Im Glauben erschüttert

  • Hallo , ich weiß nicht wie ich anfangen soll , ich war nie besonders stark im Glauben , bzw. habe es vielleicht auch verdrängt , aber mir wurde bewusst , das man einen Glauben braucht ! Nur war mir das christentum , in meinen Augen , nicht ehrlich genug .... ich interessiere mich schon länger für den Buddhismus, hoffe kann mir einer etwas die veranschaung des Buddhismus mit eigenen Worten näherbringen , wäre euch dankbar

  • Hallo,


    lies dich am besten einmal durchs Forum durch um dir einen groben Überblick zu verschaffen. Mit ein paar Worten kann man da nicht helfen.


    Eines will ich aber erwähnen:


    Buddhismus ist sehr praxisbetont. Es reicht dort nicht, einfach nur zu glauben, an das was der Buddha gesagt hat, sondern man sollte es tatsächlich und tagtäglich auch praktizieren. Dies sollte natürlich auch für den Christen so sein, dass er die Lehren auch tatsächlich praktiziert. Hier hat der Buddhismus tatsächlich einen Vorteil, da es dort den meisten klar ist, dass man die Lehre in die Tat umsetzen muss. Hier fehlt es oft innerhalb des Christentums, so dass der Eindruck entstehen kann, dass er "nicht ehrlich" sei, wie du das formulierst.


    Dies liegt aber nicht am Christentum selbst, sondern an den Praktizierenden. Hier wird oft "nur geglaubt", was so aber nicht stimmig ist. Glauben ohne Werke ist nur Schall und Rauch, das gilt für jedwede religiöse Richtung.


    Einen guten Einstieg wünsche ich dir!

  • Greene:

    ... aber mir wurde bewusst ,das man einen Glauben braucht!


    Man braucht nicht unbedingt einen Glauben.
    Besser man hat keine Festlegung auf einen Glauben
    als auf einen falschen Glauben.

  • Zuerst ein freundliches Willkommen im Forum,


    ich vermute, wenn jemand eine Erschütterung eines alten Glaubens, vielleicht eines Kindheitsglaubens erlebt ist das eine recht dramatische Angelegenheit.


    Es kann fast nie schaden, sich mit der buddhistischen Lehre auseinanderzusetzen, aber wenigstens parallel solltest Du die vielleicht auch über die Grundlage des alten Glaubens und mit der Frage nach dem Wunsch zu glauben auseinandersetzen.


    Was suchst Du - Glauben oder Wahrheit?


    Es gibt einige gute Einführungen in die Lehre. Wenn ich einen Rat geben darf - beschäftige Dich am Anfang nicht mit den Eigenheiten einzelner Schulen, sondern mit den Grundlagen, mit den gemeinsamen Elementen.


    Wer von der ganzen Lehre nichts anderes gehört hat als dies

    Zitat


    Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.
    Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.
    Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.
    Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad.

    Vier edlen Wahrheiten in der Auslegung der Deutschen Buddhistischen Union


    diese Wahrheiten aber wirklich verstanden hat ist weiter als viele Buchgelehrte voller Halbwissen :)

  • fotost:
    IkkyuSan:


    Ist glaub ich schwer auseinanderzuhalten, meinst du nicht?


    Das ist wahr :lol:


    Hehehheh, oh mann, ist glaub ich schon zu späääät :?:badgrin:

  • Greene:

    ... aber mir wurde bewusst , das man einen Glauben braucht !


    Hallo und herzlich Willkommen Greene,
    ich denke auch, dass es sehr sinnvoll ist, an etwas zu glauben, denn das gibt Halt.
    Menschen, die glauben, haben mehr Kraft. So meine Beobachtung.
    Buddhismus hat allerdings nur zu Beginn mit Glauben zu tun, der sich dann durch die eigene Erfahrung mit der Umsetzung in volles Vertrauen umwandelt. Es geht nicht darum, an einen Gott, an Gnade oder schützende Geister zu glauben. Es geht darum, zu erkennen, wodurch Leiden entsteht und dass dies durch eigenes Denken und Handeln beendet werden kann bzw. dass es sich dadurch in Grenzen hält.


    So wie ich durch eine gesunde Lebensweise, genug Bewegung dafür sorge, dass mein Körper vor viel Leid bewahrt werden kann, so kann ich auch durch die geistige Schulung und die daraus folgenden Konsequenzen dafür sorgen, dass ich vor falschen Entscheidungen und unklugen Taten bewahrt werde. Das ist ein mehr oder weniger langer Weg. Es kommt darauf an, wie viel "Müll" sich schon angehäuft hat.


    Ich empfehle Dir das Buch "Der Buddha auf dem Bücherschrank" von Ludwig Schafft.


    Zitat

    Nur war mir das christentum , in meinen Augen , nicht ehrlich genug.


    Menschen, die als Baby getauft werden und sich nur wegen der Geldgeschenke und Feier konfirmieren lassen, sind nicht aus Überzeugung Christen geworden. Viele sogenannte Christen wissen heute nicht einmal mehr, warum der Karfreitag ein Feiertag ist. Sie kennen den Inhalt der Botschaft nicht mehr. Das gilt übrigens für alle Religionen, auch in buddhistischen Ländern ist aus der Lehre Buddhas ein Mix aus Volksglauben und viel Tamtam geworden. Auch da wissen die wenigsten etwas über Buddha.
    Ich halte diese Entwicklung für "normal", und der Buddha hat das gewusst.


    Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deiner Suche nach Wahrheit.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo,


    man kann an eine ewige Seele und einen Schöpfergott glauben und darin Trost und Motivation für Ethik, Entsagung und Kontemplation finden. Im Buddhismus geht man aber davon aus was wahrnehmbar vorhanden ist - die Faktoren des Daseins (khandha): Körper, Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewusstsein. Anhaftung daran ist verbunden mit Gier, Hass und Verblendung und fürhrt zu Leid, Loslösung führt zum Ende von Leid - Befreiung oder Erlösung, Nibbana. Das erfordert keinen Glauben.
    Einiges im Buddhismus hat schon auch mit Glauben oder Vertrauen zu tun, wenn man ihn als Religion ansieht, dann ist das für mich jene, die von allen Religionen mit dem kleinsten Ausmaß an Glauben auskommt.

  • Eigentlich sollte man überhaupt nicht Glauben. Für mich ist glauben sich an was festklammern und so ein Standpunkt einnehmen, den man wohlmöglich dann noch beschützen will mit allen Mitteln.


    Man sollte eher fast schon wissenschaftlich sein. Aber wissenschaftlich im Sinne der Eigenforschung seiner Selbst.


    Buddha tat nämlich meiner Ansicht nach genau das: Er wurde Wissenschaftler seiner Selbst.
    Er strudierte nicht die Natur ausserhalb von ihm, sondern von sich selbst als Mensch.
    Er suchte Antworten zum Mensch sein und zum Geiste des Menschen. Das war seine Suche.
    Wieso muss der Mensch sein.
    Wieso muss der Mensch leiden.
    Was ist der Sinn des Mensch sein.
    Was ist der das Leiden.
    Wie wird es verursacht.... usw. usf.


    Er war meiner Meinung nach also eher wissenschaftlich neugierig.


    Er mag sich vielleicht spirituellen Übungen angehängt haben. Die Suche selbst, ging er aber von sich aus, für sein Verständnis der korrekten Suche.
    Nicht umsonst verliess er viele Praktiken und fand schliesslich sogar einen eigenen Weg (den mittleren Weg).


    Es ist also eine art wissenschaftliche suche seiner Selbst. Wenn man so will.
    Und um wissenschaftlich was zu finden, muss man wissenschaftlich ehrlich zu sich selbst sein.
    Nur wer ehrlich zu sich selbst ist, endeckt auch nur so Selbstlügen seiner selbst und somit Wahrheiten seiner selbst.

  • Wow- deine "Meinung" und "Glauben"- sind das nicht dieselben Seite der Medaille? :angel: Ich gehe davon aus, da0 du ihn nicht persönlich gekannt hast. :badgrin:
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • mukti:

    Einiges im Buddhismus hat schon auch mit Glauben oder Vertrauen zu tun, wenn man ihn als Religion ansieht, dann ist das für mich jene, die von allen Religionen mit dem kleinsten Ausmaß an Glauben auskommt.


    Das kommt darauf an welche Art von Glauben man meint.
    Deswegen wird auch immer wieder von Zutrauen, Vertrauen
    oder von Überwindung des Zweifels in die guten Dinge, die
    rechte Sache, Lehre, Übung, Buddha gesprochen.
    Insbesondere wenn manchmal die Klarheit des Geistes
    zeitweise nicht ausreichend zur Verfügung steht und
    es gilt durchzuhalten in der Übung. Der Geist ist
    schließlich nicht immer in jeder Situation gleich klar
    wenn er noch zu schwach ist.
    Wer schon einmal für eine etwas längere Zeit wirklich in
    die Einsamkeit gegangen ist, weit ab von jedem Menschen,
    der wird mit seinem Geist erstaunliche Erfahrungen machen
    wie er z.B. in der Lage ist sich zu verselbständigen wie
    eine schwerelose Wolke sich der Kontrolle zu entziehen droht
    oder in ähnlicher Weise die fünf sog. Hindernisse (nivarana) über ihn kommen.

  • Greene:

    ich war nie besonders stark im Glauben , bzw. habe es vielleicht auch verdrängt , aber mir wurde bewusst , das man einen Glauben braucht !


    Ist Glaube was Gutes? Viele Christen haben z.B. Hoffnung als Glaubensprinzip - aber wenn es dann nicht so kommt? Dann sind sie erschüttert und leiden. Oder sie reden sich dann etwas ein, z.B. dass "die Wege des Herren unergründlich sind". Man klammert sich an Dinge und fällt dann tief.


    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit buddhistischer Praxis, mit Achtsamkeit und Meditation, viel über sich lernt. Was ist der Schmerz? Woran klammert man sich? Man lernt dies zu beobachten, zu erkennen und dann fallen zu lassen. Damit wirst Du glücklicher werden - aber ich befürchte, dass es Dir nicht oder nur sehr oberflächlich hilft, wenn Du Dir einen Glauben suchst. Wende Dich lieber Deinem Leid zu und lerne es zu heilen.


    Viel Erfolg wünsche ich Dir dabei und alles, alles Gute!


    _()_


  • Götter, Geister und Dämonen, übersinnliche Fähigkeiten und Wiedergeburt sind einige Dinge die schwer verifizierbar sind. Oder auch Nibbana.
    Einsamkeit fernab von allen Menschen kenne ich gut, da spielt besonders der Glaube in die eigene Fähigkeit zur Befreiung eine Rolle.

  • mukti:

    ...
    Götter, Geister und Dämonen, übersinnliche Fähigkeiten und Wiedergeburt sind einige Dinge die schwer verifizierbar sind. Oder auch Nibbana.


    Solange man es als Dinge sieht (also etwas, das in der Welt verifizierbar ist).


    Wenn man es als Symbole, als Beschreibungen von Ideen ansieht wird es auf der Ebene persönlicher Wahrheit absolut demonstrierbar.


    Am Beispiel: übersinnliche Fähigkeiten, zB. durch Wände gehen.


    Als reales Ding, also wirklich die Fähigkeit durch eine massive Wand hindurch zu gehen wäre es mit einer einzigen Vorführung unter standardisierten Bedingungen verifizierbar. Mit einer Versuchsreihe könnte man sogar Gesetzmäßigkeiten aufzeigen. 'mit x Jahren intensiver Praxis kann man durch eine y cm dicke Holzwand oder eine z cm Stahlbetonwand gehen', Praktizierende der Schule A können durch Wände gehen, die 1,4x so dick sind wie Praktizierende der Schule B'. Die Schwierigkeit liegt eher in einer Falsifizierbarkeit.


    Ich will mich nicht lustig machen, ich versuche eine Systematik zu beschreiben.


    Als Symbol, als Bild wird 'durch Wände gehen' auf persönlicher Ebene erfahrbar und auch von anderen wahrnehmbar. Leider entzieht sich diese Eigenschaft dann der Quantifizierbarkeit der obigen Beschreibung.


    Was könnte durch Wände gehen im Zusammenhang mit einer gelebten Praxis der Lehre bedeuten?
    Das etwa jemand, der von Anhaftung und Egoismus befreit ist, dort wo andere überall Wände sehen, nicht wissen wie es weitergehen kann einen sicheren Weg gehen, den mittleren Weg!


    Ich denke, daß dies Auch von anderen wahrnehmbar ist. Wenn der Dalai Lama etwa Bedenken beiseite legen kann und auf Menschen zugehen kann, die ihm feindlich gegenüber stehen zeigt dies die Fähigkeit Wände aus Haß und Aggressivität zu durchschreiten, egal wie dick die sind.

  • fotost:

    Wenn man es als Symbole, als Beschreibungen von Ideen ansieht wird es auf der Ebene persönlicher Wahrheit absolut demonstrierbar.


    Am Beispiel: übersinnliche Fähigkeiten, zB. durch Wände gehen.
    ..........
    Was könnte durch Wände gehen im Zusammenhang mit einer gelebten Praxis der Lehre bedeuten?
    Das etwa jemand, der von Anhaftung und Egoismus befreit ist, dort wo andere überall Wände sehen, nicht wissen wie es weitergehen kann einen sicheren Weg gehen, den mittleren Weg!


    Ich denke, daß dies Auch von anderen wahrnehmbar ist. Wenn der Dalai Lama etwa Bedenken beiseite legen kann und auf Menschen zugehen kann, die ihm feindlich gegenüber stehen zeigt dies die Fähigkeit Wände aus Haß und Aggressivität zu durchschreiten, egal wie dick die sind.


    On man nun an solche übernatürlichen Fähigkeiten glaubt oder nicht, es würde kaum was nützen etwa durch Wände gehen, während Gleichmut und Metta viel nützen. Das ist eine Erfahrung die keinen Glauben erfordert.

  • Ich verweigere "Glauben" und achte auf Erkenntnis aus mir selbst.


    In dem Wissen, das die 3 Daseinsbereiche und die 5 Arten der "Samsarawege" aus dem eigenen Herzen kommen übe ich.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Hi, man braucht keinen Glauben, aber es ist hilfreich. Aber zur Erkenntnis zu kommen, dass man einen braucht, ich weiß nicht, ob das eine gute Basis ist für irgendeine Art von Glauben.


    Man sollte es irgendwie wirklich wollen bzw. es sollte einfach da sein, aber irgendwas erzwingen? Keine gute Intention, LG Son