Turbulenter Alltag und Praxis

  • Ich weiß nicht, ob es schon ein ähnliches Thema gibt... Eigentlich ist es sicher nichts Neues.


    Ich habe wirklich den Wunsch endlich richtig zu praktizieren. Aber ich weiß oft nicht, wie ich es anstellen soll. Vielleicht will ich (wieder) zu viel auf einmal.
    Ich bin alleinerziehend mit drei Kids, die alle noch recht jung sind. Nebenbei arbeite ich noch als Erzieherin. Die letzten Jahre waren wirklich hart, aber das möchte ich jetzt nicht näher ausführen. Auf jeden Fall merke ich, dass ich etwas änderen muss, denn ich bin permanent angespannt, genervt, teilweise wohl auch überfordert - und da ist auch ganz viel Selbstmitleid. Aber ich finde es schwer z.B. Zeit zum Meditieren zu finden. Ich könnte vielleicht früher aufstehen, schlafe allerdings auch nicht so gut und dann bleibe ich morgens doch länger liegen... :oops: Dabei bin ich fast 100 %-ig sicher: Meditieren würde vielleicht auch helfen besser zu schlafen.
    Auch der Alltag ist nicht einfach dort Zeit abzuknapsen. Da brauchen die Kids Unterstützung bei den Hausaufgaben, der Haushalt, einkaufen, Vorbereitung für die Arbeit...Irgendwas ist immer. Am Schlimmsten finde ich die Streitereien der Geschwister untereinander oder wenn sie einfach nicht mithelfen, obwohl ich sie gebeten habe. Da reagiere ich oft genervt. Nicht sofort, ich versuche es mit Ich-Botschaften: "Ihr würdet mir sehr helfen, wenn...", "Ich würde mich freuen, wenn...". Aber da schalten sie auf Durchzug. Frage mich dann: Was hätte Buddha da gemacht? Gewaltlose Kommunikation... da stoße ich oft an meine Grenzen, auch auf der Arbeit. Oft denke ich dann: Das funktioniert einfach nicht.


    Generell denke ich, gerade ein Leben mit Kindern kann eine echte Chance sein, denn sie halten uns den Spiegel vor und zeigen uns, was wirklich wichtig ist und woran wir arbeiten müssen. Sie sind echt gute Lehrer.
    Aber dann finde ich wieder, in meinen Alltag habe ich absolut keine Chance da irgenwie weiterzukommen. Im Gegenteil: ich habe das Gefühl ich habe Rückschritte gemacht. Früher konnte ich schneller mal die Gedanken loslassen oder beobachten. Momentan fühle ich mich einfach nur gefangen und in einem Teufelskreis. In meinem Kopf schwirrt alles durcheinander.


    Ich hätte gerne einen kurzen Denkanstoß, wie ich im Alltag wenigstens etwas Praxis integrieren kann. Oder wie machen das andere, die eine ähnliche Situation wie ich habe?


    Wahrscheinlich geht es auch einfach um den inneren Schweinehund, diesen zu überwinden... :roll:

  • Hallo Anja,
    ich finde, es ist wirklich schwer, mit drei Kindern alleinerziehend den Turbulenzen des Alltags zu entfliehen, sich zurückzuziehen, Zeit für sich zu finden.


    Ich habe mir jeden Moment zum Rückzug erschlossen: Beim Warten - egal wo, während der Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln, morgens als Erste im Büro ... Achtsamkeit kann in jedem Moment, bei jeder Gelegenheit geübt werden, dazu brauche ich weder ein Meditationskissen noch eine ruhige Umgebung.
    Du bist ja achtsam, indem Du gewaltfrei Deine Kinder um Mithilfe bitten möchtest.


    Ein Zen-Meister fragte einmal einen Mönch, der ihn besuchte: "Wo hast Du Deinen Schirm abgelegt?" Das war für mich der Hinweis, dass es um jede Kleinigkeit geht. Wenn ich vergesse, wo ich was und wie gemacht oder gelassen habe, dann weiß ich, dass ich nicht mehr achtsam bin.


    Carlos Castaneda: Alles, was ich brauche, ist Energie, und Energie bekommt man, indem man sich selbst und alles andere vorurteilsfrei beobachtet und untersucht.


    Wenn Du Energie hast, hast Du vielleicht auch mehr Durchsetzungsvermögen. Obwohl ich glaube, dass es mit drei Kindern auch nicht leicht ist.


    Ich wünsche dir alles Gute.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo Anja
    das kommt mir alles sehr bekannt vor.
    Es ist sicher in allen Familien zeitweise mal mehr mal weniger Turbulent.
    Mir hat damals außer der Meditation auch Yoga, Thai Chi und Chi Gong sehr viel Kraft und Ausgleich gegeben.
    Mit meinem Enkel lese ich zum Beispiel viele buddhistische Bücher und lass ihn einfach Sein. :P
    Dadurch kommt er ganz schnell immer wieder runter.
    Wir können uns auch gerne im *Tibetischen Buddhismus* bei *Kindererziehung* darüber austauschen.
    Für dich empfehle ich ein Buch *Die Grüne Tara* von Lama Thubten Yeshe
    Meinereiner lernt auch nie aus :lol:


    LG und viel Glück * : )

  • Danke für Eure Antworten!


    @Monika: Ja, da hast du Recht, Achtsamkeit kann man überall praktizieren. Das versuche ich auch schon so gut wie es geht.
    Aber ich verspüre immer so einen Zeitdruck, das macht mich manchmal echt fertig, z.B. am Morgen: Meine Kleinste schafft es immer zu trödeln, ich kann sie noch so früh wecken. Auf der einen Seite finde ich es toll, sie hat eine unheimliche Gelassenheit (wie gesagt, Kinder sind echte Lehrmeister). Wenn ich schon einen Puls von 180 ab, sagt: "Mama, warte, eine Sache noch die ich dir sagen muss...". Es interessiert sie nicht, dass wir schon vor 10 Minuten hätten losgehen müssen. Klar, Kinder in dem Alter haben auch noch kein Zeitgefühl. Wie geht man in dieses Dilemma buddhistisch ran? Auf der einen Seite möchte ich gelassener werden, denn ich merke, dass auch die Großen langsam in diesen typischen Stresswahn verfallen. Und das wollte ich meinen Kindern immer ersparen. Aber es ist in unserer Gesellschaft ja nun mal so, dass man zu einer bestimmten Uhrzweit in der Kita/ Schule/ Arbeit sein muss. Ich kann auch nicht jeden Tag in der Kita anrufen und sagen, dass wir später kommen. Das habe ich zwar hin und wieder schon gemacht, aber geht halt nicht immer.


    Das war mal ein Beispiel, aber in der Art gibt es einige, die wohl typisch für die westliche Gesellschaft sind. Aber ich möchte da halt gerne raus! :) Oder zumindest einen Weg finden, anders damit umzugehen. Ich denke, viele "Probleme" die wir momentan so in der Familie haben, könnten sich auflösen, wenn ich gelassener werde...


    @citröen: Ein Thread über Kindererziehung klingt spannend! :)

  • Hallo AnjaSo
    Ich sehe es ähnlich wie Monika. Mit einer achtsamen Haltung auch außerhalb der eigentlichen Meditation (also im stressigen Alltag) schlägst du 2 Fliegen mit einer Klappe.
    Zum einen würdest du weniger stressanfällig, weil du alle Tätigkeiten die du sowieso tust, achtsam machen kannst. Dadurch wird deine Arbeit effektiver und konzentrierter.
    Also statt „Multitasking“ (was es in Wirklichkeit nicht gibt) lieber eine Tätigkeit achtsam nach der anderen…
    Das verringert das Stressempfinden deutlich.
    Auch wenn du mit den Kindern beschäftigt bist.
    Sie würden von der verstärkten Aufmerksamkeit profitieren, in den Momenten wenn du dich ihnen zuwendest. Anstatt darum buhlen zu müssen wenn du deine Aufmerksamkeit vielen Dingen / Personen gleichzeitig widmen musst. (was ja wieder mehr Stress bedeutet).


    Zum anderen übst du so schon außerhalb der Meditation, also informell. Davon wird auch die Meditation an sich profitieren. Und wie Monika schon sagt, man kann in viele Aktivitäten Achtsamkeitsmomente einflechten. Zudem ist die Qualität einer Meditation wichtiger als die Quantität. Also wird dir eine kurze aber intensive Übung dennoch viel bringen.


    Ich habe beruflich mehrere Frauen kennengelernt die so ihren Alltag ent-stressen konnten.


    LG Rolf

  • Hallo Anja,


    eine formale Meditation kannst Du vielleicht auch kurz vor dem Einschlafen praktizieren. Vielleicht nur 5 Minuten Konzentration auf ein Meditationsobjekt. Das ist besser wie überhaupt nicht zu meditieren und hat den Vorteil, dass Dein Geist vor dem Einschlafen zur Ruhe kommt :)

  • AnjaSo:

    Wie geht man in dieses Dilemma buddhistisch ran?


    Hi Anja,
    ich wüsste nicht, wie es buddhistisch aussehen könnte. Alles, was mir dazu einfällt, hat mit anderen Kulturen zu tun, und die haben nicht unsere Mentalität, nicht unseren Zwang, alles auf einmal schaffen zu wollen. Die Gelassenheit ist einem Thailänder schon in die Wege gelegt.


    Wenn ich also diese Gelassenheit zu erreichen wünsche, stehe ich entweder schon wieder unter Druck, weil ich mich ändern müsste, oder ich lasse einfach los und ertrage, was passiert.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • :)


    Monikadie4.:
    AnjaSo:

    Wie geht man in dieses Dilemma buddhistisch ran?


    Hi Anja,
    ich wüsste nicht, wie es buddhistisch aussehen könnte. Alles, was mir dazu einfällt, hat mit anderen Kulturen zu tun, und die haben nicht unsere Mentalität, nicht unseren Zwang, alles auf einmal schaffen zu wollen. Die Gelassenheit ist einem Thailänder schon in die Wege gelegt.


    Wenn ich also diese Gelassenheit zu erreichen wünsche, stehe ich entweder schon wieder unter Druck, weil ich mich ändern müsste, oder ich lasse einfach los und ertrage, was passiert.
    _()_ Monika


    „Taming the mind“ von Thubten Chodron:
    Nach Eurer Morgenmeditation habt Frühstück. Eure Familie am Morgen zu grüßen ist auch Teil der Dharma Praxis. Viele Menschen sind muffelig am Morgen. Viele sitzen einfach am Frühstückstisch, überfliegen die Zeitung oder lesen die Rückseitenbeschriftung des Müsli-Pakets. Wenn ihre Kinder sie mit hellen, strahlenden Augen grüßen, brummeln sie etwas und lesen weiter, ohne aufzuschauen. Wenn ihr Partner ihnen eine Frage stellt, antworten sie nicht, oder sie schauen ihn an mit einem Ausdruck in den Augen, der besagt: „Stör’ mich nicht.“ Später wundern sie sich dann einmal, weshalb sie Schwierigkeiten in der Familie haben! ... Es ist leicht, den Kindern Befehle zu erteilen wie: „Steh auf!“, „Putz dir die Zähne!“, „Was hast du dir da angezogen? Es sieht schrecklich aus! Zieh sofort etwas Anderes an!“ „Hör auf, herum zu spielen und frühstücke endlich.“, „Beeile dich und gehe zur Schule!“. Viele Kinder werden auf diese Weise nicht gehorchen. Aber wenn man seine Kinder mit Liebe begrüßt und ihnen hilft, alles in ihrer Morgen-Rutine geregelt zu bekommen, wird es ihnen besser gehen,allen wird es besser gehen.


    LG und ein
    Kleiner Denkanstoß

  • Hi citroen,
    vielen Dank für den Denkanstoß, aber was hat das mit buddhistisch zu tun, das halte ich für eine natürliche, liebevolle Verhaltensweise. Ich gehe davon aus, dass Anja aufmerksam genug ist, sich nicht derartig negativ zu verhalten.
    Das setze ich einfach voraus. Da muss ich nicht alles noch mit "Buddhismus" etikettieren.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Sollte so sein
    Es ist doch von einem Mönch
    Also
    Buddhistisch und eine mögliche
    Antwort von vielen
    Kein Grund sich angegriffen zu
    Fühlen


    LG * : )

  • Man muß es einfach tun: Abends ist ja sicher irgendwann Ruhe und die Kids schlafen- dann habe ich Zeit und kann es tun. Besser als unruhig im Bett liegen und grübeln. :P Und Selbstmitleid ist mindestens ein ebenso großer Feind wie der Schweinehund. Also Du weisst schon, was zu tun ist.


    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • citröen:


    Kein Grund sich angegriffen zu
    Fühlen


    Merkwürdige Wahrnehmung.
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Danke für Eure Antworten!


    @Monika: Ja, das ist es im Prinzip was ich meinte. Man steckt so in dieser Gesellschaft drin, wo Leistung sehr viel zählt, Pünktlichkeit usw. Manchmal möchte ich das einfach nicht mehr mitmachen und ärgere mich darüber, weil ich mich dort reingedrängt fühle... Aber das ist wahrscheinlich der Punkt, der mich "fertig" macht. Es einfach hinnehmen ist wohl der bessere Weg. Vielleicht löst sich das "Problem" dann von selbst, weil ich mehr Ruhe ausstrahle, sodass die Kleine dann auch gelassener wird oder wie auch immer. Wahrscheinlich spürt sie meine Unruhe.


    @citröen: Ich denke, so negativ verhalte ich mich nicht, aber als Denkanstoß war es wirklich nochmal gut. Mir ist es immer sehr wichtig, die Kids morgens liebevoll zu begrüßen und zu verabschieden. Ich versuche auch ihnen aktiv zuzuhören, wenn sie etwas erzählen. Aber das fällt mir manchmal dann doch schwer, weil ich in Gedanken schon zwei Schritte weiter bin... :roll: Na ja, immerhin fällt es mir auf und ich schaffe es dann wieder achtsamer zu sein.


    Ich habe letztens einen Vortrag von Ayya Khema gehört in dem sie sagte, hinter allem steckt die Angst vor dem Tod (des Ichs). Selbst in dem Fall stimmt das. Im Grunde mache ich mir doch nur so einen Stress weil ich denke, was könnten die anderen über mich denken, wenn ich mit der Kleinen zu spät komme?
    Oder: Ich könnte auch eine halbe Stunde früher aufstehen. Aber mein Ego hat dann Sorge nicht genug Schlaf zu bekommen... :D


    Die letzten zwei Tage habe ich es aber immerhin geschafft, wenn die Großen aus dem Haus waren, wenigstens 5 Min. zu meditieren bevor ich die Kleine wecke. Abends im Bett versuche ich es auch, schlafe aber immer dabei ein. :grinsen:

  • Das freut mich, weil ich weiß wie schwer es junge Familien heute haben.
    Versuche nicht so viel von Außen an euch rann zulassen und macht Euer eigenes Ding :D:P:P:P .
    Ich bin überzeugt das du eine gute Mutti bist.


    LG * : )


    PS: Ist der Ruf erst ruiniert lebt es sich ganz ungeniert :D

  • AnjaSo:


    Abends im Bett versuche ich es auch, schlafe aber immer dabei ein. :grinsen:


    Ins Bett geht man zum Schlafen und ähnlichem ... :badgrin: Wenn Du im Lotussitz sitzst, schläfst Du garantiert nicht gleich ein.
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Danke Citröen! Ja, es ist schon nicht einfach. Aber wahrscheinlich hat so jede Generation als Familie ihre "Probleme". Ich war (Gott sei Dank) noch nie so, dass ich die Kids mit, ich nenne es mal "weltlichen" Dingen wer weiß wie "fördern" wollte. Mir war bzw. ist es wichtig, dass sie solange Kind sein können, wie sie möchten und ihre Umwelt entdecken können. Ich sehe ehrlich gesagt keinen Sinn darin, sie bei schönem Wetter nachmittags nach der Schule oder der KiTa zum Turnen, Ballett oder was weiß ich zu schicken, wenn sie draußen genauso klettern und rennen können. Es sei denn sie wollen es selbst unbedingt. Genauso habe ich sie nicht getrimmt schon vor der Schule lesen zu können. Bei der Kleinen ist es allerdings so, dass sie sich wahnsinng für Buchstaben und Mathe interessiert, dabei ist sie erst 5 geworden... Aber ich würde jetzt nie sagen: Nein, du darfst nicht raus, wir müssen lesen üben. Ich denke, lernen kann man eh nur das, was einen wirklich interessiert (Bildung ist Selbstbildung). Oder anders gesagt: Man lernt es leichter. Von daher gehe ich schon sehr meinen eigenen Weg und ich glaube, manche finden das auch befremdlich. Aber das ist mir wichtiger als Kinder, die nur Einsen schreiben und mit 6 schon Violin-Konzerte geben... Aber es gibt Punkte, da bin ich dann doch darauf bedacht nicht anzuecken oder "einen guten Eindruck zu machen".


    Na ja, gehört hier eigentlich nicht hin. Oder irgendwie vielleicht schon. Hat ja auch was mit Mitgefühl zu tun.


    crazy-dragon: Hm, da hast du natürlich Recht! :lol: Sollte ich mal versuchen...

  • AnjaSo:

    Aber ich finde es schwer z.B. Zeit zum Meditieren zu finden.


    Dann lass es einfach. Oder biste in nem Frauenclub, in dem es Punkte dafür gibt?


    AnjaSo:

    Ich hätte gerne einen kurzen Denkanstoß, wie ich im Alltag wenigstens etwas Praxis integrieren kann. Oder wie machen das andere, die eine ähnliche Situation wie ich habe?


    Den Denkanstoß, den ich dir liefern kann ist: So einfach wie möglich.
    Und sich Ziele zu setzen, ohne die man vorher auch leben konnte, die aber das Leben noch komplizierter machen, ist das Gegenteil von "So einfach wie möglich".

  • Stero:
    AnjaSo:

    Aber ich finde es schwer z.B. Zeit zum Meditieren zu finden.


    Dann lass es einfach. Oder biste in nem Frauenclub, in dem es Punkte dafür gibt?


    Hi Anja,
    das sehe ich auch so. Auch "meditieren zu müssen" ist ein Zwang, der von außen kommt und vom eigenen Ich bereitwillig aufgenommen wird, weil es immer Flucht-/Erlösungsmöglichkeiten sucht. Im Grunde ist es ein ständiger Kampf, der nur durch Loslassen zur Entspannung kommt. Dazu noch meditieren "müssen", verstärkt den Druck.


    Ich habe trotz meiner gesamten "spirituellen Laufbahn" wenig in dem Sinne meditiert, wie es empfohlen wird.
    Alles, was ich wirklich mache, ist, mich immer wieder in den Moment zurückzubringen, mich zu zentrieren und mich möglicherweise zu fragen, ob das jetzt Realität ist, was ich fühle und denke, oder Vergangenheit und Zukunft betrifft. Im Laufe der Zeit wird das immer selbstverständlicher und klappt auf "Finger-Schnippen", so wie in einer Zen-Geschichte, in der Hakuin sich immer selbst ruft "Hakuin, Hakuin ..." :D , um sich ins Hier und Jetzt zurückzubringen. Meditation ist eine Methode, um sich der Wirklichkeit bewusst zu werden. Das ist auch durch stilles Beob-Achten und Reflektieren möglich.
    Ich bin durch diese alltagstaugliche, einfache Methode weit gekommen in meinem Leben, habe alles, was ich mir an weltlichen Dingen gewünscht habe erhalten und erledigt, könnte auch jetzt endgültig gehen. Die Idee der Erleuchtung habe ich losgelassen. Ich mache das, was ich zu tun habe und beob-Achte weiter. Ich habe viele Einsichten gewonnen - außerhalb der Meditation, z.B. einmal während ich viele Seiten im Büro kopieren musste und nur dem Kopierer bei der Arbeit lauschte. Ich behaupte, Meditation im Sinne von gekreuzten Beinen und halbe Stunde morgens und abends, ist nicht notwendig.


    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag und viel Freude mit Deinen Kindern :D
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Zitat

    so wie in einer Zen-Geschichte, in der Hakuin sich immer selbst ruft "Hakuin, Hakuin ..."


    erstmal ist das ein witz, aber kein joke, und wie viele Zen"sprüche"und gesten subtil, und dann war hakuin war ein meister mit vielen schülern. das "müsste" man, will man nur auslegen,berücksichtigen. doch es ist viel "interessanter" wenn der (un)sinn plötzlich in der praxis klar wird. zur praxis gehört im zen das zazen, doch eine gute praxis lässt auch sonst nicht viel locker.



    "meditieren müssen" kann von besonnen-ernsthaften drängen geleitet sein der einer tiefen sehnsucht entspringt die alle fühlenden wesen in sich tragen. es hat mich übrigens oft traurig gemacht und dann auch verstimmt wenn mir da wer "einen schönen tag mit deinen kindern" gewünscht hat. das waren keine leute, die nur "einen tag mit mir und meinen kindern" zu verbringen gedachten.

  • Stero:
    AnjaSo:

    Aber ich finde es schwer z.B. Zeit zum Meditieren zu finden.


    Dann lass es einfach. Oder biste in nem Frauenclub, in dem es Punkte dafür gibt?


    Nö, mir geht es damit auch nicht ums "Punkte sammeln" oder dass ich meine ich "muss" es tun, weil man es als "Buddhist" oder "Laie" nun mal so macht. Ich bin in den letzten Jahren einfach sehr angespannt und gestresst gewesen bzw. bin es ja immer noch, obwohl ich die letzten Tage versuche einiges loszulassen und es einfach so anzunehmen, wie es gerade ist. Gelingt mir bisher auch ganz gut. Deshalb gucke ich jetzt nach Methoden bzw. Ruheinseln, wie ich einfach entspannter und gelassener leben kann. Ich denke deshalb, Meditation könnte mir helfen, zusätzlich zur Achtsamkeit im Alltag.


    Wahrscheinlich gibt es da kein Patentrezept, sondern jeder hat da seine eigene Art. Für den einen passt das, für den anderen das.
    Ihr habt aber natürlich Recht, wenn es in Druck ausartet, ist es natürlich kontraproduktiv und stresst einen noch mehr.

  • moni:

    Zitat

    Das ist auch durch stilles Beob-Achten und Reflektieren möglich.


    … aber eben benötigt es dazu ruhe & freiraum.
    das kann man durchaus mit dem lebens,-und arbeits alltag in einer turbulenten großstadt mit permanenten sinnes-input vergleichen. ich muss da ich meditieren will, nicht weil mir das was oder wer aufdrückte, findig und flexibel sein was zeitraum & platz betrifft, würde aber behaupten, ich kann mich "nun" weitaus "pünktlicher" erden, spontaner loslassen, zügiger ausrichten und sammeln als ein single mit nur verantwortung für sich und sein zeug, oder gar so ein dahergeschlendeter mönch. ;)
    der dalai lama sagt: ohne meditation laufen wir wie zwanghaft weltlichen beschäftigungen nach (oder so ähnlich). kann ich voll bestätigen.


    ‚müssen‘ kann also durchaus von nutzen sein. zum beispiel „die reißleine“ ziehen müssen, zum beispiel auf die gesundheit achten müssen und nicht so auf scham,-und schuldgefühle, oder zum beispiel „alles so nehmen“ müssen (wie es ist)...oder auch "auf durchzug schalten"...alles auch dharma.

  • Hallo Anja,


    ich habe das Buch "Die 7-Minuten-Buddha-Meditation" von Anton Pichler. Diese 7-Minuten-Buddha-Meditation ist gemäß Buch von burmesischen Mönchen entwickelt worden als Einstiegstechnik in die Meditation und um gestressten Menschen im Westen, die wenig Zeit haben, einen Weg zu ermöglichen eine kurze Auszeit für Erholung zu bekommen.


    Das Buch besteht nach einer sehr kurzen Einleitung in Buddhismus aus sehr schönen Bildern mit Buddhastatuen. Zu jeder Statue gibt es einen Meditationstext, den man sich in Gedanken beim Ein- und Ausatmen vorsagt während man die Buddhastatue anschaut, z.B. "Ich arbeite Freundlichkeit ein. Ich atme Freundlichkeit aus.". Analog mit Großzügigkeit, Gleichmut, Erkenntnis, Offenheit, u.ä.


    Ist also ein sehr einfacher Ansatz. Die großen Meditierer hier im Forum und anderswo, die nie unter einer Stunde meditieren oder so, werden darüber vielleicht die Nase rümpfen. Aber ich dachte ich erwähne es mal. Irgendwann sind die Kinder größer und es ist mehr Zeit da. Bis dahin wäre diese 7-Minuten-Buddha-Meditation eventuell eine Alternative. In der Zeit damit bleibt man ja nicht stehen, sondern nutzt die Zeit um sich aufzubauen für später.


    Ich habe dieses Buch mal auf einer Urlaubsreise mitgenommen ohne irgendwie an Buddhismus und Meditation zu denken. Das kam erst später. Ich wusste damals nur, dass ich mich in diesem Urlaub unbedingt erholen muss, denn ich war damals sehr mental fertig von der Arbeit. So gesehen hat das Buch schon geholfen.


    Grüße, Anandasa

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Morpho:

    moni:

    Zitat

    Das ist auch durch stilles Beob-Achten und Reflektieren möglich.


    … aber eben benötigt es dazu ruhe & freiraum.
    das kann man durchaus mit dem lebens,-und arbeits alltag in einer turbulenten großstadt mit permanenten sinnes-input vergleichen. ich muss da ich meditieren will, nicht weil mir das was oder wer aufdrückte, findig und flexibel sein was zeitraum & platz betrifft, würde aber behaupten, ich kann mich "nun" weitaus "pünktlicher" erden, spontaner loslassen, zügiger ausrichten und sammeln als ein single mit nur verantwortung für sich und sein zeug, oder gar so ein dahergeschlendeter mönch. ;)
    der dalai lama sagt: ohne meditation laufen wir wie zwanghaft weltlichen beschäftigungen nach (oder so ähnlich). kann ich voll bestätigen.


    ‚müssen‘ kann also durchaus von nutzen sein. zum beispiel „die reißleine“ ziehen müssen, zum beispiel auf die gesundheit achten müssen und nicht so auf scham,-und schuldgefühle, oder zum beispiel „alles so nehmen“ müssen (wie es ist)...oder auch "auf durchzug schalten"...alles auch dharma.


    Ja, da gebe ich Dir Recht, N.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)


  • Danke für den Tipp! Das schaue ich mir gerne mal an! :)


    @Morpho: Ja, genau so sehe ich das auch. Ich denke, es kann ein positiv unterstützen eben um mit seinen "stressigen" Alltag besser zurechtzukommen.