Da es offenbar keinen Bereich gibt, der Dzogchen gewidmet ist (ich habe bislang jedenfalls keinen entdeckt), starte ich hier einfach mal'nen einfachen Thread, der gerafft einen Einblick in Dzogchen vermitteln soll.
Ob das zu etwas gut ist, kann ich nicht sagen, das muss der Leser selbst herausfinden.
Basis
Dzogchen geht nicht auf Buddha Shakyamuni zurück, sondern auf Garab Dorje oder Prahevajra wie er im Sanskrit genannt wird.
Das wohl herausragenste Vermächtnis Garab Dorjes sind die drei berühmten Verse: „Die drei Worte, die den Punkt treffen".
Überträgt man diese in die moderne Sprache, so bedeuten sie
1. Direkte Einführung in die Natur des (eigenen) Geistes
2. Verweilen ohne Zweifel
3. Fortfahren im Zustand
So ist sein Vermächtnis eine sehr knapp gehaltene Anleitung zur (Dzogchen) Praxis.
Der Erste Punkt ist recht einfach und gar nicht so schwierig - es gilt einfach den eigenen Geist zu erkennen, so wie er ist.
Beim zwoten Punkt muss man schon etwas mehr an sich selbst arbeiten, denn zweifeln, taxieren und abwägen, sowie vergleichende Überlegungen usw. stellen ein Hindernis dar und müssen überwunden werden. Und der dritte Punkt betont nochmal, dass man die Praxis lebenslang fortführen soll.
Jedem ernsthaft Interessierten lege ich die Führung eines authentischen Lehrers nahe, denn Dzogchen ist zwar simpel aber alles andere als leicht und man kann sich wie mit jeder Praxis auch mit Dzogchen sich selbst und auch andere ernsthaft schädigen. Daher nochmals ganz klar: Dzogchen nicht ohne Lehrer!
Praxis
Die Übungen im Dzogchen unterscheiden sich grundlegend von denen der anderen Buddhistischen Schulen.
Dies ist für Laien jedoch nicht so ohne weiteres zu erkennen, denn in allen Schulen wird meditiert und so auch im Dzogchen.
So ist z.B. eine der grundlegenden Übungen den eigenen Atem wach und achtsam zu beachten (Shine). Diese Übung dient erst mal dazu in eine gewisse Ruhe zu finden und diese zu stabilisieren.
Die Dzogchen Meditation hat jedoch einen anderen "Zweck" denn sie verfolgt keinen (Zweck). Hier verweilt man einfach absichtslos und entspannt und bleibt dabei klar im Hier und Jetzt.
Alles was an äußeren und inneren Einflüssen erscheint, lässt man durchziehen, so wie ein Vogel der am Himmel vorbeifliegt.
Jegliche eigene Aktivität wie gedankliche Kommentare, dem Folgen von Gedanken, Zu- bzw. Abneigung, Gefühle, Ideen, was auch immer - man lässt dies alles einfach immer wieder friedlich los und ziehen. Stellt man fest, dass man abschweift, so bringt man seine Aufmerksamkeit liebevoll und sanft wieder auf den aktuellen Moment. Wird man aufgeregt, so verweilt man absichtslos und ruhig ohne zu reagieren. Die Zeitspanne variiert natürlich entsprechend der Kapazität des Übenden, jedoch ist - im Gegensatz zum Zazen - hier weniger mehr. Anfänger sollten zunächst die Shine Übungen ca. 30 Minuten entspannt durchhalten können. Die formale, weil sitzende Dzogchen Praxis kann man dann auch auf ca. 30 bis 60 Minuten ausdehnen, je nach eigenem Empfinden. Sobald die ersten Resultate gefestigt sind, wird man versuchen den dritten Punkt von Garab Dorjes Versen zu realisieren, die sog. Nichtmeditaion.
Dabei geht es einfach darum die klare Sicht des eigenen Geistes im Alltag sowohl im Wach- als auch im Schlafzustand aufrecht zu halten. Auch hier ist Absichtslosigkeit der Schlüssel - es gibt nichts zu erlangen und nichts muss erreicht werden.
Ergebnis
Da kein Ausdruck es beschreiben kann, versuche ich es erst gar nicht. Aber das Herz Sutra gibt einen sehr guten Hinweis.