Buddhismus und Gott und Karma

  • Hallo!


    Ich bin sehr froh, endlich dieses Forum gefunden zu haben, um meine beiden grundlegenden Fragen loswerden zu können. Ich bin leider recht weit weg von der nächsten Sangha und so bin ich ziemlich auf mich allein gestellt... Da ich gerade mit Zwillingen schwanger bin und liegen muss, kann ich nicht weg...


    Also: Erstens mal wollte ich von Euch wissen, ob ihr, die ihr ja auch mehrheitlich wahrscheinlich mehr oder weniger christlich geprägt wart, den Glauben an ein höheres Wesen / Gott völlig verloren habt? Oft hat man ja doch den Impuls, zu beten (meistens wohl in schwierigen Situationen oder so). Wie ist das bei Euch???


    Zweitens: Ich hab echte Probleme mit dem Karma. Muss ich gestehen... Ich finde den Gedanken so grausam, dass wenn mir was Schlimmes passiert, ich auch noch selbst Schuld dran bin... oder hab ich da was falsch verstanden???


    Ich wäre Euch sehr dankbar für Antworten!!!


    Viele Grüße, Jessie

  • Moin Jessie


    Zitat

    Erstens mal wollte ich von Euch wissen, ob ihr, die ihr ja auch mehrheitlich wahrscheinlich mehr oder weniger christlich geprägt wart, den Glauben an ein höheres Wesen / Gott völlig verloren habt?


    Er ist mir nicht mehr wichtig. Ich weiß nicht, ob es einen Gott (im christlichen Sinn) gibt, oder nicht. Diese Frage ist mir auch nicht mehr wichtig.


    Zitat

    Oft hat man ja doch den Impuls, zu beten (meistens wohl in schwierigen Situationen oder so). Wie ist das bei Euch???


    Hier ist ein kurzer Abschnitt zum Thema beten aus der sicht einer Vajrayana-Tradition:

      Wir beten nicht, um etwas zu bekommen, das wir unbedingt haben möchten, sondern bitten darum, dass sich unsere karmischen Schleier auflösen und wir direkte Einsicht in die Natur des Geistes erlangen mögen. Unser Gebet und der Segen des Lamas bzw. der Drei Juwelen sind so untrennbar wie Feuer und Wärme. Immer wenn wir das Feuer des Gebets entfachen, wird sich die Wärme des Segens ausbreiten. Segen ist die natürliche Folge von Gebet und nicht etwas, das uns von einer besonderen Kraft oder einem übernatürlichen Wesen geschenkt wird.


      Beten ist eigentlich sehr einfach. Wir vereinen dabei unseren Geist mit dem erleuchteten Geist, den wir Lama nennen. Der eigene Geist, der Geist des Lamas und die ursprüngliche Gewahrseins-Dimension sind ein und dasselbe. Sie alle sind die wahre Natur des Geistes. Den eigenen Geist in einem Zustand vollkommener Einfachheit verweilen zu lassen, frei von allen Komplikationen und Vorstellungen, ist natürliches Beten und die höchste Art der Praxis.


    Kommt von hier: http://www.dhagpo-kagyu.org/al…ditation-und-hingabe3.htm


    Bei mir ist dieser Impuls zu beten, von dem du sprichst, nicht vorhanden.


    Zitat

    Zweitens: Ich hab echte Probleme mit dem Karma. Muss ich gestehen... Ich finde den Gedanken so grausam, dass wenn mir was Schlimmes passiert, ich auch noch selbst Schuld dran bin... oder hab ich da was falsch verstanden???


    Ja, da hast du etwas falsch verstanden.



    Viel Spass beim Lesen,Nachdenken, lesen, nachdenken, lesen, nachdenken.......... :D


    Ja, und dann einfach fragen, wenn noch Fragen bestehen. Die Antworten werden kommen, neue Fragen werden aufgeworfen werden...usw.




    Alles Liebe,
    Ji'un Ken

  • Liebe Jessie


    Jessie:

    o: Erstens mal wollte ich von Euch wissen, ob ihr, die ihr ja auch mehrheitlich wahrscheinlich mehr oder weniger christlich geprägt wart, den Glauben an ein höheres Wesen / Gott völlig verloren habt?


    Es gibt Götter, aber auch die sind vergänglich und ob sie helfen können................?


    Jessie:

    Zweitens: Ich hab echte Probleme mit dem Karma. Muss ich gestehen... Ich finde den Gedanken so grausam, dass wenn mir was Schlimmes passiert, ich auch noch selbst Schuld dran bin... oder hab ich da was falsch verstanden???


    Warum möchtest Du Dich mit Buddhismus beschäftigen?
    Warum lebst Du nicht Deinen christlichen Glauben?


    Die Sache mit dem karma könntest Du erst einmal sowieso nur glauben. Was hilft es Dir, wenn ich jetzt sage..............."Du bist der Erbe Deiner Taten". Bist Du dann glücklich oder unglücklich?


    Hier ein Link zum stöbern
    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=1067


    Alles gute für Dich und Deine Twins


    Mit Metta
    Dhammika

  • Hallo!


    Danke, Ji'un Ken, für Deine Antwort, und auch Dir, Dhammika.
    Tja, warum will ich mich mit Buddhismus beschäftigen? Ich habe mich sehr intensiv mit dem Christentum beschäftigt und dort große Enttäuschungen erlebt. Ich möchte Kraft in mir selber finden. Ich möchte ein intensiveres / achtsameres Leben führen. Ich möchte einer spirituellen Gemeinschaft angehören. Ich habe so die Nase voll von dieser materialistischen Gesellschaft, in der nur Leistung und Geld zählen. Ich könnte noch zahlreiche Gründe aufzählen....


    Ich habe jetzt seit einigen Monaten buddhistische Bücher gelesen und darin viel (für mich) Wahres gefunden. Nur diese beiden Punkte sind für mich eben harte Brocken... Vielleicht auch deshalb, weil ich so alleine vor mich hin mache...?


    Liebe Grüße

  • Hallo!


    Danke, Ji'un Ken, für Deine Antwort, und auch Dir, Dhammika.
    Tja, warum will ich mich mit Buddhismus beschäftigen? Ich habe mich sehr intensiv mit dem Christentum beschäftigt und dort große Enttäuschungen erlebt. Ich möchte Kraft in mir selber finden. Ich möchte ein intensiveres / achtsameres Leben führen. Ich möchte einer spirituellen Gemeinschaft angehören. Ich habe so die Nase voll von dieser materialistischen Gesellschaft, in der nur Leistung und Geld zählen. Ich könnte noch zahlreiche Gründe aufzählen....


    Ich habe jetzt seit einigen Monaten buddhistische Bücher gelesen und darin viel (für mich) Wahres gefunden. Nur diese beiden Punkte sind für mich eben harte Brocken... Vielleicht auch deshalb, weil ich so alleine vor mich hin mache...?


    Liebe Grüße

  • Hallo Jessie,


    jeder hat ja seinen eigenen Hintergrund, deshalb will ich nicht versuchen, Deine Fragen für Dich zu beantworten. Ist nur meine Sicht, die ich jetzt schreib:


    Ich habe seit langer Zeit das Gefühl einer "Präsenz", die mich beschützt. Ganz egal, welchem Glauben sich mein Intellekt verschreibt. In meinen Augen ist die Bezeichnung für dieses Phänomen Glaubenssache. Ein Christ wird es "Gott" nennen, ein Indianer vielleicht "Großmutter", also eine Ahnin, die über mich wacht. Ich muss sagen, mir ist es auch egal, wie man es benennt - Hauptsache, ich verliere nicht den Kontakt. Ein Name ist für mich müßig.


    Die Karma-Sache ist eher eine Sichtweise für mich persönlich als zur Beurteilung anderer Leute Situationen. Ich finde es auch äußerst selbstgefällig, wenn man sagt: "Der hat Krebs, da ist er sicherlich selbst schuld."
    Wenn mir z.B. ein missgünstiger Mensch begegnet, dann kann ich mich aus Karmasicht nicht mehr als das arme Opfer betrachten. Denn sicherlich habe auch ich mich irgendwann schon mal so blöd benommen. Das ist für mich tröstlich.
    Aber wenn ich krank bin, sehe ich das nicht als Strafe, sondern als den Lauf der Dinge: Geburt, Krankheit, Alter und Tod hängen zusammen. Man kann schlecht das eine ohne das andere haben. Das hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun, sondern mit der Natur der Dinge. *schulterzuck*

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


    Einmal editiert, zuletzt von Lirum Larum ()

  • Hallo Jessie,


    hier kannst Du Fragen stellen.
    Mit den Twins wirst Du sicherlich sehr eingebunden sein die nächsten Jahre.
    Da wird wahrscheinlich nicht viel Zeit mehr sein zum lesen usw.


    Jessie:

    Nur diese beiden Punkte sind für mich eben harte Brocken.


    Es bringt nichts das Pferd von hinten aufzuzäumen.
    Ein "Karma-Verständnis" entwickelt sich erst meist auf dem Weg. Wie so vieles andere auch.


    Zitat

    Ich habe so die Nase voll von dieser materialistischen Gesellschaft, in der nur Leistung und Geld zählen. Ich könnte noch zahlreiche Gründe aufzählen....


    Es hilft auch nicht weiter etwas von außen für event. Miseren verantwortlich zu machen.
    Nur Du kannst etwas ändern.


    Besser ist zu überlegen, was Du hier und jetzt verbessern kannst. Jetzt in dieser Minute, an diesem Tag.
    Das ganze am besten mit einem Lächeln :D


    Meld Dich hier ab und an und frage.


    Mit Metta
    Dhammika

  • Hallo Dhammika,


    ich glaube, ich schaffe es irgendwie nicht, mich richtig auszudrücken, und das, was ich schreibe, scheint so missverständlich zu sein... ich versuchs noch mal...
    das mit der materialistischen Gesellschaft war wohl blöd ausgedrückt.


    Ich meine nur, dass ich für mich persönlich einen Weg suche, um mit weniger auszukommen, nicht weil ich es müsste, sondern weil ich ein tiefes Bedürfnis danach habe. Ich hab einfach zu viele Erfahrungen mit Leuten gemacht, die sich Christen oder gläubig nennen und doch nur am Neidisch-sein und lästern waren und ich habe nirgendwo echte Gemeinschaft gefunden. Und dann bin ich ein paarmal in einem buddhistischen Zentrum gewesen, als ich noch in München gelebt hab und meinte da anderes (für mich besseres) zu finden. Mir ist natürlich klar, dass es auch hier überall Probleme und blöde Leute gibt. Aber trotzdem herrschte ein anderer Geist.


    Und außerdem ist ja auch die persönliche Erfahrung, das Meditieren, das in sich ruhen und hier Kraft finden, wichtig. Gerade für mich, die in nächster Zeit viel Kraft brauchen wird und nicht ständig wohin gehen kann.


    Ich hoffe, ich konnte es jetzt besser ausdrücken... :?


    Viele Grüße

  • Jessie:

    Zweitens: Ich hab echte Probleme mit dem Karma. Muss ich gestehen... Ich finde den Gedanken so grausam, dass wenn mir was Schlimmes passiert, ich auch noch selbst Schuld dran bin... oder hab ich da was falsch verstanden???


    Alle haben Probleme mit ihrem Karma. Da bist du keine Ausnahme ;)
    Ob von "Schuld" zu reden angebracht ist, wenn die Ursache Unwissenheit ist? Ich glaube nicht.
    Die positive Seite des Karmas ist auf jeden Fall die, dass du selbst dein Geschick beeinflussen kannst, wenn deine Unwissenheit bzgl. Karma beseitigt ist. :D

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.