Keine Lebewesen töten. Nur wie?

  • Hi Zusammen,


    Ich hätte da eine Frage und zwar ist es ja im Buddhistischen Verständnis keine Lebewesen zu töten. Das zu schaffen ist ja in der Modernen Welt in der wir leben zu einem Teil ja recht einfach, schließlich müssen wir nicht mehr jagen, das erledigt das Schlachthof und anschließend der Metzger um die Ecke für uns. Da "schlechtes" Karma erst durch die Absicht entsteht, wollte ich fragen wie ihr im Alltag damit umgeht, als wichtiges Beispiel dienen hier für mich die Insekten. Gerade im Sommer wo man oft das Fenster auf hat fliegen ja oft Mücken, Fliegen usw ins Zimmer rein. Wie geht ihr damit um? Sagen wir eine Fliege setzt sich permanent auf euren Körper sich nieder, das ist ja ziemlich nervenaufreibend. Wie sollte man da vorgehen? Versuchen die Fliege aus dem Fenster raus zu scheuchen? Oder einfach ignorieren? So wie ich das verstanden habe mit dem Karma ist es ja immer die Absicht. Wenn ich beim Metzger Salami kaufe unterstütze ich zwar damit weiter denn "Mord" an denn Tieren aber recht unbewusst, also ohne wirkliche Absicht ein zu Töten. Man könnte es dann höchstens verheuchelt nennen oder?



    LG

  • Ein Mücke wird erschlagen. Ansonsten liebe ich Haxe mit Kraut. :grinsen:
    Frei nach dem Motto "Ist Karma erst einmal versaut, schmeckt die Haxe auch mit Kraut."

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Festus:

    Ein Mücke wird erschlagen. Ansonsten liebe ich Haxe mit Kraut. :grinsen:
    Frei nach dem Motto "Ist Karma erst einmal versaut, schmeckt die Haxe auch mit Kraut."


    :rofl:


    Also könnte man wortwörtlich sagen: Dir ist das Konzept vom Karma absolut Wurst?

  • Stawrogin:

    ...Also könnte man wortwörtlich sagen: Dir ist das Konzept vom Karma absolut Wurst?


    Nein, ich akzeptiere es.
    Alles was ich willentlich mache, in Gedanken, Worten und Taten, hat eine Wirkung.
    Ich lasse mich überraschen, wie diese Wirkung aussieht.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Hallo!


    Ich sehe das so: es ist möglich, weitgehend ohne zu töten zu leben.
    Aber nicht völlig. Und weitgehend heißt für mich, so weitgehend wie möglich.
    Du kannst zB deine Ernährung diesem Vorsatz anpassen, Vegetarier oder sogar Veganer
    sein. Dies auch auf die Kleidung (zB Lederverzicht etc. ) ausdehnen.
    Kein Gift im Garten sprühen, die Umwelt möglichst nicht schädigen.
    Das wäre schon viel.
    Aber es wird immer Bereiche/ Beispiele geben (oder von anderen konstruiert werden)
    in denen das nicht 100%ig funktioniert.


    Wie weit jemand dabei geht, das als Richtig Erkannte anzuwenden hat immer damit zu tun,
    wie intensiv du hinschaust. Und wenn ich etwas in 30 Jahren Berufsleben gelernt habe,
    ist es das die Menschen wegschauen. In Bereich der Psyche meist, weil es zu sehr weh tut hinzuschauen. Im normalen Alltag, weil es unbequeme Konsequenzen bewirkt.
    Wie dies:


    Stawrogin:

    Wenn ich beim Metzger Salami kaufe unterstütze ich zwar damit weiter denn "Mord" an denn Tieren aber recht unbewusst,


    Die Konsequenz wäre, kein Fleisch mehr zu essen und auch keines mehr in Auftrag zu geben dadurch, das du es kaufst. (auch der Auftraggeber trägt seinen karmischen Anteil an der Handlung, nicht nur der Ausführende).
    Dein Beispiel hat nichts mit "unbewusst" zu tun, sondern mit "nicht hinschauen wollen".


    Und das tun die Menschen halt. Und um ihr Konstrukt zu stabilisieren und nicht hinschauen zu müssen werden dann verkopfte Begründungen bemüht, Verantwortung geleugnet oder Fakten so interpretiert das sie zur gelebten Einstellung passen.


    Das lässt sich natürlich auf ganz viele Beispiele anwenden, aber du hast ja die Salami selber erwähnt.


    Meine Antwort auf deine Frage wäre: so weit wie möglich dabei gehen und sich nichts vormachen.
    Dann ist ein großer Schritt erreicht.


    LG Rolf

  • Ich esse kein Fleisch und jedes Insekt in der Wohnung wird von mir vor die Tür gesetzt. Und das nicht mal, weil es mich nervt, sondern weil ich denke, dass es für das Tier draussen schöner ist als in meiner Wohnung.
    Diese "wohlwollende" Haltung gegenüber jeglichem Getier hatte ich schon immer in mir (quasi angeboren).
    Für mich also ganz normal.
    Es gibt aber ein Aber. Ich habe einen Hund, der Fleisch fressen will und es auch bekommt...
    Und Zecken werden entfernt.

  • Ich war eine Zeit "Bettelmönch"


    Oft war neben Reis und Gemüse auch Fleisch in meiner Bettelschale.


    Hätte ich das Gegebene dann ablehnen sollen?


    Buddha sagte :Lehnt nicht ab aufgrund Eurer Abneigungen und nehmt nicht aufgrund Eurer Bevorzugung an. Vermeidet einfach Hunger und Durst.


    _()_


    Was mir aufgefallen ist, das das Nicht-töten oft mit dem Ziel "gutes kharma" verknüpft wird.

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Ein Bettelmönch isst einmal täglich nur um den Körper zu erhalten, er wählt nicht aus was er kriegt, außer er weiß oder vermutet dass ein Tier extra für ihn geschlachtet wurde.
    Aus den Regalen im Supermarkt kann man selber auswählen und die Nahrung die großes Leid verursacht hat weglassen. Jedenfalls ließe ich mir das nicht mal von einem Buddha verbieten, was er aber auch bestimmt nicht getan hättte.

  • _()_ Multi


    Besonders wichtig finde ich Deinen letzten Satz. Bedenke aber: Du selbst bist Buddha.


    Wenn man mich fragt, so ist meine Meinung, das es ausserhalb eines Klosters kaum machbar ist, völlig den Regeln nach zu leben.


    _()_


    Ah noch das Wort eines klugen Menschen ...
    "Gewaltlosigkeit begreifst Du erst, wenn sich eine Bremse auf Deinen Hoden niedergelassen hat."

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Wenn es ein Töten gibt das ohne Gier, Hass, Wegblenden gibt, gibt es kein Problem.
    Wenn es kein Töten aus Gier, Hass, Wegblenden gibt, gibt es kein Problem.
    Achte ich darauf die Geistesgifte in meinen Personen zu erkennen und nicht mit ihnen zu tun ist Karma nur Handlung.
    Die Geistesgifte lassen sehr viel Diskussionen hier verdorben zurück.

  • Noreply ... wie gut, das Du etwas Schuldiges gefunden hast.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • jianwang:

    _()_ Multi


    Besonders wichtig finde ich Deinen letzten Satz. Bedenke aber: Du selbst bist Buddha.


    Buddha bedeutet soviel wie "Der Erwachte", was ich von mir nicht gerade behaupten kann.


    jianwang:


    Wenn man mich fragt, so ist meine Meinung, das es ausserhalb eines Klosters kaum machbar ist, völlig den Regeln nach zu leben.


    Das glaube ich.


    jianwang:


    Ah noch das Wort eines klugen Menschen ...
    "Gewaltlosigkeit begreifst Du erst, wenn sich eine Bremse auf Deinen Hoden niedergelassen hat."


    Da zeigt sich ob man Gewaltlosigkeit wirklich begriffen hat.

  • mukti:

    Buddha bedeutet soviel wie "Der Erwachte", was ich von mir nicht gerade behaupten kann.


    Im Zen sieht man jeden Menschen mit der Buddha-Natur "ausgestattet". Wenn ich "Buddha" sage, meine ich nicht den Menschen, der damals war.


    Buddha-Geist und gewöhnlicher Geist ... wo ist da ein Unterschied?
    Wenn Du meditierst, ist dies nicht nur Du, sondern auch Buddha und alle ihm Folgenden meditieren mit Dir.


    "Alles ist Eins" - die "Konsequenzen" sind weitreichend.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend


  • Reis. Werden beim Anbau, werden bei der Pflege, wird bei der Ernte nichts Lebendes getötet? Vielleicht sind die traditionellen Methoden sogar relativ (?) annehmbar. Beim heutigen Reisanbau sterben garantiert mehr Tiere pro Kilo Produkt als bei der Erzeugung von Rindfleisch in Argentinien.


    Reis ist dabei noch eine relativ umweltfreundliche Pflanze. Wie viele Wesen (Insekten, Spinnen) werden in Mähdreschern oder Getreidemühlen beim Weizen getötet für eine einzige Scheibe Brot? Gleiches gilt für Gemüse, vielleicht noch stärker.


    Ich übe mich darin, kein Leben zu nehmen. Ich töte nicht vorsätzlich. Ich füge keinem empfindungsfähigen Wesen Schaden zu.

  • jianwang:

    "Alles ist Eins" - die "Konsequenzen" sind weitreichend.


    Ja, wahrscheinlich Wiedergeburt in der Hölle.

  • fotost:


    Reis. Werden beim Anbau, werden bei der Pflege, wird bei der Ernte nichts Lebendes getötet? Vielleicht sind die traditionellen Methoden sogar relativ (?) annehmbar. Beim heutigen Reisanbau sterben garantiert mehr Tiere pro Kilo Produkt als bei der Erzeugung von Rindfleisch in Argentinien.


    Reis ist dabei noch eine relativ umweltfreundliche Pflanze. Wie viele Wesen (Insekten, Spinnen) werden in Mähdreschern oder Getreidemühlen beim Weizen getötet für eine einzige Scheibe Brot? Gleiches gilt für Gemüse, vielleicht noch stärker.


    Ja die Erde ist ein Jammertal und die Natur ist ein Schlachtfeld. Immerhin kann man darauf hinarbeiten, sich so weit wie nur möglich aus der Leidverursachung rauszuhalten.

  • mukti:
    fotost:


    Reis. Werden beim Anbau, werden bei der Pflege, wird bei der Ernte nichts Lebendes getötet? Vielleicht sind die traditionellen Methoden sogar relativ (?) annehmbar. Beim heutigen Reisanbau sterben garantiert mehr Tiere pro Kilo Produkt als bei der Erzeugung von Rindfleisch in Argentinien.


    Reis ist dabei noch eine relativ umweltfreundliche Pflanze. Wie viele Wesen (Insekten, Spinnen) werden in Mähdreschern oder Getreidemühlen beim Weizen getötet für eine einzige Scheibe Brot? Gleiches gilt für Gemüse, vielleicht noch stärker.


    Ja die Erde ist ein Jammertal und die Natur ist ein Schlachtfeld. Immerhin kann man darauf hinarbeiten, sich so weit wie nur möglich aus der Leidverursachung rauszuhalten.

    Leben ist Leiden, muss ich mir weil ich das weiss mein Leben verleiden?

  • fotost:


    Reis. Werden beim Anbau, werden bei der Pflege, wird bei der Ernte nichts Lebendes getötet? Vielleicht sind die traditionellen Methoden sogar relativ (?) annehmbar. Beim heutigen Reisanbau sterben garantiert mehr Tiere pro Kilo Produkt als bei der Erzeugung von Rindfleisch in Argentinien.


    Reis ist dabei noch eine relativ umweltfreundliche Pflanze. Wie viele Wesen (Insekten, Spinnen) werden in Mähdreschern oder Getreidemühlen beim Weizen getötet für eine einzige Scheibe Brot? Gleiches gilt für Gemüse, vielleicht noch stärker.


    Ich übe mich darin, kein Leben zu nehmen. Ich töte nicht vorsätzlich. Ich füge keinem empfindungsfähigen Wesen Schaden zu.


    Das ist ein wichtiger Punkt, den Du ansprichst: Sogar bei der Produktion veganer Lebensmittel werden viele Tiere getötet.


    Hinzufügen muss man sogar: Viele Tiere ("Schädlinge") werden dabei vorsätzlich getötet!


    Man kann also als Individuum versuchen, selbst nicht vorsätzlich zu töten.
    Aber dennoch bleibt es stets so, dass wir - weil wir leben müssen - verantwortlich sind für die Tötung anderen Lebens. (Albert Schweitzer hat diese Erkenntnis sehr eindrucksvoll formuliert.)



    Was die Tötung von Lebewesen auch bei der Produktion veganer Lebensmittel betrifft, legt Udo Pollmer provokant den Finger in die Wunde:
    https://www.youtube.com/watch?v=114dGfHFvY0

  • mukti:
    fotost:


    Reis. Werden beim Anbau, werden bei der Pflege, wird bei der Ernte nichts Lebendes getötet? Vielleicht sind die traditionellen Methoden sogar relativ (?) annehmbar. Beim heutigen Reisanbau sterben garantiert mehr Tiere pro Kilo Produkt als bei der Erzeugung von Rindfleisch in Argentinien.


    Reis ist dabei noch eine relativ umweltfreundliche Pflanze. Wie viele Wesen (Insekten, Spinnen) werden in Mähdreschern oder Getreidemühlen beim Weizen getötet für eine einzige Scheibe Brot? Gleiches gilt für Gemüse, vielleicht noch stärker.


    Ja die Erde ist ein Jammertal und die Natur ist ein Schlachtfeld. Immerhin kann man darauf hinarbeiten, sich so weit wie nur möglich aus der Leidverursachung rauszuhalten.


    Unsere Chance


    Zitat

    Ich übe mich darin, kein Leben zu nehmen. Ich töte nicht vorsätzlich. Ich füge keinem empfindungsfähigen Wesen Schaden zu.

  • Ellviral:
    mukti:


    Ja die Erde ist ein Jammertal und die Natur ist ein Schlachtfeld. Immerhin kann man darauf hinarbeiten, sich so weit wie nur möglich aus der Leidverursachung rauszuhalten.

    Leben ist Leiden, muss ich mir weil ich das weiss mein Leben verleiden?


    Nein aber ich muss es auch nicht Anderen verleiden.

  • fotost:


    Unsere Chance


    Zitat

    Ich übe mich darin, kein Leben zu nehmen. Ich töte nicht vorsätzlich. Ich füge keinem empfindungsfähigen Wesen Schaden zu.


    Sehe noch mehr Chancen: Ich übe mich darin soweit wie möglich an keiner Schädigung beteiligt zu sein, auch nicht als Konsument.

  • mukti:
    fotost:


    Unsere Chance


    Sehe noch mehr Chancen: Ich übe mich darin soweit wie möglich an keiner Schädigung beteiligt zu sein, auch nicht als Konsument.


    Danke mukti,


    das war meine Intention, meine Idee dahinter. Die absolute Kette der Verbindungen aufzuzeigen wäre für unsere moderne Gesellschaft unerträglich. Die Verknüpfungen gehen viel zu tief.


    "Ich übe mich darin ..." Buddha war ein langweiliger Realist :grinsen:

  • mukti:
    fotost:


    Unsere Chance


    Sehe noch mehr Chancen: Ich übe mich darin soweit wie möglich an keiner Schädigung beteiligt zu sein, auch nicht als Konsument.


    Das habe ich früher auch mal gedacht, es sei möglich, weitgehend unbeteiligt zu sein an Tötungen. Durch bewussten Konsum.


    Inzwischen bin ich mir da nicht so sicher. Schau Dir mal das oben verlinkte Video an: Es wird darin - sarkastisch aber leider höchst realistisch - vorgerechnet, wie viele Mäuse allein bei der Produktion eines Früchte-Müslis grausam vergiftet werden.


    Wie soll man da noch abwägen, welcher Konsum von Lebensmitteln weniger schädlich ist?


    Ich fürchte, so eine Abwägung ist unmöglich.