sexuelle Anziehung/Begehren

  • Liebe Mitpraktizierende!
    Zentrales Anliegen des Buddhismus ist ja alle Begierden loszulassen. Eine Grundlage der buddhistischen Ethik ist auch Gleichmut, der auch als „Nicht-Unterscheidung“ bezeichnet wird. Daraus würde ich schlussfolgern: Wenn ich mit dem „buddhistischem Blick“ auf einen männlichen oder weiblichen Körper schaue, da überhaupt keine Anziehung ist. Warum ist da keine Anziehung? Weil ich die Körper nicht nach meinen persönlichen Vorlieben unterscheide. Wenn ich mit „buddhistischem Blick“ auf einen Frauenkörper schaue, sehe ich Haut, Frauenbrust, Schamhaare. Wenn ich mit „buddhistischem Blick“ auf einen Männerkörper schaue: Sehe ich Penis und Männerbrust. Daraus ergibt sich aber noch keine Anziehung. Oder?


    Die Frage ist nun woraus ergibt aus buddhistischer Sicht sexuelle Anziehung/Begehren? Ist es die Summe von Erfahrungen und Bewertungen? Oder ist es ein rein biologisches Phänomen?


    Freue mich über Antworten.


    LG Prathiba

  • Normalerweise ist da Anziehung/Begehren "von Natur aus":



    Aber diese Anziehung lässt sich durch bestimmte Praxis überwinden, beispielsweise:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Sorry, vielleicht habe ich die Frage nicht eindeutig gestellt, denn in Deiner Antwort, finde ich nicht die Antwort , sie ich suche :o


    Die Frage ist: Woher kommt aus buddhistischer Sicht die sexuelle Anziehung? Wie ist sie zu erklären? Aus der Erfahrung? Aus der Bewertung? Oder aus biologischen Vorgängen :?::?:

  • Zitat prathiba:

    Zitat

    Sorry, vielleicht habe ich die Frage nicht eindeutig gestellt, denn in Deiner Antwort, finde ich nicht die Antwort , sie ich suche


    Ich hätte auch so geantwortet wie Elliot. Es gibt die von Natur vorhandene Sexualität. Um nicht von den Arammana "versklavt zu werden", muss man diese lernen zu beherrschen, siehe http://www.dhammatalks.net/Ger…Bhikkhu-Sinnenobjekte.pdf

  • prathiba:

    Sorry, vielleicht habe ich die Frage nicht eindeutig gestellt, denn in Deiner Antwort, finde ich nicht die Antwort , sie ich suche :o


    Die Frage ist: Woher kommt aus buddhistischer Sicht die sexuelle Anziehung? Wie ist sie zu erklären? Aus der Erfahrung? Aus der Bewertung? Oder aus biologischen Vorgängen :?::?:


    Ach so.


    Tatsächlich wäre die Antwort dann wohl "aus der Gewöhnung":



    Aber eigentlich ist es in diesem Fall wohl hauptsächlich die biologische Komponente, die die Anziehung bewirkt, sie ist sozusagen "veranlagt" zusammen mit der sechsfachen Sinnesgrundlage. Mir ist aber kein Zitat bekannt, aus dem das deutlich hervorgeht.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Heute morgen saß mir gegenüber eine attraktive Frau in der Bahn. Ich habe sie kurz bemerkt, ohne anzuhaften. Meine Meditation begonnen - wie immer. Sie nicht beachtet. Beim Aussteigen habe ich sie nicht angeschaut. Gewohnheitsmuster können auch bewusst gebrochen werden. Alles eine Frage des Trainings des Geistes.

  • Ja darauf zielte meine Frage ab, ob Heterosexualität und Homosexualität vielleicht doch nur Gewohnheitsmuster sind?


    Ich habe heute morgen mit jemandem gesprochen, der sagte er würde sich nicht zu Geschlechtern hingezogen fühlen, sondern zu Menschen. Die Geschlechtsorgane von Mann und Frau wären identisch und hätten dieselbe Erregbarkeit. Biologisch wäre der Penis des Mannes eine ausgestülpte Scheide.


    Im Grunde eine sehr buddhistische "nicht unterscheidende" Einstellung, oder?


    Aber sexuelle Anziehung ist doch nicht rein durch den Geist lenkbar oder? Deshalb nochmal die Frage, woher stammt sie genau? Wie seht ihr das? :o

  • prathiba:

    Aber sexuelle Anziehung ist doch nicht rein durch den Geist lenkbar oder?


    Sicher ? :D

  • prathiba:

    Ja darauf zielte meine Frage ab, ob Heterosexualität und Homosexualität vielleicht doch nur Gewohnheitsmuster sind?


    Das ist ja noch wieder eine andere Frage. Sexuelle Orientierung ist eine Sache, sexuelle Anziehung eine andere Sache. Ob jemand eher heterosexuell, homosexuell, bisexuell ist ... das ist denke ich eher Veranlagung als Gewöhnung. Aber auch dazu ist mir kein Zitat bekannt.


    prathiba:

    Aber sexuelle Anziehung ist doch nicht rein durch den Geist lenkbar oder?


    Dazu allerdings ist mir ein Zitat bekannt:


    Zitat

    "Sogar wenn ein edler Schüler der Wirklichkeit entsprechend mit angemessener Weisheit deutlich gesehen hat, wie wenig Befriedigung die Sinnesvergnügen bieten, aber wieviel Leid und wieviel Verzweiflung, und wie groß die Gefahr ist, die in ihnen steckt; solange er nicht die Verzückung und Glückseligkeit erlangt, die von Sinnesvergnügen abgetrennt sind, abgetrennt von unheilsamen Geisteszuständen, oder etwas noch friedvolleres, so lange mag er noch zu Sinnesvergnügen hingezogen werden. Aber wenn ein edler Schüler der Wirklichkeit entsprechend mit angemessener Weisheit deutlich gesehen hat, wie wenig Befriedigung die Sinnesvergnügen bieten, aber wieviel Leid und wieviel Verzweiflung, und wie groß die Gefahr ist, die in ihnen steckt; und wenn er die Verzückung und Glückseligkeit erlangt, die von Sinnesvergnügen abgetrennt sind, abgetrennt von unheilsamen Geisteszuständen, oder etwas noch friedvolleres, dann wird er nicht mehr zu Sinnesvergnügen hingezogen."


    (MN 14)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Sherab Yönten:

    Heute morgen saß mir gegenüber eine attraktive Frau in der Bahn. Ich habe sie kurz bemerkt, ohne anzuhaften. Meine Meditation begonnen - wie immer. Sie nicht beachtet. Beim Aussteigen habe ich sie nicht angeschaut. Gewohnheitsmuster können auch bewusst gebrochen werden. Alles eine Frage des Trainings des Geistes.


    Genau das ist ja auch wohl der Grund, warum eine menschliche Geburt etwas Besonderes ist. Nur der Mensch ist in der Lage, dieses Training durchzuführen.


    Die Frage von Prathiba,


    Zitat

    Woher kommt aus buddhistischer Sicht die sexuelle Anziehung? Wie ist sie zu erklären? Aus der Erfahrung? Aus der Bewertung? Oder aus biologischen Vorgängen


    ist eindeutig mit "natur-bedingt" zu beantworten, sonst würden wir uns ja nicht fortpflanzen. Dazu brauche ich doch nur die Tierwelt zu beobachten, besonders in der Paarungszeit.
    Deshalb spricht ja auch der Buddha davon, dass dieses durch bestimmte Praxis zu überwinden ist.


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • prathiba:

    Ja darauf zielte meine Frage ab, ob Heterosexualität und Homosexualität vielleicht doch nur Gewohnheitsmuster sind?


    Ich habe heute morgen mit jemandem gesprochen, der sagte er würde sich nicht zu Geschlechtern hingezogen fühlen, sondern zu Menschen. Die Geschlechtsorgane von Mann und Frau wären identisch und hätten dieselbe Erregbarkeit. Biologisch wäre der Penis des Mannes eine ausgestülpte Scheide.


    Im Grunde eine sehr buddhistische "nicht unterscheidende" Einstellung, oder?


    Unsinn.


    prathiba:

    Aber sexuelle Anziehung ist doch nicht rein durch den Geist lenkbar oder? Deshalb nochmal die Frage, woher stammt sie genau?


    Aus dem Genitalbereich.

  • Sherab Yönten:

    Heute morgen saß mir gegenüber eine attraktive Frau in der Bahn. Ich habe sie kurz bemerkt, ohne anzuhaften. Meine Meditation begonnen - wie immer. Sie nicht beachtet. Beim Aussteigen habe ich sie nicht angeschaut. Gewohnheitsmuster können auch bewusst gebrochen werden. Alles eine Frage des Trainings des Geistes.


    Jetzt gehen wir auf den Herbst zu und die Kleider der Frauen nehmen wieder etwas mehr länge an. Dann wird das Bahnfahren zur Arbeit und nach Hause einfacher ;-). Ich mache nach 20-30 Minuten meditieren in der Bahn die Augen auf und sie sind weg. Der Platz vor mir ist völlig leer. Das führt mir richtig vor Augen, dass das Ganze mit den schönen Frauen nur ein Spuk vor, der meine Gedanken verursacht hat. Um Mitgefühl entwickeln zu können muss man statt der Kurven den Menschen sehen können. In der Bahn zu meditieren ist eine gute Übung, finde ich.


    Was die Leute in der Bahn und an den Bahnsteigen, wenn der Zug einfährt, an ihren Handies kleben. Es ist eine Katastrophe! Und es sind nicht die Teenies, die es nie anders gekannt haben, sondern auch die über 30 und über 40. Aber wir waren ja beim Thema Sex...

  • Gute Frage.
    Es ist beides, aus meiner Sicht.
    Natürlich gibt es auch bei dem, worauf man steht Konditionierungen.
    Und auch ein natürlich gegebenes Begehren.
    Wo genau die Grenze verläuft, kann jeder für sich rausfinden - und dann verändert sie sich auch noch andauernd :lol:
    Begehren verändert sich im Laufe der Lebensphasen, Konditionierungen baut man evtl. ab, neue können entstehen.

  • Samten:

    anhaften am "NIcht-anhaften" heisst für mich vor allem eines: "Aktive Selbst-Täuschung".....


    Und worauf bezieht sich das ?
    Evtl. Auf das Ausgangsposting?
    Oder worauf?


    Oder reden jetzt mal wieder alle munter aneinander vorbei?


    Fragen über Fragen...

  • Frank1:


    Ich denke der Anziehung zu widerstehen, ist Zeitverschwendung.


    Good posting ... :P Sieht man ja, was der Zölibat anrichtet, da versuchen einige, ihrer eigenen Natur davonzurennen. Und schaffen damit neues Leid. Geht man verantwortungsbewusst mit dieser Anziehung um, bereichert es das Leben und man erhält Einsichten, die ohne eigene Erfahrungen so nicht zu haben sind.
    Und schaue ich eine hübsche Frau an, tue ich das nicht mit einem "buddhistischen Blick," sondern ich schaue einfach. So einfach ist das.
    Was ist eigentlich ein buddhistischer Blick? :badgrin: Dieses permanente Streben nach Vollkommenheit belastet den Geist, anstatt ihn frei zu machen.


    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Auch ich schau mir gerne was Nettes an und erfreue mich daran.


    Aber...ich muss es nicht "HABEN" wollen ... :D

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • crazy-dragon:

    Was ist eigentlich ein buddhistischer Blick?



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • prathiba:

    Liebe Mitpraktizierende! Zentrales Anliegen des Buddhismus ist ja alle Begierden loszulassen. Eine Grundlage der buddhistischen Ethik ist auch Gleichmut, der auch als „Nicht-Unterscheidung“ bezeichnet wird. Daraus würde ich schlussfolgern: Wenn ich mit dem „buddhistischem Blick“ auf einen männlichen oder weiblichen Körper schaue, da überhaupt keine Anziehung ist. Warum ist da keine Anziehung? Weil ich die Körper nicht nach meinen persönlichen Vorlieben unterscheide. Wenn ich mit „buddhistischem Blick“ auf einen Frauenkörper schaue, sehe ich Haut, Frauenbrust, Schamhaare. Wenn ich mit „buddhistischem Blick“ auf einen Männerkörper schaue: Sehe ich Penis und Männerbrust. Daraus ergibt sich aber noch keine Anziehung. Oder? Die Frage ist nun woraus ergibt aus buddhistischer Sicht sexuelle Anziehung/Begehren? Ist es die Summe von Erfahrungen und Bewertungen? Oder ist es ein rein biologisches Phänomen? Freue mich über Antworten. LG Prathiba


    Hallo Prathiba,


    ich lese hier Theorie? Was ist denn mit Dir, kannst Du etwas über Dich zu dem Thema sagen?
    Zum Beipiel: Was konntest Du bei Dir beobachten?


    Herzliche Grüße,
    Mirco


  • Ich würde nicht sagen,dass "der Buddhismus" ein zentrales Anliegen hat ( wenn doch, dann ist es der Schutz, die Erlösung ), Aber wenn der Mensch vernünftig verstanden hat, dann wählt er Meditation und weise Kontemplation, so wie Buddha. Denn das Begehren ist etwas das mit der Wurzel ausgerissen werden muss und das ist unmöglich über den Verstand zu tun: "Dies ist der Augenblick,da er als Adam (Eva )sich selbst stirbt. Er steht nun der äußersten Leere gegenüber,kennt nichts, das ihm gegenüber steht..." (Suzuki). Der "buddhistische Blick" kann also nur einer der Leerheit sein, der ebenso unmöglich durch Nicht-Anhaftung realisiert werden kann. "Die Anziehung" halte ich für ein biologisches, körperliches Element, aber auch ein psychologisches, eine Skandha-Sache,sie wird durch Lust angeregt. Ob man ihr nun folgt oder nicht,das kommt auf die Vernunft, aber viel mehr noch auf die meditative Stabilität, die Leerheitsverwirklichung an.Es heisst: "Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach". Doch "das Fleisch" kann begeistert werden und dann nimmt man es als das wahr was es ist: ein "Knochensack", ganz elementar, aber vorallem als: Nicht- Mein, Nicht-Selbst.

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."