was ist das Besondere am Diamantweg?

  • Dies ist wohl eine absolute Anfängerfrage. Daran seht ihr vielleicht, dass ich von nichts (noch) keine Ahnung habe:
    Aber ich interessiere mich ernsthaft für den Beddhismus und bin dabei schon vor einiger Zeit auf den "Diamantweg" gestoßen. Ein Weg, der für mich richtig sein könnte. Nun habe ich hier im Forum schon viele, vorsichtig gesagt, kritische Anmerkungen dazu gelesen. Ich habe den Eindruck gewonnen, als werde der Diamantweg von manchen icht ernst genommen.
    Was soll ich davon halten? Ist der Diamantweg eine Sonderform oder eigentlich kein "richtiger" Buddhismus?
    Meine Frage ist ernst gemeint und ich freue mich auf Eure Antworten,
    liebe Grüße Alexander

  • Hallo Alexander :)


    Mit "Diamantweg" meinst Du vermutlich die Linie, die von Lama Ole Nydahl weltweit etabliert wurde. (Im Grunde ist "Diamantweg" eine wörtliche Übersetzung von "Vajrayana") Lama Ole Nydahl lehrt soweit ich das sehe eine Form von tantrischem Buddhismus - mit Essenz-Mahamudra als Ebene der Sicht - der tibetischen Karma Kagyü Schule im Sinne und Auftrag des 16. Karmapa. Ich würde sagen mach Dir einfach selbst ein Bild und schau Dir verschiedene Möglichkeiten und Richtungen an und entscheide dann, wo Du Dich wohl und inspiriert fühlst...


    kilaya

  • Alexander:

    Ich habe den Eindruck gewonnen, als werde der Diamantweg von manchen icht ernst genommen.
    Was soll ich davon halten? Ist der Diamantweg eine Sonderform oder eigentlich kein "richtiger" Buddhismus?


    Um die Frage zu beantworten wäre es wirklich hilfreich zu wissen, was genau Du unter Diamantweg verstehst. Also entweder die wörtliche Übersetzung von "Vajrayana" oder den "Diamantweg" nach Lama Ole Nydahl.

  • Siehst Du, ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich meine ich den Diamantweg nach Lama Ole Nydahl. Und genau dazu habe ich auch hier schon einige kritische Bemerkungen gelesen. Ich glaube, ich muss mich noch mehr in die Materie vertiefen. Kann mir jemand vielleicht eine Literaturempfehlung geben?
    Liebe Grüße Alexander :)

  • Du könntest etwas von Ole Nydahl lesen, z.B. "Wie die Dinge sind" oder "Das Grosse Siegel" und zum Vergleich andere Vajrayana-Texte. Im Netz gibt es einiges unter buddhismus-schule.de und buddhismus-heute.de (Artikel aus der Zeitschrift) Der Stil wird da ja schon spürbar. Eine Überblicksliteratur hilft nicht unbedingt bei der Auswahl einer bestimmten Schule, aber zumindest für mehr theoretischen Unterbau, der hilft einzuschätzen, ob etwas authentisch ist oder nicht. Für Überblicksliteratur müsstest Du vielleicht noch klarer sagen, was Du vergleichen und wissen willst. Was ich meine ist: geht es sehr spezifisch um Vajrayana, oder um den ganzen tibetischen Buddhismus - oder auch darum, Theravada, Zen und Vajrayana zu unterscheiden und zu verstehen?


    kilaya

  • Du hast Recht Kilaya, ich bin noch so neu im Buddhismus, dass ich eigentlich ja noch gar nicht weiß, was ich will - Um einen Anfang zu machen, habe ich mich für den tibetischen Buddhismus entschieden - ob das so bleibt, weiß ich nicht. In unserer Stadt gibt es zudem eine Gruppe oder Gemeinschaft, die sich auf Ole Nydhal beruft. Ich werde wohl erst mal da Kontakt aufnehmen. Wenn das dann nichts ist... Ich denke, ich bin alt genug um zu entscheiden, was richtig für mich ist.
    Ich danke Dir für Deine Tips!
    Liebe Grüße Alexander :)

  • Ich bin selber totaler Anfänger und interessiert am tibetischen Buddhismus. Für mich war das Besondere am Diamantweg, dass der Gründer selber sagt, dass er mit mehr als 500 Frauen geschlafen hat. Fand ich total krass ohne es aber bewerten zu wollen. 500. Das traue ich sonst nur Mick Jagger zu. Ich selber wäre da wohl überfordert... :) Es scheint mir also ein sehr freier und offener und irgendwie auch moderner Verbund zu sein. Also Ole ist nicht nur für seine Bücher bekannt, sondern auch für ein ziemlich energiegeladenes Leben. Kann sein, dass das eine moderne Ausrichtung des tibetischen Buddhismus ist und schadt mir ja auch nicht.

    • Offizieller Beitrag
    Alexander:

    Du hast Recht Kilaya, ich bin noch so neu im Buddhismus, dass ich eigentlich ja noch gar nicht weiß, was ich will - Um einen Anfang zu machen, habe ich mich für den tibetischen Buddhismus entschieden - ob das so bleibt, weiß ich nicht. In unserer Stadt gibt es zudem eine Gruppe oder Gemeinschaft, die sich auf Ole Nydhal beruft. Ich werde wohl erst mal da Kontakt aufnehmen. Wenn das dann nichts ist... Ich denke, ich bin alt genug um zu entscheiden, was richtig für mich ist.
    Ich danke Dir für Deine Tips!
    Liebe Grüße Alexander :)


    Ich würde da drei Sachen unterscheiden:



    Die "Karma-Kagyü Schule" ist ja zunächst mal einer der grundlegenden Schulen des tibetischen Buddhismus.


    Die Diamantwegszentren sind eine spezifische Art diese Inhalte im Westen rüber zu bringen, die eben nicht so sehr von Entsagung sondern von Lebensfreude ausgeht. Einige lehnen das als eine Form des "Spaßbuddhismus" ab, während die Zentren selber betont, dass die Freude eher der Einstieg ist und die Motivation bereitstellt. Es gibt Leute, die sagen, dass es im Dimantweg-Zentren sehr viele qualifizierte Lehrer gibt und Ole Nydahl zwar der Gründer war, aber man auch gut Diamantwegsbuddhismus praktizieren kann, wenn einem die Person nicht sympathisch ist.


    Die meiste Kritik am Diamantweg konzentriert sich auf die Persönlichkeit Ole Nydahls, der bevor er Lehrer wurde ja Hippie und Drogenschmuggeler war und auch als Lehrer für viele zu einer provokanten Gestalt wurde. Ich finde seine frauenfeindlichen und islamfeindlichen Aussagen für einen Dharma-Lehrer unwürdig, aber andere meinen, dass er die Leute gerade dort abholen kann, wo sie stehen. Und seine politischen Aussagen ein "Privatmeinung" sind, die man nicht teilen muss um sie respektieren zu können.


    Eine Sammlung vo Informationen gibt es unter Informationen über den Karma Kagyü Dachverband

  • Engelbert:

    Ich bin selber totaler Anfänger und interessiert am tibetischen Buddhismus. Für mich war das Besondere am Diamantweg, dass der Gründer selber sagt, dass er mit mehr als 500 Frauen geschlafen hat. Fand ich total krass ohne es aber bewerten zu wollen. 500. Das traue ich sonst nur Mick Jagger zu. :) Es scheint mir also ein sehr freier und offener und irgendwie auch moderner Verbund zu sein. Also Ole ist nicht nur für seine Bücher bekannt, sondern auch für ein ziemlich energiegeladenes Leben. Kann sein, dass das eine moderne Ausrichtung des tibetischen Buddhismus ist und schadt mir ja auch nicht.


    Na, da hast Du ja einen Aspekt herausgesucht, den Du angeblich positiv findest, der von anderen aber gerade kritisiert wird.
    Schöne Steilvorlage für seine Kritiker ! Auch wenn ich kein Freund von Ole bin, hoffe ich trotzdem nicht, dass es nun zu einem Ole Bashing kommt. Das hatten wir schon häufiger hier und wird langweilig.

  • Ein Bashing werde ich nicht zulassen, Kritik darf aber gerne geübt werden.


    kilaya

    • Offizieller Beitrag
    Sherab Yönten:

    Na, da hast Du ja einen Aspekt herausgesucht, den Du angeblich positiv findest, der von anderen aber gerade kritisiert wird.
    Schöne Steilvorlage für seine Kritiker ! Auch wenn ich kein Freund von Ole bin, hoffe ich trotzdem nicht, dass es nun zu einem Ole Bashing kommt. Das hatten wir schon häufiger hier und wird langweilig.


    Man muss auch ganz klar sagen dass es im Jahr 2000 zu allerhand Meldungen über den Skandal-Buddhist kam, dass es aber seitdem sehr ruhig um Ole Nydahl geworden ist.
    Er ist jetzt eben kein "junger Wilder" mehr sondern eher ein gesetzter Opa und Witwer.

  • Danke void, Deine Bemerkung zur Trennung von (Karma) Kagyü, Diamantweg und Person Ole Nydahl finde ich sehr sinnvoll.


    Es ist wohl wirklich so, dass die Dinge die die einen gerade erst recht inspirieren für andere die größten Kritikpunkte sind. Wobei die Betonung auf den Aspekt "Freude der Erleuchtung" (Detong) durchaus keine Erfindung von Lama Ole Nydahl ist, sondern die Betonung im Mahamudra der Kagyü-Schule. So wie Weisheit, Mitgefühl und Klarheit direkt ohne Ursache aus dem Raum hervorgehen können, so kann auch ursprüngliche Freude daraus hervorgehen. Was auch zeigt, dass Buddhismus durchaus nicht immer eine bierernste oder hochfeierliche Veranstaltung sein muss.


    Zitat

    Er ist jetzt eben kein "junger Wilder" mehr sondern eher ein gesetzter Opa und Witwer.


    Er ist jetzt 74. Kein junger Wilder mehr würde ich auch sagen; seit letztem Jahr ist er aber wieder neu verheiratet.


    kilaya

  • Ich finde, als Anfänger, dass man sich in Ruhe und ohne Bashing und ohne eigene Gefühlsaufwallungen den überall aufgeworfenen Fragen und offensichtlich bestehenden Konflikten zu dem Thema durchaus nähern darf. Ich habe das getan und bin mit mir im Reinen. Ich habe Ole Nydahl nicht verurteilt und werde das auch nicht tun.


    Man sollte die Diskussion in einer respektvollen Haltung führen, und anerkennen, dass man selber nicht unfehlbar ist und in einer Position wie Herr Nydahl möglicherweise ähnlich handeln würde. Aber wenn man die Sache für sich aufarbeitet, dann darf man auch nicht Tabu-Zonen errichten. Ich sehe ja selber täglich in meinem Zentrum, wie Schüler ihre Lamas schätzen, schützen und verehren.


    Den Beitrag unter http://info-buddhismus.de/lama_ole_nydahl.html finde ich persönlich sehr erhellend. Er hat mir ein wenig Hintergrund gegeben - ohne dass ich Ole oder seine Anhänger deswegen verurteile. Es ist einfach nur Text mit Inhalt, der mich nicht weiter in Aufregung versetzt. Es ist einfach Ruhe und Sachlichkeit, die bei dem Thema manchmal fehlt. Aber um das Thema mit Samtpfötchen herumzutändeln finde ich genausowenig angebracht. Es gibt nichts zu verstecken und nichts zu bashen für mich.

  • Engelbert:

    Ich bin selber totaler Anfänger und interessiert am tibetischen Buddhismus. Für mich war das Besondere am Diamantweg, dass der Gründer selber sagt, dass er mit mehr als 500 Frauen geschlafen hat. Fand ich total krass ohne es aber bewerten zu wollen.


    Krass ist eigentlich nur, dass er damit angibt, zumal das in seiner Position keine Kunst ist. Also viel verstanden hat er noch nicht.


    Ach, ich sollte auch einen buddhistischen Zweig gründen. :D

  • Hallo Freunde, eins hab' ich bisher gelernt: Buddhisten lieben das Diskutieren! Ich finde das gut.
    Und mir hat's geholfen, da ich jetzt tatsächlich etwas mehr weiß.
    Herzlichen Dank und liebe Grüße!
    Alexander

  • Elke:

    Krass ist eigentlich nur, dass er damit angibt, zumal das in seiner Position keine Kunst ist. Also viel verstanden hat er noch nicht.


    Ich glaube das geistert Jahrzehnte nachdem das mal gesagt wurde immer noch überall herum. Grundsätzlich finde ich mehr noch als so eine Aussage das damit beschriebene Verhalten sehr schwierig zu beurteilen, es kann zwischen völlig in Ordnung bis extrem missbräuchlich alles darin enthalten sein. Das wäre aber eine Extradiskussion, die man m.E. generell von der Person abkoppeln sollte.


    Ein Urteil wie "viel verstanden hat er noch nicht" finde ich kann man sich gar nicht anmassen, schon gar nicht anhand von so einer Aussage, die vermutlich auch noch Jahrzehnte alt ist. Und selbst da stellt sich die Frage, welche Absicht damit verbunden war, das so zu sagen. Deine Interpretation ist jetzt "er will damit angeben" aber das ist eben solange man es nicht sicher weiss eben auch nur das: Deine persönliche Interpretation.


    Hier geht es aber um die Belehrungen des Diamantwegs, resp. allgemeiner Vajrayana. Da das teilweise mit der Person stark verbunden ist, muss die Kritik sicherlich in dem Zusammenhang erwähnt werden. Mehr noch wäre es aber sinnvoll, auf den Inhalt einzugehen, vielleicht umformuliert von "was ist das Besondere" in "Was unterscheidet" denn "besonders" im Sinne von "über anderen stehend" ist vielleicht schon ein falscher Denkansatz.


    kilaya

    • Offizieller Beitrag
    Alexander:

    Hallo Freunde, eins hab' ich bisher gelernt: Buddhisten lieben das Diskutieren! Ich finde das gut.
    Und mir hat's geholfen, da ich jetzt tatsächlich etwas mehr weiß.


    Der Grund, warum das gerade im jahr 2000 so hochkochte, dürfte der Karmapa-Konflikt sein.


    Es gab ja damals einen Konflikt, wer die "richtige Wiedergeburt" des verstorbenen Karmapas sei. Dabei untertützen wichtige Lehrer wie der Dalai Lama den Kandidat Urgyen Trinley Dorje , während der Shamarpa und eben auch der Dimantweg Lama Oles den anderen Anwärter Trinley Thaye Dorje unterstützte. Es kam zu einer richtigen Spaltung innerhalb des tibetischen Buddhismus. Im DBU Forum musste man nur das Wort "Karmapa" erwähnen und schon ging es ab (Meiner ist echter als deiner!) Viele Emotionen gegenüber Ole Nydahl hatten auch damit zu tun, dass er als "Anhänger des falschen Karmapas" gesehen wurde. Wo man einander vorher Skandale nachgesehn hätte, wurde auf einmal Beisshemmungen fallengelassen.


    Inzwischen wurde der Konflikt mit viel Fingerspitzegefühl entschärft.

  • Interessant, wie viel Moderatoren-Power sofort hier zugange ist. :D Angst, dass es zu ruppig wird?


    Void, ich glaube nicht, dass es mit einem Karmapa zu tun hat, wenn man 500 Schülerinnen aus dem eigenen Schulbetrieb ins Bett nimmt. Schüler, auch Volljährige, sind Menschen, die schon in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen. Schülerinnen eben. Oder würdest Du das grundsätzlich bestreiten, Void?


    Ich wage zudem zu bezweifeln, dass sein Lehrer, der 16. Karmapa, über den es ja keinen Disput gibt, dieses Verhalten "Lamas, reitet Eure knackigen Schülerinnen ruhig mal ordentlich durch" toleriert hätte. Interessant finde ich, wie sanftmütig viele Kundige, die alle mögliche Texte hier einstellen, plötzlich klingen, wenn es um Ole Nydahl geht. "Ach das ist doch schon alles so lange her...". Ha, des is mir aber Wurscht, wenn ich mir einen Lehrer suche der mich auf meinem Weg zur Erleuchtung voranbringen soll. Und um nichts weniger geht es mir! Ich will gerne raus aus Samsara, wo der nächste Kick vor dem nächsten Kick kommt. Und da zählt für mich die Auseinandersetzung mit meinem und Klärung meines Sexualtriebes und der damit vorhandenen Anhaftungen, Gedanken etc. auch eine Rolle. Der Buddhismus endet bei mir nicht auf Höhe des Bauchnabels.


    Für mich ist es so, dass die Bücher, in denen er den Dharma auslegt, durch sein Leben mit Sportwagen, Sex und Bling-Bling reichlich entwertet sind - wenngleich die Lehre stimmen mag. Selbst wenn ein Papagei den Dharma zitiert, bleibt die Lehre Buddhas ja korrekt. Aber das war für mich der Grund, mich dieser Gruppe nicht zu nähern: seine Ethik stimmt nicht mit dem überein, was ich für ethisch vertretbar halte.

  • Engelbert:

    Angst, dass es zu ruppig wird?


    Ja, hier in diesem Forum wurde in der Vergangenheit leider häufiger gerade tibetische Meister über das normale Maß
    hinaus "kritisiert".

    • Offizieller Beitrag
    Engelbert:

    Void, ich glaube nicht, dass es mit einem Karmapa zu tun hat, wenn man 500 Schülerinnen aus dem eigenen Schulbetrieb ins Bett nimmt. Schüler, auch Volljährige, sind Menschen, die schon in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen. Schülerinnen eben. Oder würdest Du das grundsätzlich bestreiten, Void?
    ...
    Ich wage zudem zu bezweifeln, dass sein Lehrer, der 16. Karmapa, über den es ja keinen Disput gibt, dieses Verhalten "Lamas, reitet Eure knackigen Schülerinnen ruhig mal ordentlich durch" toleriert hätte.


    Ich hatte eigentlich immer angemommen, das sich dieses ungesicherte Zitat auf die Zeit bezog, als Ole Nydahl noch ein Hippie und Drogenhändler war. Und da kann man im Gegensatz zu einer Lehrertätigkeit ja so promiskutiv sein, wie man will.


    Wenn du aber etwas über Missbrauch an Schutzbfohlenen weisst, solltest du das direkt an Polizei und Justiz weitergeben. Sowas ist ja eine Straftat. Genauso wie es sich bei der Unterstellung Sex mit Schülerinnen gehabt zu haben, wenn man nicht beweisen kann, um üble Nachrede handelt. Was ja auch nicht erlaubt ist.

  • Zitat

    Interessant, wie viel Moderatoren-Power sofort hier zugange ist. :D Angst, dass es zu ruppig wird?


    Bis jetzt war ja noch nix zu moderieren. Void verstehe ich so, dass er einfach seine Meinung vertritt.


    Zitat

    Void, ich glaube nicht, dass es mit einem Karmapa zu tun hat, wenn man 500 Schülerinnen aus dem eigenen Schulbetrieb ins Bett nimmt. Schüler, auch Volljährige, sind Menschen, die schon in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen. Schülerinnen eben. Oder würdest Du das grundsätzlich bestreiten, Void?


    Was er wohl meinte, war dass Dinge, die vorher nicht gross diskutiert wurden, durch den Karmapa-Konflikt auf einmal mehr Bedeutung bekommen haben, weil die beiden Seiten angefangen haben, Fehler an der jeweils anderen Seite zu finden und ins Licht stellen zu wollen. Inhaltlich: die Frage nach dem Abhängigkeitsverhältnis ist ja genau die, an der sich die Gemüter besonders erhitzen. Wirklich beantworten können die Frage, ob da eine Abhängigkeit ausgenutzt wurde, vermutlich nur die Leute selbst, um die es geht. Seltsamerweise kommen alle Vorwürfe diesbezüglich von Aussenstehenden. Jedenfalls habe ich noch nichts von Ex-Schülerinnen Ole Nydahls gehört, die ihn angeklagt haben. Und dass das grundsätzlich passieren kann, sieht man an anderen tibetischen Lehrern, wo es diese Vorwürfe durchaus gibt, bis hin zu ganzen Büchern darüber usw. Ich würde denken, dass es unter so vielen Schülerinnen wenigstens eine oder zwei geben würde, die ausgestiegen wären und sich gegen ihn gestellt hätten, wenn da missbräuchliche Dinge passiert wären. Wenn es aber - zumindest überwiegend - nicht um die Ausbeutung von Menschen in einem Abhängigkeitsverhältnis gegangen ist, was wäre noch denkbar?


    Zitat

    Ich wage zudem zu bezweifeln, dass sein Lehrer, der 16. Karmapa, über den es ja keinen Disput gibt, dieses Verhalten "Lamas, reitet Eure knackigen Schülerinnen ruhig mal ordentlich durch" toleriert hätte. Interessant finde ich, wie sanftmütig viele Kundige, die alle mögliche Texte hier einstellen, plötzlich klingen, wenn es um Ole Nydahl geht. "Ach das ist doch schon alles so lange her...".


    Ich versuche nur, die Dinge in den richtigen Kontext zu stellen. Wenn ich sage, dass das lange her ist, habe ich damit nichts gesagt, ausser dass es lange her ist. Das ist etwas anderes, als wenn man davon ausgeht, dass er das letzte Woche gesagt hat oder bei jedem Vortrag ausbreitet. Ein Lehrer bleibt ja nicht sein ganzes Leben genau gleich, auch da findet eine Entwicklung statt. Von daher würde ich für mich schauen, wie es jetzt ist und mich anhand dessen entscheiden, ob es passt oder nicht.


    Zitat

    Ha, des is mir aber Wurscht, wenn ich mir einen Lehrer suche der mich auf meinem Weg zur Erleuchtung voranbringen soll. Und um nichts weniger geht es mir! Ich will gerne raus aus Samsara, wo der nächste Kick vor dem nächsten Kick kommt. Und da zählt für mich die Auseinandersetzung mit meinem und Klärung meines Sexualtriebes und der damit vorhandenen Anhaftungen, Gedanken etc. auch eine Rolle. Der Buddhismus endet bei mir nicht auf Höhe des Bauchnabels.


    Sexualität und sexuelle Energien spielen im Tantra grundsätzlich eine grosse Rolle. Das sieht man ja schon bei den Darstellungen von Buddhas und Gottheiten in Vereinigung. Natürlich muss das in keiner Weise mit gelebter Sexualität mit einem Partner in Verbindung stehen, das geht bei den Mönchen und Nonnen ja auch anders, aber es kann eine Rolle spielen und Sexualität und Spiritualität schliessen sich zumindest grundsätzlich nicht in dem Maß aus, wie man das aus anderen Religionen kennt.


    Zitat

    Für mich ist es so, dass die Bücher, in denen er den Dharma auslegt, durch sein Leben mit Sportwagen, Sex und Bling-Bling reichlich entwertet sind - wenngleich die Lehre stimmen mag. Selbst wenn ein Papagei den Dharma zitiert, bleibt die Lehre Buddhas ja korrekt. Aber das war für mich der Grund, mich dieser Gruppe nicht zu nähern: seine Ethik stimmt nicht mit dem überein, was ich für ethisch vertretbar halte.


    Für mich wird eine gute und richtige Lehre durch nichts entwertet, ich muss mir dann nur überlegen, ob ich etwas mit dem Lehrer zu tun haben will. Da bist Du ja für Dich zu einem klaren Ergebnis gekommen, das ist wichtig, gut und richtig, dann da auch Konsequenzen draus zu ziehen für sich selbst.


    kilaya

  • void:

    Ich hatte eigentlich immer angemommen, das sich dieses ungesicherte Zitat auf die Zeit bezog, als Ole Nydahl noch ein Hippie und Drogenhändler war. Und da kann man im Gegensatz zu einer Lehrertätigkeit ja so promiskutiv sein, wie man will.


    Mehr Hippie als Drogenhändler, "Überzeugungstäter" in dem Sinne, als dass er im Hype der 60er wie so viele davon ausging, dass psychedelische Substanzen zu einem spirituellen Erwachen führen. Drogen - in erster Linie Cannabis, das in zwischen in vielen Ländern legalisiert wird - wurden dann geschmuggelt, um den Freunden diesen vermeintlichen Segen zugänglich zu machen. Nachdem er erlebt hat, wie viele Leute an Drogen kaputt gegangen sind, warnte und warnt er aus Erfahrung davor und empfiehlt sinnigerweise lieber die Meditation. Auf welche Zeit sich das - in der Tat ungesicherte - Zitat mit den Frauen bezieht, weiss ich nicht.


    void:

    Wenn du aber etwas über Missbrauch an Schutzbfohlenen weisst, solltest du das direkt an Polizei und Justiz weitergeben. Sowas ist ja eine Straftat. Genauso wie es sich bei der Unterstellung Sex mit Schülerinnen gehabt zu haben, wenn man nicht beweisen kann, um üble Nachrede handelt. Was ja auch nicht erlaubt ist.


    Soweit ich weiss, bezieht sich das Gesetz nicht auf solche Konstellationen wie erwachsene Menschen, die einen spirituellen Lehrer haben. Die Verwendung der Ausdrucksweise "Missbrauch an Schutzbefohlenen" suggeriert aber einen justiziablen Umstand. Gemeint sind da Lehrer an einer Schule usw. Ob man das, wenn es so gewesen sein sollte, ethisch korrekt oder für einen spirituellen Lehrer angemessen findet oder nicht, ist eine gänzlich andere Frage. Die kann man im Gegensatz zu der juristischen Frage nur mit einer persönlichen Meinung beantworten, ohne dass es einen Anspruch auf eine "grundsätzlich richtige oder falsche" Sichtweise gibt.


    kilaya

  • Warum gibt es so ein Gesetz fuer 'spirituelle Lehrer' nicht?

  • JazzOderNie:

    Warum gibt es so ein Gesetz fuer 'spirituelle Lehrer' nicht?


    Das führt derart weit weg vom Thema des Threads, und ist tendenziell ein derart umfassendes und derart per se kontrovers diskutierbares Thema, dass ich Dich bitten würde, dazu einen eigenen Thread im allgemeinen Bereich aufzumachen.


    kilaya