Umgang mit Krankheit Haustier

  • Hallo,


    ich bitte darum eine kurze Frage stellen zu dürfen, wie meine Problemstellung der Buddhismus sieht.


    Mein Hund ist sehr krank und wird seit Wochen massiv behandelt, aber es geht ihr immer schlechter und da das Tier für mich wie ein Familienmitglied ist und ich es sehr liebe fällt es mir schwer eine Entscheidung zu fällen. Laut den Ärzten ist ihr Zustand noch tolerierbar, wenn ich sie sehe dann kann ich das nicht mehr bestätigen.


    Meine Frage: Hab ich den das Recht dazu einen Tierarzt zu bitten sie gehen zu lassen? Die Frage ist für normale Menschen einfach - nämlich ja. Aber sagt der Buddhismus nicht alle Wesen sind gleich? Also was berechtigt mich einen Tötungsauftrag zu geben? Die andere Seite ist das Tier ist todkrank und die Qualen werden mehr.


    Es geht mir dabei nicht um Geld, das habe ich schon bewiesen in den letzten Jahren, ich würde mir nichts mehr wünschen als, dass sie gesund wird, aber da bräuchte es ein Wunder. Danke, Kevin

  • Hallo Kevin, ich finde deine Einstellung interessant, denn in meinem Bekanntenkreis lief es meistens anders herum: Die Tierhalter wollten das Tier nicht gehen lassen, wenn es die Tierärzte nahelegten. Eigentlich möchte ich empfehlen, dem Rat des Arztes zu vertrauen, aber dann wiederum wirst du deinen Hund besser kennen als ein Fremder.


    Wahrscheinlich wirst du eine Bandbreite von Antworten bekommen, da es "den" Buddhismus mit einer Pauschalantwort nicht gibt.


    Für mich sieht es so aus, dass die aktiven Tugenden (paramita) einen höheren Wert haben das eher passive "Üben vom Abstehen" (sila). Die beiden Tugenden, die hier geübt werden können, sind liebevolle Güte (meta parami) und Gleichmut (upekkha parami). Liebevoll mitempfinden und dem Tier das Leiden ersparen wollen, ist eine Tugend, und sich in Gleichmut statt in Kummer zu ergehen, wenn das Tier eingeschläfert wird, ist ebenfalls eine Tugend. Dem gegenüber steht die Übung im Abstehen vom Töten. Diese Güte-Abwägung (ohne r) fällt in meinen Augen zugunsten der Sterbehilfe für deinen Hund aus, wenn deine Motive die gleichen sind wie die Buddhas: Leid aufheben wollen. Denn wenn du das Abstehen vom Töten über den gütigen Akt der Sterbehilfe stellst, dann wäre dir das Interesse an deiner eigenen Leidlosigkeit wichtiger als das Interesse daran, deinem Hund zu helfen. Für mich entspräche das nicht mehr dem Bodhisattva-Ideal.


    Wenn du dabei sein solltest, könntest du zum Beispiel währenddessen einen buddhistischen Text rezitieren, wie das Herzsutra.


    Hier noch zwei Buchempfehlungen:


    Bioethik im Buddhismus: http://www.amazon.de/Bioethik-…kurs-Beginn/dp/3639629035
    und "Sterbehilfe in den Weltreligionen" (findet man auch bei Amazon).

  • Hallo,


    vielen Dank für deine Sichtweise, die mir zumindest mal einen Anhaltspunkt gibt. Ich möchte mein geliebtes Tier gerne noch eine Zeit einerseits bei mir haben und andererseits, dass es in Freude leben kann. Beides erscheint mir im Augenblick unrealistisch.


    Ich kenne zwar das Tier besser als die Ärzte, aber ich hatte doch gehofft ein klareres Statement zu bekommen in Anbetracht der vielen Untersuchungen und meiner Berichte. Mir wurde gesagt, das Tier habe keine Schmerzen und wird auf Verbesserung bzw. Gesundheit behandelt, aber der Verlauf widerspricht dem, es wird leider schlechter aus meinem Empfinden.


    Natürlich wäre für mich wie es in der Natur ist, dass ein Wesen selbst verstirbt, aber da gehe ich am Realismus in diesem Fall wohl vorbei. Vor allem wenn es wider Erwarten doch eine Qual ist, wo ich das Gefühl habe. Es fällt mir sehr schwer vom geliebten Weggefährten Abschied zu nehmen, daher habe ich auch alle Möglichkeiten ausgereizt, wobei ja auch die täglichen Tierarztbesuche mit Angst verbunden sind und Leid.


    Ich fürchte, ich werde es wohl selbst entscheiden müssen, wobei auch wenn der Tierarzt sagt, es wäre so wird es nicht wirklich leichter.


    Der Glaube hilft in vielen Lebenslagen, aber beim Thema Verlust ist es schwer, auch für buddhistisch ausgerichtete Menschen denke ich, LG Kevin

  • Bei uns lebt eine schwarze Katze, seit 12 Jahren und sie ist etwa 16 -17 Jahre alt. Anfang Februar begann sie sich zu verändern. sie wurde irgendwie apathisch. Dann fraß sie weniger, ihr trinken weniger, schlief viel mehr als sonst. Später dann stand vor ihren Fressen als ob sie nicht wusste ob oder ob nicht. Sie hatte kein Fieber und keine Schmerzen alles war entspannt. Dann konnte sie nicht mehr richtig gehen, nahm immer mehr ab und dann lag sie nur noch apathisch immer in unserer Nähe auf ihrem Platz. Sie konnte kaum noch gehen. Das ging so zwei Tage und dann begann ich mit Homöopathie sie wieder aufzubauen. Heute ist sie wieder genauso nervig wie vorher.
    Wir waren richtig verzweifelt was zu tun ist, doch eine Entscheidung hatten wir getroffen ohne sie abzusprechen: Zum Tierarzt geht es nur wenn sie Schmerzen hat. Wir waren uns einig darin das sie die Entscheidung trifft ob sie sterben will oder nicht. Auf dem Höhepunkt, sie hatte seit drei Tagen garnichts mehr zu sich genommen, wussten wir manchmal nicht ob sie schon tot war oder nicht. Wir wagten es kaum sie zu stören. Doch dann gab sie Zeichen das sie nicht sterben wollte und dann bin ich mit meiner Aufgabe angefangen ihr dabei zu helfen.
    Natürlich war ich relativ hilflos doch wir haben ja Tante Google. Da ich sehr schnell bin und meine Emotionen abschalten kann habe ich auch vielen Berichten herausgefunden was diese Katze braucht.
    Buddhistisches oder irgendwie religiös oder spirituelles Handeln wäre sehr hinderlich gewesen. Hier war ein fühlenden Wesen in Not und da hilft spirituelles hantieren überhaupt nicht. Auch Gott war keine Hilfe ob mein Heilströmen geholfen hat will ich garnicht wissen sie hat sich an meinen Händen wohlgefühlt und das reicht mir und ihr. Das die Homöopathie geholfen hat wurde eindrucksvoll durch das Verhalten der Katze demonstriert. Aber darüber lasse ich keine Diskussion zu, zu viele Gläubige.


    Die Katze darf immer noch entscheiden ob sie sterben will oder nicht, wenn sie Hilfe will weiß sie jetzt auch wie sie das klar machen muss. Sollte sie Schmerzen haben, deren Ursache nicht behandelbar ist, wird sie auf unseren Auftrag hin von einen Tierarzt getötet oder von mir persönlich in einem äußerst Schmerzhaften Ausblick für mich. So wird es meinem Wissen nach auch kommen. Es wäre nicht das erste Mal. Wir lassen unsere Katze sterben aber nicht krepieren.

  • Zitat

    und doch ist nur eine Antwort richtig: Nicht-Töten.


    Ich möchte erst einmal feststellen, dass ich weder glaube, dass nur meine Antwort noch nur deine richtig ist. Die "richtige" Antwort für Kevin05 und seinen Hund können nur die beiden finden.


    Da für mich das Bodhisattva-Ideal wichtig ist, kann ich aber mit Antworten, die sich - nach meinem Empfinden - mitleidlos festlegen wollen, nicht viel anfangen. Es gibt Situationen, in denen sich mein Mitempfinden angesprochen fühlt, nicht meine Übung im Nicht-Töten. Ich war schon in solchen Situationen, und die Zurückhaltung, die du empfiehlst, kann wichtig sein, um keinen Schnellschuss zu tun. Aber wenn das Mitempfinden gefordert ist, kann auch ein Einschläfern eines Tieres die sich aufdrängende Antwort sein. Sollte jemand aber selbst viel stärker mit dem Nicht-Töten ringen, wird er wohl zu einer anderen Antwort kommen, weil ihn jede Zustimmung, die wohl juristisch nötig ist, in Gewissensunruhe brächte.


    Auf dem Bodhisattva-Weg heißt, sich dem eigenen Heil zu widmen, aber genau das gleiche: sich dem Heil der anderen zuwenden. Eine Trennung wie im Theravada, das du wohl vertrittst, ist da nicht vorgesehen oder wird sogar als mindere Stufe der Moral angesehen. Es gibt insofern keine Einmischung "in das Leben anderer", weil man sich des gemeinsamen (einen) Lebens bewusst ist. Der Bodhisattva ist bereit, sich selbst zu schaden, wenn er aus Mitempfinden eines anderen Leid mindern kann, das ist Teil seines Weges, der Opfer bringt.


    Es hilft wohl auch nicht, von einer "Option" zu sprechen, denn auch Essen und Trinken sind kein Teil des achtfachen Pfades, viele Themen, die unser Leben aufbringt, sind darin nicht enthalten. Meines Erachtens stellt sich die Frage nicht, ob es hier eine Option gibt, sondern ob es eine moralische Notwendigkeit gibt, weil sich das Gewissen, oder wie man es nennen will ,des Hundebesitzers rührt. Es ist dann keine Absicht zum Töten da, sondern eine Absicht der Güte.


    Der Buddha hat sogar einem Menschen die Selbsttötung nachgesehen, wenn dieser Mensch unter großen, unabänderlichen Schmerzen litt. In diesem Sinne ergibt sich aus dem Vinaya und aus der Mahayana-Tradition (Yogacarabhumi) der Gedanke, dass ein Erwachter (wie der Buddha selbst) sehr wohl seinen eigenen Todeszeitpunkt bestimmen kann, Nicht-Erwachte aber nachhelfen können, wenn sie diese Fähigkeit des Loslassens ihrer Lebenskräfte nicht besitzen. Bei einem Hund müssen wir ja davon ausgehen, dass dies so ist. Wenn man als Alternative nicht das Sterbefasten wählt, das ja im Buddhismus auch von Tieren überliefert ist, dann bleibt einem der naheliegende Entschluss, dem Hund beim Sterben zu helfen, da er sich nicht selbst töten kann. Auch hier besteht ja die Möglichkeit, das dem Tierarzt zu überlassen.

  • Hallo,


    Kevin05:


    Ich kenne zwar das Tier besser als die Ärzte, aber ich hatte doch gehofft ein klareres Statement zu bekommen in Anbetracht der vielen Untersuchungen und meiner Berichte. Mir wurde gesagt, das Tier habe keine Schmerzen und wird auf Verbesserung bzw. Gesundheit behandelt, aber der Verlauf widerspricht dem, es wird leider schlechter aus meinem Empfinden.


    Wenn er keine Schmerzen hat wieso sollte man ihn dann umbringen, das hätte ja nur den Sinn ihn von Schmerzen zu erlösen. Solange die Situation noch unklar ist würde ich abwarten und mich um ihn kümmern so gut es geht. Möglicherweise geht es ihm nicht so schlecht wie du denkst, Tiere sind da nicht so empfindlich. Und dann tötet man ihn vielleicht eher deshalb weil man den Anblick nicht ertragen kann.

  • Mir fiel diese Tatsache der Schmerzfreiheit auch auf, mukti. Aber dann musste ich an einen Verwandten denken, der an Krebs starb. Die Ärzte behaupteten, er hätte keine Schmerzen, wegen des Morphiums, das er intravenös bekam. Ich saß aber daneben und er hat mir dauernd gesagt, dass die Schmerzen noch da sind. Wenn wir schon einen Menschen so falsch einschätzen, dann kann sich ein Arzt auch im Leiden eines Tieres täuschen. Und wir als Buddhisten fragen uns vielleicht auch, ob das Tier eine Art seelisches Leiden kennt und ob das ein Hundebesitzer nicht sensibel wahrnimmt und ob es außer körperlichem Schmerz noch eine andere Kategorie gibt, die unser Mitempfinden rührt.


    Auf jeden Fall kann es so sein, wie du sagst, mukti, aber es kann auch sein, dass jemand seinen Hund nicht einschläfern lassen will, weil er das nicht ertragen kann (wäre es dann nicht bloß spiegelbildlich auch eine Art Egoismus?). Immer dichten wir was in das Tier hinein, auch Ellviral, dessen Katze vielleicht schon morgen an Peritonitis stirbt, die ihm vielleicht vorher sagen wollte, dass sie sterben und verhungern will, aber er hat es anders verstanden und sieht sich nun durch seine Rettungsversuche - ohne ärztliche Diagnose - bestätigt. Ich finde das alles legitim (und bewegend), aber es zeigt mir auch, dass es keinen allgemeingültigen Weg geben kann. Insbesondere bei Haustieren, die nun mal auf unsere Aufmerksamkeit und Fürsorge hin gezüchtet wurden.


    Hier ein paar Kennzeichen eines sterbenden Hundes, mit denen man sich vielleicht auch Klarheit verschaffen kann:
    http://de.wikihow.com/Einen-sterbenden-Hund-erkennen

  • Was ich mir anschaffe ist gedanklich schon kaputt und dreckig, so mache ich mir keine Sorgen mehr drum wenn es dann wirklich kaputt ist. So wie Zähne ausfallen werden egal wie oft man sie putzt, gleich von vornerein davon verabschieden dann wird der echte Abschied leichter.


    Ohne ein "Ich" würde ich es leben lassen weils mir am Hintern vorbei gehen würde.
    oder:
    Ohne ein "ich" würde ich es töten weil es mir ebenso egal wäre.


    Irgendwo stösst eben auch die Buddhalehre an ihre Grenzen.

  • Elke:

    Die Entscheidung kannst letztendlich nur du allein treffen.


    Ich persönlich halte es für egoistisch und grausam, ein Tier (oder auch einen Menschen, zumal wenn er drum bittet) unnötig lange leiden zu lassen.


    Stimme dir zu Elke.
    Musste diese Entscheidung am 8 Mai treffen, es zerfetzt mich aber Paddy mein treuer Begleiter über fast 12 Jahre muss keine bedrohlichen Erstickungsanfälle mehr erleben, am Sonntag waren es zwei innerhalb einer Stunde. Er war in den letzten Jahren sehr krank, mit ständiger Behandlung konnte er sich seines Lebens noch erfreuen, aber dann war es nicht mehr zu verantworten.


    _()_
    .

    Es muss so sein, doch es kann so sein wie es will.

    Nichts muss auf irgendeine bestimmte Weise sein, doch es muss in der höchsten und

    besten Weise so sein, wie es ist.


    Kôdô Sawaki Rôshi

  • Warum sollte man als Mensch dort eingreifen müssen, wo das Tier sein eigenes Werden und Vergehen hat? Ein Tier leidet nicht bewusst wie ein Mensch, der weiss, dass er eine Krankheit hat und vielleicht damit anderen zur Last fällt. Das Tier hat Schmerzen aber man kann sie nicht mit dem Schmerz vergleichen, den ein Mensch hat, mit seinem ganzen Denken und Wissen darüber. Schmerzen gehören zum Geborenwerden, zum Leben, zum Altwerden und zum Tod dazu. Nur der Mensch kann sie nicht ertragen weil er darüber nachdenkt. Das Denken ist der Schmerz - das Werden und Vergehen nicht.

  • Mai,
    Deine Ausführung zu dem was Tiere spüren und wie sie das Verarbeiten sind reine Vermutungen.
    Würdest du tatenlos einem Tier zugucken das erstickt?
    Ich denke das auch bei Tieren das ein ziemlich unschöne Erfahrung ist!
    Ich wollte es nicht. Menschen haben dem Haustier viele Selbstschutz Mechanismen genommen, mit dem erste Gang zum Tierarzt, zum Beispiel. Ab da beginnt das Eingreifen und am ende kann mann das Tier sich nicht selbst überlassen, das hätte man von Anbeginn machen müssen.
    Meine Meinung.


    Gute Nacht
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    .

    Es muss so sein, doch es kann so sein wie es will.

    Nichts muss auf irgendeine bestimmte Weise sein, doch es muss in der höchsten und

    besten Weise so sein, wie es ist.


    Kôdô Sawaki Rôshi

  • Ich lebe schon sehr lange mit Hunden und Katzen zusammen und habe schon oft Abschied von tierischen Lebensgefährten genommen - leicht ist es nie gewesen und es wird auch nicht leichter durch Gewöhnung. Der letzte Abschied war der von einem Hund, den ich mit 9 Jahren aus dem Tierheim geholt habe. Wir mussten erst einmal sein Gebiss sanieren lassen - zwei kaputte Backenzähne, Unmengen Zahnstein, der die restlichen Zähne fast überwuchert hatte. Eine chronische Arthritis behandelte meine Frau erfolgreich mit Schüsslersalzen - wobei es vielleicht auch nur die stressfreieren Lebensumstände waren, die sie verschwinden ließ. Danach sorgten gute Ernährung und Behandlung (ausreichend Bewegung, regelmäßige Impfungen) für eine gute Gesundheit.


    Mit etwa 16 wurden längere Wanderungen anstrengend für ihn, am Bewegungsbild sah man, dass die Gelenke teilweise verschlissen waren. Unsere Ausflüge wurden kürzer und ich passte mich seinem Tempo an anstatt wie früher er sich an meines. Mit knapp 18 hörten dann seine Nieren auf zu arbeiten. Spezialfutter half leider nicht, sondern führte zu krampfartigen Durchfällen, die anscheinend auch schmerzhaft waren und die Austrocknung beschleunigten. Im Garten des Nachbarn, der mir freundlicherweise eine abgelegene Ecke zur Verfügung gestellt hatte, hob ich ein Grab aus, während sich meine Frau um ihn kümmerte. Die Tierärztin, die er sehr mochte (er ging gern in die Praxis) kam aus dem Nachbarstädtchen zu uns und legte eine Kanüle. Als Belohnung für das Stillhalten bekam er ein paar Scheiben Käse - seine Lieblingsbelohnung, auf die er in der letzten Zeit wegen der Diät hatte verzichten müssen. Die Ärztin spritzte das Mittel sehr langsam und schonend. Er schlief neben mir auf der Couch ein, den Kopf auf meinem Schoß. Er liebte es, mir auf diese Art beim Lesen Gesellschaft zu leisten. Ein paar Minuten später setzte die Atmung aus.


    Ich denke, er hat sich bei uns sehr wohl gefühlt und wir hatten ihn auch sehr gerne um uns. Die Erinnerung an die Gefühle, die uns verbanden, sind die Erinnerungen an den traurigen Abschied von ihm mehr als wert.


    Mit vertrauten Menschen kann man darüber sprechen, wie sie unter welchen Umständen sterben möchten und wie nicht und dann ggf. nach ihren Wünschen handeln. Bei Tieren ist man ganz alleine dafür verantwortlich, wie man mit ihrem Sterben umgeht. Das ist nicht so ganz einfach. Aber wenn man mit der ehrlichen Überzeugung handelt, dass man dem Tier hilft und nicht sich selbst (z.B. weil man das Siechtum einfach nicht länger vor Augen haben will oder weil das Tier inkontinent ist oder weil man keine religiösen Regeln brechen will usw. usf.), dann kommt man damit zurecht.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Fußgänger schrieb:

    Zitat

    Wer tötet, hat sich für eine Handlung entschieden, die der Buddha wegen ihrer Folgen als unheilsam bezeichnet hat.


    Töten tut in diesem Fall ja wahrscheinlich der Tierarzt. Das ist also nicht dein Problem, sondern seins. Und wenn er kein Buddhist ist, hat er wahrscheinlich selbst kein Problem damit.


    Zitat

    aus welchem Motiv man handelt, steht auf einem anderen Blatt.


    Dieses Blatt ist in diesem Fall jedoch entscheidend. Wie ich schon sagte, geht es dem Bodhisattva nicht darum, alle unheilsamen Folgen für sich zu meiden, sondern er ist bereit, sie auf sich zu nehmen (deshalb verzichtet er in einem Gelöbnis ja auch aufs Nirwana, solange nicht alle gerettet sind). Wir gehen hier ethisch von unterschiedlichen Idealen aus. Es würde zu weit führen, das hier zu erklären, aber im Sinne des Mahayana ist die Auflösung des Karma möglich, der Bodhisattva wird darum nicht vor "Unheilsamkeit" zurückschrecken, weil er ein höheres Ideal kennt. Das ist ein bisschen wie mit der selbstlosen Nächstenliebe der Christen.


    Jedoch ist auch - im Sinne des Theravada - aus den Jataka überliefert, dass sich ein Bodhisattva hungrigen Tieren zum Fraße vorwarf. Dies hinderte ihn nicht, zum Buddha zu werden. Analog kann man schließen, dass selbst im Theravada ein selbstloser Tötungsakt keine hinreichend unheilsame Wirkung hat, da er die Buddhawerdung nicht verhindert.

  • Hallo,


    vielen Dank für eure viele Zugänge und Gedanken zu diesem doch schwierigen Thema. Ich hab sie aufmerksam gelesen und verfolgt und das Resümee ist wohl, das es keine generell gültige Antwort gibt. Es ist wie so vieles in unserem Leben, letztendlich stehen wir alleine da und müssen entscheiden.


    Eine wahrlich schwere Entscheidung für mich. Im Augenblick lebt mein Hund und wird behandelt, ich habe nicht das Gefühl, dass sie leidet, aber das ist schwer von außen zu sagen. Wobei ich leider zugeben muss die positiven Zeichen sehe ich nicht wirklich, also da müsste ich fern jeder Realität sein und die Augen verschließen.


    Man kann es drehen und wenden, wie man will, man kann es vielleicht nie richtig machen. Die Tierarztkosten trage ich gerne so lange eine Minichance da ist oder auch wenn gesichert ist, dass das Tier nicht leidet, wobei das zu verantworten und zu sagen ist schwer, da bin ich wohl befangen. Es soll auch Entscheidung sein gemeinsam mit meiner Partnerin, die sich hingebungsvoll um sie kümmert, wobei die aktuelle Situation zugegebenermaßen zu wirklich wenig Optimismus veranlasst.


    Über eine homöopathische Unterstützung werde ich mit dem Tierarzt sprechen, weiß nicht wie offen er dafür ist bzw. sich auskennt, hilfreich ist die Homöopathie in vielen Fällen, wobei meine Hündin wohl sehr schwer krank ist fürchte ich, Danke Kevin

  • Selbst:

    Fußgänger schrieb:

    Zitat

    Wer tötet, hat sich für eine Handlung entschieden, die der Buddha wegen ihrer Folgen als unheilsam bezeichnet hat.


    Töten tut in diesem Fall ja wahrscheinlich der Tierarzt. Das ist also nicht dein Problem, sondern seins. Und wenn er kein Buddhist ist, hat er wahrscheinlich selbst kein Problem damit.


    Er muss nicht mal als Buddhist ein "Problem" damit haben. Es heißt, dass man vom Töten Abstand nehmen soll, aber eine für alle Gegebenheiten gültige Regel ist daraus nicht abzuleiten. Und es geht im Buddhismus ja wohl auch darum, möglichst Leid zu verhindern. Ich halte es für schlimmer, vor lauter Schiss, sein Karma zu "versauen", ein todkrankes Tier bis zum bitteren Ende krepieren zu lassen.

  • Zitat

    Vor dem Unheilsamen zurückzuschrecken ist unverzichtbarer Bestandteil des Weges zur Befreiung. Jemand, der das nicht tut, erlangt nicht nur selbst keine Befreiung, sondern kann für andere, die danach streben, auch kein Vorbild sein. Du nennst ihn "Bodhisattva", aber er steht nicht für das Ideal, das der Buddha verkörpert. Darum ist es für mich auch kein "höheres" Ideal.


    Von deinem Standpunkt und Blick auf die Überlieferung habe ich mir das schon gedacht, für dich ist das sicher logisch. In der Mahayana-Tradition bekommt man den Eindruck, dass der Bodhisattva fast schon über dem Buddha steht. Im Zen spricht man darüber, über den Buddha hinauszugehen, und von "rita-gyo", anderen von Nutzen zu sein, als Folge der Erkenntnis vom bedingten Entstehen (engi). Man könnte auch sagen, dass es eigennützig wäre, Buddha zu werden oder zu sein, bevor man sich als Bodhisattva bewährt hat.


    Nach deiner Sicht ist das Ideal: Erkenntnis - unheilsam - Abstehen - Selbschutz, denn im Vordergrund steht die eigene Befreiung. Im Zen ist das Ideal: Erkenntnis - Befreiung durch direktes Erwachen - Helfen - Schutz der anderen. Die genannte Befreiung (tongo jikishô), auch von Konzepten, ist zwar der Buddha-Werdung ähnlich - da sie ja einem Erwachen gleichkommt -, führt aber dazu, diesen, wenn ich das sagen darf, doch etwas abgehobenen Zustand wieder zu verlassen, um ein Bodhisattva sein und sich um die Welt kümmern zu können. Der Bodhisattva wird zum höheren Ideal, weil er auch den Selbstschutz zugunsten anderer opfern kann. Und weil er erkannt hat, dass mit seiner Befreiung nichts gewonnen wurde, an dem er festhalten müsste (mushotoku).


    Im Sinne des Mahayana erlangt also der Mann in unserem Beispiel Befreiung (Erwachen). Er kann auch Vorbild sein. Und er steht für das Ideal, das der Bodhisattva verkörpert. Ich denke, wenn man das tief im Innern erwägt, wird man ein Verständnis dafür erlangen. Mit dem Buddha war es genauso. Hätte er kein Bodhisattva mehr sein wollen, hätte er schweigend verweilen können bis zum Tod. Aber sein Bodhisattva-Herz war stärker.

  • Die Frage, um die es hier geht, ist schlicht: "was ist heilsam?". Die Frage in der Form "was ist für mich heilsam" zu stellen, ist zwar möglich, aber selbst nicht heilsam. Es verstärkt die unheilsame falsche Sicht von einem Selbst, dem die buddhistische Praxis dienen soll - einem Selbst, dem *seine* Praxis *gehört* und das von dieser Praxis profitiert. Das ist weder Rechte Sicht noch Rechte Gesinnung, das ist Hinayana.

    Zitat

    Ihr Bhikkhus, ein wohlunterrichteter edler Schüler [...] betrachtet materielle Form so: 'Dies ist nicht mein, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst.' Er betrachtet Gefühl so: 'Dies ist nicht mein, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst.' Er betrachtet Wahrnehmung so: 'Dies ist nicht mein, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst.' Er betrachtet Gestaltungen so: 'Dies ist nicht mein, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst.' Er betrachtet das, was gesehen, gehört, empfunden, erfahren, erlebt, gesucht und geistig erwogen wird, so: 'Dies ist nicht mein, dies bin nicht ich, dies ist nicht mein Selbst.'
    (Alagaddūpama Sutta MN.22)


    'Heilsam' ist alles, was absolut der Überwindung oder relativ der Verringerung von Leiden (duhkha) dient. Tiere sind aufgrund ihrer beschränkten Erkenntnisfähigkeit kaum fähig, Befreiung (Überwindung von duhkha) zu verwirklichen; insofern ist die Gefahr, mit der Tötung eines Tieres dessen Befreiung zu verhindern, zu vernachlässigen. Es geht also hier 'nur' um eine Verringerung von Leiden.


    Erste Option heilsamen Handelns ist dann die Heilbehandlung. Schlägt diese fehl oder ist sie aussichtslos, ist die zweite Option die Linderung der Schmerzen mit geeigneten Medikamenten. Schlägt auch dieses fehl oder ist nicht (mehr) wirksam, ist abzuwägen, ob die Lebensqualität des Tieres so sehr beeinträchtigt ist, dass eine schmerzlose Tötung der Fortsetzung des Leidens vorzuziehen ist. Ein guter Tierarzt - d.h. jemand, der tiefgehende Kenntnisse von der Physiologie des Tieres hat - erfüllt hier eine wichtige Beraterfunktion. Aber er kann und sollte einem hier die Entscheidung nicht abnehmen.


    Eine solche Entscheidung sollte ausschließlich im wohlverstandenen Interesse des Tieres, also selbstlos getroffen werden. Dazu gehört auch, einem Tier die Zeit für ein natürliches Sterben zu gönnen, wenn sich die Schmerzen in einem akzeptablen oder mit Schmerzmitteln beherrschbaren Rahmen halten. Viele scheitern an der Herausforderung, nicht nur das Leben sondern auch das Sterben mit einem tierischen Hausgenossen zu teilen und 'befreien' dann durch die Tötung nur sich selbst von dem Tier. Die Motivation, das Tier von seinem Leiden zu erlösen, ist dann nur unbewusst vorgeschoben. Auch das ist eine Antwort - und zwar eine falsche - auf die Frage "was ist für mich heilsam?"


    Selbstverständlich ist es nicht unproblematisch, stellvertretend für ein anderes Wesen die Entscheidung zu einer Tötung zu treffen. Es braucht ein hohes Maß an Mitgefühl und man muss das Tier gut kennen, um seinen Zustand zu erkennen und so seiner Entscheidung hinreichend sicher zu sein. Solche Entscheidungen sind Teil der Verantwortung, die man übernimmt, wenn man sein Haus mit Tieren teilt. Wer das - Verantwortung übernehmen - nicht kann oder will, sollte keine Tiere halten. Dazu ist er dann genauso wenig geeignet wie dazu, in solchen Fällen kluge Ratschläge zu erteilen.


    Vom Töten abzustehen, ist nicht zufällig das erste der Übungsfelder. Ein Übungsfeld oder Übungsweg (sikkhapadam) ist kein Dogma - aber man kann eines daraus machen. Einem Dogma zu folgen, ist leicht - dazu braucht man weder Sinn noch Verstand. Und auch keine Verantwortung - die hat man an den, der das Dogma aufgestellt hat, abgegeben. Ein Übungsfeld erfordert hingegen, dass man den Sinn der Übung versteht. Da kann es durchaus eine lehrreiche Übung auf dem Übungsfeld des Nicht-Tötens sein, aus Mitgefühl und Barmherzigkeit dem Leiden eines Tieres durch den Tod ein Ende zu setzen, wenn es kein anderes Mittel mehr gibt.


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    OM MONEY PAYME HUNG

  • Hallo,


    ich habe meine treue Weg Gefährtin gehen lassen müssen. Ich habe alles versucht, war so viel Zeit wie möglich bei ihr. Die letzten Tagen wurden dramatisch und traumatisch für mich. Sie hat am vorletzten Tag sich auch am Gras nicht mehr auf den Beinen halten können und hat sich hingelegt und ich behaupte geweint. Ich hab sie dann zurück in die Wohnung gebracht und vorsichtig auf ihren Platz gelegt, die folgende Nacht ging es ihr zunehmend schlechter, am Morgen versuchte ich nochmals sie in den Garten zu bringen, weil sie einfach was machen musste, sie stand erneut nicht mehr auf, sie hat einfach nicht mehr können.


    Ich brachte sie zurück in die Wohnung, wo es dann wirklich binnen Minuten so schlimm wurde, dass ich sie nahm und sofort zu meinem Tierarzt fuhr, der mir dann sagte, das sei ein sterbendes Tier und die Entscheidung sie gehen lassen zu müssen sei 100%, wobei ich die Entscheidung fällen musste, sie war fast apathisch schon und der Tierarzt ließ sie gehen, ich war bis zum Ende bei ihr. Nun, ich kann es kaum beschreiben welche Leere und Trauer nun da ist, da fehlt wirklich ein Familienmitglied. Wenn ich früher gehandelt hätte, glaub ich nicht, dass sie es verstanden hätte, weil es ging ihr nicht gut, aber ihr Allgemeinzustand war trotz der Krankheit noch nicht so, dass man sie einschläfert.


    Ich habe mir auch gewünscht, dass sie entweder wieder gesund wird, weil darauf habe ich sie behandelt oder friedlich zu Hause einschläft, was leider beides eine Illusion war. Ich bin sehr betroffen und habe wohl wenig Stärke gezeigt, außer beim Tierarzt, der mir gut zu gesprochen hat, dass ich die Kraft hatte sie bis zum Schluss zu begleiten.


    Schwer zu sagen, was ich anders machen würde, wäre ich nochmals in der Situation, die Tierarztbesuche waren für das Tier Stress und für mich auch, jeden Tag, aber sie wäre vermutlich rasch gestorben ohne Behandlung und ich hab den Tierarzt gefragt, wir behandeln auf gesund oder lebensverlängernd und er antwortet mir damals auf gesund.


    Ja, meine Zweifel es richtig gemacht zu haben bleiben und das Thema wird mich vermutlich so komisch das klingen mag mein restliches Leben begleiten, sie war ein sehr gutes Wesen und hat auf mich aufgepasst.


    Trost gibt es keinen - ich werde sie verbrennen lassen und ihre Asche verstreuen, so mein Wunsch heute, wie gesagt, da ist für mich ein ganz wichtiges Wesen gegangen, dessen Verlust nicht auszugleichen ist.


    Menschen, die Tiere haben und sie auch sehr lieben werden meine Worte verstehen, andere werden vielleicht den Kopf schütteln. Auf jeden Fall ist es eine sehr schwere Zeit und ich sehe kein Ende, Kevin