweigen der Shingon Shû populär.


    Kakuban (1095 - 1143) war Priester der Shingon Shû und soll zeitweise dem Hauptkloster auf dem Berg Koya vorgestanden haben. Seine Lehren und sein Wirken führten später zur Spaltung der Shingon Shû in die Kogi Shingon-shû (Alte Shingon Schule) und die Shingi Shingon-shû (Reformierte Shingon Schule, welche sich auf Kakuban stützt). Beide Shingon Schulen haben heute mehrere Unterzweige.


    In dem Text geht es um Kakubans "Himitsu Nembutsu", das "Esoterische Nembutsu".
    Kakuban verdeutlicht seine Sichtweise Amitabhas in Bezug auf die Letztliche Wahrheit [den Dharmakaya; in Tendai- und Shingon Shû entspricht dies dem Großen Sonnen-Buddha Mahavairocana], sowie die Wirkung der Äußerung des Namens im Hinblick auf den esoterischen Mantrayana-Buddhismus Japans.


    < gasshô >


    Benkei


    PS: Die Fussnoten entsprechen nicht gänzlich dem Originaltext. Hier habe ich, aus meiner Sicht zum besseren Verständnis, einige Änderungen vorgenommen.

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Amida Buddha ist die Verkörperung der Weisheit, welche den Dharmakaya in der eigenen Natur wahrnimmt und erkennt, welcher auch der gemeinsame Ursprung ist, von welchem alle fühlenden Wesen aus die Erleuchtung erlangen.
    Wenn du in der Meditation den Einen Geist (1) erkennst, dann wirst du gleichzeitig die wahre Natur aller Dharmas erkennen; wenn du die wahre Natur aller Dharmas kennst, dann wirst du auch die Gedanken aller fühlenden Wesen erkennen. So enthält der Eine Geist in sich selbst alle Aspekte der Zweifachen Wirklichkeit (2) ohne Unterschied. Jede Form und jeder Geist der Wesen in den Neun Welten (3) besitzt gleichermaßen die Fünf Weisheiten (4) in vollständiger Anordnung. Daraus folgt, dass die Gottheiten in den Vier Mandalas (5) ursprünglich im eigenen Körper wohnen, welcher eine vorübergehende Anordnung der Fünf Aggregate (6) ist, welche sich endlos neu anordnen. Die Gottheiten, welchen der Praktizierende durch seine Drei Mystischen Übungen (7) anruft, wohnen ewiglich und alles durchdringend in seinem verblendeten Geist der Neun Bewusstheiten (8).


    Da der Eine Geist identisch mit allen Dharmas ist, sind der Bereich der Buddhas und der der fühlenden Wesen gleichzeitig nicht-verschieden und doch verschieden voneinander. Da alle Dharmas identisch sind mit dem Einen Geist, sind Buddha-Bereich und der Bereich der fühlenden Wesen gleichzeitig verschieden und doch nicht verschieden voneinander. Seit dem anfänglichen Ursprung sind folglich der eigene Geist und der Buddha eins. Versuche nicht, diesen Geist dazu zu bringen, ein Buddha zu werden. Wenn die Verblendung verschwindet, erscheint die Weisheit und dann wirst du ein Buddha in diesem gegenwärtigen Leben.


    Wenn [in anderen Traditionen] gelehrt wird, dass da ein Buddha jenseits des eigenen [wahren] Selbst ist, und ein Reines Land jenseits der gegenwärtigen Gefilde, dann erfolgen diese Belehrungen zu dem Zweck einfache, ignorante Personen mit starken Anhaftungen anzuleiten und fühlenden Wesen, welche schwerwiegende Verfehlungen verübt haben, zu dienen. Die Auslegung des Dharma muss jeweils den Fähigkeiten der Leute Rechnung tragen, welche belehrt werden: sind diese Leute von einfachem Geist, verwendet man simple Belehrungen, während man dann das Prinzip der [Letztlichen] Wahrheit unoffenbart lässt. Die Auslegung der Wahrheit durch den Dharmakaya-Buddha (9) offenbart echte Weisheit und zerstört Anhaftungen.


    Wenn du klar die tiefe Urquelle des Einen Geistes erkennst, wird der Geist-Lotos der Neun Ränge (10) im Wahren Geist der Neun Bewusstheiten (11) erblühen. Wenn du Erleuchtung durch die Drei Mystischen Übungen erlangst, erkennst du, dass die Formen der Fünf Buddhas (12) in deinem Körper durch die Fünf Sinnesorgane (13) manifestiert werden. Wer strebt dann noch nach einem glorreichen Schatzland im Jenseits (14)? Wer will dann immer noch die exquisiten Formen eines solchen Landes erschauen?


    Der Unterschied zwischen Verblendung und Erleuchtung ruht in deinem Geist, und so gibt es keinen Buddha jenseits deiner Drei Handlungen (15). Da Wahrheit und Illusion letztlich eins sind, ist es möglich, das Reine Land der Glückseligkeit in den Fünf Stadien der samsarischen Existenz (16) zu erkennen. In dem Augenblick, in welchem du diese Wahrheit verinnerlichst, wird dein dann gegenwärtiger Geist „Avalokiteshvara“ genannt; dann kennst du klar und deutlich das Prinzip der universellen Präsenz des Einen Geistes in allen bedingten und unbedingten Dharmas. Wenn du gründlich die Kenntnis dieses Geistes zu eigen machst, so wirst du „Amida Tathagata“ genannt, da du wahrhaftig den Einen Geist erkannt hast, welcher deine angeborene immanente Eigenschaft ist, frei von allen Ablehnungen und Verhaftungen zu sein.


    Das obengenannte ist die Kurzdarstellung.

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • 1.) Der Eine Geist ist der alles-enthaltende absolute Geist, von welchen alles Buddhas, Bodhisattvas und Heiligen erscheinen und zu welchem alle Dharmas und fühlenden Wesen zurückkehren. Er ist wesensgleich mit der Buddha-Natur. Der Segen und die Tugenden die im Einen Geist enthalten sind, werden symbolisch repräsentiert als Buddha Mahavairocana.


    2.) Die Zweifache Wirklichkeit oder die Zwei Wahrheiten: die Absolute Realität und die Relative Realität.


    3.) Entspricht den ersten neun der Zehn Welten oder (Be-)Reiche: Hölle, Hungergeister, Tiere, Titanen, Menschen, Götter, Shravakas, Pratyekabuddhas, Bodhisattvas und Buddhas; also ohne den Buddha-Bereich/-Zustand.


    4.) Alles-durchdringende Weisheit, Spiegelgleiche Weisheit, Unterscheidende Weisheit, Alles-vollendende Weisheit, Weisheit der Wesensgleichheit.


    5.) (1) Das Große Mandala (Mahamandala): ein Buddha oder Bodhisattva als Figur oder Bild. (2) Mandala der heiligen Attribute (Samaya-Mandala): Symbole die in den Händen der Gottheit als Insignie gehalten werden, z. B. Manjushri’s Schwert, Avalokita’s Vase, Acala’s Kette. (3) Mandala der heiligen Zeichen (Dharma-Mandala): Wurzel-Silben, Wörter und die Bedeutung aller Sutras. (4) Mandala der Gesten (Karma-Mandala): Skulptur, welche die Haltung und die Gesten der Gottheiten darstellt.


    6.) Die Fünf Skandhas sind: Form, Gefühl, Wahrnehmung, Wille und Bewusstsein.


    7.) (1) Körperliche mystische Praxis: das Mudra einer bestimmten Gottheit formen. (2) Verbale mystische Praxis: das Mantra einer bestimmten Gottheit zu rezitieren. (3) Mentale mystische Praxis: auf die Gottheit meditieren, sie zu visualisieren.


    8.) Seh-Bewusstsein, Hör-Bewusstsein, Geruchs-Bewusstsein, Geschmacks-Bewusstsein, Tast-Bewusstsein, Denk-Bewusstsein, Ego-Bewusstsein, Alaya-Bewusstsein, Amala-Bewusstsein.


    9.) Hier: Buddha Mahavairocana.


    10.) Die Neun Ränge sind entsprechend dem Amida-Meditations-Sutra neun Grade der Aspiration der Geburt im Reinen Land des Buddha Amitabha.


    11.) Vgl. 8. Der Wahre Geist der Neun Bewusstheiten ist jeweils die gereinigte, wahrhaftige Form der Bewusstheiten.


    12.) Die fünf Dhyani- oder auch Meditationsbuddhas, welche die Fünf Weisheiten (vgl. 4) verkörpern.


    13.) Auge, Ohr, Nase, Zunge und Tastorgane.


    14.) Bezieht sich auf Amida’s Reines Land.


    15.) Körperliche Handlungen, Sprache und Gedanken.


    16.) Die ersten fünf der Zehn Welten.

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Als nächstes werde ich den Namen erklären. In Indien wurde er „Amita“ genannt; in China wurde dies als „wu-liang-shou“, „wu-liang-kuang“ usf. übersetzt. Insgesamt gibt es dreizehn Übersetzungen, welche nur in den exoterischen Belehrungen gebraucht werden. Entsprechend der esoterischen Interpretation sind alle diese Namen, ohne Ausnahme, mystische Namen des Tathagata [Mahavairocana]. Gleichwohl werde ich nun die wahre Bedeutung dieser dreizehn Namen erläutern:
    1. Muryoju (Unendliches Leben): Dharmakaya-Tathagata verweilt im Dharmareich-Palast ohne zu erscheinen oder zu verschwinden. Aus diesem Grund wird Mahavairocana Tathagata auch „der Buddha des Unendlichen Lebens genannt.
    2. Muryoko (Unendliches Licht): Das Licht von Dharmakaya-Tathagata’s Weisheit der Wunderbaren Unterscheidung und Betrachtung erleuchtet unzählige fühlende Wesen und zahllose Welten, begünstigt sie fortwährend immerzu. Deshalb wird Mahavairocana Tathagata „der Buddha des Unendlichen Lichts“ genannt.
    3. Muhenko (Grenzenloses Licht): Dharmakaya-Tathagata’s Weisheit der Wunderbaren Unterscheidung und Betrachtung ist ungebunden und grenzenlos. Deshalb wird Mahavairocana Tathagata auch „der Buddha des Grenzenlosen Lichts“ genannt.
    4. Mugeko (Ungehindertes Lichts): Dharmakaya-Tathagata’s Weisheit der Wunderbaren Unterscheidung und Betrachtung realisiert gleichzeitig die Abwesenheit von Hinderungen hinsichtlich bedingten und unbedingten Dharmas, absoluter und relativer Wahrheit, Aspekt und Essenz der Realität, mentale Funktionen aller fühlenden Wesen, bis hin zu Gras, Bäumen, Bergen und Flüssen. Deshalb wird Mahavairocana Tathagata auch „der Buddha des Ungehinderten Lichts“ genannt.
    5. Mutaiko (Unvergleichliches Licht): Die Weisheit der Wunderbaren Unterscheidung und Betrachtung Dharmakaya-Tathagatas kann nicht in relativen Konzepten erklärt werden, da von Anbeginn an keine Verblendungen existieren. Die wahre Erleuchtung, welche nicht mit relativen Begriffen erklärt werden kann, überschreitet die [unvollkommene] Weisheit welche zwischen richtig und falsch unterscheidet. Deshalb wird Mahavairocana Tathagata auch „Buddha des Unvergleichlichen Lichts“ genannt.
    6. Dharmakaya-Tathagata’s Weisheit der Wunderbaren Unterscheidung und Betrachtung erleuchtet hell-strahlend die Dunkelheit der Ignoranz im Bewusstsein der fühlenden Wesen und verbrennt die negativen Auswirkungen ihrer blinden Leidenschaften wie ein loderndes Feuer. Deshalb wird Mahavairocana Tathagata auch „der Buddha des Lichts des Flammenkönigs“ genannt.
    7. Dharmakaya-Tathagata’s Licht der Wunderbaren Weisheit vernichtet die Dunkelheit der Ignoranz der fühlenden Wesen und enthüllt den Palast der Erleuchtung in ihrem Geist. Es ermöglicht einem, zum ersten mal den Segen der ursprünglichen Ungeborenheit zu erlangen. Deshalb wird Mahavairocana Tathagata auch „der Buddha des Lichts der Freude“ genannt.
    8. Dharmakaya-Tathagata’s Licht der Wunderbaren Weisheit nimmt klar die wirkliche Bedeutung der absoluten und der relativen Wahrheit wahr und erleuchtet bedingte und unbedingte Dharmas. Deshalb wird Mahavairocana Tathagata auch „der Buddha des Lichts der Weisheit“ genannt.
    9. Dharmakaya-Tathagata’s Weisheit der Wunderbaren Unterscheidung erlaubt es ihm, ewiglich -ohne Änderung oder Auflösung- im Genuss seines eigenen Dharmas zu verweilen. Deshalb wird Mahavairocana Tathagata auch „der Buddha des Unaufhörlichen Lichts“ genannt.
    10. Dharmakaya-Tathagata’s Weisheit der Wunderbaren Unterscheidung ist unvorstellbar, selbst für Bodhisattvas von Gleicher Erleuchtung (17) welche die Zehnte Stufe erreicht haben. Deshalb wird er auch „Buddha des Unvorstellbaren Lichts“ genannt.
    11. Dharmakaya-Tathagata’s Weisheit der Wunderbaren Unterscheidung geht über die Weisheit hinaus, welche von gewöhnlichen Wesen erlangt werden kann. Sie überschreitet die Weisheit der Alten Weisen (18) und der Seher (19) und kann niemals angemessen von diesen gepriesen werden [so sehr diese sich auch bemühen]. Deshalb wird er auch „Buddha des Lichtes jenseits aller Lobpreisungen“ genannt.
    12. Dharmakaya-Tathagata’s Weisheit der Wunderbaren Unterscheidung wird in Wahrheit nicht von den Objekten der Sechs Sinneswahrnehmungen verschmutzt. Deshalb wird er auch der „Buddha des Lichtes der Reinheit“ genannt.
    13. Das Licht von Dharmakaya-Tathagatas wunderbarer Weisheit ist in Wahrheit ewiglich gegenwärtig und erleuchtet alles, zu jeder Zeit, tags und nachts, unabhängig von Raum und Zeit. Weil sein Licht an Helligkeit Sonne und Mond übertrifft, wird er auch „der Buddhades Lichts welches Sonne und Mond überstrahlt“ genannt.


    Deshalb sind die Namen aller Buddhas und Bodhisattvas der Drei Zeiten und der Zehn Richtungen alles verschiedene Namen des einen großen Dharmakaya. Ich stelle klar: alle Buddhas und Bodhisattvas der Drei Zeiten und der Zehn Richtungen sind Manifestationen der Unterscheidenden Weisheit des Buddha Mahavairocana. Weiter sind alle Wörter und Äußerungen (20) aller fühlenden Wesen, ohne Ausnahme, seine mystischen Namen. Diejenigen, welche sich hierüber im Unklaren befinden, werden „fühlende Wesen“ genannt; das, welches dies realisiert, wird „Buddha’s Weisheit“ genannt. Aus diesem Grund hat derjenige, welcher die drei Silben „A“, „MI“ und „DA“ betonen, seine schlimmsten karmischen Vergehen, angehäuft seit anfangloser Zeit, hiermit getilgt. Der, welcher einen Buddha, hier: Amida, vergegenwärtigt, schafft endlosen Verdienst und Weisheit. So, wie ein einzelnes Juwel in Indra’s Netz gleichzeitig zahllose andere Juwelen reflektiert, so stattet auch ein einzelner Buddha, hier: Amida, ihn mit endlosem, bleibenden Verdienst aus.

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • 17.) Bodhisattvas der Höchsten Stufe


    18.) Hierzu zählt Kakuban mit Sicherheit Lao-tse und Konfuzius. Heute würde man beispielsweise auch die alten Zen-Meister und Patriarchen hierunter fassen.


    19.) Hiermit sind wohl die Rishis des alten Indien gemeint. Global müsste man auch die Propheten der verschiedenen Religionen hierunter fassen.


    20.) Im Speziellen sind hier Mantras, Gebete und Namen (im Sinne des Nembutsu oder Daimoku) gemeint.

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Im Folgenden werde ich die Bedeutung der Sanskrit-Silben erörtern.
    1. „A“ repräsentiert das Prinzip der Nichtdifferenziertheit und des ursprünglichen Nichtgeschaffenseins (21) des Einen Geistes. „MI“ steht für das Prinzip der Nichtdifferenziertheit, Egolosigkeit und des universellen Selbst des Einen Geistes (22). „TA“ symbolisiert das Prinzip der Soheit und der Ruhe aller Dharmas, die vom Einen Geist erleuchtet werden (23).
    2. „A“ steht auch die Buddha-Familie, weil es die Einheit des Prinzips der Realität und der Transzendentalen Weisheit symbolisiert und die essentielle Natur des Dharmareiches repräsentiert, welche vom Einen Geist erleuchtet wird (24). „MI“ steht für die Lotos-Familie, weil die Letztliche Wahrheit, welche von der Weisheit der Wunderbaren Unterscheidung und Betrachtung offenbart wird, also die Leerheit aller fühlenden Wesen und Dharmas, wie eine Lotos-Blume ist: ursprünglich unbeschmutzt von den Objekten der Wahrnehmung der Sechs Sinne. „TA“ steht für die Vajra-Familie, weil die Wunderbare Weisheit des Tathagata in sich selbst unzerstörbar ist und alle Verblendungen vernichtet, als wären sie Feinde.
    3. „A“ steht auch für das Prinzip der Leerheit. Die essentielle Natur des Einen Geistes ist, vom Anbeginn an, frei von illusionären Erscheinungen. „MI“ steht für das Prinzip der Vergänglichkeit. Offenbart vom undifferenzierten Einen Geist sind alle Dharmas zeitlich begrenzte Erscheinungen, Illusionen gleich. „TA“ steht für das Prinzip der Mitte. Erleuchtet durch den undifferenzierten Einen Geist sind alle Dharmas frei von den beiden extremen Ansichten und können dadurch nicht als dauerhafte Formen angesehen werden.
    4. „A“ steht auch für das Prinzip der Existenz. Die essentielle Natur des Einen Geistes ist originär existent, ungeschaffen und unauslöschlich. „MI“ steht in diesem Zusammenhang für das Prinzip der Leerheit. Erleuchtet vom Einen Geist sind alle Dharmas in sich selbst unfassbar. „TA“ steht für das Prinzip der Nicht-Leerheit. Alle Dharmas sind, erleuchtet durch den Einen Geist, seit ihrem Entstehen von den Verdiensten des Dharmakaya beseelt.
    5. „A“ steht auch für Ursache. Die Buddhawelten und die Welten der fühlenden Wesen werden jeweils verursacht durch die Realisation des Einen Geistes, bzw. durch die Verblendungen hierüber. „MI“ steht für Praxis. Durch die Überwindung von Selbstanhaftung und dem Anhaften an die Dharmas realisiert man die Leerheit des Selbst und der Phänomene, wodurch man die Buddhaschaft verwirklicht. „TA“ steht für Buddha. Der nichtunterscheidbare Eine Geist drückt sich durch das Prinzip der Realität der Soheit und der Transzendentalen Weisheit aus, welche zu den Qualitäten der Buddhaschaft gehören.


    Die vorstehende Analyse ist die Erklärung der Sanskrit-Silben. Diese Silben haben keine unveränderliche Form in ihren gegenseitigen Beziehungen; genauso, wie die Reflektierungen der Juwelen in Indra’s Netz nicht festgehalten oder verworfen werden können, ist der nichtunterscheidbare Eine Geist nicht greifbar. Die vorstehenden Erörterungen geben die Bedeutung der Silben wieder. Es gibt keine Silben jenseits ihrer Bedeutung, keine Bedeutung jenseits der Silben. Es handelt sich um eine falsche Sichtweise, wenn man eine [Silbe] annimmt und eine andere verwirft oder umgekehrt.
    Diese Saha-Welt abzulehnen und die Geburt im Land der Höchsten Glückseligkeit zu erstreben, oder diesen unreinen Körper zurückzuweisen im Gegensatz zum Buddha-Körper, wird Ignoranz oder Verblendung genannt. Wenn jemand sogar in der unreinen Welt, während des Zeitalters des Niedergangs [des Dharma] daran festhält, über das nichtunterscheidbare Dharma-Reich zu meditieren, wie könnte er nicht den Buddha-Weg erlangen?

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • 21.) Die Sanskritsilbe „A“ wird hier als „ady-anutpada“ (ursprüngliches Nichtgeschaffensein) verstanden.


    22.) Scheinbar ist „MI“ hier von „mahatman“ (Großes Selbst, Große Seele) abgeleitet.


    23.) „TA“ steht hier für „tathata“ (Wahre Soheit).


    24.) Die Drei Familien, Buddha, Lotos und Vajra, sind die drei Abteilungen von Buddhas und Gottheiten im Mahavairocana-Sutra.

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Damit müsste der Text vollständig sein (jedenfalls endet hier die Quelle).


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin