Missbrauch des Konzeptes der Wiedergeburt zur Rechtfertigung

  • Hallo liebes Forum,


    wie ihr vielleicht sehen könnt ist das hier mein erster Beitrag und ich wollte zuersteinmal sagen, dass ich freue hiermit eine tolle Möglichkeit gefunden habe mich mit Gleichgesinnten austauschen zu können :)
    Prinzipiell geht es mir zunächst einmal darum, den Buddhismus so gut wie möglich zu kritisieren, denn gerade bei einer Religion, die einem letzlich ja ein Gefühl von Sicherheit und Zuflucht geben soll, ist es folglich wichtig ihr vertrauen zu können. Und dies geht meiner Meinung am besten dadurch, dass man sich eben mit der Kritik sehr intensiv auseinandergesetzt hat und somit vor ihr keine "Angst" mehr zuhaben braucht, erst dann kann man wirklich meiner Meinung nach über ein Bekenntnis zu ihr nachdenken. Und gerade hier finde ich den Buddhismus so interessant: Buddha begrüßt den Interessenten freundlich, stellt ihm seine Thesen vor und lässt ihn dann ganz entspannt selbst entscheiden, was er daran für gut befindet und in sein eigenes Leben integrieren will. Tatsächlich - so scheint es mir - wollte er gar keine radikalen Buddhisten die seine Worte nur glauben, weil sie von ihm stammen.


    Aber nun zum eigentlichen Thema dieses Beitrags:
    Ich habe letztens, als ich mich mit Kritik über den Buddhismus beschäftigt habe, gelesen, dass einige "Buddhisten" folgende These aufgestellt haben:
    << Ausschwitz war gut, da diese Juden in ihrem früheren Leben schlechtes Karma gesammelt haben. >>
    Das ist aus ethischer Sicht abscheulich.
    Leider ist es aber oberflächlich gesehen aus buddhistischer Sicht nachzuvollziehen, denn das Konzept der Wiedergeburt sagt ja auf den ersten Blick:
    Wer gutes tut, kriegt ein besseres Leben, wer schlechtes tut, ein schlechteres.
    Demnach müssten also die Juden tatsächlich schlechtes in ihrem vorherigen Leben getan haben. Als ich mich weiter mit dem Problem auseinandergesetzt habe ( ich denke niemand in diesem Forum, würde so eine Antwort einfach akzeptieren), fand ich mögliche Relativierungen.
    Die erste besagt, dass wir alle schon unzählbare Wiedergeburten hinter uns haben, sodass sogar der Buddha schoneinmal in der Hölle war. Das würde also die schlechten Taten der Juden im vorherigen Leben nicht leugnen, also sagen, dass sie es verdient haben, aber dass wir uns nicht überlegen fühlen dürfen, da wir alle schoneinmal so schlimme Dinge in unseren vorherigen Leben getan haben.
    Dies ist - wie ich finde - immer noch keine Lösung, da sie ja den Holocaust rechtfertigt.
    Eine zweite Antwort war die, dass ein Buddhist einen Menschen nie nach seinem alten Leben beurteilen darf, sondern immer nur nach diesem. So hat Buddha sich ja beispielsweiße nicht an das Kastensystem gehalten. Und hier kommt der springende Punkt:
    Abgesehen davon, dass ein Buddhist ja nicht töten darf, darf er Personen auch nicht für das alte Leben im jetztigen verurteilen. Das heißt selbst, wenn man wüsste, dass die Juden im alten Leben schlechtes Karma sammelten, so ist es eine Untat, sie mit dem Holocaust einfach zu verurteilen. Das heißt der Holocaust kann nach buddhistischer Sicht nicht moralisch sein, da man eben jene Ethik überhaupt nicht eingehalten hätte, wären die Nazis Buddhisten gewesen. Deswegen ist es aus buddhistischer Sicht also falsch, wenn ein Nazi sagt, dass der Holocaust eine faire Tat war, da er weder wissen konnte, dass das alte Leben schlecht geführt wurde, noch darf er nach dem alten Leben urteilen, noch darf er töten.
    Allerdings würde das dennoch nichts daran ändern, dass die Juden zurecht gelitten haben, soweit ich das verstanden habe, da es im Buddhismus ja kein Leid gibt, das karmisch gesehen unverdient ist. Sie müssen also in ihrem alten Leben schlecht gehandelt haben. Die Relativierung ist aber, dass wir aber nicht auf sie mit dem Finger zeigen können, oder uns gar anmaßen, besser gewesen zu sein, da wir bereits genauso schlimme Taten gemacht haben. Vielmehr müssten wir Mitgleid mit ihnen haben, da in dem neuen Leben ja, eine ganz andere "Karmabilanz" auftaucht und wir nur den aktuellen Menschen beurteilen dürfen, denn Mist haben wir alle gebaut. Das heißt obwohl es im Zusammenhang mit den bisherigen Leben fair war, ist es gegenüber dem aktuellen Leben unfair. Denn es war nicht im Ansatz so schlecht, dass es dieses Leid verdient hätte.
    Ist diese Logik richtig ? Wäre dass eine buddhistische Widerlegund dieser These ?
    Obwohl sie für mich Sinn macht, finde ich persöhnlich es doch extrem schrecklich, dass man den Holocaust irgendwie rechtfertigen
    kann. Ich freue mich wirklich auf eure Antorten bei dieser wie ich finde sehr interessanten Frage.


    Liebe Grüße
    Curtain Call


    P.S: Ich hoffe, dass niemand diesen Beitrag als Hetze gegen Juden versteht, das ist mir zutiefst zuwider und auch nicht meine Intention. Der Vorteil ist nur, dass dies ein Thema ist, dass bei vielen (wie auch bei mir) sehr viel Entsetzten gegenüber (vermeintlich buddhistischen) Ansichten weckt und somit viele Leute motiviert sich damit auseinanderzusetzten.

  • Wer sind denn diese "einige Buddhisten", die sagen " Die Juden haben das verdient ", weil die karmischen Gesetze so seinen ?
    Darauf baut ja dein ganzer Text auf.


    Vielleicht schlägst Du erstmal selber im PK nach ( Kamma ) und konkretisierst dann Deine Ausführungen.

  • Die Frage die mir einfällt ist: Wer bringt jetzt die ganzen Nazis, Stalinhörigen usw um? Was hätte es doch schon für ein Weltbewegendes Ereignis geben müssen um diese Masse an Karma abzubauen?
    Du weiss ganz genau was Karma ist!
    Was hast Du heute getan mit dem Du morgen mit einem miesen Gefühl in den Tag startest? Na ist Dir schon was eingefallen?
    Wiedermal eine Aufgabe nicht so erledigt wie sie hätte erledigt werden müssen? Trägheit, "Unlust"??
    Die Verbindung von Karma und Juden /Holocaust ist vollkommener Blödesinn, wie Du ja bewiesen hast. Holocaust ist nicht zu rechtfertigen. Es ist und wird immer bleiben ganz einfach Mord mit all seiner Bestialitäten.
    Dein ganzes Nachdenken müsste Dir eigentlich klar gemacht haben das Buddha so eine Scheiße über Karma niemals gesagt, nicht mal gedacht haben kann.
    Und, für mich sind es nur Buddhisten die sowas auch nur andenken, früheres Leben, zukünftiges Leben. Jemand der Buddha Dhamma lebt kommt nicht mehr auf so einen Abweg.
    Oh verdammt da hab ich doch glatt die Schwulen, Die Sozialisten, die Kommunisten, die "Zigeuner"(verzeiht wenn ich noch eine Gruppe vergesse). Alle haben sie ja schlechtes Karma gehabt im Sinne der Nazis. Oder etwa nicht? Ich bin dann auch wohl ein Frauenmörder und Vergewaltiger gewesen und habe dadurch mein Karma schwul zu sein verdient.
    Was ist das widerlich sich überhaupt zu so einen ekelhaften Schwachsinn zu äußern, ich kann nicht anders!

  • Wer in christlicher Denkweise versucht, das buddhistische Konzept von Ursache und Wirkung zu verstehen, landet immer bei "Schuld und Sühne". Das ist der Fehler.
    "Schuld" bedeutet, einer ist schuld, der andere ist nicht schuld. Einer ist gut, der andere ist böse.
    "Ursache und Wirkung" wertet nicht. Alle sitzen im selben Boot, was dem einen heut passiert, wird dem anderen morgen passieren. Solange man nicht in die Erleuchtung entweicht, ist man diesem Prinzip unweigerlich ausgeliefert.


    P.S. Bei dem Ausspruch "Auschwitz war gut..." verkleben mir ja sofort alle Synapsen!!!! WER, bitte, hat das WO gesagt?
    Manchmal hab ich den Eindruck, dass buddhistische Gruppen von Gegnern infiltriert werden um den Buddhismus zu diskreditieren. Einen anderen Grund für so eine hirnlose Aussage, auch wenn sie nur einleitend gemeint sei und später relativiert werden möge, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.


    Einfache Faustregel: wenn kein Mitgefühl enthalten ist, ist es kein Buddhismus. :(

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • CurtainCall:

    Ich habe letztens, als ich mich mit Kritik über den Buddhismus beschäftigt habe, gelesen, dass einige "Buddhisten" folgende These aufgestellt haben:
    << Ausschwitz war gut, da diese Juden in ihrem früheren Leben schlechtes Karma gesammelt haben. >>
    Das ist aus ethischer Sicht abscheulich.


    Einige "Christen" haben für die Massentötungen des Holocaust argumentiert. Was nun?


    Was macht einen Buddhisten und was macht einen Christen?


    Religiöser Glaube, der als solcher nicht begründbar ist, kann (nicht muss) immer zu allerlei nicht begründbaren weiteren Glaubensinhalten/Ansichten führen. So ist das eben. 8)

  • Auch zu dieser Art von Auslegung gibt es ein Fachbuch:
    Mieses Karma von David Safier


    -------------------------------------------------------------------
    ....
    Karma bedeutet also keineswegs das Ergebnis des Wirkens,
    oder gar das Schicksal von Menschen oder ganzen Völkern...
    (Nyanatiloka, Buddhistische Wörterbuch)

  • Zunächsteinmal Danke für eure Antworten.
    Ich denke ich zeige euch ersteinmal das Zitat, das mich zu diesem Beitrag bewegt hat.
    Link: http://www.schmidt-salomon.de/buddhism.htm


    Zitat

    Die scharfe Kritik am Buddhismus ist in der Tat schwerlich von der Hand zu weisen: Die vom historischen Buddha dargelegte Karmalehre (wonach gute und schlechte Taten vermeintlich vorangegangener Inkarnationen das Schicksal im gegenwärtigen Leben bestimmen), die von ihm kolportierte Vorstellung, Leben sei gleichbedeutend mit Leiden, sowie die daraus gezogene Schlussfolgerung, man solle sich durch kontemplatives Nichthandeln dem schrecklichen Kreislauf der Wiedergeburten entziehen, wirkten unbestritten alles andere als emanzipatorisch. (Rechtsgerichtete Esoteriker z.B. haben konsequenterweise auf der Basis dieses Denkens ein neues, schreckliches Legitimationsargument für Auschwitz erfunden: Die gequälten, ermordeten Juden wollten ihrer Meinung nach im KZ nur ihr schlechtes Karma abarbeiten (!)). (1)


    Das hat mich ehrlich gesagt sehr entsetzt, da die Logik, wie ja auch der Autor dieses Textes als Religionskritiker, sagt, auf den ersten Blick tatsächlich aufzugehen scheint. Ich gebe zu, dass "Buddhisten" missverständlich formuliert war. Ich meinte damit nicht, dass es eine buddhistische Gruppe gibt, die den Holocaust gutheißt. Vielmehr ging es mir um das Problem, dass diese Holocaustverteidiger buddhistische Konzepte missbraucht haben.


    Ich habe diese relativ polemische Darstellung ja bereits in meinem ersten Beitrag relativert bzw. enttarnt. Trotzdem würde ich vielleicht grade diejenigen, die schon länger den Buddhismus studiert haben bitten, einmal meine Logik zu überprüfen oder diesen Missbrauch des Holocausts auf eigene Art zu widerlegen, da ich ehrlich gesagt mit dem Buddhismus nicht so vertraut bin.


    Zitat

    Re: Missbrauch des Konzeptes der Wiedergeburt zur Rechtferti


    Ungelesener Beitragvon Ellviral am 12.05.2012, 00:21
    Die Frage die mir einfällt ist: Wer bringt jetzt die ganzen Nazis, Stalinhörigen usw um? Was hätte es doch schon für ein Weltbewegendes Ereignis geben müssen um diese Masse an Karma abzubauen?
    Du weiss ganz genau was Karma ist!
    Was hast Du heute getan mit dem Du morgen mit einem miesen Gefühl in den Tag startest? Na ist Dir schon was eingefallen?
    Wiedermal eine Aufgabe nicht so erledigt wie sie hätte erledigt werden müssen? Trägheit, "Unlust"??


    Heißt das, dass das karmische Konzept nicht über Leben greift, sondern bereits in diesem Leben wirkt ?

  • CurtainCall:


    Heißt das, dass das karmische Konzept nicht über Leben greift, sondern bereits in diesem Leben wirkt ?


    Karma greift auch schon in diesem Leben. Letzten Endes beschreibt es lediglich Ketten von Ursache und Wirkung. Und solche Ketten sind ja auch schon innerhalb eines Lebens offensichtlich. Was die ganze Angelegenheit noch komplizierter macht: nicht alle Buddhisten glauben an Wiedergeburt.


    Der Karma-Begriff ist sehr komplex und wird in verschiedenen buddhistischen Schulen unterschiedlich ausgelegt. Manche buddhistische Lehrer verzichten nahezu völlig auf seine Verwendung.


    Als der Buddha seine Lehre entwickelte, existierte das Karma-Konzept bereits. Es hat in einigen buddhistischen Schulen Vermischungen von hinduistischen Karma-Konzepten und buddhistischen gegeben.


    Auch außerhalb von Hinduismus und Buddhismus wird der Karma-Begriff verwendet, so auch bei Rudolf Steiner (Antroposophie).


    Die Kritik von Schmidt-Salomon zielt eher auf einen hinduistischen Karma-Begriff und weniger auf einen buddhistischen. Seine Buddhismus-Kritik scheint mir wenig fundiert und reichlich oberflächlich zu sein.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Onda:


    Der Karma-Begriff ist sehr komplex und wird in verschiedenen buddhistischen Schulen unterschiedlich ausgelegt. Manche buddhistische Lehrer verzichten nahezu völlig auf seine Verwendung.


    Nein :!: Es ist eine Frage des Individuation- Prozesses des jeweiligen Schülers zur jeweiligen Entsprechung.
    Z.B. : Karma als Ursache & Wirkung (untrennbar) ist eben nur u. lediglich vorläufig :?::idea:


    Lebe lange & in Frieden


    _()_ Nomad

  • Lieber Curtain


    Dies sind völlig falsche Vorstellungen von Wiedergeburt und Karma die Du da hast.


    Genauso gut könnte man argumentieren der Hollocaust sei eine Strafe Gottes gewesen, was natürlich genau der gleiche Unsinn ist.


    Gruss Bakram


  • Wo sollte es sonst wirken wenn nicht in diesem meinem Leben jetzt?
    Wo warst Du vor deinem ersten:"Ich will,aber!!!"
    Wo ist Dein Leben nach Deinem Sterben?
    Nirvana ist ein Ort den nur Lebende erreichen können.
    Ich kenne keinen Ausweg aus der Falle: Es ist so wie ich es gewollt habe.
    Buddha kennt ihn und hat ihn mir gezeigt: Handel ohne Gier, Hass und Verblendung/Verschleierung (nicht aus: nicht sehen wollen).

  • Ich höre aus Deinem Beitrag eine viel tiefere Frage heraus. Und zwar warum gibt es soviel Leid und ungerechtigkeit auf der Welt und wie passt das mit der buddhistischen Vorstellung von Karma zusammen.
    Nun das Konzept von Karma kann einem helfen aber auch verwirrter machen und man merkt schnell wie viel man auf dieser Ebene arbeiten kann. In unserer westlichen Welt haben wir da glaube ich weniger anknüpfungspubkte da wir in relativer äüßeren Freiheit leben. Viel spannender ist doch die Frage ob Leiden einen Sinn hat. nun das Leiden hat wie das Leben eine ganz einfache Aufgabe: Uns aufzuwecken. DAs passiert im persönlichen wie im kollewktiven. Wir haben dann die Chance bewusster zu werden oder noch tiefer einzuschlafen. Im Falle der Nazis sind viele völlig unbewusst geworden und das nicht nur in Deutschland sondern in vielen Ländern. Deswegen haben wir hier auch eine gewisse Schwere wenn es um berstimmte polititsche Themen geht und wir neigen dann schnell dazu uns an politischer Korrektheit festzuhalten anstatt bewusst die Dinge so zu sehen wie sie sind auch wenn sie eben nicht immer schön anzuschauen sind.
    Zum verständnis von Karma die bisher beste Erklärung die ich je gehört habe:


    http://www.youtube.com/watch?v=ScMCbyvEiSE

  • ekkhi:

    Die Verbrechen und die Grausamkeit von Deutschen an Juden und anderen sind nicht zu rechtfertigen.
    _()_ ekkhi


    Da würde ich aber gerne ergänzen: Auch die der Amerikaner an den Indianern, an den Sklaven, die der Kommunisten an allen möglichen Andersdenkenden, die der Kolonialmächte, die im Kosovo-Konflikt Involvierten ect.- Liste unvollständig.


    Zum Eingangs-Thema: Ich frage mich aber, wieso Menschen ein so grausames Schicksal haben wie die Juden und andere Leidende- mit denen ich starkes, tiefes Mitleid/ Mitgefühl habe. Wieso starben Millionen Soldaten im 2. Weltkrieg, andere überlebten ohne eine einzige Verletzung? Ich kannte einen davon...


    Ich denke, Karma wirkt in diesem Leben, aber kann auch sich in anderen Inkarnationen bemerkbar machen.
    Und bitte: Falls jemand antwortet, bleibt bitte sachlich. Ich weiß um die Brisanz der Ereignisse- aber gerade deshalb beschäftigt mich natürlich dies im Hinblick auf das Karma-Gesetz. Entweder gibt es das oder nicht- und wenn ja, kann man dann einzelne Ereignisse davon ausklammern?


    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon:

    . Entweder gibt es das oder nicht- und wenn ja, kann man dann einzelne Ereignisse davon ausklammern?


    Wenn ein Mensch durch einen Tsunami zu Tode kommt, würde auch kein vernünftiger Mensch auf die Idee kommen, hier das Thema Karma mit ins Spiel zu bringen.
    Nun ist ein von Menschen massenhaft an anderen Menschen verübter Genozid kein Natureignis. Aber es ist sicherlich auch in solchen Fällen nicht hilfreich, den Karma-Begriff zu bemühen und damit die Opfer zu verhöhnen.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • @ Frank


    Ich stimme Dir vollkommen zu. Jedes Leid hat seine Berechtigung, seinen Sinn. Das bedeutet aber nicht, dass wenn wir es verhindern können, dass wir nicht auch die Verantwortung haben alles dafür zu tun es noch aufzulösen. Das ist die Kraft des Mitgefühls, die das Leid transformieren kann. Deswegen macht es auch keinen Sinn dem Leid aus dem Weg zu gehen. Vielmehr können wie lernen wie wir eigenes Leid und Leid im Außen transformieren können. Nicht bekämpfen oder Verdrängen. Leid ist wie die Dunkelheit, wir können es gar nicht bekämpfen sondern nur Licht reinbringen. Weisheit und Mitgefühl sind wie zwei Fackeln mit denen wir Leid begegnen können. Karma ist einfach nur das Ergebnis von unseren Handlungen. Wenn wir in einem Lebensbereich sehr unbewusst waren, so kann sich dies irgendwann als Dunkelheit (Leid) ausdrücken. Wenn wir dies aber dann annehmen, dann ist es kein Leiden mehr sondern wird zu einem Weg in dem das innere Licht immer größer werden kann.

  • Onda:


    1. Wenn ein Mensch durch einen Tsunami zu Tode kommt, würde auch kein vernünftiger Mensch auf die Idee kommen, hier das Thema Karma mit ins Spiel zu bringen.
    2. ...und damit die Opfer zu verhöhnen.
    Onda


    1. Vielleicht kein vernünftiger Mensch, aber ich schon... :D Der Tsunami ist also zufällig dem Mensch im Weg oder umgekehrt? :oops:
    2. DAS habe ich von vornherein betont, daß ich das nicht tue. Wieso also holst Du den Hammer raus?


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon


    Beim Tsunami sind fast keine Tiere an Land um's Leben gekommen. Wie ist das zu erklären? Wir scheinen als Menschen bereits ein gewisses Karma zu haben, dass uns Katastrophen einfach nicht erkennen läßt... Übrigens sind die Schwiegereltern meiner Schwester beim Tsunami um's Leben gekommen.

  • karmahain:

    crazy-dragon


    1. Beim Tsunami sind fast keine Tiere an Land um's Leben gekommen. Wie ist das zu erklären?
    2. Wir scheinen als Menschen bereits ein gewisses Karma zu haben, dass uns Katastrophen einfach nicht erkennen läßt...
    3. Übrigens sind die Schwiegereltern meiner Schwester beim Tsunami um's Leben gekommen.


    1. Die scheinen eine so feine Wahrnehmung zu haben, die der Mensch nicht hat: Ratten verlassen ja auch das Schiff, bevor es absäuft, Tiere spüren Erdbeben Tage vorher und jetzt eben den Tsunami.
    2. Das stimmt wohl. Dafür hat der Mensch eben andere Vorzüge oder Begabungen, z.B. nachdenken zu können oder den Buddhaweg zu gehen.
    3. Das tut mir leid und ich verstehe, wie groß euer Leid war.
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon:
    Onda:


    1. Wenn ein Mensch durch einen Tsunami zu Tode kommt, würde auch kein vernünftiger Mensch auf die Idee kommen, hier das Thema Karma mit ins Spiel zu bringen.
    Onda


    1. Vielleicht kein vernünftiger Mensch, aber ich schon... :D Der Tsunami ist also zufällig dem Mensch im Weg oder umgekehrt? :oops:


    Was ist Karma? Wenn es schlicht das Gesetz von Ursache und Wirkung wäre, könnte man diesen diffusen und stark hinduistisch kontaminierten Begriff, der für soviel Verwirrung sorgt, getrost entsorgen. Karma entspringt dem willentlichen Handeln/Wirken eines Menschen. In diesem Sinne schafft jeder heute die Grundlage für sein künftiges Erleben. Naturkatastrophen (und politisch motivierte Genozide) liegen gänzlich außerhalb dieses persönlichen Wirkradius. Natürlich kann man sagen: Wären diese Menschen in diesem Augenblick nicht dort gewesen, so hätte ihnen der Tsunami nichts anhaben können. Falsche Zeit, falscher Ort. Da sprechen wir aber nicht von "Karma", sondern schlicht vom banalen Gesetz von Ursache und Wirkung. Wäre das Karma-Konzept so simpel, dann bräuchte es keiner. Mit dem Hinweis auf angeblich persönliches Karma der Tsunami-Opfer begeben wir uns in die Gefilde billigster Esoterik.


    LG
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • @ Onda & CD


    Geburt, Alter, Tod hat nichts mit Karma zu tun. Tod ist normaler Teil von Samsara. Wie es und wann es geschiet ist unerheblich ( egal ob Tsunami, Herzinfarkt, Krebs, Autonfall, Erschiessen )
    Karma ist weder Schicksal noch Naturgesetz.


    Gruss Bakram

  • Jetzt fehlt noch Accinca- Hey Accinca, möchtest Du was dazu sagen? Mich würde Deine Meinung sehr interessieren.
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

    • Offizieller Beitrag

    "Karma" ist kein Konzept zur Erklärung der Welt und ihrer Mechansimen. Sondern ein spirituelles Konzept, das uns helfen kann, die Umstände nicht als etwas von uns Getrenntes anzusehen und uns so mit der Situation wie sie ist zu versöhnen. Für jemand der einen schlimmen Überfall erlebt hat, ist es schlimm sich als Opfer widriger Umstände zu fühlen. Sieht er aber seie Verbundheit mit der Sitation, also dass er selbst schon Gewalt geübt hat - in der Vergangenheit oder in vorgestellten anderen leben - so kann er lernen mit der Situation Frieden zu schliessen.


    Wenn das Opfer den Täter in sich selbst entdeckt, dann dient das dem Geistesfrieden. Dann kann Onkel Tom friedlich in der Sklaverei leben, ohne seine Peiniger anzuklagen. Den Gerechtigkeit dient es nicht, da Gerecxtigkeit das nagende Gefühl des gefühlten Unrechts braucht. Buddhas Ansatz ist aber die Frage nach dem Leid und wie man es schafft unter allen möglichen Umständen glücklich und gelassen zu bleiben. Die Frage nach der gerechten Gesellschaft und der guten Sozialordnung ist seine Frage nicht. Für Leute die auf solche Fragen antworten ist jede Religion die nicht nach der Übwerwindung der Verhältnisse sucht zu Recht eine Art Opium für das Volk.


    Konzepte wie Karma ermöglichen es auch widrige Umstände anzunhemen. Als Welterklärungsmodell , das auf andere gemünzt wird, entfaltet das Konzept die umgekehrte Wirkung: Anstatt zu zeigen, das alles mit mir zu tun hat und ich auch für die Gewalt die in der Gesellschaft passiert, involviert bin, ist es ein Denken das von mir wegweist: "Das ist dem sein Karma/Bier".


    Als ein spirituelles Konzept, das mir die Verantwortung für meine Lage zuweist, ist das Karma-Konzept ein Weg zur Freheit und Verantwortung. Ich bin schuld an meiner Situation, heisst das ich sei auch ändern kann. Diese Lesungsart verschleiert aber die Tatsache, dass das meiste Karma im Zustand der völligen Umnachtung/Verblendung angehäuft wird.

  • CurtainCall:

    Ist diese Logik richtig ? Wäre dass eine buddhistische Widerlegund dieser These ?


    Hi CC


    Die oben erwähnte Geschichte (Rechtfertigung des Holocaust etc) basiert auf retrospektiver Moralisierung und Spekulation (papanca).


    Das ist nicht wie der historische Buddha lehrte, sondern einfach ein Aberglauben.


    Karma in der Lehre des Buddha ist Handlung oder Ursache und Wirkung.


    Ursache und Wirkung ist hier und jetzt unmittelbar beobachtbar von Leuten mit 'wenig Staub in den Augen'.


    zB wenn früher ein Insekt auf der Windschutzscheibe meines Autos starb oder eine Katze überfahren wurde, entstand in meinem Geist Bedauern und ich habe meine Prioritäten nochmal überdacht.


    Oder ein Badmintonspieler, der den Federball zu hart schlägt, riskiert, dass der teure Schläger kaputtgeht.


    Ursache & Wirkung.


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • CurtainCall:

    Das heißt obwohl es im Zusammenhang mit den bisherigen Leben fair war, ist es gegenüber dem aktuellen Leben unfair. Denn es war nicht im Ansatz so schlecht, dass es dieses Leid verdient hätte.


    Es gibt anders als im Hinduismus oder Christentum keine imaginäre Instanz, die über mehrere Leben hinweg urteilt, nachstellt, vergeltet und ausgleicht, auch wenn eine gewisse Wirkung dieses Lebens weitergegeben wird.


    Das Dhamma mit Trieben/Ausflüssen (Fairness, Verdienst und Moral) führt aber nicht zur Befreiung (man sollte sich also nicht darauf allein stützen).


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.