Kinder - Familie - anhaften...

  • Hallo,
    das Thema Buddhismus ist noch relativ neu für mich.
    Ich habe inzwischen bereits einiges erfahren und verstanden bezüglich des Anhaftens.
    Ich halte das Loslassen und das Einfach-So-Sein-Lassen für einen guten Weg. Es ist ein Weg, der mir Gelassenheit schenkt.
    Allerdings gibt es eine Ausnahme/Problem: Ich bin 'mit Leib und Seele' Mutter und liebe meine Kinder über alles.
    Also: ich hafte an?
    Und dazu fällt mir noch auf: Mir scheint, die meisten 'wunderbaren', 'erwachten' und wirklich 'liebevollen' Menschen haben keine Kinder.
    Warum ist das so?
    Warum geben nicht gerade sie als Elternteil Ihr 'Wissen' an eigene Kinder weiter?
    Ich freue mich seeeeehr über alle Gedanken, Tipps und Ideen rund um die Themen 'Familie, Leben mit Kindern' usw.
    Vielen lieben Dank für Eure Antworten!

  • Zitat

    Und dazu fällt mir noch auf: Mir scheint, die meisten 'wunderbaren', 'erwachten' und wirklich 'liebevollen' Menschen haben keine Kinder.


    Versteh ich nicht, wie meinst du das, und vielleicht hatten sie ja mal welche, würde ich sogar stark annehmen.
    Fürsorge, Verantwortungsbewusstsein, Zuwendung - was hat das wirklich mit Anhangen zu tun ? Das ist Karma: Kindern aufzuziehen. Das ist eben jetzt deine Aufgabe. Deine Fähigkeiten und Möglichkeiten "sehenden Auges" allein auf "Mütterlichkeit" beschränken - das wär vielleicht zu stark anhaftend. Schwarz -Weiß- Urteile, wie zum Beispiel: "hier nur Anhaftung" vs. "dort nur Freiheit" wäre eh nicht gesund.

  • Hallo,


    ich war mal an einem Vortrag von Dolpo Tulku (siehe *) im Tibethaus. Er meinte wörtlich, dass "ein bisschen anhaften okay sei". So sei ein gewisses Anhaften an seine Kinder in Ordnung. Man muss ja als Elternteil wenn Gefahr droht o.ä. sofort zur Stelle sein. Dazu muss man mental bei der Sache sein. Was ich selbst dazu sagen würde, wäre, dass man aber nicht zu stark an die Kinder anhaften darf. Wenn die Anhaftung so groß geworden ist, dass man beim Tod eines Kindes in so große Qualen hineingerät, dass man völlig von den Socken ist und die eigene Lebensfähigkeit verliert, ist die entwickelte Anhaftung zu groß gewesen. Ich würde sagen die Anwendung des mittleren Weges bei seinen Kindern bedeutet, dass man sich immer bewusst ist, dass alles zerbrechlich und endlich ist. Alles kann jederzeit zerbrechen, jeder kann jederzeit sterben. Die Anhaftung an den Kindern darf nicht so groß werden, dass man dies vergisst.


    Ich war mal bei einem Vortrag des Dalai Lama. In der Fragestunde nach seinem Vortrag fragte ihn jemand was er machen solle nach dem Tod ihres Kindes. Er und seine Frau wären völlig verzweifelt und wüssten nicht mehr was sie tun sollten. Der Dalai Lama drückte sein tiefes Mitgefühl aus und wies ihn darauf hin, dass auch die Kinder anderen Leute sterben würden. Sowas sei sehr tragisch, würde aber passieren und nicht nur ihnen, sondern auch anderen Leuten. Wenn sie sich um andere Leute kümmern würden, die auch ihr Kind verloren hätten, würde es ihnen auf diesem Wege besser gehen. Die Anhaftung an das eigene Kind war also bei diesem Elternpaar so groß, dass sie nur noch ihr eigenes Leid sehen konnten und das Leid anderer Leute nicht mehr sehen konnten. Sie konnten weder für andere Leute noch für sich selbst Mitgefühl aufbringen. Es ist also immer wichtig zu überprüfen, ob die Anhaftung an das eigene Kind ein heilsames Maß überschreitet und sich in Mitgefühl für alle Lebewesen zu üben.


    Der Dalai Lama sagte außerdem nach dieser Frage im Scherz, wenn man Mönch wäre so wie er, hätte man nicht solche Probleme. Er beeilte sich sofort zu sagen, dass dies ein Scherz gewesen sei. Aber aus dieser Bemerkung war aber leicht herauszulesen, dass er mit der Einsamkeit eines Mönches unglücklich ist. Also scheint schon was Gutes dran zu sein, wenn man Kinder hat ;-).


    Im Film "Sieben Jahre in Tibet" gibt es eine Szene, in der Heinrich Harrer dem Dalai Lama erzählt, dass er zu Hause in Österreich ein Kind hat. Der Dalai Lama war damals noch ein Junge und Heinrich Harre teilweise sein Lehrer. Der Dalai Lama reagierte geschockt und sagte ihm, dass er zurück zu seinem Kind müsse. Seine Arbeit in Tibet sei erledigt. Ich weiß nicht, ob diese Szene sich so auch zugetragen hat oder eine Erfindung des Drehbuchautors gewesen ist.


    Okay, das war was mir als Kinderloser und daher vielleicht doch Ahnungsloser dazu einfiel ;-).
    Grüße, Ananadasa



    * http://www.berlin-buddhismus.de/dolpo-tulku.html

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Ich folge der Madhyamaka-Philosophie des tibetischen Buddhismus. Danach gibt es einfach gesagt zwei Ebenen, die absolute und die relative Ebene. Die relative Ebene ist die Erde mit ihren vielfältigen Energien. Ein Buddha lebt im Schwerpunkt in der absoluten Ebene. Er ruht anhaftungslos im Licht (Nirwana, Einheit). Wenn er auf der Erde handeln will, muss er sich aber in die Ebene der Energien begegeben. Das Ziel ist es ein Meister des Lebens zu sein, der klug mit den Energien (Liebe, Anhaftung) tanzen kann. Und der auch alle Anhaftungen immer wieder loslassen und in die Glücksebene der Erleuchtung gelangen kann.

  • Vielen Dank für Eure bisherigen Antworten
    Danke Dir, Anandasa, Deine Antwort hat mir sehr geholfen!
    Doch wie reduziert man die Anhaftung, diese furchtbare Angst, den eigenen Kindern könne etwas passieren?
    In diesem einen Fall ist das Gefühl dermaßen dominant und lähmend, dass ich mit meinen sonstigen Erklärungen (alles vergeht, Karma, Wiedergeburt, alles ist gut so,...) nicht weiterkomme.
    Danke!

  • sitzen sitzen sitzen. klären, klären, klären.
    aber ich weiß, so ne antworten sind den meisten "nicht zulänglich hilfreich" :roll:
    man will was das hier und jetzt funktioniert
    gäbe es funktionieren, wäre das "große" problem nicht lösbar
    kindern kann alleweil was passieren, und wenn da nicht sorge um kind ist, ist sogleich sorge um mich, alles woran man hängt, was man liebt.
    insofern ist es das beste nicht zu begehren.
    und nun ?

  • MissMuffin:

    Vielen Dank für Eure bisherigen Antworten
    Danke Dir, Anandasa, Deine Antwort hat mir sehr geholfen!
    Doch wie reduziert man die Anhaftung, diese furchtbare Angst, den eigenen Kindern könne etwas passieren?
    In diesem einen Fall ist das Gefühl dermaßen dominant und lähmend, dass ich mit meinen sonstigen Erklärungen (alles vergeht, Karma, Wiedergeburt, alles ist gut so,...) nicht weiterkomme.
    Danke!

    Als Mutter? Frage Dich: Habe ich das geboren? Habe ich das so wie es jetzt da ist so geboren wie es jetzt da ist?

  • MissMuffin:

    Doch wie reduziert man die Anhaftung, diese furchtbare Angst, den eigenen Kindern könne etwas passieren?


    Das wirkt echt albern, wenn du Angst "Anhaftung" nennst. Natürlich kann Kindern was passieren. Die Frage ist doch, was du tun kannst um die Wahrscheinlichkeit zu vermindern, auf null wirst du die Wahrscheinlichkeit nicht setzen können. Du kannst sie nur aufklären über mögliche Gefahren und die Gefahrenabwehr. Gegen viele Krankheiten nützt auch keine Aufklärung was und gegen die Klimakatastrophe ist die Aufklärung von Kindern ein Hohn. Die Welt der Kinder wird mit großer Wahrscheinlichkeit schlechter sein als sie heute ist, wenn sie erwachsen sind.

  • Genau das ist der Grund warum viele weise Lehrer, Meister o.a. die die Lehre vermitteln und vorleben nicht für ihre eigenen Kinder sorgen müssen wie eine Mutter,
    dann lässt sich diese Lehre nicht glaubhaft vorleben und vermitteln z.B. Anhaftung, eine Mutter ist rein biologisch nicht frei davon, sie bindet ihre Kinder an sich, vor allem wenn sie klein sind.
    Aber den Anhaftungen in der weitläufigen Familie und der Gesellschaft kann auch eine Mutter widerstehen.

  • MissMuffin:

    Doch wie reduziert man die Anhaftung, diese furchtbare Angst, den eigenen Kindern könne etwas passieren?
    In diesem einen Fall ist das Gefühl dermaßen dominant und lähmend, dass ich mit meinen sonstigen Erklärungen (alles vergeht, Karma, Wiedergeburt, alles ist gut so,...) nicht weiterkomme. Danke!


    Meditieren und positives Denken. Beobachte deine Gedanken. Welcher Gedanke erzeugt Angst? Welcher positive Gedanke hilft dagegen? Setze dich hin und komme zur Ruhe. Lasse alle Gedanken und Gefühle zu. Nach einiger Zeit werden sie sich beruhigen. Plötzlich entsteht Frieden und inneres Glück. Plötzlich löst sich dein Ego auf. Plötzlich bist du erleuchtet. Alles Leid ist verschwunden. Du kannst aus der Tiefe deiner Seele heraus positiv denken. Du erkennst die grundsätzlche Leidhaftigkeit des Lebens. Du kannst die Dinge annehmen wie sie sind. Du kannst positiv damit umgehen. Du kannst dich dem Leben überlassen und dich an dem freuen, was momentan da ist.

  • Vielen lieben Dank für eure Denkanstöße!
    sati-zen: Danke für die Erklärung, warum Meister etc. oft keine Kinder haben. Ja, ich habe tatsächlich festgestellt, dass es furchtbar schwer ist, die eigenen Überzeugungen vorzuleben ( - sehr frustrierend manchmal!) und dass eine natürliche Anhaftung bestehen muss.
    Stero: Was klingt daran albern, wenn ich Angst 'Anhaftung' nenne? Weil das, was mich ängstigt, hält doch meine Gedanken und Gefühle sehr gefangen.... oder?
    Nils: Danke für deine zweite Antwort! Die erste habe ich nicht richtig verstanden, aber die zweite hilft mir weiter!

  • MissMuffin:

    Ich habe inzwischen bereits einiges erfahren und verstanden bezüglich des Anhaftens.


    So zu denken ist eine (gefährliche) Illusion.


    Zitat

    Ich halte das Loslassen und das Einfach-So-Sein-Lassen für einen guten Weg.


    Wer ("ich") hat denn schon "losgelassen" und einfach "So-Sein" gelassen?


    Zitat

    Es ist ein Weg, der mir Gelassenheit schenkt.


    Dann hast du etwas falsch gemacht. Die wahre Aufgabe der wahren Anhaftung ist ein schmerzhafter Körper und Geist durchdringender Prozess, krank, d.h. verblendet wie wir sind. Mit ausgeschlagenen Zähnen, mit gebrochener Nase, mit gequetschten Ohren, mit gemeinem Gesicht durch Schlamm und Schlimmeres kriechen. Wellnessfrei.


    Gelassen sein, schön locker sein, cool sein, glücklich glotzen - das kann jeder. Die Beendigung der Anhaftung (man müsste, ganz am Rande gesagt, sich überhaupt erstmal sinnvolle Gedanken darüber machen, wer überhaupt welche Anhaftung an was aufgeben soll und warum) kann kaum einer unter den gegenwärtigen Umständen und in der aktuellen je eigenen Situation bewerkstelligen.


    Zitat

    Allerdings gibt es eine Ausnahme/Problem: Ich bin 'mit Leib und Seele' Mutter und liebe meine Kinder über alles.


    Gibt es zu den Kindern auch einen Vater, mit der Aufgabe der Anhaftung an ihn gibt es keine "Probleme"? Gut, die Sache mit der Anhaftung ist da kein Problem, nur hinsichtlich der lieben Kinder. Man hat dir ja schon ein paar Tipps zur korrekten Kindererziehung gegeben (dürfte für eine Mutter nichts Neues dabei gewesen sein), das will ich nicht wiederholen. Alles schön und gut, aber mit Anhaftung und der wahren Aufhebung der Anhaftung hat das nichts zu tun. Darüber kann man ohnehin nicht in Internetforen "sprechen".


    Zitat

    Also: ich hafte an?


    Darüber würde ich mir jetzt keine Gedanken machen, an solchen Fragen sollte man nicht leichtfertig anhaften. Ich rate dir, dich an deinen Kindern einfach zu erfreuen und sie zu erfreuen.


    Du wirst sterben und deine Kinder niemals wiedersehen, deine Kinder werden sterben, und sie werden ihre Geschwister und Eltern niemals wiedersehen. Im traditionellen Christentum oder bei Swedenborg wird es anders, sozusagen rücksichtsvoller gelehrt, aber im Buddhismus ist man recht brutal und endgültig hinsichtlich der Trennungen von Personen. Heute sind die lieben Kinder da, morgen sind sie weg oder du bist weg, Anhaftung hin oder her, auf Nimmerwiedersehen.


    Zitat

    Und dazu fällt mir noch auf: Mir scheint, die meisten 'wunderbaren', 'erwachten' und wirklich 'liebevollen' Menschen haben keine Kinder. Warum ist das so?


    Es gibt sicherlich viele "wunderbare" usw. Menschen, die Kinder haben. Kinderlosigkeit ist weder ein Zeichen für besonders große und volle Liebe noch eine Ursache dafür.


    https://www.youtube.com/watch?…oV-MNHMpYxcNRuyBlY3I5_R2I


    Kongjiazhong

  • MissMuffin:

    Stero: Was klingt daran albern, wenn ich Angst 'Anhaftung' nenne? Weil das, was mich ängstigt, hält doch meine Gedanken und Gefühle sehr gefangen.... oder?


    Na zum einen find ich das ganze Anhaftungsgerede albern und zum anderen würde ich zwanghafte Ideen und die Emotionalitäten, die sie verursachen, einfach als Neurosen bezeichnen.
    Ich mein Feuer brennt, warum ein großes Ding daraus machen, dass man sich an Feuer verbrennen kann? Muss man das sich-Verbrennen als "Anhaften" bezeichnen und so tun als ob Anhaften aufhebbar wäre ohne zu sterben? Anhaften? C'est la vie! ;)
    Aber zwanghaften Ideen und entsprechende Ängste würde ich nicht unter "C'est la vie" einordnen, weil diese nicht ubiquitär sind.

  • Das gute alte Wiki ist auch hier sehr hilfreich!


    Mutterliebe


    Zitat

    Biologie


    Eine biologische These ist, dass Mutterliebe-analoges Verhalten (bei Tieren spricht man eher von Mutter-Kind-Bindung) evolutionär entstanden sei und bei manchen Säugetierarten, besonders bei Primaten, die eine lange Entwicklungszeit der Kinder haben, der Arterhaltung und sozialen Lernprozessen diene.


    Zitat

    Anthropologie


    Mutterliebe im gefühlsbetonten Sinn, als Grundlage einer Mutter-Kind-Beziehung, gibt jedoch dem Kind im Säuglingsalter eine gute Chance, ein „Urvertrauen“ zu seiner Umgebung aufzubauen


    Zitat

    Psychologie


    Zugleich gibt es aber auch psychologische und psychoanalytische Erklärungen, die - von der gesellschaftlich vorgegebenen Form der Mutter-Kind-Beziehung ausgehend - das Beziehungs- und Emotionsgeflecht zwischen Mutter und Kind analysieren und ggf. das spätere Mutterverhalten beim geliebten oder ungeliebten Kind einbeziehen.


    Zitat

    Soziologie


    Wie erwähnt, ist Mutterliebe auch ein kulturelles Stereotyp. Insbesondere wird Mutterliebe in vielen Kulturen, insbesondere auch im mitteleuropäischen Raum, gesellschaftlich als „natürlich“ unterstellt, so dass die Verletzung dieser Selbstverständlichkeit (eine Rabenmutter) der Rechtfertigung bedarf. Durch diese gesellschaftliche Erwartung und sogar Überhöhung haben Konzepte der „Mutterliebe“ damit auch stark ideologischen Charakter und können damit sehr anspruchsvoll, ja sogar unerfüllbar sein.


    Es gibt also genug Gründe das Phänomen "Mutterliebe" nicht als egozentrierte Anhaftung zu betrachten.

  • Zitat

    Doch wie reduziert man die Anhaftung, diese furchtbare Angst, den eigenen Kindern könne etwas passieren?


    Es gibt ein Gespräch zwischen Buddha und Ananda über den Tod. Dieses Gespräch wird in dem Video "Die letzte Prüfung" auf Youtube (siehe *) erzählt und geht so (ab Stelle 0:57):


    Der Buddha fragte Ananda: "Ananda, sag mir mein Schüler, wie oft am Tag denkst du an den Tod?". Ananda antwortete: "Sieben mal, Meister.". Der Buddha sagte: "Ananda, du bist zu leichtfertig. Bei jedem Atemzug sollten wir an den Tod denken."


    Ob dieses Gespräch tatsächlich im Pali-Kanon vorkommt oder nicht habe ich in einem Thread (siehe **) versucht heraus zu bekommen, aber ohne Erfolg. Jedenfalls verstehe ich dieses Gespräch so, dass man sich auf den Tod ständig vorbereiten soll. Nur wenn er völlig unvorbereitet kommt, gerät man in Panik und kann keinen friedvollen Tod sterben. Ich würde also meine Gedanken mit Achtsamkeit beobachtet. Wenn ich feststelle, dass ich zu sehr an liebe Menschen anhafte, widme ich mich in meiner nächsten Meditation wieder der Zerbrechlichkeit des Lebens und wie schnell Dinge sich ändern können.


    Es gibt eine Anekdote, die (wenn ich mich richtig erinnere) von Ajahn Buddadasa stammt. Habe ich mal irgendwo im Internet gelesen ohne mir den Link zu notieren. Ajahn Buddhadasa wurde zu einem Vortrag ins Ausland eingeladen. Also setze er sich in den Flieger um dorthin zu fliegen. Bei der Landung gab es Probleme das Bugrad auszufahren. Also musste der Pilot ohne ausgefahrenes Bugrad landen. Die Passagiere waren sehr verängstigt und schauten verzweifelnd und flehend zu Buddhadasa rüber so als könnte er ein Wunder vollbringen, weil er ein Heiliger sei. Buddhadasa habe das Ganze eher amüsiert betrachtet. Die Landung ging gut und Buddhadasa bemerkte, dass die Passagiere beim Aussteigen die hübschen Stewardessen anglotzten genau wie beim Einsteigen als habe es bei der Landung gar kein Problem gegeben. Das ist das worum es geht. Die Leute sind auf den Tod nicht vorbereitet. Droht Gefahr, geraten sie in Verzeiflung. Ist die Gefahr vorbei stecken sie wieder in ihren Anhaftungen genau wie vorher ohne was gelernt zu haben. Also beim Mediteren wiederholt über den Tod nachdenken und sich der Zerbrechlichkeit des Lebens bewusst werden. Das ist das was mir momentan dazu einfällt.


    Grüße, Anandasa


    * https://www.youtube.com/watch?v=wKncf2UT2zM
    ** http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=15227

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Erklärst Du uns, was Du unter 'anhaften' verstehst?


    Du schreibst:

    MissMuffin:

    Doch wie reduziert man die Anhaftung, diese furchtbare Angst, den eigenen Kindern könne etwas passieren?
    In diesem einen Fall ist das Gefühl dermaßen dominant und lähmend, dass ich mit meinen sonstigen Erklärungen (alles vergeht, Karma, Wiedergeburt, alles ist gut so,...) nicht weiterkomme.
    Danke!


    Wie äußert sich 'furchtbar' und 'Lähmung' genau?

  • Anandasa:

    Buddha und Ananda


    Buddha war ein Mönch. Ananda war ein Mönch. Buddadasa war ein Mönch. Hauslosigkeit. Sie waren keine Mütter.


    Zitat

    Bei jedem Atemzug sollten wir an den Tod denken.


    Findest Du das für die Situation einer Mutter angemessen? Findest Du, eine Mutter sollte diesem Ratschlag folgen? Machst Du das? Könnte man nicht einen Augenblick auch für das Leben verschwenden?


    Zitat

    Das ist das was mir momentan dazu einfällt.


    Ist nicht viel.


    Klar, das Leben vergeht: https://www.youtube.com/watch?v=sGVy08T_pOM


    Kongjiazhong

  • Zitat

    Bei jedem Atemzug sollten wir an den Tod denken.


    kongjiazhong:

    Findest Du das für die Situation einer Mutter angemessen? Findest Du, eine Mutter sollte diesem Ratschlag folgen? Machst Du das? Könnte man nicht einen Augenblick auch für das Leben verschwenden?


    Lieber kongjiazhong, dieses Zitat hatte den Sinn MissMuffin Tips zu geben wie man besser mit der Angst umgehen kann, den Kindern könnte etwas passieren. Man muss sich vorbereiten, damit man gefasst ist, wenn etwas passiert. Ich denke schon, dass sie das verstanden hat wie es gemeint war.


    Zitat

    Doch wie reduziert man die Anhaftung, diese furchtbare Angst, den eigenen Kindern könne etwas passieren?


    Es gibt noch diese Geschichte von einer Frau, deren Kind gestorben ist und die das einfach nicht wahrhaben will. Ich weiß nicht, wo ich das gelesen habe. Die Frau trägt weiterhin ihr totes Kind herum als ob es leben würde. Die Leute auf dem Markt sehen das und sagen der Frau sie solle zu dem Buddha gehen. Der könne ihr helfen. Buddha sagt zu ihr sie solle ins Dorf gehen und bei jedem Haus an die Tür klopfen. Bei jedem Haus solle sie fragen, ob es jemanden in dem Haus gibt, der noch nie einen schmerzlichen Todesfall erlebt hat. Wenn sie 10 Häuser gefunden hat, in dem kein Bewohner jemals einen schmerzlichen Todesfall erlebt hat, solle sie wieder zu ihm kommen. Als die Frau am letzten Haus in dem Dorf angekommen ist und noch kein Haus gefunden hat ohne Todesfall begreift sie, dankt dem Buddha und kehrt nach Hause zurück.


    Hier gibt es wohl wieder eine Gefahr, dass sich bei kongjiazhong der Zorn regen würde. MissMuffin sagte ja, dass für sie das Thema Buddhismus recht neu sei. Die obige Geschichte dient einfach dazu zu vermitteln wie dieses Themengebiet in der Lehre Buddhas behandelt wird. Ich verstehe schon, dass diese eine "brutale" Geschichte ist. Aber man muss sich diese Geschichten reingezogen bevor was passiert ist. Dann ist es hilfreicher als Vorbereitung.


    Es gibt noch die Erzählung über eine Frau namens Patachara, die Mann und ihre beiden Kinder verliert. Diese Geschichte ist hier ab 23:30 sehr schön erzählt: https://www.youtube.com/watch?v=qx7FrUBuJNE Diese Geschichte ist für mich für Anwendung von Achtsamkeit sehr aufschlussreich. Den Rest des Videos würde ich aber mit Vorsicht genießen. Da werden für meinen Geschmack einige Dinge sehr wörtlich genommen.


    Hier ist noch ein sehr guter Vortrag von Ayya Khema über die Angst vor dem Tod (oder das überhaupt was passieren könnte): https://www.youtube.com/watch?v=VZXXtiUCSjQ Es geht um die Angst vor dem eignen Tod und nicht um die Angst, dass den Kindern was passieren könnte. Aber ich finde den Vortrag großartig und allgemein hilfreich um die Angst vor dem Tod zu reduzieren.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Ich denke bei jedem Atemzug, beim Einatmen an das Leben sowie die positive Entwicklung und beim Ausatmen an den Tod, das Loslassen sowie die Lösung ...

  • sati-zen:

    Ich denke bei jedem Atemzug, beim Einatmen an das Leben sowie die positive Entwicklung und beim Ausatmen an den Tod, das Loslassen sowie die Lösung ...


    Die positiven Entwicklung besteht letztlich in der Abnahme des Anhaftens
    am Leben das durch das Bedenken des Sterbens dünner werden sollte.

  • sati-zen:

    Ich denke bei jedem Atemzug, beim Einatmen an das Leben sowie die positive Entwicklung und beim Ausatmen an den Tod, das Loslassen sowie die Lösung ...


    "Bei jedem" - das glaube ich dir nicht. Du kannst mich nicht für dumm verkaufen.


    Kongjiazhong

  • Frank1:

    Loslassen kann man durch Muskelentspannungstechniken, wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannungstechnik oder Atemtechniken, wie z.B. Zazen Meditation lernen.


    Abgesehen davon, dass Zazen keine Atemtechnik ist, abgesehen davon, dass eine Atemtechnik durchaus helfen kann, extreme Stresssituationen besser zu überstehen (Ausatmen und bis vier zählen, Einatmen und bis vier zählen), abgesehen davon, dass die Rezitation des Namens von Amitabha-Buddha oder des Daimoku, oder, oder, abgesehen davon, das "entspannte" Wellness-Buddhisten Monster und/oder Clowns sind, also abgesehen davon, sollten Muskelentspannungstechniken nicht fetischisiert werden. Beim Tod ihres Kindes der Mutter "Techniken" zu empfehlen halte ich für unmenschlich. Der Schmerz ist Teil des Lebens. Das Mitgefühl der Buddhas, Bodhisattvas und der "heiligen Maria, Mutter Gottes" ist unendlich. Der Mensch kann viel aushalten. Jesus Christus hätte weder ein autogenes Training, noch irgendetwas "Progressives" geholfen.


    (Obacht, könnte als "rechtsradikal" gelten) https://www.youtube.com/watch?v=PYHQuayhMeU


    Kongjiazhong

  • Nach Möglichkeit sollte man vor Depressionen und Sterbezeugs Meditieren, danach bringts das nicht mehr, da ist das Kind schon in den Brunnen geflutscht. Nicht nur meditieren sondern auch mal sein bisheriges Leben hinterfragen. Wer ist es was da trauert, wer ist es der denkt, woher kommen Gefühle und das beim Meditieren genauer betrachten. Selbstreflexion machen unr wenige weil man genug anderes zu tun hat. ( Jahre nach dem Tod meiner Eltern trauere ich ihnen immernoch nicht hinterher. Doch einmal, da als ich mir selber in den Hintern treten wollte weil ich nicht zur Beerdigung meiner Mutter ging und dadurch enteerbt wurde. Da hält man sich einmal nicht an die Rituale und schwups - nix mehr mit Testament :lol:

  • accinca:
    sati-zen:

    Ich denke bei jedem Atemzug, beim Einatmen an das Leben sowie die positive Entwicklung und beim Ausatmen an den Tod, das Loslassen sowie die Lösung ...


    Die positiven Entwicklung besteht letztlich in der Abnahme des Anhaftens
    am Leben das durch das Bedenken des Sterbens dünner werden sollte.


    Wenn mal durch die vermeintliche "Abnahme des Anhaftens am Leben" nicht auch gleich die Lebensfähigkeit verloren geht. Aber als Mönch hat man vielleicht jemanden, der einen pflegt und einen füttert. :lol:;)


    Den Lebenden, die noch nicht zum abhängigen Pflegefall werden wollen, empfehle ich die Orientierung an der Lebenswirklichkeit. ;)