Euer Weg zu und mit den Geboten

  • Liebe Wegübende,


    wie war Euer Weg zu den Geboten, und wie übt Ihr mit den Geboten?
    Gibt es ein Gebot, das für Euch besonders wichtig ist?


    Ich möchte hier nicht diskutieren, was die Gebote "eigentlich" bedeuten, wie man sie "richtig" praktiziert, oder „welches das wichtigste Gebot ist“.


    Schön wäre es, Dönekes aus Eurer alltäglichen Praxis zu hören, und über Eure ganz individuelle „karmisch bedingte“ Weise, mit den Geboten zu üben. Quasi als Inspiration.


    Ein Schlauer verkaufte mir die Gebote mal so: „Die mühelose Verwirklichung der Gebote ist ein Kennzeichen der Erleuchtung". Das war für mich der Einstieg in die Frage, wo habe ich Mühe, die Gebote zu verwirklichen, so, wie ich sie im Augenblick ganz simpel verstehe?


    Das Gebot „nicht kritisieren“ sprang mich da geradezu an. Karmisch bedingt, sozusagen :lol:


    Mir fiel unmittelbar auf, wie kritisierend mein Geist war (im Sinne von giftig, destruktiv; nicht zu verwechseln mit "kritisch" im Sinne von aufmerksam und fähig zur Unterscheidung).


    Jedes, jedes, aber auch jedes (!) Sinnesobjekt wurde von meinem Geist ganz ausführlich benörgelt. Auch mich selbst geißelte mein lieber Geist für einfach alles: fürs Handeln, fürs Nichthandeln, für alle Aspekte meines Seins, für meine bloße Existenz.


    Meine erste konsequente Übung mit diesem Gebot war, morgens beim Aufstehen die Aufmerksamkeit von den automatisierten Selbstbeschimpfungstiraden meines Geistes auf das Empfinden des Atems zu lenken.


    Dabei benutzte ich als Mantren "Identifiziere dich nicht mit Deinen Gedanken" von einem Lehrer, der mir unterwegs begegnet war, und von Ayya Khema "Erkennen, nicht tadeln, ändern". Erkennen, nicht tadeln, ändern ist immer noch ein wichtiges Mantra für mich :oops:


    Irgendwann mal kam ich auf die drei Reinen Gebote. Das zweite und dritte ist zu schwer für mich, aber das erste kann ich fast immer anwenden. Auch wieder in einem ganz simplen Sinne, ohne große Recherchen, was denn genau „das Schlechte“ nun ist.


    Das ist jetzt ein paar Jahre her. Seither weitet sich meine Praxis von „nicht-kritisieren“ immer weiter aus. Nachdem der Fokus auf diesem Gebot war, kam alles Weitere mit dem Sitzen irgendwie von selber.


    Wie das meinen Umgang mit anderen verändern würde, hätte ich mir nicht vorstellen können. Langsam fange ich sogar an, Metta zu üben. Und das ich als alte Metta-Übungs-Hasserin. :D Was haben mich die Metta-Meditationen von Ayya Khema abgenervt. Mögen alle Wesen glücklich sein, so Sprüche mit Hass und Ablehnung im Herzen, sowas erschien mir krank. Diese verkrampfte „Gut-Sein“, dieses gruselige, abgetrennte Zombie-Gelächel in manchen buddhistischen Zirkeln. Was habe ich das gehasst. Das Wort Großmuttergeist mag ich immer noch lieber.


    Zu Anfang von "nicht kritisieren" war ich oft hilflos, manchmal sogar verzweifelt. Das waren schlicht Koans für mich. Sozialkoans. Völlig undurchdringliche Situationen. Der Klang einer klatschenden Hand ist ein Furz dagegen.


    Wie übe ich Kritik, ohne zu kritisieren? Wie drücke ich einen berechtigten Wunsch nach Veränderung aus? Wie unterscheide ich berechtigte und unberechtigte Wünsche? Wo ist der Unterschied zwischen Annahme und Unterwerfung? Was brauchen andere von mir, damit sie sich Veränderungen erlauben können, ohne das Gefühl zu haben, sie müssten sich mir unterwerfen? Wann ist aushalten heilsam, wann destruktiv? Was mache ich, wenn der Gaul mit mir durchgegangen ist und ich doch kritisiert habe? Was folgt aus meiner Kritisiererei für mich und für andere?


    Sitzen, sitzen, sitzen. Und Forschungsarbeit, Alltags-Experimente ohne Ende. Manchmal interessant, manchmal einfach nur ermüdend, manchmal rappelt die Erkenntnis nur so. Und mühelose Verwirklichung ist noch was anderes, würde ich sagen.


    Und immer, wenn ich denke, ich bin jetzt durch damit, kommt was Neues. Vor einigen Wochen bin ich auf eine andere Liste der Gebote gestoßen, die klar macht, wie eng „nicht-kritisieren“ verknüpft ist mit „sich-nicht-bewundern“: „Sich und andere nicht erniedrigen. Sich und andere nicht erhöhen.“ Fucking Koan.


    Und weiter geht´s ;)

  • jojo:
    cooles pic !



    Zitat

    Jedes, jedes, aber auch jedes (!) Sinnesobjekt wurde von meinem Geist ganz ausführlich benörgelt

    :D;)


    Nicht kritiseren heißt für mir: nicht kristisieren .


    Ich finds recht einfach, solange ich es nicht vergesse . :roll:


    Gewissermaßen komm ich aber häufiger in die Verfassung durch Zazen, daß ich ohne es mir vornehmen zu müssen nicht kritisiere .
    Das sind dann so Schlüsselmomente des Verständnisses für mich . Es gehört ja mit dem " sich nicht erhöhen, sich nicht bewundern " zusammen - oder ? - und natürlich auch mit "seinem Ärger nicht freien Lauf lassen " ... Jedenfalls natürlich alles mal wieder verdammt tiefgründig . Man könnte fast sagen : " Der Sila sind unendlich viele, ich gelobe sie alle einzuhalten ... :D "


    Zitat

    Der Klang einer klatschenden Hand ist ein Furz dagegen.


    Nicht doch, nicht doch . Genau da ist ein Schlüssel zu den Paramita , finde ick .


    Was ja irgendwie oft hintenrunter fällt bzgl Metta und Sila : das wird nicht allein nach außen, zu anderen hin ausgerichtet .
    Und die "Softskills" sind nicht für jeden gleichermaßen sofort von Geschmäkle . Wenn jemand z.b. gewohnt ist in Habacht,-und Verteidigungstellung zu "verweilen", dann mag er sich einen Vogel zeigen, wenn er hört : Sanftmut, Güte, Wohlwollen .


    Vielleicht kriegt er/ sie erstmal oder öftres einen kritisch-hysterischen Lachanfall :badgrin: wenn er liest:


    Zitat

    Alles fängt mit liebevoller Güte zu uns selber an, die zu liebevoller Güte für andere wird .

    ( Pema Chödrön )


    Aber irgendwie, wenn ich achtsam bleibe, lern ich selbst aus so was . Komisch .


    Zitat

    dieses gruselige, abgetrennte Zombie-Gelächel in manchen buddhistischen Zirkeln.


    yo. yo. kenn ick . :roll: hat aber mit echtem wohlwollen nix zu tun . soviel leere und frustration und dann immerzu "freundlich" sein müssen wollen sollen ....


    Zitat

    Ayya Khema "Erkennen, nicht tadeln, ändern". Erkennen, nicht tadeln, ändern ist immer noch ein wichtiges Mantra für mich


    Interessant .Ich würde es nicht benutzen . Wär mir zu "dualistisch" . Mir fällt immer : "korrigieren" ein .


    Liebe Grüße
    Ji

    3 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Alles darf sein wie es ist, einschliesslich ich! vor allem ich! dann ist auch alles andere so wie es ist!


    _()_
    .

  • Zorița Câmpeanu:

    Alles darf sein wie es ist, einschliesslich ich! vor allem ich! dann ist auch alles andere so wie es ist!


    Du bist halt schon verwirklicht, da komm ich nicht mit *seufz*
    Sag mal, was hast du da eigentlich für einen Vogel? Sieht aus wie ein in Alufolie eingewickelter Spatz. Kann aber nicht sein, oder?

  • Jojo:
    Zorița Câmpeanu:

    Alles darf sein wie es ist, einschliesslich ich! vor allem ich! dann ist auch alles andere so wie es ist!


    Du bist halt schon verwirklicht, da komm ich nicht mit *seufz*


    :D


    Sag mal, was hast du da eigentlich für einen Vogel? Sieht aus wie ein in Alufolie eingewickelter Spatz. Kann aber nicht sein, oder?




    _()_
    .

  • @ jojo :

    Zitat

    Irgendwann mal kam ich auf die drei Reinen Gebote.


    Was ist das ?


    Morgens find ich auch ganz wichtig, sich sofort aufs Wesentliche zu besinnen .
    Bevor die Neigungen anfangen zu rattern und zu spinnen .

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • http://www.google.de/url?sa=t&…bv.61535280,d.Yms&cad=rja
    Mein Wegweiser. "Keinen Widerstand" mein Mantra vor vierzig Jahren . "Tu Dir das nicht an." mein Mantra heute.
    Wäre mir nicht Golas in die Hände gefallen wäre ich irgendwelchen Buddhisten, Zennisten, Scientologen, Christen, Moslems, Juden, Indianern, Esoterikern in die Hände gefallen.
    Meine Erleuchtung ist meine Erleuchtung und die kann sowieso keiner "prüfen".

  • Ellviral:

    [url=http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=0CDkQFjAB&url=http%3A%2F%2Fwww.licht-und-liebe.eu%2FDownload%2FGolasErleuchtung.pdf&ei=Gz0CU9TxIcjNtQarmYDgDw&usg=AFQjCNE4ZR8K-5c31SiEqZf1vhYyDnb2MQ&sig2=NAPYvXLoGcFt2uOR9bvokA&bvm=bv.61535280,d.Yms&cad=rja]http://www.google.de/url?sa=t&…bv.61535280,d.Yms&cad=rja[/url]
    Mein Wegweiser. "Keinen Widerstand" mein Mantra vor vierzig Jahren . "Tu Dir das nicht an." mein Mantra heute.
    Wäre mir nicht Golas in die Hände gefallen wäre ich irgendwelchen Buddhisten, Zennisten, Scientologen, Christen, Moslems, Juden, Indianern, Esoterikern in die Hände gefallen.
    Meine Erleuchtung ist meine Erleuchtung und die kann sowieso keiner "prüfen".


    danke für den link.
    ich denke es ist ziemlich egal wem man unterwgs, in die hände fällt, wenn man irgendwann seine eigenen nutzt, das ist natürlich unerlässlich :)
    erleuchtung kann aber auch zu einer greifenden hand werden.....was dann?


    LG


    _()_
    .

  • Jikjisa:

    @ jojo :

    Zitat

    Irgendwann mal kam ich auf die drei Reinen Gebote.


    Was ist das ?


    das hier: Die Drei Reinen Gebote lauten:
    Erstens, hört auf, Schlechtes zu tun. Dies ist der Ursprung der Gebote Buddhas. Macht daraus eure Bleibe.
    Zweitens, tut nur Gutes.
    Drittens, tut das Gute für die anderen.


    Ich verstehe das als eine Art Basisprozessformel, die ich auf alle anderen Kais anwenden kann. Ich befinde mich immer zwischen Nulltens und Erstens. Zweitens und Drittens rufen in mir im Moment Aggressionen hervor, also lasse ich gemäß Erstens die Finger davon.


    @ Sumedha: Achso, dein Vogel ist größer als üblich ;)
    @ Ellviral, danke für den Link. Schon wieder so viel zu lesen *seufz*

  • crazy-dragon:

    Du praktiziert doch ZaZen: Also wenn ich esse, esse ich. Wo ist da Platz für Gebote? :oops:
    _()_c.d.


    Ich verstehe es auch nicht - :lol:

  • heute morgen `dachte` ich als erstes:es stimmt, die rechte ansicht ist der grundstein
    der rechte gesinnung und die rechte gesinnung ist der grundstein für samadhi und prajna .


    das kommt daher, weil ich in den dojo öfters erlebe, daß die ethik bei einzelnen
    völlig nebensächlich ist . sicher halten sie sich an die internen regeln , aber sobald sie
    "privat" den mund aufmachen schaudert mir manchmal .


    ich bevorzuge ja die begriffe unheilsam und heilsam und recht und schlecht .
    obwohl die patriarchen da öfters ein schlichtes gut und böse favorisierten .


    natürlich gibt es diese anweisungen in den gedichten, den texten , und dann gibt es den part, der diese relativiert
    und dann wieder den der den gegensatz aufhebt und dann den part, der ein willentliches aufheben zurückweist .


    wer einen part davon ignoriert, ist allerdings
    auf einem auge blind und wenn ein auge blind ist, ist bald auch das zweite blind .
    diejenigen, die auf "nursitzen" setzen sind meist diejenigen, die nicht nur essen wenn sie essen, sondern
    auch schlechtes tun, wenn sie schlechtes tun . es gibt eben die seite, die den bedingungen
    unterworfen ist und die, die frei davon ist .


    sie haben eine bewusstseins-haltung eingenommen, die man landläufig
    ignoranz nennen könnte, je nach bonno auch : fatalismus, gleichgültigkeit, stoik ect.
    mit dieser haltung stürzten sich kamikaze auf schiffe, sie " erlaubt" frei nach crowley:
    "tue was du willst " .


    nun ist die frage warum das sangemon gesprochen wird und warum der wahre mensch
    ein bodhisattva ist - nicht nur diese frage. jedenfalls halte ich nichts von philosophischem geschwurbel
    hinsichtlich der kai und gelübde . aber das macht ja nichts .


    mfg

  • Zitat
    Jojo:


    das hier: Die Drei Reinen Gebote lauten:
    Erstens, hört auf, Schlechtes zu tun. Dies ist der Ursprung der Gebote Buddhas. Macht daraus eure Bleibe.
    Zweitens, tut nur Gutes.
    Drittens, tut das Gute für die anderen.


    Ich verstehe das als eine Art Basisprozessformel, die ich auf alle anderen Kais anwenden kann. Ich befinde mich immer zwischen Nulltens und Erstens. Zweitens und Drittens rufen in mir im Moment Aggressionen hervor, also lasse ich gemäß Erstens die Finger davon.


    Interessant . Woher stammt das ?
    Scheint mir Dhyana - "Fortschritt" anzuzeigen . Also Samadhi und Prajna .
    Denn die erste Zeile lautet :


    Erstens, hört auf, Schlechtes zu tun. Dies ist der Ursprung der Gebote Buddhas. Macht daraus eure Bleibe.


    ... und das stimmt: diese Sätze umfassen alle Gelübde .


    Mir fällt dabei die Zeile : Es ist leicht ein Buddha zu sein : "Wirke nichts böses, hänge nicht an Leben und Tod" ein .
    Solche Zeilen und Sprüche sind ja Verknappungen und sie kommen von Verwirklichten .


    Das heißt sozuagen ( für mich ): Der Erfüllung der ersten Haltung folgen die beiden anderen nach, und man sieht hier gut, wie sich der Herzgeist erweitert und "das Ego" transzendiert .
    Der eigentlich zentrale Part für mich an dieser ersten Zeile ist ja : Macht eure Bleibe daraus . ( neben "ursprung" )


    Man kann gar nicht "weiter gehen" bevor dem nicht so ist .





    MFG

  • Ich auch nicht, liebe Jojo.
    Damit befinden wir uns in guter Gesellschaft: Meine Lehrer sagen auch, dass sie ständig üben müssen. :D


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Jojo:

    Liebe Wegübende,


    wie war Euer Weg zu den Geboten,


    er begann schon in frühester kindheit durch meine eltern, geprägt wurde ich eher durch meinen vater.
    es gab 3 gebote:
    nicht lügen
    nicht petzen
    behinderte und alte leute respektieren.
    wenn ich das einhielt konnte ich so ziemlich alles anstellen musste aber bescheid sagen das ich es angestellt habe.
    mit 7 oder 8 jahren begann mein vater mir den tages rückblich beizubringen, damit so wie er sagte, ich erkenne was ich tagsüber gatan habe. es ging dabei weniger um gut und böse, wichtiger war das ich mir mein verhalten ins bewusstsein rufte.


    "sei gegenwärtig" eine aufforderung meines vaters die mir als kind sehr, sehr lästig war, heute eines der "geschenke" die ich am meissten schätze.


    Zitat

    und wie übt Ihr mit den Geboten?


    im laufe der jahre erkannte ich den "wert" dieser Gebote, sie wurden teil von mir, gaben mir schutz und vertrauen, vor allem denke ich das was man "Rückrad" nennt. ich lernte verantwortung für meine gedanken und taten zu überhenmen, zu mir zu stehen....auch dann oder gerade dann wenn ich mal "scheisse" gebaut habe :D


    Zitat

    Gibt es ein Gebot, das für Euch besonders wichtig ist?


    das höchste gebot: bleib dir treu!

    Zitat

    Das Gebot „nicht kritisieren“ sprang mich da geradezu an.


    das zweite gebot das mittlerweile das erste ist (da ich mich um das erste kaum noch kümmern muss) : alles darf sein wie es ist!


    nicht sehr buddhistisch meine gebote....aber ich wüsste nicht was unbuddhistisch dabei wäre.... vieleicht Karma..... das zuhause kein thema war.
    mein vater war griechisch-römisch und besuchte eine klosterschule, meine mutter war protestantin...
    möglicherweise war dass der grund weswegen bei uns religiosität nicht ritualisiert wurde.


    LG


    _()_
    .

  • Jojo:
    Jikjisa:

    Interessant . Woher stammt das ?


    Ich hab das aus einem sozusagen Soto-Zen Grundkurs der AZI.
    Steht in den AZI-Sutrenbüchern.
    Online nachzulesen unter http://www.zen-bonn.de/, dort Dharma, Texte / Sutren, Die Kai / Gebote.



    Danke .
    Ick "liebe" die AZI - Auswahl .


    ( Im Dojo wo ich kenne stets net im Sutrenbuch - die Schlawiener ! ;) )

  • Jojo:

    Und immer, wenn ich denke, ich bin jetzt durch damit, kommt was Neues. Vor einigen Wochen bin ich auf eine andere Liste der Gebote gestoßen, die klar macht, wie eng „nicht-kritisieren“ verknüpft ist mit „sich-nicht-bewundern“: „Sich und andere nicht erniedrigen. Sich und andere nicht erhöhen.“ Fucking Koan.


    Schön zu lesen dass es noch jemand gibt, dem der Name „Ayya Khema“ was sagt ;)


    All deine Fragen beantworte ich MIR selber mit der Gegenfrage: „Was ist meine Absicht“?
    Ich weiß nicht ob es auch anderen so ergeht, ich meine viele meiner Absichten erkennen zu können. Nicht allen, aber manche. - Hat mit Selbstehrlichkeit zu tun.
    Ich würde sagen dass das meine wichtigste Übung ist.
    Dann, wenn die eigene Absicht klar ist, ist die Antwort auf der Frage „was das richtige zu tun wäre“, einfach…


    Hoffentlich ist der Text hier kein „Fucking Koan.“ ;)


    _()_

    Meinst Du immer noch nicht frei zu sein? – da irrst Du dich :)

  • Namaste!


    Hallo Jojo,

    Jojo:

    wie war Euer Weg zu den Geboten, und wie übt Ihr mit den Geboten?
    Gibt es ein Gebot, das für Euch besonders wichtig ist?


    Ich bin ja ein Anhänger des "Dreifachen Weg"-Konzeptes, nach welchem der WEG aus Ethik, Meditation und Weisheit besteht. (Ich benutze allerdings lieber die Ausdrücke Ethik, Praxis und Erkenntnis.)
    Folglich sind für mich die Gebote, respektive "Gelübde" - wenn man sie als solche angenommen hat, ein Aspekt des ganzheitlichen Weges.


    Die Gebote sind für mich also Maßstäbe, man könnte auch sagen "Fragen", die ich mir in Zusammenhang mit Handlungen, Entscheidungen und ggf. auch Wertungen vergegenwärtige.


    Z. B. beim wöchentlichen Einkauf im Supermarkt - gerade da muss man sich bei so manchem Produkt die Frage stellen, ob man mit dem Erwerb "nichts Böses tut", ob man "Gutes tut", ob man gar "tötet" oder "stielt".



    Sehr interessante Einblicke in dieses Gebot.


    Das "nicht kritisieren" kenne ich zwar so auch als Übersetzung/Formulierung, aber es ist aus meiner Sicht so allgemein gehalten, dass man damit schwerlich arbeiten kann, da es nach meiner Empfindung zu sehr zur "Hinnahme" [hier im negativen Sinne des "sich mit allem abfinden"] aufruft.
    Ich habe das expliziter als "Zeige nicht auf die Fehler anderer" kennengelernt.


    Ich muss hier dann auch nochmal die Werbetrommel für das in SoGen's Blog veröffentlichte Sôtô Kyôkai Shushôgi schlagen! Darin sind unter 14 und 15 die "Sechzehn Gebote" (übrigens auch inkl. der "Drei Zusammenstellungen der Reinen Gebote" - also drei Zufluchten, jene drei und die Jukai) annährend so enthalten, wie ich sie kennengelernt habe.
    Die Jukai entsprechen hierbei den "Zehn Hauptgelübden" des Brahmanetz-Sutras (hier in Englisch; gab auch eine Version in Deutsch im www, finde sie aber jetzt nicht), wobei ich zu beachten gebe, dass Jukai Nr. 5 grds. nicht dem Pancasîla Nr. 5 entspricht!


    Jojo:

    Irgendwann mal kam ich auf die drei Reinen Gebote. Das zweite und dritte ist zu schwer für mich, aber das erste kann ich fast immer anwenden. Auch wieder in einem ganz simplen Sinne, ohne große Recherchen, was denn genau „das Schlechte“ nun ist.


    Gerade auch das erste der Drei Reinen Gebote / Drei Zusamenstellungen der Reinen Gebote finde ich sehr schwerwiegend.
    Denn gerade jenes steht auch beim besagten Wocheneinkauf ganz oben auf der Frageliste.
    Und aus meiner Sicht - für mich - gilt es sich hier die Frage zu stellen was man da kauft... also über die Herkunft nachzudenken, die Profiteure, die Ausgebeuteten (Menschen, Tiere, "den Boden"), etc.
    Das kann man aber auf alles beziehen, auch auf so banale Dinge wie Autofahren, bei der Arbeit im Büro, usf.


    Ich habe festgestellt, dass die Gebote selbst zwar sehr einfach sind, denn sie bedürfen absolut keiner Interpretation - sie sind genau-so wie sie sind!
    Claude AnShin Thomas sagte mal: "Wenn man anfängt, die Gebote zu interpretieren, dann verfehlt man bereits den Punkt!", und damit hat er genau recht! Dann wird nämlich aus "Töte nicht" sowas wie "Töte nicht eigenhändig" oder "Morde nicht".
    Allerdings sind die Situationen, in welchen die Gebote Anwendung finden wollen, nie so einfach wie sie sind, wenn man sich die Mühe macht, "alle Fäden, Verzweigungen und Verstrickungen in Indras Netz zu beleuchten", denn dann merkt man erst, wie verworren das "gewöhnliche Leben" mit der globalen Welt ist.


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Doris Rasevic-Benz:

    Meine Lehrer sagen auch, dass sie ständig üben müssen.
    Doris


    Ja was meinst Du denn, was ich den ganzen Tag tue? :oops:
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • aus SoGen`s Blog, aber von
    Seiran Ouchi (1845-1918 ), wohl noch mal überarbeitet von: Takushu Takiya Zenji
    und Baisen Azegami Zenji ( herausg. 1890 )


    Zitat

    4. Vermeide in dieser Welt den Umgang mit verblendeten Leuten, die die Wahrheit der Kausalität und karmischen Vergeltung nicht kennen, die achtlos gegenüber Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind und nicht Gut von Übel unterscheiden können. Das Prinzip der Kausalität ist offensichtlich und unpersönlich; denn unvermeidlich fallen jene, die Übles tun und jene die Gutes tun, steigen auf. Gäbe es keine Kausalität, wären weder Buddhas in dieser Welt erschienen noch wäre Bodhidharma aus dem Westen gekommen.


    5. Die karmischen Konsequenzen von Gut und Übel erscheinen zu drei unterschiedlichen Zeiten. Die erste ist Vergeltung, die in unserem jetzigen Leben erfahren wird, die zweite ist Vergeltung, die in dem diesem Leben folgenden erfahren wird, und die dritte ist Vergeltung, die in weiteren nachfolgenden Leben erfahren wird. Wenn wir den Weg der Buddhas und der Patriarchen praktizieren, sollten wir von Beginn an das Prinzip karmischer Vergeltung in diesen drei Zeiten studieren und klären. Ansonsten werden wir oft Fehler machen und in falsche Ansichten verfallen. Nicht nur werden wir in falsche Ansichten fallen, wir werden in üble Geburten fallen und langen Zeiten des Leidens unterworfen.


    urspr. von Dogen seinem Shushogi (Bedeutung von Übung und Prüfung)


    :| so kernig ist das mit dem karma und den gelübden im zen - genau ! - und nicht so ein : wenn ich esse esse ich - wenn ich vögle, vögel ich, wenn ich motze, motze ich , wenn ich trinke, trinke ich , wenn ich draufhau hau ich drauf shunyata höchste wirklichkeit nondualism geschwurbel ! ;)

  • Joram:

    Schön zu lesen dass es noch jemand gibt, dem der Name „Ayya Khema“ was sagt ;)


    Mein erstes Zenbuch 1997 stammte von Ayya Khema: Wege zur Emanzipation des Geistes. Dabei war sie gar kein Zennie. Wusste ich damals aber nicht. Wie gut...


    Zitat

    Hoffentlich ist der Text hier kein „Fucking Koan.“ ;)


    Nein, er ist klar wie Kloßbrühe!

  • Benkei:

    Ich bin ja ein Anhänger des "Dreifachen Weg"-Konzeptes, nach welchem der WEG aus Ethik, Meditation und Weisheit besteht. (Ich benutze allerdings lieber die Ausdrücke Ethik, Praxis und Erkenntnis.)


    SEHR unwissende Frage: hat das was mit den drei Gruppen des edlen achtfachen Pfads zu tun? Ich könnte es nachschlagen, aber Nachgeschlagenes bleibt bei mir weniger gut hängen als "Gefragtes und Gehörtes".


    Zitat

    Das "nicht kritisieren" kenne ich zwar so auch als Übersetzung/Formulierung, aber es ist aus meiner Sicht so allgemein gehalten, dass man damit schwerlich arbeiten kann, da es nach meiner Empfindung zu sehr zur "Hinnahme" [hier im negativen Sinne des "sich mit allem abfinden"] aufruft.
    Ich habe das expliziter als "Zeige nicht auf die Fehler anderer" kennengelernt.


    feines Beispiel, wie einzelne Wörter bei verschiedenen Menschen völlig unterschiedliche Assoziationsfelder erzeugen können.

    Zitat

    Ich muss hier dann auch nochmal die Werbetrommel für das in SoGen's Blog veröffentlichte Sôtô Kyôkai Shushôgi schlagen!


    Der übersetzt ganz anders:

    Zitat

    die drei Zusammenstellungen der reinen Gebote: die Gebote der Beschränkung des Verhaltens, die Gebote, Gutes zu tun und die Gebote, den Lebewesen zu nutzen


    Ich finde es immer wieder interessant, verschiedene Übersetzungen zu lesen. "Die Beschränkung des Verhaltens" klingt ganz anders, als "das Schlechte unterlassen", es fehlt die Wertung darin. "Den Lebewesen nutzen" klingt auch irgendwie machbarer als "Tue das Gute für die anderen".

    Zitat

    Ich habe festgestellt, dass die Gebote selbst zwar sehr einfach sind (...) Allerdings sind die Situationen, in welchen die Gebote Anwendung finden wollen, nie so einfach wie sie sind, wenn man sich die Mühe macht, "alle Fäden, Verzweigungen und Verstrickungen in Indras Netz zu beleuchten"


    Das muss ich mal beobachten. Alle Fäden, Verzweigungen und Verstrickungen zu beleuchten gebe ich in letzter Zeit immer wieder aktiv auf, weil mich das in die Spekulation und in Handlungsunfähigkeit führt. Letztendlich weiß ich dann überhaupt nicht mehr, wie ich denn "richtig" leben kann. Dann muss ich zum Atem zurück, und zum Boden unter meinen Füßen, und den genmanipulierten Apfel einfach kaufen, bevor ich wahnsinnig werde.


    Macht Dich das nicht verrückt?


    Hm, erinnert an das, was crazy-dragon und aiko sagen...

    Einmal editiert, zuletzt von Jojo ()