Das Reine Land und dann ?

  • Hallo,


    mir ist die frage aufgekommen, wenn man dann ins Reine Land eingetreten ist und Dharma lernt und praktiziert.
    Was passiert dann danach, bleibt man dann für immer da ?



    Mit freundlichen Grüßen

  • Namaste!


    Hallo Cravin,


    der Volksglaube geht davon aus, dass man im Reinen Land die Höchste Bodhisattva-Stufe erlangt und dann entweder ins Nirwana eingeht oder - aus Mitgefühl mit den leidenden Wesen - wieder auf Erden bzw. in Samsara geboren wird, um dort den Wesen wiederum den Weg ins Reine Land zu weisen und den Dharma zu lehren.
    Demnach kann es als "Übergangsstation" angesehen werden.
    So manch einer denkt sich deshalb das Reine Land als "relativ unbewohnt" ;)


    Im Shin-Buddhismus gibt es demgegenüber auch die Auffassung, dass das Reine Land mit dem Nirwana gleichzusetzen ist - also quasi nur eine entsprechende Metapher davon und also kein wirklicher Ort.


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Für mich ist das Reine Land die Sicht eines Erleuchteten. Wenn man durch spirituelle Übungen sein inneres Glück erweckt, dann verändert sich durch das innere Glück die Weltsicht. Man denkt positiv und konzentriert sich automatisch auf das Positive in der Welt. Man erfährt die Welt als Paradies, als rein. Alles ist richtig so wie es ist. Alles ist gut so. Auch das Leid hat seine Aufgabe beim spirituellen Wachstum.


    Man kann durch spirituelle Praktiken in das Reine Land gelangen (Yoga, Meditation, positives Denken). Man kann auch seine Welt als Reines Land visualisieren und so das innere Glück entfalten. Welcher Gedanke hilft dir deine Welt als Paradies zu erkennen? (Ich lebe im Wesentlichen. Ich kann in meiner Welt ein Buddha werden. Meine Welt ist gut so wie sie ist.)


    Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dann nimmt man sein spirituelles Bewusstsein ins Jenseits mit. Wer auf der Erde eine Reine Land Sicht entwickelt hat, der gelangt nach dem Tod ins Reine Land (Paradies). Wer einen erleuchteten Meister hat (zum Beispiel Buddha Amitabha), kann von seinem Meister nach dem Tod ins Paradies gezogen werden.


    Es gibt viele Stufen der Erleuchtung. Im Reinen Land im Jenseits kann man spirituell immer weiter wachsen und zur vollständigen Erleuchtung (Buddhaschaft, Einswerden mit Gott) gelangen.

  • Namaste!


    Ein paar ergänzende Erklärungen, welche nach meiner Empfindung die traditionelle Sichtweise, welche auf den Drei Sutren des Reinen Landes fußt, wiedergibt:

    Nils:

    Für mich ist das Reine Land die Sicht eines Erleuchteten. Wenn man durch spirituelle Übungen sein inneres Glück erweckt, dann verändert sich durch das innere Glück die Weltsicht. Man denkt positiv und konzentriert sich automatisch auf das Positive in der Welt. Man erfährt die Welt als Paradies, als rein. Alles ist richtig so wie es ist. Alles ist gut so. Auch das Leid hat seine Aufgabe beim spirituellen Wachstum.


    Man kann durch spirituelle Praktiken in das Reine Land gelangen (Yoga, Meditation, positives Denken). Man kann auch seine Welt als Reines Land visualisieren und so das innere Glück entfalten. Welcher Gedanke hilft dir deine Welt als Paradies zu erkennen? (Ich lebe im Wesentlichen. Ich kann in meiner Welt ein Buddha werden. Meine Welt ist gut so wie sie ist.)


    Diese Auffassung von Nils entspricht in etwa derjenigen von Hakuin Zenji oder auch Bankei Zenji, welche ein nachtodliches Paradies verneinten oder für irrelevant ansahen, sondern ihre Schüler dazu anleiteten, im Hier-und-Jetzt das Reine Land zu erfahren.


    Einige Priester der Jôdo Shinshû teilen mache Aspekte dieser Auffassung, vor allem, wenn sie die Lebensgeschichten der japanischen Hijiri und anderer Meister des Reinen-Land-Buddhismus in diesem Zusammenhang studieren.


    Andere Priester der Jôdo Shinshû verneinen gänzlich die Möglichkeit, in diesem Leben bereits Amitabha's Reines Land zu erreichen und sehen in ihm einen realen, nachtodlich erreichbaren Ort.


    Von den von Nils genannten Praktiken ist in den Sutra nämlich nur die Meditation genannt. Die Hauptpraxis ist hingegen die Vergegenwärtigung von Amitabha Buddha - das Nenbutsu. Andere heilvolle Praktiken, welche als "ergänzende Übungen" angesehen werden können, können die Hingeburt ins Reine Land begünstigen, wenn ihr Verdienst diesem Ziel gewidmet wird.


    Nils:

    Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dann nimmt man sein spirituelles Bewusstsein ins Jenseits mit. Wer auf der Erde eine Reine Land Sicht entwickelt hat, der gelangt nach dem Tod ins Reine Land (Paradies). Wer einen erleuchteten Meister hat (zum Beispiel Buddha Amitabha), kann von seinem Meister nach dem Tod ins Paradies gezogen werden.


    Es gibt viele Stufen der Erleuchtung. Im Reinen Land im Jenseits kann man spirituell immer weiter wachsen und zur vollständigen Erleuchtung (Buddhaschaft, Einswerden mit Gott) gelangen.


    Nach Auffassung der traditionellen Schulen des Reinen Landes ist das Entwickeln einer "Reinen Land Sicht" nicht erforderlich!
    Man wird entweder bereits allein durch das Vertrauen in die Rettungskraft Amida Buddhas errettet [Shinshû-Sichtweise],
    oder man wird dadurch gerettet, dass man das Nenbutsu ein, fünf oder zehnmal aussprach [Ji Shû],
    oder dadurch, dass man einfach "Namu-Amida-Butsu" ausspricht und ohne Zweifel an die Hingeburt glaubt [Jôdo Shû].


    Natürlich kann man Amitabha Buddha und sein Reines Land auch durch andere Übungen als das simple Nenbutsu ["Namu-Amida-Butsu"] vergegenwärtigen (z. B. durch das tibetische Phowa oder Shan-Tao's Visualisierungen, Kakuban's "A-Mi-Ta" oder das Nenbutsu-Zen im Chan) [Tibetischer Buddhismus, chinesischer Buddhismus, Shingon Shû, Tendai Shû, Ôbaku Shû]. Das zielt dann aber häufig entweder auf eine Meditationserfahrung hin, oder ist ein "Probelauf" für die Praxis im Todes-Moment.


    Traditionell wird Amitabha zu Lebzeiten nicht als spiritueller Meister angesehen, sondern als rettender Buddha.
    Ein spiritueller Meister ist er erst dann, wenn man ins Reine Land hingeboren wurde und dann dort von ihm lernt.
    Und mit "Gott" im herkömmlichen Sinne hat Amitabha Buddha natürlich auch gar nichts zu tun!


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin