7 Jahre in Tibet: Beispiele für den Buddhismus.

  • Hallo an das Buddhaland,


    ich bin ganz neu hier und brauche gleich Hilfe bei etwas. Ich soll aus dem Film ''7 Jahre in Tibet'' am besten alles raussuchen, was mit dem Buddhismus zu tun hat. Beispielsweise gibt es eine Szene in dem Film, in der Mönche Gartenarbeit verrichten und auch Regenwürmer ausgraben. Diese setzen sie an anderen Stellen wieder in die Erde. (Frei nach der Norm ''Schade keinem Lebewesen''.) Leider bin ich noch Buddhismus-Laie, deswegen brauche ich auch Hilfe dabei. Ich hoffe, ihr wisst, was ich meine und könnt mir dabei helfen.


    Falls nicht, würde ich mich freuen wenn ihr Fragen habt und diese stellt.


    Liebe Grüße
    Alltibasu

  • Liebe(r) Alltibasu, kannst du es uns nicht leichter machen mit einer Liste der Dinge, die dir aufgefallen sind? Nicht jeder hat diesen Film zuhause.
    Ist das eine Schulaufgabe? Es klingt so, nämlich ein bisschen naiv, denn DEN Buddhismus gibt es nicht. Ich gebe dir ein Beispiel als meine persönlichen Gedanken zu deiner Frage (da ich nicht in Anspruch nehme, für den Buddhismus insgesamt sprechen zu können):


    Was Tibeter tun, ist womöglich eher tibetisch geprägt als buddhistisch (Motiv angestammte Kultur). Gartenarbeit (Umgraben) ist im Theravada-Buddhismus den Mönchen z.B. verboten.
    Einen Wurm, der ausgegraben ist, muss man nicht eingraben, das kann er schon selbst (Motiv des "Nicht-Handelns" oder Nicht-Eingreifens).
    Ist einen Wurm eingraben deshalb gut, weil man ihm einem Vogel wegschnappt, der ihn getötet hätte? Und der Vogel, der dadurch satt geworden wäre? (Motiv Unterscheidung)
    Viele Würmer werden beim Umgraben zerteilt. Was macht man nun? (Das könnte ein Zen-Koan sein - Aus eins wird zwei, wie machst du wieder eins daraus?)


    Das könnte ein spannendes Projekt sein, wenn du uns hilffsft. Mit sehr vielen Antworten, die euch alle vielleicht zu reghaften Diskussionen anregen, die über den Film und "den" Buddhismus hinausgehen. Mich würde freuen, wenn ihr dabei zur Erkenntnis kommt, dass ethische Fragen nicht immer einfach und schematisch zu beantworten sind und die verschiedenen buddhistischen Schulen auch unterschiedliche Perspektiven haben.

  • Hey selbst, ich möchte mich erstmal bei dir für deine Antwort bedanken. Wie bereits gesagt, bin ich noch Laie was den Buddhismus betrifft.
    Ich weiß leider nicht genau, wie ich das beschreiben soll. Es geht darum, das ich - tatsächlich für die Schule - einen ''Aufsatz'' (oder einen Beitrag) dazu schreiben soll, was sich in dem Film 7 Tage in Tibet alles mit dem Buddhismus befasst oder auf den Buddhismus bezieht, bzw. wo man in dem Film zwischen dem tibetischen Buddhismus und dem Buddhismus des Buddhas Parallelen ziehen kann oder was gleich ist.
    Das mit dem Wurm war lediglich ein Beispiel und bedarf keiner weiterer Vertiefung.

  • Meinst du den Film mit Pitt Brett?
    Hau mich ab :lol:
    Und außerdem: Spaten gehören verboten - wegen der Altvorderen :D

  • Es gibt sicherlich einige Szenen, die man aus buddhistischer Sicht beurteilen könnte, aber viel mit dem richtigen Buddhismus, wie er in den Sutras und Tantras gelehrt wird, hat der Film nicht zu tun, eher mit einer durch eine Hollywood-Brille geprägten Sicht auf die Lebensbeschreibungen von einem Heinrich Harrer, der es mit der Wahrheit nie so richtig ernst meinte und vieles beschönigt und noch mehr verschwiegen hat. Auch die Einblicke in die damalige tibetische Kultur sind eher geschönt als relitätsnah.
    Siehe hierzu auch:
    http://www.welt.de/vermischtes…mit-Tibet-SS-und-CIA.html
    http://www.berliner-zeitung.de…--und-sinnsucher-15799968
    Filmkritik:
    http://www.artechock.de/film/text/kritik/s/sijati.htm

  • Viele, die sich mit dem Buddhismus "identifizieren" , berufen sich auf solche verquaste Mainstream-Kaxxx.
    Alles ist nur der Wunsch der Sklaven, nicht die Wirkung der eigenen Handlung erdulden zu müssen.
    Holywood ist nur der weichgespülte Auswurf dessen, was man nicht verhindern kann.


    Wenn du etwas über den Buddhismus erfahren willst, gehe in dein nächstgelegenes "Jobcenter", und schlage die, die du nicht bist.

  • Hallo,


    wie die anderen bemerkt haben, ist es ein Hollywood Film und somit nur bedingt nah an der Realität.
    Ich kenne den Film und hab ihn ein paar mal gesehen, da mir die Landschaftsbilder so gut gefallen haben.
    Mit Buddhismus hat der Film auch nur im Ansatz zu tun, da er in Tibet spielt und die Gesellschaft zu der Zeit noch sehr "einfach" war.
    Mönche zogen durchs Land, weihen die Hütten und Häuser und erhalten dafür Essen = Almosen.
    Der Dalai Lama war zu der Zeit noch vakantes Oberhaupt der Tibeter, da Tibet ähnlich wie der Vatikanstaat geführt wurde.
    Man erkennt etwas von der Philosophie des Buddhismus im Handeln und Denken der Figuren, aber es sind nur Schauspieler und keine echten Mitglieder des Sangha.
    Somit kann man sich mehr auf das Verhalten, die gesprochenen Worte beziehen, denn die Praktiken die im Film gesehen werden sind einseitig (ala Wurm ausgraben - da es ein Muttertier ist und
    man allen Müttern Respekt zollen muss - Töten streng verboten). Oder die freiwilligen Armee die gegen China ins Feld zieht - wohl wissend das sie unethisch handeln werden, dass sie töten werden und
    Karma schaffen / dukkha wird geschaffen, aber man ist bereit dies in Kauf zu nehmen um Tibet zu retten.
    Also, der Film kratzt an der Oberfläche und eigentlich geht es nur um Heinrich und um seinen inneren Kampf, Mönche, Tibet usw. ist nur Setting und mittel zum Zweck um die Geschichte zu erzählen und
    wie der Dalai Lama und er sich kennenlernten und was er erlebt hat in Tibet. Beleuchte für deinen Aufsatz vielleicht die tiefe der Philosophie und versuche eine Referenz zu schaffen zu dem Film.
    Szene X = Regenwürmer ausgraben ==> Im Tibeten Buddhismus steht dies als Symbol für das .... im Theravada ist das so, im Zen ist das so.
    Szene Y = Freiwillige Armee ==> Karma / Dukkha bedeutet das und dies.
    So bekommst du einen sehr "tiefen" Backround und Gehalt in den Aufsatz - Anhand der Filmvorlage.


    Grüße und viel erfolg.

  • Alltibasu:

    Hey selbst, ich möchte mich erstmal bei dir für deine Antwort bedanken. Wie bereits gesagt, bin ich noch Laie was den Buddhismus betrifft.
    Ich weiß leider nicht genau, wie ich das beschreiben soll. Es geht darum, das ich - tatsächlich für die Schule - einen ''Aufsatz'' (oder einen Beitrag) dazu schreiben soll, was sich in dem Film 7 Tage in Tibet alles mit dem Buddhismus befasst oder auf den Buddhismus bezieht, bzw. wo man in dem Film zwischen dem tibetischen Buddhismus und dem Buddhismus des Buddhas Parallelen ziehen kann oder was gleich ist.
    Das mit dem Wurm war lediglich ein Beispiel und bedarf keiner weiterer Vertiefung.


    In welchem Fach?
    In welcher Jahrgangsstufe?
    Hast du dich für das Thema gemeldet?
    Wie viel Zeit hast du dafür?
    Wie umfangreich soll das sein?
    Was gibt der Lehrer/die Lehrerin für Hilfestellungen?
    Was hast du bisher zum Thema Buddhismus gelesen?

  • verrückter-narr:

    Es gibt sicherlich einige Szenen, die man aus buddhistischer Sicht beurteilen könnte, aber viel mit dem richtigen Buddhismus, wie er in den Sutras und Tantras gelehrt wird, hat der Film nicht zu tun, eher mit einer durch eine Hollywood-Brille geprägten Sicht auf die Lebensbeschreibungen von einem Heinrich Harrer, der es mit der Wahrheit nie so richtig ernst meinte und vieles beschönigt und noch mehr verschwiegen hat. Auch die Einblicke in die damalige tibetische Kultur sind eher geschönt als relitätsnah.
    Siehe hierzu auch:
    ...


    Wieviel Wahrheit vermutest du in den von dir verlinkten Zeitungsartikeln?
    Zeitungen wie Online-Nachrichtendienste, beide stehen vor einem Problem der leeren Seiten, die gefüllt werden sollen, damit der Umsatz stimmt.


    In der Regel werden die Artikel als stimmig eingestuft, die in ihrer Grundrichtung dem eigenen Weltbild entsprechen - dem Zweifel, der Skepsis, den Hoffnungen oder Wunschträumen, je nach dem.


    Gruß, Yofi

  • Hey uhltak, das ist genau das was ich meine: ''Man erkennt etwas von der Philosophie des Buddhismus im Handeln und Denken der Figuren...''. Es geht mir darum, wie diese Menschen in ihrem Verhalten den Buddhistischen Glauben wiederspiegeln. Dabei brauch ich unbedingt Hilfe...
    Hallo Sohei. Ich muss das ganze für das Fach Werte und Normen machen. Freiwillig gemeldet habe ich mich mehr oder weniger. Durch eine zwei kann meine Note (abschl.Kl.10) noch auf eine 1 rutschen (da ich im Moment auf 1,62 stehe), und meine Lehrerin hat mir das eben Angeboten. Ich muss es bis spätestens Montag erledigen, besser wäre natürlich morgen früh. Zum Umfang kann ich nur sagen; es sollte definitiv nicht zu kurz werden. 3-5 Seiten hatte ich eingeplant. Über den Buddhismus habe ich - wahrscheinlich vergleichsweise mit euch - nur Laien Kenntnis.. (einige Normen, beispielsweise)

  • Alltibasu:

    Hey uhltak, das ist genau das was ich meine: ''Man erkennt etwas von der Philosophie des Buddhismus im Handeln und Denken der Figuren...''. Es geht mir darum, wie diese Menschen in ihrem Verhalten den Buddhistischen Glauben wiederspiegeln. Dabei brauch ich unbedingt Hilfe...
    Hallo Sohei. Ich muss das ganze für das Fach Werte und Normen machen. Freiwillig gemeldet habe ich mich mehr oder weniger. Durch eine zwei kann meine Note (abschl.Kl.10) noch auf eine 1 rutschen (da ich im Moment auf 1,62 stehe), und meine Lehrerin hat mir das eben Angeboten. Ich muss es bis spätestens Montag erledigen, besser wäre natürlich morgen früh. Zum Umfang kann ich nur sagen; es sollte definitiv nicht zu kurz werden. 3-5 Seiten hatte ich eingeplant. Über den Buddhismus habe ich - wahrscheinlich vergleichsweise mit euch - nur Laien Kenntnis.. (einige Normen, beispielsweise)


    Hallo Alltibasu,
    danke, jetzt ist das Bild klarer. Etwas wirklich Fundiertes ist da v.a. in Anbetracht der wenigen zur Verfügung stehenden Zeit wohl kaum möglich. Was du machen kannst: Seite 1/2: Beschreibe kurz ein paar Inhalte des tibetischen Buddhismus (Lehrer-Schüler-Beziehung, Vajrayana etc.) und des indischen Buddhismus/Theravada (Vier Edle Wahrheiten, historischer Buddha etc.). Seite 3: Erzähle etwas über den Film (Entstehung, zeitliche Einordnung, Regisseur etc.). Seite 4 & 5: Suche ein paar Szenen raus und erläutere sie.
    Damit dürftest du allerdings das Wochenende beschäftigt sein.

    • Offizieller Beitrag
    Alltibasu:

    Hey uhltak, das ist genau das was ich meine: ''Man erkennt etwas von der Philosophie des Buddhismus im Handeln und Denken der Figuren...''. Es geht mir darum, wie diese Menschen in ihrem Verhalten den Buddhistischen Glauben wiederspiegeln. Dabei brauch ich unbedingt Hilfe...
    Hallo Sohei. Ich muss das ganze für das Fach Werte und Normen machen. Freiwillig gemeldet habe ich mich mehr oder weniger. Durch eine zwei kann meine Note (abschl.Kl.10) noch auf eine 1 rutschen (da ich im Moment auf 1,62 stehe), und meine Lehrerin hat mir das eben Angeboten. Ich muss es bis spätestens Montag erledigen, besser wäre natürlich morgen früh. Zum Umfang kann ich nur sagen; es sollte definitiv nicht zu kurz werden. 3-5 Seiten hatte ich eingeplant. Über den Buddhismus habe ich - wahrscheinlich vergleichsweise mit euch - nur Laien Kenntnis.. (einige Normen, beispielsweise)


    Ich glaub das Thema ist in der Form sehr schwierig zu beantworten. In dem Film stehen ja erstmal westliche Werte und Normen *verköpert in den beiden Bergsteigern und die Werte der traditionellen tibetischen Gesellschaft gegenüber. Über das Aufeinanderprallen dieser Welten und ihrer Werte könnte man ja relativ einfach was schreiben. ( wobei ja Harrer überzeugter nationalsozialst war, seine Werte also gar nicht mal so westliche/individualistisch waren)


    Was dagegen eine Mammutaufgabe ist, das innerhalb der tibetischen Kultur die Sachen auseinanderzudröseln, also was da jetzt originaär buddhitisch ist und was nur so eine Sitte oder eine Aberglaube ist oder einfach den traditionellen Gebräuchen so eine Feudalgesellschaft entspricht. Weil da alles stufenlos ineinander übergeht kriegt man das sehr schwer auseinander und man müsste schon ein Religionswissenschaftler und Tibetologe sein, um das hinzkriegen. Von daher würde ich es irgendwie vermeiden, das auseinander zu dividieren.


    Und das würde ich am Anfang so klarstellen: Also sich nicht auf irgendeinen ursprünglichen Buddhismus beziehen sondern auf den real exitierenden, traditionellen, tibetischen Buddhismus. Und dann z.B auf den Orden der Gelbmützen (Gelug-Schule) denen der Dalai Lama ja angehört, und welche Bedeutung die Klöster und Mönche da hatten und wo z.B im Film rüberkommt, wie sehr die Mönchen von den normalen Leuten verehrt wurden. Und dann z.B Stellen raussuchen, wo diese Verehrung von Mönchen und Klöster rüberkommt. Und genauso kannst du Stellen suchen, wo die enorme Verehrung die dem Dalai Lama entegegengebracht wird, vorkommt. Und dann kannst du auf die Bedeutung der Position des Dalai Lamas selber, eingehen und dass der als Verkörperung des Buddhas Avalokiteshvara gesehen und verehrt wird. Und um das zu erklären, brauchst du ja einige Seiten.


    Wenn du ganz von dem konkrten, tibetischen Buddhismus dieser Zeit ausgehst (und von da aus villeicht etwa in die Tiefe) bist du sicher, wenn du aber versuchst bei den buddhistschen Basics anzufangen wird es eher sehr schwer.

  • void:

    wobei ja Harrer überzeugter nationalsozialst war


    Nur als Ergänzung zitiert aus Wikipedia:


    Zitat

    Haltung zum NS-Regime[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    Erst 1996, im Vorfeld zu Sieben Jahre in Tibet (1997), fand der ORF-Redakteur und Filmemacher Gerald Lehner in amerikanischen Archiven Mitgliedsausweise.[1] Harrer trat im Oktober 1933 der SA im Untergrund bei, somit fast fünf Jahre vor dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich.[2] Harrer selbst hat diese Darstellung stets bestritten.[3][1] Im März 1938 kam es zum sogenannten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Bereits vor der Eiger-Expedition wurde Harrer Mitglied der SS (ab 1. April 1938) und der NSDAP (ab 1. Mai 1938)[4], war dann Sportinstruktor der SS im Rang eines SS-Oberscharführers.[5] Harrer nannte diese Beitritte später einen „dummen Fehler“ und „ideologischen Irrtum“.[6] Zu seinen Bewunderern und Förderer gehörte Heinrich Himmler. Die SS-Zentralverwaltung legte eine 80 Seiten umfassende Akte über ihn an.[1]

    • Offizieller Beitrag
    Elke:

    Ja, man kann sich im Nachhinein immer leicht das Maul zerreißen über Parteizugehörigkeit im Dritten Reich. Offensichtlich hat Harrer seine Verirrung erkannt und meines Wissens nach hat er sich ansonsten nichts zuschulden kommen lassen.


    Mir war das nur in dem Zusammenhang wichtig, wenn man in so einer Arbeit die Werte der unterscheidlichen Kulturen vegleicht. Nomalerweise würde man ja sowas schreiben, wie "Die tibetische Gesellschaft der die beiden Bergsteiger da begegneten war sehr traditionell , autoritär hierarachisch und der Dalai Lama wurde nahe gottgleich verehert. Was für die Westler, die ja aus einer indivdualistischen, liberalen Gesellschaft kamen, befremdlich und mittelalterlich anmutete". Und das zu schreiben ist natürlich ein grober Fehler, wenn man bedenkt, dass der Westen aus denen die kamen, das tausendjährige Reich war,wo Ehre, heilige Blutfahnen und Führerkultur herrschte, gegen die Tibet dann eher locker und liberal war. Das ist wichtig.

  • Elke:

    Ja, man kann sich im Nachhinein immer leicht das Maul zerreißen über Parteizugehörigkeit im Dritten Reich.


    Ja. Weil die Verbrechen dieser Partei offensichtlich und bestens dokumentiert sind. Diesen - sorry - dummen Spruch von Dir hört und liest man leider nur allzu häufig. Er unterstellt, die Zugehörigkeit zur Partei (wobei Harrer darüber hinaus noch zwei weiteren verbrecherischen Organisationen angehörte) sei irgendwie aus den Umständen der Zeit heraus entschuldbar oder zumindest verständlich - und übernimmt damit kritiklos die Rechtfertigungversuche der Täter. Dazu sollte man sich vor Augen halten, dass niemand gezwungen war, Mitglied der NSDAP, der SA oder der SS zu werden (bei der Waffen-SS gibt es gewisse Ausnahmen). Wer da Mitglied wurde, war nicht nur Sympathisant, sondern aktiver Unterstützer (Harrer zumindest als nur allzu williges Werkzeug der NS-Propaganda) verbrecherischer Organisationen, die einen Angriffskrieg und den größten Völkermord der Geschichte vorbereiteten und durchführten.


    Zumindest bedenkenlosen Opportunismus (bedenkenlos in Bezug auf die Opfer dieser Organisationen) kann man jedem dieser Mitglieder unterstellen. So viel "Maul zerreissen" darf nicht nur, sondern muss sein. Die ganze Erbärmlichkeit und moralische Verkommenheit eines solchen Verhaltens wie das von Harrer sollte offengelegt werden, um alles zu tun, damit die historische Lektion des Faschismus nicht noch einmal wiederholt werden muss, bis sie auch der letzte Idiot kapiert hat. Und zwar gerade in einer Zeit, in der sich das bekannte Brecht-Zitat "der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch" als erschreckend treffsicher erweist.

    Elke:

    Offensichtlich hat Harrer seine Verirrung erkannt


    Tatsächlich? Wo wird das für Dich "offensichtlich"? Weder in seinen Büchern noch in seinen Fernsehreportagen hat er sich jemals zu diesen "Verirrungen" bekannt. Wie die meisten, denen erst als der Krieg verloren war, bewusst wurde, dass sie sich "verirrt" hatten und die dann in ihrem charakterlosen Opportunismus auf das nächste Pferd setzten. Harrer z.B. auf die CIA, der er nach dem Krieg in Indien zuarbeitete. Gerade Harrer als jemand, der insbesondere bei der Nachkriegsjugend immer noch populär war, hätte sich als Aufklärer in eigener Sache nützlich machen können, wenn er denn bereit gewesen wäre, offen und öffentlich über seine "Verirrungen" zu sprechen und sie aufzuarbeiten. Das hätte Respekt und Nachsicht mit seiner "Verirrung" verdient. Aber er verhielt sich genau wie die meisten seiner Gesinnungsgenossen - Verschweigen und Verleugnung, bis die Beweise auf dem Tisch lagen. Und dann die Verharmlosungen und Lügen. "Jugendliche Dummheit" (immerhin war er schon 26, als er NSDAP und SS beitrat, 21 beim Eintritt in die illegale SA Österreichs), "Zwänge" (wer zwang ihn?). Für mich ist da etwas ganz anderes "offensichtlich" - nämlich, dass er ein skrupelloser Karrierist war.

    Elke:

    und meines Wissens nach hat er sich ansonsten nichts zuschulden kommen lassen.


    Würdest Du jemanden, der z.B. Propaganda für den IS macht, mit der gleichen Nachsicht behandeln? Weil er sich ja "ansonsten nichts zuschulden kommen" lässt? Die Mitgliedschaft in SA, SS und NSDAP, die unmittelbar verantwortlich für über 50 Millionen Kriegstote und über 13 Millionen Opfer von Kriegsverbrechen waren, ist also für Dich nur so eine Art läßliche Sünde?


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Sudhana:

    Tatsächlich? Wo wird das für Dich "offensichtlich"?


    Natürlich ist es nicht "offensichtlich". Für mich war es aber genauso wenig offensichtlich, dass "Harrer überzeugter Nationalsozialist sei" (Zitat von Void). Daher habe ich den Wiki Artikel hier eingestellt, lediglich um Voids Aussage ein wenig zu relativieren, nicht jedoch um Harrers Vergangenheit zu rechtfertigen (dazu kenne ich seine Biographie selbst zu wenig).

  • Ich möchte mich erstmal für eure Antworten bedanken, in dem Zug aber auch darum bitten, Diskussionen die hiermit nichts zu tun haben zu unterlassen. Ich möchte nämlich keine Streitereien in dem Thread hier haben. Ich werde mich gleich daran setzen, den Film zu schauen, hoffe aber auf noch weitere Tipps von euch. Lieben dank, nochmal :)

  • Sudhana: Was für ein Schmarrn!


    Ich habe zum Glück die Zeit des Nationalsozialismus nicht miterleben müssen, aber ich wage nicht zu behaupten, dass ich in der Zeit eine Heldin gewesen wäre. Dazu kenne ich mich und meine Feigheit nur zu gut. Ich hoffe, dass ich zu jenen gehört hätte, die zumindest innerlich diesen Wahnsinn nicht geteilt hätten, aber ich hätte es nicht gewagt, offen was dagegen zu sagen oder Juden zu verstecken. Soviel erst mal dazu. Und vermutlich hätte ich auch nicht gewagt, einer Partei nicht beizutreten, der man nicht beitreten "muss" - zumindest offiziell nicht "muss".


    Harrer mag eine gewisse Zeit Nationalsozialist gewesen sein - aber er hat - wie an anderer Stelle zitiert - zugegeben, dass er sich ideologisch verirrt hat. Dass er da nicht stolz drauf ist und nicht gern drüber geredet hat, diese Zeit verschwiegen hat, mag eine weitere Schwäche von ihm gewesen sein. Schlimmer finde ich die, die ihre Verirrungen nie aufgegeben haben und sie bis in die nächste und übernächste Generation in ihrer Familie weitergetragen haben usw. Solche Typen laufen z. B. in Parteien wie der FPÖ rum, ein Sammelsurium von Deutschtümlern. Bewundern tu ich Harrer also dafür nicht, bewundern tu ich jene, die schon damals Stellung bezogen haben - ich wäre leider nicht dabei gewesen, das denke ich von mir. Auch in meiner Biographie gibt es Abschnitte, über die ich heute nicht mehr reden möchte und dabei meine ich nicht mal was Politisches.


    Und wenn jemand Propaganda für den IS macht, finde ich es natürlich nicht gut - muss ich darauf überhaupt eingehen??? Das wäre nur insofern vergleichbar, hätte Harrer auch danach noch Propaganda für die NS-Diktatur gemacht.


    Sage mir, dass du es besser gemacht hättest, wärest du an seiner Stelle gewesen - ich wage es nicht von mir zu behaupten, auch wenn ich es mir wünschen würde!


    Anstatt auf die Vergangenheit eines toten Mannes zu schielen, wäre es außerdem besser sein Augenmerk auf die Gegenwart zu richten und auf den Irrsinn, den die aktuelle Flüchtlingskrise in den Köpfen und Herzen der Menschen anrichtet. Was vor 75/80 Jahren geschehen ist, könnte jederzeit wieder geschehen. Die eifrigen Bürgerwehren warten schon!


    Mann!

  • Alltibasu, warum muss es der Film sein, und nicht das Buch? Als Freund des DL hat der Autor sicher nichts Unwahres geschrieben. Spielfilme sind dazu da, eine falsche Wirklichkeit vorzutäuschen, für die - gegen Bezahlung - Menschen sich das Recht herausnehmne zu polarisieren, zu (ver-)urteilen - sie können ihre Aufgabe eben jenes aufzugeben umgehen, weil es eben nicht wahr ist. In dem Geschehen selbst nach einer Logik, wissenschaftlicher oder ideologischer Botschaft zu suchen geschieht vergebens, denn man hat es mit Absichten und Interpretationen der Filmemacher zu tun, die man doch sicher nicht als eigene oder sogar allgemeine Wahrheit bezeichnen möchte.


    Yofi

  • Ah, das passt ja sehr gut, denn ich habe das Buch erst beendet. Die Metapher mit den Regenwürmern benutzt Harrer immer wieder im Buch. So schreibt er, dass die Tibeter beim Graben eines Kanals nach jedem Spatenstich erst einmal nachgesehen haben, um sich zu vergewissern, dass sie kein Lebewesen damit getötet haben bzw. um diese zu retten. Damals war die Jagd (soweit ich mich erinnere) auch noch weitgehend verboten, da alle Tiere im Besitz des Dalai Lama waren. Ich kann dir auch nur empfehlen, das Buch zu lesen, denn dort wird sehr genau gesagt, welche Rituale und Feste dem tibetischen Buddhismus zuzuordnen sind. Wobei Harrer hier meistens den Begriff "Lamaismus" verwendet.
    (Aber Finger weg von der Kindle-Version! Die ist zum Vergessen.)

  • Sherab Yönten:

    Für mich war es aber genauso wenig offensichtlich, dass "Harrer überzeugter Nationalsozialist sei" (Zitat von Void).


    Ideologien, denen Menschen anheimfallen, sind eben um einen fiktiven Außenbereich erweiterte Ich-Konstrukte. Diese Ideologien variieren je nach gegenwärtigem Mainstream, in diesem Rahmen finden üblicher weise das Polarisieren und die Parteiergreifung statt.


    Man kann auch etwas aus der entfernten Vergangenheit als Messlatte zum Zweck des moralistischen Vorgehens gegen andere in die Gegenwart projizieren, dann fällt aber umso mehr auf, dass es sich dabei um keine Eigenschaften der 'anderen' handelt, sondern um das kreieren eines Feindbilds.


    Da aber genau das zum gegenwärtigen Mainstream und auch zur von den Massenmedien empfohlenen Strategie der Spaltung der Nation geworden ist, kann mam nur empfehlen, sich gegen so offensichtliche "Projektionen des Bösen" abzugrenzen.


    Yofi

  • Max:

    Ah, das passt ja sehr gut, denn ich habe das Buch erst beendet. Die Metapher mit den Regenwürmern benutzt Harrer immer wieder im Buch. So schreibt er, dass die Tibeter beim Graben eines Kanals nach jedem Spatenstich erst einmal nachgesehen haben, um sich zu vergewissern, dass sie kein Lebewesen damit getötet haben bzw. um diese zu retten. Damals war die Jagd (soweit ich mich erinnere) auch noch weitgehend verboten, da alle Tiere im Besitz des Dalai Lama waren. Ich kann dir auch nur empfehlen, das Buch zu lesen, denn dort wird sehr genau gesagt, welche Rituale und Feste dem tibetischen Buddhismus zuzuordnen sind. Wobei Harrer hier meistens den Begriff "Lamaismus" verwendet.
    (Aber Finger weg von der Kindle-Version! Die ist zum Vergessen.)


    Ja, das würde ich auch empfehlen, und ebenso autobiografische Werke des Dalailama und anderer Tibeter zu lesen, z. B. Namkhai Norbu oder Geshe Rabten fallen mir gerade dazu ein, weil ich sie hier vor mir liegen habe. Darin findet man absolut authentische und unverzerrte Berichte über das Leben in der tibetischen Gesellschaft und den Klöstern in der Zeit vor der chinesischen Invasion.


    Grüße

  • Elke:

    Ich habe zum Glück die Zeit des Nationalsozialismus nicht miterleben müssen, aber ich wage nicht zu behaupten, dass ich in der Zeit eine Heldin gewesen wäre.


    Es geht gar nicht um "Heldentum". Es geht darum, zumindest nicht mitzumachen - sich an Verbrechen nicht zu beteiligen. Wenn man nicht gerade Soldat war (Stichwort Befehlsnotstand) war man dazu nicht gezwungen.

    Elke:

    Und vermutlich hätte ich auch nicht gewagt, einer Partei nicht beizutreten, der man nicht beitreten "muss" - zumindest offiziell nicht "muss".


    Sorry, aber genau das ist eine der typischen Schutzbehauptungen der Mitläufer, der Du da aufsitzt - man sei irgendwie "gezwungen" gewesen, beizutreten und hätte nicht "gewagt" sich dem zu verweigern. Das ist nachgewiesenermaßen eine Lüge. Der Anteil der Parteimitglieder lag unter 15% der erwachsenen Bevölkerung des Deutschen Reiches. Bei SA und SS lag der Anteil selbstredend noch deutlich darunter. Die österreichiche SA, der Harrer beigetreten war, war vor dem "Anschluss" (bei dem diese Organisation eine entscheidende Rolle spielte) illegal - "gezwungen" war da mit Sicherheit keiner Mitglied. Die Aufnahme in die Partei wurde durch die Anordnungen 24/37 und 140/39 des StdF (Stellvertreter des Führers) geregelt. Zitat aus Anordnung 24/37: "Ein Zwang oder Druck, der Partei beizutreten, darf unter keinen Umständen ausgeübt werden, der Grundsatz der Freiwilligkeit als eines der wertvollsten und wesentlichsten Merkmale der Bewegung muss vielmehr voll aufrecht erhalten werden!" Im Gegenteil wurden etliche Bewerber in den mit deutscher Gründlichkeit penibel durchgeführten Aufnahmeverfahren abgewiesen - z.B. Geistliche, weil die o.g. Anordnungen die Aufnahme von kirchlich stark gebundenen Bewerbern untersagten.
    Das schlimmste, was einem als Nichtmitglied passieren konnte - vorausgesetzt, man gehörte keiner der Opfergruppen der Nazis an und hielt ansonsten das Maul - war, dass man bei der beruflichen Karriere hinter Parteigenossen zurückstehen musste. Daraus einen "Zwang" zum Beitritt abzuleiten, ist schlicht verlogen.

    Elke:

    Harrer mag eine gewisse Zeit Nationalsozialist gewesen sein - aber er hat - wie an anderer Stelle zitiert - zugegeben, dass er sich ideologisch verirrt hat.


    Zitat? Konkret hat Harrer von "jugendlicher Dummheit" gesprochen - die er, wie schon geschrieben, mit immerhin 26 Jahren begangen hat und von einem "Lebensirrtum". Und das nach 50 Jahren des Schweigens, erst nachdem ihm seine Nazi-Vergangenheit durch die im amerikanischen Nationalarchiv aufgefundenen Mitgliedsausweise nachgewiesen wurde. Ich würde das eher als "Lebenslüge" bezeichnen.

    Elke:

    Schlimmer finde ich die, die ihre Verirrungen nie aufgegeben haben


    Hat Harrer das denn? Zitat Harrer, 1997 im Spiegel zu seiner Mitgliedschaft in NSDAP, SS und SA: "Ich habe ein reines Gewissen".

    Elke:

    Und wenn jemand Propaganda für den IS macht, finde ich es natürlich nicht gut - muss ich darauf überhaupt eingehen??? Das wäre nur insofern vergleichbar, hätte Harrer auch danach noch Propaganda für die NS-Diktatur gemacht.


    Wie jetzt? Propaganda für die Terrororganisation NSDAP ist mit Propaganda für die Terrororganisation IS nur vergleichbar, wenn die "auch danach" (wonach? nach 1945?) noch gemacht wurde? Wieso? Weil Harrer - wie gefühlte 99,9% der Nazis - natürlich keine Ahnung hatte, was seine Parteigenossen da eigentlich trieben?

    Elke:

    Anstatt auf die Vergangenheit eines toten Mannes zu schielen, wäre es außerdem besser sein Augenmerk auf die Gegenwart zu richten


    Es geht nicht um Harrer. Es geht darum, nicht zu vergessen - gerade das schärft den Blick auf die Gegenwart. Harrer ist der Modellfall eines Karrieristen und Opportunisten, der sich verkauft hat. Für die Finanzierung seiner Himalyaexpedition, für einen gut dotierten Offiziersrang und Posten als Skilehrer in der SS. Wofür ist eigentlich egal - wichtig ist es, deutlich zu machen, dass man nicht damit durchkommt, wenn man sich korrumpieren lässt. Nochmals - es geht nicht darum, einen toten Mann zu dissen. Es geht darum, aus dem Fall 'Harrer' zu lernen. Wer die Geschichte vergisst, kann nicht aus ihr lernen. Wer aus der Geschichte nicht lernt, ist gezwungen, sie zu wiederholen.


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    OM MONEY PAYME HUNG