Kamma / Karma

  • Da ich gerade Dhammapada lese hat sich für mich eine Frage ergeben zu Kamma / Karma (auch wenn das Konzept da gar nicht direkt erwähnt wird). Ich finde vieles in der Lehre ja erstaunlich logisch und kohärent. Aber mir erschließen sich einige Behauptungen zu Kamma einfach nicht. Was konstituiert einen "guten Geist" und was einen schlechten, wie in den ersten beiden Versen erwähnt? Sind das nicht höchst subjektive Kategorien? Sagen wir ich verschaffe mir durch Täuschung, Manipulation und Lügen Vorteile. Inwiefern ist das hinderlich für meine sprituelle Entwicklung? Solange ich dabei keine Reue empfinde. Diese und andere Fragen beschäftigen mich, wenn es ethische Aussagen Buddha's betrifft. Es klingt natürlich immer schön, wenn eine Religion "predigt" man sollte möglichst nett und lieb zu seinen Mitmenschen sein. Aber für mich verlangt das nach einer rationalen Basis WARUM es bitte dem spirituellen Weg hinderlich sein sollte, wenn man kein guter Mensch ist. Ich sehe auch nicht den Zusammenhang zwischen Achtsamkeit, Meditation, das Überwinden von Anhaftung und Verlangen auf der einen Seite und sogenanntem ethischen Verhalten auf der anderen. Wäre an Erklärungen interessiert.

  • Gute Frage eigentlich. Ich denke, es geht vor allem darum, das Ego loszuwerden (also die ICH-Illusion). Also ums Loslassen. Unethisches Handeln hat eigentlich immer den Hintergrund, dass ICH etwas möchte (ich nehme mir Dein Geld - Gier, ich zertrete einen Käfer - Hass bzw. Ablehnung - ich möchte den Käfer nicht mehr sehen oder einfach jemandem wehtun). Hingegen ist es "gegen das Ego" Geld wegzugeben (wenn es denn nicht aus Angeberei oder so passiert). Etwas ohne Hintergedanken für jemand anders tun stellt den anderen in den Vordergrund, nicht mein Ego.


    Zweiter Punkt: Der Geist folgt Deinen Taten/Gedanken. Wenn ich an den letzten Streit mit meiner Verlobten denke, werde ich wieder zornig. Wenn ich stattdessen an eine harmonische Stunde denke, werde ich ruhig und zufrieden. So ist es auch mit Handlungen. Ethische Handlungen sind Verhaltensweisen, die friedlich sind - und somit einen friedlichen Geist fördern. Und der kommt leichter zur Ruhe in der Meditation.


    So zumindest mein Eindruck. Wenn ich auf 180 bin, fällt mir ruhig sitzen schwerer als nach einem ruhigen Waldspaziergang :grinsen:


    Das Ethische Verhalten ist also glaub ich einfach ein Trainingsprogramm, oder besser: Teil des Trainingsprogramms. Der ganze Buddhismus ist ja ein Trainingsprogramm. Und das ethische Verhalten ist dann das, was für den Fußballer die Kraftkammer ist. Ein notwendiger Aspekt, um das eigentliche Ziel zu erreichen.

  • Zitat

    Sagen wir ich verschaffe mir durch Täuschung, Manipulation und Lügen Vorteile. Inwiefern ist das hinderlich für meine sprituelle Entwicklung? Solange ich dabei keine Reue empfinde. Diese und andere Fragen beschäftigen mich, wenn es ethische Aussagen Buddha's betrifft. Es klingt natürlich immer schön, wenn eine Religion "predigt" man sollte möglichst nett und lieb zu seinen Mitmenschen sein. Aber für mich verlangt das nach einer rationalen Basis WARUM es bitte dem spirituellen Weg hinderlich sein sollte, wenn man kein guter Mensch ist.


    Das ist ganz einfach:
    Der spirituelle Weg ist immer ein Weg, der das Wohl der Wesen im Sinne hat. Da geht es nicht nur um die eigene "Erleuchtung". Es ist geradezu ein Bestandteil, dass erkannt wird, dass alles miteinander verwoben ist.
    Darüberhinaus hat es einen praktischen Sinn: Wenn man alles nur für sich macht, dann verharrt man in der Illusion, dass es ein unabhängiges Ich gibt. Die Dinge, die Du oben erwähnst, werden aus dieser Illusion heraus getan. Simpel erklärt: Ich kann nicht zum Ziel haben, mit dem Rauchen aufzuhören und weiter rauchen um mit dem Rauchen aufzuhören und das als Raucherentwöhnung deklarieren.
    Der "spirituelle Weg" und Ethik gehören untrennbar zusammen. Das sind nur künstlich zwei verschiedenen Dinge.


    Manchmal kommt man in Versuchung zu denken, dass ethisches Verhalten banal ist – wer von uns meint schon von sich ein Mörder, Betrüger, Vergewaltiger, Schläger, Bankräuber, Hochstapler usw. zu sein. Du schreibst ja selber von "predigen". Die Neigung dies als "sauertöpfisch, simpel, moralinsauer, banal" usw. abzutun ist groß – "immer diese Spielverderber". Aber halte Dich mal dran. So richtig und konsequent. Wenn Du das schaffst, dann brauchst Du keinen weiteren "spirituellen Weg" mehr.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • drosterman:

    Sagen wir ich verschaffe mir durch Täuschung, Manipulation und Lügen Vorteile. Inwiefern ist das hinderlich für meine sprituelle Entwicklung?


    Befreiung ist ein innerer Zustand. Wie kann ich einen befreiten Zustand erreichen, wenn ich Gefangene/r meiner eigenen Gier (Vorteile verschaffen) und meines Hasses (Ablehnung von Konkurrenten) bin?


    Zitat

    Aber für mich verlangt das nach einer rationalen Basis WARUM es bitte dem spirituellen Weg hinderlich sein sollte, wenn man kein guter Mensch ist. Ich sehe auch nicht den Zusammenhang zwischen Achtsamkeit, Meditation, das Überwinden von Anhaftung und Verlangen auf der einen Seite und sogenanntem ethischen Verhalten auf der anderen. Wäre an Erklärungen interessiert.


    Aus meiner Sicht geht es nicht darum, ein guter Mensch zu sein. Die Folge von Achtsamkeit, Meditation und dadurch Überwindung von Anhaftung und Verlangen ist zwangsläufig ein ethisches, menschliches, wohlwollendes Verhalten. Und das ist dann, wenn man das betiteln will, spirituelle Entwicklung.


    Andererseits wenn die Aussage, lieb und nett bzw. ein guter Mensch zu sein, ausreichen würden, wäre die Welt eine andere. Viele halten sich für lieb und gut.
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Was ist, wenn man sich der Illusion des Ich zwar völlig bewusst ist, aber dennoch lügt und täuscht und manipuliert, einfach aus dem Grund heraus, dass man durch dieses Verhalten das eigene Leid verringert? Darum geht es doch vornehmlich im Buddhismus. Ich sehe einfach nicht warum das nicht situationsabhängig ist, wann welches Verhalten zur Leidminimierung zu bevorzugen ist. Nehmen wir an ich bin in Gesellschaft von Menschen, die mir nichts gutes wollen. Ist es da immernoch eher angebracht "gut" zu diesen mir feindlich eingestellten Menschen zu sein? Das wäre für mich sehr analog zu dieser christlichen Version von Nächstenliebe, die eine totale Selbstaufgabe beinhaltet und einen völlig unterwürfigen, irrationalen Pazifismus. Die gleiche Frage stellt sich im Bezug auf die Gesellschaft. Buddha konnte nicht vorhersehen, dass wir in über 2000 Jahren Zukunft mal in einer westlichen Zivilisation leben und in einer doch sehr kalten, egoistischen Gesellschaft in der man absolut gar nichts geschenkt bekommt und man - wenn man keine Familie mehr hat z. B., weil alle verstorben sind - auf sich alleine gestellt ist.
    Zweite Frage: Was ist mit dem in der Psychologie wohlbekannten positiven Effekt der Katharsis? Das Ausleben einer Emotion wie Wut, Aggression und Rachegedanken mit dem entsprechenden reinigenden und befreienden Effekt den das haben kann. Wer garantiert, dass jeder Mensch es schafft Rachegedanken (nachdem ihm großes Unrecht durch andere angetan wurde, als Beispiel) einfach durch meditiatives Training zu überwinden?

  • Zitat

    Darum geht es doch vornehmlich im Buddhismus.


    Nein. Es geht nicht um das "eigene" Leid, sondern um das Leid schlechthin. Es wird kein anderes Wesen ausgeschlossen.


    Zitat

    Nehmen wir an ich bin in Gesellschaft von Menschen, die mir nichts gutes wollen. Ist es da immernoch eher angebracht "gut" zu diesen mir feindlich eingestellten Menschen zu sein? Das wäre für mich sehr analog zu dieser christlichen Version von Nächstenliebe, die eine totale Selbstaufgabe beinhaltet und einen völlig unterwürfigen, irrationalen Pazifismus.


    Ja, ist angebracht. Es gibt keinen Grund die Feindseligkeit anderer aufzunehmen und fortzuführen. Was aber nicht bedeutet, sich nicht schützen zu dürfen. Das ist aber etwas völlig anderes ob Du sagst: "Du bist böse zu mir, und deshalb bin ich jetzt böse zu dir." als "Du verhältst dich schädigend, ich wehre das ab." Außerdem wird bei ersterer Haltung ignoriert, dass schädliches Verhalten aus Unwissenheit geschieht und Mitgefühl wäre da angebrachter. Und wenn wir was ändern wollen, dann dürfen wir uns nicht derselben Mittel bedienen.


    Wie Du die Gesellschaft erlebst, erlebe ich ganz anders. Nicht dass es das nicht alles gäbe, aber die meisten Menschen erfahre ich als mitfühlend und solidarisch. Außerdem kann ich um Hilfe bitten. Bisher gab es immer jemanden, der mir geholfen hat. Gegen Einsamkeit hilft am besten aktiv werden. Und wenn man gerade nicht einsam ist, dann kann man die Augen auf machen und nach Leuten Ausschau halten, die einen benötigen können. Dann ist schon mal mindestens einer weniger einsam.


    Die Katharsis in der Emotionen blind ausgelebt werden, fruchtet nicht. Wichtig ist die Bewusstwerdung der Emotionen und sie auszuhalten lernen. Dann kann man eine Menge Techniken anwenden, um diese abzubauen und zu ersetzen und nützlich anzuwenden. Im Laufe der Zeit werden viele Emotionen nicht mehr getriggert, man wird gelassener und freundlicher. Rachegedanken z.B. können im besten Fall dann gänzlich verschwinden und Mitgefühl Platz machen oder man kann es aushalten bis sie wieder vergehen, ohne zum Messer zu greifen.

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  • drosterman:

    Ich sehe auch nicht den Zusammenhang zwischen Achtsamkeit, Meditation, das Überwinden von Anhaftung und Verlangen auf der einen Seite und sogenanntem ethischen Verhalten auf der anderen. Wäre an Erklärungen interessiert.


    Siehst du denn vielleicht einen Zusammenhang
    mit unethischen Verhalten. Auch nicht?
    Naja, jedenfalls in der Buddhalehre ist es ja
    so, das deren Ziel das verringern und überwinden
    des Leidens ist. Da aber gerade das unethische
    Verhalten eine Sache ist die zu größtem Leiden
    unter den Menschen führt wie Mord, Raub und Totschlag usw.
    ist es doch logisch das gröbste Leiden zuerst zu vermeiden.
    Wenn einer sich also nicht seinen Begierden und Aggressionen
    hingeben will muß er achtsam sein und üben sich tauglich
    zu verhalten und seine groben Anhaftungen nicht folgen.
    Ist das nicht Erklärung genug?

  • drosterman:

    ...
    Die gleiche Frage stellt sich im Bezug auf die Gesellschaft. Buddha konnte nicht vorhersehen, dass wir in über 2000 Jahren Zukunft mal in einer westlichen Zivilisation leben und in einer doch sehr kalten, egoistischen Gesellschaft in der man absolut gar nichts geschenkt bekommt und man - wenn man keine Familie mehr hat z. B., weil alle verstorben sind - auf sich alleine gestellt ist.


    Nimm's mir nicht übel, aber mit einem Kulturpessimismus in diesem Punkt kann ich überhaupt nichts anfangen.


    Man bekommt nichts geschenkt? Hast Du schon mal den Begriff Sozialstaat gehört? Solidargemeinschaft?
    Manche bekommen vielleicht nicht 100% genau das, von dem sie meinen, das sie es haben sollten, aber sonst? Im Vergleich zur Zeit Buddhas ist unsere Gesellschaft materiell unendlich reich und verteilt fleißig um..


    Zum zweiten. Ich bezweifle stark, daß unsere Gesellschaft kälter, weniger hilfsbereit etc. ist als früher. Die Zahl der Menschen, die sich ehrenamtlich irgendwo engagieren ist riesig. Was einem früher oft als Nähe, Wärme, gemeinschaftsstiftend etc. vorgekommen ist war oft einfach nur Notgemeinschaft ohne echte innere Bindung.

  • Wieso sollen "Vorteile", die man "erlangt", gut sein?

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Es ging Buddha darum, das Leiden zu beenden. Er hat einen Weg daraus entdeckt bzw. erkannt.
    Es ist wichtig zu erkennen, dass jeder selbst dafür verantwortlich ist. Wenn ich also das Leid in der Welt verringern will, dann beginne ich bei mir selbst, in dem in anderen gegenüber keine Gefahr mehr darstelle, kein Feind bin, niemand, der anderen etwas vorlügt, wegnimmt. Ich bin anderen keine Bürde mehr, falls ich das denn je war.


    Deine Klage über diese Dir kalt erscheinende Gesellschaft kann ich nicht teilen. Und der Vergleich mit Indien sowohl vor 2500 Jahren als auch heute ist völlig daneben. In unserem Land gibt es unendlich viele Möglichkeiten, um weder zu verhungern noch zu vereinsamen. Wie Doris schreibt, nach Leuten Ausschau halten, die Hilfe brauchen z.B.
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • dein ego ist das problem. gier, hass und ignoranz fördern dein ego, deine unwissenheit und damit dein leiden.
    karmisch sieht das so aus, dass jede egoistische handlung irgendwo im world-wide-web der kausalitäten gespeichert wird und wieder auf dich zurückfällt.


    anders ausgedrückt: du erschaffst mit jeder leidvollen handlung einen dämon, der dich dann über die leben hinweg verfolgt.


    anders herum löst jede gute handlung einen dämonen auf oder nährt diese zumind. nicht weiter.



    man ist im buddhismus nicht aus altruistischen gründen ein guter mensch, sondern primär nur für sich selbst.
    der altruismus kam erst mit dem mahayana.

  • drosterman:

    Was ist, wenn man

    Zitat

    sich der Illusion des Ich zwar völlig bewusst ist

    , aber dennoch lügt und täuscht und manipuliert, einfach aus dem Grund heraus, dass man durch dieses Verhalten das eigene Leid verringert?



    Finde den Fehler....


    Und gut/böse bezieht sich ja auf heilsam/ unheilsam. Wenn du nun von heilsamen Rachegedanken usw. sprichst, nachdem du z.b. ungerecht behandelt wurdest, dann bezieht sich das auf das Ego...Im Bezug auf das " ich" können Rachegedanken also vlt. erstmal heilsam sein.... Sie sind dann jedoch nur relativ heilsam...
    Im Gegensatz dazu, wenn da gar kein "Ich" wahrgenommen werden würde, welches "ungerecht" behandelt werden könnte, was braucht es da noch heilsames fürs Ego ? Das braucht doch dann gar nicht mehr zu kümmern. Gut/ Böse bezieht sich in der Lehre also darauf, das " Ich" loszuwerden, damit du dir um so etwas, überhaupt keine Sorgen mehr machen musst.

  • Sunu:
    drosterman:

    Was ist, wenn man

    , aber dennoch lügt und täuscht und manipuliert, einfach aus dem Grund heraus, dass man durch dieses Verhalten das eigene Leid verringert?



    Finde den Fehler....


    Und gut/böse bezieht sich ja auf heilsam/ unheilsam. Wenn du nun von heilsamen Rachegedanken usw. sprichst, nachdem du z.b. ungerecht behandelt wurdest, dann bezieht sich das auf das Ego...Im Bezug auf das " ich" können Rachegedanken also vlt. erstmal heilsam sein.... Sie sind dann jedoch nur relativ heilsam...
    Im Gegensatz dazu, wenn da gar kein "Ich" wahrgenommen werden würde, welches "ungerecht" behandelt werden könnte, was braucht es da noch heilsames fürs Ego ? Das braucht doch dann gar nicht mehr zu kümmern. Gut/ Böse bezieht sich in der Lehre also darauf, das " Ich" loszuwerden, damit du dir um so etwas, überhaupt keine Sorgen mehr machen musst.

    Wusst ich's doch. Menschenaffen sind die besseren Menschen.

  • Ellviral:
    Sunu:



    Finde den Fehler....


    Und gut/böse bezieht sich ja auf heilsam/ unheilsam. Wenn du nun von heilsamen Rachegedanken usw. sprichst, nachdem du z.b. ungerecht behandelt wurdest, dann bezieht sich das auf das Ego...Im Bezug auf das " ich" können Rachegedanken also vlt. erstmal heilsam sein.... Sie sind dann jedoch nur relativ heilsam...
    Im Gegensatz dazu, wenn da gar kein "Ich" wahrgenommen werden würde, welches "ungerecht" behandelt werden könnte, was braucht es da noch heilsames fürs Ego ? Das braucht doch dann gar nicht mehr zu kümmern. Gut/ Böse bezieht sich in der Lehre also darauf, das " Ich" loszuwerden, damit du dir um so etwas, überhaupt keine Sorgen mehr machen musst.

    Wusst ich's doch. Menschenaffen sind die besseren Menschen.


    Die können aber sehr wahrscheinlich nicht erkennen, dass das was sie wahrnehmen nur relativ wahr ist...Im Bezug auf ihre Menschenaffenwahrnehmung...und so kommen sie nicht über ihr Menschenaffendasein hinaus.

  • Sunu:
    Ellviral:

    Wusst ich's doch. Menschenaffen sind die besseren Menschen.


    Die können aber sehr wahrscheinlich nicht erkennen, dass das was sie wahrnehmen nur relativ wahr ist...Im Bezug auf ihre Menschenaffenwahrnehmung...und so kommen sie nicht über ihr Menschenaffendasein hinaus.

    Die erkennen die Dinge wie sie sind und denken nicht erst über den Namen und die Bedeutung der Dinge nach. Da ist alles das was es ist. Mir fällt es sehr schwer den Menschenaffen zu leben und Mensch sein, mein Vorteil relativ zu denken macht Schwierigkeiten nicht bedeutend zu denken.

  • Ellviral:

    Die erkennen die Dinge wie sie sind und denken nicht erst über den Namen und die Bedeutung der Dinge nach. Da ist alles das was es ist. Mir fällt es sehr schwer den Menschenaffen zu leben und Mensch sein, mein Vorteil relativ zu denken macht Schwierigkeiten nicht bedeutend zu denken.


    Wenn da Dinge sind, die so sind wie sie sind, dann wurden sie nicht als das erkannt, was sie wirklich sind. Anicca, Dukkha, Anatta ...
    Das erschwert das loslassen können erheblich.
    https://youtu.be/we_8vye3Ua8

  • Hallo drostermann


    Irgendwo hab ich im Palikanon mal gelesen, dass Buddha ganz pragmatisch erwähnt haben soll, es lebe sich einfach leichter, wenn man mit anderen Menschen keinen Stress hat weil man es sonst später bereut. Mal etwas salopp ausgedrückt.


    Vielleicht finde ich die Textstelle später mal wieder, dann liefere ich sie nach. Auf jeden Fall bildet Sittlichkeit die 4 Grundlagen der Achtsamkeit. Mit "Achtsamkeit" ist nicht das heutige Modewort gemeint sondern Satipatthana.


    Das ist auch meine Meinung. Wenn sich Menschen ungerecht oder sonst wie negativ behandelt fühlen, dann verursachen sie Stress und Probleme, stören die spirituelle Entwicklung weil schlechte Gefühle wie Reue etc aufsteigen.


  • Ganz im Sinne von "ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen" ist samma samadhi nur auf dem Boden der Sittsamkeit möglich

  • Bakram:
    Zitat


    [...] Ganz im Sinne von "ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen" ist samma samadhi nur auf dem Boden der Sittsamkeit möglich


    So ganz überzeugen mich diese Beiträge nun nicht. Geht es im Grunde hier nicht letztlich um den naturalistischen Fehlschluss? Es gibt womöglich keine rationale Begründung warum man sich ethisch verhalten sollte.


    xxx: Was ist mit einem Menschen, der kein Gewissen hat? (z. B. Soziopath / Psychopath) Oder jemand, der einfach so nihilistisch eingestellt ist, dass ihn nichts belastet, weil ja eh - in Relation gesetzt zur Größe des Universums - letztlich alles unbedeutend ist, was wir hier auf diesem Staubkorn im Weltall tun oder nicht tun.


    Sunu: Wird man mit dieser Art von Selbstlosigkeit nicht zum "punching bag" für jederman? Das ist ähnlich wie die Aussage in der Bibel, halte auch die andere Wange hin... was ich mit völlig unterwürfigem Pazifismus gemeint habe. Wenn etwas schädigend und störend ist - wie die Mitmenschen - ist die beste Reaktion meines Erachtens nicht dies irgendwie durch Selbstlosigkeit zu überwinden. Auch, wenn man das Große Ganze sieht und die Illusion des eigenen Egos überwunden hat, dann ist man immernoch menschlich und leidensfähig. Verursachtes Leid hinterlässt Spuren in der Psyche. Genauso wie unbeantwortete Ungerechtigkeit. Es führt zu Disharmonie. Kann Katharsis nicht auch zur Widerherstellung von Harmonie führen? Meines Erachtens sind Gefühle wie "Gewissen" etc. höchst subjektiv, die von Mensch zu Mensch variieren. Wie man Erlösung erreicht ist meines Erachtens auch abhängig von der jeweiligen Person. Manche finden Erlösung durch Meditation, andere mithilfe einer Beziehung zu einem Menschen und wieder andere durch Katharsis.


    raterz: Da du keine Begründung lieferst warum schlechte Handlungen im "world-wide-web" irgendwann wieder auf einen zurückfallen, muss ich das als unbewiesene Auffassung betrachten. Was ist mit dem "Dämon", der in mir erzeugt wird durch einen Schaden, der mir ein anderer Menschen (oder mehrere) zugefügt haben? Hat hier schonmal jemand den Film "The Punisher" (2004) gesehen?
    Ist das Ende dieses Films nicht zutiefst befriedigend? Wer das anders sieht, möge das begründen!


    @Monikadie4: Das ist nicht richtig. Das Ziel Buddha's war es nicht das Leid der Welt zu verringern! Es ging darum individuelles Leid zu bewältigen. Dass dazu der richtige Weg ist selbst keine Gefahr für andere darzustellen, halte ich für falsch. Es stimmt, dass vor 2500 Jahren sicher viel Elend geherrscht hat. Es gab keine moderne Medizin, viel Armut und Elend. Aber im Vergleich zu heute muss man dennoch festhalten, dass es Umstände sind, die Buddha nicht vorhersehen konnte. In der heutigen Gesellschaft gibt es gute Ernährung, moderne Medizin und viel weniger Armut. Auf der anderen Seite leben wir in einer Gesellschaft der völligen, extremen Individualisierung. Ohne den Halt einer größeren Familie in vielen Fällen. In der Anonymität von Großstädten. Die Folge sind Einsamkeit, Entfremdung, Zivilisationskrankheiten und verschiedene psychische Probleme, wie etwa Depressionen.


    jianwang: Ich verstehe deinen Punkt. Natürlich gibt es da nichts was man "erlangen" könnte. Oder nichts, was nicht letztlich eine Illusion darstellt. Aber lebenspraktisch betrachtet stimmt das nicht ganz. Es kann einen Unterschied machen, ob man mehr Geld in der Tasche hat, weil man gut manipulieren und lügen kann.


    fotost: Der Sozialstaat ist in der Tat etwas gutes. Aber schon seit längerer Zeit stark im Abbau begriffen. Aktuelle Pläne der Politik (wie von Macron kürzlich vorgeschlagenen "vereinigten Staaten von Europa") werden dazu beitragen, dass die Amerikanisierung des Arbeitsmarktes in Europa fortschreitet. Bisher wurde diese Amerikanisierung hier durch die Hintertür durchgeführt: Leiharbeit, Stellen zweiter oder dritter Klasse, neben den eigentlichen regulären sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen. Ich finde das sogenannte "ehrenamtliche Engagement" ist eher fragwürdig. Wenn es Aktivismus ist, der oft für die Gesellschaft nicht gerade förderlich ist oder eher destruktiv. Gerade ursprünglich liberale Massenbewegungen haben sich in neuester Zeit zunehmend radikalisiert und zeigen zunehmend antidemokratische Tendenzen.
    "Echte innere Bindung" sucht man in der Anonymität von Großstädten auch vergeblich. Überhaupt denke ich, dass die "Echtheit" zwischenmenschlicher Beziehungen eher stark abgenommen hat, wenn Menschen vorallem über soziale Netzwerke in Kontakt treten und oft zunehmend oberflächliche Beziehungen suchen und führen (Tinder etc.).


    @accina: Diese Erklärung finde ich wie gesagt unzureichend. Denn es lässt den Fall außer Acht, dass jemand einer Person psychisches Leid zugefügt hat, was zu einer Disharmonie bei dieser Person geführt hat. Und es geht um die Frage wie die Harmonie am besten wiederherstellt werden kann.


    Doris: Was ist, wenn die Katharsis nicht blind, sondern bewusst und gezielt ausgeübt wird?


    @Monikadie4: Durch Überwindung von Anhaftung und Verlangen verhält man sich automatisch "ethischer"? Auch diese Folgerung erschließt sich mir nicht. Es hängt natürlich davon ab was man unter "ethischem Verhalten" genau versteht. Und das ist ja auch Änderungen unterworfen, abhängig vom Zeitgeist. Ob der spirituelle Erwachte immer unbedingt automatisch mit dem Zeitgeist geht, wage ich zu bezweifeln. Aber das geht wohl eher in den Bereich sozialer Normen und Gesetze. Warum fühlt sich ein spirituell erwachter Mensch automatisch mit allen anderen Menschen verbunden? Warum fühlt er sich nicht viel eher mit der Natur verbunden und allen Wesen, die vom Menschen meist geschädigt oder beeinträchtigt werden?

  • Zitat

    Doris: Was ist, wenn die Katharsis nicht blind, sondern bewusst und gezielt ausgeübt wird?


    Also mal so richtig die Sau rauslassen, einem eins drüberhauen, weil man richtig sauer auf den ist, so ganz bewusst, und dann ist es wieder gut? :grinsen:

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Doris: Was ist, wenn die Katharsis nicht blind, sondern bewusst und gezielt ausgeübt wird?


    Also mal so richtig die Sau rauslassen, einem eins drüberhauen, weil man richtig sauer auf den ist, so ganz bewusst, und dann ist es wieder gut? :grinsen:

    Wenn es bewusst ausgelöst wird ja sogar gezielt gewollt ist kann dieses gewollte Gewitter sehr reinigend sein. Im Gegensatz das zu ein sich scheinbar zufällig entladendes Gewitter meist Spuren hinterlässt die ein neues erzeugen können.

    • Offizieller Beitrag
    drosterman:

    Was konstituiert einen "guten Geist" und was einen schlechten, wie in den ersten beiden Versen erwähnt? Sind das nicht höchst subjektive Kategorien?


    Befreiung ist der Verlöschen von Gier, Hass und "Unwisssenheit". Wobei Unwissenheit die Illusion bedeutet, sich als getrennt vom Rest der Welt zu sehen. Dies bedeutet ja schonmal, dass man anderen nicht mit Gier begenet, dass man anderen nicht mit Hass begegnet und das man sich nicht als getrennt vom anderen betrachtet, sondern sich gegenseitig als austauschbar sieht. Auf so einer Basis kann man nur so handeln, dass das gemeinsamen Wohl im Vordergrund steht.


    Während im Palikanon dann geschlossen wird, das man auf dieser Basis zu keinen schlechten Taten in der Lage ist, neigte man im Mahayana eher zu einer Flexibilität. Nur weil eine Tat aus tifstem Wohlwolllen, hassfreheit und Gierfreiheit ausgeführt wird, kann das ja im Einzelfall bedeuten, Sittenregeln zu brechen. Man kann sich ja immer Situationen konstruieren, wo es eher zum Wohl aller Beteiligten beiträgt, wenn gegen eine Vorschrift verstossen wird.


    So gibt es sogar eine Geschichte, in der ein Schiff von einem Piraten gekapert wird. Wo es dann vielleicht das Leben aller besser ist, wenn jeamnd den Piraten belügt oder tötet. Allerdings können solche Fälle, wo aus "lauter Befreiung" heraus unmoralisch gehandelt wird, dazu dienen Ethik insgesammt zu relativieren.


    So wurde es von Samurai-Buddhisten beispielsweise so ausgelegt, dass man ruhig töten kann, wenn man dabei nur einen friedvollen Geist hat und ganz achtsam und eins mit der Situation ist. Wenn man so gesammelt ist -so fasst man das poetisch - wird das Töten zu einem Stück Natur gleich einer fallenden Kirschblüte im Frühjahr. ( vergleiche auch Christopher Hamachers "Zen has no morals!" )

  • Es geht um Dich, wie Du ja richtig sagst. Nicht "aus Gründen sozialen Friedens nicht zurückschlagen", sondern "damit Du nicht leidest" sollst Du nicht zurückschlagen.


    Der Punisher ist ja ein gutes Beispiel (sofern ich mich an den Film richtig erinnere, ist glaub ich 15 Jahre her) :) Er lebt nur für seine Rache, ist voller Hass und Zorn. In anderen Worten: Er leidet.


    Und nachdem er alle getötet hat, die im Drehbuch dafür vorgesehen sind, sind seine Angehörigen immer noch tot. Er leidet also munter weiter.


    Wäre er erleuchtet gewesen, hätte er Frieden empfunden (inkl. Trauer vermutlich ;)), in all den Jahren.


    Wie der Buddha sagte: "Selbst wenn Räuber mit scharfer Säge Deine Gliedmaßen abtrennen, soll sich Dein Gemüt nicht ändern." Das mag nur selten erreicht werden, aber im Alltag passiert das ja auch nicht so oft. Dafür ärgern wir uns ja schon, wenn wir im Supermarkt an der Kasse warten müssen.


    Nehmen wir an, wir stehen an, jemand drängt sich vor. Du musst ja nicht die andere Wange hinhalten. Du kannst freundlich darauf hinweisen, dass Du auch wartest und die Schlange bis dahinten steht. Sagt ja niemand, dass Du alles hinnehmen musst. Aber Du sollst agieren, ohne in Zorn zu geraten.


    So verstehe ich das ganze zumindest. :)

  • Ellviral:
    Doris Rasevic-Benz:


    Also mal so richtig die Sau rauslassen, einem eins drüberhauen, weil man richtig sauer auf den ist, so ganz bewusst, und dann ist es wieder gut? :grinsen:

    Wenn es bewusst ausgelöst wird ja sogar gezielt gewollt ist kann dieses gewollte Gewitter sehr reinigend sein. Im Gegensatz das zu ein sich scheinbar zufällig entladendes Gewitter meist Spuren hinterlässt die ein neues erzeugen können.


    Das kann es, aber die Gefahr ist groß, dass es mehr Schaden anrichtet. Es ist reine Glückssache, wenn das Gegenüber das "Gewitter" positiv nützt. Der rumbrüllende Partner lässt nicht seine angestauten Emotionen heraus, sondern zerstört das Vertrauensverhältnis. Außerdem führt das zu einem Gewöhnungsfaktor: Man lernt nicht sich zu beherrschen, sondern wird von den Emotionen beherrscht.


    Manchmal wir das Rauslassen in einer Therapie als Fortschritt begrüsst. Aber nicht, weil es ums Ausleben geht, sondern weil es wichtig ist, an verborgene Anteile zu kommen, um diese anzuschauen.


    Niemand behauptet, dass Emotionen unterdrückt werden sollen. Die Frage ist, wie teile ich sie mit. Es ist manchmal notwendig, dass wir sie äußern. Es ist nicht notwendig sie der Umwelt aufzudrücken.
    Ich weiß, in den Köpfen herrscht das Bild des Ventils und den Überdrucks, aber das funktioniert nicht so. Mir ist übrigens keine Aussage von einem Meister bekannt, der das "Rauslassen" propagiert.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.