Triebe und Neigungen

  • Mich würde mal interessieren wie ihr das seht mit Neigungen (anusaya) und Triebe (asava)


    Ich bin da mit jemand in Disussion geraten und er sagt, dass erst der Trieb da ist und dann die Neigung. Ich sehe das aber genau andersherum.


    Es gibt ja die 7 Neigungen


    1. Sinnliches Begehren
    2. Widerstreaben, Gehässigkeit
    ...


    Da hätte ich dann folgende Fragen:


    1. Was passiert mit den Neigungen bei einem Erwachten
    2. Wie können die Neigungen ausradiert werden
    3. Wo ist der Unterschied zwischen Neigung und Trieb


    Danke für euere Anmerkungen

  • Maytreka:

    Danke für den Hinweis, aber die MN2 kenne ich. Wie meinst du würde diese Lehrrede meine Fragen beantworten?


    Es ging dir ja primär um die Triebe. Und wer könnte da schlüssigere Antworten geben als Buddha selbst?


    Maytreka:

    1.Was passiert mit den Neigungen bei einem Erwachten


    Neigungen und Triebe sind Körper bedingte Emotionen. Der vollkommen Erwachte identifiziert sich aber nicht mehr mit seinem Körper und dessen aufkommenden Gefühlen.


    "Bhikkhu, was ist das Erdelement? Das Erdelement kann entweder innerlich oder äußerlich sein. Was ist das innere Erdelement? Was immer an inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, fest, verfestigt und Objekt der Anhaftung ist, also Kopfhaar, Körperhaar, Nägel, Zähne, Haut, Muskelfleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren, Herz, Leber, Zwerchfell, Milz, Lunge, Dickdarm, Dünndarm, Magen, Kot oder was sonst noch an inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, fest, verfestigt und Objekt der Anhaftung ist: dies nennt man das innere Erdelement. Sowohl das innere Erdelement, als auch das äußere Erdelement sind einfach nur Erdelement. Und das sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Wenn man es mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend so sieht, wird man gegenüber dem Erdelement ernüchtert und macht den Geist begierdelos in Bezug auf das Erdelement."


    M 140


    Maytreka:

    2. Wie können die Neigungen ausradiert werden


    Das ist schwer zu erklären. Ich habe gestern eine wunderbare Meditationserfahrung machen dürfen. Ich habe meine aufkommenden Gefühle, Gedanken, Triebe usw. einfach kommen lassen und habe sie nicht mehr als Teil von mir betrachtet. Als wäre ich unter Wasser und alles aufkommende würde nur die Oberfläche des Wassers bewegen. So meditierte ich mehrere Stunden bis ich letztendlich ein extremes Maß an Konzentration und Ruhe erreicht hatte. Das war wirklich eine sehr schöne Erfahrung.


    Das Metta Sutta beschreibt es wohl noch besser.


    Wem klar geworden ist, dass der Frieden des Geistes das Ziel
    seines Lebens ist, der bemühe sich um folgende Gesinnung:
    Er sei stark, aufrecht und gewissenhaft, freundlich, sanft und ohne
    Stolz.
    Er sei genügsam, leicht befriedigt, nicht viel geschäftig und
    bedürfnislos.
    Die Sinne still, klar der Verstand; sein Verhalten sei nicht dreist
    und nicht gierig.
    Auch nicht im Kleinsten soll er sich vergehen, wofür ihn
    Verständige tadeln könnten.
    Mögen alle Wesen glücklich sein und Frieden finden.
    Was es auch an lebenden Wesen gibt: Ob stark oder schwach, ob
    groß oder klein, ob sichtbar oder unsichtbar, ob fern oder nah, ob
    einer Geburt zustrebend − mögen sie alle glücklich sein.
    Niemand betrüge oder verachte einen anderen. Aus Ärger oder
    Übelwollen wünsche man keinem irgendwelches Unglück.
    Wie eine Mutter mit ihrem Leben ihr einzig Kind beschützt und
    behütet, so möge man für alle Wesen und die ganze Welt ein
    unbegrenzt gütiges Gemüt erwecken: Ohne Hass, ohne Feindschaft
    ohne Beschränkung nach oben, nach unten und nach allen Seiten.
    Im Gehen oder Stehen, im Sitzen oder Liegen entfalte man eifrig
    diese Gesinnung; dies nennt man Weilen im Heiligen.
    Wer sich nicht an Ansichten verliert, Tugend und Einsicht gewinnt,
    dem Sinnengenuss nicht verhaftet ist − für den gibt es keine Geburt
    mehr.


    Ich denke wenn die Identifikation mit dem Vergänglichen aufhören, zu dem ja auch die inneren Triebe gehören, dann haften sie nicht mehr an einen und werden auch nicht mehr geboren. Das ist aber theoretisch leichter erklärt als praktisch getan.


    Maytreka:

    3. Wo ist der Unterschied zwischen Neigung und Trieb


    Die Neigung ist die Vorstufe zum Trieb. Ich habe eine extreme Neigung bzw. Vorliebe zu Schokolade und entwickle daher den Trieb zur Sucht danach :D
    Ich möchte jetzt kein sexuelles Beispiel geben. Das würde es aber wahrscheinlich noch besser erklären ;)


    Ich finde das Thema sehr interessant und würde mich über die weiteren Meinungen Anderer sehr freuen.

  • Hallo Maytreka,
    ich sehe bzw. verstehe das so:
    Wir werden mit bestimmten Neigungen geboren, die durch entsprechende Erziehung und Umwelteinflüsse entweder verstärkt, also sich zu einem Trieb auswachsen, oder aber "beschnitten" werden (Bonsai :D ) und mit viel gutem Willen immer weniger zu ihrer unheilsamen "Erfüllung austreiben" können. Ganz genau so wie ein (geiler) Trieb an einer Pflanze, der nicht gewünscht ist.
    Je nach dem wie sehr wir an einer Befreiung interessiert sind, werden wir unsere Neigungen, nachdem wir durch unsere Triebe womöglich viel Leiden erfahren mussten, genauestens untersuchen und entsprechend unserem geistigen Fortschritt "bearbeiten" und in heilsames Denken und Verhalten umwandeln.
    _()_ Monika

  • Guter Text - Pommes !


    Die Triebe ( āsava ) sind allerdings die Fesseln ( samyojana )
    aber die "persönlichen" Neigungen sind eng mit ihnen verknüpft
    Ihnen liegt eine gewohnheitsmäßige Tendenz zugrunde , ein Hang
    der sich in den Kilesha manifestiert .



    Zitat

    1. Was passiert mit den Neigungen bei einem Erwachten


    Er hangt nicht an , somit haben sie keine karmische Werdens,-und Wirkkraft mehr .

    Zitat

    2. Wie können die Neigungen ausradiert werden


    Ausradieren ist kein gutes Wort & Einstellung . Der Meditierende folgt weder Zuneigung
    noch Abneigung ( Ausradieren ) . Bhavana führt zur Läuterung , so geht zuerst der Hass , dann die Gier und
    mit ihr die Unwissenheit .

    Zitat

    3. Wo ist der Unterschied zwischen Neigung und Trieb


    Eine Neigung ist eher aufzugeben, als der zugrundeliegende&verknüpfte Trieb .
    Er sucht sich meist ein anderes Objekt der Hinneigung ( statt Drogen vielleicht Marathon )

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • MonikaMarie1:

    Hallo Maytreka,
    ich sehe bzw. verstehe das so:
    Wir werden mit bestimmten Neigungen geboren, die durch entsprechende Erziehung und Umwelteinflüsse entweder verstärkt, also sich zu einem Trieb auswachsen, oder aber "beschnitten" werden (Bonsai :D ) und mit viel gutem Willen immer weniger zu ihrer unheilsamen "Erfüllung austreiben" können. Ganz genau so wie ein (geiler) Trieb an einer Pflanze, der nicht gewünscht ist.
    Je nach dem wie sehr wir an einer Befreiung interessiert sind, werden wir unsere Neigungen, nachdem wir durch unsere Triebe womöglich viel Leiden erfahren mussten, genauestens untersuchen und entsprechend unserem geistigen Fortschritt "bearbeiten" und in heilsames Denken und Verhalten umwandeln.
    _()_ Monika


    Hallo Monika,
    ja, so verstehe ich es eben auch. Nehmen wir zum Beispiel sinnliches Begehren. Es kommt zum Kontakt und in dem Moment kommt es zur Empfindung. Der Grad der Empfindung könnte also der Grad der Neigung sein. Durch die Empfindung bedingt ist Begehren und hier entsteht der Trieb. Was meinst du?



    Jetzt frage ich mich aber wie es mit der Ansichtsneigung ist. Vermutlich wird die zur Sinnengier, oder?



    Maytreka

  • Maytreka:

    ...
    Es ging dir ja primär um die Triebe. Und wer könnte da schlüssigere Antworten geben als Buddha selbst?


    Nein, mir ging es nicht primär um die Triebe. Mir geht es um das Zusammenspiel von Triebe und Neigungen und schlussendlich wie wir diese zum Versiegen bringen können.
    Also, auch Tips für die Praxis wären schön.


    Maytreka

  • vimokkha:


    Eine Neigung ist eher aufzugeben, als der zugrundeliegende&verknüpfte Trieb .
    Er sucht sich meist ein anderes Objekt der Hinneigung ( statt Drogen vielleicht Marathon )


    Wieso sagst du die Neigung ist eher aufzugeben als der zugrundeliegende Trieb?
    Kannst du die Kette der Entstehung von Kontakt, Empfindung, Neigung, Begehren, Trieb aufzeigen?

  • Maytreka:

    Nein, mir ging es nicht primär um die Triebe. Mir geht es um das Zusammenspiel von Triebe und Neigungen und schlussendlich wie wir diese zum Versiegen bringen können.
    Also, auch Tips für die Praxis wären schön.


    Meditation meditation meditation. Erkenne die Vergänglichkeit deines Körpers und sehe ihn als Gefäß deines Geistes. Zum "versiegen" bringst du gar nichts, sondern du erkennst das die vergänglichen Triebe teil deines Körpers sind und nicht von dir. Beobachte deine aufkommenden Emotionen wärend der Meditation und erkenne sie als vergänglichen Teil deines Leibes. Die Emotionen schlicht zu betäuben bringt gar nichts.

  • Pommes:
    Maytreka:

    Nein, mir ging es nicht primär um die Triebe. Mir geht es um das Zusammenspiel von Triebe und Neigungen und schlussendlich wie wir diese zum Versiegen bringen können.
    Also, auch Tips für die Praxis wären schön.


    Meditation meditation meditation. Erkenne die Vergänglichkeit deines Körpers und sehe ihn als Gefäß deines Geistes. Zum "versiegen" bringst du gar nichts, sondern du erkennst das die vergänglichen Triebe teil deines Körpers sind und nicht von dir. Beobachte deine aufkommenden Emotionen wärend der Meditation und erkenne sie als vergänglichen Teil deines Leibes. Die Emotionen schlicht zu betäuben bringt gar nichts.


    Was du da schreibst ist ja schön und gut aber es geht erst einmal ums Verstehen. Wie entsteht das eine aus dem anderen und so weiter. Desweiteren ist es sehr wohl ein Versiegen. Versiegen meint, dass z.B die Gier nach und nach geringer wird.

  • Maytreka:
    Pommes:


    Meditation meditation meditation.


    Das ist mir zu ungenau. Hier müsstest du schon schreiben welche Meditation.
    Es ist zum Beispiel so, dass durch die Entwicklung von Geistesruhe und Einsicht die Gier nach und nach schwindet. Geistesruhe kannst du auch mit Samatha entwickeln, Einsicht aber nur mit Vipassana Meditation.


    Maytreka

  • Maytreka:
    vimokkha:


    Eine Neigung ist eher aufzugeben, als der zugrundeliegende&verknüpfte Trieb .
    Er sucht sich meist ein anderes Objekt der Hinneigung ( statt Drogen vielleicht Marathon )


    Wieso sagst du die Neigung ist eher aufzugeben als der zugrundeliegende Trieb?
    Kannst du die Kette der Entstehung von Kontakt, Empfindung, Neigung, Begehren, Trieb aufzeigen?



    Es gibt da wohl eine Verwechslung .
    Buddha nennt einige Triebe ( āsava ) :


    Sinnlichkeitstrieb (kāmāsava),
    Daseinstrieb (bhavāsava),
    Ansichtstrieb (ditthāsava),
    Unwissenheitstrieb (avijjāsava).


    Ein Arahant ist ein Triebversiegter .


    Das was du unter Trieb verstehst ist Verlangen ( tanhā ) , ja ?

  • Der körper ist gefäss und doch nicht gefäss.
    Der geist ist nicht gebunden am körper,
    trotz des wechselspiels zwischen beiden.


    In der tiefe der meditation bist du körperlos
    und nur die bewusste wahrnehmung ist (erstmal
    noch
    ) da und ist dann werkzeug der läuterung.


    Alle empfindungen sind im körper und
    der geist in achtsamkeit
    ist das lotende und ortende gerät.
    Erkenne die empfindungen, wisse um die quelle
    der sinneskontakte;
    um die neuronen, synapsen und schaltstellen,
    die dich "schaffen".
    Und es ist durchaus möglich, diese quellen
    der sinneskontakte aufzuspüren und zum "versiegen"
    zu bringen.
    Abschneiden oder die wurzel des unheilsamen mit umgebenden erdreich
    rausreissen oder sie "transformieren".


    Durch das aufgeben oder das aufheben der neigung, hast du eher
    zugang zum "ursprungs"trieb.
    Die neigung ist weg und du hast eine offenere sicht
    auf die ursächlichkeit der neigung.


    sati :)


    das metta sutta ist toll

    5 Mal editiert, zuletzt von Peeter ()

  • Maytreka:

    Zitat

    Das ist mir zu ungenau. Hier müsstest du schon schreiben welche Meditation.
    Es ist zum Beispiel so, dass durch die Entwicklung von Geistesruhe und Einsicht die Gier nach und nach schwindet. Geistesruhe kannst du auch mit Samatha entwickeln, Einsicht aber nur mit Vipassana Meditation.


    Zitat

    Wenn nun, ihr Mönche, der Mönch bei seiner Selbstprüfung erkennt, daß er die innere Geistesruhe besitzt, nicht aber den Hohen Wissenshellblick bei den Daseinserscheinungen, so hat jener Mönch, gefestigt in der inneren Geistesruhe, nach dem Hohen Wissenshellblick zu streben. In der Folgezeit wird er dann sowohl innere Geistesruhe besitzen als auch den Hohen Wissenshellblick bei den Daseinserscheinungen.


    Wenn aber, ihr Mönche, der Mönch bei seiner Selbstprüfung erkennt, daß er den hohen Wissenshellblick bei den Daseinserscheinungen besitzt, nicht aber die innere Geistesruhe, so hat jener Mönch, gefestigt im Hohen Wissenshellblick, nach der inneren Geistesruhe zu streben. In der Folgezeit wird er dann sowohl den Hohen Wissenshellblick besitzen als auch die innere Geistesruhe.


    Wenn aber, ihr Mönche, der Mönch bei seiner Selbstprüfung erkennt, daß er sowohl die innere Geistesruhe besitzt als auch den Hohen Wissenshellblick, so hat eben jener Mönch, in diesen heilsamen Eigenschaften gefestigt, weiterhin nach Versiegung aller Triebe zu streben.



    A.X.54 Selbstprüfung - III - 4. Samatha Sutta

  • Maytreka:

    1. Was passiert mit den Neigungen bei einem Erwachten


    Zitat

    Ihr Bhikkhus, daß man hier und jetzt Dukkha ein Ende bereiten wird, ohne die Neigung zur Begierde nach angenehmem Gefühl zu überwinden, ohne die Neigung zur Abneigung gegenüber schmerzhaftem Gefühl zu vernichten, ohne die Neigung zur Unwissenheit in Bezug auf weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl auszurotten, ohne Unwissenheit zu überwinden und wahres Wissen zu erwecken - dies ist unmöglich." (MN 148)


    Maytreka:

    2. Wie können die Neigungen ausradiert werden


    Zitat

    "Freund Visākha, völlig abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, tritt da ein Bhikkhu in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Ausrichtung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Damit verläßt er die Begierde, und dem liegt keine Neigung zur Begierde zugrunde."

    "Da erwägt ein Bhikkhu folgendermaßen: 'Wann werde ich jenes Gebiet betreten und darin verweilen, das die Edlen jetzt betreten, in dem sie jetzt verweilen?' In jemandem, der auf diese Weise Sehnsucht nach der höchsten Erlösung entwickelt, steigt Trauer bedingt durch jene Sehnsucht auf. Damit verläßt er die Abneigung, und dem liegt keine Neigung zur Abneigung zugrunde."

    "Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, tritt ein Bhikkhu in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Damit verläßt er die Unwissenheit, und dem liegt keine Neigung zur Unwissenheit zugrunde." (MN 44)


    Maytreka:

    3. Wo ist der Unterschied zwischen Neigung und Trieb


    Zitat

    "Wenn sein konzentrierter Geist auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich ist, richtet er ihn auf das Wissen von der Vernichtung der Triebe. Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist Dukkha.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist der Ursprung von Dukkha.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist das Aufhören von Dukkha.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies sind die Triebe.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist der Ursprung der Triebe.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist das Aufhören der Triebe.' Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt.'"

    "Brahmane, auch dies nennt man einen Fußabdruck des Tathāgata, etwas, woran der Tathāgata gekratzt hat, etwas, das den Abdruck des Tathāgata trägt, aber ein edler Schüler ist immer noch nicht zu dem Schluß gekommen: 'Der Erhabene ist vollständig erleuchtet, das Dhamma ist vom Erhabenen wohl verkündet, die Sangha praktiziert gut.' Er befindet sich vielmehr im Prozeß, zu diesem Schluß zu kommen."

    "Wenn er so weiß und sieht, ist sein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Wenn er so befreit ist, kommt das Wissen: 'Er ist befreit.' Er versteht: 'Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.'" (MN 27)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • wenn ihr aber hingeht
    und mit wissenshellblick und geistiger ruhe
    euch versenkt,
    dann spürt ihr das entstehen und wirken der triebe
    und könnt da lenkend und läuternd eingreifen.

  • Elliot:

    2. Wie können die Neigungen ausradiert werden



    "Freund Visākha, völlig abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen
    Elliot


    Hallo Elliot,
    ich denke, dass das was du da schreibst nicht dazu führt, dass die Neigungen ausradiert werden. Es klingt eher nach einem kurzzeitigen überwinden. Das ist sozusagen die Vorstufe und jetzt folgt noch was. Vermutlich muss jetzt die Einsicht in die 4 edlen Wahrheiten folgen.

  • Neurophysiologisch erkläre ich das so:
    "Triebe" sind tief im Stammhirn verwurzelte, uralte Reflexe und Instinkte (Arterhaltung, Selbsterhaltung, im weitesten Sinne)
    "Neigungen" sind kognitiv herbeigeführte, übermäßige Folgen dieser Instinkte.
    Sie sind - im Gegensatz zu den Instinkten - durch Bewusstmachung und Übung zu überwinden, beispielsweise in der Meditation.
    Gleichzeitig lernt man dabei, die Instinkte als solche zu erkennen und den "weisen" Umgang mit ihnen.


    Beispiel: Selbsterhalt ist ein ganz tiefer, ursprünglicher Reflex, logisch.
    Wird der Reflex ausgelöst ("Säbelzahn im Gebüsch!") folgen eine ganze Reiher irrsinnig schneller Körperreaktionen, beispielsweise ein Fluchtreflex. Bis dahin alles o.k. und natürlich.
    Folgt daraus aber beispielsweise eine Adrenalinsucht, also ein permanentes Ausloten der Grenzen für den "Kick", liegt eine "Neigung" vor. Ebenso, wenn der Erhalt des höchstpersönlichen Selbst überbewertet wird im Verhältnis zum Allgemeinwohl. Diese Möglichkeiten sind natürlich kunterbunt und ihre Ausprägungen vielfältig.


    Den buddhistischen Ansatz kenne ich nicht gut genug für eine Antwort, aber oben stehen ja schon interessante Beiträge dazu.


    Spannendes Thema, danke dafür!


    LG
    Bailong

  • Wenn im buddhistischen Kontext von Trieben (asavas) gesprochen wird, dann sind damit die Triebflüsse Sinnlichkeit, Dasein, und Nichtwissen gemeint. Wenn nun davon gesprochen wird die Triebe auszuroden, dann sind eben diese 3 betroffen.
    Hat nun jemand diese 3 Triebe abgelegt, so spricht man von einem "Triebversiegten" (khinasava) und das ist ein Heiliger (arahat).
    Hier sieht man auch die Bedeutung dieser Triebe und wie wichtig es ist, den Begriff Trieb im buddhistischen Kontext klar zu bestimmen.


    Herz und Bewusstseinsablauf von den Trieben zu befreien - das ist, auf die einfachste Formel gebracht, der Inhalt und Sinn der ganzen Lehre!
    Helmut Hecker (Psychologie der Befreiung)

  • Maytreka:

    ich denke, dass das was du da schreibst nicht dazu führt, dass die Neigungen ausradiert werden. Es klingt eher nach einem kurzzeitigen überwinden. Das ist sozusagen die Vorstufe und jetzt folgt noch was. Vermutlich muss jetzt die Einsicht in die 4 edlen Wahrheiten folgen.


    Du schreibst


    Maytreka:

    Es gibt ja die 7 Neigungen


    1. Sinnliches Begehren
    2. Widerstreaben, Gehässigkeit
    ...


    Woher stammt das?


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot


  • palikanon unter Anusaya
    http://www.palikanon.com/wtb/anusaya.html


    Hier vollständig nur mit etwas andere deutschen Begriffen.


    1 Sinnengier
    2 Widerstandes
    3 Ansicht
    4 Zweifel
    5 Dünkens
    6 Daseinsgier
    7 Nichtwissen


    Mir fiel heute auf, dass es hier auch eine interessante Parallele zu den 10 Fesseln gibt.

  • Maytreka:

    Mir fiel heute auf, dass es hier auch eine interessante Parallele zu den 10 Fesseln gibt.


    Ja, worin bestehen da die Unterschiede?


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:
    Maytreka:

    Mir fiel heute auf, dass es hier auch eine interessante Parallele zu den 10 Fesseln gibt.


    Ja, worin bestehen da die Unterschiede?


    Viele Grüße
    Elliot


    Die Zehnzahl der Fesseln verhält sich zur Siebenzahl der Anliegen wie folgt:


    1. Das Anliegen der Sinnengier ist identisch mit der Fessel Sinnengier


    2. Das Anliegen des Widerstand ist identisch mit der Fessel der Aversion


    3. Das Anliegen der Ansicht ist identisch mit der Fessel der Persönlichkeit


    4. Das Anliegen des Zweifel ist identisch mit der Fessel der Zweifels


    5. Das Anliegen des Dünkens ist identisch mit der Fessel der Dünkens


    6. Das Anliegen des Daseinsgier ist der Oberbegriff der Fessel der Gier nach Lichtform und nach Übersteigen der Form


    7. Das Anliegen des Nichtwissens ist wiederum identisch mit der Fessel des Nichtwissens


    Das heißt: Alle sieben Anliegen sind auch Fesseln, und nur zwei Fesseln sind nicht Anliegen: Überschätzen von Tugendwerk 3. Fessel und Unruhe 9. Fessel

  • In M64 erklärt der Erwachte:


    Das Kleinkind bringt bei der Inkarnation aus früheren Existenzen sein Triebe mit. Die Triebe unter dem Gesichtspunkt der Widergeburt und des Überdauerns des Todes sind die Anliegen. Diese Anliegen werden dann beim Kind erst allmählich zu Fesseln, wenn sie sich mit den entsprechenden Objekten verbinden.
    Daraus erwächst dann der Durst, der als Anziehungskraft der Dinge erscheint, als Anziehung oder Abstoßung. Darum heißt es in den Lehrreden auch, das der Durst ganz gestillt und samt seinen Wurzeln (den Fesseln und Anliegen) ausgerottet werden müsse.
    Von den Trieben und den Fesseln heißt es, dass sie zu überwinden seien, während bei den Anliegen außerdem noch hinzugefügt wird, dass sie auszurotten seien. Die Anliegen müssen aus der Tiefe der Psyche, des Herzens, der "Seele" wirklich herausgeschlagen werden, völlig vertilgt werden. Erst wenn das geschehen ist, gibt es keinen Durst mehr.


    Helmut Hecker (Psychologie der Befreiung)