buddhismus und nahtoderfahrungen?

  • hallo an alle! :)


    darf ich wieder mal eine dumme anfängerfrage stellen?


    soweit ich weiß lehrte der buddha, dass es keine "unsterbliche seele" in unserem (westlichen) sinne gibt. wie steht ihr als buddhisten dann eigentlich zu nahtoderlebnissen? seht ihr das eher aus naturwissenschaftlicher sicht, also dass das gehirn mit botenstoffen überschwemmt wird so für entsprechende halluzinationen erzeugt, oder könnte es der geist/das bewusstsein sein, das derartige erfahrungen macht? manches an diesen nahtoderlebnissen erinnert ja schon irgendwie an drogentrips, andererseits wär es ja ganz nett, wenn wirklich etwas dran wär ;). gibt es vielleicht buddhistische gelehrte, die zu diesem thema etwas gesagt/geschrieben haben?


    würde mich über antworten freuen! :)


    liebe grüße
    think


  • Ich bin zwar kein Buddhist, aber ich kann mich an meinen Tod von meinem letzten Leben erinnern. Ich kann dir sagen, dass sterben das mit unglaublich riesigen Abstand das schönste und tollste überhaupt ist. Es übersteigt alles, was man jemals zuvor erlebt hat. Nur eine Bedingung muss dafür erfüllt sein - nämlich keine - man darf sich nicht gegen das Sterben wehren, einfach keinen Widerstand bieten, dann ist es das Ereignis. Der Tod ist vollkommene Erleuchtung und das Sterben wunderbar.



  • Zitat

    Lieben Gruss
    Acalanatha

  • Hallo Dakk, hallo Acalanatha,


    vielen Dank für eure Antworten! :) Ich bitte vielmals um Entschuldigung, dass ich so spät darauf reagiere, aber ich hatte arbeitsmäßig in den letzten Wochen so viel Stress, dass ich erst jetzt wieder dazu gekommen bin, ins Forum zu schauen ... :(


    @Dakk: darf ich nur kurz nachfragen, wie es zu dieser Erinnerung gekommen ist? Kam diese Erinnerung durch Meditation?


    @Acalanatha: Vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen! Sind diese Stufen eher symbolisch zu verstehen, oder als tatsächliche Begebenheiten?


    Liebe Grüße
    Think

  • think deine Herangehensweise scheint mit Faszination erfüllt zu sein.
    Wie wichtig ist es dir das zu erfahren?
    Warum willst du das wissen?


    Willst du viel mehr wissen ob es nur unseren Körper gibt oder noch etwas? (Seele?)
    Ich persönlich habe erst eine Antwort bekommen, als ich akzeptierte das nicht zu wissen und nicht als Grund z.B. für Meditation zu verwenden. :roll:
    Man muss loslassen, dann wirst es vielleicht selbst erfahren. Natürlich kann ich oder andere dir irgendwas erzählen, doch würde es dir was bringen? Dein Faszination anstacheln? :roll:
    Aber sich dafür zu interessieren ist nicht umbedingt verkehrt :)

    Der Weg ist zwischen allen Gegensätzen und in der Veränderung. (Buddha)

  • Hallo Sacred,


    vielen Dank für deine Antwort! :)


    Sacred:

    think deine Herangehensweise scheint mit Faszination erfüllt zu sein.
    Wie wichtig ist es dir das zu erfahren?
    Warum willst du das wissen?


    Hmmm ... gute Frage ;) ... ja, da ist sicher eine Portion Neugier und Faszination dabei. Angst vor dem Tod natürlich auch, das macht diese Themen ja für viele Menschen interessant ;) .


    Es geht mir aber eigentlich gar nicht so sehr darum, zu wissen, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder so - darauf wird man vermutlich ebenso viele unterschiedliche Antworten hören, wie es Menschen gibt. Mich hätte eben nur interessiert, wie Berichte von Nahtod-Erlebnissen und die Lehre des Buddha zusammenpassen, weil Buddha meines Wissens ja die Frage nach der Existenz einer unsterblichen Seele verneint hat. Hätte ja sein können, dass der eine oder andere buddhistische Lehrer sich näher mit diesem Thema beschäftigt hat.


    Sacred:

    Ich persönlich habe erst eine Antwort bekommen, als ich akzeptierte das nicht zu wissen und nicht als Grund z.B. für Meditation zu verwenden. [...] Aber sich dafür zu interessieren ist nicht umbedingt verkehrt :)


    Hihi, wenn du mich neugierig machen wolltest, dann ist dir das jetzt gelungen ;) ... aber ich glaube, deiner Antwort entnehmen zu dürfen, dass wir uns hier in einem Bereich bewegen, der sich einer rein verstandesmäßigen Betrachtung entzieht und nur durch Erfahrung/Meditation zugänglich ist, sehe ich das richtig?


    Liebe Grüße
    Think

  • Hallo think,


    Zitat

    Mich hätte eben nur interessiert, wie Berichte von Nahtod-Erlebnissen und die Lehre des Buddha zusammenpassen, [...]


    der Buddha lehrte verschiedene Daseinsbereiche, davon auch welche, die unserer Wahrnehmung normalerweise nicht zugänglich sind. Möglicherweise gewähren Nahtoderfahrungen einen Einblick in diese Bereiche, jedenfalls widersprechen sie meiner Meinung nach nicht dem, was der Buddha lehrte.


    Zitat

    [...] weil Buddha meines Wissens ja die Frage nach der Existenz einer unsterblichen Seele verneint hat.


    Das heißt aber nicht, dass Leben und Erleben mit dem körperlichen Tod zuende sind, sondern nur, dass es nichts darin gibt, das sich immer gleich bleibt. Der Buddha hat alles, was "unser" gegenwärtiges Leben ausmacht, als Nicht-Ich bezeichnet, und trotzdem gibt es dieses Leben. Die Lehre vom Nicht-Ich hat als solche mit der Leugnung eines Weiterlebens nach dem körperlichen Tod ebensowenig zu tun wie mit der Leugnung des gegenwärtigen Lebens. Die Frage, wer oder was denn weiterleben soll, wenn es kein Ich gibt, liegt auf derselben Ebene wie die Frage, wer oder was denn jetzt gerade lebt, wenn es kein Ich gibt. Abwesenheit von "Ich" bedeutet eben nicht Abwesenheit von (Er)Leben, weder jetzt noch künftig.


    Viele Grüße

  • Hallo think,


    think:

    Es geht mir aber eigentlich gar nicht so sehr darum, zu wissen, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder so - darauf wird man vermutlich ebenso viele unterschiedliche Antworten hören, wie es Menschen gibt.


    Da habe ich nicht so viele gehört ^^ Die Antwort von Dakk höre ich zum ersten Mal und ich denke es ist nur ein Gag.


    think:

    Mich hätte eben nur interessiert, wie Berichte von Nahtod-Erlebnissen und die Lehre des Buddha zusammenpassen, weil Buddha meines Wissens ja die Frage nach der Existenz einer unsterblichen Seele verneint hat. Hätte ja sein können, dass der eine oder andere buddhistische Lehrer sich näher mit diesem Thema beschäftigt hat.


    Korregiert mich, wenn ich was falsches sage. Buddha hat von Anatta (Nicht-Ich) erzählt. Was vielmehr bedeutet, dass du kein absolut individuelles Ich hast. Das schließt für mich aber eine Existens über den Tod hinaus, in welcher Form auch immer, nicht aus. Und schließlich sagt auch Buddha was über die Wiedergeburt :)


    "DIE ANATTA-LEHRE


    Unser sogenanntes individuelles Dasein ist, ebenso wie die gesamte Welt, nichts weiter als ein bloßer Prozeß dieser in den fünf Daseinsgruppen zusammengefaßten, sich unaufhörlich verändernden geistigen und körperlichen Vorgänge. Dieser Prozess war bereits für unermeßliche Zeiten vor dieser unserer augenfälligen Geburt im Gange und wird sich auch nach dem Tode für unermeßliche Zeiten fortsetzen. Die vorhergehenden Texte haben gezeigt, daß diese fünf Daseinsgruppen weder einzeln noch in ihrer Gesamtheit eine wirkliche, in sich bestehende Ich-Einheit (attā) bilden und daß auch außerhalb dieser Gruppen keinerlei Ichheit oder Wesenheit als deren Besitzer zu finden ist. Der Glaube an eine wirkliche und beharrende Ichheit, Persönlichkeit oder an eine "ewige Seele" muß daher angesichts der ausnahmslosen Veränderlichkeit und Bedingtheit alles Geschehens als eine bloße Illusion gelten.


    Gerade wie das, was wir als ,Wagen' bezeichnen, unabhängig von Achsen, Rädern, Deichsel usw. kein Dasein hat; oder wie ,Haus' bloß ein konventioneller Ausdruck (vohāra-vacana) ist für Baumaterialien, die auf eine gewisse Weise zusammengefügt einen Raum ergeben, aber das Haus unabhängig von diesen Dingen nicht da ist: genau so ist das, was wir in konventioneller Weise als ,Wesen, bezeichnen, als Individuum, Person, Ich usw. in Wirklichkeit (paramatthena) bloß ein beständig wechselnder Prozeß geistiger und körperlicher Phänomene und hat an sich keinerlei Existenz.


    Dies ist die berühmte Anatta- oder Nicht-ich-Lehre des Buddha, d. i. die Lehre von der Unpersönlichkeit und Substanzlosigkeit alles Geschehens. Es ist dies die Kernlehre des ganzen Buddhismus, die für das wahre Verständnis und damit auch für die Verwirklichung der Buddha-Lehre unerläßlich ist. Die Anattā-Lehre ist das notwendige Ergebnis der in der Lehre von den Daseinsgruppen (khandha) vollzogenen gründlichen Analyse der Wirklichkeit, die mit den hier gegebenen Texten nur angedeutet werden konnte. Die Anatta-Lehre schließt nicht nur den Gedanken des ,Ich', Sondern auch den des ,Mein' aus; d. h. sie besagt, daß die Daseinsgruppen weder ein Selbst bilden (anattā), noch einem außerhalb ihrer vorgestellten Selbst angehören (anattaniya).


    Über die Khandha-Lehre vgl. Vis. XIV und B.Wtb."
    Zitat aus http://www.palikanon.com/buddh…m#Wahrheit%20vom%20Leiden


    think:

    Hihi, wenn du mich neugierig machen wolltest, dann ist dir das jetzt gelungen ;) ... aber ich glaube, deiner Antwort entnehmen zu dürfen, dass wir uns hier in einem Bereich bewegen, der sich einer rein verstandesmäßigen Betrachtung entzieht und nur durch Erfahrung/Meditation zugänglich ist, sehe ich das richtig?


    Dein Gedankengang gefällt mir.
    Aber man muss hier vielleicht mal ganz klar zwischen meinen persönlichen Erfahrungen/Erlebnissen und der Lehre des Buddha unterscheiden.
    Meine Erfahrungen waren damals fast unabhängig von Buddhas Lehre (ich hatte nur damals den Satz "Der Weg ist in der Veränderung und zwischen allen Gegensätzen" mitgenommen). Es tut mir leid dich neugierig zu machen, aber du es ist vielleicht auch ein guter Punkt, wo du ein Teil deines Leids erkennen kannst, falls du das nicht bereits gemacht hast (wenn du jetzt keine Antwort kriegst, bist du dann unglücklich? Was würde dich Glücklich machen? Nur die Antwort zu erfahren oder gibts da noch einen anderen Weg?).

    Der Weg ist zwischen allen Gegensätzen und in der Veränderung. (Buddha)

  • Hallo! :)


    Vielen Dank für Eure Antworten! :) Sorry, dass ich wieder mit so großer Verspätung antworte, aber ich habe leider nicht immer die Möglichkeit, hier in aller Ruhe zu schreiben :cry: .


    05102008:

    der Buddha lehrte verschiedene Daseinsbereiche, davon auch welche, die unserer Wahrnehmung normalerweise nicht zugänglich sind.


    Oh, das wusste ich gar nicht. Ich seh schon, da muss ich offensichtlich noch viel nachlesen.


    Zitat

    Das heißt aber nicht, dass Leben und Erleben mit dem körperlichen Tod zuende sind, sondern nur, dass es nichts darin gibt, das sich immer gleich bleibt. Der Buddha hat alles, was "unser" gegenwärtiges Leben ausmacht, als Nicht-Ich bezeichnet, und trotzdem gibt es dieses Leben. Die Lehre vom Nicht-Ich hat als solche mit der Leugnung eines Weiterlebens nach dem körperlichen Tod ebensowenig zu tun wie mit der Leugnung des gegenwärtigen Lebens. Die Frage, wer oder was denn weiterleben soll, wenn es kein Ich gibt, liegt auf derselben Ebene wie die Frage, wer oder was denn jetzt gerade lebt, wenn es kein Ich gibt. Abwesenheit von "Ich" bedeutet eben nicht Abwesenheit von (Er)Leben, weder jetzt noch künftig.


    Vielen Dank für die Erklärung! Das klingt sehr logisch. Ich hafte da leider noch viel zu stark an meinem eingeschränkten Schwarz-Weiß-Denken ...


    Sacred:

    Buddha hat von Anatta (Nicht-Ich) erzählt. Was vielmehr bedeutet, dass du kein absolut individuelles Ich hast. Das schließt für mich aber eine Existens über den Tod hinaus, in welcher Form auch immer, nicht aus. Und schließlich sagt auch Buddha was über die Wiedergeburt


    Soweit ich weiß, konnte sich der Buddha ja auch an seine früheren Existenzen erinnern, oder? Oder fällt das eher in den Bereich der frommen Legendenbildung?


    Sacred:

    DIE ANATTA-LEHRE


    Vielen Dank! :) OK., jetzt sehe ich eindeutig klarer. So tiefgründige Betrachtungen bin ich nach meiner erzkatholischen Erziehung nicht gewohnt :lol:. (Sorry, sollte jetzt natürlich keine Herabwürdigung des Katholizismus sein).


    Sacred:

    Es tut mir leid dich neugierig zu machen, aber du es ist vielleicht auch ein guter Punkt, wo du ein Teil deines Leids erkennen kannst, falls du das nicht bereits gemacht hast (wenn du jetzt keine Antwort kriegst, bist du dann unglücklich? Was würde dich Glücklich machen? Nur die Antwort zu erfahren oder gibts da noch einen anderen Weg?).


    Interessanter Punkt, daran hab ich noch gar nicht gedacht ... Um sicherzugehen, dass ich deinen als Frage formulierten Gedankenanstoß richtig verstehe, werde ich mal versuchen, diese Frage zu beantworten ... also, ich denke, dass die Erfahrung des Leides keinem Lebewesen auf dieser Welt erspart bleibt. Soweit ich weiß, sind mit Dukkha auch mildere Formen des Leidens gemeint, z.B. das Erleben der eigenen Unzulänglichkeit etc. So gesehen - ja, natürlich empfinden Menschen (inklusive meiner Person) bei offenen Fragen eine gewisse (leidvolle) Unsicherheit. Allerdings wäre dieses Leiden ja erst beendet, wenn ALLE Fragen beantwortet wären, was aber gar nicht möglich ist, da sich ja bekanntlicherweise nach jeder Antwort eine neue Frage auftut. Also MUSS ein anderer Weg gefunden werden, weil das Frage-Antwort-Spiel nie zur Erlösung führen wird. Habe ich das richtig verstanden?


    Andererseits denke ich aber, dass auch simple Wissenserweiterung den Menschen weiterbringen kann. Die Erleuchtung wird er durch die (naturwissenschaftliche) Erforschung des Universums sicher nicht erreichen, aber Wissen formt den Geist ja auch und macht ihn auf eine gewisse Weise reifer bzw. erweitert den Horizont, oder? Z.B. habe ich kürzlich einen (zugegebenermaßen sehr populärwissenschaftlichen, aber für mich mangels Bildung trotzdem interessanten) Artikel über Quantenphysik gelesen, der an meinem vorhin erwähnten eingeschränkten Schwarz-Weiß-Weltbild gerüttelt und meinen Blickwinkel für Phänomene, die ich früher als "zu esoterisch/unmöglich" abgetan hätte, doch ein wenig geöffnet hat.


    Hmmm ... kompliziertes Thema. Wenn Buddha von Wissen und Unwissenheit spricht, meint er damit aber wohl doch etwas anderes, oder?


    Liebe Grüße
    think

  • Hallo, think.


    think:

    Interessanter Punkt, daran hab ich noch gar nicht gedacht ... Um sicherzugehen, dass ich deinen als Frage formulierten Gedankenanstoß richtig verstehe, werde ich mal versuchen, diese Frage zu beantworten ... also, ich denke, dass die Erfahrung des Leides keinem Lebewesen auf dieser Welt erspart bleibt. Soweit ich weiß, sind mit Dukkha auch mildere Formen des Leidens gemeint, z.B. das Erleben der eigenen Unzulänglichkeit etc. So gesehen - ja, natürlich empfinden Menschen (inklusive meiner Person) bei offenen Fragen eine gewisse (leidvolle) Unsicherheit. Allerdings wäre dieses Leiden ja erst beendet, wenn ALLE Fragen beantwortet wären, was aber gar nicht möglich ist, da sich ja bekanntlicherweise nach jeder Antwort eine neue Frage auftut. Also MUSS ein anderer Weg gefunden werden, weil das Frage-Antwort-Spiel nie zur Erlösung führen wird. Habe ich das richtig verstanden?


    Ja. Man kann das auf unterschiedliche Weise auslegen. Für mich persönlich liegt da der Kernpunkt darin, dass man auch Glücklich wird, ohne in der Lage zu sein und auch tatsächlich ohne dies zu erfahren. Jedoch ist dieser Zustand ein Teil dessen welcher nötig ist um jenes zu erfahren. Nur wird man das dann noch brauchen? :) Vermutlich wird es nicht verkehrt sein jenes zu wissen, jedoch ist der Zustand der Glückselligkeit im Bezug auf diesen Gegenstand notwendig, da es um Glückselligkeit geht und nicht um Spielerein mit diesem Gegenstand.


    think:

    Andererseits denke ich aber, dass auch simple Wissenserweiterung den Menschen weiterbringen kann.


    Wissenserweiterung gibt durch das Hören/Lesen von anderen und durch eigene Erfahrungen. Bei eigenen Erfahrungen, ist meiner Ansicht nach, vor allem eine gewisse Art von "Nicht-Nachdenken", sondern z.B. nur schauen, beobachten, Gefühle ignorieren o.ä., wichtig. So ähnlich wie ein trübes Wasser klar werden lassen... manche Sachen werden auch eher auf einen zukommen, als dass man diese Bewusst hervorruft.


    think:

    Die Erleuchtung wird er durch die (naturwissenschaftliche) Erforschung des Universums sicher nicht erreichen, aber Wissen formt den Geist ja auch und macht ihn auf eine gewisse Weise reifer bzw. erweitert den Horizont, oder? Z.B. habe ich kürzlich einen (zugegebenermaßen sehr populärwissenschaftlichen, aber für mich mangels Bildung trotzdem interessanten) Artikel über Quantenphysik gelesen, der an meinem vorhin erwähnten eingeschränkten Schwarz-Weiß-Weltbild gerüttelt und meinen Blickwinkel für Phänomene, die ich früher als "zu esoterisch/unmöglich" abgetan hätte, doch ein wenig geöffnet hat.


    Ob du in dich hineinschaust und etwas siehst oder nach Außen schaust und IN DIR etwas siehst, wo ist da der unterschied? Ich denke, dass wenn durch Nach-Außen-Schauen etwas zufällig in dir siehst und wissen gewinnst, dass das ok ist. Aber wenn du nicht weiß welcher äußerer Gegenstand dich in deinem inneren Weg weiter bringt, was willst du dann tun? Aber, wenn du nach Innen schaust, dann musst du nichts suchen. Soweit meine derzeitige Ansicht.


    think:

    Hmmm ... kompliziertes Thema. Wenn Buddha von Wissen und Unwissenheit spricht, meint er damit aber wohl doch etwas anderes, oder?


    Ich bin kein absoluter Kenner der Lehre des Buddha und kann nur mein WIssensstand vermitteln. Aber Unwissenheit kann auch Dukha sein, wie du richtig erkannt hast.


    Ich hoffe, ich konnte dir weiter helfen.

    Der Weg ist zwischen allen Gegensätzen und in der Veränderung. (Buddha)

  • Moin Think,

    Zitat

    Z.B. habe ich kürzlich einen (zugegebenermaßen sehr populärwissenschaftlichen, aber für mich mangels Bildung trotzdem interessanten) Artikel über Quantenphysik gelesen, der an meinem vorhin erwähnten eingeschränkten Schwarz-Weiß-Weltbild gerüttelt und meinen Blickwinkel für Phänomene, die ich früher als "zu esoterisch/unmöglich" abgetan hätte, doch ein wenig geöffnet hat.


    http://www.philosophia-online.de/mafo/heft2007-5/Koh_Nag.htm


    http://www.deutschesfachbuch.d…etail.php?isbn=3893854630
    Ich habe dieses Buch gerne gelesen.


    Zitat

    Wenn Buddha von Wissen und Unwissenheit spricht, meint er damit aber wohl doch etwas anderes, oder?


    Wissen wird meist im Sinne von Weisheit gebraucht. Das schließt Buchwissen nicht aus, umfasst jedoch deutlich mehr.
    Nichtwissen ist Verblendung.

      Verblendung ist nicht die völlige Abwesenheit von Wissen, sondern ein falsches Verständnis von Wirklichkeit; ein irrtümliches Wissen. Diese Wahrnehmung der Wirklichkeit als etwas anderes als man selbst nennt man Verblendung oder Unwissenheit (avidyā oder ajnāna). Verblendung wird im Buddhismus unterschiedlich verstanden. Im Zusammenhang mit dem Frühbuddhismus ist Verblendung das Nichtwissen der vier edlen Wahrheiten; sie ist auch die erste Station in der Kette des abhängigen Entstehens und die Wurzel der relativen Existenz.
      Für die Vaibhāsika und die Sautrāntika Systeme, besteht sie darin, den vielfältigen und kurzlebigen Daseinsfaktoren, Einheit und Dauerhaftigkeit zuzuschreiben.
      Die Sicht der Vedāntins ist das Gegenteil der Vaibhāsika – Sautrāntika Position. Für den Advaita Vedāntin ist die Wirklichkeit unveränderlich rein und Verblendung ist die Überlagerung des Absoluten durch Unterschiede wie z.B. die Vorstellung eines getrennten Ich. Für den Vijnānavādin ist Verblendung die Vorstellung von Objekten die außerhalb und unabhängig vom nichtdualen Bewusstsein bestehen. Und für das Mādhyamika System ist die absolute Wirklichkeit unbestimmt, nicht ausdrückbar und jeder Versuch sie als Sein, Werden, Bewusstsein, usw. zu bezeichnen ist Verblendung. Mit anderen Worten beinhaltet Verblendung das Erzeugen von Ansichten über das Absolute, welches letztendlich unbedingt und leer ist.


    Das habe ich aus diesem Buch:
    "Yoga Tantra Theorie und Praxis im Licht des Hevajra Tantra"


    Na, ist die Verwirrung jetzt komplett oder fehlt noch was? :lol:


    Alles Liebe,
    Ji'un Ken

  • Sacred:

    Für mich persönlich liegt da der Kernpunkt darin, dass man auch Glücklich wird, ohne in der Lage zu sein und auch tatsächlich ohne dies zu erfahren. Jedoch ist dieser Zustand ein Teil dessen welcher nötig ist um jenes zu erfahren. Nur wird man das dann noch brauchen? :) Vermutlich wird es nicht verkehrt sein jenes zu wissen, jedoch ist der Zustand der Glückselligkeit im Bezug auf diesen Gegenstand notwendig, da es um Glückselligkeit geht und nicht um Spielerein mit diesem Gegenstand.


    Aaah, jetzt ist alles klar! Vielen Dank für deine Geduld!


    think:

    So ähnlich wie ein trübes Wasser klar werden lassen...


    Oh, das ist aber ein sehr schönes Bild! Für uns hektische Westler ist das Warten ja manchmal wirklich sehr schwierig ... wenn ich dein Bild gleich verwenden darf - da wird umgerührt und geschüttelt und wieder umgerührt, und dann wundert man sich, wieso das Wasser nicht endlich klar wird, obwohl man doch so viel versucht und sich so angestrengt hat ... ;)


    Sacred:

    Ich hoffe, ich konnte dir weiter helfen.


    Ja, sehr sogar! Vielen Dank! :)


    Ji'un Ken:


    Ooooh, danke!! Das hat meine nächste Frage direkt vorweggenommen. Wollte nämlich schon fragen, ob Euch da auch gewisse Parallelen aufgefallen sind ... *gg*


    Zitat

    Na, ist die Verwirrung jetzt komplett oder fehlt noch was? :lol:


    :lol: Ja, Verwirrung komplett! Nein, war nur ein Scherz. Ihr habt mir wirklich sehr weitergeholfen! Vielen Dank! Ist wirklich ein ganz tolles Forum hier, ich hoffe, ich kann mich irgendwann für eure Hilfe und Freundlichkeit revanchieren. Und auch vielen Dank für den interessanten Text über Verblendung. Oft fehlen einem einfach die Begriffe, um diffuse Gedanken richtig einzuordnen. Ich sehe mehr und mehr, dass der Buddhismus ein sehr guter Weg für mich ist.


    Liebe Grüße
    Think