Die 4 großen Anstrengungen -

  • Der Ur-Diskurs kam in einem anderen Fred auf, würde dort aber den Rahmen sprengen. Ich halte diese Thema für äusserst zentral, deshalb hier das Remake.



    Soweit der (gekürzte) bisherige Diskurs.


    Und gleich ne Bitte: Welche pseudo-neutralen, jedoch latent schädlichen Gedanken sind bei euch besonders prominent und wie geht ihr (bei Aufkommen) damit um?


    Ich fang mal an: Nach Gesprächsende (und sei es nur Smalltalk) resümiere ich. Hm, ich hätte besser X sagen sollen, Y indirekter, bei Z die Pointe rauszögern... Soweit normal und sofern achtsam und wertfrei reflektiert ist es auch heilsam in dem Sinne, das wir für zukünftliche in soziale Interaktionen besser agieren und im Idealfall tatsächlich "rechter Reden";-)
    Aber es geht oft weiter: Ich brauche Nudeln... warum hab ich nicht X gesagt... 4 Wasser ... Y war viel zu direkt... ach übrigens, Jenny hat morgen Geburstag, nich vergessen... appropos: brauch ich nun noch Butter oder nicht... also bei Z muss die Pointe so gehen ... oh gott, ist das nicht der na, wie heisst der noch, schnell umdrehen... was, nur 4,25? schade, brauch ich grad nicht ... hat der mich nun gesehen?...ohje, wenn ich bei dem Y so direkt...und man! warum hab ich nicht x gesagt, also ehrlich, idiot, das liegt nur daran weil du ständig abschweifst, reiss dich mal... war das wirklich nur 4,25? ich brauch das zwar grad nicht... hätte ich X gesagt, wärs garnicht zu Y gekommen...


    Ihr merkt schon, der normale Kessel Buntes Gedankenallerlei. Ich hoffe nicht eurer, aber in meinem siehts meistens so aus. Worauf ich raus will, ist das da vor allem wiederkehrende Elemente spuken, die mich daran hindern "ich kaufe, ich kaufe ein, ich kaufe ein..." zu sein. Jenny, Herr ? und das Sonderangebot lassen sich schlecht vermeiden, aber nur ein 8tel so störend, wie diese Zwangsgedanken. Wie komme ich denen besser bei? Durch "ich kaufe, ich kaufe ein, ich kaufe ein..." oder durch: bevor ich einkaufe "meditiere" ich über diese Gedanken bis sie Ruhe geben, oder gar über Paradigmenwechsel: diese Gedanken sind kleine, sehr agile Kinder. Ich beobachte nur ihr lebhaftes tun und schicke sie geduldig, am besten amüsiert immer wieder und immer wieder nach Hause, ohne Groll und Vorwürfe, oder was sonst...?


    Hm, ich bin grad während des Verfassens weiser geworden, zumindest glaube ich das. Ja, die letzte Idee erscheint mir richtig gut:-) Solche Muster sind Teil von mir. Ich muss nicht gegen sie kämpfen. Wenn ich stattdessen lerne sie zu akzeptieren, am besten humoristisch, hm, was will ich mehr?


    Ich muss nich, muss nich, muss nich., ich will nich, will nich, will nich, ich bin, bin bin und so ists gut, gut, gut.


    :)

  • ZENtrifugalkraft:

    ...Hm, ich bin grad während des Verfassens weiser geworden, zumindest glaube ich das. Ja, die letzte Idee erscheint mir richtig gut:-) Solche Muster sind Teil von mir. Ich muss nicht gegen sie kämpfen. Wenn ich stattdessen lerne sie zu akzeptieren, am besten humoristisch, hm, was will ich mehr?


    Ich muss nich, muss nich, muss nich., ich will nich, will nich, will nich, ich bin, bin bin und so ists gut, gut, gut.


    :)



    Na also, es geht doch. :lol::lol::lol:


    Und wenn du gelernt hast, sie zu akzeptieren, dann kannst du auch anfangen zu überlegen, wie du mit ihnen umgehen willst.
    Und mit der Zeit löst sich so einiges in Luft auf.


    Und bei manchen Gedanken lohnt es sich auch, genauer hin zu schauen. Warum sind sie mir wichtig? Kommen bestimmte Gedanken in bestimmten Situationen immer wieder vor?
    Vielleicht kennst du ja das Thema: "Wenn mich sonst keiner runterputzt, mach ich das eben selber"
    Manchmal hilft das Beobachten von Gedanken zu erkennen, das einen bestimmte Themen immer wieder beschäftigen.
    Manchmal lösen sie sich in Luft auf, sobald man sie erkannt hat und manchmal sind sie hartnäckiger.

  • Der Abschnitt zu den Kämpfen ist aus den Theravada-Sutren.
    Man sollte hier ein bischen aufpassen, daß man sich nicht verzettelt. Das Sutra-Studium verleitet dazu. Die Therava-Sutren listen und gliedern jede Kleinigkeit auf und man kann versucht sein, sich das alles zu merken. Und schon ist man im Kontrollmodus. Anspannung.
    Außerdem gehören die 4 großen Kämpfe zum Samma Samadhi. Das können nur Leute, die feinstsinnige Wahrnehmung geschult haben.


    Im Zen ist der Gleich-Mut wichtiger.


    Zitat

    die ( unheilsamen ) Gedanken nicht beachten, fallenlassen und beim Meditationsobjekt verweilen


    Zen trennt nicht allgemein in unheilsam und heilsam. Es betrachtet werturteilsfrei und verlässt sich eher auf die intuitive Erkenntnis.(m.M.)


    Der Gedanke und auch die Vorstellung, gehört ja zusammen m.M. nach, wird aber als Vorstufe des Handelns angesehen.
    Buddha sagte, daß bereits der Gedanke Tat sei, also karmische Wirkraft hat. Negative, grausame, abwertende Gedanken, das kann man ja beobachten, haben eine unmittelbare oder spätere Auswirkung. Ich war öfters depressiv, irgendwann wurde mir klar, daß ich autoaggressiv dachte und auch handelte. Das hat Gründe. Eine Gewohnheit wird angelegt und gepflegt, meist unbewusst.


    Manchmal ist es langfristig notwendig:

    Zitat

    die unheilsamen Gedanken zu erwägen, betrachten, analysieren und schrittweise aufzulösen


    Ich habe auch Verhaltenstherapie deswegen gemacht. Im Nachhinein erschien mir diese Methode am besten geeignet.


    Wenn es hart auf hart kommt, vom buddh. Standpunkt her hilft meiner Meinung nach nur noch

    Zitat

    die unheilsamen Gedanken mit Gewalt niederkämpfen.

    Bevor sie zur Tat werden. Das sind aber Ausnahmen. Es geht darum zu verhindern, daß sie das Bewusstsein beherrschen, das Handeln, das Leben.


    Im Zen ist das Ausbilden von Gleich-Mut wichtiger. Denn der unwissende ( dualistische ) Geist pflegt schnell in gut und böse zu sortieren.
    Im Mahayana sagt man, daß alles eine Quelle habe. Deswegen ist sozusagen das Ausbilden einer selbstreinigenden Achtsamkeit wichtiger als Moral. Die ist recht brüchig und wankelmütig. Man soll auf Gier ( Lust, gesteigerte Zuneigung, Anhaftung ) und Hass ( Wut, Ärger, Aversion ) achten, aber am besten geht das auch noch mit den Übungsregeln ( Sila ).


    Die erste 5 sind:

    Zitat

    nicht Leben nehmen, nicht stehlen, nicht sexuellen Missbrauch begehen, nicht lügen und sich nicht berauschen.

    Und man übt sich in Gebefreudigkeit, Ausdauer, Geduld und Meditation.


    So wie ich das sehe, sind fast alle Gedanken schwatzhaft, also unheilsam, Ablenkung. Siehst du ja ;)

  • gedanken & emotionen zu unterdrücken ist imo. nicht unbedingt heilsam. der weg sie anzuerkennen und ihnen nicht nachzufolgen ist viel ratsamer. sprich: keine aversion gegen bspw. die emotion wut oder hass, wenn sie entstehen. angucken betrachten und loslassen. wenn man sie dadurch nicht nährt, dann werden sie auch nicht wieder kommen. das ist imo. auch die einzige möglichkeit die erste große anstrengung zu praktizieren.

  • Jikjisa:

    Der Abschnitt zu den Kämpfen ist aus den Theravada-Sutren.
    Man sollte hier ein bischen aufpassen, daß man sich nicht verzettelt. Das Sutra-Studium verleitet dazu. Die Therava-Sutren listen und gliedern jede Kleinigkeit auf und man kann versucht sein, sich das alles zu merken. Und schon ist man im Kontrollmodus. Anspannung.
    Außerdem gehören die 4 großen Kämpfe zum Samma Samadhi. Das können nur Leute, die feinstsinnige Wahrnehmung geschult haben.


    Aja. Vielen Dank.


    J... und Ratez,



    jup, Das denk ich mittlerweile auch. Es ist nicht wichtig, zu erkennen was wichtig ist, sondern zu erkennen, was unwichtig ist. Es ist nicht wichtig zu wissen, wogegen man kämpfen muss, viel wichtiger ist es zu erfahren, wogegen man nicht kämpfen muss...


    Klingt wie Wortklauberei, aber auf der Erfahrungs-Ebene wirds mit (Teil) Frieden quitiert.


    Vielen Dank:-)

  • ein schönes Thema ;)!


    ZENtrifugalkraft:


    ZENtrifugalkraft:

    Danke. Für mein Anfängerverstädnis stellt sich permanente Gedankenachtsamkeit nach obigen Prämissen wie der Zentralschlüssel dar.


    Das geht mir ebenso, wobei ich gerade festgestellt habe, dass man zu dieser Übung wohl noch Einiges mehr sagen muss um sie nicht falsch zu verstehen (wobei ich hier nur meine eigene Erfahrung als Referenz habe)


    ZENtrifugalkraft:

    Braucht man nur noch die Weisheit, heilsam/unheilsam zu unterscheiden, die nötige Unablenkbarkeit/Achtsamkeit und die Fähigkeit heilsam (unbewusst) zu evozieren, resp. unheilsam unbewusst zu unterdrücken.


    Unterdrücken ist m.A.n. nicht sehr hilfreich, wobei es in Extremfällen vielleicht angebracht ist (zwanghafte Mordgedanken?).
    Unterdrücken ist Ablehnung, also Hass. Unterdrücken fühlt sich auch unangenehm an. Dieses unangenehme Gefühl, den ein Gedanke auslöst ist immer ein Indiz, dafür, dass er nicht gerade sehr heilsam ist. "Wissen was der Geist denkt" ist der erste Schritt. Das hast du ja schon wunderbar gemacht mit deiner kleinen Aufzählung von Gedanken. ich denke dazu sind nichtmal viele Menschen in der Lage. Ich kann mich z.B. kaum daran erinnern, was ich vor 2 Sekunden gedacht habe. Insofern hast du gute Voraussetzungen diese Übung zu meistern ;).


    1. "Wissen was der Geist denkt"
    2. Ist es heilsam? Beibehalten


    Dafür braucht man kein Genie oder besonders weise zu sein. Ein bisschen Ehrlichkeit mit sich selber reicht da schon. "Schadet dieser Gedanke mir in irgendeiner Weise?" Ist eine Frage die man sich stellen könnte. "Ist dieser Gedanke erhebend oder niederdrückend?" "Sorgt dieser Gedanke für Unruhe?" Neutrale Gedanken sind in Ordnung. Sie schaden ja wenigstens nicht.


    3. Wenn unheilsam, ändern.


    Dabei ist erstmal wichtig, dass man jetzt nicht anfängt sich selbst zu tadeln. Das wäre wieder unheilsam, weil es Ablehnung ist. Ablehunung ist Hass und Hass ist unangenehm/schädlich.
    Gleichmut entwickeln, wie Jikjisa es so schön sagt.


    ZENtrifugalkraft:

    Aber wie geht man mit unheilsamen Gedanken um? Ignorieren, Atemfokuss, ergo Ablenken oder Analysieren, warum kommt dieser Gedanke, was ist konkret unheilsam...? Also die Frage lernt das "Unterbewusstsein" besser durch Passivität (Dieser Gedanke ist nicht wichtig, ich verschwende keine Energie an ihn) oder durch Aktivität (ich erforsche die Ursache, warum dieser Gedanke stetig auftritt)? Natürlich beides mit dem Ziel, liebes UB, begrabe bitte diesen Gedanken. Was ist effektiver?


    Nach meiner Erfahrung kann Beides hilfreich sein. Passivität ist recht nützlich in Situationen, wo keine Zeit zum Nachsinnen ist und Aktivität, wenn Zeit zum untersuchen ist.
    Aber ich denke da gibt es keine besser oder schlechter. Die 1. Variante arbeitet mehr in Richtung Ruhe und die 2. in Richtung Erkenntnis. Beides ist hilfreich von Zeit zu Zeit. Du wirst bestimmt merken, was für dich gerade hilfreicher ist.
    "liebes UB, begrabe bitte diesen Gedanken" ist vielleicht keine so gute Einstellung. Ich lese da eine leichte Ablehnung heraus. Es geht eher ums loslassen, als ums verdrängen.
    Wenn man etwas als unheilsam erkennt, dann lässt man es ganz automatisch los. Denn nur ein Dummkopf macht sich wissentlich unglücklich.

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

  • Jikjisa:

    Der Abschnitt zu den Kämpfen ist aus den Theravada-Sutren.
    Man sollte hier ein bischen aufpassen, daß man sich nicht verzettelt. Das Sutra-Studium verleitet dazu. Die Therava-Sutren listen und gliedern jede Kleinigkeit auf und man kann versucht sein, sich das alles zu merken. Und schon ist man im Kontrollmodus. Anspannung.


    Ja, da muss man vielleicht gucken welche Philosophie einem mehr liegt. Da gibts sicherlich kein besser oder schlechter. Ich komm durch die Suttas nicht in einen Kontrollmodus, sie haben für mich große klärende Wirkung, aber das mag typenabhängig sein.
    Wenn du in Anspannung gerätst, dann solltest du vielleicht lieber einen Schritt zurückgehen und schauen ob das überhaupt das Richtige für dich ist.


    Jikjisa:


    So wie ich das sehe, sind fast alle Gedanken schwatzhaft, also unheilsam, Ablenkung. Siehst du ja ;)


    Finde ich eine wichtige Anmerkung!
    Man kann auch versuchen, statt heilsamen Gedanken, Ruhe in den Geist zu bringen, aber das ist vielleicht etwas schwierig am Anfang.


    edit:

    Jikjisa:

    Außerdem gehören die 4 großen Kämpfe zum Samma Samadhi. Das können nur Leute, die feinstsinnige Wahrnehmung geschult haben.


    Meines Wissens gehört es zum Bereich 'rechte Anstrengung'.
    Ich denke das kann jeder mehr oder weniger gut.

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Mab ()

  • ZFG:

    Zitat

    Solche Muster sind Teil von mir. Ich muss nicht gegen sie kämpfen.



    Die Versöhnung mit den Gegebenheiten ist, glaub ich, ein wesentlicher Schritt erstens zur Ganzheitlichkeit und zweitens in den Buddhismus.

  • map:

    Zitat

    Ja, da muss man vielleicht gucken welche Philosophie einem mehr liegt. Da gibts sicherlich kein besser oder schlechter. Ich komm durch die Suttas nicht in einen Kontrollmodus, sie haben für mich große klärende Wirkung, aber das mag typenabhängig sein.
    Wenn du in Anspannung gerätst, dann solltest du vielleicht lieber einen Schritt zurückgehen und schauen ob das überhaupt das Richtige für dich ist.


    :D Danke Map. Es geht mir mehr darum-typenabhängig-zu sagen,
    daß die Übung selber sich wohl weniger auf 8000 Sutren-Analyse stützen sollte, sondern auf Intuition, gute Praxisliteratur und Vorbilder.


    Zitat

    Meines Wissens gehört es zum Bereich 'rechte Anstrengung'.
    Ich denke das kann jeder mehr oder weniger gut.


    Ruhe und Erleichterung ist halt erstmal Annahme. Wie will man ohne beides das Wesentliche aussieben ?


    Die rechte ( samma ) Anstrengung gehört natürlich zum Weisheitsglied, mithin zur ( samma ) Meditation.
    Ansonsten ja, auch außerhalb von Med, kann das jede/ r welteit mehr oder weniger gut. ;)

  • Jikjisa:

    Die Versöhnung mit den Gegebenheiten ist, glaub ich, ein wesentlicher Schritt erstens zur Ganzheitlichkeit und zweitens in den Buddhismus.


    Sehe ich ebenso. Die meisten meiner "Zwangsgedanken", oder schnell getriggerte, schädliche Muster (Vergangenheitserinnern und Bedauern nicht mehr dort / dieser Mensch zu sein /Zukunfstsorgen) beruhen hauptsächlich auf der Nicht-Aussöhnung mit meinem jetzigen Ich. Und ein wesentliches Etappenziel hierzu, ist es erstmal das Aufkommen von "Zwangsgedanken" zu akzeptieren.


    Da ich weiß, was sie verursacht, muss ich da nichts mehr analysieren, ich kann sie also entweder verdrängen, aber besser ist wahrscheinlich, sie durch heilsame zu ersetzen.


    In der Theorie klingt das simpel, in der Praxis ist das alles andere als trivial. Das Ablenken funzt schon einigermassen rasant, das direkte Ersetzen noch überhaupt nicht, aber immerhin.


    Richtig schwierig ist aber, wenn die Gedanken noch nicht wirklich gedacht sind sondern eher semi-bewusst brodeln. Schwer zu beschreiben, sie klopfen vehement an die Bewusstseins-Pforten, aber die Türsteher obiger, gewähren ihnen keinen Einlass. Ich höre aber ihr Klopfen und das nervt.
    Heute zB höre ich sie überdeutlich. Ich hatte mir vorgenommen, zeitiger aufzustehen, aber mich nach weckerklingeln doch noch 6x umgedreht. Die klassische Innere-Schweinehund-Kapitulation. In der Vergangenhiet eine willkommene Situation für pervers-genüssliche Selbst-Geißelung.
    Obzwar ich schon soweit bin, dieses nicht mehr bewusst zu exzerzieren, die Anklägerschar gibt so schnell nicht auf. Und nur alleine ihr Klopfen bereitet mir latent schlechtes Gewissen und das ist sicher kein heilsamer Zustand.
    Reinlassen und versuchen sachlich mit ihnen zu reden? Es sind aber Schreihälse, sie plappern durcheinander, manipulieren, aber vor allem: sie haben Argumente. Meine Gegenanwälte sind nicht so geschickt, ich würde den Prozess wohl verlieren. Und damit wäre nicht nur nichts gewonnen, sondern aufgrund Präzidenzfall-Charakter auch spätere Prozesse ungünstigt beeinflusst. Das nennt man wohl Dilemma.


    Ich werde das wohl vertagen und einen Termin ansetzen, wenn sich beide Parteien beruhigt haben. Das ist das schöne Privileg, das man als Richter hat, um in der Metapher zu bleiben.
    Ja, das ist sogar ne heilsame Erkenntnis: Ich kann, aber ich muss mich nicht JETZT damit auseinandersetzen. Das verschafft mir grad ein Stück Frieden. Schön:-)

  • Hallo ZENtrifugalkraft,


    Was mir sehr bei dieser Übung geholfen hat, war die Unpersönlichkeit der Gedanken festzustellen. In der Meditation habe ich gemerkt, dass Gedanken einfach kommen und gehen wie es ihnen passt. Ich will mich konzentrieren, aber trotzdem funken Gedanken dazwischen. "Bin ich jetzt der, der denkt, oder der, der sich konzentriert?"
    Da ist mir klar geworden, dass Gedanken nur kommen, weil die Bedingungen für eben diese Gedanken günstig sind.
    Unheilsame Verhaltensmuster, die einen immer wieder in die gleiche Falle tappen lassen. "Hat der jetzt über mich gelacht?" "Ach das geht garantiert wieder schief mit dem Vortrag heute". Da hat wohl jeder seine eigenen "Evergreens".
    Oft benutzte Gedanken bereiten im Gehirn "Wege" die immer breiter und breiter werden und man neigt dazu sich auf diesen ausgebauten Straßen zu bewegen (Im übertragenen Sinne). Daraus werden dann die Gedankenmuster, die immer wieder hartnäckig an unsere "Bewusstseins-Pforte" klopfen, wie du so schön sagst.


    Aber Gedanken gehören nicht mir. Sie entstehen, weil Bedingungen ihr Hervorkommen verursachen. Um unheilsame Gedanken zu vermeiden, müssen sich die Bedingungen ändern und das geht leichter, wenn man aufhört sich mit seinen Gedanken zu identifizieren. "Da ist wieder dieser Selbsttadel. Er ist entstanden, weil die Bedingungen mal wieder für sein Entstehen günstig waren. Er gehört nicht mir, ich habe ihn ja nicht gerufen und nach einer Weile wird er sowieso verschwinden ohne dass ich ihn wegschicke, also kann ich genausogut auch schon jetzt damit aufhören."


    Es kann eine ganze Weile dauern, bis das funktioniert, aber du scheinst ein ziemlich großes Talent zu haben deinem Innenleben auf den Grund zu gehen. (zumindest lesen sich deine Beschreibungen davon sehr anschaulich) Ich wünsche dir viel Erfolg dabei! :)


    Liebe Grüße
    Mab

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

  • Mab:

    Oft benutzte Gedanken bereiten im Gehirn "Wege" die immer breiter und breiter werden und man neigt dazu sich auf diesen ausgebauten Straßen zu bewegen .....


    .... aber du scheinst ein ziemlich großes Talent zu haben deinem Innenleben auf den Grund zu gehen.


    Jaja, die dunkle Medailien-Rückseite der Neuroplastizität. Die ja per se komplett neutral ist. Es liegt an mir, wie ich meine Neuronen (neu)verdrahte, nur ist es bei Dutzenden, vollausgebautem "Highway to Hell" etwas umständlicher als auf der "Strasse nach Süden". Aber nicht unmöglich. Zumindest wenigstens, solange noch ein nicht infizierter Dschungelpfad exiztiert.
    ------


    Ich halte das eher für einen Fluch. Jedenfalls ist es für meine Neurosen und Depression nicht ganz unverantwortlich. Aber vielleicht ist es tatsächlich ein Segen und es braucht nur die richtigen Regie-Anweisungen? Ich werde es mal so sehen!


    ---------
    Beim Rest deines netten Textes, möchte ich nur anmerken, das mir die Gedanken sehr wohl gehören. Und zwar in dem Sinne, das ich mit ihnen verfahren kann, wie ich möchte. Und wenn ich möchte, sie auch bedenkenlos in die Tonne kloppen kann.
    Leider muss ich mich öfters fragen, wer hier tatsächlich die Pantoffeln an hat, insbesondere wenn sie mit Gefühlen in Allianz auftreten. Um hier nicht zur Marionette zu werden, hilft tatsächlich nur permanente Achtsamkeit.
    Und Güte meinen Gedanken und Gefühlen gegenüber. Es sind Kuriere, autarke Entitäten, die es als ihre Pflicht erachten, mir ihre Wasserstandsmeldungungen unter die Nase zu reiben. Sie können nicht wissen, das ich die Info schon habe oder meine Strategie geändert habe. Sie erfüllen ihren Job ordnungsgemäs. Ich muss dafür sorgen, das die neuen Direktiven überall bekannt werden.


    Eigentlich sagen wir das gleiche. Aber inhaltliche Redundanz, lediglich formal unterschiedlich fand ich schon immer nachhaltiger klärend;-) Oder neurologisch: Mehr Feueraktivität, ergo Neuverdrahtung, im neuronalen Netzwerk.

  • ZFK:

    Zitat

    Und zwar in dem Sinne, das ich mit ihnen verfahren kann, wie ich möchte. Und wenn ich möchte, sie auch bedenkenlos in die Tonne kloppen kann.
    Leider muss ich mich öfters fragen, wer hier tatsächlich die Pantoffeln an hat, insbesondere wenn sie mit Gefühlen in Allianz auftreten. Um hier nicht zur Marionette zu werden, hilft tatsächlich nur permanente Achtsamkeit.


    Es ist nicht so leicht was zu sagen, wenn du mit Bournout und Depri zu tun hast. Mein Depri kam von Autoaggression und Verletzung der Ich-Grenzen. Also ich lies zu, daß meine Grenzen verletzt wurden, verletzte sie selber und bestraft und verdammt hab ich mich obendrein. Egal.
    Was ich sagen wollte ist, daß du vielleicht die Gedanken "in die Tonne kloppen kannst"
    ( im Buddhismus reden wir von: fallenlassen oder: vorüberziehen lassen - nicht von: verdrängen )
    aber nicht die zugrundeliegenden Gefühle und Empfindungen. Und die solltest du ernst nehmen, finde ich. Ich schau da nicht analytisch drauf, sondern kontemplativ. Die Ursachen für den nutzungsorientierten Umgang mit einem selbst und anderen sind nicht leicht aufzuspüren; das ist meiner Erfahrung nach ein längerer Prozess. Das sind auch nicht unbedingt Eigenanteile. Mit dem Umprogrammieren ist das auch so ne Sache. Inwieweit " der Wille denn nun frei sey" ;) gabs hier auch schon längere Dialoge... Aber egal.


    Keine Psychologisierung, Jikjisa ! Jawohl , oh Herr !

  • ç:

    daß du vielleicht die Gedanken "in die Tonne kloppen kannst"
    ( im Buddhismus reden wir von: fallenlassen oder: vorüberziehen lassen - nicht von: verdrängen )
    aber nicht die zugrundeliegenden Gefühle und Empfindungen.


    Korrekt betrachtet sind "Gefühle" nur hochkomplexe Gedankenkonglemorate, die im agilen Zusammenspiel eine emotionale Färbung erzeugen.
    Allerdings sind das äusserst mächtige Konstrukte, die schon mal den eigentlichen Befehlsstand minutenlang okkupieren könne und dann wild um sich feuern.


    Ich war gerade versucht, das noch tiefer "neurologisch" richtig zu stellen, eine Nanosekunde später frage ich mich aber: was reitet MICH dazu? Unsere bisherige Terminolgie ( und die inhärenten Unkorrektheiten) reicht aus, das wir uns trotzdem verstehen. Woher plötzlich wieder dieses Richtig-Stellen-Bedürfniss?


    Es ist wahrscheinlich Eitelkeit. Mab würde sagen "Die Gelegenheit, diesen Gedanken zu denken, war sehr günstig".
    Und so ist es. Es überkam mich gerade, hier mal schnell einen Exkurs einzufügen. Ist er notwendig? Nein! Aber eine tolle Gelegenheit mit Halb-Wissen zu protzen. Ist das notwendig? Absolut nicht! Warum tue ich es? Tja, keine Ahnung, aber ich kenne dieses Muster, ein "Evergreen", darüber muss ich mal kurz (wahrscheinlich eher lang) meditieren...


    lieber J... (warum habt ihr nur so unasuprechliche Nicks;-)


    Ich kann grad nicht inhaltlich auf deine lieben Zeilen eingehen. DIe spontan "erlebte" Erkenntnis gerade erscheint mir wichtiger, ich brauch jetzt erstmal Besinnung.
    Alles gute einstweilen, mein Bester.

  • Die Wissenschaft ist ja reichlich arrogant; kaum hat sie für etwas eine Bezeichnung, meint sie Bescheid zu wissen - oder:
    die Kontrolle zu haben. Es macht warscheinlich Freude, Selbstbestätigung, wenn man die Fachtermini kennt in einem Gebiet.
    Anderen macht es nicht unbedingt Freude, wenn sie die nicht verstehen und sich fühlen wie "Idioten" im Dialog. Die haben dann
    im Gespräch keine Selbstbestätigung und keine Freude. Kein "Wohlgefühl", steht in den Sutren. Und noch weniger Wohlgefühl,
    wenn, auch zum Scherze, ihre Namen verhunzt werden :D . Mir ist das bewusst, also schmunzel ich drüber. Andere sind schrecklich empfindlich, man muss sie gar immerzu loben, ja hätscheln und die kleinste Kritik reisst ihnen den Boden unterm Selbstbewusstsein weg. Am besten, man geht da etwas einfühlend um mit den Befindlichkeiten der Wesen: Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg auch keinem anderen zu ( Laotze )


    Von den Skandha http://de.wikipedia.org/wiki/Skandha her gesehen, kann man das schon differenzieren, muss aber nicht. Da gehören die Gedanken und Vorstellungen zu den Geistformationen und die Gefühle und Empfindungen zu den Vedana. Aber letztlich gehört alles zusammen-oder: entsteht bedingt zusammen, von einem Moment auf den anderen. Da kann man nicht von ausgehen, groß Einfluss drauf zu haben, zumal man ja Teil dessen ist. Des großen Kosmos, des großen Manitou. Die einzige Möglichkeit der heilsamen, dauerhaften Veränderung, bleibt eben die Achtsamkeit, bzw. Wachsamkeit. Im Zen sagt man schon durchaus auch "Geistkontrolle" und im Theravada " Sinnestorkontrolle", wobei ich diese Wörter nicht mag, aber das kann an Erziehungsgeschichten liegen. Ich bevorzuge eben `Wachsamkeit` zu sagen. Wenn man sich von unheilsamen Gedanken und Handlungen lösen möchte, dann kommt man um Sati nicht herum. Und um den Entschluss. Um Disziplin. Von der Disziplin "der Edlen" gar nicht erst zu sprechen.

  • Hallo ZENtrifugalkraft,


    ich muss hier mal anmerken, dass ich deine Formulierungen sehr inspirierend finde. :)
    Den Scharfsinn hast du schonmal, jetzt fehlt nur noch die Gemütsruhe :D.


    ZENtrifugalkraft:

    Aber vielleicht ist es tatsächlich ein Segen und es braucht nur die richtigen Regie-Anweisungen?


    Das denke ich ganz bestimmt!Und sehr viel Geduld und Rücksichtnahme dir selbst gegenüber.


    ZENtrifugalkraft:

    Beim Rest deines netten Textes, möchte ich nur anmerken, das mir die Gedanken sehr wohl gehören. Und zwar in dem Sinne, das ich mit ihnen verfahren kann, wie ich möchte.


    Gerade dieser Besitzanspruch ist eine unnötige Bürde, finde ich. Über Staub in deiner Wohnung kannst du auch verfahren, aber siehst du dich da auch als Besitzer? Du kannst ihn lassen, oder wegwischen, aber er wird auf jeden Fall entstehen, solange etwas vorhanden ist, was Staub erzeugt.


    ZENtrifugalkraft:

    Korrekt betrachtet sind "Gefühle" nur hochkomplexe Gedankenkonglemorate, die im agilen Zusammenspiel eine emotionale Färbung erzeugen.
    Allerdings sind das äusserst mächtige Konstrukte, die schon mal den eigentlichen Befehlsstand minutenlang okkupieren könne und dann wild um sich feuern.


    Ich finde diesen Gedanken interessant ;).
    Ich weiß nicht, ob ich mich damit zu weit aus dem Fenster lehne, aber ich glaube, dass sieht man im Buddhismus anders. Das Denken gilt im Buddhismus auch als Sinneskontakt. Also gibt es 6 Sinne im Buddhismus. Aus den Sinneskontakten entstehen dann die Gefühle. Hau ich mir den Fuß ein, dann entsteht ein unangenehmes Tastgefühl. Esse ich verdorbenes Essen entsteht ein unangenehmes Schmeckgefühl. Denke ich einen unheilsamen Gedanken, entsteht ein unangenehmes geistiges Gefühl. usw.
    Ich finde die Unterscheidung von Gedanke und Gefühl durchaus sinnvoll, zumindest wenn man praktisch damit arbeiten will.


    Liebe Grüße
    Mab

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

  • Mab:

    . Aus den Sinneskontakten entstehen dann die Gefühle. Hau ich mir den Fuß ein, dann entsteht ein unangenehmes Tastgefühl. Esse ich verdorbenes Essen entsteht ein unangenehmes Schmeckgefühl. Denke ich einen unheilsamen Gedanken, entsteht ein unangenehmes geistiges Gefühl. usw.
    Ich finde die Unterscheidung von Gedanke und Gefühl durchaus sinnvoll, zumindest wenn man praktisch damit arbeiten will.


    Ich halte ne halbwegs solide Trennung der ZNS-Aktivitäten ebenfalls für sinnvoll.
    Physicher Schmerz bspw. ist primär kein Gefühl, es ist eine Körpermeldung, ein Missstands-Alarm, der so laut und schrill sein kann, das er nahezu jegliches weiteres Denken, das nicht unmittelbar zur Behebung dieses Zustandes führt, paralysiert.
    Es ist ein Reflex, der sich zwar unangenehm bis unaushaltbar "anfühlt", aber im Prinzip nichts anderes, als der Lid-Schluss-Reflex beim Blick in eine zu grelle Lichtquelle. Eine "Organ-in-Gefahr" Meldung, nichts weiter. Die Ursache für Schmerz lässt sich nur nicht so leicht beheben, wie beim Lid-Schluss. Wenn ich mir den Fuß heftig stosse und es bestmöglich verarzte, habe ich bereits ein verletztes "Organ", der verbleibende Schmerz ist eine lautstarke Permanent-Erinnerung, dieses "Organ" besonders wachsam zu schonen.


    Indirekt ist also eine Schmerz ein Gefühl: Tausende von einzelnen, sensorischen Körperrückmeldungen, erreichen pro Sekunde mein Semi-Bewusstsein. Diese Einzel-Bits formieren sich zu einer größeren Einheit, die in mein Bewusstsein dringt: Etwas ist nicht Ordnung. Sogar dergestalt in Unordnung, das ich es bitteschön als besonders unangenehm und akut achtsam empfinden, ergo FÜHLEN, muss.


    Eindrücke (also Sinnesreize), Gedanken und Gefühle sind primär das Gleiche. Neuronale Feueraktivitäten, sie untertscheiden sich nur in ihrer Komplexität, und je höher komplex, umso mehr der weniger komplexen "Bausteine" benötigen sie. Gefühle sind die komplexesten Aktivitäten.
    Über die Retina empfängt mein Hirn die Farbe des heutigen Himmels. Das ist ein Sinnesreiz, welcher mein Hirn decodiert "Der Himmel ist Blau". Das ist eine vollkommen neutrale Decodierung, ein (meist "unbewusster") Gedanke. Wie fast jeder decodierte Sinnesreiz gelangt er ins limbische Sytem, die Amygdala und den Hippokampus. Dort werden vorwiegend gespeicherte Erinnerungen mit dem neuen Sinnesreiz abgeglichen. Blauer Himmel = Vorwiegend Erfahrungen mit gehobener Grundstimmung, = mglw. Wissen um die Wechselwirkung Photeninstensität vs. Serotoninausschüttung, = 87,4 % gute Erfahrungen mit blauem Himmel. Das alles sind noch nichtmal wirkliche, also bewusste "Gedanken", aber aus deiesen tausenden von Einzelgedanken kommt der eine in uns hoch: Der Himmel ist heute schön blau. Und daraus resultierend ein Gefühl: Ich fühl mich instantan etwas heiterer. Alles auf Basis eines einzelnen (unbewusst "durchdachten") Sinneseindruckes, der Farbe des Himmels.


    Formal sind Gefühle also Reaktion auf einzelne: Sinneseindruck-triggert-Dutzende-paralell-ablaufende-Gedanken-Kaskaden und entscheidet mittels Abgleich dieser Einzel-Prozesse die momentane Befindlichkeit.
    Es gibt auch Gedanken als Ausgangspunkt, quasi intrinsiche Sinneseindrücke, und wohl kaum ein Gedankenprozess ist so trivial, das bis zur Befindlichkeit nicht permanent neue intrinsische "Eindrücke" sprich Zwischengedanken entstehen Um ein tatsächlich abschliessendes Gefühl für die scheinbare Trivial-Beobachtung "Der Mann da drüben sieht feindseelig aus" ( was kein Sinnesreiz mehr ist, sondern eine komplexe Einschätzung, die schon x Vor-Prozesse hinter sich hat) zu entwickeln, laufen Millionen an sich permanet wechselseitig updatenden Prozessen ab.


    Vielleicht habe ich ja zuviel Milimeterpapier gefrühstückt, da mir aber Glaube gänzlich und Praxis ziemlich fehlt, helfen mir solch Kategorisierungen, um mich zu klären.


    Unbewusste Teilgedanken laufen idR so schnell und so massiv-paralell ab, das wir uns ihnen kaum widmen können. Bei hartnäckigen Stagnationen, liegt aber mglw. der Schlüssel genau hier. Wenn ich ständig nur den 17er Maul, statt dem 15er Imbuss bekomme, wirds schwer die Schraube zu lösen. Und manchmal brauchen wir zusätzlich einen Tropfen Öl, manchmal müssen wir das Gewinde anbohren...


    Blockaden sind also Ergebniss ewig falscher Denkprämissen auf semi-bewusster("automatischer") Ebene. Insofern hilft eine Skeletttierung (ich liebe die neue Rechtschreibung;-) wie oben, bei Ich-komm-nicht-weiter-Verzweiflung hoffentlich auch praktisch.

  • Wow :shock:!
    Woher hast du dieses neurowisschenschaftliche Fachwissen? Hast du damit beruflich zu tun? Ich finds extrem interessant das zu lesen.


    ZENtrifugalkraft:

    Vielleicht habe ich ja zuviel Milimeterpapier gefrühstückt, da mir aber Glaube gänzlich und Praxis ziemlich fehlt, helfen mir solch Kategorisierungen, um mich zu klären.


    Vom Glauben rät der Buddha ja auch ab, von Zweifelsucht ebenso. Selber erkennen ist die Devise.
    Ich denke du machst das ziemlich geschickt. Ist sicherlich nicht jedermanns Sache das alles so aufzudröseln, aber wenn du merkst, dass es dir Klarheit verschafft, dann ist es bei dir anscheinend die richtige Methode.
    Vielleicht wäre die Beschäftigung mit den khandha etwas für dich. Hab ich selber bisher immer vernächlässigt, muss ich zugeben.


    ZENtrifugalkraft:

    Unbewusste Teilgedanken laufen idR so schnell und so massiv-paralell ab, das wir uns ihnen kaum widmen können.


    Unbewussten Gedanken kann man sich doch eigentlich überhaupt nicht widmen, deswegen sind sie doch unbewusst, oder? :)
    Ich habe das leider grad nur sehr düster im Gedächtnis, aber ich glaube der Buddha hat gesagt, dass Gedanken niemals gleichzeitig da sein können.
    Nur manchmal sehr schnell hintereinander. Erfahrungsgemäß kann ich auch nicht sagen, dass ich schonmal 2 gleichzeitige Gedanken beobachten konnte.


    Was meinst du mit Blockaden und Stagnation?
    Meinst du wenn sich die Gedanken im Kreis drehen?

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.






  • .



    Das klingt mir stark nach einer Überbetonung des sog. 3. Nen:



    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=3&t=12031#p250373



    Katsuki Sekida beschreibt in "Zen-Training" das Konzept der sog. drei Nen-Tätigkeiten des Denkens. Im westlichen Konzept unterscheidet man allgemeinen eher zwischen zwei Vorstellungen: Das Bewußte und das Unbewußte. Kennst Du ggf. dieses Buch/Konzept von Sekida ? Und was hältst Du davon ?


    ()

    坐忘

  • Mab:

    Was meinst du mit Blockaden und Stagnation?
    Meinst du wenn sich die Gedanken im Kreis drehen?


    Jup, ungefähr das. Situationen in die uns aufrgrund falscher Axiome oder Prämissen den richtigen Weg versperren. Wir suchen dann (um im Bild des Labyrinths zu bleiben) den Ausgang nach dem 3ten Knotenpunkt. Und kreisen, kreisen, kreisen... Die Tatsache, das wir an einem Level-Tiefer-Punkt, einen Fehler gemacht haben, der Weiterkommen verhindert, blenden wir kategorisch aus.
    Auf höheren, komplexeren (aber immer noch quasi-automatischen) Ebenen bedeutet das, das wir zugrundelegende (automatische) Wertvorstellungen, Situationsanalysen, "augenblickliches IST" vielleicht erstmal 2,3 Ebenen tiefer betrachten sollten. Das Problem ist, das dieses "tiefer" so tief ist, das wir es garnicht mehr bewusst denken können.
    Du Dienstmagd. Deine Erwartungshaltung ist: Hahn auf -Wasser läuft. Nun, heute passiert das nicht. Du forschst nach und stellst fest, das heute die Klempner bei Nachbars sind und den kompletten Zufluss vorsorglich absperren.
    Deine Hausherrin, die erwartet 8 Uhr- Kaffee auf dem Tisch, bemerkt lediglich 8 Uhr- Kaffe, nein! Sie wird nun alles mögliche schlussfolgern, aber aufgrund ihrer Erziehung (es gibt Wasserrohre und diese müssen tatsächlich gewartet werden, ja warum sagt mir niemand sowas) wird sie 1000ende von Schlussfolgerungen ziehen, die aus ihrer Informationslage heraus tatsächlich alle (mehr oder weniger Sinn) machen.
    Natürlich konnte sie es aufgrund ihrer Abgeschirmtheit nicht wissen. Nun bekommt sie neues Wissen. Und "vergisst" es wieder. Bei der nächsten, ähnlich gelagerten Situation, verfällt sie automatisch in die gleiche Spekulationsfalle wie oben. Die Wahrscheinlichkeit das Schlussfolgerung: Mein Küchenmädchen MAB ist faul, oder es gibt da Dinge, die Wasser nicht fliessen lassen... wird zugunsten ihrer automatischeren Prozesse ausgehen.
    Mit dem Ergebniss, eines erzürnten Gefühls gegenüber ihrer Bediensteten. (also ehrlich Mab, wie kannst du nur;)


    Genauso läuft das intrapersonell ab, bei trivialsten Entscheidungen, bspw. sich zu kratzen oder nicht. Das Update "der Juckreiz hat aufgehört" kommt oft viel zu spät um unseren bereits entschiedenen Impuls "ich kratze mich jetzt" umzustimmen. Selbst wenn das Juckgefühl auf dem Weg der Hand zum Knie urplötzlich nachlässt, fröhnen wir dieser "Lust", sind sogar entäuscht, denn wir haben uns entschieden und erwarten bereits eine Art "Befriedigung" die wir uns vom plötzlichen Ausbleiben des Reizes nicht nehmen lassen wollen. Meistens sind wir später enttäuscht, weil wir wider besseren Wissens, rein impulsiv, gehandelt haben.


    Das nur am Rande. Der Knackpunkt ist das wir alle "Subroutinen" haben. Einstellungen, Gefühlsassiozitionen, Werte-Rudimente.. schlicht Basis-Gedanken, die wir einmal aufgrund hochgeballter, niederprozzeiger Gedanken-Häufungen als richtig und nach Überprüfung als Schema übernommen haben: ich liebe meine Mutter, "Ich darf nicht töten", "2+2=4"; Die Innenwinkelsumme eines Dreiecks ist nie ungleich 180" mögen in ihrwr Komplexität unterschiedlich sein, aber es sind jeweils Grunddeterminanten deines Wesens. Du stellst sie nicht, oder nur selten in Frage. Es sind Ein-Bit-"Entitäten", Atome, die wir brauchen mit anderen "Entitäten" in Wechselwirkung zu jonglieren und auf Basis dieser Simplifizierungen komplexere Entscheidungen zu treffen.


    "Komplexere" Gedanken sind also eine Jonglage mit "Klischees", mit Vereinfachungen, Simplifizierungen.


    Dies können manchmal so tief eingraviert sein, das wir, da wir diese unhinterfragt als Prämisse zur Beweisführung rannehmen, lieber hundertmal das falsche Ergebniss gegenrechnen, statt einmal die "Variablen" zu überprüfen.


    Ich kann das nicht semantisch, atomar, runterdeklinieren. Aber um den Gedankengang "Herr X und Y sind heute besonders unaustehlich - stimmt, ich habe heute tatsächlich 2 Stunden mit unzugedeckten Füssen geschlafen, ich bin unterkühlt, mglw. Grippe im Anmarsch, ergo generelles Unwohlsein, ergo X&Y sind kleine Scheisser, oder ich hinterfrage heute besonders kritisch..." sollte es hoffentlich reichen.


    Gehmedition ist nicht stumpfes Schritte achten, es ist auch "oh, der Schuh drückt" festzustellen, und die Frage WIE stark bewerte ich nun meine Umwelt anders? Das ich es tue steht ausser Frage, die Frage ist: Kann ich den Unterschied feststellen?
    Genauso im umgekehrten Sinne, den ich aber meistens nicht regisitriere: Oh, dieser Schuh drückt so wunderbar nicht!...


  • alter, ich versteh kein Wort.
    Bist du der TW, mit dem ich sonst so gerne "diskurse"? Nichts für Ungut Meister, aber das ist mir zu theoretisch und "brinkmaiert".


  • sorry, bin nicht gefragt, aber ich kenn es und halt es hier für fehl am platz, denn hier hat jemand noch nicht gewahrsein entfaltet. eine pure verstrickung in ego-wahn und denkapparat ist gegeben ;) für ingenieure halte ich zen eh für ungeeignet, ja unheilsam, sie benutzen es fürderhin zur analyse und paralysieren damit ihren gefühlshaushalt.

  • Jikjisa:

    sorry, bin nicht gefragt, aber ich kenn es und halt es hier für fehl am platz, denn hier hat jemand noch nicht gewahrsein entfaltet. eine pure verstrickung in ego-wahn und denkapparat ist gegeben ;) für ingenieure halte ich zen eh für ungeeignet, ja unheilsam, sie benutzen es fürderhin zur analyse und paralysieren damit ihren gefühlshaushalt.


    Heheheh, nich so schnell beleidigt sein. Natürlich bist auch du gefragt. Aber da ich noch am analyliseren und paralysieren bin brauche etwas Zeit. (Und vergesse mal dies und das). Ich will trotzdem mit dir spielen:-)
    Kein Grund sich ausgestossen zu fühlen.
    Alles Beste, mein Guter!

  • das spiel ist aus - und bin auch nicht beleidigt. die antwort ging natürlich an tso wang.
    friedfertige grüße.

  • Jikjisa:

    das spiel ist aus - und bin auch nicht beleidigt. die antwort ging natürlich an tso wang.
    friedfertige grüße.


    Wie süss. Alles gute auch an dich;-)
    Vielleicht finden wir im nächstem Leben Kommunikationsmöglichkeiten. Bis dahin wünsch ich dir das Allerbeste.