Kommentare zu Grundlagentexten aus verschiedenen Schulen

  • Edit kilaya - abgetrennt von: http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=14&t=15618 Es ging um Jamgön Kongtrül Lodrö Thaye's Kommentar zum Mahayana-Uttaratantra-Shastra
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    @Sherab: Ich kann mir auch nicht vorstellen das es da einen großen Unterschied gibt. Es irritiert halt nur das in der Inhaltsbeschreibung ausdrücklich auf die Mahamudra-Lehre hingewiesen wird.
    Ich habe mich kürzlich etwas mit Jamgön Mipham befasst. Der hat zahlreiche Kommentare zu den großen Klassikern verfasst und u.a. auch die bis dato präferierte Interpretation der Madhyamaka-Lehre in einem berüchtigten Kommentar neu ausgelegt. Daher meine Überlegung ob es evtl. auch zu diesem Werk unterschiedliche Ansichten seitens der Kommentatoren gibt. Es liegen immerhin Kommentare von Dzongsar Jamyang Khyentse Rinpoche, Jamgön Kongtrul und Jamgön Mipham vor.


    Hier mal Zitate in denen klar wird das der Kommentar einen Unterschied machen kann:

    Wikipedia:

    Although Mipham wrote on a wide range of subjects, Prof. David Germano identifies the most influential aspect of Mipham's career in that he "was the single most important author in the efflorescence of Nyingma exoteric literature in the nineteenth and twentieth centuries. Grounding himself theoretically in the writings of Longchenpa and other great Nyingma authors, Mipham produced brilliant exegetical commentaries on the great Indian philosophical systems and texts with a Nyingma orientation.".
    E. Gene Smith also judged that Mipham's greatest contribution was "in his brilliant and strikingly original commentaries on the Indian treatises." Prior to Mipham, Nyingmapa scholars "had seldom written detailed pedagogical commentaries on the śāstras of exoteric Buddhism." Until his time the colleges or shedra associated with the great Nyingma monasteries of Kham, such as Dzogchen, Shechen, Kathog, Palyul and Tarthang lacked their own exegetical commentaries on these exoteric Mahayana śāstras, and students commonly studied Gelug commentaries on these fundamental texts. Grounding himself in the writings of Śāntarakṣita, Rongzom Chokyi Zangpo, and Longchenpa, Mipham produced a whole array of brilliant exegetical commentaries on the great Indian philosophical systems and texts that clearly articulated a Nyingma orientation or view.


    Wikipedia:

    Miphams commentary on the ninth chapter of Shantideva's Bodhicaryavatara, the Shertik Norbu Ketaka "threw Tibetan scholarly circles into several decades of heated controversy," but "it was not the only tempest Mipham's new expositions raised." His commentary on the Madhyamakalamkara of Śāntarakṣita was also considered highly controversial.


    (Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Jamgon_Ju_Mipham_Gyatso)


    Zitat

    His presentation of the Nyingma School’s unique approach to the view and practice of Buddhism, and in particular the relationship between Madhyamaka and the Great Perfection, has had an enormous impact on the past few generations of Tibetan Buddhist scholars and practitioners.


    (Quelle: https://www.bodhicittasangha.org/nyingma-lineage/)


    ...hier ist klar und deutlich von einer Nyingma-Sichtweise seiner Kommentare die Rede.

  • Zitat

    Meine Frage ist ob der spezielle Kommentator das Werk jeweils anders auslegt und ob es daher für Dzogchen-Praktizierende ungeeignet ist einen Mahamudra-Kommentar zu lesen.


    Jede Kommentar zu einem Sutra, Tantra oder Shastra ist immer eine individuelle Auslegung des Autors und unterscheidet sich meist zu Kommentaren anderer Autoren. Für wirkliche Dzogchen (Dzogpa Chenpo= Maha Sandhi = Große Vollkommenheit) -Praktizierende ist NICHTS ungeeignet, denn sie nutzen alle Erscheinungen und Erlebnisse als Übung auf dem Pfad. Auch der Palikanon oder andere Schriften sind nicht ungeeignet für diese oder praktisch alle Übenden. Wer solche Schriften allerdings ablehnt oder geringschätzt, zeigt nur sein mangelndes und falsches Verständnis der Lehre des Erwachten.



    Das Uttaratantraśāstra('Höchste Lehre', sublimes Kontinuum) oder auch Ratnagotravibhāga('Versform') genannt und sein Vyākhyā - Kommentar sind ein Kompendium der Tathāgatagarbha Literatur, der nach tibetischer Überlieferung zu Asangas fünf Abhandlungen von Maitreya zählt. Die chinesische Tradition schreibt es allerdings Sthiramati oder Sāramati zu.


    Der Sanskrittext erfuhr tibetische und chinesische Übersetzungen. Der chinesische Tripiṭaka enthält eine Übersetzung in No. 1611, Vol.31 (Taisho Daizokyo Ed.[1]) mit der Bezeichnung chiu-ching yi-ch'eng pao-sing-lun (zurückübersetzt : Uttara-ekayāna-ratnagotra-śāstra). Obermiller erstellte 1931 eine englische Übersetzung.


    Der bekannteste Kommentar zu diesem Werk stammt allerdings auch von dem indischen Gelehrten und Mönch Asanga und wird Ratnagotravibhāgavyākhyā genannt.


    Ein bekannter tibetischer Kommentar gibt es auch noch:
    Rongtön Sheja Kunrig, TBRC-tag.png ཐེག་པ་ཆེན་པོ་རྒྱུད་བླ་མའི་བསྟན་བཅོས་ལེགས་པར་བཤད་པ་, theg pa chen po rgyud bla ma'i bstan bcos legs par bshad pa (currently being translated by John Whitney Pettit for the Library of Tibetan Classics series)


    Wichtige links:
    http://www.spiritwiki.de/Uttaratantra_Shastra
    http://www.rigpawiki.org/index…itle=Uttaratantra_Shastra
    http://buddhanature.tsadra.org/index.php/Main_Page

  • verrückter-narr:

    Jede Kommentar zu einem Sutra, Tantra oder Shastra ist immer eine individuelle Auslegung des Autors und unterscheidet sich meist zu Kommentaren anderer Autoren. Für wirkliche Dzogchen (Dzogpa Chenpo= Maha Sandhi = Große Vollkommenheit) -Praktizierende ist NICHTS ungeeignet, denn sie nutzen alle Erscheinungen und Erlebnisse als Übung auf dem Pfad. Auch der Palikanon oder andere Schriften sind nicht ungeeignet für diese oder praktisch alle Übenden. Wer solche Schriften allerdings ablehnt oder geringschätzt, zeigt nur sein mangelndes und falsches Verständnis der Lehre des Erwachten.


    Sehe ich auch so!
    Allerdings präferiere ich wenn es Auswahl gibt Nyingma-Literatur, zum einen um auf Nummer Sicher zu gehen und zum anderen auch um deren spezifisch eigene Sichtweise und etwaige Unterschiede zu anderen Schulen zu verstehen.
    Aufgrund meines überaus anfängerhaft begrenzten Wissens kann ich nämlich nicht einschätzen ob es einen und wenn ja welchen Unterschied es macht.
    Insbesondere die erwähnten Mipham-Kommentare scheinen einen tw geradezu revolutionären Charakter gehabt zu haben.
    Ich will gar nicht so tun als ob ich wüsste wovon ich rede :lol: ... aber ich habe aufgeschnappt das die Nyingmapas die Yogacara- zusammen mit der Madhyamaka-Philosophie vertreten während die Gelugpas die Yogacara-Philosophie ablehnen.
    Dies ist vermutlich u.a. der Hintergrund für die in den Mipham-Kommentaren vertretene Sichtweise. Wie gesagt, ich verstehe nichts davon und will einfach auf Nummer Sicher gehen. Lieber erstmal bei einer Schule bleiben und später ggf auch andere Werke hinzuziehen bevor ich widersprüchliche Unterschiede im Detail in meinen Kopf implantiere die ich noch gar nicht abschätzen kann.


    ...aber das geht jetzt OT..sorry..wäre ein schönes Thema für einen Extra-Thread

  • Thomas23:

    ...aber das geht jetzt OT..sorry..wäre ein schönes Thema für einen Extra-Thread

    Voila, Extra-Thread it is ;)

  • @kilaya: Grazias!


    Wie bereits erwähnt gibt es Unterschiede bzgl. der Kommentare zu den Klassikern des tibetischen Buddhismus.
    Dies kann man sich bspw. durch ein Studium der Kommentare des Nyingma-Meisters Jamgön Mipham Rinpoche erschließen.


    Douglas S. Duckworth hat einige Arbeiten zu Jamgön Mipham Rinpoche veröffentlicht:
    Mipam on Buddha-nature: the Ground of the Nyingma Tradition - Leseprobe
    Mipam on Buddha-Nature: The Ground of the Nyingma Tradition, State University of New York Press, 2008
    Non-Representational_Language_in_Mipam_s_Re-Presentation_of_Other-Emptiness
    Mipams_Middle_Way_Through_Yogācāra_and_Prāsaṅgika


    Aus letzteren Text:

    Douglas S. Duckworth:

    Yogacara is an important part of Mipam’s systematic presentation of Buddhism. The synthetic approach of Yogacara-Madhyamaka is instrumental to the way that he incorporates various systems of Buddhist thought in Tibet. Prasangika-Madhyamaka
    also has an important place in his works. Not only is Prasangika commonly held in Tibet as the culmination of philosophies in the dialectical vehicles (the non-Mantra views), but Mipam also associates Prasangika with the manner of understanding
    primordial purity (ka dag) in the Great Perfection (rdzogs chen), which is the penultimate view in his Nyingma (rnying ma) tradition. In this paper, I will show how Mipam portrays Madhyamaka through both the discourses of Yogacara and Prasangika.


    Im Text "Lion´s 'Roar - Buddha'Nature'in'a'Nutshell'" von Jamgön Mipham Rinpoche wird zB auf die unterschiedlichen Erklärungen verschiedener Kommentatoren zur Buddha-Natur Bezug genommen.


    Hier finden sich ua mp3-Dateien der Rigpa-Shedra zu den Seminaren bzgl Miphmas Interpretation von Buddha-Natur:
    Khenpo Namdrol 2008 Teachings on Mipham Rinpoche's work on Buddha Nature
    Shedra 2009 Teachings on Mipham Rinpoche's commentary on the Uttaratantra Shastra


    Ich habe keine Ahnung von den genannten Unterschieden, möchte aber sicherheitshalber Kommentarliteratur der Nyingma-Schule bevorzugen um auf Nummer Sicher zu gehen.
    Bezeichnungen wie "the_Ground_of_the_Nyingma_Tradition" usw vermitteln mir das zB die Kommentare Miphams durchaus einen spezifischen Nyingma-Einschlag zu haben scheinen.


    Speziell die jeweilige Auslegung von "Buddha-Natur", "Leerheit",.. als auch die der Sicht zu Grunde liegende Auslegung von Yogacara und Madhyamaka sowie deren Zusammenspiel scheint einen Unterschied zu machen.
    Ich vermute der Unterschied dürfte am Größten zwischen Nyingma und Gelug sein. Habe auch irgendwo gelesen das Kagyü und Nyingma tw ähnliche Vorstellungen haben.