Nanavira Thera - Notizen zu Dhamma und andere Schriften.

  • Hallo Zusammen,


    Ich wollte ein Buch von dem englischen Bhikkhu, Nanavira Thera hier vorstellen inkl Biographie. Ich glaube das er bei uns in Deutschland zu wenig bekannt ist. Interessant vor allem finde ich seine Vergleiche zum Existenzialismus und auch seine Biographie inkl der Frage nach dem Suizid denn er begangen hat, wie er das mit Buddhas Lehre vereinbaren konnte.
    ---


    Bio:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Nanavira_Thera


    Buch, Notizen zu Dhamma und andere Schriften, Komplett:
    http://sangham.net/index.php?action=tpmod;dl=get39



    LG
    Hund

  • Nanavira Thera ist ein gutes Beispiel und eine gute Warnung was passieren kann, wenn man kein Checks-and-Balances System hat. Ist man von seinem eigenen Intellekt berauscht und zieht sich in eine einsame Hütte zurück, kann man schon einmal falsch abbiegen.


    Nanavira ist wohl zuvorderst an seiner Hybris gestorben und nachrangig erst am Gift.

  • Ich habe viel schlimmeres als seine Notizen gelesen (ajahn Buddhadasa und Buddhaghosa )
    Aber ja, sein Rückzug war unklug.


    Aber er war nicht der erste.
    In der ersten Sangha gab es ähnliche Fälle, die der Buddha nicht getadelt hat.


    Metta !

  • pamokkha:

    Nanavira Thera ist ein gutes Beispiel und eine gute Warnung was passieren kann, wenn man kein Checks-and-Balances System hat. Ist man von seinem eigenen Intellekt berauscht und zieht sich in eine einsame Hütte zurück, kann man schon einmal falsch abbiegen.


    Nanavira ist wohl zuvorderst an seiner Hybris gestorben und nachrangig erst am Gift.


    Pamokkha, könntest Du mir schildern, wieso Du der Ansicht bist das "Nanavira Thera" kein "Checks-and-Balance System" hatte und was für Dich dieses System darstellen soll, das Dhamma? Wieso seit Ihr der Meinung das er in seinem Rückzug in der "einsamen Hütte" einen Fehler begangen hat und in wie fern hat es gestört das er sich auf so große Geister wie Heidegger, Kierkegaard, Sartre, Hegel etc. des letzten Jahrhunderts gestützt hat? Ich finde es gerade aufrichtig, sich selber, als ein "westlicher Mensch" eine art Brücke zum Dhamma zu schaffen, die es einem erleichtert denn Fluss des grübelns und zweifelns zu überwinden, aber wahrscheinlich irre ich.

  • @ Hund.


    Ich schätze Nanavira sehr.
    Hab mich vermutlich falsch ausgedrückt.


    Buddha wollte nicht das sich seine Mönche komplett zurückziehen.
    Ich glaube nämlich das seine Krankheit heilbar gewesen wäre.
    Wir hätten dann mehr von ihm lesen und lernen dürfen.


    Metta !


  • Ok, Danke dir Martin :)
    Würde aber gerne noch hören was Pamokkha dazu sagen würde.


    451:

    Suizid oder wäre bei dieser Persönlichkeit Freitod der "passendere" Begriff?


    Ist diese Überlegung Unfug?


    Interessant wäre ja noch, ob er sich selber als ein "Sotapanna" oder nicht sah und wie er eben denn Suizid/Freitod rechtfertigt. Vielleicht wurde er zum Arahant und nahm sich deswegen das Leben (Soweit ich es verstanden habe, können/dürfen es Arahants tun, aus welchen Gründen auch immer). Ich persönlich sehe es so, das wenn ein Mensch beschließt "diesem" Dasein ein Ende zu setzten aus unerträglichen Gründen die einen nicht mehr leben lassen sondern quälen, könnte man denn Freitod vorziehen, allerdings ist dieses Thema sehr heikel, denn es gibt Momente in denen man als Beispiel in Depressionen steckt und sich das Leben nehmen will, das ist dann eine Entscheidung die recht Moment-abhängig ist und stark "subjektiv", ich glaube schon, das einige die ein Suizidversuch hinter sich haben, im Nachhineinen denken, das nicht "Sie" gehandelt haben, sondern die Krankheit, dach her ist das ein schweres Thema, doch wenn man mit unendlichen Qualen Jahre oder Jahrzehnte verbringt nur noch um zu atmen, zu erbrechen, zu weinen oder zu schreien, egal ob es eine unheilbare Psychose oder eine Physische Krankheit ist, könnte durchaus an Suizid denken, denn ich dann gerne Freitod nennen würde, alles andere wäre für mich absurd. Auch hier würde ich gerne Pamokkhas Meinung hören, was er, über denn Suizid/Freitod innerhalb des Buddhismus (Theravada/Frühbuddhismus) denkt.


    Übrigens, gibt es hier eine Dokumentation über das Leben (Eher dem Ende) von Nanavira Thera.


    https://www.youtube.com/watch?v=6MVFaDHfzb0


    Erinnert mich durch die Musik von Erik Satie an denn Film: Le feu follet von 1963, in dem es ebenso um das Thema Freitod ging und das existenzielle Leiden des Menschen, hier ein Auschnitt aus dem Film in dem der Protogonist die Absurdität des Lebens erkennt anhand der Beobachtung des alltäglichen menschlichen Treibens:


    https://www.youtube.com/watch?v=IwSQxlwMzr8

  • Amöbenruhr ist selbst heute manchmal schwierig zu heilen, erst recht in den Sechzigern.
    Wikipedia schreibt:

    Zitat

    Bereits kurz nach seiner Ankunft in Ceylon wurde Nanavira Thera von Amöbenruhr (Amöbiasis) befallen. Diese Krankheit begleitete ihn den Rest seines Lebens und machte letztendlich die Praxis der Geistessammlung, und damit Fortschritte auf dem Pfad, unmöglich. Zur Bekämpfung der Amöbenruhr hatte Nanavira ein starkes Medikament bekommen (Entamide). Dieses hatte als Nebenwirkung eine starke Stimulation des Geschlechtstriebes (Satyriasis) zur Folge – für Nanavira als Mönch eine zusätzliche Belastung. Von früheren intensiven Meditationen auf hartem Boden war Nanavira des Öfteren wegen einer Schleimbeutelentzündung der Knie in Behandlung. Vor dem Hintergrund dieser Krankheiten ist auch sein Selbstmord zu sehen.


    Statt (wie ich fürchte, jetzt schon absehbar) ein Fass aufzumachen, ob 'buddhistisch' Freitod legitim ist, wäre es vielleicht sinnvoller und anständiger, zu fragen, ob der Mann nicht vielleicht noch ein paar erträgliche Jahre hätte leben können, wenn er die Robe abgelegt hätte, statt sein Leben für sinnlos zu halten, wenn die 'Praxis der Geistessammlung' (auch wegen der 'starken Stimulation des Geschlechtstriebs') 'unmöglich' war.


    Im übrigen (Vorsicht! Ironie!) ist die Kombination von Buddhismus, Evola und Schleimbeutelentzündung auch ohne Amöbenruhr nur schwer zu überleben...

  • 451:

    Die Sachlage ist bei Theravadins eindeutig: "Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens Leben zu nehmen an."


    Für einen Sotapanna (oder höher) wäre dies nur ein kleines Vergehen.
    Es hätte für Nanavira keine Konsequenzen.

  • 451:

    In der Tat, das könnte ein gewinnbringender Ansatz sein. Kennt jemand die Inhalte der Briefe, die er mit seinem Arzt ausgetauscht hat und kann uns etwas dazu sagen?
    Mit seinem Arzt Dr. de Silva sprach Nanavira sowohl persönlich als auch per Brief oft über seine Krankheiten und die praktischen und philosophischen Aspekte des Suizids (Quelle ist der bereits verlinkte Wiki Artikel) Welche Haltung oder letztendlich Überzeugung hat er wohl gehabt?


    In der PDF die ich im Start Thread postete sind alle Briefe an Dr. de Silva enthalten. In einem z.b schildert er seine Überlegungen wie es am besten ist sich umzubringen, nicht gerade eine Frühstücks Lektüre.


    LG
    Hund

  • Stawrogin:

    Pamokkha, könntest Du mir schildern, wieso Du der Ansicht bist das "Nanavira Thera" kein "Checks-and-Balance System" hatte und was für Dich dieses System darstellen soll ...


    Eine der Grundvoraussetzungen für checks and balances ist meiner Ansicht nach Demut. Demut hatte Nanavira vor der Theravada-Tradition nicht und daher wohl auch nur eingeschränkt gegenüber seinen Sangha-Kollegen. Es braucht aber auch die Sangha, die einem Mal den Kopf wäscht und Bescheid gibt, wenn man sich irgendwo reinsteigert. Das hat man nicht, wenn man abgeschieden mit seinen Gedanken alleine ist.

  • pamokkha:
    Stawrogin:

    Pamokkha, könntest Du mir schildern, wieso Du der Ansicht bist das "Nanavira Thera" kein "Checks-and-Balance System" hatte und was für Dich dieses System darstellen soll ...


    Eine der Grundvoraussetzungen für checks and balances ist meiner Ansicht nach Demut. Demut hatte Nanavira vor der Theravada-Tradition nicht und daher wohl auch nur eingeschränkt gegenüber seinen Sangha-Kollegen. Es braucht aber auch die Sangha, die einem Mal den Kopf wäscht und Bescheid gibt, wenn man sich irgendwo reinsteigert. Das hat man nicht, wenn man abgeschieden mit seinen Gedanken alleine ist.


    Okay, jetzt wird mir klarer was du damit meintest, danke.

  • Stawrogin:
    pamokkha:

    Eine der Grundvoraussetzungen für checks and balances ist meiner Ansicht nach Demut. Demut hatte Nanavira vor der Theravada-Tradition nicht und daher wohl auch nur eingeschränkt gegenüber seinen Sangha-Kollegen. Es braucht aber auch die Sangha, die einem Mal den Kopf wäscht und Bescheid gibt, wenn man sich irgendwo reinsteigert. Das hat man nicht, wenn man abgeschieden mit seinen Gedanken alleine ist.


    Okay, jetzt wird mir klarer was du damit meintest, danke.

    Das kann aber auch ganz anders gesehen werden: Der Rückzug kann auch darum geschehen weil einem die Dauerquatscher und Traditionalisten so auf die Nerven gehen das kein klarer Gedanke mehr gefasst werden kann, erst recht keiner der die Heiligen der Auslegung angreifen könnte. Irgendwann geht einem das Widerlegen wollen mit Uraltauslegern/So-wird-das-gesehen-und-nicht-anders, so auf den Keks das man einfach flüchtet. Die Traditionalisten der Auslegung können sich auch in was reinsteigern. Die sehen nur den Balken im Auge des Anderen und nie den Splitter in ihren Augen, geschweige den den Schmerz des Splitters, die sind Schmerzfrei, die Es-ist-wie-es-schon-immer-ist.

  • Absolut wervolles Buch, Dalai-Lama kann nichts diesem einfachen Buddhisten ( der ist der Brite) einfach das Wasser reichen. Das Buch habe ich im gedrukten Form und umsonst. Aber der ganze Konzept der Realität, wie es bei Nagarjuna geschildert wurde, und die berüchtige Leerheit ist so verdammt gut erklärt, dass ich mich wie absolut enttäuscht von Mahayana fühle. Im Pali, je mehr ich lese, desto mehr ich finde absolut klare Antworten , anstatt in der unmöglichen intellektuellen Akrobatik mich zu "verlieren" .. '*lach*.

    Ich weiss aber nichts, wäre diese Krankheit echt jetzt heilbar? Ähnliche Ideen hatte ich auch von den anderen Autoren von der "ursprünglichen" oder Frühen Tradition herausgefischt. Uber die Zeit, das Wesen des Arahats, oder über die bedingte Entstehung.

    Und ich denke, der TB ist so verdammt populär , so kommerzionalisiert, aber die Wahrheit, und ich nehme an, die ganze, man kann im Pali finden. Mehr als genug. Sogar diesslebe Beispiele über den "Karren", wie es TB schildert. Eins zu eins.

    Mich besticht total die Ausdruckweiese , die ganze Geschichte, und der Bezug zum Existenzialismus. Das hatte ich wirklich Glück! Denn man kann nur im einem einzigen Verlag die "Notizen zu Dharma" bekommen.

    Und , es abzurunden, ich finde diese Lösung ( Der Selbstmord) sinnvoll. ( im diesem Fall). Das war der enorme Leidensdruck, und er hatte vor drei (!) tagen von dem Suizid noch auf den Brief geantwortet. So ruhig und kristall-klar.... Das ist für mich das Zeugnis der enormen inneren Kraft, mein Respekt!

    Wenn der Autor sogar nichts normal praktizieren könnte, klar warum, dann das ganze ist das Ergebnis der inneren Erfahrung. Keine trockende Philosophie , welche er zitiert, wie Hiedegger, Camus, Sartre, und weiss noch der Himmel, was noch... ( Bis zu Quanten-Phisik), oder die Belletristik von A.Huxley... Deises Buch ist das beste, was in den so vielen Jahren gelesen hatte, das berührt mich bis zum Knochenmark.

    Absolut empfehenswert für jeden Buddhisten, oder den echt denkenden Menschen!

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates