Die Bereitschaft sich Dukkha anzusehen

  • Hallo,
    ich wollte mal eine Erkenntnis teilen, die für mich sehr wichtig war, und auch die Meditation im Alltag unheimlich vereinfacht. Man braucht dafür eigtl. dann kaum noch ein Sitzkissen.


    Und zwar geht es darum sich seinen unangenehmen Gefühlen zu stellen. Ich hab jahrelang so meditiert, dass ich vor diesen eher geflohen bin.
    Durch ein intensives Ereignis bin ich dann dazu gekommen, dass es wichtig ist sich seinen unangenehmen Erfahrungen im Alltag innerlich zu stellen und sie so lange anzugucken und im Schmerz zu verweilen, bis sie wieder verschwinden.


    Dukkha ist das einfachste, aber auch schwerste Meditationsobjekt. Es braucht meiner Meinung nach die Sturrheit und Beharrlichkeit eines fortgeschrittenen Meditierenden, weil die Tendenz davor sofort(!) wieder wegzulaufen sehr stark ist.
    Angucken - weglaufen - Angucken - weglaufen..


    Wenn man das sehr beharrlich tut, wird man aber eine grundlegende Weisheit hinter dem eigenen Leiden entdecken, die einen komplett transformiert. Sie verändert einen.


    Meditieren und tolle Zustände erreichen ist völlig sinnlos und führt nicht wirklich zu persönlicher Entwicklung. Im Gegenteil, kann diese Art der Meditation auch nur eine Unterdrückung und ein Weglaufen sein.


    Seid ihr bereit euch eurem Leiden zu stellen? Euren Ängsten? Eurer Wut? Eurer Ignoranz?
    Seht ihr euch das ganz genau an, wenn es da ist - oder lauft ihr weg?
    Diese unangenehmen Emotionen im Geist & Körper zu spüren und ihnen Raum zu geben ist elementar wichtig.


    Ganz praktisch ausgeführt, ist man immer mit einem Teil der Achtsamkeit im Körper, wenn an diese innere Bereitschaft entwickelt hat sich allem unangenehmen zu stellen, wenn es erscheint - denn es erscheint ständig. Es braucht dafür keine ermüdenden Konzentrationsübungen - nur diese Bereitschaft.


    Setzt euch hin und schaut euch euer Leiden an. Von morgens bis abends. Mehr braucht es nicht. Wenn ihr es nicht sehen könnt, müsst ihr nur genauer hingucken. Es ist häufig verdeckt durch Stumpfheit und jahrzehntelangen weglaufens. Viel Erfolg auf dem dann beginnenden Weg der psychischen & körperlichen Heilung.

  • Zitat

    Diese unangenehmen Emotionen im Geist & Körper zu spüren und ihnen Raum zu geben ist elementar wichtig.


    Wenn man das sehr beharrlich tut, wird man aber eine grundlegende Weisheit hinter dem eigenen Leiden entdecken, die einen komplett transformiert. Sie verändert einen.


    :like:

  • es ist die selbe weisheit die sich dort offenbart. das ist ja das besondere an "meiner" erkenntnis. es ist doch viel simpler, als ich dachte: angucken, was da ist - aber auch wirklich ALLES.


    der unterschied macht die intention aus. deshalb ja: bist du bereit dich dem komplett zu stellen, was dir widerfährt - oder eben doch noch nicht?
    partielle achtsamkeit hat nicht diesen transformativen aspekt.


    ich rate euch nur: guckt euch eure tendenz an, vor dem leiden wegzulaufen. meiner meinung nach reicht das schon, wenn man es nicht tut und sich ihm stellt.
    für mich war das der fehlende schlüssel für echte achtsamkeitspraxis. seit dem verändert sich mein wesen ziemlich radikal und schnell.


    zu den zitaten: ich kenne die auch, aber vielleicht sind wir hier im westen einfach andere menschen als die tibeter im mittelalter. evtl. sind die leute damals viel weniger von ihren erfahrungen weggelaufen - sie hatten ja auch keine ablenkgesellschaft. das kann damit zusammen hängen.


    ich bin mir auch sicher, dass das jetzt nicht auf alle zutrifft. aber ich bin mir fast sicher, dass es hier auch leute gibt, die meditation als ablenkungen betreiben ala: ich fühle mich schlecht, ich sollte meditieren. (oder: ich sollte jetzt meditieren, damit es mir gut geht) für die ist dieser thread :D

    2 Mal editiert, zuletzt von raterz ()

  • Als ich diese Übungen gemacht habe habe ich mich einen Dreck um irgendwelche Lehrmeinungen gekümmert. Das sind alles nur Berichte von irgendjemanden und für mich vollkommen sinnlos, nicht-verständlich. Erst wenn es geschafft ist wird die Lehre verständlich aber dann treffe ich nur auf Leute der Lehre die keinen blassen Schimmer haben von deren Bedeutung. Sie wollen auch nicht wissen was sie wirklich ist denn das würde all ihr Suchen und Finden in Frage stellen, lieber Dukkha, als die unerträgliche Leichtigkeit des Seins erleben.

  • Und noch etwas:


    Für mich sind das zwei verschiedene Praktiken. Einmal das auf die Leerheit meditieren, was zu einer starken Glückseligkeit führen kann.
    Das andere ist gar nichts tun, sondern nur den Moment zu Moment des eigenen Leidens wahrnehmen und dort tiefer eintauchen, bis dieses anfängt sich zu transformieren, um eine eigene Erkenntnis zu offenbaren, die wiederum die Psyche verändert. Dadurch entsteht bei mir auch eine starke Präsenz im eigenen Körper mit verschwindenen Geanken - allerdings alles ohne Anstrengung, außer dem Willen die Intention aufrecht zu halten der aufkommenden Erfahrung nicht aus dem Weg zu gehen.


    Könnte gut sein, dass beides miteinander in Zusammenhang steht. Weiß ich nicht. Aber vielleicht nützt irgendwem ja das, was ich hier schreibe für die eigene Praxis.

  • raterz:

    Und noch etwas:


    Für mich sind das zwei verschiedene Praktiken. Einmal das auf die Leerheit meditieren, was zu einer starken Glückseligkeit führen kann.
    Das andere ist gar nichts tun, sondern nur den Moment zu Moment des eigenen Leidens wahrnehmen und dort tiefer eintauchen, bis dieses anfängt sich zu transformieren, um eine eigene Erkenntnis zu offenbaren, die wiederum die Psyche verändert. Dadurch entsteht bei mir auch eine starke Präsenz im eigenen Körper mit verschwindenen Geanken - allerdings alles ohne Anstrengung, außer dem Willen die Intention aufrecht zu halten der aufkommenden Erfahrung nicht aus dem Weg zu gehen.


    Könnte gut sein, dass beides miteinander in Zusammenhang steht. Weiß ich nicht. Aber vielleicht nützt irgendwem ja das, was ich hier schreibe für die eigene Praxis.

    Das auf die Leerheit meditieren ist ein Glückseligkeit Auslöser. Diese ist als Täuschung zu betrachten und wenn sie dadurch wie eine Wolke verschwunden ist kommt es darauf an sich ganz den Sinnesobjekte zu widmen. Sie wahrnehmen, sie erkennen, die Sinnesobjekte als wirklich zu erkennen wenn sie keinerlei Gedankenverbindungen auslösen. Da kommt es dann zu der Wahrnehmung das nicht wahrgenommen wird sonder es ist ein nur noch sein in den Sinnesobjekten und ihrer Erscheinung. Allwisssenheit die nichts mehr wissen will, besser kann. Keine Beweise oder Prüfung braucht.
    Dukkha ansehen ist die Sinnesobjekte erkennen und begreifen das sie niemals Dukkha sind, das sie erst Dukkha werden wenn sie in Gedankenverbindungen verwoben werden.

  • raterZ:

    Zitat

    Das andere ist gar nichts tun, sondern nur den Moment zu Moment des eigenen Leidens wahrnehmen und dort tiefer eintauchen, bis dieses anfängt sich zu transformieren, um eine eigene Erkenntnis zu offenbaren, die wiederum die Psyche verändert. Dadurch entsteht bei mir auch eine starke Präsenz im eigenen Körper mit verschwindenen Geanken - allerdings alles ohne Anstrengung, außer dem Willen die Intention aufrecht zu halten der aufkommenden Erfahrung nicht aus dem Weg zu gehen.


    Rechte Erkenntnis, rechte Achtsamkeit, rechte Weisheit. Geil, wa ?! Und nun sei man schön auf der Hut. Wenn Nibbana dein Ziel ist, betrachte dies alles nicht als deine Fähigkeit, als dein Vermögen.

  • raterz:


    Dukkha ist das einfachste, aber auch schwerste Meditationsobjekt.


    Man braucht dafür eigtl. dann kaum noch ein Sitzkissen.


    Und zwar geht es darum sich seinen unangenehmen Gefühlen zu stellen. Ich hab jahrelang so meditiert, dass ich vor diesen eher geflohen bin.
    Durch ein intensives Ereignis bin ich dann dazu gekommen, dass es wichtig ist sich seinen unangenehmen Erfahrungen im Alltag innerlich zu stellen und sie so lange anzugucken und im Schmerz zu verweilen, bis sie wieder verschwinden.


    Hi Raterz,
    dem stimme ich voll und ganz zu, denn so praktiziere ich auch seit Jahren. Und es ist immer sofort abrufbar, er-lösbar. Und Dukha nimmt gar nicht erst große Fahrt auf und verschwindet schneller.


    Zitat

    Meditieren und tolle Zustände erreichen ist völlig sinnlos und führt nicht wirklich zu persönlicher Entwicklung. Im Gegenteil, kann diese Art der Meditation auch nur eine Unterdrückung und ein Weglaufen sein.


    Genau!


    Zitat

    Ganz praktisch ausgeführt, ist man immer mit einem Teil der Achtsamkeit im Körper, wenn an diese innere Bereitschaft entwickelt hat sich allem unangenehmen zu stellen, wenn es erscheint - denn es erscheint ständig. Es braucht dafür keine ermüdenden Konzentrationsübungen - nur diese Bereitschaft.


    Da es ständig erscheint, ist die Achtsamkeit auch entsprechend hoch.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • raterz:

    es ist die selbe weisheit die sich dort offenbart. das ist ja das besondere an "meiner" erkenntnis. es ist doch viel simpler, als ich dachte: angucken, was da ist - aber auch wirklich ALLES.


    Ja, die Wahrheit ist simpel. :grinsen:


    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Genau. der Buddha hat bekanntlich den mittleren Weg
    gelehrt zwischen Schmerzensaskese und Genuß.
    Man muß sich also nicht extra dem Leiden bewußt aussetzen,
    das sein sinnlos aber auch nicht dem Genuß hingeben.
    Das heißt sich nicht den Leidigen und freudigen Gefühlen
    hingeben. Trotzdem soll man das Leiden in allen Dingen erkennen.
    Und natürlich muß er auf dem Wege die Fesselung an Wohl und
    Wehe und schmerzhafte Gefühlen überwinden was nicht leicht ist.