Konsumorientierung

  • In vielen Büchern zum Buddhismus wird behauptet, dass die Menschen versuchen, ihr Glück im Konsum zu finden. Daran würden sie regelmäßig scheitern, weil die Befriedigung des Konsums zwar kurzfristig "glücklich" machen würde, aber langfristig dieser Effekt verpufft, weil er sehr schnell vergeht.


    Ist das wirklich so? Sind die Menschen wirklich so dumm?


    Ich kenne viele, die nicht so denken. Für sie sind Beziehungen und/oder Gesundheit das wichtigste Gut. Materielle Sicherheit wird lediglich dann erwähnt, wenn die Gefährdung dieser Sicherheit "existenziell" ist, also z.B. wenn Arbeitslosigkeit u.s.w. droht...


    Wenn man Kinder hat, dann ist das häufig etwas anderes. Dann gibt es eine Art Neid Wettbewerb unter den Kindern und die Eltern versuchen, ihre lieben kleinen zu verwöhnen, indem sie ihre Wünsche erfüllen.


    Weiter wird argumentiert, dass es nicht möglich sei, das Glück im Konsum von materiellen Dingen zu finden. Wirkliches, dauerhaftes Glück sei nur möglich, wenn man sich mit den inneren Prozessen vertraut machen würde. Wenn man einsehen würde, dass Gier nach materiellen Dingen eben nicht glücklich machen würde.


    Ich finde, man sollte hier anders argumentieren. Vielen Menschen ist klar, dass ein neuer PC oder Fernseher nicht "glücklich" macht. Wenn der alte PC/ Fernseher kaputt ist, dann kauft man sich einen neuen. Nicht weil man dadurch "glücklicher" wird, sondern weil es (normalerweise) keine große Sache ist, den alten Status Quo wieder herzustellen.


    Etwas anderes ist es bei Dingen, die man nicht selbst beeinflussen kann. Dagyab Rinpoche erzählte bei seiner letzten Unterweisung zu Shantidevas 6. Kapitel (Geduld), dass der Fahrstuhl in seinem Berliner Mehrfamilienhaus nun schon längere Zeit nicht mehr funktioniert, In Berlin sei es nicht möglich, das passende Ersatzteil zu finden. Man müsse das kaputte Ding nach Hannover schicken. Wenn er Glück habe, sei der Fahrstuhl in diesem Jahr wieder einsatzbereit. Bis dahin müsse er die 6 Stockwerke zu Fuß bewältigen. Das ist für ältere Menschen eine echte Herausforderung. Aber was nützt es, sich darüber aufzuregen?

  • Hallo,
    Aus meinem Gefühl ist mit dem Konsumbegriff im buddhistischen Kontext etwas anderes gemeint.


    Es ist die Frage welche Güter überhaupt notwendig sind.


    Du schreibst du kennst viele für die Gesundheit und/oder Beziehung das wichtigste sind. Ist das wirklich so? Ich kenne natürlich dein Umfeld nicht.


    Aber nehmen wir mal den Bereich Gesundheit. Wenn das das wichtigste wäre, wieviel Geld gibt man denn so für seine Gesundheit aus? Standardmäßig als Arbeitnehmer ca 10 % des Bruttoeinkommen. Dann gibt es noch ein paar Zuzahlungen, die ja auch gesetzlich gedeckelt sind. Natürlich gehören auch Ausgaben für die Ernährung in diesen Bereich. Ich schätze also mal dass man insgemamt ca 20- 25 Prozent des Einkommens für Ernährung und Gesundheit ausgibt(hab ein Bisschen recherchiert) jetzt sagst du Beziehung sei auch eine Spitzenpriorität. Braucht man für die Aufrechterhaltung einer Beziehung wirklich viel Geld? Geht es nicht eher darum, achtsam und wertschätzen d zu sein? Meine Gedanken zielen auf die Frage ab, warum die Menschen im Allgemeinen in Deutschland so viel arbeiten bzw. glauben recht viel Geld verdienen zu müssen. Gerade die medizinische Grundversorgung unabhängig des Einkommens ist in deutschland doch sehr gut. Sicher kann man einwenden dass arme Menschen auch hier eher sterben als reiche Menschen. Aber ich finde die Unterschiede sind nicht so gross, wenn der arme Mensch auch gesund lebt.


    Für mein Empfinden könnten viele Leute auch halb so viel arbeiten und würden dann immernoch gesund leben können. Sicher habe ich hier den Bereich Wohnungskosten ausgeklammert. Aber auch in einer günstigeren kleineren Wohnung kann man ja gesund leben und mit mehr Freizeit/weniger Arbeitszeit könnte man seine Beziehung auch besser pflegen. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass viele Leute so leben(jetzt mal auf Gesamtdeutschland bezogen).


    Es lässt sich leicht sagen, dass Gesundheit und Liebe die wichtigsten Dinge im Leben sind. Aber die Frage ist ja wie man wirklich lebt. Mein Eindruck ist, dass es vielen Menschen eher um das Halten ihres aktuellen Lebensstandards geht. Also um das Wohnen in der Schönen Wohnung/in der guten Gegend,um das regelmäßige Umgestalten ihrer Wohnung, um nicht unbedingt, die aller neueste Technik, aber doch um aktuelle Technik usw.


    All das ist nicht wirklich wichtig, mit den oben genannten Wertgrundsätzen. Und dennoch frisst es einen grossen Teil des Einkommens auf.


    Ich kann deiner Argumentation nicht ganz zustimmen, dass Konsumausgaben, nur dazu dienen, den alten Status quo wiederherzustellen. Wenn es nur darum ginge, warum repariert man kaputte Technik nicht anstelle sie neu zu kaufen? Weil es so schön einfach ist? Ist das eine legitme Motivation im sinne von guten Werten wie Bescheidenheit Umweltbewusstsein und dergleichen? Ich finde nicht. Es ist aus meiner sich eher Bequemlichkeit. Man müsste erst eine Werkstatt suchen, und wenn man dann 30 Prozemt des Gerätewerts für die Reparatur ausgeben müsste denken viele Leute, dass man sich dann auch etwas neues kaufen kann. Was widerum zu höheren Ausgaben führt


    All diese Themen liessen sich durch Achtsamkeit relativ einfach lösen. Aber ich habe den Eindruck, dass es vielen Leuten unangenehm zum sein scheint, achtsam die eigenen Gewohnheiten zu prüfen und dann vielleicht auch grundlegendend Veränderungen vorzunehmen.


    Liebe Grüsse
    Tobias

  • milam:

    Es ist die Frage welche Güter überhaupt notwendig sind.


    Wird die Frage denn beantwortet? Ist z.B. der PC, den Du benutzt "notwendig"?


    milam:

    Für mein Empfinden könnten viele Leute auch halb so viel arbeiten und würden dann immer noch gesund leben können


    Das mag für den Moment richtig sein. Die meisten Menschen können sich aber eine reduzierte Arbeitszeit nicht leisten, weil sie sonst im Alter Altersarmut befürchten müssen, weil die Rente nicht reicht, um die Grundbedürfnisse zu befriedigen.


    milam:

    Wenn es nur darum ginge, warum repariert man kaputte Technik nicht anstelle sie neu zu kaufen?


    1. Manchmal gibt es doch gar keinen qualifizierten Techniker vor Ort, der kaputte Technik reparieren könnte.
    2. Manchmal ist es günstiger ein neues Gerät zu kaufen, als alte Technik zur Reparatur zu bringen
    3. Manchmal ist die alte Technik so veraltet, dass sie nicht mehr reparierbar ist.


    milam:

    Aber ich habe den Eindruck, dass es vielen Leuten unangenehm zum sein scheint, achtsam die eigenen Gewohnheiten zu prüfen und dann vielleicht auch grundlegendend Veränderungen vorzunehmen.


    Es ist natürlich auch nicht einfach, lieb gewonnene Gewohnheitsmuster abzulegen. Da gehört schon ein wenig mehr Einsicht dazu wie ein "bisschen" Achtsamkeit.


    milam:

    Es lässt sich leicht sagen, dass Gesundheit und Liebe die wichtigsten Dinge im Leben sind. Aber die Frage ist ja wie man wirklich lebt.


    Gut, die meisten Menschen, die sowas sagen haben bereits einen gewissen Status Quo erreicht,
    Ich habe ja geschrieben, dass es dann kritisch wird, wenn dieser Status Quo existenziell gefährdet wird. Das hat dann in der Tat etwas damit zu tun, das man befürchtet, seinen Kredit nicht mehr tilgen zu können, auf Status und Anerkennung verzichten zu müssen u.s.w. In solchen kritischen Situationen zeigen sich die wahren Freunde.

  • Vielleicht war es schon immer so dass menschlicher Wert und wesentlicher Lebenssinn daran gemessen wurde, was man sich leisten kann. Mit der Industriealisierung sind Ideale wie Bescheidenheit und Genügsamkeit noch mehr in den Hintergrund getreten, die Schranken der Gier immer mehr gefallen - genug ist zu wenig. Mehr Autos, mehr Straßen, mehr Flugzeuge und Pisten, schneller, besser, weiter, größer. Riesige Supermärkte mit tausenden Artikeln, Regale übervoll mit stilischen Verpackungen in allen Variationen und Duftnoten der Kosmetikartikel, Lebensmittel in allen Nuancen des Geschmacks, 50 Käsesorten, Milchprodukte aller Art, usw. usw. Weil alles immer verfügbar sein muss wird weggeworfen was übrigbleibt. In Konsumvierteln mit allem was das Herz begehrt reiht sich Halle an Halle, so dass man in einem ganzen Tag nicht damit fertig würde alles nur anzusehen. Produktion und Handel überlegen ständig wo sie noch was reinpressen können, wo der Markt noch nicht übersättigt ist um den Leuten noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. An allen Ecken und Enden und über alle Medien aufdringliche Suggestivwerbung. Internationale Großkonzerne dominieren den Markt. Was früher für die Meisten unerreichbarer Luxus war, ist heute unter der Armutsgrenze. Alles wird vermarktet, der Handel jubelt über eine erneute Steigerung des Weihnachtsgeschäfts...


    Erfolg haben bedeutet oft ein Vermögen anzusammeln - der amerikanische Traum. Vermögen ist das was man vermag, was man sich kaufen kann, und das ist alles erdenkliche von Reisen in die Stratosphäre bis zum Präsidentenamt. Dann hat man wirklich geschafft. Es ließe sich noch vieles darüber sagen, über die Ausbeutung der Natur und der menschlichen Triebe, von wegen wir sind nicht konsumorientiert. Aber wir sind großzügig, was veraltet ist geht in die "dritte Welt", die wollen ja auch "Entwicklung". Immerhin können sie schon mal in den exportierten Müllbergen nach verwertbarem Elektronikschrott stochern.


    Gut, das ist ein bisschen bitter, es gibt überall auch echte Ethik und guten Willen. Aber es ist schon monströs, was wir aus der Welt gemacht haben.

  • Lucy:

    Sherap, bitte konkretisiere deine Frage.


    Sind Menschen wirklich so dumm, dass sie meinem, im materiellen Konsum ihr Glück zu finden?

  • Sherab Yönten:

    Sind Menschen wirklich so dumm, dass sie meinem, im materiellen Konsum ihr Glück zu finden?

    Ja, sie sind sogar so dumm sich gegenseitig abzuschlachten. "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher."(Einstein, Befürworter und Mitarbeiter an der Entwicklung der Atombombe)

  • milam:

    Wenn es nur darum ginge, warum repariert man kaputte Technik nicht anstelle sie neu zu kaufen? Weil es so schön einfach ist? Ist das eine legitme Motivation im sinne von guten Werten wie Bescheidenheit Umweltbewusstsein und dergleichen?


    Ein Beispiel, daß mich richtig ärgert! :( Ich hab' ein Handy und beim Kauf drauf geachtet, daß der Akku austauschbar ist wegen Umwelt etc. Nach einem Jahr hat sich der Akku in der Mitte gefährlich aufgebläht, mit der Gefahr zu platzen und/oder in Brand zu geraten. Es ist unmöglich, irgendwo diesen X&"§? Akku als Ersatz zu bekommen! Lieferanten in China haben diese Dinger rumliegen, nur können die mir nicht einen davon schicken, weil sich DHL und Co. weigern Päkchen mit einzelnen Akkus zu transportieren. Daß parallel Frachtflugzeuge und ganze Container voll mit ähnlichen Akkus oder noch übler mit Geräten mit eingelöteten Akkus unterwegs sind spielt keine Rolle...


    Natürlich habe ich das Handy nicht entsorgt, mir ist egal, wie altmodisch es wird. Nur irgendwann wird es einfach in der veränderten technischen Umwelt nicht mehr laufen, selbst mit Akku.


    Also ganz nebenbei - hat jemand einen Ersatzakku für ein Siswoo C50 rumliegen? :grinsen:

  • Hallo Sherab,


    Wenn du die Frage wieviele Güter wie z.B der PC überhaupt notwendig sind buddhistisch konsequent beantwortest, braucht es natürlich keinen PC. Buddha hatte keinen PC und wurde denoch BUDDHA. Das ist aber finde ich keine Antwort die in der heutigen Zeit dem mittleren Weg entspricht.


    Deine Argumentation zur Rente hinkt finde ich. Ich glaube dass Altersarmut ein Problem sein kann.


    Deine Argumentation suggeriert aber, dass die meisten Menschen soviel arbeiten, um Geld fürs Alter zurückzulegen. Und das glaube ich eben nicht. Dann würden sie ja meiner Logik folgend, die Hälfte ihres Geldes fürs Alter zurück legen und die andere Hälfte bliebe zum Leben übrig Ich kenne niemanden der so lebt. Und zumindest würde ich sagen, dass ein Grosser Teil der Bevölkerung nicht so lebt.


    Auch wenn es um die Grundbedürfniss e geht, gibt es ja die Grundsicherung im Alter die einen Teil Versorgungslücke schliessen kann. Als letztes langfristiges Mittel gäbe es natürlich auch die Möglichkeit andere Parteien zu wählen die Altersarmut mehr in den Blick nehmen, als die aktuellen Parteien. Ich halte diese Argumentation also für fadenscheinig/kurzfristig. Am Ende muss man sich fragen in welcher Gesellschaft man leben will und dann einen entsprechenden Lebensstil haben und die Parteien wählen die dazu passen. Mit einer konservativen(den Status quo bewahrendenen) Haltung gehen solche Veränderungen natürlich nicht.


    Zur Technikfrage.


    Dass es manchmal keine qualifizierten Techniker vor Ort gibt ist richtig. Aber das bedeutet dann eben dass man etwas weiter fahren muss (Ich habe selbst auf dem Land gelebt und musste eininge Stunden fahren um etwas reparieren zu lassen). Ich finde man muss halt irgendwo anfangen.


    2. Wenn es so ist, ist ein Neukauf natürlich sinnvoll. Auch dein dritter Punkt macht Sinn.
    Aber es fühlt sich für mich dennoch nach Komfortzone an.


    Man kann ja z.B. Auch vor dem Kauf darauf achten, ob es Reparatur Möglichkeiten gibt. Man kann bewusst produkte kaufen die sich eher reparieren lassen. Bei Smartphones ist das zum Beispiel möglich (ohne dafür unbedingt mehr Geld zu zahlen, wenn man dafür gewisse Leistungseinbußen in Kauf nimmt) und als letztes kann man natürlich auch nach Handwerkern in der Nähe suchen, die etwas reparieren können in einer möglicherweise provisorischen Art und Weise. Das macht es auch billiger. Sicher wäre ein neues Gerät dann besser aber dann ist man wieder im Hamsterrad mit der Vorstellung ich brauche Held weil alles kaputt gehen kann.

  • milam:

    Das ist aber finde ich keine Antwort die in der heutigen Zeit dem mittleren Weg entspricht.


    Haben sich die Zeiten wirklich so geändert, dass man den Buddhismus neu erfinden muss?
    Ich finde, man sollte sich die Mühe machen, andere Punkte als eine "übertriebene Konsumorientierung" herauszupicken, um Argumente zu finden die für den Buddhismus sprechen. Eine übertriebene Konsumorientierung gab es zu Buddhas Zeiten jedenfalls nicht. Da ging es den meisten eher ums nackte Überleben.


    milam:

    Deine Argumentation zur Rente hinkt finde ich. Ich glaube dass Altersarmut ein Problem sein kann.


    Verstehe ich nicht, was bei meiner Argumentation hinkt. Du hattest behauptet, die Menschen wären in der Lage, ohne weiteres ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Natürlich würden sie dann auch weniger Geld verdienen und es stünde weniger für die Rente zur Verfügung.


    milam:

    Dass es manchmal keine qualifizierten Techniker vor Ort gibt ist richtig. Aber das bedeutet dann eben dass man etwas weiter fahren muss (Ich habe selbst auf dem Land gelebt und musste eininge Stunden fahren um etwas reparieren zu lassen)


    Das setzt voraus, dass man ein Auto hat. Ich habe aber kein Auto. Was nun?


    mukti:
    Sherab Yönten:

    Sind Menschen wirklich so dumm, dass sie meinem, im materiellen Konsum ihr Glück zu finden?

    Ja, sie sind sogar so dumm sich gegenseitig abzuschlachten. "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher."(Einstein, Befürworter und Mitarbeiter an der Entwicklung der Atombombe)


    Ich glaube nicht, dass man Krieg und Konsum miteinander vergleichen kann.

  • Sherab Yönten:

    Sind Menschen wirklich so dumm, dass sie meinem, im materiellen Konsum ihr Glück zu finden?


    Ich leider ja. Und ich behaupte, dass diese Konditionierung fast jede und jeder in unserer Gsellschaft verinnerlicht hat, auch wenn das nicht immer zu Tage tritt.
    Ich lebe nicht besonders konsumorientiert. Mein Auto ist 12 Jahre, mein CD-Spieler 25, die Boxen 35.


    Allerdings: Wenn es um Musikinstrumente geht, dann fühle ich völlig anders. Ein Teil von mir ist absolut davon überzeugt, dass eine neue Gitarre oder ein neuer Synth meine Musik noch besser machen, und meine Performance grandios. Ist natürlich Quatsch, sitzt aber tief. Unter Musikern nennt man das "gear aquisition syndrom".


    Wer frei von unnötigem Konsum ist, der werfe das erste Smartphone! :grinsen:


    Liebe Grüße,
    Aravind.

  • Na ja, die eine Frage ist doch die, ob Menschen unnötige Dinge konsumieren (keine Frage, das tun sie), die andere Frage ist die, und darum ging es mir, ob sie Dinge unnötigerweise konsumieren, um glücklich zu sein.

  • Hallo Sherab,


    Zur Altersarmut habe ich mich doch ausführlich geäussert. Durch die Änderung der politischen Prioritäten und durch die Veränderung des Konsumverhaltens lässt scih das Problem mittelfristig lösen (Ich argumentiere hier aus der Position eines 30 Jährigen)


    Zur Reperatur:
    Ich habe auch kein Auto und bin mit derr Bahn gefahren. Alternativ, soweit es möglich ist, kann man ja die Dinge auch als Paket an den Handwerker verschicken.


    Zum Buddhismus in der heutigen Zeit:
    Wenn du wirklich findest, dann mache es doch wie der Buddha und seine Anhänger und lebe als Mönch. Das ist legitim. Der Buddha hat es zumindest getan.

  • fotost:

    Es ist unmöglich, irgendwo diesen X&"§? Akku als Ersatz zu bekommen!


    Zum kotzen, oder?
    In 5 ]ahren gibt es nur noch Handys und Notebooks mit verklebten Akkus.
    Liebe Grüße,
    Aravind.

  • Aravind:
    fotost:

    Es ist unmöglich, irgendwo diesen X&"§? Akku als Ersatz zu bekommen!


    Zum kotzen, oder?
    In 5 ]ahren gibt es nur noch Handys und Notebooks mit verklebten Akkus.
    Liebe Grüße,
    Aravind.



    Gerade im Smartphone Bereich gibt es aber zarte "Alternnativ-Pflänzchen


    siehe z.B. Shiftphones.



    Aber die Gesamtsituation finde ich auch zum Kotzen.


  • Es ging hier ja speziell ums Kaufen.
    Um Deine Frage zu beantworten: Ich konsumiere keine Dinge, um glücklich zu sein, weil ich mir bewusst bin, dass dieses Glück vergänglich ist. Ich bin mir sicher, dass viele Konsumenten sich sehr bewusst sind, dass sie Glück nicht durch Konsum erreichen.

  • Aravind:
    fotost:

    Es ist unmöglich, irgendwo diesen X&"§? Akku als Ersatz zu bekommen!


    Zum kotzen, oder?
    In 5 ]ahren gibt es nur noch Handys und Notebooks mit verklebten Akkus.
    Liebe Grüße,
    Aravind.


    Danke für Dein Mitgefühl :)


    Ich finde den Thread ganz interessant, vielleicht gerade zu dieser Jahreszeit. Man kann sein Konsumverhalten schon mal überdenken. Konsum hat natürlich auch immer mit Randbedingungen zu tun (Technik, wirtschaftliche Situation, soziale Bedingungen... etc.) Buddha hat keinen PC benutzt, stimmt, aber er und seine Jünger hatten auch keine Impfung gegen Diphtherie oder Hepatitis B, ich bin dankbar dafür, daß es das heute gibt. Die Orientierung am untersten, extremsten Level hätte Buddha wahrscheinlich als mit einem mittleren Weg nicht vereinbar abgelehnt.



    Randbedingungen - mir fällt es in Bussen oder Bahnen immer wieder auf, wie viele Leute sich hinter ihrem Handy verstecken und ganz extrem fällt mir dann auf (mein Blick wird magnetisch in diese Richtung gezogen), wenn mal jemand ganz altmodisch Notizen oder sonstwas in einem kleinen Notizbuch einträgt. Meist benutzen diese Leute keinen 08/15 Kuli, sondern auch irgendwie ein seltsames Schreibgerät wie einen 3cm langen Bleistift oder einen Füller.


    Keine Ahnung, ob das eine ganz bewusste Abkehr vom Handywahn ist oder ob diese Leute asoziale Psychos sind, die wegen Schufa Einträgen und dutzender Vorstrafen keinen Handyvertrag bekommen... :rofl::clown:


    Meist sehen sie ziemlich tiefenentspannt aus.

  • Sherab Yönten:

    Ich kenne viele, die nicht so denken. Für sie sind Beziehungen und/oder Gesundheit das wichtigste Gut. Materielle Sicherheit wird lediglich dann erwähnt, wenn die Gefährdung dieser Sicherheit "existenziell" ist, also z.B. wenn Arbeitslosigkeit u.s.w. droht...


    Wenn man Kinder hat, dann ist das häufig etwas anderes. Dann gibt es eine Art Neid Wettbewerb unter den Kindern und die Eltern versuchen, ihre lieben kleinen zu verwöhnen, indem sie ihre Wünsche erfüllen.


    Ich verfolge die Argumentation nicht gut. Alles was Du geschrieben hast ist vom Anfang bis Ende Konsum. Wir lernen und leben nur im Konsum. Die Angst vor Arbeitslosigkeit ist nur ein Teil des Konsums. Mit Arbeit habe ich genug Geld für ein Auto, mit einem Auto kann ich eine bessere Arbeit bekommen, mit einer besseren Arbeit gründe ich eine Familie, usw.


    So ist die Sache mit dem Kinder. Warum ihre Wünschen durch Konsum erfüllen und nicht direkt erklären, dass besser im Park spielen ohne irgendetwas zu kaufen müssen?


    Sogar Gesundheit wurde in unserer Gesellschaft als Markt entwickelt und konsumiert. Die Menschen konsumieren heutzutage "gesunden Produkte" um Gesund zu Bleiben. Die Politiker kaufen technischen Lösungen für Krankenhäuser, die manchmal keinen Mensch braucht.


    Für mich ist ein Widerspruch wenn jemand mir sagt, ich bin glücklich ohne Konsum aber habe Angst davor keine Arbeit zu haben. Der hat nicht verstanden was eigentlich in unserer Gesellschaft Konsum ist und wie alle für das Konsum konzipiert ist. Die Geburt und der Tod eines Menschen ist auch vermarkt worden.


    Ich würde sagen, das entspricht nicht die 100% der Bevölkerung eines Landes und gibt es bestimmt "Stufen". Mag sein, dass jemand arbeite und danach sein ganzes Geld schenkt, ist es aber nicht die Regel.


    Grüße.

  • Lucy:

    Und noch eine Frage: warum konsumierst du Dinge, wenn du dir bewußt bist, dass sie dich nicht glücklich machen?


    Weil ich nicht alleine lebe,

  • voxk:

    Für mich ist ein Widerspruch wenn jemand mir sagt, ich bin glücklich ohne Konsum aber habe Angst davor keine Arbeit zu haben.


    Guter Punkt. Das ist vielleicht für die meisten die Achillesferse.


    In dem Buch, das ich zitiert habe, wurde dieser Punkt nicht erwähnt.


    Da ging es wirklich darum. dass Leute behaupten, sie wären angeblich glücklicher wenn sie 2 Autos besitzen würden anstatt nur ein Auto (ein Beispiel).

  • mukti:

    Vielleicht war es schon immer so dass menschlicher Wert und wesentlicher Lebenssinn daran gemessen wurde, was man sich leisten kann. Mit der Industriealisierung sind Ideale wie Bescheidenheit und Genügsamkeit noch mehr in den Hintergrund getreten, die Schranken der Gier immer mehr gefallen - genug ist zu wenig. Mehr Autos, mehr Straßen, mehr Flugzeuge und Pisten, schneller, besser, weiter, größer. Riesige Supermärkte mit tausenden Artikeln, Regale übervoll mit stilischen Verpackungen in allen Variationen und Duftnoten der Kosmetikartikel, Lebensmittel in allen Nuancen des Geschmacks, 50 Käsesorten, Milchprodukte aller Art, usw. usw. Weil alles immer verfügbar sein muss wird weggeworfen was übrigbleibt. In Konsumvierteln mit allem was das Herz begehrt reiht sich Halle an Halle, so dass man in einem ganzen Tag nicht damit fertig würde alles nur anzusehen. Produktion und Handel überlegen ständig wo sie noch was reinpressen können, wo der Markt noch nicht übersättigt ist um den Leuten noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. An allen Ecken und Enden und über alle Medien aufdringliche Suggestivwerbung. Internationale Großkonzerne dominieren den Markt. Was früher für die Meisten unerreichbarer Luxus war, ist heute unter der Armutsgrenze. Alles wird vermarktet, der Handel jubelt über eine erneute Steigerung des Weihnachtsgeschäfts...


    Erfolg haben bedeutet oft ein Vermögen anzusammeln - der amerikanische Traum. Vermögen ist das was man vermag, was man sich kaufen kann, und das ist alles erdenkliche von Reisen in die Stratosphäre bis zum Präsidentenamt. Dann hat man wirklich geschafft. Es ließe sich noch vieles darüber sagen, über die Ausbeutung der Natur und der menschlichen Triebe, von wegen wir sind nicht konsumorientiert. Aber wir sind großzügig, was veraltet ist geht in die "dritte Welt", die wollen ja auch "Entwicklung". Immerhin können sie schon mal in den exportierten Müllbergen nach verwertbarem Elektronikschrott stochern.


    Gut, das ist ein bisschen bitter, es gibt überall auch echte Ethik und guten Willen. Aber es ist schon monströs, was wir aus der Welt gemacht haben.


    So ist es. Und die Weihnachtszeit ist besonders monströs. Irgendwann kam der Weihnachstmann auf. Jetzt muss es unendliche rote Mützen geben, natürlich aus Polyester. Diese müssen auf dem Kopf von beknackt aussehenden Rentieren den Arbeitsplatz "schmücken" im Dezember. Dann schmeißt man den Mist weg denn nächstes Jahr muss da ja ein anderes Tier mit roter Mütze sitzen. Eigentlich geht die Menschheit ja noch in den Kindergarten und bräuchte Kindergärtner, die solche Schwachsinnshandlungen verbieten, die den Planeten mit noch mehr Plastik belasten.

    • Offizieller Beitrag
    mukti:

    Mit der Industriealisierung sind Ideale wie Bescheidenheit und Genügsamkeit noch mehr in den Hintergrund getreten, die Schranken der Gier immer mehr gefallen - genug ist zu wenig. Mehr Autos, mehr Straßen, mehr Flugzeuge und Pisten, schneller, besser, weiter, größer. Riesige Supermärkte mit tausenden Artikeln, Regale übervoll mit stilischen Verpackungen in allen Variationen und Duftnoten der Kosmetikartikel, Lebensmittel in allen Nuancen des Geschmacks, 50 Käsesorten, Milchprodukte aller Art, usw. usw. Weil alles immer verfügbar sein muss wird weggeworfen was übrigbleibt.


    Es ist ja nicht so, dass deswegen so viel produziert wird, weil die Leute so gierig ist. Es war ungekehrt. Zuerst sind die unglaublichen Erweiterungen der Produktionsmöglichkeiten gekommen, die so viele Arbeitsplätze geschaffen haben. Und weil so viel produziert wird, muss über Marketing Nachfrage und neue Märkte geschaffen werden.


    "Bescheidenheit und Genügsamkeit" klingt ja sehr erstrebenswert. Aber gäbe es statt der 50 Marken nur 2 und statt der 50 Varianten nur 2, dann würden all die anderen Fabriken schliessen. Wären die Leute bescheidener, müssten Millionen von Leute um ihre Arbeitsplätze fürchten:


      Und die Kaufleute auf Erden werden weinen und Leid tragen um sie, weil ihre Ware niemand mehr kaufen wird:Ware aus Gold und Silber und Edelsteinen und Perlen und feinem Leinen und Purpur und Seide und Scharlach und allerlei wohlriechendem Holz und allerlei Gerät aus Elfenbein und allerlei Gerät aus kostbarstem Holz und Erz und Eisen und Marmor und Zimt und Balsam und Räucherwerk und Myrrhe und Weihrauch und Wein und Öl und feines Mehl und Weizen und Vieh und Schafe und Pferde und Wagen und Leiber und Seelen von Menschen! [url=https://www.bibleserver.com/text/LUT/Offenbarung18(Offenbarung 18:2)[/url]


    Es ist also so eine verkehrte Welt, in der Bescheidenheit dem anderen seiner Möglichkeiten beraubt. Und Konsumieren zu so einer Art Bürgerpflicht wird. Lieber 5 Schampoos ( eines für die linke Achsel eines für die rechte Achsel...) statt einem und all den Beschäftigten in der Schaumindustrie ein schönes Fest bereiten.

  • void:

    Es ist also so eine verkehrte Welt, in der Bescheidenheit dem anderen seiner Möglichkeiten beraubt. Und Konsumieren zu so einer Art Bürgerpflicht wird.


    haha, du solltest wirklich mal Marx lesen.

    • Offizieller Beitrag
    Moosgarten:

    haha, du solltest wirklich mal Marx lesen.


    Ja, villeicht. Bei Marx wird die Akkumulationslogik des Kapital betont, also der Zwang das "Geld immer noch mehr Geld hecken" muss. Wobei aber ja Marx in einer Gesellschaft lebte, in der die Produktionskräfte noch dabei waren, den bestehenden Mangel zu beheben.


    Er ging davon aus, dass eine Überproduktionskrise zu Automatisierung, Rationalisierung, Effizienzsteigerung, Lohndumping, Arbeitszeiterhöhungen führt, die damit dann zu einer Verelendung (Proletarisierung) der Arbeiter führt. Das man einer Überproduktionskrise entegenwrken kann, dass man die Bedürfnisse der Menschen steigert und ihnen sogar mehr bezahlt kam ja dann erst mit dem Fordismus nach dem ersten Weltkrieg.


    Es hatwas von einem Teufelskeis: Damit das System stabil bleibt, muss die Wirtschaft wachsen und damit die Wirtscaft wachsen kann, muss immer mehr produziert und immer mehr vebraucht werden. Der Umsatz muss gesteigert werden, die Kessel geheizt werden und der Stoffwechsel hochfahren werden.


    Immer mehr muss vebraucht und verzehrt werden. Alles muss brennen.
    Während ja Nibbana das Verlöschen ist.

  • Die Kreativität des kapitalistischen Handelns hat Marx damals grob unterschätzt: ;)


    Zitat

    Wir stehen am Hauptbahnhof. Das Känguru muss mal. Ich muss auch. Allerdings nicht aufs Klo, sondern nur davor warten.


    Nach einer Minute kommt das Känguru zurück.
    "Ist dir klar, dass die meisten Krisentheorien des Kapitalismus, die den baldigen Zusammenbruch vorhersagen, daran kranken, dass sie unterschätzen, wie viele einst wertfreie Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens noch der kapitalistischen Verwertungskette anheimfallen können, um solchermaßen die Krisentendenzen durch eine quasi erneute ursprüngliche Akkumulation abzuschwächen?!, fragt das Känguru.
    Ich seufze.
    "Brauchste Geld fürs Klo?", frage ich.
    "Ich sehe, wir verstehen uns."


    Marc-Uwe Kling, Die Känguru-Chroniken.


    Liebe Grüße,
    Aravind.