Chan- Buddhismus

  • Ich habe in den letzten Tagen viel über die verschiedenen Strömungen im Buddhismus gelesen und dabei ist der Chan- Buddhismus ins nähere Blickfeld gerückt. (Es ist wirklich sehr interessant welche Auswüchse der Samen (die Lehren Buddhas) zu Tage gebracht hat und da gibt es sicherlich noch jede Menge zu entdecken.) Ich möchte mich auch eingehender mit dem Zen- Buddhismus beschäftigen aber erstmal würde mich interessieren, welche Quellen man anzapfen sollte, wenn man sich intensiv mit dem Chan- Buddhismus beschäftigen möchte. Welche Literatur ist zu empfehlen?

    "Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen."


    "Centuries Of Meditation" von Thomas Trahernes

  • Wenn du bei amazon "Zen" eingibst, erhältst du eine Liste.
    http://www.amazon.de/s/ref=nb_…ield-keywords=Zen&x=0&y=0


    Die kannst du sortieren, nach "Beste Ergebnisse"
    Und da findest du Kodo Sawaki.


    Kodo Sawaki kannst du online bei Antaiji lesen
    http://antaiji.dogen-zen.de/deu/zenluege.shtml


    und da findest du auch das hervorragende Buch von Muho.
    http://antaiji.dogen-zen.de/deu/glueck.shtml


    http://antaiji.dogen-zen.de/deu/index.shtml


    Die bestens Zen-Titel sind alle bei Angkor Verlag versammelt und auch "Der Weg zu Bodhidharma" von Shôdô Harada Rôshi
    http://angkor-verlag.blogspot.de/p/neue-zen-meister.html

  • Hier ist ja schon richtig was zusammen gekommen. Vielen lieben Dank für Eure Empfehlungen! Da habe ich ja schon jede Menge Stoff mit dem ich mich befassen kann.


    Eine "kleine" (?) Frage am Rande. Der Zen- Buddhismus ist aus dem Chan- Buddhismus entstanden, richtig? Sind beide Lehren miteinander identisch oder an welcher Stelle gibt es Unterscheidungen? Ich las, dass die beiden Formen oftmals gleichgesetzt werden, dies jedoch nicht richtig sei.


    Wie ist Eure Sichtweise zum Thema?

    "Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen."


    "Centuries Of Meditation" von Thomas Trahernes

  • Advaita:

    Hier ist ja schon richtig was zusammen gekommen. Vielen lieben Dank für Eure Empfehlungen! Da habe ich ja schon jede Menge Stoff mit dem ich mich befassen kann.


    Eine "kleine" (?) Frage am Rande. Der Zen- Buddhismus ist aus dem Chan- Buddhismus entstanden, richtig? Sind beide Lehren miteinander identisch oder an welcher Stelle gibt es Unterscheidungen? Ich las, dass die beiden Formen oftmals gleichgesetzt werden, dies jedoch nicht richtig sei.


    Wie ist Eure Sichtweise zum Thema?


    Zen ist die japanische Bezeichnung für Ch'an - beide Schriftzeichen 禅 sind gleich. Der Zen-Buddhismus wurde von China nach Japan übertragen durch Eisei Zenji und Dôgen Zenji.

  • Aha, wieder was Neues dazu gelernt. :) Ich habe bisher Gelesenes (im großen weiten Web) so verstanden, dass die Lehren, nach denen sich beide Formen richten, die Selben sind, die schulischen Praktiken jedoch unterscheiden sich. :?:
    Der Chan- Buddhismus ist aus der Vereinigung von daoistischen, konfuzianistischen und buddhistischen Lehren entstanden. Er verbindet die Lehren des edlen achtfachen Pfad nach Buddha mit den Wu De- Tugenden (Konfuzianismus) & den "5 Stufen- Plan" des Daoismus.
    So also auch der Zen- Buddhismus?
    Die Praxis im Zen-Buddhismus ("der weglose Weg") ist ZaZen und die Konzentration auf den Alltag, sprich jegliche Aktivität wird mit voller Achtsamkeit und ohne urteilende Beteiligung (Samadhi) getätigt. Zen ist eine Geistschulung (wie der Buddhismus allgemein), ein "Werkzeug" mit dessen Hilfe man intuitive Einsichten fördern kann und dies durch unentwegte Praxis. Sie beinhaltet nichts und alles. Es muß nichts erreicht werden, da alles schon da ist. Innerhalb des Zen- Buddhismus gibt es 2 Schulen, die Rinzai und die Sōtō- Schule. Die Rinzai- Schule befasst sich auch mit der Erfahrung der Erleuchtung, die Sōtō- Schule nicht. Sie konzentriert sich hauptsächlich auf die Praxis des ZaZen und der "Absichtslosigkeit".
    Kurz und knapp...
    Sollte ich etwas falsch aufgenommen haben, bitte korrigieren. ;)
    Es bleibt offen was die Praxis im Chan- Buddhismus beinhaltet bzw. an welcher Stelle es Abweichunge gibt.
    Die Motivation dahinter ist nicht die, dass ich hier eine Mauer hochziehen möchte sondern die Beleuchtung der Ausprägungen zum besseren Verständnis. Die buddhistischen Lehren begrüßen es ja eher Mauern nieder zu reißen. :D;)


    Ich wünsche Euch einen harmonischen Pfingstmontag!


    Herzliche Grüße,


    Advaita

    "Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen."


    "Centuries Of Meditation" von Thomas Trahernes

  • Advaita:


    Der Chan- Buddhismus ist aus der Vereinigung von daoistischen, konfuzianistischen und buddhistischen Lehren entstanden. Er verbindet die Lehren des edlen achtfachen Pfad nach Buddha mit den Wu De- Tugenden (Konfuzianismus) & den "5 Stufen- Plan" des Daoismus.


    Dafür gibt es keine Belege.

    Zitat


    So also auch der Zen- Buddhismus?


    Alle Zen-Buddhisten gehen auf Bodhidharma und darüber auf Buddha zurück - bereits Bodhidharma ist Legende, d.h. er ist Repräsentant einer bestimmten Haltung.

    Zitat


    Die Praxis im Zen-Buddhismus ("der weglose Weg") ist ZaZen und die Konzentration auf den Alltag, sprich jegliche Aktivität wird mit voller Achtsamkeit und ohne urteilende Beteiligung (Samadhi) getätigt.


    Wo hast du das denn her?
    Selbstverständlich wird geurteilt - schließlich geht es eben immer auch um Täuschung. Was du meinst ist das sogenannte "wählerische" - also der Glaube, man könne was auswählen.
    Grundlage des chinesischen Ch'an Buddhismus ist das Lankavatara-Sutra, das angeblich Bodhidharma an Hui-ke weiter gegeben habe.

    Zitat


    Zen ist eine Geistschulung (wie der Buddhismus allgemein), ein "Werkzeug" mit dessen Hilfe man intuitive Einsichten fördern kann und dies durch unentwegte Praxis. Sie beinhaltet nichts und alles. Es muß nichts erreicht werden, da alles schon da ist.


    Und warum dann der ganze Aufwand? Intuition ist genauso mit Irrtümern behaftet wie Rationales Denken. Darum geht es nicht. Es ist nichts anderes als der schnöde achtfache Pfad.

    Zitat


    Innerhalb des Zen- Buddhismus gibt es 2 Schulen, die Rinzai und die Sōtō- Schule. Die Rinzai- Schule befasst sich auch mit der Erfahrung der Erleuchtung, die Sōtō- Schule nicht. Sie konzentriert sich hauptsächlich auf die Praxis des ZaZen und der "Absichtslosigkeit".


    Nein. Dôgen hat sich ausführlich mit Koan aus der "Rinzai"-Tradition befasst, da er ja außerdem bei einem Rinzai-Meister war. Diese Trennung von zwei Linien geht auf den 6. Patriarchen zurück und ist ein großes Mißverständnis.
    In Japan hat es politische Gründe gegeben, weshalb da dann tatsächlich zwei religiöse Gruppierungen draus geworden sind. Das hatte und hat aber nichts mit Zen zu tun, sondern ist eben Politik.
    Bei Dôgen - Sôtô - ist Übung und Erleuchtung eins. Das Erweisen dieser Erkenntnis aber, ist im Sôtô in der Praxis selbst gegeben. Rinzai unterscheidet sich da prinzipiell nicht, aber hinzu kommt dort eine systematische Begegnung zwischen Meister und Schüler durch die Koan-Praxis. Diese ist aber auch nur Teil der Praxis selbst und nichts Besonderes.


    Zitat


    Es bleibt offen was die Praxis im Chan- Buddhismus beinhaltet bzw. an welcher Stelle es Abweichunge gibt.


    Aber nur bei dir. Ich empfehle dir da mal "Geschichte des Zen-Buddhismus" von Heinrich Dumoulin
    http://www.amazon.de/gp/produc…rd_r=0R6NG44GCBZW9M990530

    Zitat


    Die Motivation dahinter ist nicht die, dass ich hier eine Mauer hochziehen möchte sondern die Beleuchtung der Ausprägungen zum besseren Verständnis. Die buddhistischen Lehren begrüßen es ja eher Mauern nieder zu reißen. :D;)


    Wie wäre es denn einfach mal mit der Praxis selbst. Da gibt es nämlich sonst nichts.
    Und nur daran erweist sich Ernsthaftigkeit.

  • Takumi:

    Wie wäre es denn einfach mal mit der Praxis selbst. Da gibt es nämlich sonst nichts.


    warum dann ellenlange posts? und richtigstellungen (aus deiner sicht) ?
    ab....nimm den besen in die hand :D
    .

  • Hallo Takumi!


    Erstmal vorab, auch wenn sich manch Zeile so liest als wüßte ich wovon ich schreibe bzw. hätte mir eine feste Meinung gebildet, dem ist nicht so. Wie schon erwähnt, basieren die Aussagen auf gesammelten Informationen die ich im Internet fand und teils auf Ausführungen zu den Weltreligionen aus meinem Büchersammelsurium. Dass so allerhand "Schwammiges" im Internet kursiert, ist ja bekannt.


    Tja, die Sache mit der Beweisführung ist echt der Aufhänger schlechthin. Da ich noch nicht mal über das gesicherte Wissen reden kann, lasse ich die Annahmen an dieser Stelle mal außen vor.



    Takumi:
    Advaita:


    Die Praxis im Zen-Buddhismus ("der weglose Weg") ist ZaZen und die Konzentration auf den Alltag, sprich jegliche Aktivität wird mit voller Achtsamkeit und ohne urteilende Beteiligung (Samadhi) getätigt.


    Wo hast du das denn her?
    Selbstverständlich wird geurteilt - schließlich geht es eben immer auch um Täuschung. Was du meinst ist das sogenannte "wählerische" - also der Glaube, man könne was auswählen.
    Grundlage des chinesischen Ch'an Buddhismus ist das Lankavatara-Sutra, das angeblich Bodhidharma an Hui-ke weiter gegeben habe.


    Ich glaube dieses Urteilen ist nicht das Gleiche von dem Du sprichst. Es geht nicht um die kritische Betrachtung, sondern um das anhaftende Urteilen, welches den Geist blockiert. Das sogenannte "Wählerische" sagt mir nichts und davon war auch nicht die Rede.


    Takumi:
    Advaita:


    Zen ist eine Geistschulung (wie der Buddhismus allgemein), ein "Werkzeug" mit dessen Hilfe man intuitive Einsichten fördern kann und dies durch unentwegte Praxis. Sie beinhaltet nichts und alles. Es muß nichts erreicht werden, da alles schon da ist.


    Und warum dann der ganze Aufwand? Intuition ist genauso mit Irrtümern behaftet wie Rationales Denken. Darum geht es nicht. Es ist nichts anderes als der schnöde achtfache Pfad.


    Da wir verblendet sind und vom Leben träumen, in der Gestalt des vor- gestellten Ichs, aus dessen Augen wir auf -unsere- Welt blicken. Davon abzulassen, loslassen, dafür der ganze Aufwand um zu erkennen was wahrhaftig ist.
    Die Aussage dass alles da ist, habe ich auch mit den daoistischen Lehren in Verbindung gebracht.


    Takumi:
    Advaita:


    Es bleibt offen was die Praxis im Chan- Buddhismus beinhaltet bzw. an welcher Stelle es Abweichunge gibt.


    Aber nur bei dir. Ich empfehle dir da mal "Geschichte des Zen-Buddhismus" von Heinrich Dumoulin
    http://www.amazon.de/gp/produc…rd_r=0R6NG44GCBZW9M990530


    Der Preis ist ja nicht ohne.


    Takumi:
    Advaita:


    Die Motivation dahinter ist nicht die, dass ich hier eine Mauer hochziehen möchte sondern die Beleuchtung der Ausprägungen zum besseren Verständnis. Die buddhistischen Lehren begrüßen es ja eher Mauern nieder zu reißen. :D;)


    Wie wäre es denn einfach mal mit der Praxis selbst. Da gibt es nämlich sonst nichts.
    Und nur daran erweist sich Ernsthaftigkeit.


    Wer sagt dass ich das nicht schon tue?


    Dennoch schadet es nicht, sich etwas von dem "fassbaren Wissen" anzueignen, was mein Bestreben ist. Danke für Deine Sichtweisen und Anregungen.


    Lieben Gruß,


    Advaita

    "Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen."


    "Centuries Of Meditation" von Thomas Trahernes

  • Advaita:


    Ich glaube dieses Urteilen ist nicht das Gleiche von dem Du sprichst. Es geht nicht um die kritische Betrachtung, sondern um das anhaftende Urteilen, welches den Geist blockiert. Das sogenannte "Wählerische" sagt mir nichts und davon war auch nicht die Rede.


    Das kann ich nicht nachvollziehen. Was soll anhaftendes Urteilen sein?
    Wählerisch bezieht sich, als ein Ausdruck auf das berühmte Hsin Hsin Ming, das um 600 dem 3. Patriarchen des Zen zugeschrieben wird, auf die Zeile:
    Der Höchste Weg ist unbeschwert,
    weise nur alle Wahl zurück.
    Nur ohne Abneigung und ohne Vorliebe
    verstehst du wirklich die klare Leere.
    Um Haaresbreite abgewichen
    und Himmel und Erde klaffen auseinander.


    http://www.zen-guide.de/zen/texte/id/55&titel=Hsin-hsin-ming


    Urteilen ist Entscheiden, sowie Wählen auch Entscheiden ist. Aber ein Abwägen hält immer nur in der Schwebe und es kommt nicht zu einer Erfahrung.


    Advaita:


    Da wir verblendet sind und vom Leben träumen, in der Gestalt des vor- gestellten Ichs, aus dessen Augen wir auf -unsere- Welt blicken. Davon abzulassen, loslassen, dafür der ganze Aufwand um zu erkennen was wahrhaftig ist.
    Die Aussage dass alles da ist, habe ich auch mit den daoistischen Lehren in Verbindung gebracht.


    Kann ich nichts mit anfangen. Worum geht es dir?


    Advaita:


    Der Preis ist ja nicht ohne.


    Man kann den Dumoulin auch ausleihen in jeder Uni-Bibliothek oder über Fernleihe. Es lohnt sich da mal rein zu lesen.


    Advaita:


    Wer sagt dass ich das nicht schon tue?


    Dennoch schadet es nicht, sich etwas von dem "fassbaren Wissen" anzueignen, was mein Bestreben ist. Danke für Deine Sichtweisen und Anregungen.


    Was tust du denn? Oder anders gefragt:- zu welcher Praxis hast du dich entschieden?
    Im Zen gibt es da bezüglich des "fassbaren Wissen" eine einfache Aussage - sie ist nutzlos. "Wissen ist nicht der Weg" - .
    Zen lässt sich nur erfahren.

  • Hallo Zorița Câmpeanu!


    Der Link bzw. die Zeilen zu denen er führte, sind wahrlich sehr aufschlussreich. Es ist mir doch einiges viel klarer geworden. Ich werde dies erstmal sacken lassen und mich im Anschluß mit einer Frage auseinandersetzen, die da lauten könnte: Könnte Zen "mein" Weg sein und bin ich wirklich bereit dafür?


    Mir ging nach dem Lesen Deines Beitrags auch die Frage durch den Kopf, ob es unbedingt erforderlich ist, sich von einem Lehrer finden zu lassen. Diese Frage hat sich jedoch in Luft aufgelöst, da ich in den Zeilen die Antwort fand.


    Ich weiß gar nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um mich auf die Selbst- Aufgabe einlassen zu können, da ich gerade wie an anderer Stelle schonmal geschrieben, in tiefenpsychologischer Behandlung bin und dadurch eher eine Selbst- bestätigung erfahre, da alle Aufmerksamkeit auf mich, meine Geschichte und die Gründe für mein So- Sein im Hier und Jetzt gerichtet ist. Die Aufdeckung der vielen Muster- emotional, gedanklich- verhaltensbezogen, die ich durch die Hilfe der Therapeutin und der gesteigerten Achtsamkeit durch Meditation bzw. die Beruhigung des Geistes, schon eher und sehr viel schärfer in den Fokus bekomme. Dennoch bin ich noch oft gefangen in den Mauern, die so oft meine sichere Festung waren und es zieht mich nach längeren "Ausflügen" immer wieder dahin zurück.


    Ich habe vor kurzem "Der Verrat am Selbst" von Arno Grün gelesen. Das Buch beschreibt ein sehr häufig anzutreffendes Phänomen, nämlich den Verlust der Lebendigkeit und Autonomie durch unheilsame Einflüsse in wichtigen Entwicklungsphasen, die dazu führen dass man zum "Aschenputtel" wird- "Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen". Der Grundstein einer tiefgreifenden Spaltung. Abgeschnitten von den tiefen Bedürfnissen, den tiefen Gefühlen und Wünschen. Die Aufmerksamkeit vollkommen nach außen gerichtet wird die Anpassung zum größten Hobby und so entsteht neben dem illusionären Selbst von dem der Buddhismus oft spricht, ein illusionäres und zudem falsches Selbst. Ein gesellschaftliches Chamäleon, welches traumwandlerisch durch die Rollen huscht ohne sich seiner bewusst zu sein.


    Das beschreibt das, was ich lange Jahre gelebt habe.


    Ich lege Stück für Stück von dem ab, was ich nicht bin.


    Ich bin also dabei das Selbst heraus zu feilen, welches sich hinter der Maske versteckt. Ein wichtiger Schritt für mich oder aus buddhistischer Sicht eigenltich "sinnlos"?
    Von der Selbstbestätigung zur Selbstaufgabe?


    Mir wird gerade bewusst dass ich widersprüchliche Motivationen in mir trage und nun weiß ich auch was hinter der Blockade steckt, die ich verspürte.


    Muß Zen warten oder nicht?


    Ist es hinderlich mit einem instabilem Selbst- bewusstsein in die Praxis (ich meine nicht die Meditations- und Achtsamkeitsschulung) zu gehen oder eher förderlich?


    Jetzt habe ich mächtig ausgeholt, doch es war mir ein Anliegen diesen Gedanken und Fragen an dieser Stelle Raum zu geben.


    @ Takumi: Du "siehst" mich sprachlos. Ich weiß nicht, warum Du nichts mit anhaftendem Urteilen anfangen kannst, das ist aber auch nicht von Bedeutung. Jeder findet seinen Zugang. Ich werde nun wohl doch mal Mitglied in der Bibliothek in unserem Ort, die ich vor ein paar Tagen schonmal besichtigt habe.


    Lieben Gruß,


    Advaita


    P.S.: Mir ist ebenfalls gerade bewusst geworden, dass ich mich mit der eingangs gestellten Frage, bereits in diesem Beitrag beschäftigt habe. :D Dann lasse ich das jetzt mal sacken...

    "Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen."


    "Centuries Of Meditation" von Thomas Trahernes

  • Hallo Advaita,


    du schreibst:

    Advaita:

    Ich weiß gar nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um mich auf die Selbst- Aufgabe einlassen zu können, da ich gerade wie an anderer Stelle schonmal geschrieben, in tiefenpsychologischer Behandlung bin und dadurch eher eine Selbst- bestätigung erfahre, da alle Aufmerksamkeit auf mich, meine Geschichte und die Gründe für mein So- Sein im Hier und Jetzt gerichtet ist. Die Aufdeckung der vielen Muster- emotional, gedanklich- verhaltensbezogen, die ich durch die Hilfe der Therapeutin und der gesteigerten Achtsamkeit durch Meditation bzw. die Beruhigung des Geistes, schon eher und sehr viel schärfer in den Fokus bekomme.
    (...)
    Ich bin also dabei das Selbst heraus zu feilen, welches sich hinter der Maske versteckt. Ein wichtiger Schritt für mich oder aus buddhistischer Sicht eigenltich "sinnlos"?
    Von der Selbstbestätigung zur Selbstaufgabe?


    Es ist keine gute Idee, wenn dir hier ein Laie Ratschläge gibt, wenn du dich in Behandlung befindest. Der Schritt, professionelle Hilfe zu suchen, erfordert großen Mut - gut, dass du ihn hattest, wenn du es für notwendig hielst.


    Trotzdem etwas zum Thema Selbstfindung und Selbstaufgabe.


    Es mag paradox klingen: zum 'Aufgeben' des Selbst ist zuerst einmal notwendig, dass man über ein stabiles Selbst verfügt. Vielleicht ist der Ausdruck 'Selbst-Aufgabe' in diesem Zusammenhang irreführend. Es geht nicht darum, (sich selbst) zu beweisen, dass das Selbst eine Illusion ist, sondern darum, zu erkennen, dass wir es konstruieren. Es erfüllt durchaus nützliche Aufgaben, aber manchmal filtert es auch unsere Erfahrung der Welt auf eine Art und Weise, die wenig hilfreich ist. Dann sollten wir über die Fähigkeit verfügen, es 'loszulassen' und seine Bedingtheit, also sein Entstehen in Abhängigkeit zu erkennen.


    Viel Glück auf deinem Weg,


    Axel

  • Axel Benz:

    Es ist keine gute Idee, wenn dir hier ein Laie Ratschläge gibt, wenn du dich in Behandlung befindest.


    ich schließe mich Axels Meinung an!


    Das Kostbarste im Leben ein schönes Buch (aus meiner sicht), vieleicht besorgst du es dir :)
    .

  • Advaita:


    Ich weiß gar nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um mich auf die Selbst- Aufgabe einlassen zu können, da ich gerade wie an anderer Stelle schonmal geschrieben, in tiefenpsychologischer Behandlung bin und dadurch eher eine Selbst- bestätigung erfahre, da alle Aufmerksamkeit auf mich, meine Geschichte und die Gründe für mein So- Sein im Hier und Jetzt gerichtet ist.


    Am besten du fragst deinen Therapeuten. Wenn er nichts dagegen hat, dann ist Meditation schon mal machbar. Ob du das Zen nennst ist dabei zunächst gleich. Und wenn Zen dein Weg ist, dann wird er auch zu dir kommen - und auch der Lehrer.


    Zitat


    Muß Zen warten oder nicht?


    Zen hat alle Zeit der Welt. Es läuft dir nicht weg.

    Zitat


    Ist es hinderlich mit einem instabilem Selbst- bewusstsein in die Praxis (ich meine nicht die Meditations- und Achtsamkeitsschulung) zu gehen oder eher förderlich?


    Ich kenne niemanden, der ein stabiles Selbstbewusstsein hat. Aber es ist hilfreich, wenn man erst einmal durch eine Psychotherapie seine Neurose kennen lernt. Dann kann man mit der Selbsterkenntnis weiter machen und diese Selbsterforschung endet nie und macht dann irgendwann auch wirklich Freude.

    Zitat


    @ Takumi: Du "siehst" mich sprachlos. Ich weiß nicht, warum Du nichts mit anhaftendem Urteilen anfangen kannst, das ist aber auch nicht von Bedeutung. Jeder findet seinen Zugang. Ich werde nun wohl doch mal Mitglied in der Bibliothek in unserem Ort, die ich vor ein paar Tagen schonmal besichtigt habe.


    Freut mich.

  • Meine Antwort auf Eure Beiträge... JA! :) Danke für Euer Wohlwollen!


    Im Grunde war mir intuitiv schon sehr klar, dass mein Weg aktuell der der Selbstfindung ist und das ist auch enorm wichtig. Irgendwie habe ich nur diesen ungeduldigen Part in mir, der mich immerzu antreibt doch mal schneller zu machen. Dem es nicht schnell genug gehen kann, obwohl ich schon wichtige Fortschritte gemacht habe und dabei wichtige Erkenntnisse hatte. Dahinter steckt dieser quälende Gedanke: Wer weiß wie lange ich noch Zeit habe?
    Der bittere Nachgeschmack der vielen Jahre, in denen ich nahezu innerlich tot war. Gut, dass ich mir heute dessen bewusst bin.
    Was über so viele Jahre entstanden ist, kann nicht von jetzt auf gleich wieder im Lot sein.
    Mit diesen Zeilen muß ich mich mal näher befassen um zu ergründen wie ich darauf heilsam einwirken kann.


    Zitat

    Takumi schrieb: Ich kenne niemanden, der ein stabiles Selbstbewusstsein hat. Aber es ist hilfreich, wenn man erst einmal durch eine Psychotherapie seine Neurose kennen lernt. Dann kann man mit der Selbsterkenntnis weiter machen und diese Selbsterforschung endet nie und macht dann irgendwann auch wirklich Freude.


    Ja, so ist es.


    Herzlichen Gruß,


    Advaita

    "Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen."


    "Centuries Of Meditation" von Thomas Trahernes

  • "Und doch muss man, um Nicht-Selbst erfahren zu können, erst einmal das Selbst vollständig kennen.
    Wirklich kennen. Denn sofern wir nicht wissen, was dieses Selbst ist, dieses Selbst, das wir "Ich"
    nennen, ist es unmöglich zu wissen, was es bedeutet, zu sagen "da gibt es kein Selbst". Um etwas
    weggeben zu können, müssen wir es erst einmal vollständig in der Hand haben."


    Meditation über Nicht-Selbst
    von der ehrwürdigen Ayya Khema


    Ich habe diese Zeilen vorhin gefunden und möchte sie hier festhalten, auch wenn es, wie einiges andere was ich hier geschrieben habe, nicht -direkt- mit Chan/ Zen- Buddhismus zu tun hat.

    "Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen."


    "Centuries Of Meditation" von Thomas Trahernes


  • Das hat nichts mit Zen zu tun.


  • Aber mit Buddhismus. :D Verzeihung wenn ich etwas Theravada in die Zen- Ecke gebracht habe. Es ergab sich eben diese Verknüpfung zu meiner Frage bezüglich des Selbst, habe aber auch darauf hingewiesen dass es nicht direkt aber für mich schon indirekt mit Zen (hier könnte auch eine andere Richtung eingegeben werden) zu tun hat- auf meinem Weg!

    "Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen."


    "Centuries Of Meditation" von Thomas Trahernes

  • Advaita:
    Takumi:

    Das hat nichts mit Zen zu tun.


    Aber mit Buddhismus. :D Verzeihung wenn ich etwas Theravada in die Zen- Ecke gebracht habe. Es ergab sich eben diese Verknüpfung zu meiner Frage bezüglich des Selbst, habe aber auch darauf hingewiesen dass es nicht direkt aber für mich schon indirekt mit Zen (hier könnte auch eine andere Richtung eingegeben werden) zu tun hat- auf meinem Weg!


    Womit du deine Ansichten schmückst ist doch gleich. Hier noch was für dich:


    Werdet gewahr, daß der Körper kein Leid hat, sondern Leid ist. Erst dann können wir damit beginnen, die Wirklichkeit des menschlichen Leids zu verstehen. Es ist nicht so, daß wir uns ab und zu unbehaglich fühlen, sondern dieser Körper besteht aus Leid. Er kann nicht stillsitzen oder -liegen, ohne Unbehagen zu empfinden. Erkennt die Unbeständigkeit. Erkennt, daß es für den Körper keine dauerhafte Befriedigung geben kann. Erkennt, daß Empfindungen unaufgefordert auftauchen. Warum sie also „mein“ nennen? Zieht aus den unangenehmen Empfindungen eure Lehre. Und bewegt euch dann, wenn es unbedingt nötig ist – aber bewegt euch nicht unüberlegt. Bewegt euch erst, nachdem ihr geprüft habt, warum ihr es tut. Bewegt euch so behutsam und achtsam, daß es weder euch selbst noch euren Nachbarn stört.


    Ayya Khema (1998, S. 19)