Meditativer Flow bei der Arbeit

  • Simo:

    Losi, was ist für dich dieser meditative Flow? Welche Qualitäten hat er? Ist er lediglich ein verändertes Wachbewusstsein? Die Lamas bei den Kagyüs sagen, Meditation sei "Verweilen in dem, was ist".


    Hallo Simo,


    ich hab heute eine Wiese ausgeharkt und dabei über Deine Frage etwas nachgedacht.
    Vom Gefühl her ist es eine klare Sache: Verweilen in dem, was ist - was immer es auch ist... :)
    Aber wie fasst man das in Worte, wie es beim Arbeiten ist?
    Da fällt mir auf, ich kenne mich nur mit körperlicher Arbeit aus - aber wie geht der meditative Flow bei Kopfarbeit? Am PC?
    Mit Kindern hab ich es auch schon ein bisschen geübt: bei sich bleiben, Metta erinnern, bei sich bleiben...


    Mich würd das interessieren, wie andere Berufsgruppen einen meditativen Flow für sich herstellen können, oder ob es nicht in jedem Beruf möglich ist.



    Wie es bei meiner Arbeit geht, hat Michael Ende bestens beschrieben:
    Beppo Straßenkehrer
    Aus dem Buch "Momo" von Michael Ende


    Beppo liebte diese Stunden vor Tagesanbruch, wenn die Stadt noch schlief. Und er tat seine Arbeit gern und gründlich. Er wusste, es war eine sehr notwendige Arbeit.
    Wenn er so die Straßen kehrte, tat er es langsam, aber stetig:
    Bei jedem Schritt einen Atemzug und bei jedem Atemzug einen Besenstrich.
    Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen und blickte nachdenklich vor sich hin. Und dann ging es wieder weiter:
    Schritt - Atemzug - Besenstrich.

    Während er sich so dahinbewegte, vor sich die schmutzige Straße und hinter sich die saubere, kamen ihm oft große Gedanken. Aber es waren Gedanken ohne Worte, Gedanken, die sich so schwer mitteilen ließen wie ein bestimmter Duft, an den man sich nur gerade eben noch erinnert, oder wie eine Farbe, von der man geträumt hat. Nach der Arbeit, wenn er bei Momo saß, erklärte er ihr seine großen Gedanken. Und da sie auf ihre besondere Art zuhörte, löste sich seine Zunge, und er fand die richtigen Worte.
    "Siehst du, Momo", sagte er dann zum Beispiel, "es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man."

    Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort:
    "Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen."

    Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter:
    "Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten."
    Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte:
    "Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein."

    Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort:
    "Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste."
    Er nickte vor sich hin und sagte abschließend:
    "Das ist wichtig."

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Sehe ich auch so Onyx, "Flow" beim Radfahren, vor und nach der Arbeit geht wieder, allerdings nur auf "freien" Strecken, mitten in der Kölner City auch eher nicht, dann braucht man die ganze Aufmerksamkeit um heil durch zu kommen. (setzte das Diamantgeistmantra ein)

    Halte dich an die Belehrungen, nicht an die Lehrer. Halte dich an die Bedeutung, nicht an die Worte.
    Halte dich an die Tiefe, nicht an die Oberfläche. Halte dich an die Weisheit, nicht an die Konzepte. (Sharmapa)

  • Dass Kopfarbeit ziemlich ablenkt, ist klar.
    Ich frag mich aber, ob es nicht möglich sein mag, sich durch Intervalle von kurzem Innehalten zwischenzeitlich immer wieder auf den Teppich zu bringen? Vielleicht ist das nur eine Gewohnheitssache. Dann wäre man zwar nicht in einem tiefen Flow, aber immerhin nicht völlig rausgedriftet.
    Seiltanz ist des Yogis Los. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Kopfarbeit und Flow geht auch zusammen, solange ich meine Kopfarbeit ungestört am Schreibtisch ausführen kann. Wenn ich dann allerdings ans Telefon muss oder in eine Besprechung, ist Schluss mit dem Flow.

  • Kleiner Tipp:


    Man nehme eine Uhr, die stündlich ein Signal abgibt.


    Jede Stunde lege man einen Mindfullness Moment kurz M&M :) von ca 1 -3 Minuten ein.


    In dieser Zeit hält man inne, geht kurz auf die Atembetrachtung und reflektiert dann kurz die letzte Stunde.


    Das was man da zurück reflektiert hat, nimmt man abends dann schon nicht mit in die Medi (führt zu mehr Geistesruhe).


    Der zweite Effekt des innehaltens ist so wie "eine Nacht mal drüber geschlafen zu haben". Durch diesen break, dem Unterbrechen des Tuns wird der Geist wieder frisch und man sieht die selbe Situation dann oft mit anderen, entspannteren Augen und man geht eine Arbeit wieder deutlich effektiver an.


    ()

  • Stress macht mir aggro
    und die Hartcorekeule daran sind unterscheidende Gedanken.
    Arbeit, die Nachdenken erfordert ist ein Flow-Killer.
    Menschliche Stimmen, Wörter, sind ein Flow-Killer.
    Knallhart runterfahrn jede Stunde.
    2 Dinge sind nützlich: Ohrstöpsel und Toiletten :D

  • Ist 'meditativer Flow' von Dauer oder vorübergehend, lang oder kurz?


    Wodurch wird meditativer Flow unterbrochen?


    Was ist mit nicht-meditativem 'Flow'?


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.


  • Ich weiß ja nicht, was Losang Lamo drunter versteht, aber wie ich sie "kenne" :)
    meint sie nicht: Rosa Weichspüler fürs Hirn oder den Pink-Floyd/Psychedelic-Flow-Trip,
    obwohl das Wörtchen der Hippie-und LSD-Ära entspringen dürfte+hier jokemäßig verwendet wird


    - der nicht-meditative Flow dürfte also der ziellose "offene geist" sein, ähnlich der wirkung einer netten droge und musik
    - der meditative flow wird unterbrochen durch konzentration auf äußere dinge oder denkprozesse ( neigung, ablehnung, begehren )
    weil ja zuerst die sprachliche differenzierung geht, aber auch zuerst wieder zurückkommt :?
    - meditativer flow kann ewig fortdauern, lang, kurz oder vorübergehend sein- er zeigt die erste wirksame und fühlbare
    Stufe der Achtsamkeitsmeditation an ( upacāra-samādhi ) oder auch shamata oder auch Zazen
    - der mediative flow ist der alltags-samadhi-zustand, so ne art halbe sammlung, weil ja ( gerade ) nicht gesessen werden kann ( und vertieft )


    Sicher :idea: weiß nibbuti, daß die vor-angrenzende Sammlung mehr als brüchig ist, wie viel mehr eine halbe vor-angrenzende sammlung


    Nichts zu danken :grinsen::lol:

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Wobei der Flow ja in den letzten Jahren begrifflich in auch nicht-spirituellen psychologischen Begriffswelten eingezogen ist.
    Ich bin gerade zu faul, eine Quelle zu suchen, da kann wieder nur Tante Wikipedia mit einem Artikel, den die Wikis selbst nicht für toll erachten, herhalten.
    Nur zum Überblick…


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Naja, wie schon gesagt, handelt es sich bei dem hier benutzten Begriff "Flow" nicht um einen GlücksRAUSCH.
    Es geht ja nur bei Verwendung dieses Begriffes um das Darstellen von etwas Fließendem, und
    Fließen+im Fluß sein...hier nur...weil die Person in Bewegung ist-in körperlicher Bewegung+gleichzeitig in Samadhi, Konzentration.


    Aber sicher kommt man ganz leicht auf thematische Abwege bei Verwendung dieses Begriffes ( esoterik,psychologie,drogen,endorphine ectpp. )

  • Ja, Leute. Mir fällt kein besserer Begriff dafür ein. Aber ich häng nicht dran - wer weiß einen besseren?


    "Flow" steht für fließen. Die Arbeit fließt, denn man ist in Bewegung, aber ohne Ecken und Kanten.
    Außerdem, wenn man drin ist, fliest es. Ohne Wollen, ohne Besonders-sein, ohne Geschlecht, ohne Titel, ohne "Ich".


    Bei mir ist es so, ich komm rein, ein freies Feld im Geist, und dann denke ich an irgendwelchen Mist und bin wieder draußen, dann merk ich das und hol mich wieder rein. Wie in der Stille-Meditation, nur eben beim Machen. Die Identifikation mit der Handlung fällt weg, dafür ist nur noch Handlung.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Habe es so verstanden, dass es LL darum geht die Geistesruhe, die in der formalen Medi entsteht, solange als möglich aufrecht zu erhalten.


    Bei der körperlichen Arbeit kann sie dies durch Achtsamkeit hochhalten.
    Z.B. achtsam beim "Wiese ausharken" ganz bei der Tätigkeit "Wiese ausharken" zu bleiben ohne Ablenkung (Samadhi-Flow?).
    Wohingegen geistige Tätigkeiten, eher zur Geistesunruhe und abnehmender Achtsamkeit führen.


    ()


    LL´s und mein Post haben sich überschnitten. Ich lasse es dennoch so stehen.

  • Hallo,


    meiner Erfahrung nach ist ein Flow - egal welcher Art - immer mit Glücksgefühlen (piti und sukha) verbunden. An dem Begriff "Glücksrausch" würde ich mich nicht verheben. Die von mir verlinkte Grafik zeigt die chemischen Reaktionen, die für das Entstehen von piti und sukha verantwortlich sein sollen.


    Ich kenne den Flow auch in gewissem Maße bei geistiger Beschäftigung, wie zum Beispiel beim Lösen von Matheproblemen.


    Gruß
    Florian


  • Flow ist für mich einfach nur das zu tun was nun zu tun ist, ohne Hinterfragen, ohne Zweifel.
    Als ich das erste mal erkannte was da abgelaufen ist fühlte ich mich glücklich, doch während des Tanzes mit den Handlungen war da kein Glücklich sein nur ganz hier sein ohne das Wissen des hier sein.
    Das Erkennen des Hier sein unterbrach das Hier sein. Das abschneiden dieses Nachdenkens über das Hiersein erzeugte sofort wieder nur Hier sein.

  • Ja, so ist es auch für mich. Um highe Glückgefühle kann es auch kaum gehen, wenn man sich klar macht, was "Wiese ausharken" bedeutet - das ist ziemlich schwere Arbeit, wenn die Wiese nicht klein ist. So weit reichen die Endorphine dann doch nicht :lol: Vielleicht ist das ja beim Mathemachen anders.
    Es geht nur darum, vorwärts zu tuckern und dabei im Kopf möglichst frei zu bleiben.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • na, mein flowing is anders . was ist denn daran flow ( fließend, hell, transparent ) , an dem bischen abstinenz und gelassenheit und wu wei wu ?
    samatha- klar, keine frage...und dann ? : wenn der hahn kräht, legt das huhn ein ei :grinsen:

  • Onyx9:

    na, mein flowing is anders . was ist denn daran flow ( fließend, hell, transparent ) , an dem bischen abstinenz und gelassenheit und wu wei wu ?
    samatha- klar, keine frage...und dann ? : wenn der hahn kräht, legt das huhn ein ei :grinsen:


    Liebe Onyx,
    da versteh ich nun weder Tonart noch Inhalt. :grinsen:
    Wie hast Du das gemeint?
    Wenn es bei allen gleich wäre, bräuchte man sich ja nicht mehr darüber zu unterhalten. Man könnte an persönliche Erfahrungen eine Schablone anlegen und alles, was über den Rand steht, wegwerfen mit den Worten: "Nein, SO kann es bei Dir nicht sein..." :lol:
    Herzliche Grüße von LL

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Also ich kann den Begriff Flow, so wie in Losang Lamo benutzt, nachvollziehen. Wenn ich gut ausgeschlafen und wach bin, nicht allzu hungrig und nicht allzu gesättigt, dann befinde ich mich mittlerweile auch in einem guten Fluss mit den Dingen. Was immer auftaucht kann ich ohne große Hindernisse annehmen, beobachten, und weiterziehen lassen. Manchmal kommt es mir sogar vor als würden manche Dinge zu einem Teil von mir, während ich sie wahrnehme. Die Grenzen verschwimmen irgendwie und dann verstehe ich plötzlich einfach was da ist. Aber wenn ich dann versuche darüber nachzudenken was ich da gerade verstanden habe, dann ist es auch schon wieder weg, und ich kann es im nachhinein auch nicht mehr in Worte fassen.


    Dieser Flow ist jedoch, bei mir zumindest noch sehr fragil. Wenn ich auch nur ein bisschen unausgeglichen bin, ein bisschen zu satt, ein bisschen überlastet, dann wird aus dem Fluss ganz schnell wieder ein ausgetrocknetes Flussbett.


    Alles in allem nichts besonderes und ein natürlicher Vorgang. Aber für den unerfahrenen Weltling kann es eine Offenbarung sein.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ach-ich bin gewohnt nicht verstanden zu werden.


    Letztens unterhalte ich mich kurz mit jemanden in einem buddh. Zentrum:
    Er hat immer Probleme, er hängt immer da rum, seit 5 Jahren mindestens. Durchgängig erkältet. Jetzt ist es wieder der beginnende Herbst.
    Frühjahrsmüdigkeit, Sommerloch, Herbstdepression, Kälteschock.
    Sag ich, wenn du dich richtig auf die Medi einlässt, macht dir das Wetter ( +mangelndes Licht ) nichts mehr aus.
    Sagt er, ach ja so meditative Grundhaltung, meditativ im Alltag sein ( rumlaufen )...
    5 Jahre, unzählige Lama s + Rinpoches, Belehrungen, kostenfrei !, Energie bis zum Abwinken, gute, alltagstaugliche Schriften (zugänglich )
    Was soll ich dann noch sagen ?
    Was ist der Unterschied in der Haltung und Ausstrahlung dieser Lehrer zu "uns" ?
    Warum lächeln sie, egal welches Wetter ist ? Warum ist ihr Händedruck stets weich und warm ?
    Warum sind sie äußerst selten krank- und wenn, warum gehen sie anders damit um ?
    Was ist diese heilsame Energie+wie entsteht sie+wie bleibt sie ?
    Was sind die Grundlagen der buddh. Meditation, unzählige Male für ihn gelehrt...?


    Wenn er das nicht wissen will, dann gibts auch nix zu sagen und nix zu verstehen. :)

  • Hast du dir schon mal überlegt, dass er das vielleicht aus irgendeinem Grunde nicht verstehen kann und das Problem eher auf deiner Seite liegt, denn du möchtest ihn ganz anders haben ?


    Er ist eben wie er ist. Lass ihn doch.