Weil wir in der Karma-Diskussion auf "Übung und Erwachen" kamen.
Es gibt von Uchiyama Kosho eine kommentierte Übersetzung zum Gejokoan, leider bisher nur ins Englische übertragen (von Okamura Shohaku*).Es ist zwar immer problematisch, dies dann daraus in eine weiterere Sprache fortzusetzen , ich will es aber trotzdem in zwei ganz kleinen Auschnitten versuchen .
Uchiyama Kosho geht zu Beginn sehr ausführlich auf die Erklärung des Wortes "Genjokoan" ein, wie sie von Senne Zenji, dem "Ananda" von Dōgen, 10 Jahre nach dessen Tode niedergeschrieben wurde, und überträgt dann, wie er sagt "frei" ins moderne Japanisch:
ZitatGenjokoan
Wie die ganz gewöhnliche Tiefe des gegenwärtigen Moments zum gegenwärtigen Moment wird.
Ich muß mir vom Englischen ins Deutsche zwar auch gewisse Freiheiten nehmen, die sind aber dagegen völlig unbedeutend.
In einer Fußnote wird nun erklärt:
ZitatWeil der gegenwärtige Moment schon immer der gegenwärtige Moment ist, kann es keinen Wege geben, dass der gegenwärtige Moment zu irgend etwas anderem werden kann.
Und doch, weil unserer Geist so oft zwischen hier und dort schwankt, in die Vergangenheit oder Zukunft wandert, verlieren wir die Zeichen des gegenwärtigen Moments und deshalb brauchen wir die Übung alles Meinen und Glauben aufzugeben, zum gegenwärtigen Moment zurückzukehren.
Dieses Rückkehren ist überhaupt nichts Spezielles, es ist wirklich ein völlig ordinäres Ding, weil durch diese Übung der gegenwärtige Moment nur zum gegenwärtigen Moment wird.
Aber in dieser Übung, durch die wir ganz gewöhnlich werden, besteht die unendliche Tiefe.
Wenn Uchiyama hier von "dem gegenwärtigen Moment" spricht, dann meint er natürlich alle, jeden Moment, obwohl es davon immer nur einen gibt. Und deshalb ist "die Übung" auch kein "Medi-Modus", eben nichts Besonderes, von anderem Getrenntes, etwas Ausgewähltes, wie sich manche "Praxis" vorstellen.
Zum Schluss fasst Uchijama sein Verständnis so zusammen:
ZitatAlles anzeigenWir alle leben immer den "gegenwärtigen Moment"
die ganze Tiefe des gegenwärtigen Moments
Auch wenn wir das nicht wissen und für die Tiefe des gegenwärtigen Moments blind sind
so umarmt uns doch diese ganz und gar als der gegenwärtige Moment.
Wir alle vollziehen das sich selbst vollkommene Durchunddurch der ganzen Welt
die ganze Tiefe der sich selbst vollkommen durchdringenden Welt
Ob wir es nun wissen oder nicht
auch wenn wir daran zweifeln oder es zurückweisen
Sind wir doch die sich vollkommen selbst durchdringende ganze Welt
Einschließlich aller Täuschungen und Zweifel
Deshalb ist der gegenwärtige Moment der sich selbst vollkommen durchdringenden Welt
das Windfächeln des Lebens vollkommener Tiefe in jedem gegenwärtigen Moment -
und das ist Genjokoan:
Wie die ganz gewöhnliche Tiefe des gegenwärtigen Moments
zum gegenwärtigen Moment wird.
* aus: "Dogen's Genjo Koan, Three Commentaries", Counterpoint, Berkeley 2011
Genjokoan (Übersetzung Muho): http://antaiji.dogen-zen.de/deu/gen.shtml
Weiteres von Uchiyama dort unter "Moderne Texte"