Buddhismus in Thailand

  • Hallo,
    nun hätte ich mal Fragen im Bereich Theravada.
    Es gibt in Thailand zwei Traditionen.
    Wie steht ihr zu diesen und wo seht ihr die Unterschiede?
    In Thailand wird der König als Bodhisattva angesehen.
    Was denkt ihr darüber?
    Wie kann es zu solch einer Einstellung im Theravada kommen?
    LG Tsultrim

  • Wenn das so ist, würde mich mal interessieren, wie das funktioniert. Hatten wir nicht mal festgestellt, dass es den Bodhisattva bei den Theravadins gar nicht gibt? Ein Arhat ist doch meines Wissens nicht das gleiche wie ein Bodhisattva.

  • Überall auf der Welt geht der "ursprüngliche Dhamma" den Bach runter.
    (Der zerbrochene Buddha und Sudu Hamduruwo -Weiße Buddhamönche)
    Nah am ursprünglichen Dhamma dran sind noch die "Waldtraditionen".
    Diese sind aber meist mehr als streng geworden, haben jede Menge Regeln neu dazu genommen um bloß nichts falsch zu machen, sodass dies aus meiner Sicht kaum lebbar geworden ist und somit zu einem Hemmnis. (Beispiel Ramanna Nikaya in Sri Lanka )


    In vielen Stadtklöstern in Thailand hat auch der Mahayana Einzug gehalten. Neulich wurde mir berichtet, dass in vielen Stadt-Klöstern Thailands mittlerweile auch mindestens 1 Tibeter lebt. So wird natürlich nach und nach einiges vermischt. Erst recht, wenn kein Arahant dem Kloster vorsteht.
    Und obwohl eine Liste in Thailand erschienen ist, auf der ca. 80 derzeit lebende Arahants in Thailand aufgeführt sind, zweifel ich dies doch stark an.
    (Klöster in denen eine Arahant lebt, bekommen mehr Dana ;) - alles sehr verweltlicht und menschlich)


    Wie in einem anderen Thread schon erwähnt, können die Thais (wie fast alle Asiaten) sehr viele Religionen nebeneinander praktizieren.
    Auch sind sie Esoterischen Praktiken immer aufgeschlossen.


    Zum Bodhisattva im Theravada schrieb ich http://www.buddhaland.de/viewt…3&t=9690&p=174001#p174013


    Insofern wäre der König von Burma ein Erleuchtungssucher.


    ()

  • Also ich habe gehört, dass ältere Mönche sagen es gibt zurzeit keinen Arahant.
    Sie sagen aus dass er zurzeit kein Nirvana gibt. Was aber unlogisch ist.
    Das mit den Regeln wurde mir so erklärt.
    Da die Mönche der Waldtradition die auch Meditationstradition genannt wird, diese Regeln haben weil sie in Thailand zu stark verehrt werden. Hier soll mehr Platz für die Meditation geschaffen werden.


    Deine Erklärung zu den Bodhisattvas, und so wie ich das auch die ganze Zeit verstehe, und die Erklärungen beim Bodhisattvayana, sind eigentlich soweit nicht auseinander. Denn ein jemand der den Bodhisattvayana praktiziert, hat ja auch die Buddhaschaft zum Ziel. Nur verzögert man diesen Schritt zum Buddha etwas um länger von Nutzen zu sein. Aber irgendwann wird jeder Bodhisattva ein Buddha und hat somit das letztendliche Ziel erreicht.

  • Ja, die Welt ist schlechter geworden. Niedergang und Dekadenz wohin das Auge blickt …

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Ja, die Welt ist schlechter geworden. Niedergang und Dekadenz wohin das Auge blickt …


    Die Welt ist nicht schlechter geworden. Die Menschen sind unachtsamer und unbewusster geworden, so würde ich das sehen.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Im Theravada geht es aber eher darum so schnell als möglich (wie es karmisch passt), den Daseinskreislauf zu verlassen, während man im Mahayana ja in Samsara "bleiben" möchte.


    Tsultrim Dorje:

    Aber irgendwann wird jeder Bodhisattva ein Buddha


    Eben nicht. Das sind die verschiedenen Umgänge mit dem Wort "Buddha".


    (sammā sam-)Buddha
    ist ein durch eigene Kraft und Erkenntnis zur höchsten Erleuchtung und Wahnerlöschung gelangter Mensch, der ohne Belehrung durch andere, also ganz aus sich selbst, die Vier Edlen Wahrheiten (sacca)


    vom Leiden,
    von der Entstehung des Leidens,
    von der Aufhebung des Leidens und
    von dem zur Aufhebung des Leiden führenden Pfad


    erkannt hat und sie der Menschheit kund tut.


    Siehe auch pacceka buddha "Einzelerleuchter".
    So nennt man einen Vollkommen Heiligen, der, ohne in seinem Leben jemals die Lehre von Anderen gehört zu haben, diese aus sich selber heraus erkannt und verwirklicht hat, aber dennoch nicht die Fähigkeit besitzt, sie wie ein Vollendeter Buddha (sammā-sambuddha) in klarer Weise darzulegen und so der Menschheit ein Führer zu werden.


    Im Mahayana kann jeder ein Buddda werden, bzw. hat Buddhanatur.


    ()

  • Zitat

    Im Mahayana kann jeder ein Buddda werden, bzw. hat Buddhanatur.


    Demnach wäre es eine ziemliche Dummheit sich mit halben Sachen, also dem Theravada abzugeben, wo fast nie jemand Buddha werden würde. Also was für Halbherzige und Faule?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Ja genau. Aber Qualitativ besteht zwischen einem Sammasam-Buddha wie er im Theravada beschrieben wird, der also aus eigener Kraft sich verwirklicht hat, und einem Buddha im Mahayana, der sich über Belehrungen anderer und über die Stufen und Pfade vervollkommnet hat, kein Unterschied.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:

    Ja genau. Aber Qualitativ besteht zwischen einem Sammasam-Buddha wie er im Theravada beschrieben wird, der also aus eigener Kraft sich verwirklicht hat, und einem Buddha im Mahayana, der sich über Belehrungen anderer und über die Stufen und Pfade vervollkommnet hat, kein Unterschied.


    Buddha hat es auch nicht alleine geschafft. Er hatte mindestens drei Lehrer. :D

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:
    Simo:

    Ja genau. Aber Qualitativ besteht zwischen einem Sammasam-Buddha wie er im Theravada beschrieben wird, der also aus eigener Kraft sich verwirklicht hat, und einem Buddha im Mahayana, der sich über Belehrungen anderer und über die Stufen und Pfade vervollkommnet hat, kein Unterschied.


    Buddha hat es auch nicht alleine geschafft. Er hatte mindestens drei Lehrer. :D


    Stimmt. Aber die haben ihm ja keine befreiende Lehre gegeben. Also kann man schon sagen, dass er´s "allein" geschafft hat, oder?

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Man kann das Gleiche wie der Buddha "erreichen", nämlich erwachen. Aber man hat halt vorher vom Dhamma gehört und es nicht "aus sich selber heraus" verwirklicht.


    Doris Rasevic-Benz:

    Demnach wäre es eine ziemliche Dummheit sich mit halben Sachen, also dem Theravada abzugeben, wo fast nie jemand Buddha werden würde. Also was für Halbherzige und Faule?


    Erwachen (Arahantschaft) kann jeder, sofern es denn karmisch passt.
    Auch pacceka buddhas gibt es.
    Was das Wort "Buddha" im Theravada bedeutet, habe ich oben erklärt.
    Vielleicht liest Du noch mal?


    Doris Rasevic-Benz:

    Er hatte mindestens drei Lehrer.


    Deren Lehren er als unzulänglich für sich bewertet hat. Er fand dort die endgültige Befreiung nicht.
    Paticcasamuppāda, die Vier Edlen Wahrheiten, den Edlen Achtfachen Pfad hat keiner von ihnen gelehrt.


    ()

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Im Mahayana kann jeder ein Buddda werden, bzw. hat Buddhanatur.


    Demnach wäre es eine ziemliche Dummheit sich mit halben Sachen, also dem Theravada abzugeben, wo fast nie jemand Buddha werden würde. Also was für Halbherzige und Faule?


    In der Lehre des Erhabenen kann jeder in Weisheit und Einsicht dem Buddha ebenbürtig werden, der wenig Staub auf den Augen hat.


    Demnach wäre es eine ziemliche Dummheit, sich mit halben Sachen, also einer Kommentartradition, einem Volksglauben oder einer Irrlehre beschäftigen, wo fast niemand in Weisheit und Einsicht dem Buddha ebenbürtig ist.


    Doris Rasevic-Benz:

    Also was für Halbherzige und Faule?


    Also was für Leute mit wenig Staub in den Augen.


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

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  • Ich Sage es mal so. Samsara ist Endlos und jeder war mal meine Mutter. Genauso wird jeder mal einen Buddha treffen und von diesem die Weissagung bekommen dass er ein Buddha wird. Er wird alles erfüllen was nötig ist um ein Buddha zu werden. Und warum? Weil Samsara solange besteht solange es Wesen gibt. Will heißen es werden noch unzählige Buddhas kommen und unzählige Wesen werden diese treffen. Und warum? Weil soviel Zeit da ist das jeder irgendwann die karmischen Bedingungen hat ein Bodhisattva zu werden. Genauso wie jeder schon Brahma war und wieder werden kann. Irgendwann in einem oder in einer Millonen Kalpas, oder in einer Millonen mal einer Millonen Kalpas. Die Zeit richtet es automatisch. Man muss nur oft genug einen Ball zwischen zwei Menschen hin und her werfen. Irgendwann fällt der Ball auf den Boden. Das kann keiner abstreiten. Es wäre so wie ich das verstehe auch nicht gegen die Aussagen des Buddha. Denn er hat nirgendwo gesagt das nicht jeder Buddha werden kann. Die Betonung liegt auf kann, muss aber nicht. Wäre das nicht
    Logisch?
    Aber soweit ich mich erinnern kann hatten wir ein anderes Thema. Ach ja Thailand und die zwei Tratitionen und den König.

  • Tsultrim Dorje:

    Was denkt ihr darüber?


    Hi TD. Das sind eben weltliche Arrangements. Die sind in allen Institutionen vorhanden.


    Einem Politiker und dem Staat schadet es aber nicht, wenn er oder sie höhere Ziele verfolgt und nicht nur auf den kurzfristigen (eigenen) Erfolg bedacht ist und handelt.


    Daher finde ich es nicht schlimm, dass ein König als Bodhisatta (Erleuchtungssuchender) bezeichnet wird und früher mal als Mönch gelebt hat und/oder evtl. später als Mönch leben wird, wenn seine Regierungszeit vorbei ist (wie zB König Makhadeva).


    Das ist besser als nur auf kurzfristigen Erfolg bedacht sein oder überhaupt keine Trennung zwischen Staat und Religion, also ein Feudalstaat.


    :)

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  • Zitat

    Demnach wäre es eine ziemliche Dummheit, sich mit halben Sachen, also einer Kommentartradition, einem Volksglauben oder einer Irrlehre beschäftigen, wo fast niemand in Weisheit und Einsicht dem Buddha ebenbürtig ist.


    Eben nicht. Im Mahayana gibt es einige, die als vollverwirkliche Buddhas erkannt wurden. Gibt es die auch im Theravada?


    Zitat

    Deren Lehren er als unzulänglich für sich bewertet hat. Er fand dort die endgültige Befreiung nicht.


    Waren sie deshalb unzulänglich? Er scheint doch eine Menge dort gelernt zu haben, so dass er gut vorbereitet war.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    die als vollverwirkliche Buddhas erkannt wurden.


    Von wem? ;)



    Doris Rasevic-Benz:

    Waren sie deshalb unzulänglich?


    Sie waren, wie sie waren. Aber nicht erwacht, obwohl sie nah dran waren.


    ākiñcāññāyatanūpagā - Sphäre der Nichtsheit [60000 Weltzeitalter]; In dieser Sphäre weilen formlose Wesen, die über den Gedanken "da ist nichts" kontemplieren. Dies wird als eine Form der Wahrnehmung bezeichnet, ist aber sehr subtil. Diese Sphäre ereichte Āḷāra Kālāma, der erste von den beiden Lehrern des Buddha. Er betrachtete das als äquivalent zur Erleuchtung.


    IV. nevasaññāsaññāyatanūpagā - Sphäre der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung [84000 W.]; In dieser Sphäre sind die formlosen Wesen über die Negation von Wahrnehmung hinaus gegangen und haben ein Stadium erlangt, in dem sie sich nicht mehr mit "Wahrnehmung" (sañña) befassen, aber auch nicht gänzlich unbewusst sind. Dies war die Sphäre, die (angeblich) Uddaka Rāmaputta erreicht hat, der zweite Lehrer des Buddha. Er betrachtete dies als äquivalent zur Erleuchtung.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Eben nicht. Im Mahayana gibt es einige, die als vollverwirkliche Buddhas erkannt wurden. Gibt es die auch im Theravada?


    "Buddha" ist nur ein weltlicher Titel.


    Es gibt unzählige vollständig verwirklichte, die anhand der ursprünglichen Lehre in Weisheit und Einsicht dem historischen Buddha ebenbürtig sind, dafür braucht es keine Anerkennung und Betitelung.


    Theravadin geben sich daher mit "Arahant" zufrieden.


    Doris Rasevic-Benz:

    Waren sie deshalb unzulänglich? Er scheint doch eine Menge dort gelernt zu haben, so dass er gut vorbereitet war.


    Die Lehren und Praxis der ehrwürdigen Alara Kalama (Asket) und Udaka Ramaputta (Jain) waren deshalb unzulänglich, weil sie noch Unzufriedenheit beinhalteten. "Eine Menge gelerntes" und "gute Vorbereitung" reicht nicht.


    :)

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  • Hallo,


    es scheint eine sehr lange Tradition zu sein, dass sich der thailändische König als Bodhisatta übt. So sind bereits von Thammaraja I. Lü Thai (reg. 1347-1361) Inschriften übermittelt in denen er gelobt, einst ein Buddha zu werden. Ganz wie Gautama Buddha. Und die Mahayana-Einflüsse in Thailand gehen bereits auf die Zeit zurück in der die Thaibevölkerung noch gar nicht in Thailand heimisch war. Die in Thailand einheimische Mon-Bevölkerung war seit der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends Anhänger des Theravada. Als aber Teile Thailands für ca. 300 Jahre, beginnend ab dem Jahr 1000, unter kambodschanische Herrschaft war, war auch der Mahayana und Hinduismus weit verbreitet.


    Interessant finde ich die verschiedenen Nikaya innerhalb des Theravada-Buddhismus und den einzelnen Theravada-Ländern.


    Gruß
    Florian


    Im Suttanta ist eine Lehrrede übermittelt in der sich der Buddha an ein früheres Leben erinnert als er einen Buddha der Vorzeit traf. In der Nacht seiner Erleuchtung ist dem Buddha das dreifache Wissen aufgestiegen. Und zwar vor dem Zerstören aller unheilsamer Einflüsse stieg in ihm das Wissen über seine vergangenen Leben auf. Hier ist es doch wahrscheinlich, dass der Buddha sich an dieses eine Leben erinnerte in dem er den Buddha der Vorzeit traf. Damit konnte er sich auch an dessen Lehre erinnern und erst im Anschluss stieg im das dritte Wissen auf.