• Legt mal los mit euren Definitionen von "Leiden" ..
    Ich habe eher nämlich den Eindruck, dass Ihr es meistens missversteht.


    Leiden = Dukkha (?) = engl. anguish = Angst


    Wir leiden nicht, sondern wir haben Angst vor dem Leben und seinen Unwägbarkeiten und das gilt es zu überwinden !!!
    Ängste = Leiden

  • Nun, das ist mal eine Frage, über deren Beantwortung man etwas nachdenken muss.


    Allgemein gesprochen ist Leiden oder leidverursachend für mich alles, was mich dazu bringt es zu wollen oder es nicht zu wollen.


    Will ich etwas und habe oder bekomme es nicht, so leide ich.
    Habe ich etwas und will es nicht, so leide ich.


    Bin ich frei von Wollen oder Nicht-Wollen, so bin ich frei von Leiden.


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • peeter:

    Wie so Vieles im Leben sich nur umschreiben oder rein intuitiv erfassen lässt..


    bis auf dass was sich messen, wiegen, lässt - was auch nur eine konvention ist..................
    ist so....

  • Leiden ist alles, was auf Habenwollen und Nichthabenwollen basiert oder nicht? Alles was aus der Vorstellung eines unabhängig existierenden Ichs heraus entsteht (jedes Gefühl, jede Handlung, jeder Gedanke, jedes Konzept) ist Leid.
    Verglichen mit dem Buddhazustand ist alles Leid :)


    Simo

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:

    Verglichen mit dem Buddhazustand ist alles Leid :)


    ich kann nicht vergleichen....der zustand ist mir bis dato ..... unbekannt :)

  • sumedhâ:

    ich finde diese darstellung für mich gut verständlich und auch gut annehmbar
    http://www.youtube.com/watch?v=MAK8kcvSNr4
    für mich lässt sich dieser begriff nur umschreiben, nicht definieren.


    Wie kommen die Leute nur immer wieder darauf, daß Dukkha in
    der damaligen Sprache (Pali) eine andere Bedeutung hätte als
    heute in deutsch "Leiden"? Alle möglichen Leute verfallen dieser Vorstellung.
    Dabei wurde das Wort Dukkha im Volk damals genau so gebraucht wie heute Leiden.
    Der Buddha hat das Wort doch nicht erfunden. Was Wort gab es doch schon
    vor dem Buddha ganz ohne seine Lehre die alles Gefühlte weil vergänglich
    als Dukkha bezeichnete. Genau wie im deutschen mit dem Leiden war es
    damals auch mit Dukkha. Keineswegs galt alles was der Buddha als Dukkha
    bezeichnete den Leuten damals auch als Dukkha. So wie heute viele Leute
    sagen "das ist doch kein Leiden" sagten auch damals viele Leute "das ist
    doch kein Dukkha. Aber die Leute hier in deutsch tun so als wenn Leiden
    was anderes sei als Dukkha und tun so als hätte der Buddha von was
    anderem gesprochen, etwas unübersehbares für das wir kein Wort hätte.
    Dukkha damals war auch nicht das was der Buddha darunter verstand.
    Aus diesem Grunde ist es ganz falsch zu glauben Dukkha sei was völlig
    anderes als Leiden. Ganz im Gegenteil, nur das Verständnis von Leiden
    ist in der Lehre des Buddha eben viel umfassender. Leiden durchzieht
    das Leben eben grundsätzlich immer. Und von einem Standpunkt völliger
    Leidbefreiung ist eben alles andere Leiden. Vielmehr sollten wir mal
    realisieren, das die Vorstellung von Leiden die wir haben mangelhaft ist
    und nicht einfach ein anderes Wort aus dem Ärmel schütteln. Es ist eben
    alles relativ und natürlich auch das Leiden.

    3 Mal editiert, zuletzt von accinca ()

  • sumedhâ:
    Simo:

    Verglichen mit dem Buddhazustand ist alles Leid :)


    ich kann nicht vergleichen....der zustand ist mir bis dato ..... unbekannt :)


    Das hätte ich jetzt aber auch nicht erwartet. :)

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Onda:


    Da steht unter anderem: "neben der anatta-Lehre ist das Konzept von dukkha eines der zentralen Merkmale des Buddhismus"


    Aber wenn schon Pali dann müßte es aber richtig heißen:
    "neben der anatta-Lehre ist das Konzept, in der Lehre des Buddha,
    von dukkha (Leiden) eines der zentralen Merkmale des Buddhismus".


    Zu merken ist, hier gibt es eine andere, universalere Vorstellung von Leiden.

  • Simo:

    Alles was aus der Vorstellung eines unabhängig existierenden Ichs heraus entsteht (jedes Gefühl, jede Handlung, jeder Gedanke, jedes Konzept) ist Leid.



    Simo


    Ein Ich existiert erstmal abhängig bzw. verbunden mit all den auf es zukommenden situationen/Gegenbenheiten.
    Das Ich als Individuum wohlgemerkt.
    Und das jedes Gefühl und so fort Leiden bedeutet, das halte ich für eine sehr, sehr falsche und gefährliche Sichtweise.
    Leiden wir denn wirklich ständig. Haben wir immer Angst ? Angst evtl Ja.
    Aber leiden ???? Ich versteh so eine Sichtweise in keinster Weise. Das Leben besteht nicht aus Leiden, aber wenn ich hier so lese, ist das Leben scheinbar ein Riesenjammertal !!!!!!!!!!!!!!


  • AHA .. Du hast damals also gelebt und bist auch wohl noch Spezialist in Pali.
    Welcome im Jammertal auf Erden .. .ich fasse es nicht. Es ist Frühling und die "Buddhisten" hier sind am leiden und jammern.
    Wenn alles relativ ist, gibt es nur relatives Leiden und postskriptum kein wirkliches !!!

  • peeter:


    AHA .. Du hast damals also gelebt und bist auch wohl noch Spezialist in Pali.
    Welcome im Jammertal auf Erden .. .ich fasse es nicht. Es ist Frühling und die "Buddhisten" hier sind am leiden und jammern. Wenn alles relativ ist, gibt es nur relatives Leiden und postskriptum kein wirkliches !!!


    Vergiss es "peeter", es gibt doch gar kein Leiden nur dukkha oder?

  • accinca:
    sumedhâ:


    ich kann nicht vergleichen....der zustand ist mir bis dato ..... unbekannt


    Das hätte ich jetzt aber auch nicht erwartet. :)


    :grinsen:


  • ich bewundere deine ausdauer....


    :grinsen:

  • Zitat

    Legt mal los mit euren Definitionen von "Leiden"


    Extrem schwere Frage. Die Beantwortung erweist sich letztlich als genauso schwer wie die Definition der Empfindungen "rot" oder "blau". Völlig unmöglich da etwas Zufriedenstellendes zu kommunizieren. Man kann vortrefflich über die Bedingungen sprechen, welche gegeben sein müssen, damit es auftaucht, nicht jedoch über seine letztendliche Natur.


    Man kann sagen, dass man "rot" sieht, wenn man rotes Licht ins Auge fallen lässt, oder das man "Saures" schmeckt, wenn man eine Zitrusfrucht auf die Zunge legt. Die Bedingungen für die Empfindung sind beschreibbar, aber die Empfindung selber ist unmöglich zu definieren. Dabei handelt es sich um ein uraltes Problem der Erkenntnistheorie bei der Erfassung subjektiver Erfahrungen --> Qualia Problem --> unlösbar --> darum passe ich an dieser Stelle.


    lg
    maus

    Einmal editiert, zuletzt von Erdmaus ()

  • Lieber Peeter,


    Buddha spricht von drei unterschiedlichen "Arten" des Leids:


    1. Das Leiden am Leidhaften
    Viel Leidhaftes kommt zusammen (Krankheit, Schmerzen, Armut etc. die Liste kann denke ich jeder selbst vervollständigen).
    Dieses Leid ist natürlich nicht die ganze Zeit vorhanden.


    2. Das Leid der Veränderung:
    Alles Zusammengesetzte (also alles in dieser bedingten Welt) unterliegt Veränderungen. bauen wir unser Glück darauf, wird es vergehen. Und das tun wir eben, wir bauen unser Glück auf Vergängliches. Wir empfinden also schon auch Glück, nur vergeht es wieder, und das ist dann auch Leiden. Wir denken wir gewinnen, verlieren aber trotzdem irgendwann.


    3. Das alles durchdringende Leid :
    Es existiert auf einer sehr subtilen Ebene und ist eigentlich gleichbedeutend mit der grundlegenden Unwissenheit unseres Geistes. Es ist eben jenes "verglichen mit dem Buddhazustand ist alles Leid" (ich maße mir damit nicht an ihn erreicht zu haben oder so :D falls das jemand gedacht hat.... aber der Buddha hat das gesagt, und ich hoffe er wusste wovon er sprach :D :D )

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • accinca:
    Onda:


    Da steht unter anderem: "neben der anatta-Lehre ist das Konzept von dukkha eines der zentralen Merkmale des Buddhismus"


    Aber wenn schon Pali dann müßte es aber richtig heißen:
    "neben der anatta-Lehre ist das Konzept, in der Lehre des Buddha,
    von dukkha (Leiden) eines der zentralen Merkmale des Buddhismus".


    Pali? Mir war, ich hätte auf deutsch geschrieben.
    Noch zudem in verständlichem Deutsch im Ggs. zu deiner Verschlimmbesserung.
    LG
    Onda

  • "Im engeren Sinne ist dukkha die Qualität des Erlebens, die entsteht, wenn im Geist durch avijja [Verblendung] die Bedingungen für Verlangen, Anhaften, Egoismus und Selbstsucht geschaffen werden.
    In seiner universellen Bedeutung ist dukkha in allen unbeständigen, bedingt entstandenen Dingen (sankhara) der ihnen eigene innewohnende zustand des Nicht-Zufriedenstellend-Seins." 193
    B. Buddhadasa: Anapanasati.



    ------------------------


    "Sogar die angenehmste Empfindung hat eine Färbung von Nichtzufriedenstellenkönnen in sich (…) Es ist ein feiner chronischer Schmerz, wie eine vage Übelkeit. Es ist eine Verzerrung der Perspektive, an die wir uns so gewöhnt haben, dass wir sie die meiste Zeit nur schwer bemerken. Das Leiden, das durch den kontinuierlichen Versuch, die Illusion der Dualität zu stützen, verursacht wird, ist fundamentales Leiden. Diese Definition des Leidens ist diejenige, die am nützlichsten für die Einsichtspraxis ist…"
    D. Ingram: Mastering the Core Teachings of the Buddha.


    --------------------------------


    "Die Vergänglichkeit als solche ist nicht Leiden, sie ist ein wertneutrales Naturgesetz. Leidvoll ist vielmehr der Versuch des Menschen, dem Augenblick Dauer zu verleihen, um sich selbst Stabilität und Identität (atman) zu geben. Da der Mensch genauso zusammengesetzt ist wie alle anderen Dinge, hat er keine ewige und unzerstörbare Identität ..."


    Um die Illusion, beständig zu sein "aufrechtzuerhalten, giert er in einem unstillbaren Durst (trsna) nach Dasein, wobei ihm alles zum Objekt dieser Gier werden kann, die ihn stabilisiert. Da diese Haltung auf einer falschen Grundannahme beruht und dem Weltgesetz widerspricht, muss sie misslingen und immer wieder frustriert werden. Diese Frustration ist dukkha. "
    S. 120 Michael v. Brück. Einführung in den Buddhismus


    -------------------------------


    "dukkha... bezeichnet dieses tiefe, feine Gefühl von Unbefriedigtsein, das an jedem Moment unseres Bewusstseins Anteil hat." 19
    Auch "unter der Freude werden sie diesen feinen, alles durchdringenden Unterton der Spannung finden, dass dieser Augenblick, so großartig er auch ist, enden wird." 20


    Banthe Henepola Gunaratana: Die Praxis der Achtsamkeit

  • Simo:

    Buddha spricht von drei unterschiedlichen "Arten" des Leids:


    ich würde noch ein viertes hinzufügen " das verteidigen von konzepten" :grinsen::grinsen::grinsen:

  • accinca:
    Onda:


    Pali? Mir war, ich hätte auf deutsch geschrieben.


    Dukkha ist deutsch?


    "neben der anatta-Lehre ist das Konzept von dukkha eines der zentralen Merkmale des Buddhismus"
    Dieser Satz ist schwerpunktmäßig ziemlich deutsch, abgesehen von 2 Fremdwörtern.
    Onda

  • sumedhâ:
    Simo:

    Buddha spricht von drei unterschiedlichen "Arten" des Leids:


    ich würde noch ein viertes hinzufügen " das verteidigen von konzepten" :grinsen:


    Das gehört natürlich auch dazu
    :grinsen:


    wobei diese "drei" ja nur konzeptuell getrennt werden können
    ist das Nichthabenwollen von Konzepten nicht auch Leid ? ;)

    Kein "Ich" - keine Probleme.

    Einmal editiert, zuletzt von Simo ()

  • sumedhâ:
    Simo:

    Buddha spricht von drei unterschiedlichen "Arten" des Leids:


    Von welchen denn ?


    Ich wart immer wieder auf eine eigene Meinung .. auf ein eigenes Gedankenkonzept, an Stelle immer und immer wieder auf irgendwelche Lehrsätze zu kommen.
    Als Buddha erwacht war, hatte er gemerkt, woran es hapert und fand die 4 adelnden Wahrheiten = dukkha ... den Ursprung dessen ... dessen Aufhören und der Weg, der zu ihrem Aufhören führt .


    Es ist nicht in erster Linie die Angst, die uns hemmt und hindert. Davor !!! kommen all die Begehren und Begehrlichkeiten, die uns im Laufe des Lebens nach unserer Geburt über den Weg laufen und die uns vereinnahmen und uns von uns selber gewaltig ablenken. Und oft auch gewaltsam durch Gedanken -und Konsumterror.
    Wir leben nicht so, wie wir es wollen/können/wünschen? Ist das so?
    All die geheimen Wünsche ? Alles nur Banane.


    Ich bin froh, jedesmal wieder aus dem Schlaf zu erwachen und um mich zu schauen.
    Und in den nächsten Lebensabschnitt zu springen.
    Voller Frohsinn und guten Mutes. Die Sinne gerichtet auf Erfüllung und Befriedigung.
    Auf Spass und Liebe.