Verliebtheit und Meditation

  • Hallo Leute. :)


    Ich bin gerade dabei mich zu verlieben, das erste Mal seit ich praktiziere. Früher mochte ich diese Gefühle. Ich habe mich stundenlangen Tagträumerein hingegeben, dauernd Phantasiegespräche mit der betroffenen Person geführt, mich mit der Verliebtheit abgelenkt und mir damit die Zeit vertrieben, sie "konsumiert" wie eine Droge. Mittlerweile finde ich all das aber ziemlich lästig, ich fühle mich benebelt und "nicht nüchtern". Was mich aber mit am meisten stört ist, dass ich mich während der Meditation nun sehr viel schlechter konzentrieren kann. Ähnlich geht es mir übrigens mit starker Vorfreude.


    Wie seht ihr das, ist Verliebtheit für euch nur eine Ablenkung unter vielen oder hat sie einen besonderen Stellenwert? Wie geht ihr während der Meditation damit um? Versucht ihr Verliebtheit eher zu vermeiden? Welche Ratschläge könnt ihr mir geben, um mich davon nicht so vereinnehmen zu lassen (ich kann es ja leider nicht einfach abstellen :D )?


    Ich freue mich auf eure Antworten, vielen Dank. :)

  • MFS:
    Spock:

    Kurze Frage: bist du unsicher was euch betrifft?


    Ja, sehr. Ich verliebe mich blöderweise irrsinnig schnell.


    Das kommt durch unkontrollierte Hormone.

  • Lieber MFS,


    ich hoffe, ich habe ein wenig verstanden, was bei Dir gerade passiert. Was das Problem daran ist, aber noch nicht. Ich spinn mal ein wenig rum; sag Bescheid, wenn ich ganz falsch liege... ;)


    MFS:

    Wie seht ihr das, ist Verliebtheit für euch nur eine Ablenkung unter vielen oder hat sie einen besonderen Stellenwert?

    Klar ist Verliebtsein stark mit Hormonen aufgeladen, das ist schon besonders. Hat Accinca ja schon angemerkt.


    MFS:

    Hallo Leute. :)


    Ich bin gerade dabei mich zu verlieben, das erste Mal seit ich praktiziere. (...) Was mich aber mit am meisten stört ist, dass ich mich während der Meditation nun sehr viel schlechter konzentrieren kann. Ähnlich geht es mir übrigens mit starker Vorfreude.


    Ich habe den Eindruck, Du willst mit Deiner Meditation Deine Gefühle kontrollieren, und bei Verliebtsein klappt das jetzt nicht... Sehr gut!
    Beeinflussen geht, Kontrolle kannst Du vergessen. Frei nach Jeff Goldblum in Jurassic Park: Gefühle finden einen Weg.


    MFS:

    Welche Ratschläge könnt ihr mir geben, um mich davon nicht so vereinnehmen zu lassen (ich kann es ja leider nicht einfach abstellen :D )?


    Weiter meditieren! 8) Bringe Deinen Geist zurück zu Deinem Meditationsobjekt, so gut es eben geht. Wenn es sein muss, 1'000 Mal pro Sitzung, 10'000 Mal pro Tag.


    Verliebtsein hat ja einen riesigen Vorteil: Im Gegensatz zu altem Ärger und Ängsten geht das garantiert relativ schnell wieder vorbei. Freu Dich über die Übungsmöglichkeit! ;)


    Stay tuned, Aravind.

    • Offizieller Beitrag

    Bei dem was du in dem andeten Thread über Meditationsmethoden ist es ja auch so:


    MFS:

    Was die Meditation betrifft, quält mich von Anfang an die Illusion, die "perfekte" Methode finden zu müssen. Ich informiere mich über Methode A und praktiziere Mdiese, dann lese ich etwas über Methode B und beginne an Methode A zu zweifeln, fange folglich an Methode B zu praktizieren, und dann beginnt das selbe Spiel mit Methode C.


    Auch da gibt es ja ein Muster der wo du wie ein Schmetterling vom einer Blüte zur nächsten flattert. Ich schätzte, das ist einfach ein Mangel an Geduld.


    Und dagegen hilft nichts ausser Geduld üben.

  • void:

    Ich schätzte, das ist einfach ein Mangel an Geduld.

    void Gutes Gedächtnis!


    hiri ... und evt ein leichter Hang zur Dramatik. (das meine ich in keiner Weise negativ, sondern im Sinne von "es Dir schwerer machen als nötig") .


    Lieb Grüße, Aravind.

  • MFS:

    Hallo Leute. :)


    Ich bin gerade dabei mich zu verlieben, das erste Mal seit ich praktiziere.


    Das kommt unter Praktizierenden häufiger vor und hat was mit der Freisetzung von Endorphinen (Glückshormon) durch die Meditationspraxis zu tun. Außerdem sucht sich der Geist aus Langeweile ein Objekt, an das er sich hängen kann und mit dem er sich beschäftigen kann.


    Zitat


    Früher mochte ich diese Gefühle. Ich habe mich stundenlangen Tagträumerein hingegeben, dauernd Phantasiegespräche mit der betroffenen Person geführt, mich mit der Verliebtheit abgelenkt und mir damit die Zeit vertrieben, sie "konsumiert" wie eine Droge. Mittlerweile finde ich all das aber ziemlich lästig, ich fühle mich benebelt und "nicht nüchtern".


    Das scheint ein gewisser Reifungsprozess zu sein, der dich das nun so sehen lässt.

    Zitat


    Was mich aber mit am meisten stört ist, dass ich mich während der Meditation nun sehr viel schlechter konzentrieren kann. Ähnlich geht es mir übrigens mit starker Vorfreude.


    Dafür meditiert man ja, damit der Geist sich sammelt und nicht so abschweift. Das braucht seine Zeit - Geduld - und Gelassenheit gegenüber den Geisteswellen, die Gefühle und Gedanken so machen.


    Zitat


    Wie seht ihr das, ist Verliebtheit für euch nur eine Ablenkung unter vielen oder hat sie einen besonderen Stellenwert?


    Das ist eben so - da sieht man was, will es haben und hängt sich dran - nennt sich Gier bzw. Begierde und führt zu Leiden. Da gibt es Methoden, wie man damit klar kommt.


    Zitat

    jagten
    Wie geht ihr während der Meditation damit um?


    Konzentration auf den Atem und seine Gedanken sein lassen. Das sind ja Gedanken, die immer wieder die Gefühle aktualisieren. Gefühle entstehen durch Kontakt, z.B. Blickkontakt, den kann man vermeiden. KOntakt entsteht auch durch die Gedanken, wenn das Objekt nicht präsent ist und dann kommt es drauf an, ob man seinem Gefühl Taten folgen lässt, also Pläne schmiedet, und so weiter. Das vergrößert natürlich das mögliche Leiden - also man sollte eine sich anbahnende Beziehung auch immer vom Ende her betrachten. Ich kenne ein glückliches Paar, das sich bei einem Retreat kennen gelernt hat. Aber ich kenne auch jede Menge Leute, die sich da einen Haufen Ärger eingehandelt haben, weil sie ungeduldig waren und ihren Gefühlen hinterher liefen.

    Zitat


    Versucht ihr Verliebtheit eher zu vermeiden?


    Vermeiden kann man das prinzipiell nicht, aber man kann den Gefühlen keinen weiteren Raum geben und keine Handlungen draus folgen lassen.

    Zitat


    Welche Ratschläge könnt ihr mir geben, um mich davon nicht so vereinnehmen zu lassen (ich kann es ja leider nicht einfach abstellen :D )?


    Kommt ja drauf an, was du willst.
    Nicht darüber reden, ist z.B. eine Methode sich nicht davon vereinnahmen zu lassen.

  • MFS:

    Was mich aber mit am meisten stört ist, dass ich mich während der Meditation nun sehr viel schlechter konzentrieren kann.
    oder hat sie einen besonderen Stellenwert? Welche Ratschläge könnt ihr mir geben, um mich davon nicht so vereinnehmen zu lassen (ich kann es ja leider nicht einfach abstellen :D )?


    Ich freue mich auf eure Antworten, vielen Dank. :)


    Hallo MFS


    wenn die Verliebtheit mir zuwinkt, schaue ich schon mal gerne auf die Person und versuche zu ergründen, welche Eigenschaften diese ansich hat, die mir fehlen könnten.


    Ansonsten gefällt mir dieses Zitat sehr (die Herren mögen es leider nicht so gerne und es handelt sich, gem. Recherche, nicht wirklich um buddhistische Worte; ich mag es trotzdem sehr)

    Zitat


    “The Buddhists say if you meet somebody and your heart pounds, your hands shake, your knees go weak, that’s NOT the one. When you meet your ‘soul mate’ you’ll feel calm. No anxiety, no agitation.”


    Übersetzt: Der Buddhist sagt, wenn Du Jemand triffst und Dein Herz schlägt schneller, Deine Hände zittern und Deine Knie werden schwach, dann ist es NICHT der/die Richtige. Wenn Du Deinen Seelenpartner triffst wirst Du "Ruhe" fühlen. Keine Ängste und keine Aufregungen.



    Wenn diese Zeilen wahr sind, dürfte, trotz Verliebtsein, die Meditation kein Problem darstellen :)


    Liebe Grüße von der Schneelöwin

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti





  • Liebe Schneelöwin,
    gut, dass ich mich daran nicht gehalten habe, sonst wäre ich jetzt nicht 35 Jahre mit meiner Seelenpartnerin zusammen. ;)


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Vielen Dank für alle Antworten, das hilft mir schonmal etwas weiter. :)



    MFS:
    Spock:

    Ja, sehr. Ich verliebe mich blöderweise irrsinnig schnell.


    Dann nervt vllt primär die Unsicherheit? [...]


    Ich denke, dass meine Erwartungshaltung ein großes Problem ist. Bei jedem Gespräch und bei jedem Treffen wünsche ich mir, es würde mehr passieren. Gleichzeitig bin ich aber zu feige um selbst etwas zu unternehmen.




    Das stimmt, Verliebtheit vergeht. Nur neige ich dazu, mich von den betroffenen Personen sehr abhängig zu machen, und das passiert meistens auch noch sehr schnell. In der Vergangenheit musste ich die Kontakte dann abbrechen, anders konnte ich mir nicht mehr helfen. Ich verwende auch hier wieder den Vergleich mit Drogen, ich kenne beides sehr gut und es fühl sich beides für mich gleich an.


    Ja, es dreht sich bei mir allgemein viel um Kontrolle. Aber mein primärer "Wunsch" wäre, weniger Gedanken an die Zukunft zu verschwenden - damit mache ich mich nur fertig. :D



    Schneelöwin:

    [...]
    Hallo MFS


    wenn die Verliebtheit mir zuwinkt, schaue ich schon mal gerne auf die Person und versuche zu ergründen, welche Eigenschaften diese ansich hat, die mir fehlen könnten.


    Das ist eigentlich immer dasselbe: Die Person löst bei mir, wenn sie in meiner Nähe ist und besonders bei mehr oder weniger intensivem Körperkontakt, sehr starke Ruhe und Unbekümmertheit aus. Das ist etwas, was mir definitiv fehlt und ich mir selbst nur sehr bedingt geben kann (zum jetzigen Zeitpunkt).

  • Bist Du eigentlich schon mal mit jemandem zusammen gewesen, in den Du so verliebt warst? Ich meine, in einer Beziehung? Oder ist das, was Du schilderst, immer auf der platonischen Ebene hängengeblieben? Wie alt bist Du denn in etwa? Hattest Du schon längere Beziehungen? Wie war es denn in der Beziehung für Dich, die am längsten gedauert hat?


    Ich kann gut nachempfinden, wie es Dir geht.
    Meiner persönlichen Erfahrung nach ist es egal, ob man eine Beziehung mit jemandem eingeht, in den man furchtbar verliebt ist oder mit jemanden, mit dem man sich so einigermaßen versteht. Weder das eine noch das andere scheint mir eine Garantie für ein Gelingen einer Beziehung zu sein. Das sind nur Gefühle, Rauschzustände oder auch das Fehlen dieser. In keinem Fall ersetzt das die "Beziehungsarbeit", also das, was im Laufe der Beziehung mit- und füreinander geleistet werden muss.


    Zitat

    Nur neige ich dazu, mich von den betroffenen Personen sehr abhängig zu machen, und das passiert meistens auch noch sehr schnell. In der Vergangenheit musste ich die Kontakte dann abbrechen, anders konnte ich mir nicht mehr helfen.


    Daraus geht nicht hervor, ob es überhaupt zu einer Beziehung gekommen ist oder ob Du vorher abgebrochen hast.
    Ich persönlich meine nicht, dass ein Abbruch nützlich ist, sondern bin der Ansicht, dass man durch manche Phasen einfach durch muss. Die Fallhöhe ist bei großer Verliebtheit sehr groß, und das kann zu besonders großen Verletzungen führen und sogar unfähig machen, sich jemals wieder einzulassen, vor allem, wenn der Andere sehr unsensibel mit einem umgegangen ist. Aber das ist das Risiko, das immer im Raum steht, und das Menschen, die sich heftig verlieben können in besonderem Maße tragen. Nicht jeder steckt das gleich gut weg.
    Manchmal verschwindet dieses Bedürfnis nach Verliebtsein in dem Moment, in dem man das Gefühl hat, bei einem Menschen angekommen zu sein, wenn die Unsicherheit über eine Beziehung weggefallen ist, wenn man sich sicher fühlt, in der Beziehung und mit sich selbst.


    Vielleicht steckt auch ein Muster dahinter. Das würde ich mir anschauen.


    Heftiges Verliebsein ist in der Tat wie unter Drogen stehen. Ich kann das nachvollziehen, wenn das Gefühl derart intensiv ist, dass Angst auftaucht und man sich eher zurückzieht.


    Ich war mit 16 unheimlich in einen Jungen in der Schule verliebt. Das ging über ein Jahr so. Es war ein feiner Kerl, wirklich. Irgendwann hielt ich dieses Gefühl nicht mehr aus, und so schrieb ich einen Brief und gestand ihm meine Zuneigung. Daraufhin fing er mich ab und lud mich zum Eisessen ein. Statt freudig zu reagieren, machte mir das so sehr Angst, dass ich ablehnte. Hätte er mich damals sofort in die Arme genommen, wäre das weniger angstbesetzt gewesen, ich hätte es "hinter mich gebracht", die Schwelle zur Nähe wäre überschritten gewesen, aber die Aussicht, dass es ein paar Tage dauern würde, und was dann? – das war unerträglich für mich. Außerdem war ich zwar auf der einen Seite frühreif, aber auf der anderen Seite nicht in der Lage eine Beziehung zu haben. Es war zu früh für mich. Ich war zu unsicher was mich anbelangte, ich hatte schon den Schmerz vom "Schlussmachen" ein Jahr zuvor erlebt, meine Eltern hätten eine Beziehung nie erlaubt (ich bin in dieser Hinsicht sehr konservativ erzogen worden), ich war ohnehin in einer richtig heftigen Depression drin, meine Mitschüler mobbten mich u.a. Was wäre gewesen, wenn er mir beim Eisessen nur eine besonders freundliche Abfuhr erteilen wollte? …
    Die Gefahr für mich ins Bodenlose zu fallen, war damals ungeheuer groß. Aber so konnte das Ganze auslaufen ohne mir zu schaden. Unsere Weg trennten sich auf natürliche und schmerzlose Weise. So verbleibt dieser Junge von damals für immer in freundlicher Erinnerung.


    Wenn zwischen Dir und dem/der Anderen nichts passiert, so liegt das sicher nicht nur daran, dass Du nichts unternimmst. Der Drang sich zu paaren ist derart groß, dass immer ein Weg gefunden wird – sofern es beide wollen. Vielleicht verliebst Du Dich immer in Menschen, die nicht in Dich verliebst sind. Was zugegeben, einen Booster für Verliebtheit darstellt. Da bleibt nämlich viel Raum für Fantasien.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris


    Nein, ich war noch nie in einer richtigen Partnerschaft und bin Mitte 20.
    Ich war öfters der "sensible Kuschel- und Schmusepartner" für Frauen, meistens hatten die zeitgleich noch einen richtigen Freund. Ich habe genommen was ich bekommen konnte, so war ich eben eine Art Ergänzung.
    Oder es waren mehrjährige Freundschaften. Ich war in die Frau verliebt, sie nicht in mich. Oder nur platonisch, oder "nicht genug". Ich fühlte mich mehr und mehr abhängig, und zwar stärker als von jeder Droge von der ich je abhängig war. Deswegen war in zwei Fällen auch ein Abbruch, ein klarer Schnitt, notwendig.
    Oder es ist so wie jetzt: Ich verliebe mich in einen Menschen den ich kaum kenne und das macht mir panische Angst, und mich ekeln diese Rauschgefühle und die Gier an.

  • Ich glaube ein interessantes Thema könnte Deine eigene Wahrnehmung Deiner eigenen Männlichkeit sein. Das jedenfalls wäre mir von mir aus der Zeit nur zu bekannt. Das ist aber auch ein allgemeines Problem in einer Zeit, in der Männer immer einfühlsamer werden sollen, aber zugleich dadurch an sexuellem Reiz für viele Frauen verlieren. Weder Frauen noch Männer können heute wirklich die Rollen erfüllen, die von ihnen verlangt werden. Kein Wunder, dass man unsicher wird.


    Ich habe aus tibetisch-buddhistischer Sicht gelernt, dass Verliebtheit ein Zeichen eines starken karmischen Bandes sein kann. Das muss durchaus nicht positiv sein - kann sein, dass man blos "eine Rechnung miteinander offen" hatte und sich nochmal kräftig emotional auf die Füsse treten will. Es können auch positive Bände sein, die aber eigentliche nicht partnerschaftliche Bände sind, so wie Geschwister aus früheren Lebenszeiten. Dann ist die Liebe gross, aber Sexualität passt nicht.


    Ich bilde mir ein, solange man nicht auch noch ein Kindheitstrauma mit im Spiel hat, das einen immer genau die falschen potentiellen Partner anziehen lässt, es so eine Art "Wissen" gibt, das einem Sicherheit gibt, wenn es passt. Das kann gepaart sein mit Verliebtheit, oder auch nicht.

  • MFS:

    Doris


    Nein, ich war noch nie in einer richtigen Partnerschaft und bin Mitte 20.
    Ich war öfters der "sensible Kuschel- und Schmusepartner" für Frauen, meistens hatten die zeitgleich noch einen richtigen Freund. Ich habe genommen was ich bekommen konnte, so war ich eben eine Art Ergänzung.
    Oder es waren mehrjährige Freundschaften. Ich war in die Frau verliebt, sie nicht in mich. Oder nur platonisch, oder "nicht genug". Ich fühlte mich mehr und mehr abhängig, und zwar stärker als von jeder Droge von der ich je abhängig war. Deswegen war in zwei Fällen auch ein Abbruch, ein klarer Schnitt, notwendig.
    Oder es ist so wie jetzt: Ich verliebe mich in einen Menschen den ich kaum kenne und das macht mir panische Angst, und mich ekeln diese Rauschgefühle und die Gier an.



    Das dachte ich mir schon.


    Von mir wirst Du diesbezüglich keine "buddhistische" Antwort bekommen.
    Natürlich stört das Deine Meditation. Denn Meditation befriedigt nicht unsere Bedürfnisse.


    Die Damen lassen Dich am ausgestreckten Arm verhungern. So machen es die Dealer: Verknappung. Und der Abhängige lässt das mit sich machen, weil er die Droge braucht. Aber hinter der Gier nach der Droge steckt das Bedürfnis nach Liebe, Nähe, Heimkommen, Vertrautheit, Sexualität, Zärtlichkeit usw.


    Es gibt Frauen, ebenso auch Männer, die brauchen zur Selbstbestätigung noch jemanden, der sie umschwärmt, den sie sich aber vom Leib halten können, den sie kontrollieren können, bei dem sie sich holen können, was der Partner nicht geben kann, ohne etwas zurückgeben zu müssen. Und dann gibt es Männer und Frauen, die sich so sehr nach Liebe sehnen, dass sie sich darauf einlassen. Je weniger Aussichten auf eine Liebesbeziehung dann besteht, umso mehr werden Hoffnungen geweckt, umso mehr Schwankungen gibt es, was eine Abhängigkeit entstehen lässt und befeuert. Die Signale die ausgesendet werden sind doppeldeutig, auf beiden Seiten. Der Angeschwärmte vermittelt Nähe, Wertschätzung usw. und gleichzeitig Distanz, der Schwärmer vermittelt Freundschaft und Akzeptanz des Status Quo, ohne seine wahren Gefühle offen zu zeigen, weil das Ablehnung und gar eine Trennung zur Folge haben könnte, so dass selbst das Quäntchen Nähe und Hoffnung zerstört werden würde.


    Verstehe mich bitte richtig: Mangelndes Selbstwertgefühl ist keine Schande, kein Fehler, keine Bringschuld … Das betone ich, weil ich weiß wie verletzend solche Aussagen sein können: "Selber schuld, wenn Du so wenig Selbstbewusstsein hast!" oder "Du musst halt selbstbewusster werden!" usw. Das ist so dämlich wie "Sei doch mal spontan!"
    Wichtig ist, das als Tatsache anzuerkennen. Damit kann man sich auf die Ursachensuche machen und ist Sich-seiner-selbst-bewusst. Und seiner Bedürfnisse. Dann kann man vorsichtig mit sich umgehen. Das ist etwas anderes als "selbstbewusst werden" im üblichen Sinne.
    Manche Menschen sind nun mal verletzlicher, unsicherer, haben andere Erfahrungen mit Nähe und Distanz gemacht. Man muss kein Anderer werden, nur besser mit den eigenen Voraussetzungen und Bedürfnissen umgehen. Wenn Du dann solche für Dich unfruchtbaren Beziehungen abbrichst, könnte das ein richtiger Schritt sein.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • kilaya:

    Ich glaube ein interessantes Thema könnte Deine eigene Wahrnehmung Deiner eigenen Männlichkeit sein. Das jedenfalls wäre mir von mir aus der Zeit nur zu bekannt. Das ist aber auch ein allgemeines Problem in einer Zeit, in der Männer immer einfühlsamer werden sollen, aber zugleich dadurch an sexuellem Reiz für viele Frauen verlieren. Weder Frauen noch Männer können heute wirklich die Rollen erfüllen, die von ihnen verlangt werden. Kein Wunder, dass man unsicher wird.


    Das habe ich nie verstanden. Ich wollte immer einen einfühlsamen Mann. Nur so einen fand und finde ich anziehend und sexy.


    Zitat

    es so eine Art "Wissen" gibt, das einem Sicherheit gibt, wenn es passt.


    Das finde ich auch. Dabei geht es gar nicht so sehr um Gemeinsamkeiten, sondern das gemeinsame Ziel eine Partnerschaft miteinander einzugehen und sich wirklich aufeinander einzulassen. Das hat eher was mit der eigenen Haltung zu tun. Liebe ist eine Haltung, kein Gefühl. Für mich jedenfalls.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Ich habe das auch nie verstanden - v.a. wenn ich eine dieser "Beziheungen" hatte, wo eigentlich alles perfekt passte - und sie sich dann dem nächsten Arschloch um den Hals geworfen hat, um sich wieder so richtig ... verletzen zu lassen.

  • Spock:

    [
    Vllt ist das keine Feigheit, sondern ein Zwiespalt, wegen uneindeutiger Signale.


    Das finde ich, ist ein ganz, ganz wichtiger Hinweis.


    Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Diese Verwirrung ist eine grundsätzliche. Die kommt auch nicht von irgendwoher. Da ist schon früh am Vertrauen auf die Lesekompetenz gesägt worden.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • kilaya:

    Ich habe das auch nie verstanden - v.a. wenn ich eine dieser "Beziheungen" hatte, wo eigentlich alles perfekt passte - und sie sich dann dem nächsten Arschloch um den Hals geworfen hat, um sich wieder so richtig ... verletzen zu lassen.


    Paradox ist, dass die einfühlsamen Männer sich mir gegenüber wie Arschlöcher verhalten haben. Die waren nicht einfach doof und gemein, das waren sie nur zu mir. Insofern müssen das Mechanismen gewesen sein, die nicht so sehr was mit "nett" und "einfühlsam" zu tun haben.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Ich glaube, dass das was ganz archaisches ist. Die "Arschlöcher" sind vermeintlich die besseren Schützer. Und auf so einer archaischen Ebene fühlen viele Frauen sich noch da sexuell angezogen, wo sie den besten Schutz für ein eventuelles Kind vermuten. Dass diese Mechanismen noch mehr mit der Wildnis zu tun haben - darüber sind wir halt noch nicht hinweg. Während die netten Männer eben gut als Freunde wirken, jemand zum Anlehnen, aber diese archaische sexuelle Anziehung fehlt.


    Vieles davon könnte sich verbessern, indem beide Geschlechter in sich ganz werden und nicht etwas im Aussen ergänzen müssen. Aber da ist erstmal die sexuelle Anziehung erst recht verwirrt. Also heisst es zum Einen: in sich ganz werden UND die archaischen Reaktionsmuster bewusst machen. Dann mit den Rollen bewusst SPIELEN. Aber da sind wir noch weit von entfernt....

  • Das "Arschlochgerücht" gibt es auch umgekehrt. Also, dass Männer nette Frauen stehenlassen, wenn ihnen eine Femme fatal begegnet.
    Ich vermute, dass da was anderes dahinter steckt.


    Derjenige/diejenige, die schwer erreichbar sind, die Hüh-Hott-Spiele machen, triggern auf der einen Seite einen "Jagdinstinkt" (was schwer erreichbar ist, ist auch begehrenswert, und eine Eroberung wertet einen selbst auf) und sie lassen die alte Wunde des Verlassen- und Abgewiesenwerdens aufbrechen, mit der Verheißung auf Heilung.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • kilaya:

    Ich glaube ein interessantes Thema könnte Deine eigene Wahrnehmung Deiner eigenen Männlichkeit sein. Das jedenfalls wäre mir von mir aus der Zeit nur zu bekannt. [...]


    Darüber habe ich mir noch nie groß Gedanken gemacht, zumindest nicht bewusst. Ich war nie der Inbegriff von Männlichkeit, hatte auch nie das Verlangen danach es zu sein. Mich hat übertrieben männliches oder weibliches Getue immer eher abgestoßen, genauso wie die klassischen Rollenverteilungen. Ich wollte mich nie so oder so verhalten nur um einen populären Vorstellung zu entsprechen, es stört mich aber auch nicht wenn es zufällig der Fall ist.



    Spock:
    MFS:


    Ich denke, dass meine Erwartungshaltung ein großes Problem ist. Bei jedem Gespräch und bei jedem Treffen wünsche ich mir, es würde mehr passieren. Gleichzeitig bin ich aber zu feige um selbst etwas zu unternehmen.


    Vllt ist das keine Feigheit, sondern ein Zwiespalt, wegen uneindeutiger Signale.


    Ja, so könnte man es auch nennen. Ich kann mich dann einfach nicht entscheiden was ich tun soll. Auf Distanz zu gehen scheint mir nicht richtig zu sein, in die Offensive zu gehen auch nicht. Und dann bleibt's oft beim "Stillstand".



    Doris
    Jap, genauso ist es gelaufen. Ich will da auch niemanden die Schuld für irgendwas geben. Ich empfinde den Frauen gegenüber keinen Hass oder ähnliches, ich kann schon verstehen wieso sie sich so verhalten haben. Und ich habe das mit meinem eigenen Verhalten oft noch befeuert. Aber manchmal kommt dann doch etwas Frust hoch. :)
    Ich praktiziere ja noch nicht lange, aber ich habe schon den Eindruck, dass ich im Bereich "mir selbst genug sein" bereits kleinere "Fortschritte" erzielen konnte. Ich muss halt immer wieder ein bisschen darauf schauen, die Meditation nicht als Allheilmittel für sowieso alles zu betrachten.



    kilaya:

    [...] Vieles davon könnte sich verbessern, indem beide Geschlechter in sich ganz werden und nicht etwas im Aussen ergänzen müssen. [...]


    Oh ja, das wäre natürlich super. :D Aber das wird vermutlich noch eine Weile dauern.



    Spock:

    [...] Ich habe diese Arschlochtheorie nicht ein einziges mal bis jetzt von einer Frau gehört. Noch nie. Ich will nicht sagen, dass es das nicht geben kann, aber ich habe das persönlich noch nicht gehört. [...]


    Mir wurde das schon öfters von Frauen bestätigt, genauso wir kilaya und Doris es hier beschrieben haben. :? Manchmal durch die Blume, manchmal aber auch sehr direkt. Liegt vielleicht daran, dass Frauen mit mir oft eher wie mit einer guten Freundin und nicht wie mit einem Mann sprechen.

  • MFS:


    Mir wurde das schon öfters von Frauen bestätigt, genauso wir kilaya und Doris es hier beschrieben haben. :? Manchmal durch die Blume, manchmal aber auch sehr direkt. Liegt vielleicht daran, dass Frauen mit mir oft eher wie mit einer guten Freundin und nicht wie mit einem Mann sprechen.


    Was genau haben sie gesagt? Dass sie auf Ärsche stehen?

  • Spock:
    MFS:


    Mir wurde das schon öfters von Frauen bestätigt, genauso wir kilaya und Doris es hier beschrieben haben. :? Manchmal durch die Blume, manchmal aber auch sehr direkt. Liegt vielleicht daran, dass Frauen mit mir oft eher wie mit einer guten Freundin und nicht wie mit einem Mann sprechen.


    Was genau haben sie gesagt? Dass sie auf Ärsche stehen?


    Wortwörtliches Zitat: "Ihn [den Partner] habe ich zum fi****, und dich zum kuscheln."
    Oft waren es auch Aussagen wie "Die Arschlochphase habe ich hinter mir, ich suche mir jetzt einen vernünftigen Mann." oder ähnliches.
    Wie gesagt, ich kann das ja verstehen und nachvollziehen, ich will da auch niemanden verurteilen. Ich finde auch Borderline-Persönlichkeiten anziehender als "durchschnittliche" Frauen, auch wenn ich mich davon nach und nach lösen kann. Gut finde ich es trotzdem nicht. :)

  • Ich habe mal eine Vogeldoku geguckt und die Spezies war etwas speziell. Da gab es ein Vogelmännchen mit guten Genen zum Befruchten und ein Männchen für die Aufzucht. Vllt ist das ja ähnlich.