Andere Meinungen in Euch...

  • Hallo liebe Sanga


    Jemand fragt mich, was ich gerade machen will. Ich denke an den nahegelegenen Wald, mich einfach hineinzusetzen und zu warten bis es dunkel wird.


    Doch eine Stimme sagt: "Ich will rennen, damit ich schneller werde, falls ich kämpfen muss. Und dann mir wehtun, weil ich wütend bin."
    Eine Stimme sagt: "Ich will nach Hause und schlafen."
    Eine Stimme sagt: "Ich will etwas Süsses kaufen auf dem Heimweg bitte bitte..."


    Ich sehe diese anderen drei Dinge nicht als heilsam an, und will sie auch nicht tun.
    Wie geht Ihr damit um, mit anderen Meinungen und Wünschen in Euch, die wenig oder garnicht mit dem Dhamma vereinbar sind?


    Ignorieren ist schwer, weil nicht immer ich das Sagen habe... und manchmal habe ich auch Mitleid mit einer der Stimmen und lasse sie darum machen...
    Darf ich Mitleid mit "mir selbst" haben? (Ich habe noch nicht abschliessend entschieden ob das überhaupt existiert, diese Stimmen, doch wenn es sie nicht gibt gibt es auch mich nicht, womit ich eigentlich einverstanden wäre...trotzdem schreibe ich hier... auch wenn dieses ich nicht stetig ist... aber das ist ein anderes Thema... ;) )


    Verzeiht, wenn das Thema unangebracht ist.


    MM
    Ta(ma)ra

    Ich bin nicht da

  • Hallo liebe Tamara,


    ich bin noch nicht ganz schlüssig, ob Du Stimmen im übertragenen Sinne von unklare Ziele, innere Unausgeglichenheit und Unzufriedenheit meinst, oder ob es wirklich Stimmen sind, im klinischen Sinne einer Bewusstseinsspaltung.


    Würdest du das bitte präzisieren.


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Hallo liebe(r) Milou


    Ich bin mir nicht sicher. Es gibt keine Diagnose, und selbst wenn es sie gäbe, weiss ich nicht, ob ich das annehmen könnte. Sehr oft bin ich nicht die "handelnde Person" in meinem Körper und mit manchen Taten und Aussagen bin ich überhaupt nicht einverstanden... Wenn ich es so, von aussen betrachte, denke ich, dass es eine Bewusstseinsspaltung sein könnte. Es ist allerdings unglaublich schwer, das zu akzeptieren, weil es dafür keinen Grund (Traumata etc.) gäbe. (Es wären auch nicht alle Diagnosekriterien erfüllt... aber vom ICD-10 halte ich ehrlich gesagt nicht so viel... ;) )
    Entschuldige, dass ich das in meinen ersten Post nicht erwähnt habe.


    MM
    Ta(ma)ra

    Ich bin nicht da

  • Tamara:


    Ignorieren ist schwer, weil nicht immer ich das Sagen habe... und manchmal habe ich auch Mitleid mit einer der Stimmen und lasse sie darum machen...


    Diese Mitleidsmasche ist doch auch nur wieder ein Trick deines inneren Schweinehundes.
    Genauso, wie wenn du Mitleid mit einem kleinen Kind hast, welches an der Supermarktkasse um Süssigkeiten bettelt und du deswegen nachgibst.

    Zitat

    Darf ich Mitleid mit "mir selbst" haben?


    Das bringt nichts (gutes).

    Zitat

    Ich habe noch nicht abschliessend entschieden ob das überhaupt existiert, diese Stimmen, doch wenn es sie nicht gibt gibt es auch mich nicht, womit ich eigentlich einverstanden wäre...


    Doch, Leiden (dukkha) existiert für wahnhafte Wesen, die Nichtwissen (avijja) nicht durchschaut und überwunden haben.

  • Mit der Freiheit des Menschen mit dem Wollen und Tun haben sich schon viele verspekuliert,
    ich lese zurzeit Rundreisen der Philosophie und kann Precht empfehlen.


    Ideale helfen, aber der Mensch kann nicht von heute auf morgen völlig frei handeln, viele überfordern sich schnell mit Idealen.
    Achtsamkeit und Bewusstsein über sein Leben hilft unheilsame Prozesse zu ertappen und zu ändern. Jedoch sind viele Gewohnheiten und Muster ins Unterbewusstsein gelangt und wurden damit zum Teil deiner "Natur", jedoch ist diese zum Teil änderbar, (z.B. durch eindringen ins Bewusstsein durch Meditation) jenseits der Extreme "So bin ich halt" und "Ab morgen bin ich völlig anders", also zwischen, fester nichtänderbare natur und völliger Austauschfähigkeit und Freiheit.

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)

  • Liebe Tamara,


    bei der zweiten und dritten Stimme hätte ich auch eher an buddhistische Ratschläge gedacht, aber das "Ich will rennen, damit ich schneller werde, falls ich kämpfen muss. Und dann mir wehtun, weil ich wütend bin." klang mir eher nach etwas, was bei Wikipedia unter "Selbstverletzendes Verhalten" beschrieben ist.


    Bei einer echten Krankheit muss der Buddhismus wohl passen, aber manchmal sind die Übergänge fließend und es wird schwierig zwischen einem klinischen Problem und der normalen Streuung der menschlichen Psyche zu unterscheiden.


    Ein möglicher Hinweis wäre: Wenn Du einer der Stimmen folgst, bist Du dann hinterher zufrieden, glücklich und ausgeglichen, oder unzufrieden, rastlos und unglücklich?


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Hallo liebe Tamara,


    also ich würde das machen wozu ich in dem jeweiligen Moment Lust habe. Es ist mir auch egal ob das dann mit dem Dhamma vereinbar ist. Zuallererst bin ich mir und meinem eigenen Wohlbefinden und Frieden verpflichtet. Und wenn ich dabei Dinge tue die mir nicht guttun, die nicht zu diesem Frieden führen, merke ich das irgendwann und lasse sie sein. Aber nicht aus Zwang, sondern weil ich mit dem Thema durch bin.
    Nach meiner Erfahrung kann man Dinge erst loslassen wenn man sie aktzeptiert hat. So wie sie sind, in ihrer ganzen Hässlichkeit. Das kann mitunter sehr schwer sein. Aber man kann sich da ja auch langsam rantasten und erstmal die leichteren Dinge aktzeptieren lernen.


    Zu den Stimmen. Ich würde denen keine Aufmerksamkeit schenken und einfach viele Dinge tun die mich aus dem Kopf rausbringen. Also Dinge tun wo man nicht viel nachdenken muß, einfach Spaß und Freude haben. So viel wie möglich und so gut dir das eben jetzt möglich ist.


    Und auf jeden Fall darfst du Mitleid mit dir haben. Sich selbst immer mehr zu lieben ist die Grundlage von allem.
    Und du bist ja auch nicht eine der "Stimmen" oder wärst ihnen verpflichtet. Die existieren nur in deinem Kopf. Wir sind nicht unser Verstand. Ich sehe ihn eher als Werkzeug.


    Aber das ist nur meine persönliche Meinung.


    Ich denke der Schlüssel liegt im Aktzeptieren von allem was jetzt hier ist, so gut es eben jetzt möglich ist. Wir sind halt ziemlich unperfekte Menschen, mit Fehlern, ist doch total in Ordnung. :)


    Liebe Grüße

  • Hi
    Vielen Dank für Eure Antworten.


    lagerregaL: hmm... an eine Art inneren Schweinehund habe ich am Anfang auch gedacht und diese Möglichkeit noch nicht ausgeschlossen...
    Du meinst diese Stimmen sind "Ausdruck" vom Dukkha, (das selbstverständlich noch bei mir existiert, da ich noch weit von der Erleutung entfernt bin) ?


    Mabuttar: Ich verstehe was Du meinst.... Merkwürdigerweise, gibt es in mir mehere Ideale (weiss nicht, ob das bei jedem Menschen der Fall ist...) mit teilweise unvereinbaren Eigenschaften.
    Den Mittelweg zwischen den Extremen zu gehen ist eine gute Idee. ;)


    Milou: Ja es ist SvV. Diese Handlungen wurden auch schon ausgeführt und das gefällt mir überhaupt nicht. Dass Du die zweite und dritte Stimme als buddhistisch ansiehst finde ich interessant, auf diese Weise habe ich es noch nicht betrachtet. :)
    Hmm... Der Gedanke, das so vieles in mir eine Krankheit sein soll ist merkwürdig... vielleicht/hoffentlich löst sich das bei längerer Praxis auf?


    Hmm... Es kommt darauf an welcher und um welche Handlung es geht würde ich sagen... Wenn "die Kleine" (wenn ich "sie" so nennen darf) spielen durfe oder eben ihr Süsszeug bekam ist es, als hätte ich ein Kind glücklich gemacht und sie lächelt mich an. Also glücklich würde ich sagen.
    Oft bin ich danach eher verwirrt und müde oder besorgt, weil die Handlung unheilsam oder "pathologisch" war.


    Raphy: Genaugenommen bin ich eine der Stimmen... :oops: Verplichtet fühle ich mich manchmal. Einfach, weil ich das Gefühl habe die Älteste zu sein. Ich mache oft das, wozu ich Lust habe nur wird das schwer, wenn ich nicht steuere, also "nur" eine Stimme bin.


    Oje. Ich hoffe ich habe mich halbwegs verständlich ausgedrückt.


    MM
    Ta(ma)ra

    Ich bin nicht da

  • Hmm. Wie gesagt mein Tipp wäre raus aus dem Verstand und die Aufmerksamkeit auf andere Dinge als die Gedanken und Stimmen richten. Und alles aktzeptieren was dann passiert, so gut es jetzt möglich ist.
    Aber ich kann das natürlich nicht wirklich beurteilen. Das kannst nur du herausfinden, was dir gut tut.


    Also, ich wünsch dir was ;)

  • P.S:

    Zitat

    "...Hmm... Es kommt darauf an welcher und um welche Handlung es geht würde ich sagen... Wenn "die Kleine" (wenn ich "sie" so nennen darf) spielen durfe oder eben ihr Süsszeug bekam ist es, als hätte ich ein Kind glücklich gemacht und sie lächelt mich an. Also glücklich würde ich sagen.
    Oft bin ich danach eher verwirrt und müde oder besorgt, weil die Handlung unheilsam oder "pathologisch" war...."


    Glücklich klingt doch schonmal gut. :) So unheilsam oder sogar pathologisch kann es dann ja nicht sein.
    Diesem "kindlichen" mehr nachzugehen ist vielleicht nicht das schlechteste. Spielen ist doch was schönes. Egal was dieser Tyrann Verstand dazu zu sagen hat.
    Aber nur meine Meinung dazu.


    Liebe Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • Liebe Tamara,


    nunja, ich würde die beiden letztere Stimmen nicht unbedingt als buddhistisch empfinden, aber dennoch meine ich, dass Du durch die Lehere Buddhas mit diesen beiden zurechtkommst.


    Ich bin kein Therapeut, aber dennoch ist das Thema Selbstliebe für Deine erste Stimme möglicherweise ein Ansatz. Wikipedia: Selbstliebe bezeichnet die allumfassende Annahme seiner selbst in Form einer uneingeschränkten Liebe zu sich selbst. Der Begriff ist sinnverwandt, jedoch nicht vollständig synonym, mit Begriffen wie Selbstannahme, Selbstachtung, Selbstzuwendung, Selbstvertrauen und Selbstwert.
    Mitgefühl mit anderen ist sicher wichtig, aber solange ich mich nicht selbst annehme, ist dieses Mitgefühl nur eine Ersatzhandlung um mich von meinem eigenen Leiden abzulenken. Wenn ich Dich nicht sehe, kannst Du mir auch nichts tun! Das ist dem Leiden schnuppe. Auch Gleichmut und Nicht-Anhaften sind nicht unbedingt die buddhistishen Tugenden die Dir hier weiterhelfen können.


    Ich denke, sich als erstes über die Natur, das Wesen und die Allgegenwart des Leidens (Dukkha) bewusst zu werden könnte Dir helfen. Möglicherweise verstehst Du dann auch besser, woher Deine innere Unruhe kommt, warum es verschiedene Stimmen gibt, die unterschiedliche Richtungen einschlagen wollen, statt in gemeinsamer Harmonie in Dir vereint zu verweilen.


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Tamara:

    Hmm... Es kommt darauf an welcher und um welche Handlung es geht würde ich sagen... Wenn "die Kleine" (wenn ich "sie" so nennen darf) spielen durfe oder eben ihr Süsszeug bekam ist es, als hätte ich ein Kind glücklich gemacht und sie lächelt mich an. Also glücklich würde ich sagen.
    Oft bin ich danach eher verwirrt und müde oder besorgt, weil die Handlung unheilsam oder "pathologisch" war.


    Es geht doch darum, das Kind bzw. die Stimmen zu erziehen. Das Kind ( die Stimme) ist dann zwar kurzfristig Zufrieden, weil es sein willen durchgesetzt hat, aber es wird wieder anfangen zu nörgeln und immer mehr die Grenzen austesten. Und wenn es mit Fragen nicht durchkommt, dann versucht es halt, dich mit der Mitleidsmasche zum Nachgeben zu zwingen. Erst wenn es merkt, dass es nichts bringt, weil du fest in deiner Entschlossenheit bist, wird das Kind bzw. die Stimme aufhören dich zu belästigen.
    Unabhängig davon, sollte ein Kind natürlich seinem Naturell entsprechend auch spielen dürfen.

  • Ich renne im Wald, setze mich hin bis es dunkel wird und auf dem Weg nach Hause kaufe ich mir was Süssen und lege mich dann schlafen.

  • Hi
    Vielen Dank für Eure Posts.


    Raphy: Danke. Ich denke ich sollte allgemein, weniger "Verstandorientiert" sein und mehr sein.


    Milou: Nunja... sie zur Selbstliebe bringen ist ziemlich schwer. (sie hatte auch zu dem Gedanken nur ein verächtliches Lachen parat. hmm...) Es hat schon einen Grund, warum es sie gibt und warum sie so ist. Eine Art Selbstschutz für "alle". Ich denke, wenn "die die am meisten da ist" keine Angst mehr hat, verletzt zu werden würde sie leiser und ruhiger werden.
    Diese Art von Mitgefühl als Ersatzhandlung kenne ich gut, hat bei mir sogar ein paar Monate funktioniert, aber ist natürlich keine Lösung...

    Zitat

    Ich denke, sich als erstes über die Natur, das Wesen und die Allgegenwart des Leidens (Dukkha) bewusst zu werden könnte Dir helfen. Möglicherweise verstehst Du dann auch besser, woher Deine innere Unruhe kommt, warum es verschiedene Stimmen gibt, die unterschiedliche Richtungen einschlagen wollen, statt in gemeinsamer Harmonie in Dir vereint zu verweilen.


    Meinst Du damit, dass ich versuchen soll, herauszufinden, woher die einzelnen Stimmen kommen, warum sie entstanden sind?


    lagerregaL: Hmm... Ist Spielen dürfen und Erziehen nicht ein Widerspruch? (oder habe ich da etwas falsch verstanden?)


    @Helmut9: Schöne Antwort :) ... nur leider ist nicht immer alles miteinander so vereinbar...


    MM
    Ta(ma)ra

    Ich bin nicht da

  • Liebe Ta(ma)ra,


    du schreibst:

    Zitat

    ... Meinst Du damit, dass ich versuchen soll, herauszufinden, woher die einzelnen Stimmen kommen, warum sie entstanden sind? ...


    Ja, obwohl ich sicher bin, dass Du das schon versucht hast. Dennoch, wenn man davon ausgeht, dass es eine Ursache gibt, die sich durch Deine Einstellung/Meditation o.ä. ändern lässt, halte ich das für den besten Versuch. Ansonsten kann Dir wohl nur die Medizin helfen - wobei das sicher nicht unbedingt die westliche Medizin sein muss. In Deinem Fall halte ich es sogar für gefährlich, es ohne professionelle Hilfe zu versuchen, aber Du wirst Deine Gründe haben uns Laien zu befragen - insofern geben wir alle unser bestes.


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."