Die Macht der Güte

  • "Einst weilte der Erhabene im Jeta- Haine bei
    Sāvatthī , im Kloster des Anāthapindika. Zu jener
    Zeit aber war gerade zu Sāvatthī ein gewisser
    Mönch infolge eines Schlangenbisses gestorben .
    Und es begaben sich zahlreiche Mönche dorthin,
    wo der Erhabene weilte . Dort angelangt ,
    begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig ,
    setzten sich zur Seite nieder und sprachen zum
    Erhabenen also:
    » Hier in Sāvatthī , o Herr, ist ein gewisser Mönch
    infolge eines Schlangenbisses gestorben .«
    Und der Erhabene sprach : » Sicherlich , ihr
    Mönche , hat jener Mönch die vier
    Königsfamilien der Schlangen nicht mit gütigem
    Geiste durchstrahlt. Hätte nämlich , ihr Mönche ,
    jener Mönch die vier Königsfamilien der
    Schlangen mit gütigem Geiste durchstrahlt, so
    wäre , wahrlich , jener Mönch nicht von einer
    Schlange gebissen worden und gestorben .
    Welches aber sind die vier Königsfamilien der
    Schlangen ?
    Es ist
    die Königsfamilie der Virūpakkhas,
    die Königsfamilie der Erāpathas ,
    die Königsfamilie der Chabyāputtas ,
    die Königsfamilie der Kanhāgotamakas .
    Sicherlich hat jener Mönch diese vier
    Königsfamilien der Schlangen nicht mit gütigem
    Geiste durchstrahlt. Hätte er es getan, so wäre
    er wahrlich nicht von einer Schlange gebissen
    worden und gestorben .
    Ich rate euch , ihr Mönche , diese vier
    Königsfamilien der Schlangen mit gütigem
    Geiste zu durchstrahlen , zu eigener Wehr, zu
    eigenem Schutz und Schirm , so nämlich :
    ' Den Erāpathas send ' ich Güte ,
    den Virūpakkhas ebenso ;
    den Chabyāputtas send' ich Güte ,
    wie auch den Kanhāgotamas.
    Fußlosen Wesen meine Güte gilt ,
    Zweifüßern gleichfalls bin ich gut ,
    Vierfüßern auch entsend' ich Güte ,
    Vielfüßern bin ich gut gesinnt.
    Möge mich kein Kriechtier töten ,
    Zweifüßer mir nicht Schaden tun ;
    Vierfüßer mögen mich nicht töten ,
    Vielfüßer auch mich nicht verletzen .
    Alle Wesen und Geschöpfe ,
    alles , was nur irgend lebt,
    mög ' es allen wohlergehen,
    keinem Böses widerfahren!
    Unbeschränkt ist der Buddha, unbeschränkt die
    Lehre , unbeschränkt die Mönchsgemeinde!
    Beschränkt jedoch sind Kriechtiere, Schlange,
    Spinne , Hundertfuß , Skorpion, Maus und
    Eidechse .
    Ich bin nun gesichert! Ich bin nun geschützt!
    Weichet , ihr Wesen , zurück !
    Ehre dem Erhabenen! Ehre den sieben Buddhas
    (*1 )!'«


    (*1 ) Die 'sieben Buddhas ' sind der Buddha
    Gotama der jetzigen Lehrverkündung und sechs
    Buddhas vor ihm, nämlich: Kassapa,
    Konāgamana , Kakusandha , Vessabhū , Sikhī und
    Vipassī.
    Es sei mir hier erlaubt, eine mit den obigen
    Versen eng verknüpfte Episode aus meinem
    eigenen Leben anzuführen , die sich gelegentlich
    meines Aufenthaltes im Hochlande der
    nördlichen Schans (Nordbirma ) zugetragen hat .
    Eines Abends, als ich gerade die Übersetzung
    obiger Verse fertig gestellt hatte , trat ich aus
    meiner Hütte heraus , um nach meiner
    Gewohnheit ein wenig auf dem nahen
    Waldpfade einsam auf und ab zu wandeln .
    Kaum hatte ich etwa fünfzig Schritte
    zurückgelegt , als ich , plötzlich wie von
    magischer Gewalt angezogen, mich umblickte
    und bemerkte, daß ich soeben über die so
    gefürchtete Brillenschlange ahnungslos mit
    bloßen Füßen hinweggegangen und wie durch
    ein Wunder einem schrecklichen Tode
    entgangen war. Was auch immer die eigentliche
    Ursache gewesen sein mag , die hier eingewirkt
    hat , es kann ein unbewußter Einfluß, und zwar
    nicht nur der Liebe, sondern auch des Hasses ,
    auf andere Wesen , Menschen oder Tiere ,
    keineswegs geleugnet werden . [ Nyanaponika]
    Siehe auch Khuddaka Anhang"


    http://www.palikanon.com/angutt/a04_061-070.html#a_iv67

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)



  • Ich sehe das mal so: als Metapher:
    Es ist absolut notwendig zu verstehen, daß nur eine Vervollkommnung der Güte einen hohen Schutz darstellt,
    nicht "nur" gegen die Angriffe der Natur, sondern auch gegen die Auswirkungen des eigenen schlechten Karmas,
    welche uns in verschiedenen Gestalten von "außen" begegnet- Verletzung, Anfeindung,Krankheit usw., weiterhin vor einer
    schlechten Geburt in niederen Welten, welche uns ja gefangen nimmt in der Enge und Finsterniss des eigenen Geistes.
    Setzen wir nun auf Hass, d.h. auf Abwehr, Leugnung,Vernichtung der Gefahr, könnten wir ab und an einmal Glück haben
    und der Gefahr einstweilen entrinnen, verstricken uns jedoch immer tiefer darin.
    Die Schlange ( das "Negative", das "Böse" ) mag aufgrund des Hasses/Abwehr GEBANNT gewesen sein,
    wir können jedoch nicht sicher sein, das dies jedesmal funktioniert.
    Die Güte aber "funktioniert" immer, da sie das verbindende Element ist, damit das lichtvolle.


  • Hervorragend!

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ich danke Dir für Deine authentischen Auszüge aus der tief verehrten Lehre,
    auf das sie unsere Herzen und Augen öffnen mögen.
    Auf daß wir beständig auf ihr zu gehen vermögen und unser Schritt fest und sicher wird !
    Wiederholung, Achtsamkeit,Demut.

  • Onyx9:

    Ich danke Dir für Deine authentischen Auszüge aus der tief verehrten Lehre,
    auf das sie unsere Herzen und Augen öffnen mögen.
    Auf daß wir beständig auf ihr zu gehen vermögen und unser Schritt fest und sicher wird !
    Wiederholung, Achtsamkeit,Demut.


    Schön das sich jemand damit auseinandersetzt.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Es ist doch so, daß Buddhas Reden eine ungeheure Sog,-und Erlösungskraft beinhalten.
    Allein, wenn man nur drei, vier Sätze liest, weiß man, daß sie wahr sind, authentisch, frei von jedem Makel.
    Und man folgt ihnen ganz automatisch, wie getrieben. Das macht das Wunder des Buddhsimus aus.
    Denn es ist eine Freude darin, eben die Freude am Erkennen.

  • Onyx9:

    Es ist doch so, daß Buddhas Reden eine ungeheure Sog,-und Erlösungskraft beinhalten.
    Allein, wenn man nur drei, vier Sätze liest, weiß man, daß sie wahr sind, authentisch, frei von jedem Makel.
    Und man folgt ihnen ganz automatisch, wie getrieben. Das macht das Wunder des Buddhsimus aus.
    Denn es ist eine Freude darin, eben die Freude am Erkennen.


    Geht mir ebenso. Warum aber selbst im Buddhismus so viele mit den Lehrreden so wenig anfangen können ist jedoch schon überraschend.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:
    Onyx9:

    Es ist doch so, daß Buddhas Reden eine ungeheure Sog,-und Erlösungskraft beinhalten.
    Allein, wenn man nur drei, vier Sätze liest, weiß man, daß sie wahr sind, authentisch, frei von jedem Makel.
    Und man folgt ihnen ganz automatisch, wie getrieben. Das macht das Wunder des Buddhsimus aus.
    Denn es ist eine Freude darin, eben die Freude am Erkennen.


    Geht mir ebenso. Warum aber selbst im Buddhismus so viele mit den Lehrreden so wenig anfangen können ist jedoch schon überraschend.


    Weil sie mit der Lehre kaum was zu tun haben.

  • Geronimo: Geht mir ebenso. Warum aber selbst im Buddhismus so viele mit den Lehrreden so wenig anfangen können ist jedoch schon überraschend.


    Es ist das Gefühl dafür, die Intuition, die spontan versteht- und ohne verstehen- annnehmen lässt.
    Diese Annahmebreitschaft kannst du weder kaufen, noch durch einen Willen erlangen. Sie ist karmsch bedingt.