• hallo jan


    die kai, unter diesem namen kannte ich sie nicht, sind nicht buddhistisch!
    sie stammen aus dem zen und da das zen nicht buddhismus, sondern dhamma ist, man kann auch sagen: dhamma-vinaya oder buddha-dhamma, können sie nicht buddhISTISCH sein!


    sie sind die 10 erweiterten tugendregeln oder handlungsorientierungen, wie sie in vielen (allen?) schulen des zen gelten. wie in allen anderen traditionen des dhamma-vinaya beinhalten sie als verbindlichen und traditionsübergreifenden kern die 5 pancasila ( http://de.wikipedia.org/wiki/Silas_(Buddhismus) ), als weitere erweiterungen gibt es die atthangasila oder dasasila etc... desweiteren gibt es eine form von 16 boddhisattva-gelöbnissen...


    es läuft eigentlich immer auf das selbe hinaus

  • 戒 (py: jiè, jap: kai) entspricht den Sila(regeln), im Pali "sikkhapada" (für alle Anhänger), mit denen sie die ersten 5 gemeinsam hat (panca sila).
    http://www.palikanon.com/wtb/sikkhapada.html


    Im Mahayana versteht man darunter zuerst die 10 (wichtigsten) Bodhisattva-Gelübde (十重戒 - jap: jujukai).
    Du findest sie im Mahayana Brahmajala Sutra (Brahma Netz Sutra, jap: Bonmo-kyo, etwa 400 n.Chr, China) - leider nur in Englisch:
    http://www.purifymind.com/BrahmaNetSutra.htm.


    Darauf berufen sich m.W. auch alle Zen-Traditionen, sie werden aber wohl unterschiedlich in die Praxis und Ordination eingebunden.


    Besonders interessant ist die Haltung Dogens (dem Begründer des Soto) - für ihn sind Zen-Praxis und die Kai eine wirkliche Einheit und die Kai nicht einfach ein Teil der Praxis.
    http://www.sotozen-net.or.jp/k…/journal/de13/de13_01.htm


    _()_

  • Namaste!


    Den entsprechenden Auszug aus dem Brahma-Netz-Sutra findet man hier: Gelöbnisse des Brahma-Netz-Sutra.


    Mir ist hierbei folgendes aufgefallen:


    Im o. a. Link ist die Rede von: "Keine Rauschmittel in Verkehr bringen".
    Auch in der folgenden Übersetzung des Sôto Kyôkai Shushôgi beim Zensplitter heißt es unter 15: "Nicht mit Rauschmitteln handeln".


    Sotozen-net schreibt hingegen: "do not deal in intoxicants", was ich mal wörtlich mit "handle nicht in berauschende Getränke" übersetzen würde [???]. Dogen selbst schreibt im Shôbôgenzô "Jukai": "Halte Dich von giftigen Getränken fern" (Angkor-Ausgabe).


    Wenn man sich durch die verschiedenen HPs einiger Zen-Sanghas, welche sich auf die Sôtô-Tradition berufen, durchklickt, dann findet man sowohl jene, bei denen es heißt "keine berauschenden MIttel zu sich nehmen", als auch solche die "nicht mit berauschenden MItteln handeln" geloben.


    Weiß jemand, wie die offizielle Meinung zu diesem Gelübde ist, oder ob es überhaupt eine solche gibt?
    Wie sieht es bei der Rinzai-Shû aus?
    Oder wird hier durch die Übersetzung (to deal = handeln im Sinne von tun, aber auch handeln im Sinne von kaufen-und-verkaufen) ein Gelübde abgemildert, bzw. angepasst?


    Wie seht Ihr das?


    Einen schönen Abend & eine geruhsame Nacht!
    < Gasshô >


    Benkei


    (PS: Mir ist durchaus bekannt, dass es für jemanden, der sich auf den Pali-Kanon stützt letztlich nur eine Antwort "Abstandnahme von berauschenden Mitteln" geben kann; auch ist mir bekannt, dass für fortgeschrittene Schüler des Vajrayana Alkohol kein absolutes Tabu sein muss.
    Aber hierum geht es mir nicht. Mir geht es um die Sichtweise in den japanischen Zen-Schulen, welche ja auch sehr von Dengyo Daishi's Mahayana-Ordination der Tendai-Shû beeinflusst wurden.)

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Benkei:

    Dogen selbst schreibt im Shôbôgenzô "Jukai": "Halte Dich von giftigen Getränken fern" (Angkor-Ausgabe).


    Ich selbst habe es auch immer so verstanden.
    Wer ist da als Übersetzer angegeben? Falls es Muho ist, würde ich dem trauen.
    Ich glaube, ich kann zumindest die Brahmanet-Sutra im Original auftun, dann kann ich es auch nachprüfen.


    _()_

  • Vielleicht liegt hier das Problem in der Verwendung von dem Wort "handeln". Gemeint ist jeweils vielleicht nicht jemand, der mit Drogen handelt, das heißt, sie verkauft, sondern jemand der handelt im sinne von "tun": Tuhe nichts mit Drogen, mache nichts mit Drogen, begehe keine Handlungen mit ihnen!! ?? Das würde dann umfassend sowohl das Handeln i.S. von Kaufen/Verkaufen, als auch das "zu sich nehmen" einschließen.


    Vielleicht also lediglich ein Übersetzungsproblem?



  • Mr_Aufziehvogel:

    Vielleicht liegt hier das Problem in der Verwendung von dem Wort "handeln". Gemeint ist jeweils vielleicht nicht jemand, der mit Drogen handelt, das heißt, sie verkauft, sondern jemand der handelt im sinne von "tun": Tuhe nichts mit Drogen, mache nichts mit Drogen, begehe keine Handlungen mit ihnen!! ?? Das würde dann umfassend sowohl das Handeln i.S. von Kaufen/Verkaufen, als auch das "zu sich nehmen" einschließen.


    Vielleicht also lediglich ein Übersetzungsproblem?


    Zumindestens für das Brahmajala-Sutra, würde ich nach meinen noch sehr dürftigen Chinesisch-Kenntnissen sagen, daß beides explizit drinsteht:
    Sowohl nicht mit berauschenden Dingen Handel treiben (dafür gibt es ein eigenständiges Zeichen 酤) - also 不酤, als auch nicht selbst nutzen (不酒).
    Ich frage aber morgen noch einmal meinen Lehrer.


    Das Shobogenzo habe ich leider nicht in Kanji.


    _()_

  • Moin Benkei


    Zitat

    Wie sieht es bei der Rinzai-Shû aus?


    1. Ich will mich bemühen, keine Lebewesen zu töten oder zu verletzen
    und Leben zu erhalten.
    2. Ich werde nichts nehmen, was mir nicht gegeben wird und
    Freigiebigkeit üben.
    3. Ich will niemanden missbrauchen und die Würde aller Menschen
    bewahren.
    4. Ich will anderen und mir selbst gegenüber wahrhaftig sein
    5. Ich will meinen Geist nicht trüben und Klarheit bewahren.
    6. Ich will nicht über die Fehler anderer reden.
    7. Ich will mich nicht selbst durch die Verunglimpfung anderer loben.
    8. Ich will nicht den Überfluss des Dharma eigenmächtig
    zurückhalten.
    9. Ich will mich nicht von Gefühlen der Wut mitreißen lassen.
    10. Ich will nicht über die drei Kostbarkeiten Buddha, Dharma und
    Sangha lästern.


    So sieht das bei uns aus.
    Wobei den Geist nicht trüben sich nicht nur auf Drogen bezieht. Es gibt genug andere Möglichkeiten, sich das Hirn zu vernebeln.


    Alles Liebe,
    Ji'un Ken

  • So... Und wenn jetzt jemand die Kai(s) als seine Lebensgrundlage nimmt, sie tagtäglich jede Sekunde gedanklich bei sich hat und nach ihnen handelt...
    Ist das nicht wiederum schlecht?
    Ist das nicht auch Anhaften?
    Oder wie ist es, wenn man die Lehre Buddha so stark verehrt?
    Das scheint mir Anhaftung pur...
    Der Lehrer einer Praktizierenden, mit der ich vorgestern darüber sprach meinte:
    "Praktiziere Dharma, den Rest macht das Karma"
    Meint er damit, dass wenn genügend meditative Erfahrung und Weisheit vorhanden ist, sich die Anhaftung von selber löst?


    Mfg,
    Jan

  • Jan:

    So... Und wenn jetzt jemand die Kai(s) als seine Lebensgrundlage nimmt, sie tagtäglich jede Sekunde gedanklich bei sich hat und nach ihnen handelt...
    Ist das nicht wiederum schlecht?
    Ist das nicht auch Anhaften?


    Schau mal hier zu "Anhaften"
    http://www.palikanon.com/wtb/upadana.html


    Auf gut Deutsch: wenn Du es mit dem Gedanken "um zu" machst, dann ist es "Anhaften", falls dieser Gedanke schwindet, Du es einfach machst (Dharma praktizieren), ohne irgenwelche Hintergedanken dann ist es der Dharma, und kein Anhaften.



    Jan:

    Oder wie ist es, wenn man die Lehre Buddha so stark verehrt?
    Das scheint mir Anhaftung pur...


    Verehrung ohne Praxis ist tatsächlich Anhaftung: an Ansichten.


    Jan:

    Der Lehrer einer Praktizierenden, mit der ich vorgestern darüber sprach meinte:
    "Praktiziere Dharma, den Rest macht das Karma"
    Meint er damit, dass wenn genügend meditative Erfahrung und Weisheit vorhanden ist, sich die Anhaftung von selber löst?


    Ja. Dharma praktizieren heißt den ganzen Pfad zu praktizieren (nicht nur Meditation).


    Und was ist "Sati-Zen"?


    _()_

  • Sati-Zen ist der inoffizielle Name der Zen Schule nach Thich Nhat Hanh!
    Nachlesbar auf Wikipedia, wenn man den Namen des soeben erwähnten eingibt.


    Liebe Grüße...

  • Namaste!


    @ bel & Ji'un Ken:
    Meinen Herzlichen Dank für Eure Mühen!


    Jan:
    Meines Wissens wurden wahrscheinlich ursprünglich alle Mönche in China, Japan, Korea und Vietnam mit den jeweils bekannten Pratimoksha-Gelübden ordiniert.


    Im achten Jahrhundert n. Chr. hat dann der japanische Mönch Saichô für seine Tendai-Shû (japanische Schule die sich auf die chinesische Tien'tai-Schule bezieht) eine "Mahayana-Ordination", basierend auf dem Brahmanetz-Sutra, eingeführt. In seinem Orden mussten alle Mönche diese Mahayana-Ordination nehmen. Zusätzlich konnten sie nach Wunsch auch die Pratimoksha-Gelübde nehmen.


    Saichô's "Mahayana-Ordination" wurde in der Tendai-Shû zum Standard, und diese Schule wurde neben der Shingon-Shû (japanischer Vajrayana) schnell zur wichtigsten Japans.


    Dogen Zenji gehörte ursprünglich (ebenso wie Eisai) der Tendai-Shû an, als es in Japan noch keine eigenständige Zen-Schule gab.


    Nachdem er aus China als erster japanischer Patriarch der Sôtô-Shû zurückkehrte, führte er für seinen Orden eine abgewandelte Form von Saichô's "Mahayana-Ordination" ein.


    Saichô's Mahayana-Ordination mit den 10 Hauptgelübden und den 48 Nebenregeln wird mittlerweile in fast allen buddhistischen Schulen Japans (wohl nicht in der Risshû) anstelle der Pratimoksha-Ordination angewendet. Die Mönche durfen so außerhalb der Übungs-Klöster "zölibatfrei" leben und auch heiraten.


    Bei Thich Nhat Hanh gibt es die "Fünf Achtsamkeitsübungen" und die "Vierzehn Achtsamkeitsübungen". Letztere stellen eine von Thich Nhat Hanh entwickelte Ordination im Intersein-Orden dar, die aber auch Laien nehmen können. Die Vierzehn Achtsamkeitsübungen orientieren sich, so Thay, am Brahmanetz-Sutra, dessen Zusammenfassung sie sein sollen. Ob die Mönche in seinem Orden auch noch zusätzlich die Pratimoksha-Gelübde nehmen, weiß ich nicht.


    < Gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Benkei:

    Meines Wissens wurden wahrscheinlich ursprünglich alle Mönche in China, Japan, Korea und Vietnam mit den jeweils bekannten Pratimoksha-Gelübden ordiniert.


    "Pratimoksha" wird m.E. nur für die Sanskrit-Tarditionen (jetzt nur noch "tibetisch") verwendet , Frauenordination erloschen
    Die Ostasiatischen Linien verwenden das Dharmaguptaka-Vinaya, Frauenordination nicht erloschen


    Benkei:

    Im achten Jahrhundert n. Chr. hat dann der japanische Mönch Saichô für seine Tendai-Shû (japanische Schule die sich auf die chinesische Tien'tai-Schule bezieht) eine "Mahayana-Ordination", basierend auf dem Brahmanetz-Sutra, eingeführt. In seinem Orden mussten alle Mönche diese Mahayana-Ordination nehmen. Zusätzlich konnten sie nach Wunsch auch die Pratimoksha-Gelübde nehmen.


    Dharmaguptaka-Gelübde. Aber das mußten sie bei den Nara-Schulen ablegen - kam praktisch einem Ordensübertritt gleich.


    _()_

  • Die Zehn Kai habe ich mit den folgenden Worten kennengelernt, es sind quasi Gathas - und sie erscheinen mir durchaus buddhistisch, denn ich bin mir sicher, auch der Buddha hat sie verwirklicht:


    * Nicht töten, jedes Leben, alle Wesen respektieren. Es handelt sich nicht nur um körperliches Handeln. Man kann auch mit dem Blick töten, mit dem Wort, dem Gedanken. Die Zazen-Übung läßt einen verstehen, daß der Himmel und die Erde dieselbe Wurzel haben, daß alle Wesen ein einziger Organismus sind. Durch dieses Verstehen verschwindet jedes Verbrechen, aller Hass, alle Eifersucht, aller Unwille.


    * Nicht stehlen, sich nichts aneignen, was uns nicht gehört. Alles ist eins, einen Teil für sich nehmen zu wollen heißt, sich von der Ganzheit trennen. Durch Zazen wird uns klar, daß sogar unser eigener Geist nicht in Beschlag genommen werden kann. Alles gehört zur Ganzheit, von der wir selbst ein Teil sind. Letzten Endes kann man nichts besitzen, nicht einmal den eigenen Körper.


    * Nicht lügen, vor allem nicht sich selbst belügen. Zazen ist ein stilles Bekenntnis. Es läßt einen sehen, was wahr ist.


    * Keine schlechte Sexualität haben, nicht pervers sein. Zen verbietet die Liebe nicht. Man muß die wahre Liebe finden. Pervers sein heißt, den Menschen als Objekt zu sehen. Im Zazen entwickelt sich ganz natürlich die wahre Liebe zu allen Lebewesen.


    * Sich nicht berauschen, keine Drogen nehmen. Sich nicht vergiften durch Egoismus. Das heißt auch, sich keinen Täuschungen hinzugeben. Die Zazen-Übung ist ohne Illusion.


    * Nicht kritisieren, nicht schlecht reden, um sich selbst aufzuwerten. Es heißt: Kritisieren ist wie gegen den Wind spucken. Leute, die so handeln, sind bei den anderen nicht beliebt. Aber positive Kritik, um zu helfen, kann gut sein. Im Zen sind die anderen, man selbst, Buddha, Gott, in Einheit.


    * Sich nicht bewundern und dabei die anderen verachten. Sich nicht vergrößern. Im Zazen gibt es keinen Unterschied zwischen Innen und Außen. Die Einstellung wird bescheiden.


    * Nicht geizig sein, gierig, sondern die Hände öffnen, geben. Wenn wir geben, können wir das ganze Universum erhalten. Durch Geiz erhält man nichts. Das ist Mushotoku, ohne Ziel, ohne Begehren.


    * Nicht wütend werden, nicht besessen sein. Allerdings kann wütend werden ein Mittel sein, den anderen zu helfen, sie den Weg zu lehren, jenseits von Gefühlen von Liebe oder Hass.


    * Keine Blasphemie, nicht die drei Schätze kritisieren, den reinen Geist (Buddha), die Lehre (Dharma), und die, die den Weg praktizieren (Sangha). Das bedeutet: aufhören mit unserem Ego, unseren persönlichen Ansichten und dem kosmischen Leben folgen.



    Mögen die Zehn Kai verstanden werden und helfen.

    Nimm dir täglich Zeit, ruhig dazusitzen und den Dingen zu lauschen.
    Achte auf die Melodie des Lebens, die in dir schwingt.
    Glaube an die Kraft eines freizügigen Herzens.
    Und gib anderen Wesen von dem, was du hast.