Wie man sich freundlich verhält, wenn man sich nicht freun..

  • ...dlich fühlt... ?


    Ich bin kein besonders guter Schauspieler und bin somit immer auf der Suche nach geschickten Vorgehensweisen in solche Fällen.


    Meine geschickteste bisher ist, einfach die Klappe zu halten, wenn ich eh nichts liebevolles von mir geben werde. Das funktioniert auch schon ganz gut, nur wird man dann eben auch sehr oft sehr schweigsam ;)


    Wie geht ihr vor?

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ich versuche in Situationen, in denen ich entweder generell "miesepetrig" gestimmt bin oder in denen ich in Bezug auf andere Menschen nicht ganz so freundliche Gefühle habe, mich -und sei es nur für ein ganz paar Minuten- zurückzuziehen und zu spüren, was genau ich fühle und wie diese Gefühle entstanden sind. Meistens hilft mir dies schon, meine Gefühle mit Abstand wahrzunehmen - ich kann dann meinen Mitmenschen gelassener gegenübertreten; entweder durch nicht reagieren (also z.B. "Klappe halten") oder durch bewussteres Reden/Handeln. Da ich generell (leider) nicht sehr schweigsam bin, dürfte es von meiner Umwelt auch nicht als negativ gewertet werden, wenn ich mal etwas ruhiger nach außen auftrete....


    Ich arbeite aber vor allem auch noch daran, das Auftreten "unfreundlicher" Gefühle noch rechtzeitiger zu bemerken, damit diese sich nicht so "auftürmen" können. Dies bedeutet aber, den Alltag achtsam zu leben - für mich in vielen Situationen immer wieder eine Herausforderung!


    LG peema

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  • Guten Morgen Geronimo,
    Schweigen ist sicher erstmal das Beste. Allerdings kann dies auch dann als kalt empfunden werden. Deshalb ist es sicher wichtig, herauszufinden, was mich unfreundlich fühlen lässt. Es ist ja nicht das Äußere, sondern da ist eine Resonanz, die in mir dieses Gefühl "hochholt". Bin ich sauer auf etwas bei den Anderen, was ich an mir selbst abgespalten habe und deshalb schwer erkenne? Das herauszufinden, ist wiederum ein befreiender Akt - wenn auch schmerzlich.


    Bei mir geht es zur Zeit um Trauer. Gerade darin mache ich wieder Erfahrungen durch, die Jahrzehnte auf Erlösung warten. Heute Nacht wurde mir ein buddhistischer Text nochmal besonders klar, in dem darauf hingewiesen wird, wieviel Mut man braucht, um diese dunklen, abgespaltenen Seiten offenzulegen und anzuschauen. Aber ich bin zuversichtlich, weil ich weiß, dass nur Befreiung auf mich wartet, und die Fähigkeit, anderen offen und liebevoll gegenüberzutreten.


    _()_ Monika

  • Danke, der Thread kam genau richtig!


    Habe heute Nachmittag einen sehr wichtigen Termin, der mich im Moment bereits nervlich total fertig macht.

    Zitat

    Bei mir geht es zur Zeit um Trauer. Gerade darin mache ich wieder Erfahrungen durch, die Jahrzehnte auf Erlösung warten.

    <--- ebenso!
    Werde jetzt versuchen mich vorzubereiten - sprich: aufs Kissen!


    Euch allen und auch mir selbst: Friede im Herzen!

    Einmal nur noch möcht ich wandern, in der großen Wanderschaft,
    Einsam, ohne einen andern, bis verhaucht die letzte Kraft.
    Sterbend möcht den Blick ich lenken auf das Schneeland himmelhoch,
    Sterbend noch des Lehrers denken und der Lehre, die nie trog.

  • lieber geronimo,


    zum lächeln zwingen musst du dich nun nicht gerade. das klingt nach dem ( esoterischen ) zwang zum positiven denken.
    dadurch wirst du dir nur untreu. ich glaube, wir müssen sogar erstmal authentizismus lernen, zu dem zu stehen was in uns ist - um dann weiter zu gehen.
    man kann nur ein starkes ego transzendieren, schwache neigen zu passivität, masochismus und kompensation.
    wir verdrängen negative empfindungen dann ins unbewußte, es ist aber wichtig sie im licht des bewußtseins zu haben.
    es ist aber ein gutes zeichen, daß du dein "neutrales" schweigen als unangenehm empfindest, daß heißt, du bist nicht bereit es zu kultivieren.


    durch die aufmerksamkeit auf diese unfreundlichen gefühle und ihre freundliche akzeptanz kannst du nicht nur herausbekommen wo ihre wurzeln liegen -
    nämlich meist in angst ( vor zuviel nähe, vor verletzung usw. ) - gleichzeitig verfällst du ihnen nicht.
    durch die "schau" an sich, durch das betrachten, kommen freundliche gefühle
    ganz natürlich. je tiefer desto mehr.
    natürliche freundlichkeit und mitgefühl sind nämlich anfanglose aspekte der geistesnatur selbst.


    buddha hat gesagt: schau auf deine gedanken, gefühle und empfindungen wie ein mutter auf das kind das sie liebt.
    das heißt: mitgefühl mit sich selbst zu haben. dann kann man erst mitgefühl mit anderen haben.
    hinter allen unfreundlichen gedanken steckt furcht und eigene unerfüllte bedürfnisse.
    das ist nichts negatives. es ist was es ist.

  • meine besten Freunde schätze ich grade deshalb, weil sie sich nicht freundlich geben wenn sie schlecht gelaunt sind. Für mich ist Authentizität eine wertvolle Eigenschaft. Künstlich gut gelaunte Menschen find ich unangenehmer. Ein Mensch darf ruhig mufflig sein, dagegen habe ich gar nichts. Natürlich bin ich auch nicht immer authentisch. Grad wenn ich unsicher bin, versuche ich mein Inneres zu kaschieren. Geht vermutlich jedem so.


    gruß
    maus